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Ein Standgericht ist ein Ausnahmegericht bei Unterdruckung von Aufstanden und inneren Unruhen Die Urteile kann der in einem Ort oder Lager anwesende oberste Befehlshaber sofort bestatigen und vollziehen lassen Das Standrecht proklamieren heisst der Einwohnerschaft und den Soldaten kundgeben dass solche Ausnahmegerichte eingesetzt sind Die Gerichtsbarkeit bezieht sich auf alle also Militars und Zivilisten Die Rechtmassigkeit von Standgerichtsurteilen die wahrend der Zeit des Nationalsozialismus in der Endphase des Zweiten Weltkrieges ergingen war in Deutschland bis zum ersten Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege von 1998 umstritten In Deutschland sind Ausnahmegerichte also auch Standgerichte seit 1949 verfassungswidrig Inhaltsverzeichnis 1 Deutschland 1 1 Ursprunge 1 2 Standgerichte bis 1918 1 3 Zeit des Nationalsozialismus 1 3 1 Allgemeine Kriegsstrafverfahren und Standgerichte 1 3 2 Sonder Standgericht der Wehrmacht 1 3 3 Ausweitung auf Zivilisten 1 3 4 Fliegendes Standgericht 1 3 5 Umgang mit Urteilen nach Kriegsende 1 4 Deutschland ab 1949 2 Osterreich 1933 bis 1938 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseDeutschland BearbeitenUrsprunge Bearbeiten Uber die Tatigkeit von Standgerichten im Mittelalter gibt es aus Deutschland insgesamt nur wenige Uberlieferungen Ein Fall behandelt ein Standgericht des Herzogs Heinrich I von Braunschweig und Luneburg in der Luneburger Heide Er hatte 1388 die Nachfolge seines Vaters als Herzog angetreten Im Verlauf einer Reise nahm er einem Pferd das Halfter vom Kopf und liess damit den ihn begleitenden Vogt von Celle an einen Baum hangen weil dieser einem Bauern den Mantel weggenommen hatte 1 Im deutschsprachigen Raum gab es nach Reichsrecht ausser ordentlichen Militargerichten auch Standgerichte die in dringenden Fallen stehenden Fusses Urteile fallen konnten die sogleich vollzogen wurden 2 Standgerichte bis 1918 Bearbeiten Nach der preussischen Militargerichtsordnung von 1845 hatte die Standgerichtsbarkeit die Bedeutung einer Schnelljustiz fur geringwertige Verfehlungen von Soldaten des Mannschaftsstands Das bayerische Militarrecht des 19 Jahrhunderts hingegen griff auf die traditionelle Bedeutung zuruck im Sinne eines Standrechts fur Ausnahmesituationen Dabei sollten Rechtsverstosse von Zivilisten und Soldaten durch sofort zusammentretende Gerichte abgeurteilt werden Als Urteil kamen nur Freispruch oder Tod in Frage 3 Nach der Deutschen Militarstrafgerichtsordnung vom 1 Dezember 1898 waren Militar Standgerichte zustandig fur die Strafsachen der niederen Gerichtsbarkeit und durften nur auf Einziehung Freiheitsstrafe bis zu sechs Wochen und Geldstrafe bis 150 Mark erkennen Sie bestanden aus einem Stabsoffizier als Vorsitzendem und einem Hauptmann und einem Oberleutnant als Beisitzern Diese wurden zusammen mit ihren Stellvertretern alljahrlich vor Beginn des Gerichtsjahres auf dessen Dauer ein fur alle Mal bestellt und bei Antritt des Richteramts vereidigt In Kriegszeiten wurden Feldstandgerichte und an Bord von Marineschiffen Bordstandgerichte aufgestellt um Einzelfalle zu untersuchen In diesen Fallen betrugen die Hochststrafen Freiheitsstrafe bis zu drei Monaten und Geldstrafe bis zu 300 Mark Daneben konnten Feld und Bordstandgerichte auch auf die Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes erkennen Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Allgemeine Kriegsstrafverfahren und Standgerichte Bearbeiten nbsp Das Bochnia Massaker als Beispiel fur Todesurteile nach Standgericht Innerhalb der NS Militargerichtsbarkeit sah die Kriegsstrafverfahrensordnung KStVO vom 17 August 1938 4 die erst 1939 im Reichsgesetzblatt veroffentlicht wurde im 13 den Notgerichtsstand vor Danach wurde fur eine der Krieggerichtsbarkeit unterworfene Person im Operationsgebiet die auf frischer Tat z B bei Fahnenflucht gestellt worden war der nachst erreichbare Gerichtsherr zustandig Im Gefechtsgebiet konnte das Verfahren gegen Beschuldigte die der Spionage der Freischarlerei einer Zuwiderhandlung eines Befehlshabers im besetzten auslandischen Gebiet der Zersetzung der Wehrkraft oder der Wehrmittelbeschadigung verdachtigt waren auch vom nachst erreichbaren Kommandeur eines Regiments wahrgenommen werden Am 4 November 1939 wurde die Kriegsstrafverfahrensordnung um einen 13a erganzt 5 der den Begriff Standgerichte in der Uberschrift verwendet 13 Abs 1 Der nachsterreichbare Kommandeur eines Regiments oder ein mit derselben Disziplinarstrafgewalt versehener Truppenbefehlshaber kann die Befugnisse des Gerichtsherrn ausuben wenn1 die Aburteilung aus zwingenden militarischen Grunden keinen Aufschub duldet 2 ein Gerichtsherr nicht auf der Stelle erreicht werden kann und 3 die Zeugen oder andere Beweismittel sofort zur Verfugung stehen dd Der Absatz 2 des 13 schrankte diese Bestimmung jedoch ein Das Standgericht hatte zunachst keine Zustandigkeit bei Straftatbestanden fur die nach 14 weiterhin allein das Reichskriegsgericht zustandig bleiben sollte Dies betraf unter anderem Landesverrat Hochverrat Kriegsverrat Wehrkraftzersetzung und nunmehr auch Spionage Die Kompetenzen des Standgerichts wurden spater erheblich ausgebaut Beim Einmarsch der deutschen Truppen in Polen 1939 wurden Standgerichte als Notstandgerichtsbarkeit tatig 6 die polnische Zivilisten als der Freischarlerei verdachtig zum Tode verurteilten und erschiessen liessen 7 Bei diesen Zivilisten wurde die Todesstrafe sofort vollstreckt ohne dass zuvor eine Prufung und Bestatigung des Urteils durch einen hoheren Offizier erfolgt war Standgerichtliche Urteile der Wehrmacht ergingen im Westen zunachst nur im Zuge von Kampfhandlungen ab Juni 1940 gab es kaum noch Sofortverfahren gegen eigene Soldaten Bei verstarkten zivilen Widerstandshandlungen in Belgien und Nordfrankreich wurden im Juli 1941 Regiments Standgerichte eingesetzt Auf Kreta fallten im August 1941 drei Standgerichte der 5 Gebirgsdivision 119 Todesurteile Ansonsten terrorisierten SS Standgerichte des jeweiligen Hoheren SS und Polizeifuhrers die besetzten Gebiete 8 Sonder Standgericht der Wehrmacht Bearbeiten Adolf Hitler ordnete am 20 Februar 1943 an unbedingt Ordnung zu schaffen ausgewahlte Offiziere wurden daraufhin ermachtigt fliegende Kriegsgerichte zu bilden 9 Am 21 Juni 1943 unterzeichnete Hitler im Fuhrerhauptquartier einen Befehl zur Bildung eines zentralen Sonder Standgerichts fur die Wehrmacht 10 Es sollte im Schnellverfahren politische Straftaten aburteilen die sich gegen das Vertrauen in die politische und militarische Fuhrung richten und bei Auslegung des gebotenen scharfen Massstabes eine Todes oder Zuchthausstrafe erwarten liessen Zustandig war dieses Sonder Standgericht fur alle Angehorigen der Wehrmacht die sich im Heimatkriegsgebiet aufhielten Gerichtsherr war Hitler die laufenden Geschafte des Gerichtsherren sollte der Prasident des Reichskriegsgerichts wahrnehmen Das Sonder Standgericht wurde als besonderer Senat dem Reichskriegsgericht angegliedert Dem Gericht war auf Anforderung ein Flugzeug zur Verfugung zu stellen Nach dem Attentat vom 20 Juli 1944 wurde der Befehl von 1943 formlich aufgehoben und ersetzt durch einen Erlass des Fuhrers uber die Verfolgung politischer Straftaten vom 20 September 1944 11 Bis dahin wurden politische Straftaten der Militarpersonen vom Reichskriegsgericht oder dem dort gebildeten Sonder Standgericht abgeurteilt nunmehr wurde diesen die Zustandigkeit entzogen Fur alle Angehorige von Wehrmacht Waffen SS und Polizei wurden wie bei Zivilpersonen der Volksgerichtshof und Sondergerichte zustandig fur die Aburteilung politischer Straftaten Ein weiteres bekanntes Beispiel fur die Einsetzung eines Standgerichts war die Verurteilung der deutschen Soldaten die fur die nicht rechtzeitig erfolgte Sprengung der Brucke von Remagen verantwortlich gemacht wurden 12 Ausweitung auf Zivilisten Bearbeiten nbsp VO uber Standgerichte 15 Februar 1945 nbsp Formular zur Vereinfachung von StandgerichtsurteilenAm 15 Februar 1945 wurde eine vom Reichsminister der Justiz Otto Thierack unterzeichnete Verordnung uber die Errichtung von Standgerichten erlassen 13 In allen feindbedrohten Reichsverteidigungsbezirken sollten Standgerichte geschaffen werden In Wien z B erfolgte die Einfuhrung von Standgerichten Ende Marz 1945 durch Baldur von Schirach in seiner Eigenschaft als Reichsverteidigungskommissar fur Wien 14 Zustandig waren die Standgerichte fur alle Straftaten durch die die deutsche Kampfkraft und Kampfentschlossenheit gefahrdet wurde Damit waren nicht mehr allein Militarpersonen sondern auch alle Zivilisten dem Urteil des Standgerichtes unterworfen Der ortlich zustandige Reichsverteidigungskommissar ernannte die drei Mitglieder des Gerichts und den zustandigen Staatsanwalt als Vorsitzender musste ein Strafrichter ernannt werden die beiden weiteren Mitglieder des Gerichts waren je ein politischer Leiter oder Gliederungsfuhrer der NSDAP und ein Offizier der Wehrmacht der Waffen SS oder der Polizei Auf das Verfahren fanden die ordentlichen Prozessvorschriften lediglich sinngemass Anwendung Als Urteile kamen nur in Frage Todesstrafe Freispruch oder Uberweisung an ein ordentliches Strafgericht Das Urteil bedurfte der Bestatigung des zustandigen Reichsverteidigungskommissars der auch uber die Vollstreckung bestimmte an seiner Stelle vertretungsweise der Anklager beim Gericht Die Verordnung trat mit ihrer Verkundung durch den Rundfunk in Kraft In Zeitungen welche die Verordnung im Ganzen zitierten finden sich Abweichungen vom Gesetzestext so ist u a von einem Inkrafttreten durch Verkundung in Presse und Rundfunk die Rede 15 16 Wesentliche Bestimmungen widersprechen der Rechtsstaatlichkeit So sind Zustandigkeitsordnung und anwendbare Strafnormen so ungenau umschrieben dass sie jeglicher Willkur Raum geben konnten Als Richter amtierte nur ein einziger Jurist neben einem politischen und einem militarischen oder polizeilichen Funktionar Eine richterliche Strafzumessung konnte kaum mehr vorgenommen werden da als Strafen nur Todesstrafe und Freisprechung als extreme Gegenpole zugelassen waren die Uberweisung an ein ordentliches Strafgericht das auch Strafen zwischen diesen Extremen aussprechen konnte bildete fur diesen Mangel nur einen unzureichenden Ausgleich Fliegendes Standgericht Bearbeiten Der Begriff fliegendes Standgericht wurde mindestens schon Ende der 1920er Jahre verwendet 17 Speziell in Deutschland wurde er vermutlich ab Fruhjahr 1944 gebrauchlich als sonderpolizeiliche Einheiten mit der Bezeichnung OKW Feldjager aufgestellt wurden die nach Direktive der obersten Militarfuhrung abseits militarischer Hierarchien und Zustandigkeiten der Feldgendarmerie ermachtigt wurden an Ort und Stelle mittels eigens beigegebener mobiler Standgerichte Urteile zu fallen und sofort vollstrecken zu lassen 18 Durch Fuhrer Erlass wurde am 9 Marz 1945 der Befehl erteilt sofort ein Fliegendes Standgericht zu errichten 19 Das Gericht unterstand unmittelbar Adolf Hitler und erhielt Auftrage von ihm allein Das Fliegende Standgericht war zustandig fur strafbare Handlungen von Angehorigen aller Wehrmachtteile und der Waffen SS ohne Unterschied des Ranges und konnte auch schwebende Verfahren an sich ziehen Der dienstalteste Offizier leitete als Gerichtsherr die Ermittlungen fuhrte den Vorsitz bei der Hauptverhandlung und traf die Vollstreckungsentscheidung Das Gnadenrecht entfiel Der Begriff Fliegendes Standgericht teils eingeschrankt als sogenanntes Fliegendes Standgericht taucht daruber hinaus beilaufig in der Literatur auf 20 ohne Hinweis auf einen weiteren formlichen Erlass mit Gesetzeskraft 21 Umgang mit Urteilen nach Kriegsende Bearbeiten Den Urteilen der Standgerichte die ab Februar 1945 gebildet wurden fielen zahlreiche Personen zum Opfer Schatzungen gehen von mehreren Tausend Zivilpersonen aus 22 siehe auch Endphaseverbrechen Die alliierten Militargerichte urteilten nach Kriegsende in erster Linie NS Verbrechen ab die an ihren eigenen Staatsangehorigen oder an denen ihrer Verbundeten begangen worden waren Erst spater ermachtigten die Alliierten deutsche Gerichte gemass dem Kontrollratsgesetz Nr 10 gegen deutsche NS Tater vorzugehen Deutsche Gerichte taten sich schwer auf dieser Grundlage zu urteilen und griffen zunehmend auf das deutsche Strafrecht zuruck Die weitgreifende Auslegung des so genannten Richterprivilegs fuhrte dazu dass Beteiligte an extremen Standgerichtsurteilen nur in seltenen Fallen rechtskraftig verurteilt wurden 23 Bei der juristischen Aufhebung von NS Unrechtsurteilen blieben die Opfer der Standgerichte und die Opfer der NS Militarjustiz lange Zeit ausgeschlossen Erst durch das am 1 September 1998 in Kraft getretene Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege wurden auch die Urteile der Standgerichte pauschal aufgehoben Im Gesetzentwurf war vorgesehen auch die Urteile der NS Militarjustiz aufzuheben die gegen Deserteure ausgesprochen worden waren Dies fand 1998 noch keine Mehrheit im Bundestag und wurde erst im Juli 2002 beschlossen 24 Deutschland ab 1949 Bearbeiten Standgerichte im Sinne eines Ausnahmegerichts sind in der Bundesrepublik Deutschland nach Art 101 Abs 1 Satz 1 des Grundgesetzes verboten In der DDR waren sie ab 1949 nach Artikel 134 Satz 2 25 und spater nach Artikel 101 Abs 2 26 unstatthaft Klagen gegen Straftaten sind der ordentlichen Gerichtsbarkeit vorzubringen In Disziplinarsachen bei Soldaten sind hingegen Truppendienstgerichte zustandig die unter der Hierarchie der Verwaltungsgerichtsbarkeit stehen Osterreich 1933 bis 1938 BearbeitenIm Standestaat bzw in der Zeit des Austrofaschismus zwischen 1933 und 1938 amtliche Bezeichnung Bundesstaat Osterreich wurde unter Bundeskanzler Engelbert Dollfuss in der Ministerratssitzung vom 10 November 1933 die Verhangung des Standrechts beschlossen am nachsten Tag trat es in Kraft Es galt fur die Delikte des Mordes der Brandlegung sowie fur das Verbrechen der offentlichen Gewalttatigkeit und richtete sich gegen Personen die auf frischer Tat ergriffen wurden oder deren Schuld ohne Verzug feststellbar war nbsp Benachrichtigung der Staatsanwaltschaft an das Bundeskanzleramt uber die Einleitung des standrechtlichen Verfahrens gegen Peter Strauss 1934 Das standrechtliche Verfahren wurde von einem aus vier Richtern und einem Staatsanwalt bestehenden fliegenden Senat der am Oberlandesgericht Wien seinen Sitz hatte und falls notwendig zum zustandigen Landesgericht anreiste gefuhrt und dauerte langstens drei Tage Bei einstimmiger Bejahung der Schuldfrage endete es mit einem Todesurteil das nach spatestens drei Stunden am Wurgegalgen zu vollstrecken war Aus diesem Grund reiste der fliegende Senat oftmals bereits zusammen mit dem Scharfrichter zum Verhandlungsort an Gegen das Urteil des Standgerichtes war kein Rechtsmittel zulassig einzig eine Begnadigung durch den Bundesprasidenten zu lebenslanger Haft war moglich Damit wurde mit Verhangung des Standrechts auch die Todesstrafe wieder in Osterreich eingefuhrt die im ordentlichen Verfahren schon 1920 abgeschafft worden war Der erste Standgerichtsprozess fand am 14 Dezember 1933 in Wels statt wobei das Todesurteil jedoch durch den Bundesprasidenten in eine Freiheitsstrafe umgewandelt wurde 27 Beim zweiten Standgerichtsprozess am 10 Janner 1934 in Graz wurde das Gnadengesuch dem Bundesprasidenten nicht vorgelegt und der Tagelohner Peter Strauss wegen Brandstiftung hingerichtet Per Notverordnung wurde vom 12 bis zum 21 Februar 1934 auch das Verbrechen des Aufruhrs gemass 73 74 StG 1852 der Standgerichtsbarkeit unterworfen 28 Im Juni 1934 fuhrte eine Gesetzesanderung die Todesstrafe auch fur ordentliche Verfahren wieder ein 29 Am 12 Juli 1934 wurde den Standgerichten auch die Zustandigkeit fur Vergehen im Zusammenhang mit Sprengstoffattentaten und dem illegalen Besitz von Sprengstoff ubertragen Kamen die zivilen Standgerichte vor allem nach den Februarkampfen 1934 zum Einsatz so wurde wahrend des Juliputsches gemass dem am 26 Juli 1934 in Kraft getretenen Gesetz uber die Einfuhrung eines Militargerichtshofs ein militarisches Standgericht geschaffen Der auf diese Weise ins Leben gerufene Militargerichtshof ahnelte in Zusammensetzung Verfahrensfuhrung und Kompetenzen den zivilen Standgerichten ausser dass beim Militargericht vier Offiziere als Richter fungierten Die nach dem Juliputsch verhafteten Personen unter denen sich neben Arbeitern Tagelohnern und nationalsozialistischen Polizisten auch Angehorige des Bundesheeres fanden wurden von der Staatsanwaltschaft in schwerer und minder Beteiligte geschieden Die Schwerbeteiligten Anfuhrer Mitkampfer Kuriere usw wurden dem Militargericht zur Aburteilung ihrer mit dem Putsch im Zusammenhang stehenden Vergehen uberstellt auch wenn bereits ein Verfahren vor einem ordentlichen Gericht oder einem zivilen Standgericht anhangig war Die im Eilverfahren abgewickelten Prozesse endeten mit zahlreichen Todesurteilen von denen 13 vollstreckt wurden darunter an Otto Planetta Zwischen 1933 und 1938 wurden in Osterreich uber 40 Personen hingerichtet Literatur BearbeitenPeter Lutz Kalmbach Fliegende Standgerichte Entstehung und Wirkung eines Instruments der nationalsozialistischen Militarjustiz In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 69 2021 H 2 S 211 239 Peter Kalmbach Standgerichte in Norddeutschland In Heimat Rundblick Geschichte Kultur Natur Nr 104 1 2013 Fruhjahr 2013 Druckerpresse Verlag ISSN 2191 4257 S 30 Peter Kalmbach Wehrmachtjustiz Metropol Verlag Berlin 2012 ISBN 978 3 86331 053 0 Jorg Friedrich Freispruch fur die Nazi Justiz Die Urteile gegen NS Richter seit 1948 Eine Dokumentation Uberarbeitete und erganzte Ausgabe Ullstein Berlin 1998 ISBN 3 548 26532 4 S 73 138 Falldarstellung und strafrechtliche Aufarbeitung Martin Moll Hrsg Fuhrer Erlasse 1939 1945 Edition samtlicher uberlieferter nicht im Reichsgesetzblatt abgedruckter von Hitler wahrend des Zweiten Weltkrieges schriftlich erteilter Direktiven aus den Bereichen Staat Partei Wirtschaft Besatzungspolitik und Militarverwaltung Franz Steiner Verlag Stuttgart 1997 ISBN 3 515 06873 2 Reichsgesetzblatt 1939 und 1945 Standgericht In Heinrich August Pierer Julius Lobe Hrsg Universal Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit 4 Auflage Band 16 Altenburg 1863 S 682 zeno org Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Verordnung uber die Errichtung von Standgerichten Quellen und Volltexte nbsp Wiktionary Standgericht Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Matthias Blazek Herzog Heinrichs Standgericht in der Heide Eine luneburgische Begebenheit aus dem Leben Herzog Heinrichs von der Haide In Braunschweiger Kalender 2010 Joh Heinr Meyer Verlag Braunschweig 2010 S 99 ff Peter Kalmbach Fliegende Standgerichte In VfZ 69 2021 H 2 S 213 Peter Kalmbach Fliegende Standgerichte In VfZ 69 2021 H 2 S 213 Verordnung uber das militarische Strafverfahren im Kriege und bei besonderem Einsatz Kriegsstrafverfahrensordnung KStVO vom 17 August 1938 RGBl 1939 Teil I S 1457 ff Vierte Verordnung zur Durchfuhrung und Erganzung der Verordnung uber das militarische Strafverfahren im Kriege und bei besonderem Einsatz vom 4 November 1939 RGBl 1939 Teil I S 2132 f Peter Kalmbach Fliegende Standgerichte In VfZ 69 2021 H 2 S 217 Jochen Bohler Auftakt zum Vernichtungskrieg Frankfurt am Main 2006 ISBN 3 596 16307 2 S 117 Peter Kalmbach Fliegende Standgerichte In VfZ 69 2021 H 2 S 218 220 Peter Kalmbach Fliegende Standgerichte In VfZ 69 2021 H 2 S 221 Dok 255 in Martin Moll Hrsg Fuhrer Erlasse 1939 1945 Stuttgart 1997 ISBN 3 515 06873 2 S 342 f Dok 364 in Martin Moll Hrsg Fuhrer Erlasse 1939 1945 Stuttgart 1997 ISBN 3 515 06873 2 S 458 Die Rheinbrucke bei Remagen zerstort In Kleine Wiener Kriegszeitung 20 Marz 1945 S 2 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung kwk RGBl 1945 I S 30 Anordnung des Reichsverteidigungskommissars fur Wien In Neues Wiener Tagblatt Demokratisches Organ Neues Wiener Abendblatt Abend Ausgabe des Neuen Wiener Tagblatt Neues Wiener Tagblatt Abend Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes Wiener Mittagsausgabe mit Sportblatt 6 Uhr Abendblatt Neues Wiener Tagblatt Neue Freie Presse Neues Wiener Journal Neues Wiener Tagblatt 30 Marz 1945 S 2 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung nwg Verordnung uber die Errichtung von Standgerichten In Innsbrucker Nachrichten 17 Februar 1945 S 1 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung ibn Standgerichte in feindbedrohten Gebieten In Neues Wiener Tagblatt Demokratisches Organ Neues Wiener Abendblatt Abend Ausgabe des Neuen Wiener Tagblatt Neues Wiener Tagblatt Abend Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes Wiener Mittagsausgabe mit Sportblatt 6 Uhr Abendblatt Neues Wiener Tagblatt Neue Freie Presse Neues Wiener Journal Neues Wiener Tagblatt 17 Februar 1945 S 1 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung nwg Die Vorbildung Fliegendes Standgericht Sanok In Der Tag Der Wiener Tag 9 Februar 1927 S 8 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung tag Peter Lutz Kalmbach Feldjager Sicherheitsdienst Sonderkommandos Polizeiorgane und Standgerichtsbarkeit in der Endphase des Zweiten Weltkriegs In Kriminalistik 2014 S 454 458 454 f Moll von Martin Fuhrer Erlasse 1939 1945 Edition samtlicher uberlieferter nicht im Reichsgesetzblatt abgedruckter von Hitler wahrend des Zweiten Weltkrieges schriftlich erteilter Direktiven aus den Bereichen Staat Partei Wirtschaft Besatzungspolitik und Militarverwaltung Steiner Stuttgart 1997 ISBN 3 515 06873 2 Jorg Friedrich Freispruch fur die Nazi Justiz uberarb und erg Auflage Berlin 1998 ISBN 3 548 26532 4 S 439 Das Fliegende Standgericht des Befehlshabers im Wehrkreis III das nicht mit dem Fliegenden Standgericht des Fuhrers verwechselt werden darf wurde durch eine Anordnung des Befehlshabers im Wehrkreis III am 13 Februar 1945 aufgestellt Gutachten von Norbert Haase Wehrmacht Erschiessungsstatte Ruhleben Murellenschlucht 1995 Wolfgang Benz u a Hrsg Enzyklopadie des Nationalsozialismus Munchen 1997 S 747 Jorg Friedrich Freispruch fur die Nazi Justiz uberarb und erg Auflage Berlin 1998 ISBN 3 548 26532 4 S 73 138 bundestag de PDF 126 kB Die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik vom 7 Oktober 1949 documentarchiv de abgerufen am 14 August 2011 Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik vom 6 April 1968 documentarchiv de abgerufen am 14 August 2011 Der damals 26 jahrige Bauernsohn Johann Breitwieser hatte auf dem elterlichen Hof in Mitterfils Gemeinde Pennewang die von ihm geschwangerte 19 jahrige Magd Hilde Strasser durch Messerstiche so schwer verletzt dass sie kurz nach ihrer Flucht zu einer Nachbarin daran starb Das Todesurteil gegen Breitwieser wegen Mordes wurde am Tag nach Prozessbeginn gefallt worauf Justizminister Kurt Schuschnigg dem zu dieser Zeit in Mallnitz weilenden Bundesprasidenten ein Gnadengesuch vorlegte und die Todesstrafe funf Minuten vor der geplanten Hinrichtung Breitwiesers durch den Scharfrichter Johann Lang in eine lebenslange Freiheitsstrafe umgewandelt wurde Uber den Standgerichtsprozess wurde damals in allen grossen osterreichischen Zeitungen detailliert berichtet siehe ANNO AustriaN Newspapers Online fur das Jahr 1933 Austrofaschismus und Erinnerung Josef Ahrer abgerufen am 21 August 2018 BGBl Nr 77 1934Normdaten Sachbegriff GND 4182886 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Standgericht amp oldid 235327366