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St Nikolai im Berliner Ortsteil Spandau ist eine dreischiffige gotische Hallenkirche Erbaut wurde sie im 14 Jahrhundert an der Stelle einer um 1240 als ecclesia forensis Marktkirche erstmals urkundlich erwahnten Vorgangerkirche Blick von der Carl Schurz StrasseDie Kirche liegt am Reformationsplatz 1 in der Spandauer Altstadt und ist heute die Pfarrkirche der evangelischen Kirchengemeinde St Nikolai Berlin Spandau Die Gemeinde gehort zum Kirchenkreis Spandau des Sprengels Berlin der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg schlesische Oberlausitz Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Mittelalter 1 2 16 bis 19 Jahrhundert 1 3 Zeit des Nationalsozialismus 2 Bau und Ausstattung 2 1 Das Gebaude 2 2 Prinzipalien 2 3 Sakrale Kunst 2 4 Orgel 2 5 Glocken 3 In der Umgebung der Kirche 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Inneres der NikolaikircheMittelalter Bearbeiten Die St Nikolai Kirche ist eines der bedeutendsten Bauwerke der Spandauer Altstadt Sie war die mittelalterliche Pfarrkirche von Spandow mit dem Patrozinium des heiligen Bischofs Nikolaus von Myra des Schutzpatrons der Seefahrer reisenden Handler und Kinder Nikolaus Patrozinien finden sich im Mittelalter haufig bei Gotteshausern in Hafenstadten und Kaufmannsvierteln Das Kirchenpatronat uber St Nikolai das Recht zur Besetzung von Pfarrstellen mit einem Priester war von den askanischen Markgrafen Johann I von Brandenburg und Otto III dem Frommen dem 1239 von ihnen gegrundeten Benediktinerinnenkloster Spandau ubertragen worden Die Burgerschaft der Stadt Spandau hatte es 1240 abgelehnt das Kirchenpatronat uber St Nicolai gegen Zahlung einer Entschadigung selbst zu ubernehmen so dass die Pfarrkirche bis zur Reformation in der Abhangigkeit von den Benediktinerinnen blieb Die Pfarrer waren somit bis zu dessen Enteignung und Schliessung Angestellte des Klosters 1 Spandau gehorte zum Bistum Brandenburg das Benediktinerinnenkloster bildete darin mit 82 abhangigen Dorfern ein Unterzentrum sedes Sitz im ostlichen Teil des Bistums 2 Die moglicherweise aus Feldsteinen und Holz errichtete erste Kirche war im Laufe des 14 Jahrhunderts offenbar zu klein geworden An der Stelle wurde nach 1360 die heutige Kirche erbaut die gegen Ende des 14 Jahrhunderts fertiggestellt wurde Gunther Jahn ging von einem Baubeginn erst in den 1410er Jahren aus 3 nach neueren dendrochronologischen Untersuchungen lag dieser jedoch bereits in der ersten Halfte der 1360er Jahre das auf dem Kirchenrohbau errichtete holzerne Dachwerk ist auf die Jahre 1368 69 zu datieren so dass der Chor zu dem Zeitpunkt bereits fertiggestellt sein musste 4 Die Spandauer St Nikolai Kirche gilt daher in der architekturgeschichtlichen Forschung heute als einer der fruhesten markischen Sakralbauten mit Umgangschoranlage nach dem Vorbild des nur wenig alteren Ostchors der Nurnberger St Sebald Kirche mit starken Ubereinstimmungen in der Grundrissgeometrie Weil die Bauzeit der beiden Kirchen nur wenige Jahre differiert konnten Plangrundrisse zwischen den Baumeistern beider Kirchen kursiert haben Nach Einschatzung von Ulrike Gentz hatten die Wittelsbacher und Luxemburger denen die Mark Brandenburg in dieser Zeit unterstand Interesse an der wirtschaftlich bedeutenden Stadt Spandau Es gab Kontakte zwischen dem florierenden Nurnberg und den Handelsstadten in der Mark Brandenburg was auch dazu beitrug dass das suddeutsch bohmische Formenrepertoire in der Kirchenarchitektur nach Norddeutschland exportiert wurde wodurch die Genese des Hallenumgangschores im Backsteingebiet der Mark Brandenburg eingelautet wurde Die Spandauer Nikolaikirche spielte eine Schlusselrolle und wurde zum Vorbild fur die Berliner Nikolaikirche und fur St Marien und Andreas Rathenow Dies geschah gleichzeitig mit der Marienkirche in Frankfurt Oder deren Vorbild in der Heilig Kreuz Kirche in Schwabisch Gmund zu sehen ist oder vielleicht sogar etwas fruher als diese 5 An der Kirche befand sich ein Kirchfriedhof der 1431 nach den Veranderungen durch den Kirchbau von Bischof Stephan Bodecker von Brandenburg neu geweiht wurde beigesetzt wurde auf dem Friedhof bis 1750 6 Der massive spatgotische Westturm entstand 1467 1468 Eine Nebenkirche von St Nikolai war die Moritzkirche die seelsorglich und organisatorisch von dort mitbetreut wurde Moglicherweise war sie alter als die erste der beiden Nikolaikirchen erbaut vielleicht schon im 12 Jahrhundert und somit die erste Pfarrkirche in Spandow so der Historiker Joachim Pohl 7 An St Nikolai bestand im Mittelalter Erwahnung 1313 mit 19 Mitgliedern eine Kalandsbruderschaft eine Priestergemeinschaft der spater auch Laien angehoren konnten Sie betreute Reisende hatte ein Haus in der Breiten Strasse und besass das Patronatsrecht uber einen der Altare in der Nikolaikirche 1501 wurden Kurfurst Joachim I und sein Bruder Albrecht in den Spandauer Kaland aufgenommen Eine zweite Bruderschaft die St Annen Bruderschaft oder Elendsgilde wurde 1312 erwahnt Sie betreute ungluckliche Reisende und besass Garten nordlich der Stadt und in Stresow dort auch einen Hof 8 16 bis 19 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Der Chor von Osten Lithografie etwa Mitte des 19 Jahrhunderts Von der St Nikolai Kirche in Spandau breitete sich die Reformation in Brandenburg und Berlin aus Kurfurst Joachim II vollzog dort am 1 November 1539 seinen Ubertritt zum evangelischen Bekenntnis Seine Mutter Elisabeth gilt jedoch als die eigentliche Reformatorin Brandenburgs sie hatte sich bereits 1527 fur die evangelische Sache entschieden Sie war deshalb 1528 ausser Landes geflohen und zur Ruckkehr erst wieder bereit wenn sie hier frei nach lutherischer Lehre ihren Glauben leben konne Als sie 1545 endlich alle Bedingungen erfullt sah wahlte sie fur die letzten zehn Jahre ihres Lebens den Palas der Zitadelle Spandau zum Wohnsitz Seit dem Aussterben des Benediktinerinnenklosters gab es Katholiken und katholische Gottesdienste in Spandau erst wieder im 18 Jahrhundert Beim Berlin Spandauer Knuppelkrieg wurde der Turm der Kirche 1567 versehentlich von einer Kanonenkugel getroffen und sturzte ein 9 nbsp Kanonenkugel in der Nord FassadeIn der Zeit der napoleonischen Eroberungszuge in Europa gab es um die Kirche einige Kampfe woran eine 1839 in die Aussenmauer des Hauses eingemauerte Kanonenkugel erinnern soll Bereits 1567 hatte Kurfurst Joachim II von der Zitadelle aus den Kirchturm der wegen seiner Hohe Einblick in die Zitadelle bot wahrend eines von ihm inszenierten Lustgefechts zwischen der Spandauer und der Berliner Burgerschaft beschiessen lassen 10 1839 erfolgte unter Karl Friedrich Schinkel eine grundlegende Restaurierung der Kirche die zu den Feierlichkeiten anlasslich des 300 Jahrestages der Einfuhrung der Reformation abgeschlossen wurde an denen Konig Friedrich Wilhelm III und seine Familie teilnahmen 11 Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten In der Zeit des Nationalsozialismus war die Nikolaigemeinde Schauplatz erbitterter Gegensatze zwischen der oppositionellen Bekennenden Kirche BK und den regimetreuen Deutschen Christen DC Der Pfarrer von St Nikolai und Spandauer Superintendent Martin Albertz war eine Schlusselfigur in der Bekennenden Kirche und ein entschiedener Gegner des Regimes und seiner Ideologie Auch die Pfarrer Kurt Draeger und Georg Blenn standen der Bekennenden Kirche nahe die beiden anderen Pfarrer der Nikolaigemeinde Berg und Peter Schletz und die 3 4 Mehrheit des Gemeindekirchenrates standen auf der Gegenseite Der Streit drehte sich um Predigtplane Raumvergabe und Zustandigkeiten der Pfarrer fur die verschiedenen Teile der Gemeinde Die BK Pfarrer wurden mehrfach angezeigt und verhort sie mussten Disziplinarmassnahmen sowohl der Kirchenleitung als auch der staatlichen Behorden hinnehmen wie zeitweise Amtsenthebung oder Inhaftierung Um Pfarrer Albertz stritten die Evangelischen in Spandau zehn Jahre lang Von 1934 bis 1936 und von 1938 bis 1945 hatte er Predigtverbot in der Nikolaikirche sodass er mit der Bekenntnisgemeinde auf Notquartiere ausweichen musste seines Superintendentenamtes war er durchgehend enthoben DC Pfarrer Frauenhilfe und Gemeindekirchenrat forderten die Versetzung von Albertz statt einer blossen Beurlaubung umgekehrt forderten die Bekennenden Christen wiederholt mit Unterschriftslisten und Eingaben seine Wiedereinsetzung Als er im Fruhjahr 1936 vorubergehend wieder als Pfarrer nicht als Superintendent und auch nicht als geschaftsfuhrender Pfarrer amtieren durfte kamen zu seinem ersten Gottesdienst am 5 April 1936 650 bis 700 Gemeindemitglieder 12 Bau und Ausstattung Bearbeiten nbsp Sudliches Seitenschiff das sich in den Umgangschor fortsetzt nbsp Grundriss nbsp ApsisDas Gebaude Bearbeiten Die gotische Hallenkirche ein Backsteinbau hat ein vierjochiges Langhaus Das Mittelschiff wird von zwei schmalen fast gleich hohen Seitenschiffen flankiert An das Langhaus schliesst sich ostlich ubergangslos ein einjochiger Hallenumgangschor ohne Kapellenkranz an Der Chor schliesst aussen polygonal mit einem 9 16 Schluss im Inneren besitzt er einen 3 6 Schluss mit Sterngewolbe Aus diesem ungleichzahligen Chorschluss resultiert im Gewolbe des Chorumgangs ein Wechsel von viereckigen und dreieckigen Grundrissfeldern hierin stimmt die Nikolaikirche mit ihrem Vorbild dem Chor der Nurnberger St Sebald Kirche uberein 13 Im Scheitel des Chorumganges ist aus vorreformatorischer Zeit eine Sakramentsnische erhalten in der das Allerheiligste aufbewahrt wurde sie ist mit einer gotischen Holztur aus dem 15 Jahrhundert verschlossen Zwolf Pfeiler symbolisch fur die zwolf Apostel tragen das Kreuzrippengewolbe das sich uber dem Chorraum zum Sternrippengewolbe differenziert Der Innenraum hat eine Lange von 51 50 Meter und eine Breite von 18 50 Meter Das Mittelschiff ist 8 50 Meter breit und 13 10 Meter hoch die Seitenschiffe sind 12 90 Meter hoch Die profilierten Teile der Pfeiler und die Kreuzrippen sind aus roten Ziegeln im Klosterformat gemauert die Wande und Gewolbeflachen sind weiss verputzt Die Fenster sind durch Stabwerk dreigeteilt und haben eine rautenformige Bleiverglasung An das vierte Joch sind Seitenkapellen angebaut die als Abschluss der quergestellten Satteldacher Ziergiebel tragen die Sudkapelle wird heute als Sakristei genutzt die nordlich gelegene diente von 1647 bis 1774 der Glienicker Linie der Adelsfamilie von Ribbeck als Grablege und wird Ribbeck Kapelle genannt Der westlich vorgelagerte 75 5 Meter hohe monumentale Turm 14 in dem sich heute auch das Hauptportal der Kirche befindet hat einen Grundriss von 13 98 10 85 Metern im Erdgeschoss betragt die Mauerstarke 2 99 Meter An die Sudwestecke des Langhauses ist ein oktogonaler Treppenturm angebaut Das Dach hat eine Firsthohe von 31 30 Meter bei einer Traufhohe von 13 30 Meter ist mit Biberschwanzen gedeckt und uberspannt einheitlich Haupt und Seitenschiffe Es tragt uber dem Vorchorjoch einen sechseckigen barocken Dachreiter und am ostlichen Firstende ein goldenes Dachkreuz von 1993 15 Der Kirchturm der 1744 vier Jahre nach dem verheerenden Stadtbrand eine neue barocke Spitze erhalten hatte brannte am 6 Oktober 1944 nach einem Bombentreffer aus und erhielt danach ein pyramidenformiges Notdach Bei der Sanierung des Gotteshauses im Jahr 1989 erhielt der Turm wieder seine rekonstruierte barocke Haube mit Schinkelschem Schmuckwerk nach Planen von 1839 Infolge des Bombeneinschlags verbrannten auch Orgel und Orgelbuhne sowie die Halfte des Kirchengestuhls der Dachstuhl konnte gerettet werden Im Herbst 1946 wurde mit den Aufbauarbeiten begonnen am 27 Marz 1949 fand der erste Gottesdienst nach der Kriegszerstorung statt Die letzte umfassende Innen und Aussenrestaurierung erfolgte schrittweise in den Jahren 1979 bis 1996 Prinzipalien Bearbeiten Folgende Prinzipalien in der St Nikolai Kirche sind erwahnenswert Der Altar besitzt ein acht Meter hohes Retabel eine Ruckwand im Renaissancestil Es wurde am 17 Juli 1582 von Graf Rochus zu Lynar und seiner Frau Anne gestiftet und erhebt sich plastisch aus Kalkstein gefertigt und mit Stuckaufsatzen versehen In der Mittelachse ist unten reliefartig und farbig gefasst das Abendmahl Jesu dargestellt daruber das Jungste Gericht und in der Spitze in einer gekronten Mandorla Christus am Kreuz uber einer Weltkugel und der Bundeslade Das untere Feld mit der Abendmahlsszene hat zwei feststehende Seitenflugel die an einen gotischen Flugelaltar erinnern und auf denen die Stifterfamilie in kniender Haltung dargestellt ist Die Felder des Retabels werden gegliedert von allegorischen Frauengestalten Engeln und teilweise vergoldeten Pilastern Der Meister des Retabels ist unbekannt die Ausmalung stammt von Hieronymus Rosenbaum Das bronzene Taufbecken heute auf der linken Chorseite zwischen dem ersten nordlichen Chorpfeilerpaar aufgestellt ist das alteste erhaltene Stuck in der Kirche Das in am Beckenrand umlaufenden gotischen Minuskeln angegebene Datum im Jahr des Herrn 1398 am Fest der Geburt der glorreichen Jungfrau Maria 8 September wird als Hinweis auf den Zeitpunkt der Fertigstellung des Kirchenschiffs verstanden Das Taufbecken liegt auf vier als Mannergestalten ausgebildeten Tragerfiguren den vier Evangelisten und erhielt 1839 einen bronzenen Deckel Die holzerne Kanzel am ersten sudlichen Pfeiler entstammt dem Barock Sie wurde im letzten Drittel des 17 Jahrhunderts von einem unbekannten Meister geschaffen Die Kanzel gehorte zunachst zur Kapelle des Potsdamer Stadtschlosses bis sie 1714 Konig Friedrich Wilhelm I der reformierten Spandauer Johanneskirche schenkte in der sie dann 1751 aufgestellt wurde Die Johannes Gemeinde ging 1897 in der Nikolai Gemeinde auf und die Kanzel kam nach dem Abriss der Johanneskirche 1902 1903 im Jahr 1904 mit einer neuen Treppe an ihren heutigen Platz Den Kanzelfuss bilden drei Barentatzen er tragt den Kanzelkorb und daruber den von zwei akanthusumrankten Standern getragene Kanzeldeckel Korb und Deckel sind reich mit in bronzierendem Grun gefassten Akanthusblattern verziert Unter der Brustung des Korbes ragen drei geschwarzte hockende Adler mit goldenen Krallen und Schnabeln heraus 16 Prinzipalien nbsp Der Flugelaltar von 1582 nbsp Das Taufbecken von 1398 Sakrale Kunst Bearbeiten Eine Kreuzigungsgruppe ist heute in einer Nische an der Nordwand uber dem Eingang zur Ribbeck Kapelle angebracht Der uberlebensgrosse Kruzifixus aus Lindenholz geschnitzt wurde Ende des 15 Jahrhunderts geschaffen die Statuen der Maria rechts und des Johannes links aus Eschenholz Anfang des 16 Jahrhunderts Sie wurden erst spater zur Dreiergruppe vereinigt Gegenuber anderen Darstellungen stehen die Figuren in St Nikolai seitenvertauscht Ihr Aufstellungsort wechselte in der Kirche In der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts befand sie sich auf einem Tragerbalken der das Mittelschiff in Hohe des Choreingangs uberspannte Weil die Gruppe ab Marz 1944 ausgelagert war blieb sie unversehrt von Kriegseinwirkungen und wurde 1949 an der bisherigen Stelle provisorisch aufgehangt 1959 wurde entschieden die Kreuzigungsgruppe an der heutigen Stelle anzubringen Im gleichen Jahr wurde das Kreuz aus Kiefernholz mit einer Hohe von vier Metern und einer Breite von 2 70 Metern erneuert 17 An einem Pfeiler im Chor links uber dem Taufbecken wurde 2006 eine Skulptur des Kirchenpatrons St Nikolaus enthullt Sie stammt von dem Kunstler Bernd Gisevius und stellt in moderner Formensprache den Heiligen einerseits im grosseren unteren Teil als dynamischen Retter aus Seenot dar andererseits als Bischof mit Mitra und Stab aus der Bibel vortragend In der Ribbeck Kapelle steht eine Nachbildung der Spandauer Madonna deren Original 1876 dem Markischen Museum ubergeben worden war Die gotische Marienskulptur von 1290 diente der Marienverehrung und stammt moglicherweise aus dem Spandauer Benediktinerinnenkloster das eine Marienkirche besass Die Kirche enthalt zahlreiche Epitaphien zum Beispiel das des Feldmarschalls Joachim von Roebel und seines Bruders Zacharias und Gemalde aus verschiedenen Epochen Sakrale Kunst nbsp Die Kreuzigungsgruppe nbsp Spandauer Madonna Replik in der Ribbeckschen Kapelle fruher Marienkapelle der Kirche Orgel Bearbeiten nbsp Der OrgelprospektDie Orgelgeschichte von St Nikolai reicht zuruck bis in das 15 Jahrhundert 1734 erbaute der Orgelbauer Joachim Wagner ein Geselle Gottfried Silbermanns ein zweimanualiges Werk das Friedrich Ladegast 1880 um ein drittes Manual erweiterte Die Orgel verbrannte beim alliierten Luftangriff auf Spandau am 6 Oktober 1944 Im Jahr 1956 wurde von der Lubecker Orgelbaufirma Kemper eine neue Orgel mit 44 Registern erbaut Sie war nach ihrer Fertigstellung die bedeutendste Nachkriegsorgel Berlins 1970 erfolgte durch Kemper ein Umbau der Orgel und eine Neugestaltung des Prospektes In der gotischen Kirche wirkte das moderne asymmetrisch gestaltete Instrument jedoch wie ein Fremdkorper Zudem traten zunehmend klangliche und technische Schwachen auf Die Gemeinde entschloss sich deshalb zum Bau einer neuen Orgel Die Kemper Orgel wurde 1995 an die Stadtpfarrkirche Peitz verschenkt wo sie 1996 wieder eingeweiht wurde ihre Defizite werden seitdem sukzessive behoben 18 Die heutige Orgel wurde von der Firma Hermann Eule Orgelbau Bautzen errichtet und am 6 Oktober 1996 eingeweiht Beim Bau der Orgel wollte man in dem modernen zeitgemassen Instrument die Orgelgeschichte von St Nikolai spurbar werden lassen Wesentlich mitbestimmt wurden die Konzeption und die Dispositionen von Haupt und Oberwerk durch das Instrument Joachim Wagners Das Schwellwerk orientiert sich an Orgeln des ausgehenden 18 Jahrhunderts Das Instrument hat 3638 Pfeifen davon 268 Holzpfeifen in 51 Registern auf drei Manualen und Pedal Die Spieltrakturen sind mechanisch Die Registertrakturen sind mechanisch und elektrisch Auch das neunteilige stark gegliederte und reich ornamentierte Gehause nimmt ein Konzept Joachim Wagners auf 19 Disposition I Hauptwerk C g30 1 Principal 0 8 0 2 Bordun 16 0 3 Viola di Gamba 0 8 0 4 Hohlflote 0 8 0 5 Rohrflote 0 8 0 6 Traversflote 0 4 0 7 Spitzflote 0 4 0 8 Octave 0 4 0 9 Quinte 0 2 2 3 10 Octave 0 2 11 Cornett V ab g 0 8 12 Mixtur V 0 1 1 3 13 Cimbel III 0 1 14 Fagott 16 15 Trompete 0 8 Tremulant II Oberwerk C g316 Principal 4 17 Traversflote 8 18 Gedackt 8 19 Quintadena 8 20 Rohrflote 4 21 Quinte 2 2 3 22 Oktave 2 23 Waldflote 2 24 Terz 1 3 5 25 Quinte 1 1 3 26 Scharff IV 1 1 3 27 Vox humana 8 Tremulant III Hinterwerk C g328 Lieblich Gedackt 16 29 Principal 0 8 30 Unda maris 0 8 31 Salicional 0 8 32 Lieblich Gedackt 0 8 33 Fugara 0 8 34 Octave 0 4 35 Nasat 0 2 2 3 36 Flageolet 0 2 37 Echocornett V ab g 0 8 38 Mixtur IV 0 2 39 Trompete 0 8 40 Oboe 0 8 Tremulant Pedal C f141 Principal 16 42 Subbass 16 43 Violon 16 44 Octavbass 0 8 45 Gemshorn 0 8 46 Quinte 0 5 1 3 47 Octave 0 4 48 Mixtur VI 0 2 2 3 49 Posaune 16 50 Trompete 0 8 51 Clairon 0 4 Koppeln II I III I I P II P III P Nebenregister Zwei Zimbelsterne Spielhilfen Tutti Zungenabsteller 512 fache SetzeranlageGlocken Bearbeiten Dem Stadtbrand am 25 Juni 1740 fielen auch die vorhandenen Kirchenglocken zum Opfer Die Gemeinde kaufte im 18 Jahrhundert neue Glocken Eine wurde im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen Bei dem Bombentreffer im Oktober 1944 wurde eine Glocke zerstort Die erhaltene grossere 1704 von Johannes Jacobi in Berlin gegossen hangt seit 1988 im Dachreiter und dient als Signierglocke die beim Beten des Vaterunser gelautet wird Im Jahr 1965 erhielt die Kirche zwei neue Glocken 1990 eine dritte die am 14 September 1990 gegossen und am Tag der Deutschen Einheit dem 3 Oktober 1990 zum ersten Mal gelautet wurde Die drei Glocken wurden gegossen von Petit amp Gebr Edelbrock in Gescher und lauten zu den Gottesdiensten am Morgen und am Abend und schlagen tagsuber auch die Uhrzeit 20 Die Entstehung der letzten Glocke dokumentierte Die Sendung mit der Maus 21 Nr Name Guss jahr Giesser Durch messer cm Masse kg Nominal Inschrift1 Dankglocke 1990 Petit amp Gebr Edelbrock 175 3400 b Danket dem Herrn denn er ist freundlich und seine Guete waehret ewiglich Psalm 118 1 Stadt und Land ist Erbarmung widerfahren Unser Gott hat wieder verbunden was getrennt war AD 19902 Traditionsglocke 1965 Petit u Gebr Edelbrock 150 2298 des O Land Land Land hore des Herrn Wort So stand es auf der im 1 Weltkrieg eingeschmolzenen alten Glocke so ruft es diese neue Glocke wieder Gegossen 1965 20 Jahre nach Beendigung des 2 Weltkriegs durch Petit u Gebr Edelbrock Gescher i W 3 Bittglocke 1965 Petit u Gebr Edelbrock 132 3 1575 es Diene dem geteilten Land diene der geteilten Stadt Verbinde was getrennt ist Erbarme dich unser o Herr Gegossen 1965 durch Petit u Gebr Edelbrock Gescher i W I Signierglocke im Dachreiter 1704 Johannes Jacobi 70 0 198 Alles was Odem hatt lobe den Herrn Halleluja 1704 Primae meae gentis et profundissima quaeque Ich bin die erste und tiefste meiner Art Johannes Jacobi goss michIn der Umgebung der Kirche BearbeitenVor dem Hauptportal der Kirche steht das Denkmal Kurfurst Joachims II das anlasslich des 350 jahrigen Jubilaums der Einfuhrung der Reformation durch Joachim II von Erdmann Encke entworfen und 1889 enthullt wurde Am Sockel des Denkmals zeigen Bildtafeln den Kurfursten bei der Einnahme des Abendmahls und bei seinem Ubertritt zum Protestantismus Ausserdem befindet sich nordlich der Kirche das Denkmal fur die Gefallenen der Befreiungskriege 1813 1815 von Karl Friedrich Schinkel entworfen und 1816 eingeweiht Literatur BearbeitenWinfried Augustat St Nikolai Kirche Berlin Spandau Kleine Kunstfuhrer 591 Schnell amp Steiner 5 neubearb Aufl Regensburg 1999 ISBN 3 7954 6081 6 Karl Heinz Bannasch Erstes Evangelisches Abendmahl in der Nikolai Kirche Spandau am 1 November 1539 Mit einer Einfuhrung von Agnes Almuth Griesbach In Zerbster Heimatkalender Zerbster Schriften Hrsg Verein Regionalgeschichte Anhalt Zerbst e V Zerbst 2022 S 152 174 Karl Heinz Bannasch Der Reformationsplatz im Herzen Spandaus Mit Betrachtungen zum Spandauer Kaland In Mitteilungen des Vereins fur die Geschichte Berlins 118 Jg Heft 4 Oktober 2022 Berlin S 463 476 Wiltrud Barth Die Nikolaikirche in Berlin Spandau ein fruher brandenburgischer Hallenumgangschor In Ernst Badstubner Dirk Schumann Hrsg Hallenumgangschore in Brandenburg Lukas Verlag Berlin 2000 S 157 204 Gemeindekirchenrat der St Nikolai Gemeinde Hrsg St Nikolai zu Spandau Wegweiser durch die Jahrhunderte Festschrift zur 450 Jahr Feier der Einfuhrung der Reformation in der Mark Brandenburg Berlin 1989 Gunther Jahn Sakralbauten St Nikolai Stadtpfarrkirche In ders Die Bauwerke und Kunstdenkmaler von Berlin Stadt und Bezirk Spandau Gebr Mann Verlag Berlin 1971 S 73 126 Friedrich Weichert St Nikolai zu Spandau Ein Mittelpunkt brandenburgischer Kirchengeschichte Edition St Nikolai Kirchengemeinde Spandau Berlin 1982 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Nikolai Sammlung von Bildern St Nikolai Kirche Spandau Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren InformationenEinzelnachweise Bearbeiten Joachim Pohl Das Benediktinernonnenkloster St Marien zu Spandau und die kirchlichen Einrichtungen der Stadt Spandau im Mittelalter Bohlau Verlag Koln Weimar Wien 1996 ISBN 3 412 03496 7 S 92 Felix Escher Frommigkeit und kulturelles Leben in Spandau vor der Reformation In Wolfgang Ribbe Hrsg Slawenburg Landesfestung Industriezentrum Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Bezirk Spandau Colloquium Verlag Berlin 1983 ISBN 3 7678 0593 6 S 145 154 hier S 146 Nach 1410 Gunther Jahn Sakralbauten St Nikolai Stadtpfarrkirche In ders Die Bauwerke und Kunstdenkmaler von Berlin Stadt und Bezirk Spandau Gebr Mann Verlag Berlin 1971 S 73 126 hier S 74 77 1360er Jahre Ulrike Gentz Der Hallenumgangschor in der stadtischen Backsteinarchitektur Mitteleuropas 1350 1500 Eine kunstgeographisch vergleichende Studie Lukas Verlag 2003 ISBN 978 3 931836 75 7 S 24 f 78 Vorschau in der Google Buchsuche Sie verweist auf Wiltrud Barth Die Nikolaikirche in Berlin Spandau ein fruher brandenburgischer Hallenumgangschor In Ernst Badstubner Dirk Schumann Hrsg Hallenumgangschore in Brandenburg Lukas Verlag Berlin 2000 S 157 204 Ulrike Gentz Der Hallenumgangschor in der stadtischen Backsteinarchitektur Mitteleuropas 1350 1500 Eine kunstgeographisch vergleichende Studie Lukas Verlag 2003 ISBN 978 3 931836 75 7 S 24 f 51 64 78 f 86 Vorschau in der Google Buchsuche Maritta Tkalec Womoglich Berlins altestes Gotteshaus Funde im Zuge der Altstadtsanierung in Spandau legen eine Neubewertung der Kirche des Heiligen Mauritius nahe In Berliner Zeitung Nr 220 21 September 2020 Seite 8 Joachim Pohl Das Benediktinernonnenkloster St Marien zu Spandau und die kirchlichen Einrichtungen der Stadt Spandau im Mittelalter Koln Weimar Wien 1996 S 87 91 Franz Kohstall Geschichte der Katholischen Pfarrgemeinde Sankt Marien zu Spandau Spandau o J 1924 S 17f Leonhard Horowski Das Europa der Konige Macht und Spiel an den Hofen des 17 und 18 Jahrhunderts Rowohlt Reinbek bei Hamburg 2017 ISBN 978 3 498 02835 0 S 127 Winfried Augustat St Nikolai Kirche Berlin Spandau Kleine Kunstfuhrer 591 Schnell amp Steiner 5 Auflage Regensburg 1999 ISBN 3 7954 6081 6 S 6 Berlin Sakrale Orte Grebennikov Verlag Berlin 2010 ISBN 978 3 941784 09 3 S 11 f Lena Krull Prozessionen in Preussen Katholisches Leben in Berlin Breslau Essen und Munster im 19 Jahrhundert Religion und Politik Band 5 Ergon Verlag Wurzburg 2013 ISSN 2195 1306 ISBN 978 3 89913 991 4 Darin 5 4 Berlin Ein Glanzstuck des jungen Berliner Katholizismus S 216 251 hier S 219 Hans Rainer Sandvoss Widerstand in Spandau Widerstand in Berlin von 1933 bis 1945 Gedenkstatte Deutscher Widerstand Berlin 1988 ISSN 0175 3592 S 102 114 Ulrike Gentz Der Hallenumgangschor in der stadtischen Backsteinarchitektur Mitteleuropas 1350 1500 eine kunstgeographisch vergleichende Studie Lukas Verlag 2003 ISBN 978 3 931836 75 7 S 51 ff 66 Vorschau in der Google Buchsuche Homepage des Bauingenieurs Ernst Jurgen Bachus mit technischen Angaben zu Berliner Kirchturmen abgerufen am 2 April 2010 Augustat S 9 Hohe 77 Meter Berlin Sakrale Orte Grebennikov Verlag Berlin 2010 ISBN 978 3 941784 09 3 S 11 f Winfried Augustat St Nikolai Kirche Berlin Spandau Kleine Kunstfuhrer 591 Schnell amp Steiner 5 Auflage Regensburg 1999 ISBN 3 7954 6081 6 S 8 12 Gunther Jahn Sakralbauten St Nikolai Stadtpfarrkirche In ders Die Bauwerke und Kunstdenkmaler von Berlin Stadt und Bezirk Spandau Gebr Mann Verlag Berlin 1971 S 73 126 hier S 98f Informationsblatt Die Triumphkreuzgruppe in St Nikolai in der Kirche Text Peter Lietzke Rainer Paasch 2008 Die Kemper Orgel auf www peitz de abgerufen am 22 Januar 2017 Informationen zur Eule Orgel Winfried Augustat St Nikolai Kirche Berlin Spandau Kleine Kunstfuhrer 591 Schnell amp Steiner 5 Aufl Regensburg 1999 ISBN 3 7954 6081 6 S 20 Informationsblatt Die Glocken von St Nikolai in der Kirche Text Peter Lietzke Sabine Muller Rainer Paasch 2011 Die Maus Spezial Glockengiessen gedreht in den 1990er Jahren bei Petit amp Gebr Edelbrock auf YouTube Kirchen und Gemeindezentren im Evangelischen Kirchenkreis Spandau 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