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Peter Strauss 19 Juni 1900 in Steinbach Gamlitz 11 Janner 1934 in Graz 1 war ein osterreichischer Tagelohner der nach Wiedereinfuhrung der Todesstrafe in Osterreich unter Dollfuss als erster aufgrund eines Standgerichtsurteils hingerichtet wurde Er wird deswegen auch als das erste Todesopfer der austrofaschistischen Standgerichte bezeichnet 2 Peter Strauss beim Standgericht 1934 in Graz Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Die Tat 3 Gerichtsverfahren 3 1 Einvernahme und Prozess 3 2 Rechtliche Grundlagen 3 3 Urteil und Hinrichtung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenStrauss war der Sohn einer alkoholkranken Magd Seinen leiblichen Vater hatte er nie kennengelernt Mit seinen geringen geistigen Fahigkeiten und einer Korpergrosse von 1 45 m war er dem Spott seiner Mitmenschen ausgesetzt Dazu kam ein Hinken infolge einer uberstandenen Rachitis Strauss hielt sich mit Gelegenheitsarbeiten uber Wasser trug zerschlissene Kleidung und hatte bereits mehrfach wegen Diebstahls im Gefangnis gesessen Die Tat BearbeitenAm Sonntag den 7 Janner 1934 brach auf dem Hof des Bauern Anton Tischler in Aflenz bei Leibnitz zwischen vier und funf Uhr in der Fruh ein Feuer aus Der zur Ganze aus Holz gebaute Heustadl brannte vollkommen nieder Ein Ubergreifen des Feuers auf das Wohnhaus konnten der Bauer und seine Sohne knapp verhindern Im Stadl waren nicht nur Heu sondern auch Mais und Werkzeug untergebracht Der Schaden betrug rund 2 500 Schilling Tischler war allerdings versichert Er selbst erstattete Anzeige gegen Strauss 3 2 Am Vorabend war Strauss auf dem Hof Tischlers zu Gast gewesen Dabei war es zu einem Streit zwischen ihm und einem anderen Gast gekommen woraufhin Strauss des Hofes verwiesen wurde Im Gehen sagte er dass man noch an ihn denken werde 3 Gerichtsverfahren BearbeitenEinvernahme und Prozess Bearbeiten Strauss beteuerte bei der Einvernahme zunachst seine Unschuld und gab an in der fraglichen Nacht bei seinem in der Nahe lebenden Ziehvater gewesen zu sein Dieses Alibi erwies sich als falsch da besagter Ziehvater gar nicht vor Ort gewesen war Schliesslich gestand Strauss am 8 Janner vor der Gendarmerie die Tat angeblich wurde er bei der Einvernahme misshandelt 2 nbsp Benachrichtigung der Staatsanwaltschaft an das Bundeskanzleramt uber die Einleitung des standrechtlichen Verfahrens gegen Peter Strauss 1934 nbsp Landesgericht Graz in dessen Hof Peter Strauss durch den Scharfrichter Johann Lang am Wurgegalgen hingerichtet wurde Am 10 Janner 1934 begann seine Verhandlung vor dem Standgericht in Graz Der Verteidiger beantragte ein psychiatrisches Gutachten und damit die Uberweisung des Falles an ein ordentliches Schwurgericht was die Richter jedoch ablehnten Rechtliche Grundlagen Bearbeiten Die damalige Standgerichtsbarkeit musste innerhalb von drei Tagen entweder die Todesstrafe verhangen oder einen Freispruch verkunden bei einer voraussichtlichen Verfahrensdauer von mehr als drei Tagen musste ein Fall vor einem ordentlichen Schwurgericht verhandelt werden welches jedoch keine Todesurteile fallen konnte Zwar war in Osterreich die Todesstrafe im ordentlichen Verfahren mit der Bundesverfassung von 1920 abgeschafft worden Aber im Zuge der Errichtung der austrofaschistischen Diktatur hatte die osterreichische Bundesregierung unter Engelbert Dollfuss am 11 November 1933 Standrecht und Todesstrafe fur die Delikte des Mordes der Brandlegung sowie fur das Verbrechen der offentlichen Gewalttatigkeit eingefuhrt Der erste Standgerichtsprozess fand am 14 Dezember 1933 in Wels gegen den Bauernsohn Johann Breitwieser statt 4 Das Verfahren wurde von einem aus vier Richtern und einem Staatsanwalt bestehenden fliegenden Senat der am Oberlandesgericht Wien seinen Sitz hatte und falls notwendig zum zustandigen Landesgericht anreiste gefuhrt und dauerte langstens drei Tage Bei einstimmiger Bejahung der Schuldfrage endete es mit einem Todesurteil das nach spatestens drei Stunden zu vollstrecken war Gegen das Urteil war kein Rechtsmittel zulassig einzig eine Begnadigung durch den Bundesprasidenten war moglich Urteil und Hinrichtung Bearbeiten Strauss wurde von dem Standgericht fur schuldig befunden einen Teil des Hofs der Familie Tischler angezundet zu haben und aufgrund der Gesetzeslage zum Tode durch den Strang verurteilt Die vier Mitglieder des Standgerichts befurworteten jedoch einen Gnadenakt durch den Bundesprasidenten Ein solcher hatte nur erfolgen konnen wenn der Justizminister damals Kurt Schuschnigg wie im Fall Johann Breitwiesers ein entsprechendes Gnadengesuch gestellt hatte Im Fall Peter Strauss legte der Justizminister dem Bundesprasidenten jedoch keine solche Empfehlung vor Am 11 Janner 1934 wurde Strauss daher im Hof des Grazer Landesgerichtes durch den Scharfrichter Johann Lang und seinen Assistenten Franz Spitzer und Josef Bors am Wurgegalgen hingerichtet siehe auch die Liste der 1933 1938 in Osterreich hingerichteten Personen Im Juni 1934 wurde die Todesstrafe durch eine Gesetzesanderung auch fur ordentliche Verfahren wieder eingefuhrt 5 Literatur BearbeitenThomas Karny Der Tod des Tagelohners Warum Peter Strauss an den Galgen musste Franz Steinmassl Grunbach 1999 ISBN 3 900943 72 9 Weblinks BearbeitenSchilderungen von Straftat und Hinrichtung wie sie in der damaligen aktuellen Berichterstattung abgedruckt wurden sind auch uber ANNO AustriaN Newspapers Online Suchbegriff Peter Strauss Jahr 1934 nachzulesen Einzelnachweise Bearbeiten Sterbebuch Graz St Josef tom II S 244 Faksimile a b c Edith Gagern Peter Strauss Das erste Opfer der Standgerichte In Stephan Neuhauser Hrsg Wir werden ganze Arbeit leisten BoD Norderstedt 2004 ISBN 3 8334 0873 1 S 29 a b Martin F Polaschek In den Muhlen der Justiz Der standrechtliche Prozess gegen Peter Strauss und die Wiedereinfuhrung der Todesstrafe 1933 In Michele Luminati Ulrich Falk Mathias Schmoeckel Hrsg Mit den Augen der Rechtsgeschichte Rechtsfalle selbstkritisch kommentiert Lit Verlag Wien u a 2008 ISBN 978 3 8258 0370 4 S 399 Der damals 26 jahrige Breitwieser hatte auf dem elterlichen Hof in Mitterfils Gemeinde Pennewang die von ihm geschwangerte 19 jahrige Magd Hilde Strasser durch Messerstiche so schwer verletzt dass sie kurz nach ihrer Flucht zu einer Nachbarin daran starb Das Todesurteil gegen Breitwieser wegen Mordes wurde am Tag nach Prozessbeginn gefallt worauf Justizminister Kurt Schuschnigg dem zu dieser Zeit in Mallnitz weilenden Bundesprasidenten ein Gnadengesuch vorlegte und die Todesstrafe funf Minuten vor der geplanten Hinrichtung Breitwiesers durch den Scharfrichter Johann Lang in eine lebenslange Freiheitsstrafe umgewandelt wurde Uber den Standgerichtsprozess wurde damals in allen grossen osterreichischen Zeitungen detailliert berichtet siehe ANNO AustriaN Newspapers Online fur das Jahr 1933 BGBl Nr 77 1934Normdaten Person LCCN no2001041845 VIAF 36566294 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 11 August 2018 PersonendatenNAME Strauss PeterKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Tagelohner Opfer des AustrofaschismusGEBURTSDATUM 19 Juni 1900GEBURTSORT Steinbach GamlitzSTERBEDATUM 11 Januar 1934STERBEORT Graz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Peter Strauss Tagelohner amp oldid 227106271