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Dieser Artikel beschreibt das heutige Oberlandesgericht Fur das 1816 bis 1849 bestehende Gericht gleichen Namens siehe Oberlandesgericht Naumburg 1816 1849 Das Oberlandesgericht Naumburg ist das fur das gesamte Bundesland Sachsen Anhalt zustandige Oberlandesgericht OLG Naumburg Inhaltsverzeichnis 1 Sitz 2 Nachgeordnete Gerichte 3 Geschichte 4 Gebaude und historisches Archiv 5 Personlichkeiten 5 1 Leitung 5 2 Richter 5 3 Weitere Personlichkeiten 6 Bekannte Gerichtsverfahren 6 1 Fall Gorgulu 6 2 Fall Puschel 6 3 Fall Hoffriedensbruch 6 4 Fall Oury Jalloh 6 5 Verhandlung des Anschlags in Halle Saale 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseSitz BearbeitenDer Sitz des Oberlandesgerichts ist Naumburg Saale Im Bezirk des Oberlandesgerichts sind 1 477 Rechtsanwalte zugelassen 1 Nachgeordnete Gerichte BearbeitenNachgeordnete Gerichte sind die vier Landgerichte in Dessau Halle Magdeburg und Stendal mit den diesen jeweils nachgeordneten Amtsgerichten sowie die beiden Prasidialamtsgerichte Halle und Magdeburg Geschichte Bearbeiten1816 unmittelbar nach Grundung der preussischen Provinz Sachsen wurde das gleichnamige Oberlandesgericht Naumburg gebildet und war zunachst fur die beiden Regierungsbezirke Merseburg und Erfurt zustandig Dieses wurde 1849 aufgehoben und das Appellationsgericht Naumburg trat an seine Stelle Mit dem Inkrafttreten der Reichsjustizgesetze am 1 Oktober 1879 erfolgte eine erneute Umstrukturierung der Gerichtsbarkeit in Amts Land und Oberlandesgerichte Der Sprengel des Oberlandesgericht Naumburg umfasste nun die preussische Provinz Sachsen ohne die Kreise Schleusingen und Ziegenruck aus der preussischen Provinz Hannover ein Teil des Kreises Zellerfeld in der Landdrostei Hildesheim das Herzogtum Anhalt das Furstentum Schwarzburg SondershausenDer Gerichtssprengel hatte bei der Grundung eine Grosse von 27 990 km und 2 409 071 Gerichts Einsassen davon 2 128 026 aus Preussen 213 565 aus Anhalt und 67 480 aus Schwarzburg Sondershausen Dem Oberlandesgericht waren 9 Landgerichte und 128 Amtsgerichte nachgeordnet Die Landgerichte waren das Dessau Erfurt Halberstadt Halle Magdeburg Naumburg Nordhausen Stendal und Torgau Das Landgericht Dessau umfasste dabei das Herzogtum Anhalt das Landgericht Erfurt das Furstentum Schwarzburg Sondershausen und preussische Gebiete Das Gericht bestand aus dem Prasidenten zwei Senatsprasidenten und 16 Raten Von den Richtern wurden zwei auf Vorschlag der Regierung des Herzogtums Anhalt und einer auf Vorschlag der Regierung des Furstentums Schwarzburg Sondershausen ernannt Die restlichen Richter wurden von Preussen benannt 2 Nach der Auflosung von Schwarzburg Sondershausen und der Bildung des Landes Thuringen 1920 wurde zwischen diesem und Preussen mit Staatsvertrag vom 15 20 Juni 1921 und vom 12 29 Dezember 1924 eine Fortfuhrung der Gerichtsgemeinschaft vereinbart Das Oberlandesgericht Naumburg war nur fur die Amtsgerichtsbezirke Allstedt Ebeleben und Sondershausen zustandig Ein Oberlandesgerichtsrat wurde nur durch Thuringen benannt 3 Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten erfolgte auch die Gleichschaltung des Oberlandesgerichtes Naumburg Gerichtsprasident Georg Werner wurde am 4 April 1933 beurlaubt und durch Paul Sattelmacher ersetzt Werner hatte sich hinter den Magdeburger Landgerichtsdirektor Friedrich Weissler gestellt und Kritik an politisch motivierten Entscheidungen nachgeordneter Gerichte geubt Die weitere Personalpolitik der Nationalsozialisten war durch starke Kontinuitat gepragt Lediglich drei der Oberlandesgerichtsrichter waren teil judischer Abstammung und fielen unter die Rassengesetze der Nationalsozialisten 4 Am 12 April 1945 beendete das Oberlandesgericht seine Tatigkeit aufgrund des Einruckens amerikanischer Truppen Die SMAD beschlagnahmte das Gebaude des Oberlandesgerichts und richtete dort ihre Kommandantur ein Im Fruhjahr 1946 wurde das Oberlandesgerichts nach Halle verlegt Dort tagte es zunachst im Gebaude des dortigen Landgerichts und danach in den Raumen des Oberbergamtes Zum 31 August 1952 wurde das Oberlandesgericht Halle aufgehoben da in der DDR im Zusammenhang mit der Abschaffung der Lander Bezirksgerichte je Bezirk eingerichtet wurden In dem Oberlandesgerichtsbezirk wurden drei Bezirksgerichte Erfurt Halle und Magdeburg errichtet Nach der Wende entstand das Land Sachsen Anhalt Der Einigungsvertrag regelte dass das Bezirksgericht Magdeburg als Gericht am Sitz der Landesregierung vorlaufig die Aufgaben eines Oberlandesgerichtes ubernehmen sollte Ab Oktober 1990 nahm das Bezirksgericht Magdeburg diese Aufgaben daher wahr gemass Beschluss der Landesregierung vom 29 Januar 1991 wurde der Richter am Bundesgerichtshof Prof Jurgen Goydke zum Prasidenten des Bezirksgerichts Magdeburg ernannt und dieser erhielt die Aufgabe das Oberlandesgericht neu aufzubauen Der Landtag von Sachsen Anhalt beschloss im Juli 1992 das Oberlandesgericht fur das Land Sachsen Anhalt in Naumburg sowie die Landgerichte in Halle Magdeburg Dessau und Stendal zum 1 September 1992 anzusiedeln 5 Gebaude und historisches Archiv BearbeitenDas heutige Dienstgebaude Domplatz 10 entstand hoch uber der Stadt Naumburg an Stelle einer mittelalterlichen Burg Ab 1750 hatte sich hier die Dompropstei befunden In den Jahren von 1914 bis 1917 wurde durch den Architekten Fritz Hossfeld das heutige Gebaude im Stil des Neubarock unter Einbeziehung von Elementen des Jugendstils errichtet Das Gebaude verfugt uber vier Flugel wobei der Mittelteil besonders betont ist Die Ausstattung war aufwendig und monumental gestaltet In den Jahren 1990 bis 1996 erfolgte eine Restaurierung 6 Das historische Archiv darunter das Lehns und das Hypothekenarchiv des Oberlandesgerichts Naumburg reicht bis in das Spatmittelalter zuruck und wird im Landesarchiv Sachsen Anhalt verwaltet das auch fur die historische Uberlieferung der Amtsgerichte Sachsen Anhalts und deren Vorgangerterritorien zustandig ist Personlichkeiten BearbeitenLeitung Bearbeiten An der Spitze des Oberlandesgerichts steht ein Prasident oder eine Prasidentin Diese Position wurde im Dezember 2016 nach zehn Monaten Vakanz mit Uwe Wegehaupt wieder besetzt 7 8 nachdem sein Amtsvorganger Winfried Schubert im Februar 2016 in den Ruhestand getreten war 9 10 Prasidenten 1879 1891 Justus Wilhelm Breithaupt 1892 1894 Wilhelm von Brandenstein 1895 1896 Werner 1897 1907 August Hagen 11 1909 1917 Max Hartmann 12 1917 1923 Georg Reuter 1923 1933 Georg Werner 1933 1945 Paul Sattelmacher 13 1992 1996 Jurgen Goydke 14 1996 2003 Gertrud Neuwirth 2004 2016 Winfried Schubert 2016 Uwe Wegehaupt 15 Richter Bearbeiten Fur die Richter am Oberlandesgericht Naumburg siehe Kategorie Richter Oberlandesgericht Naumburg Der spater am Reichsgericht als Richter tatige Georg Muller war ab 1908 Oberlandesgerichtsrat in Naumburg Der spater im Widerstand gegen den Nationalsozialismus engagierte Friedrich Weissler war in der Zeit der Weimarer Republik zeitweise Richter am OLG Der Schriftsteller Herbert Rosendorfer wirkte von 1993 bis zu seiner Pensionierung als Richter an diesem Gericht Gleichfalls ab 1993 bis zum Jahr 2001 wirkte der Rechtswissenschaftler Stefan Smid als Richter am Oberlandesgericht Weitere Personlichkeiten Bearbeiten Johann Friedrich Kratzsch Archivar und Sachbuchautor begann seine Karriere als Archiv Assistent am OLG Naumburg Von 1927 bis 1936 war Ludwig Becker Generalstaatsanwalt am Oberlandesgericht Naumburg Bekannte Gerichtsverfahren BearbeitenFall Gorgulu Bearbeiten Ein sehr grosses Medieninteresse und deutliche Kritik wurde dem 14 Zivilsenat seit 2004 im Zusammenhang mit dem Sorgerechtsfall Gorgulu zuteil 16 Wegen dieses Falles hatte die Staatsanwaltschaft Halle Anklage gegen die Richter des Senats wegen Rechtsbeugung erhoben welche jedoch vom Landgericht Halle nicht zugelassen wurde was der 2 Strafsenat des Oberlandesgerichts im Ergebnis bestatigte Fall Puschel Bearbeiten Mit Beschluss vom 22 Oktober 2015 wurde der NPD Politiker Hans Puschel freigesprochen Die FAZ schrieb nach dem Bekanntwerden des Urteils Das Urteil des Oberlandesgerichts das sich als Standgericht beschimpfen liess ist ein Skandal moralisch und handwerklich Mit dem besonderen Rang der Meinungsfreiheit ist diese Verharmlosung der Verharmlosung des Volkermords nicht zu entschuldigen 17 18 Fall Hoffriedensbruch Bearbeiten Im Fall eines Einbruchs in einen Tierstall wurde der Freispruch unter dem Gesichtspunkt des rechtfertigenden Notstands 34 StGB bestatigt 19 Fall Oury Jalloh Bearbeiten Im Fall Oury Jalloh wurde vor dem OLG Naumburg ein Klageerzwingungsverfahren durchgefuhrt Das OLG hatte hierbei mit Beschluss vom 22 Oktober 2019 die Einstellungsbegrundung der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg fur rechtmassig erachtet 20 Gegen diese rechtskraftige Entscheidung des Oberlandesgerichts Naumburg wurde am 25 November 2019 Verfassungsbeschwerde zum Bundesverfassungsgericht eingelegt 21 Verhandlung des Anschlags in Halle Saale Bearbeiten Am 21 Dezember 2020 wurde 14 Monate nach dem antisemitischen Anschlag auf eine Synagoge in Halle an der Saale der Angeklagte zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit anschliessender Sicherheitsverwahrung verurteilt Bei diesem Anschlag kamen zwei Menschen ums Leben die Tat wurde mittels Helmkamera live ins Internet ubertragen Siehe auch BearbeitenListe der Gerichte des Landes Sachsen Anhalt Liste deutscher Gerichte Gerichte im Furstentum Schwarzburg SondershausenLiteratur BearbeitenAndreas Mohring Richter im Nationalsozialismus Personalentwicklung und Personalpolitik am Oberlandesgericht Naumburg 1933 1945 Universitatsverlag Halle Wittenberg Halle 2011 ISBN 978 3 86977 045 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Oberlandesgericht Naumburg Sammlung von Bildern Internetprasenz des Oberlandesgerichts Naumburg Ubersicht der Rechtsprechung des Oberlandesgerichts Naumburg Literatur von und uber Oberlandesgericht Naumburg im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Nach dem Stand vom 1 Januar 2023 Bundesrechtsanwaltskammer www brak de Mitgliederstatistik zum 1 Januar 2023 PDF 262 kB Abgerufen am 21 April 2023 Carl Pfaffenroth Jahrbuch der deutschen Gerichtsverfassung 1880 S 449 ff online Staatshandbuch fur Thuringen 1931 S 476 Digitalisat Mohring Andreas Richter im Nationalsozialismus Personalentwicklung und Personalpolitik am OLG Naumburg 1933 1945 Geschichte des OLG Ute Bednarz Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Sachsen Anhalt II Regierungsbezirke Dessau und Halle Deutscher Kunstverlag Munchen 1999 ISBN 978 3 422 03065 7 S 604 Dr Uwe Wegehaupt als neuer Prasident des Oberlandesgerichts Naumburg ernannt In hallelife de 22 Februar 2019 abgerufen am 23 Februar 2019 Oberlandesgericht Naumburg Wechsel in die erste Reihe In Mitteldeutsche Zeitung mz web de abgerufen am 31 Mai 2018 OLG Prasident Schubert verabschiedet sich in Ruhestand In FOCUS Online focus de abgerufen am 27 Oktober 2016 Prasident des Oberlandesgerichts Naumburg tritt in den Ruhestand In Pressemitteilung Nr 007 2016 Pressestelle des Ministeriums fur Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen Anhalt 24 Februar 2016 abgerufen am 9 Dezember 2022 Michael Rademacher OLG Naumburg Online Material zur Dissertation Osnabruck 2006 In eirenicon com Abgerufen am 10 Mai 2023 Chronik des Oberlandesgerichts Dusseldorf PDF 577 kB Lothar Gruchmann Justiz im Dritten Reich 1933 1940 Anpassung und Unterwerfung in der Ara Gurtner Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte Band 28 3 Auflage Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 2002 ISBN 3 486 53833 0 S 1211 online Kulturehrungen Stipendien PDF Abgerufen am 1 Januar 2021 Oberlandesgericht Uwe Wegehaupt als neuer Prasident ins Amt eingefuhrt im Naumburger Tageblatt Bundesverfassungsgericht im Fall Gorgulu Memento vom 8 Dezember 2014 im Internet Archive abgerufen am 4 Dezember 2014 Patrick Bahners in FAZ vom 5 August 2016 Der Holocaust als bose Mar Anmerkung Das Urteil ist nicht in der Rechtsprechungsubersicht des OLG Naumburg verzeichnet Legal Tribune Online vom 23 Februar 2018 OLG bestatigt Freispruche fur Aktivisten Tierschutz ist notstandsfahig OLG Naumburg Beschluss vom 22 Oktober 2019 Az 1 Ws gE 1 19 Familie von Oury Jalloh legt Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht einPrasidenten des Oberlandesgerichtes Naumburg Wilhelm von Brandenstein Hermann Lisco Max Hartmann 1909 1917 Georg Reuter 1917 1923 Georg Werner 1923 1933 Paul Sattelmacher 1933 1945 Jurgen Goydke 1992 1996 Gertrud Neuwirth 1996 2003 Winfried Schubert 2004 2016 Uwe Wegehaupt seit 2016 Oberlandesgerichte in der Bundesrepublik Deutschland Oberlandesgericht Bamberg Kammergericht Berlin Brandenburgisches Oberlandesgericht Oberlandesgericht Braunschweig Hanseatisches Oberlandesgericht in Bremen Oberlandesgericht Celle Oberlandesgericht Dresden Oberlandesgericht Dusseldorf Oberlandesgericht Frankfurt am Main Hanseatisches Oberlandesgericht Hamburg Oberlandesgericht Hamm Thuringer Oberlandesgericht Jena Oberlandesgericht Karlsruhe Oberlandesgericht Koblenz Oberlandesgericht 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