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Carl Herz 29 Juli 1877 in Kothen Anhalt 14 September 1951 in Haifa war ein deutscher Kommunalpolitiker und Jurist 1 Gedenkstele vor dem Rathaus Berlin Kreuzberg Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 1877 bis 1904 Kindheit Jugend Ausbildung 1 2 1904 bis 1921 Altonaer Jahre 1 3 1921 bis 1939 Berliner Jahre 1 4 1939 bis 1946 Britisches Exil 1 5 1946 bis 1951 Palastina Israel 2 Ehrungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten1877 bis 1904 Kindheit Jugend Ausbildung Bearbeiten Carl Herz wurde am 29 Juli 1877 im anhaltischen Kothen geboren Sein Vater der judische Kaufmann Julius Herz betrieb ein Herrenkonfektionsgeschaft am Marktplatz 8 Er war aus Coesfeld zugezogen wo er eigentlich Lehrer werden wollte Julius Herz konnte und wollte sich aber nicht an die strengen orthodoxen Regeln halten und wurde daher aus dem Lehrerseminar geworfen 1878 erwarb er das Burgerrecht Carls ebenfalls judische Mutter Hermine Gerson stammte aus Oldenburg In diesem Zweig der Familie gab es einige angesehene Hamburger Burger Seine zwei jungeren Bruder wanderten aus Hermann 1879 nach Brasilien und Georg 1885 als uberzeugter Zionist nach Palastina 2 Schon in jungen Jahren musste Carl Herz im vaterlichen Betrieb aushelfen war fur diese Arbeit aber untalentiert Ostern 1896 legte er im Ludwigsgymnasium die Reifeprufung ab und schrieb sich noch im selben Jahr an der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg ein Hauptfach Jura Bei Ernst Immanuel Bekker belegte er die Vorlesungen Institutionen des romischen Rechts und Romische Rechtsgeschichte sowie bei Georg Jellinek Juristische Enzyklopadie Allgemeine Staatslehre und Politik In Heidelberg und den Universitaten Leipzig Halle Saale und Berlin blieb Herz jeweils nur ein Semester ein damals ublicher Studienverlauf 2 In Leipzig horte er Vorlesungen uber deutsche Rechtsgeschichte und die preussische Geschichte ab der Zeit des Grossen Kurfursten 1897 in Halle bei Rudolf Stammler Grundlagen der Politik Dabei kam Carl Herz womoglich erstmals mit dem Marxismus in Kontakt Der Neukantianer Stammler wollte ihn zum Privatdozenten machen was Herz aber ablehnte Ebenfalls in Halle belegte er bei Karl Diehl Nationalokonomie Teil eins Dass schon Stammler und Diehl die Grundlagen fur seine spatere politische Einstellung legten darf bezweifelt werden denn in der Studienzeit ist keine Beschaftigung mit Karl Marx erkennbar Nachweislich setzte er sich aber intensiv mit drei liberalen Reformern des 19 Jahrhunderts auseinander Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein Rudolf von Gneist und Otto von Gierke Letzteren benannte Herz spater in seiner Dissertation als akademischen Lehrer Gierke und den ebenfalls erwahnten Gustav Schmoller lernte er wohl wahrend seines Berliner Semesters kennen 2 Ab dem Sommer 1898 war Carl Herz wieder an der Universitat Halle bereitete sich dort auf das Referendarexamen vor und bestand es am 1 Juli 1900 am Oberlandesgericht Naumburg mit summa cum laude Die praktische Arbeit fand am koniglichen Amtsgericht Schloppe in Westpreussen und ab 1901 am Landgericht Lissa in der Provinz Posen statt Diese ostlichen Regionen hatte er bewusst ausgesucht denn angehende Juristen konnten mit einem Referendariat in abgelegenen Gebieten Preussens die Staatsburgerschaft des grossten deutschen Landes erlangen Das Jahr 1901 brachte die Erlangung der Doktorwurde der Georg August Universitat Gottingen legte er den Beitrag zur Lehre von der Schuldenubernahme fur seine Inaugural Dissertation vor sowie die Hinwendung zum Marxismus Die Schrift Bernstein und das Sozialdemokratische Programm von Karl Kautsky loste eine Art politisches Erweckungserlebnis aus Die zweite juristische Staatsprufung absolvierte er am 16 April 1904 in Berlin 2 1904 bis 1921 Altonaer Jahre Bearbeiten Nach der Zeit im ostlichen Reichsteil wollte Carl Herz weiter westlich in einer grosseren Stadt seine Heimat finden Sein ihm zugeneigter Onkel Hermann Gerson arbeitete seit 1878 fur die Vereinsbank Hamburg und war 1902 bis 1907 ordentliches Vorstandsmitglied Dieser empfahl ihm Altona in der Provinz Schleswig Holstein wegen der Nahe zu Hamburg Mit seinem Partner Berg eroffnete Herz 1904 eine Anwaltskanzlei in der Allee 124 heute Max Brauer Allee einer der grossten Strassen Altonas Sie vertraten Arbeiter kleine Angestellte SPD Funktionare Gewerkschaftsfuhrer und sozialdemokratisch orientierte Journalisten Im Jahr 1904 startete mit dem Eintritt in die SPD auch seine politische Karriere 2 3 Gleich nach seiner Niederlassung sorgte Herz im Ruhstrat Prozess fur Aufsehen Der grossherzoglich oldenburgische Finanzminister Franz Friedrich Ruhstrat bezichtigte Johann Hermann Meyer 1899 bis 1900 Kellner im Kasino Oldenburg des Meineids Dieser hatte in einem Verfahren gegen den Minister geschworen er habe Ruhstrat beim verbotenen Glucksspiel beobachtet Der Freispruch des Kellners gegen einen hohen Reprasentanten des wilhelminischen Deutschlands kam einer Sensation gleich In der Regel hatte der Arbeiteranwalt es trotz seiner Verteidigungskunst intellektuellen Fahigkeiten und Redekunst schwer gegen die untertanige Justiz des Kaiserreichs 3 4 Spatestens ab 1905 wirkte Carl Herz als Redner fur die SPD und hielt Fortbildungskurse ab u a im September 1905 jeweils 20 30 Uhr im Arbeiterbildungsverein Altona Ottensen Gegenwartige Gestalt der preussischen und deutschen Verfassung fur das Fach Burgerkunde 3 Vortrage von Carl Herz 3 26 September 1905 Arbeiterbildungsverein Altona Ottensen Bildungsbestrebungen der Arbeiter12 November 1905 Arbeiterbildungsverein Altona Ottensen Koalitionsrecht3 Januar 1906 Arbeiterbildungsverein Altona Ottensen Preussische Verfassungsgeschichte15 Januar 1906 Arbeiterbildungsverein Altona Ottensen Vereins und Versammlungsrecht26 Juli 1906 Arbeiterbildungsverein Altona Ottensen Organisation der Strafjustiz24 November 1906 Versammlung des Gewerkschaftskartells Die Sprachpraxis der heutigen Gewerbeberichte16 Februar 1907 Mitgliederversammlung des Verbands junger Arbeiter und Arbeiterinnen Die Wissenschaft und die proletarische Jugend19 April 1906 Versammlung des sozialdemokratischen Vereins fur den 8 und 9 schleswig holsteinischen Wahlkreis in den Blumensalen an der Grossen Freiheit Das Recht und die besitzlose Volksklasse24 Mai 1906 Versammlung des Zentralverbands deutscher Brauereiarbeiter und verwandter Berufe Das Recht und die besitzlose VolksklasseBerufs und Lehrtatigkeit verschafften Carl Herz schnell eine gewisse Beruhmtheit So bezeichnete ihn die Allgemeine Hamburger Zeitung am 22 Oktober 1906 als der bekannte Rechtsanwalt Dr Herz Sein Ruf reichte sogar bis Berlin Kollegen wie Hugo Haase und Karl Liebknecht schatzten den Holsteiner Letzterer wollte Herz in die Reichshauptstadt lotsen In einem ausfuhrlichen Schreiben lehnte er dies mit der Begrundung ab in Altona dringender gebraucht zu werden Herz zeigte wenig Scheu vor grossen Namen z B bat er 1906 August Bebel als Zeuge uber seine Festungshaft zu berichten was der SPD Vorsitzende allerdings ablehnte Zuruckblickend nannte er auch Kontakte zu Karl Kautsky Eduard Bernstein Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann Mit diesen Beziehungen hatte Carl Herz auch Reichstagsabgeordneter werden konnen entschied sich aber fur die Kommunalpolitik 3 nbsp Palmaille in Altona 1906Schon 1906 liess sich Carl Herz als Kandidat fur die Altonaer Stadtverordnetenversammlung aufstellen er erhielt 325 Stimmen der ortliche SPD Vorsitzende Hermann Thomas 305 Die SPD zog aber nicht ins Parlament ein Kommunalpolitik wurde allgemein in der Stadt wenig beachtet Von 12 000 Wahlberechtigten gingen lediglich 2 000 an die Urnen 1 209 stimmten fur sozialdemokratische Kandidaten die Partei verfugte in Altona aber uber 4 087 meist vermutlich wahlberechtigte Mitglieder Weder das Einsetzen einer Kommission im Juni 1907 Herz war Mitglied noch flammende Reden des Spitzenkandidaten fuhrten bei der Nachwahl 1907 910 Stimmen fur Herz und der Wahl 1908 1 915 Stimmen zum Erfolg 3 1909 sollte sich die Arbeit auszahlen Nach einem Erdrutschsieg zogen funf SPD Kandidaten ins Stadtparlament ein Spitzenkandidat Herz erhielt 4 065 Stimmen und selbst fur den schlechtesten der funf votierten mit 3 925 Wahlern noch mehr als fur den besten burgerlichen Kandidaten mit 3 365 Carl Herz ubernahm den Fraktionsvorsitz Als Grunde fur den Wahlerfolg sahen die Polizeibeobachter die Agitation der Sozialdemokraten sowie die Lauheit und Gleichgultigkeit der Burgerlichen den Arger der Arbeiter uber die verscharfte Heranziehung zur Einkommensteuer und den Zorn uber das Zensuswahlrecht Das Hamburger Echo die SPD Zeitung fur Hamburg und Umgebung sah in der geringen Wahlbeteiligung des Burgertums einen Protest gegen die liberale Misswirtschaft auf dem Rathause Ahnlich interpretierten die etablierten Parteien das Ergebnis und nannten den Skandal um die stadtischen Gas und Elektrizitatswerke als entscheidenden Faktor Carl Herz hatte diesen in einer Rede am 14 Oktober 1909 thematisiert 3 Der Artikel Die Politik in der Gemeinde im Hamburger Echo vom 5 November 1909 machten die Stossrichtungen von Carl Herz klar erst die Proletarier dann das Kapital sowie eine Demokratisierung der Gemeindeverwaltung Diesen Zielen entsprachen die Forderungen zur weitgehenden Abschaffung der Kommunalaufsicht und einer selbststandigen Gemeindepolizei um der obrigkeitsstaatlichen preussischen Verwaltung zu entgehen Herz sass auch in den vier stadtischen Kommissionen Kammerei Polizeikosten Ortsstatute und Bahrenfeld Othmarschen sowie Grundstucksverhaltnisse und Verkehr wo er u a fur den Erhalt von billigem Wohnraum Milch fur arme Kinder den Achtstundentag die Verbesserung der Jugendpflege und eine kontinuierliche Armenunterstutzung eintrat Eine seiner Ideen war eine staatliche Fischversorgung fur minderbemittelte Bevolkerungsschichten Das Sitzungsklima der Stadtverordnetenversammlung veranderte sich durch solche Debatten deutlich 3 Besondere Aufmerksamkeit produzierte weiterhin der Skandal um die Gaswerke im offentlichen Fokus stand deren Leiter Kupfer Carl Herz hatte grossen Anteil an der Aufarbeitung der Affare die alles enthielt was dazugehort Geheimniskramerei Korruption Misswirtschaft Verleumdungsklage Vertuschung Veruntreuung und Vetternwirtschaft Allerdings wurde Herz wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe in Hohe von 500 Mark verurteilt wahrend die Gehalter der belasteten Geschaftsfuhrung von 7 400 auf 8 000 Mark erhoht wurden Zu Herzen ging Herz auch die Ausgaben von 18 000 Mark fur eine Visite von Wilhelm II im Jahr 1911 wahrend gleichzeitig durch die Zollpolitik eine Lebensmittelverteuerung drohte Als unter Ausschaltung der Kommission fur Polizeikosten zusatzliche 500 Mark fur den Kaiserbesuch bewilligt werden sollten protestierten sogar die burgerlichen Kommissare Mitunter ging in den Parlamentssitzungen das Temperament mit Herz durch davon berichtete das Altonaer Tageblatt in seinen Ausgaben vom 12 Dezember 1913 und 30 Oktober 1913 3 Im Marz 1910 lernte Carl Herz bei Freunden die judische Hamburgerin Else Goldschmidt kennen eine von zwei Studentinnen an der Universitat Kiel fur Germanistik und Philosophie es war Liebe auf den ersten Blick Der Verlobung im Mai 1910 folgte die Hochzeit am 14 Dezember 1910 Kurz danach besuchte August Bebel die frisch Vermahlten Else Herz war eine sehr emanzipierte Frau die in den 1920er Jahren durch die intensive Beschaftigung mit dem Psychologen Alfred Adler eigene Wege ging Trotzdem partizipierte sie am Berufsleben ihres Mannes z B brachte sie die unzahligen Briefe und Manuskripte auf der Schreibmaschine zu Papier Zunachst lebte das Paar in Altonas Prachtstrasse Palmaille spater im Vorort Othmarschen in der Jungmannstrasse 4 Bald folgten die Kinder Hilde 1912 Gerhard 1914 und Gunter 1917 3 Carl Herz positionierte sich in der SPD im zentristischen und linken Flugel was ihn schon fruh in Auseinandersetzungen mit der revisionistischen Hamburger Fuhrung und den in seinen Augen opportunistisch redigierten Hamburger Echo brachte Der Konflikt verscharfte sich mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges Wahrend grosse Teile der deutschen Bevolkerung nach dem Attentat von Sarajevo am 28 Juni 1914 mit Begeisterung in den Krieg taumelte fragte sich Carl Herz Bin ich verruckt oder sind es die anderen Als die SPD Reichstagsfraktion am 4 August 1914 der Bewilligung der Kriegskredite zustimmte war sein politisches Weltbild vollends erschuttert Sah er in der Sozialdemokratie doch die Kraft die den Weltfrieden sicherte 3 2 Das Umschwenken der Parteileitung bekam Herz durch die Artikel des Hamburger Echos mit wahrend noch am 29 Juli 1914 vor einer imperialistischen Gewaltpolitik gewarnt wurde war nach der Kriegserklarung Deutschlands an Russland vom 1 August 1914 von einer Einkreisung des Vaterlands die Rede Zusammen mit Heinrich Laufenberg und Fritz Wolffheim verfasste er am 13 August einen kritischen Brief an die Echo Redaktion Abschriften gingen an die Pressekommission die Parteivorstande in Hamburg und im Reich sowie an die Redaktion des Vorwarts Danach sollten die drei prominenten Nestbeschmutzer mundtot gemacht werden und wurden indirekt bei den Militarbehorden angeschwarzt Im August 1915 wurde Carl Herz in die Pressekommission gewahlt was fur einen gewissen Ruckhalt an der Parteibasis spricht und im November 1915 als Stadtverordneter fur weitere sechs Jahre bestatigt Parteifuhrung und Staat verscharften nun ihre Angriffe auf den Altonaer die Rechte der Pressekommission wurden eingeschrankt und am 27 Juli 1916 konnte seine Wiederwahl fur das Gremium verhindert werden nach einer Veranstaltung am 28 April 1915 im Distrikt Hamm verfugte der Hamburger Polizeiprasident ein Redeverbot 3 Schliesslich war das Tuch zwischen der regionalen SPD und dem einzigen namhaften Altonaer Kriegsgegner endgultig zerschnitten Carl Herz legte am 20 Oktober 1916 sein Stadtverordnetenmandat nieder Er verkundete diesen Schritt aber nicht personlich sondern liess auf einer Mitgliederversammlungen der Sozialdemokratischen Vereine Altona und Ottensen ein entsprechendes Schreiben verlesen Seine Fraktionskollegen reagierten darauf mit grosser Heiterkeit und ironischen Bravorufen Im November 1916 wurde der 39 Jahrige zum Kriegsdienst eingezogen Wegen seiner Sehschwache musste er aber nicht kampfen sondern wurde bei einem Regiment in Konigsberg als Schreiber eingesetzt 3 Am 29 April 1917 bildete sich der Kreisverband Hamburg und Altona der USPD einer Grundung von Gegnern der SPD Kriegspolitik Fur Herz war es nur konsequent sich 1917 der neuen Partei anzuschliessen Eine Rolle durfte dabei gespielt haben dass sein sozialistisches Vorbild Karl Kautsky beitrat Hugo Haase zu einem der beiden Vorsitzenden gewahlt wurde und hier der Basis mehr Rechte eingeraumt wurden als in der SPD Der Altonaer gehorte dem vorherrschenden gemassigten Flugel an der fur ein parlamentarisches Modell eintrat 5 nbsp Aufbahrung der Revolutionsopfer auf dem Friedhof Ohlsdorf im November 1918Der Militarschreiber wurde gerade rechtzeitig entlassen um an der Novemberrevolution 1918 teilzunehmen Noch in Tilsit verfasste er fur Hugo Haase einen achtseitigen Brief uber die neue Lage in Deutschland traf dann in Kiel die Matrosenfuhrer Lothar Popp und Karl Artelt und reiste am 11 November 1918 zu Haase nach Berlin Der USPD Vorsitzende trug ihm ein Ministerium an Aber schon am 12 November 1918 war Herz in Hamburg und nahm als juristischer Berater spater dauernder juristischer Berater tituliert an einer Sitzung der Exekutive des Arbeiter und Soldatenrats von Gross Hamburg teil Obwohl ohne Stimmrecht hatte er gleich vom ersten Tag einen bedeutenden Einfluss So wurden die Mitglieder der Verhandlungskommission mit dem Hamburger Senat von im ausgesucht er gehorte ihr auch an und hatte neben dem Exekutivvorsitzenden Heinrich Laufenberg massgeblichen Anteil an der Machtubergabe am 13 November 1918 An diesem Tag wurde Carl Herz auf eigenen Vorschlag zum Vorsitzenden der Justizkommission des Arbeiterrats gewahlt 5 Gegen Ende 1918 gewannen die Vertreter der alten Macht wieder an Selbstvertrauen ein Putschversuch am 9 Dezember 1918 scheiterte aber Inzwischen wuchsen die Spannungen zwischen den Arbeiterparteien und entluden sich in den Weihnachtskampfen Die SPD zur besseren Unterscheidung auch MSPD genannt lehnte eine Raterepublik von Anfang an Der Spartakusbund bis dahin der linke Flugel der USPD trat am 29 Dezember 1918 aus der Partei aus und konstituierte sich am folgenden Tag zur KPD Am Neujahrstag 1919 wurde der Konflikt auch in Hamburg sichtbar als zwei getrennte Demonstrationen von SPD und Gewerkschaften bzw USPD und Linksradikalen durch die Stadt zogen Auch der vorher auf Ausgleich bedachte Heinrich Laufenberg kritisierte nun als KPD Mitglied mit scharfen Worten die SPD Silvester 1918 wurde Carl Herz als Nachfolger des krankheitsbedingt ausgeschiedenen Hamburger USPD Grunders Paul Dittmann offizielles Mitglied der Exekutive des Arbeiterrats 5 Als Herz am 6 Januar 1919 die Sicherheitsmannschaften als schwachstes Glied des Arbeiterrats bezeichnete und daraufhin die Exekutive den Aufbau einer Volkswehr verkundete war es schon zu spat Der Soldatenrat fuhlte sich nur noch der MSPD verpflichtet Am 9 Januar 1919 streikten vorwiegend junge unorganisierte Werftarbeiter besetzten und verwusteten das Hamburger Echo Die Sicherheitsmannschaften schritten am nachsten Tag ein und nahmen willkurliche Verhaftungen vor Auch Laufenberg stand fur einige Stunden unter Arrest und Herz war im Rathaus mit dem Gewehr bedroht worden Die Autoritat des Arbeiterrats war stark beschadigt und wurde in den folgenden Tagen mit Verhaftungen vermeintlicher Spartakisten weiter unterminiert Uber diese Aktion des Soldatenrats die Herz als Vorsitzender des Justizkommission hatte bewilligen mussen wurde er erst gar nicht informiert und legte deshalb am 20 Januar 1919 den Kommissionsvorsitz nieder Aus demselben Grund trat Heinrich Laufenberg von seinem Amt zuruck zumal nach Neuwahlen fur den Arbeiterrat die MSPD die Mehrheit stellte 5 Die Allianz zwischen SPD und alten Kraften gewann immer mehr an Macht und agierte hinter dem Rucken des Arbeiterrats Um die Monatswende Januar Februar 1919 setzte die Ebert Scheidemann Regierung auch in Norddeutschland Truppen ein Hamburg blieb zwar verschont aber in Bremen kam es zu blutigen Kampfen zwischen dem Freikorps Gerstenberg und der Raterepublik Bei der Diskussion zur Wahl einer neuen Hamburgischen Burgerschaft trat Carl Herz eines der letzten male gross vor dem Arbeiter und Soldatenrat auf Sein Verfassungsentwurf sah ein Einkammersystem mit strikter Trennung von Burgerschaft als Legislative und dem von ihr gewahlten Rat der Volkskommissare als Exekutive vor Er forderte auch eine Neubesetzung des Senats sowie eine Klarung der Machtverteilung und wer die Verfassung ausarbeiten soll seiner Meinung nach der Arbeiter und Soldatenrat Die dagegen vom MSPD Mitglied Georg Blume vorgelegte Verordnung beschaftigte sich eher mit Formalitaten und untergrub weiter die Macht des Rateorgans 5 Im Januar 1919 war Herz bei Hugo Preuss zu Besuch und diskutierte mit ihm dessen Erstentwurf der Weimarer Verfassung Der Mitgrunder der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei wurde sein geistiger Vater auf dem Gebiet der Demokratie Die beiden Manner kannten sich vermutlich von der Friedrich Wilhelms Universitat an der Preuss von 1889 bis 1906 als Privatdozent lehrte Ende Januar 1919 setzte sich Carl Herz noch fur den Erhalt des Arbeiterrats ein auf der 65 Sitzung der Exekutive im Februar 1919 resumierte er aber Wir beherrschen nicht den Verwaltungsapparat sondern er beherrscht uns und prognostizierte Wir sind noch sechs Wochen am Leben Am Ende sollten es noch funf Wochen sein Mit der Wahl vom 16 Marz 1919 ging die Macht an die verfassungsgebende Burgerschaft uber 50 5 stimmten fur die SPD und nur 8 1 fur die USPD Einen Tag spater trat die Exekutive des Grossen Arbeiterrats letztmals zusammen 5 Herz positive Resonanz auf den Verfassungsentwurf von Preuss und die Annaherung an die Kommunisten wegen der gewaltsamen Ereignisse um den Jahreswechsel 1918 19 standen in einem Widerspruch Doch ab dem Marz 1919 kritisierte er in mehreren Artikel in der Hamburger Volkszeitung dem USPD Parteiblatt die radikalen Anhanger der Hamburger USPD Anfang Marz nahm er am Parteitag der Unabhangigen in Berlin teil Sein Vorschlag wie mit Hilfe der Arbeiterrate die Verwaltung demokratisiert werden konnte und die Einschatzung dass der Kapitalismus noch erforderlich sei stiessen auf Beifall des gemassigten Flugels Da die Mehrheit der Delegierten ihn nicht verstand kam bei Herz das Gefuhl auf in der falschen Partei zu sein Im April 1919 war die Stimmung so aufgeheizt dass neben Herz nur Siegfried Nestriepke war auf Empfehlung von Herz Chefredakteur der Hamburger Volkszeitung geworden offen Kritik an den Radikalen ubte 5 nbsp Altonaer Rathaus 1909Mit der Wahl von Ernst Thalmann zum Vorsitzenden der USPD Hamburg Altona hatte sich die radikale Richtung durchgesetzt und Carl Herz brach mit der Partei In seinem letzten Artikel fur die Volkszeitung am 23 Mai 1919 standen Formulierungen wie Die Politik der KPD sei ein Ungluck fur Deutschland und ein ruckhaltloses Bekenntnis zur Demokratie sei wichtig Ein Bonmont der Geschichte ist dass Herz ab dem 3 Marz 1919 als USPD Abgeordneter wieder in der Altonaer Stadtverordnetenversammlung sass An den Aktivitaten der Ortsgruppe beteiligte er sich nicht mehr Nachdem Herz ab dem 4 Juli 1919 aus Krankheitsgrunden nicht mehr an den Sitzungen teilnahm legte er auf eigenen Wunsch am 23 Oktober 1919 sein Abgeordnetenmandat nieder 5 Zu diesem Zeitpunkt schien sich der Altonaer wieder an die SPD Position angenahert zu haben denn das Hamburger Echo sprach mit Bedauern uber sein Ausscheiden aus dem Stadtparlament Eine Zusammenarbeit mit seiner alten Partei kam aber nicht mehr zustande die umtriebigen Monate seit der Revolution forderten ihren Tribut Im Sommer 1919 erlitt Carl Herz einen schweren Nervenzusammenbruch und ging fur funf Monate zur Erholung ins Waldsanatorium Amelung in Konigstein im Taunus Wie ein Brief an Karl Kautsky vom 10 Oktober 1919 erkennen lasst naherte er sich in dieser Zeit weiter den SPD Positionen an ging aber davon aus nie wieder politisch aktiv zu werden Nach der Kur war Herz als Anwalt in Altona tatig ausserdem war er zum Notar ernannt worden Trotz der politischen Abstinenz setzte er sich vehement fur einen Zusammenschluss von MSPD und gemassigter USPD ein und war ein entsprechender Ansprechpartner 5 1921 bis 1939 Berliner Jahre Bearbeiten Am 1 Oktober 1920 entstand Gross Berlin die grossen Herausforderungen dabei waren die schwere soziale Lage durch die Niederlage im Ersten Weltkrieg und die Etablierung neuer Verwaltungsstrukturen Insbesondere das Verhaltnis zwischen dem Magistrat von Berlin und den neuen Bezirksamtern gestaltete sich schwierig zumal viele in Berlin aufgegangenen Stadte ihrer Unabhangigkeit nachtrauerten Auf eine besonders lange eigenstandige Geschichte blickte Spandau zuruck vor 1232 als vermutlich erste ostelbische Siedlung mit Stadtrecht versehen ab 1887 selbstandiger Stadtkreis und seit dem 1 Dezember 1913 Grossstadt 6 Die Wahlen in Spandau 1919 und 1920 brachten klare linke Mehrheiten 1919 hatten Unabhangige und Mehrheitssozialisten etwa gleich viele Stimmen 1920 lag die USPD mit 34 4 klar vor der MSPD mit 23 6 Trotzdem wurde mit Kurt Woelck ein Vertreter der dritten Kraft der DDP mit 17 zum Oberburgermeister gewahlt Dieser weigerte sich nach der Eingemeindung weiter zu amtieren Bei der Wahl eines Nachfolgers fur die nachsten zwolf Jahre entstand durch das Fehlen einiger Abgeordneter ein Patt Fur diesen Fall war das Losverfahren vorgesehen Dabei zog der Sozialdemokrat Paul Hartung den Kurzeren gegen den Konservativen Martin Stritte Ungewohnlich verlief auch die Wahl des zweiten Bezirksburgermeisters Die burgerlichen Parteien stimmten fur den Sozialdemokraten und bisherigen zweiten Burgermeister Emil Stahl der in der eigenen Partei keine Unterstutzung fand weil er zum Reformflugel und der Minderheit der Anschlussbefurworter zahlte Die USPD schlug den vor Ort unbekannten Carl Herz vor Warum die Unabhangigen den Altonaer fur das zweithochste Amt vorschlugen und dieser den leitenden Verwaltungsposten annahm ist unbekannt 5 1926 wurde er zum Bezirksburgermeister von Berlin Kreuzberg gewahlt Er wirkte massgeblich mit an der Ausarbeitung des Heidelberger Programms der SPD Am 10 Marz 1933 wurde er von der SA als judischer Burgermeister gewaltsam aus dem Amt gejagt und offentlich misshandelt 1939 bis 1946 Britisches Exil Bearbeiten 1939 emigrierte er mit seiner Familie nach London wurde 1940 1941 als Enemy Alien interniert und war danach fur die internationale Gruppe Fight for Freedom tatig Sein jungster Sohn wurde in Auschwitz ermordet Nach Kriegsende beteiligte er sich an der Formulierung der Vorschlage fur die Potsdamer Konferenz 1946 bis 1951 Palastina Israel Bearbeiten 1946 ubersiedelte er nach Palastina wo er am 14 September 1951 in Haifa verstarb Ehrungen Bearbeiten nbsp Strassenschild Carl Herz Ufer in Berlin Kreuzberg1965 wurde in dem von ihm bis 1933 geleiteten Bezirk Kreuzberg das Carl Herz Ufer benannt 7 Seit November 1967 heisst die ehemalige Gemeindeschule in der Kreuzberger Wilmsstrasse 10 Burgermeister Herz Grundschule 8 Im Dezember 1985 wurde im Gedenken an ihn vor dem Bezirksamt Kreuzberg eine Stele aufgestellt Literatur BearbeitenChristine Roik Bogner Sozialdemokrat und Jude Carl Herz Burgermeister von Kreuzberg 1926 1933 In Juden in Kreuzberg Edition Hentrich Berlin 1991 ISBN 3 89468 002 4 Reihe Deutsche Vergangenheit Band 55 Statten der Geschichte Berlins Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 18 Oktober bis 29 Dezember 1991 im Kreuzberg Museum Berlin herausgegeben von der Berliner Geschichtswerkstatt Redaktion Andreas Ludwig S 371 380 Christian Hanke Selbstverwaltung und Sozialismus Carl Herz ein Sozialdemokrat Veroffentlichungen des Hamburger Arbeitskreises fur Regionalgeschichte Band 23 Lit Verlag Hamburg 2006 ISBN 3 8258 9547 5 Christian Hanke Selbstverwaltung und Sozialismus Der Sozialdemokrat Carl Herz und die Revolution 1918 19 in Hamburg In Johanna Meyer Lenz Franklin Kopitzsch Markus Hedrich Hrsg Hamburg in der Novemberrevolution von 1918 19 Dynamiken der politischen und gesellschaftlichen Transformation in der urbanen Metropole transcript Bielefeld 2022 Gender Diversity and Culture in History and Politics 2 ISBN 978 3 8376 5604 6 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Carl Herz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Carl Herz Papers beim Internationalen Institut fur Sozialgeschichte Burgermeister Herz Grundschule in Berlin KreuzbergEinzelnachweise Bearbeiten SPD Berlin Geschichte der Berliner SPD Mann mit Mut Kreuzberg ehrt Carl Herz In spd berlin de Archiviert vom Original am 1 Februar 2014 abgerufen am 24 Juni 2023 a b c d e f Christian Hanke I Jugend und Ausbildung In Selbstverwaltung und Sozialismus Carl Herz ein Sozialdemokrat Lit Verlag Hamburg 2006 S 20 46 a b c d e f g h i j k l m Christian Hanke II Arbeiteranwalt und Kommunalpolitiker in Altona In Selbstverwaltung und Sozialismus Carl Herz ein Sozialdemokrat Lit Verlag Hamburg 2006 S 46 94 Hugo Friedlander Die Oldenburgischen Spielerprozesse Minister Ruhstrat In Interessante Kriminal Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung Darstellung merkwurdiger Strafrechtsfalle aus Gegenwart und Jungstvergangenheit Band 4 Berliner Buchversand Berlin 1911 S 29 157 Digitale Ausgabe in zeno org online a b c d e f g h i j Christian Hanke III In der USPD von Hamburg Altona In Selbstverwaltung und Sozialismus Carl Herz ein Sozialdemokrat Lit Verlag Hamburg 2006 S 94 141 Christian Hanke IV Als Kommunalpolitiker und sozialdemokratischer Theoretiker in Berlin In Selbstverwaltung und Sozialismus Carl Herz ein Sozialdemokrat Lit Verlag Hamburg 2006 S 141 264 Carl Herz Ufer In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert Burgermeister Herz Grundschule In berlin de Das offizielle Hauptstadtportal BerlinOnline Stadtportal GmbH amp Co KG abgerufen am 27 Februar 2014 Normdaten Person GND 132428016 lobid OGND AKS LCCN n2005079742 VIAF 11006699 Wikipedia Personensuche Bezirksburgermeister des Bezirks Kreuzberg Martin Kahle 1921 1925 Carl Herz 1925 1933 Max Brandt 1933 1934 Wilhelm Hafemann 1934 1939 Gerhard Sudheimer 1939 1945 Nikolai Kickull 1945 Willi Klimm 1945 1946 Georg Henschel 1946 1949 Willy Kressmann 1949 1962 Gunther Abendroth 1962 1975 Rudi Pietschker 1975 1981 Waldemar Schulze 1981 Gunter Funk 1981 1985 Wolfgang Kruger 1985 1989 Gunter Konig 1989 1992 Peter Strieder 1992 1996 Franz Schulz 1996 2000 Seit dem 1 Januar 2001 ist der Bezirk Kreuzberg Teil des neuen Bezirks Friedrichshain Kreuzberg PersonendatenNAME Herz CarlKURZBESCHREIBUNG deutscher PolitikerGEBURTSDATUM 29 Juli 1877GEBURTSORT KothenSTERBEDATUM 14 September 1951STERBEORT Haifa Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carl Herz Politiker 1877 amp oldid 234895759