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Bjorn Engholm 9 November 1939 in Lubeck St Lorenz ist ein deutscher Politiker SPD Bjorn Engholm 2019 Engholm war von 1981 bis 1982 Bundesminister fur Bildung und Wissenschaft 1982 auch Bundesminister fur Ernahrung Landwirtschaft und Forsten In der Zeit von 1988 bis 1993 amtierte er als Ministerprasident des Landes Schleswig Holstein Von 1991 bis 1993 war er Bundesvorsitzender der SPD und bis zu seinem Rucktritt von allen Amtern im Mai 1993 der designierte Kanzlerkandidat der SPD Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Beruf 2 Partei 3 Abgeordneter 4 Offentliche Amter 5 Rucktritt von allen politischen Amtern 6 Gesellschaftliche Amter 7 Siehe auch 8 Tatigkeit als Beiratsvorsitzender 9 Werke 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseLeben und Beruf BearbeitenBjorn Engholm ist schwedischer Abstammung 1 Als zweites Kind eines Speditionskaufmannes 2 besuchte er das Johanneum in Lubeck das er 1958 mit der mittleren Reife verliess Er absolvierte eine Lehre als Schriftsetzer im Verlag der sozialdemokratischen Tageszeitung Lubecker Freie Presse Bis 1962 arbeitete er als Metteur und Schriftsetzer 1959 wurde Engholm Mitglied der IG Druck und Papier Gleichzeitig studierte er auf dem zweiten Bildungsweg an der Hochschule fur Wirtschaft und Politik in Hamburg 1962 begann er ein Studium der Politik Volkswirtschaft und Soziologie an der Universitat Hamburg das er als Diplom Politologe abschloss Danach war er fur den Deutschen Gewerkschaftsbund als Dozent in der Jugend und Erwachsenenbildung beschaftigt Engholm betatigte sich ebenfalls als freier Journalist 3 Nach seiner politischen Karriere schloss Engholm 1994 einen Beratervertrag mit dem Energiekonzern PreussenElektra der in Schleswig Holstein an den Kernkraftwerken Brokdorf und Brunsbuttel beteiligt war Damit sorgte er vor allem in der eigenen Partei fur Emporung da er sich als aktiver Politiker stets mit seiner ablehnenden Haltung gegenuber Kernkraft und insbesondere diesen Kernkraftwerken hervorgetan hatte 4 Bjorn Engholm ist seit 1964 mit der Kunstmalerin und gelernten Kinderschwester Barbara Engholm 1940 1 verheiratet und hat zwei Tochter In Kiedrich bewirtschaftete er ab 1989 einen Weinberg 1 Das Rauchen einer Pfeife gehorte zu seinen Markenzeichen 5 Partei BearbeitenBjorn Engholm trat 1962 in die SPD ein Von 1965 bis 1969 war er Vorsitzender der Jusos Lubeck Bei den Landtagswahlen in Schleswig Holstein 1983 1987 1988 und 1992 trat er jeweils als SPD Spitzenkandidat an Im Mai 1984 wurde er in den Bundesvorstand gewahlt 1988 ins Prasidium Auf dem Bundesparteitag in Bremen Ende Mai 1991 wahlte ihn die SPD als Nachfolger des aus Altersgrunden nicht mehr kandidierenden Hans Jochen Vogel zum Bundesvorsitzenden Auf Engholm entfielen 97 45 Prozent der Delegiertenstimmen 6 Damit war er zugleich der designierte Kanzlerkandidat der Partei fur die Bundestagswahl 1994 Ende Januar 1993 vereitelten Sicherheitskrafte einen Anschlag auf Engholm Nach einem Auftritt in Kassel wurde er von einer mit einem Messer bewaffneten Frau beschimpft die Engholm folgte 7 und ihm sich bis auf einen Meter naherte ehe sie uberwaltigt wurde 8 Im Mai 1993 trat Engholm im Zuge der Schubladenaffare von seinem Amt als Ministerprasident von Schleswig Holstein zuruck und legte alle Parteiamter einschliesslich des SPD Vorsitzes nieder Kanzlerkandidat wurde an seiner Stelle Rudolf Scharping Abgeordneter BearbeitenVon 1969 bis 1983 war Engholm Mitglied des Deutschen Bundestages Er ist stets als direkt gewahlter Abgeordneter des Wahlkreises Lubeck in den Bundestag eingezogen Nach der Landtagswahl 1983 wurde er Mitglied des Landtages von Schleswig Holstein Hier wurde er Vorsitzender der SPD Fraktion und fuhrte damit bis zu seiner Wahl zum Ministerprasidenten 1988 die Opposition Aus dem Landtag schied er am 7 November 1994 vorzeitig aus Offentliche Amter Bearbeiten nbsp Bjorn Engholm 1989 als Ministerprasident von Schleswig HolsteinAm 18 Mai 1977 wurde Engholm als parlamentarischer Staatssekretar beim Bundesminister fur Bildung und Wissenschaft in die von Bundeskanzler Helmut Schmidt gefuhrte Bundesregierung berufen Nachdem Jurgen Schmude im Januar 1981 in das Amt des Bundesministers der Justiz gewechselt war ubernahm Engholm am 28 Januar 1981 selbst das Amt des Bundesministers fur Bildung und Wissenschaft Nach dem Ausscheiden der FDP Bundesminister aus der Bundesregierung war Engholm vom 17 September bis zum 1 Oktober 1982 zusatzlich Bundesminister fur Ernahrung Landwirtschaft und Forsten Mit der Wahl Helmut Kohls CDU am 1 Oktober 1982 zum Bundeskanzler endete Engholms Amtszeit als Bundesminister 1983 war er erstmals Spitzenkandidat der schleswig holsteinischen SPD Die CDU unter Ministerprasident Uwe Barschel konnte ihre absolute Mehrheit jedoch verteidigen und weiter ausbauen Die schleswig holsteinische Landtagswahl 1987 war schon von der sogenannten Barschel Affare um den Medienreferenten Reiner Pfeiffer uberschattet Die CDU verlor ihre absolute Mehrheit und Uwe Barschel trat als Ministerprasident zuruck Am 11 Oktober 1987 wurde Barschel in Genf tot aufgefunden einen Tag bevor er vor einem Ausschuss des schleswig holsteinischen Landtages befragt werden sollte Eine Regierungsbildung scheiterte am Patt im Landtag und an der ungeklarten Affare Am 8 Mai 1988 kam es zu Neuwahlen bei denen die SPD mit 54 8 Prozent der Stimmen und einem Zuwachs von 9 6 Prozentpunkten die absolute Mehrheit erringen konnte wahrend die CDU einen Stimmenverlust von 9 3 Prozentpunkten auf 33 3 Prozent der Stimmen hinnehmen musste Engholm wurde am 31 Mai 1988 zum Ministerprasidenten von Schleswig Holstein gewahlt Turnusgemass war er vom 1 November 1988 bis zum 31 Oktober 1989 auch Prasident des Bundesrats Bei der Landtagswahl am 5 April 1992 sackte die SPD um 8 6 Prozentpunkte ab erreichte aber mit 46 2 Prozent der abgegebenen Stimmen eine hauchdunne absolute Mehrheit der Sitze im Landtag Engholm wurde als Ministerprasident der SPD in Alleinregierung wiedergewahlt Rucktritt von allen politischen Amtern BearbeitenAm 3 Mai 1993 trat Bjorn Engholm von allen politischen Amtern zuruck nachdem er wieder in den Fokus der Barschel Affare geraten war 9 Er musste eine Falschaussage vor dem ersten parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Aufklarung der Affare einraumen Dort hatte er 1988 wahrheitswidrig erklart vor der Landtagswahl 1987 nichts von den Bespitzelungen Pfeiffers gewusst zu haben Tatsachlich hatte ihn sein Anwalt bereits wenige Tage vor dem zweiten Fernsehduell mit Amtsinhaber Barschel daruber informiert dass Pfeiffer auspacken und Barschel belasten wolle 10 Die vom Ausschuss nicht beeidete Aussage stellte ein Vergehen dar das gem 162 Abs 2 i V m 153 StGB strafbar ist Zum Zeitpunkt des Offentlichwerdens im Fruhjahr 1993 war die Tat allerdings schon mehrere Monate verjahrt Der Rucktritt von allen Funktionen betraf auch die Kanzlerkandidatur fur die SPD zur Bundestagswahl 1994 An seiner Stelle trat Rudolf Scharping an Gesellschaftliche Amter Bearbeiten nbsp Bjorn Engholm 2008 Engholm war zehn Jahre Kurator bei der Kirche St Petri in Lubeck und auch in der Overbeck Gesellschaft als Vorstand tatig 1997 wurde Engholm Vorstandsmitglied des Vereins Pro Baltica Forum In dieser Eigenschaft vertrat er den Gedanken einer Neuen Hanse als Kooperation der Ostsee Anrainer Fur seine Verdienste zur Forderung der deutsch skandinavischen Beziehungen wurde ihm am 13 Juni 2005 der Willy Brandt Preis verliehen Er war von 2001 bis 2010 Vorsitzender des Kulturforums Schleswig Holstein e V 11 und fungierte ab 2002 mehrere Jahre als Vorsitzender des Universitatsbeirates der Universitat zu Lubeck 12 Er ubernahm ebenfalls den Vorsitz des Hochschulrates der Kieler Muthesius Kunsthochschule 13 2014 erhielt Engholm die Auszeichnung Schleswig Holsteinischer Meilenstein des Verbandes Deutscher Sinti und Roma e V Landesverband Schleswig Holstein fur sein jahrelanges Engagement fur die Minderheit der Sinti und Roma 14 Siehe auch BearbeitenKabinett Schmidt II Kabinett Schmidt III Kabinett Engholm I Kabinett Engholm IITatigkeit als Beiratsvorsitzender Bearbeitenim EAP Unternehmen CarpeDiem24 im ALP Akademisches Lehrinstitut fur Psychologie GmbH Masterstudiengang im Fachbereich Kommunikations und Betriebspsychologie MSc Werke BearbeitenVom offentlichen Gebrauch der Vernunft Droemer Knaur Munchen 1993 ISBN 3 426 77008 3 Mit dem Herzen denken mit dem Kopf fuhlen Fachhochschule Pforzheim 1997 mit Dieter Koch Christian Wiechel Kramuller Hrsg Lernen Lehren Leben Absolventinnen und Absolventen der HWP erinnern sich Verlag WIEKRA Wissen Suhlendorf 2022 ISBN 978 3 940189 23 3Literatur BearbeitenRainer Burchardt Werner Knobbe Bjorn Engholm Die Geschichte einer gescheiterten Hoffnung Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1993 ISBN 3 421 06643 4 Ludger Fertmann Bjorn Engholm Ein Portrait Heyne Munchen 1991 ISBN 3 453 05206 4 Alfred J Gertler Bjorn Engholm im Gesprach Perspektiven sozialdemokratischer Politik Bouvier Bonn Berlin 1991 ISBN 3 416 02352 8 Armin Mueller Stahl Arbeiten auf Papier Herausgegeben von Frank Thomas Gaulin mit Texten von Bjorn Engholm und Andreas Hallaschka Hatje Cantz Ostfildern 2014 ISBN 978 3 7757 3895 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bjorn Engholm Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Bjorn Engholm im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Irmgard Zundorf Bjorn Engholm Tabellarischer Lebenslauf im LeMO DHM und HdG Bjorn Engholm im Landtagsinformationssystem Schleswig Holstein Der gescheiterte Hoffnungstrager Bjorn Engholm im Interview mit Rainer Burchardt ausgestrahlt im Rahmen der Sendereihe Zeitzeugen im Gesprach des Deutschlandfunks am 29 November 2007Einzelnachweise Bearbeiten a b c Wissen ist Macht Leben ist Genuss In Hamburger Abendblatt 11 Dezember 1990 abgerufen am 21 November 2022 Lebendiges Museum Online Biografie Bjorn Engholm Der lange Marsch zur Macht In Hamburger Abendblatt 30 Mai 1991 abgerufen am 11 Dezember 2022 Susann Hellwig und Ludwig Rademacher Affare Brisante Kiste Kernkraftgegner Engholm als Atom Berater Die Kieler SPD bangt um ihren Ruf Hrsg Focus 1994 focus de abgerufen am 4 April 2012 Die verschwundene Avantgarde In Frankfurter Rundschau 1 September 2017 abgerufen am 21 November 2022 Neubeginn der SPD In Hamburger Abendblatt 30 Mai 1991 abgerufen am 21 November 2022 Engholm entging Anschlag in Kassel In Hamburger Abendblatt 27 Januar 1993 abgerufen am 28 Marz 2023 Angriffe auf Politiker Von Lafontaine bis Strobele In Frankfurter Allgemeine Zeitung ISSN 0174 4909 faz net abgerufen am 28 Marz 2023 Wahrheitssuche im Kustennebel Artikel vom 7 Mai 1993 auf Zeit Online Norbert F Potzl Schubladenaffare Warum Bjorn Engholm 1993 zurucktrat In Der Spiegel 3 Mai 2018 ISSN 2195 1349 spiegel de abgerufen am 21 November 2022 Kulturforum Schleswig Holstein e V In spd geschichtswerkstatt de Abgerufen am 9 September 2022 www uni luebeck de Der gescheiterte Hoffnungstrager In Deutschlandfunk 29 November 2007 abgerufen am 21 November 2022 Schleswig Holsteinischer Meilenstein Verband Deutscher Sinti und Roma e V Bildungsminister der Bundesrepublik Deutschland Hans Leussink parteilos 1969 1972 Klaus von Dohnanyi SPD 1972 1974 Helmut Rohde SPD 1974 1978 Jurgen Schmude SPD 1978 1981 Bjorn Engholm SPD 1981 1982 Dorothee Wilms CDU 1982 1987 Jurgen Mollemann FDP 1987 1991 Rainer Ortleb FDP 1991 1994 Karl Hans Laermann FDP 1994 Jurgen Ruttgers CDU 1994 1998 Edelgard Bulmahn SPD 1998 2005 Annette Schavan CDU 2005 2013 Johanna Wanka CDU 2013 2018 Anja Karliczek CDU 2018 2021 Bettina Stark Watzinger FDP seit 2021 Siehe auch Liste der deutschen Minister fur Bildung und ForschungLandwirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland Wilhelm Niklas CSU 1949 1953 Heinrich Lubke CDU 1953 1959 Werner Schwarz CDU 1959 1965 Hermann Hocherl CSU 1965 1969 Josef Ertl FDP 1969 1982 Bjorn Engholm SPD 1982 Josef Ertl FDP 1982 1983 Ignaz Kiechle CSU 1983 1993 Jochen Borchert CDU 1993 1998 Karl Heinz Funke SPD 1998 2001 Renate Kunast B90 Grune 2001 2005 Jurgen Trittin B90 Grune komm 2005 Horst Seehofer CSU 2005 2008 Ilse Aigner CSU 2008 2013 Hans Peter Friedrich CSU 2013 2014 Christian Schmidt CSU 2014 2018 Julia Klockner CDU 2018 2021 Cem Ozdemir B90 Grune seit 2021 Siehe auch Bundesministerium fur Ernahrung und LandwirtschaftKabinett Schmidt III 6 November 1980 bis 1 Oktober 1982 Helmut Schmidt SPD Hans Dietrich Genscher FDP Gerhart Baum FDP Hans Jochen Vogel SPD Hans Apel SPD Hans Matthofer SPD Manfred Lahnstein SPD Otto Graf Lambsdorff FDP Josef Ertl FDP Bjorn Engholm SPD Herbert Ehrenberg SPD Heinz Westphal SPD Antje Huber SPD Anke Fuchs SPD Volker Hauff SPD Kurt Gscheidle SPD Dieter Haack SPD Egon Franke SPD Andreas von Bulow SPD Jurgen Schmude SPD Rainer Offergeld SPD Ministerprasidenten des Landes Schleswig Holstein Theodor Steltzer Hermann Ludemann Bruno Diekmann Walter Bartram Friedrich Wilhelm Lubke Kai Uwe von Hassel Helmut Lemke Gerhard Stoltenberg Uwe Barschel Henning Schwarz Bjorn Engholm Heide Simonis Peter Harry Carstensen Torsten Albig Daniel GuntherParteivorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands Alwin Gerisch Paul Singer August Bebel Hugo Haase Friedrich Ebert Philipp Scheidemann Otto Wels Hermann Muller Arthur Crispien Hans Vogel Kurt Schumacher Erich Ollenhauer Willy Brandt Hans Jochen Vogel Bjorn Engholm Rudolf Scharping Oskar Lafontaine Gerhard Schroder Franz Muntefering Matthias Platzeck Kurt Beck Franz Muntefering Sigmar Gabriel Martin Schulz Andrea Nahles Norbert Walter Borjans Saskia Esken Lars Klingbeil Siehe auch Sozialdemokratische Partei Deutschlands ParteivorsitzendeVorsitzende der SPD Fraktion im Schleswig Holsteinischen Landtag Andreas Gayk 1946 1950 Bruno Diekmann 1950 1953 Wilhelm Kaber 1953 1966 Jochen Steffen 1966 1973 Klaus Matthiesen 1973 1983 Bjorn Engholm 1983 1988 Gert Bornsen 1988 1996 Ute Erdsiek Rave 1996 1998 Lothar Hay 1998 2008 Ralf Stegner 2008 2021 Serpil Midyatli 2021 2022 Thomas Losse Muller seit 2022 Siehe auch Schleswig Holsteinischer Landtag und SPD Schleswig Holstein Normdaten Person GND 118971948 lobid OGND AKS LCCN n85310356 VIAF 42637821 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Engholm BjornKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker SPD MdL MdBGEBURTSDATUM 9 November 1939GEBURTSORT Lubeck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bjorn Engholm amp oldid 232276184