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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zum Gerat siehe Streichholz Gerat Ein Streichholz oder Zundholz veraltet Schwefelholz ist ein Stabchen zum Entfachen eines Feuers Es besteht aus einem Schaft aus Holz Pappe oder Papier an dessen einem Ende ein Zundkopf angebracht ist Durch Reiben des Zundkopfes an einer Reibflache entzundet er sich und bringt das Streichholz zum Brennen Ein entzundetes StreichholzStreichholzer aus Pappe im Briefchen und Streichholzer aus Papier mit Wachsuberzug Vesta Die ersten praktisch einsetzbaren Zundholzer kamen Anfang des 19 Jahrhunderts auf den Markt In der Anfangsphase waren sie unzuverlassig explosionstrachtig und enthielten sehr giftige Stoffe insbesondere weissen Phosphor Seit den 1850er Jahren gibt es die Sicherheitszundholzer so wie sie noch heute in Gebrauch sind Obwohl die Worte Streich und Schwefelholz fruher haufig synonym verwendet wurden ist das Schwefelholz eigentlich ein Vorlaufer des modernen Streichholzes Es wird im Abschnitt Geschichte beschrieben Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ubersicht 1 2 Schwefelholzer 1 3 Fruhe chemische Zundholzer 1 4 Das erste Streichholz 1 5 Phosphorstreichholzer 1 6 Sicherheitsstreichholzer 1 7 Phosphorverbot amp Strukturwandel 1 8 Das Zundwarenmonopol 1 9 Zundwaren in der DDR 2 Typen 2 1 Sicherheitsstreichholz 2 2 Uberall Zundholz 2 3 Spezielle Streichholzer 2 4 Reibkopfe und Anzundmittel 2 5 Sonderformen und Kurioses 3 Aufbewahrung 3 1 Funktionserhalt 3 2 Zugriffsschutz 3 3 Schachteln 3 4 Briefchen 4 Herstellung 5 Sicherheit und Toxizitat 6 Sonstiges 6 1 Spiele und Bastelarbeiten 6 2 Streichholzmuseen 7 Galerie 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUbersicht Bearbeiten Schwefelholzer werden seit mindestens 2000 Jahren als Anzundhilfe verwendet um Feuer zu machen Die Entdeckung des Phosphors 1669 ermoglichte eine einfache chemische Zundung Fruhe Zundholzer entstanden zwischen 1780 und 1830 und verwendeten u a Phosphor oder das 1787 entdeckte Kaliumchlorat Um 1826 erfand der englische Apotheker John Walker das erste echte Streichholz mit Reibungszundung Das neue Zundprinzip wurde mit den Lucifer Streichholzern der breiteren Offentlichkeit bekannt Die ersten zuverlassigen Streichholzer patentiert 1836 vom ungarischen Chemiestudenten Janos Irinyi waren Phosphorstreichholzer In der entstehenden Zundholzindustrie litten die Arbeiter unter Vergiftungen und Berufskrankheiten durch weissen Phosphor Die selbstentzundlichen Phosphorholzchen waren nicht ungefahrlich Um 1844 erfand der schwedische Chemiker Gustaf Erik Pasch das Sicherheitsstreichholz dessen entscheidender Vorteil ein auf Zundkopf und die neue spezielle Reibflache verteilter Zundmechanismus ist Es braucht keinen weissen Phosphor Der schwedische Kaufmann Carl Frans Lundstrom verhalf dem Sicherheitsstreichholz ab 1855 zum Erfolg und schuf die Grundlage fur die dominierende schwedische Zundholzindustrie 1906 wurde in einer internationalen Konvention in Bern orig Convention internationale sur l interdiction de l emploi du phosphore blanc jaune dans l industrie des allumettes das Verbot der Verwendung von weissem Phosphor zur Streichholzherstellung weltweit beschlossen 1 Der schwedische Unternehmer Ivar Kreuger grundete den Konzern STAB heute Swedish Match und versuchte ein weltweites Zundwarenmonopol zu errichten das in Deutschland ab 1930 gesetzlich garantiert war Die Streichholzproduktion erreichte um 1958 ihren Hohepunkt zu dem in den USA etwa 40 Milliarden Streichholzer pro Jahr produziert wurden Ein Grossteil waren Werbeartikel Schwefelholzer Bearbeiten nbsp SchwefelholzchenSchwefelholzer fruhe Vorlaufer der Streichholzer sind spitz zulaufende Holzstabchen deren Spitze mit Schwefel beschichtet ist Sie erleichtern den Ubergang von glimmendem Zunder zu einer offenen Flamme Das Holz fur sich ist recht schwer entzundlich und wurde im Kontakt mit der Glut lediglich verkohlen Der Schwefel hat eine niedrige Zundtemperatur und dient hier als eine Art Zwischenbrennstoff der sich an der Glut entzundet und die Flamme auf das Holz ubertragt Zumindest in vulkanischen Regionen mit naturlichen Schwefelvorkommen werden solche Holzchen vermutlich schon ahnlich lange verwendet wie Zunder aus Baumpilzen der durch Funde nachgewiesen seit mindestens 9000 Jahren hergestellt wird 2 Belegt sind sie durch Plinius den Alteren der sie um das Jahr 77 in seiner Naturalis historia erwahnt 3 In China gab es sie spatestens um 950 wahrscheinlich aber schon im 6 Jahrhundert und im 13 Jahrhundert waren sie zumindest in Hangzhou ublich Im mittelalterlichen Europa waren sie weit verbreitet und zusammen mit Zunderschwamm und Feuerstahl ubliches Feuerzeug Bushcrafter verwenden sie noch heute Im 19 Jahrhundert wurden die Worte Streich und Schwefelholz synonym verwendet denn auch Streichholzer enthalten Schwefel Fruhe chemische Zundholzer Bearbeiten Die Voraussetzungen zur Entwicklung von Zundholzern ist eine zuverlassige chemische Zundung 1669 entdeckte der Hamburger Alchimist Hennig Brand beim Aufarbeiten von Harn das Element Phosphor Phosphor gibt es in verschiedenen Varianten den Allotropen die sich in ihrer Farbe unterscheiden und auch sonst sehr verschiedene Eigenschaften haben Der von Brand entdeckte weisse Phosphor verbluffte durch seine Chemolumineszenz und die hohe Brandgefahr die von ihm ausgeht Ein Stuck weisser Phosphor kann schon bei 50 C Feuer fangen feinverteilt kann er sich sogar selbst entzunden Er ist pyrophor Ausserdem reagiert er mit vielen Stoffen heftig darunter Schwefel Diese Selbstentzundlichkeit und die explosiven Reaktionen fuhrten zu einer ersten Welle von Experimenten mit dem Ziel Feuer zu machen 1670 untersuchte der Naturforscher Robert Boyle Phosphor systematisch und 1680 experimentierte er mit Schwefelholzern die sich mit Hilfe von Papierstreifen entzunden liessen die mit Phosphor prapariert waren Diese Technik ist jedoch nicht alltagstauglich denn das Phosphorpapier muss frisch zubereitet und kann nicht bevorratet werden nbsp Rechts im Bild Phosphorflaschchen mit Schwefelholzchen 1828 Von 1780 bis 1830 wurden viele verschiedene Geratschaften erfunden die sich dem Konzept des individuellen Zundholzes annaherten und viele davon verwendeten Phosphor Die Prioritaten dieser Erfindungen sind nicht klar Eine grosse Gruppe waren Gerate mit Namen wie Tragbare Phosphor Box Phosphorflaschchen oder Taschenluminar die aus einem luftdicht verschlossenen Rohrchen einer Art Reagenzglas bestehen das innen mit einer dunnen phosphorhaltigen Beschichtung versehen ist Um Feuer zu machen wird das Rohrchen kurz geoffnet ein Schwefelholzchen an der Innenwand gerieben und zuruckgezogen An der Umgebungsluft entflammt das Holzchen sofern es genug Phosphor aufgenommen hat Diese Art der Zundung ist unzuverlassig und nicht sehr sicher Es gibt viele weitere fruhe Feuerapparate auf Phosphorbasis und anderen Prinzipien wobei die komplexeren eher zu den Feuerzeugen gehoren Die Entdeckung des Kaliumchlorats 1787 durch den franzosischen Arzt und Chemiker Claude Louis Berthollet fuhrte zur Entwicklung neuer Zundmechanismen Kaliumchlorat ist ein stark brandforderndes Oxidationsmittel das mit einem Brennstoff kombiniert sehr energiereiche Mischungen oder pyrotechnische Satze ergibt Eine solche Mischung fur Zundholzer wird Zundmasse genannt und alle modernen Mischungen enthalten Kaliumchlorat Satze mit Chlorat haben die Eigenschaft sich im Kontakt mit hochprozentiger Schwefelsaure zu entzunden und diese Reaktion wurde fur den ersten Zundmechanismus mit zwei Komponenten verwendet 1805 kamen die von Jean Louis Chancel erfundenen Tunkholzer auf den Markt die er unter dem Namen briquet oxygene vertrieb Im Zundkopf dieser Holzchen befanden sich Kaliumchlorat Schwefel Bindemittel und andere Komponenten die mit konzentrierter Schwefelsaure befeuchtet entflammten Die Saure wurde zum Transport auf ein Stuck Asbest getraufelt das in einer Glasphiole mit Schliffstopfen mitgefuhrt wurde Der Asbest diente als saurefestes Schwammchen und war nachtraglich eingefuhrt worden nachdem sich Unfalle mit Kleidung Polstern und Teppichen hauften Verspritzung von Saure und fliegende Funken kamen oft vor Trotzdem waren diese und andere Zundholzer mit Schwefelsaurezundung lange recht verbreitet und wurden erst durch Streichholzer verdrangt Die wohl ausgefeilteste Variante dieser Zundung findet sich in den Prometheus Zundholzern englisch Promethean Matches Das ursprungliche Prinzip wurde von Arbeitern weiterentwickelt und das Ergebnis 1826 von Samuel Jones patentiert Der Schaft besteht aus einem 8 cm langen steifen Papierrohrchen in dessen einem Ende eine mit Schwefelsaure gefullte Glasperle steckt Eine Mischung aus Kaliumchlorat Zucker und Bindemittel umhullt diese Ampulle und verklebt sie fest mit dem Schaft Wird das Glas zerstort entzundet sich die mit Saure befeuchtete Mixtur und bringt das Papier zum Brennen Der britische Naturforscher Charles Darwin fuhrte diese Zundholzer wahrend seiner Weltumsegelung mit der HMS Beagle im Juli 1832 beim Besuch einer Plantage in Brasilien seinen Gastgebern vor Er berichtet I carried with me some promethean matches which I ignited by biting it was thought so wonderful that a man should strike fire with his teeth that it was usual to collect the whole family to see it I was once offered a dollar for a single one Ich hatte einige Prometheus Zundholzchen dabei welche ich entzundete indem ich darauf biss es wurde als so wunderbar erachtet dass ein Mann mit den Zahnen Feuer machen konnte dass ublicherweise die ganze Familie zusammengeholt wurde um es zu sehen Einmal bot man mir fur ein einziges einen Dollar Charles Darwin Die Fahrt der Beagle 4 5 Eigentlich waren zum Knacken der Ampullen kleine Zangen vorgesehen die auch im Set mit dekorativen Etuis erhaltlich waren Anfang des 21 Jahrhunderts wurde die Zundung einiger Prometheus Zundholzer aus der Zundwarensammlung Bryant amp May 6 inszeniert und dokumentiert Das Foto eines zundenden Holzchens ist im Abschnitt Weblinks zu finden In diesem Zundmechanismus bilden Saure und Zundmasse ein Zweikomponentensystem dessen Einzelteile erst zur Zundung zusammengebracht werden Solche Zweikomponentenzundungen sind sehr sicher denn in Abwesenheit der zweiten Komponente ist das Risiko einer unbeabsichtigten oder spontanen Zundung sehr gering Das erste Streichholz Bearbeiten Das erste echte Streichholz mit Reibungszundung wurde um 1826 von dem englischen Apotheker John Walker erfunden Der Zundkopf enthielt Kaliumchlorat und Antimon III sulfid und liess sich entzunden indem man ihn mit einem gefalteten Stuck Sandpapier anriss Die Holzer waren sehr gross und die Zundung erforderte Geschick da zum Zunden der sehr tragen Mischung etwas Kraft notig ist rissen die Zundkopfe oft ab Walker meldete seine Erfindung nicht zum Patent an Stattdessen nahm Samuel Jones 1830 die Produktion ganz ahnlicher Holzchen auf deren Kopfe zur Verbesserung der Zundfahigkeit zusatzlich Schwefel enthielten Sie wurden unter dem Namen Jones s Lucifer Matches bekannt Jones war auch der Erste der seine Streichholzer in kleinen quaderformigen Schachteln aus Karton anbot Auf der Schachtel seiner Lucifers stand If possible avoid inhaling gas that escapes from the combustion of the black composition Persons whose lungs are delicate should by no means use the Lucifers Vermeiden Sie nach Moglichkeit das Einatmen von Gas das beim Verbrennen der schwarzen Mischung entweicht Personen mit empfindlicher Lunge sollten auf keinen Fall die Lucifers verwenden Verbraucherhinweis der Lucifers 7 nbsp Pluto Lucifers Sicherheitsstreichholzer Niederlande fruhes 20 Jahrhundert Ahnliche Holzchen wurden auch von G F Watts hergestellt und als Watt s Chlorate Lucifer Matches verkauft Lucifer symbolisiert in der romischen Mythologie dasselbe wie die Figur Phosphoros in der griechischen den Lichtbringer und Morgenstern 7 Das Wort Lucifer entwickelte sich im Englischen Niederlandischen und regional auch im Deutschen zu einem Gattungsnamen 8 Die Zundkopfe mit Antimon III sulfid funktionierten nie befriedigend denn die Mischung ist zu zundfaul Die Lucifers demonstrierten aber die praktischen Vorteile der Reibungszundung die verglichen mit Saure und Phosphorflaschchen sehr komfortabel ist Phosphorstreichholzer Bearbeiten Es war naheliegend bei der Suche nach einer zuverlassigen Reibungszundung mit dem leicht und selbstentzundlichen weissen Phosphor zu experimentieren Die Prioritat der Erfindung des Phosphorstreichholzes ist nicht klar aber zwischen 1830 und 1834 wurden solche Holzchen in vielen Landern entwickelt und eingefuhrt So entdeckte der franzosische Chemiestudent Charles Marc Sauria 1830 das Prinzip einer phosphorbasierten Reibungszundung und entwickelte bis 1831 ein funktionierendes Streichholz Ihm fehlte aber das Geld um ein Patent anzumelden Erst 1884 wurdigte die franzosische Regierung seine Erfindung und erteilte ihm die Lizenz zum Betrieb einer Tabakhandlung franzosisch bureau de tabac Seine Prioritat wird angezweifelt da er seine Anspruche erst sehr spat geltend machte 1832 patentierte William Newton die Vesta ein Phosphorstreichholz mit langer Brenndauer das eine schlanke Kerze mit Baumwolldocht als Schaft verwendet Ahnliche Schafte gibt es heute noch in Lateinamerika und diese Holzchen werden Vesta genannt Deutsche Literatur nennt manchmal Friedrich Kammerer als Erfinder der Phosphorstreichholzer seit 1832 in Ludwigsburg herstellte bevor er wegen seiner republikanischen politischen Aktivitaten zu einer Haftstrafe verurteilt wurde In Ungarn wird die Erfindung Janos Irinyi zugeschrieben und auch Samuel Jones patentierte 1832 seine Fuzees einen Zigarrenanzunder auf Phosphorbasis Kammerers Holzchen wurden ab 1833 auch von Friedrich Moldenhauer in Darmstadt produziert und in Wien versuchte Stefan Romer der bereits eine grosse Tunkholzfabrik betrieb 1832 ein derart weitreichendes Privileg Patent auf Friktionsfeuerzeuge mit Phosphor zu erlangen dass es nach Einspruchen zunachst abgelehnt wurde 1834 wurde es eingeschrankt doch bewilligt und Romer wurde zum erfolgreichsten Zundholzproduzenten Osterreichs Er stritt sich bis zu seinem plotzlichen Unfalltod erbittert mit seinen Konkurrenten auch uber Patentanspruche In ganz Europa entwickelte sich die Zundholzindustrie und in vielen Orten wurden Streichholzfabriken gebaut Osterreich war hier ein fruhes Zentrum mit vielen Unternehmen die oft sehr fortschrittlich arbeiteten Im Jahr 1834 eroffnete in New York ein Geschaft das unter anderem selbstzundende Zigarren anbot Diese Tabakwaren mit Zundkopf wurden unter dem Namen Locofocos verkauft einer an das englische Locomotive Lokomotive und das italienische Fuoco Feuer angelehnte Wortschopfung die wohl Selbstfeuerer bedeuten sollte Der Namensgeber nahm falschlich an Lokomotive bedeute Selbstbeweger obwohl das Prafix Loco eigentlich Ort bedeutet Als sich 1835 bei einer Sitzung der Demokratischen Partei in New York die Abspaltung einer linken Gruppe anbahnte liess die Veranstaltungsleitung das Licht im Saal loschen um die aufruhrerischen Delegierten am Arbeiten zu hindern Der Anekdote nach liessen sich die Abgeordneten jedoch nicht stoppen sondern arbeiteten im Schein ihrer selbstzundenden Locofocos weiter Die Zigarre ist langst vergessen aber das Wort Locofocos bekam in dieser Zeit in den USA seine politische Konnotation wo es als Bezeichnung fur radikalere Anhanger der Demokratischen Partei verwendet wird nbsp Streichholzetui ca 1875Die neuen Phosphorholzchen zundeten zwar zuverlassig aber durch den pyrophoren Phosphor eben auch unbeabsichtigt oder spontan 9 So enthielten die im Vereinigten Konigreich ab 1835 erhaltlichen und nach dem Erfinder der Congreve schen Rakete benannten Congreves bei ihrer Einfuhrung 20 Phosphor Die Qualitat dieser Holzchen konnte stark verbessert werden indem neben anderen Anpassungen der Mischung der Phosphoranteil auf 5 reduziert wurde Um eine spontane Selbstentzundung zu vermeiden gab es besonders luftdichte Streichholzetuis die den Phosphor vom Luftsauerstoff abschirmten Die Etuis waren haufig mit einer geriffelten Flache versehen die zum Anreissen der Streichholzer diente Auch Holzchen in Kammform die durch Abbrechen vereinzelt werden wurden fur Phosphorzunder entwickelt denn diese Anordnung verhindert dass sich die Zundkopfe aneinander reiben Die Streichholzer verursachten schwere Brande insbesondere wenn in Betrieben Lagern oder auf dem Transport grosse Mengen Zundmasse involviert waren Die Phosphorholzchen waren so gefahrlich dass sie in einigen Regionen quasi sofort verboten wurden so auch in Hannover Da die neuerdings in Gebrauch gekommen Reibzundwerkzeuge sich als feuergefahrlich erwiesen haben so wird mit Genehmigung Koniglicher Ministerii des Inneren hiermit verfugt Der Vertrieb der sogenannten Reibzunder des Reibschwammes und aller Zundwerkzeuge welche sich durch Reiben an einer rauhen Flache entzunden wird bei Vermeidung der Confiscation und einer Geldstrafe von 5 bis 10 Thalern untersagt Verordnung der Hannoverschen Provinzialbehorde 1835 10 Zunderschwammstuckchen mit Phosphorzundsatz Diese Verbote wurden schnell wieder aufgehoben gelockert umgangen oder ignoriert denn die Zundholzer waren verglichen mit den alten Schlagfeuerzeugen ein echter Fortschritt Phosphorstreichholzer wurden zum Erfolg obwohl sie gefahrlich waren denn sie waren fur viele Verbraucher bezahlbar und funktionierten sehr zuverlassig Phosphorstreichholzer wurden nicht nur in Fabriken sondern oft auch im hauslichen Umfeld in kleinen Familienbetrieben hergestellt denn die fruhe Zundholzfertigung war reine Handarbeit mit wenig Gerat Diese Hausmacherei oder Hausindustrie genannte Art der Produktion war in sehr armen Regionen in Deutschland vor allem in Gebirgsgegenden z B im Erzgebirge Riesengebirge und im Bayerischen Wald verbreitet In Neustadt am Rennsteig einem alten Zentrum der Feuerschwammproduktion sattelten viele Hausbetriebe notgedrungen auf die Herstellung der neuen Holzchen um denn Zunder wurde schnell zum Nischenprodukt nbsp Phosphorstreichholzer aus Jonkoping Schweden Die Holzchen sind geschwefelt und in Packpapier eingeschlagen Ein typisches Phosphorstreichholz besteht aus einem Holzschaft dessen Spitze erst mit Schwefel beschichtet und dann mit einem Zundkopf versehen wird Die Herstellung beginnt mit einem Bundel roher Schafte die entweder zusammengebunden oder in einen Ring gespannt werden indem die sie so gegeneinander verdreht werden dass sie sich im Ring verkeilen Dabei spreizen sich die Spitzen der Schafte und entfernen sich voneinander sodass Raum fur die Tauchbehandlung entsteht Die Spannringe haben in etwa den Durchmesser einer Kaffeetasse Nach dem Tunken in geschmolzenen Schwefel wird der uberschussige erstarrte Tropfen an der Schaftspitze auf einem rauen Brett abgerieben Der Schwefel ermoglicht genau wie beim Schwefelholzchen die Ubertragung der Flamme auf das Holz denn der Zundkopf alleine reicht hierfur nicht aus Die Zundmasse enthalt Phosphor sowie Oxidations und Bindemittel wie Kaliumchlorat und Gummi arabicum und wird mit Wasser zu einem Schlicker angeruhrt Zum Tunken wird die Emulsion beheizt um sie fliessfahig zu halten Nach dem Trocknen wird das Bundel aus dem Ring befreit und die fertigen Holzchen werden verpackt Die Zundung solcher Phosphorstreichholzer mit Kaliumchlorat als Oxidationsmittel scheint in den fruhen Jahren oft recht heftig verlaufen zu sein und es gab einen Bedarf an Holzchen mit ruhigerem Abbrand Der ungarische Chemiker Janos Irinyi entwickelte 1836 als Student in Wien eine Zundmischung die anstatt von Chlorat Blei IV oxid als Oxidationsmittel verwendet Sein Patent fur explosionsarme Streichholzer wurde von Stefan Romer erworben der sie als leise Streichholzer verkaufte 1838 schlug Christian Bottger eine Zundkopfmischung mit ruhigem Abbrand auf Basis von Kaliumnitrat vor und auch Moldenhauer hatte ab 1840 einen salpeterbasierten Phosphorzundsatz Auch Blei II IV oxid und Blei II nitrat wurden als alternative Oxidationsmittel verwendet Es wurde viel experimentiert um die empfindlichen Mischungen in Zaum zu halten und sie durch Zusatze und Herstellungsverfahren zu phlegmatisieren Viele Zusatze moderner Streichholzer wurden bereits in Phosphorholzchen verwendet z B Mangandioxid und Zinkoxid Die Funktion dieser Zusatzstoffe ist im Abschnitt Herstellung beschrieben Auch die Verwendung von Tierleim dem heute ublichen Bindemittel fur Zundkopfe geht auf diese Zeit zuruck Aus heutiger Sicht ist schwer zu beurteilen ob die Mischungen mit Chlorat durch Feineinstellung Zusatze und Verbesserungen in der Herstellung ihre Zundprobleme uberwanden oder ob die leisen Alternativen andere Probleme mit sich brachten Bis in die 1860er Jahre koexistierten beide Varianten aber letztlich setzten sich Zundkopfe mit Kaliumchlorat am Markt durch Die Congreves waren nicht die einzigen Zundholzer die durch einen spektakularen Abbrand auffielen Jones Zigarrenanzunder die Fuzees breite mit Salpeter gesattigte Pappstreifen mit Phosphorzundkopf die nach der Zundung lange und langsam mit kraftiger Glut mehr schmoren als brennen wurden auch zum Zunden von Pulverladungen im Eisenbahnwesen eingesetzt Den grossten Zundkopf hatten vermutlich die Vesuvians Dieser Zigarrenanzunder hat einen sehr stabilen Schaft aus Hartholz manchmal sogar Glas oder Porzellan an dem ein ubergrosser birnenformiger Zundkopf befestigt ist Die Mischung besteht aus Salpeter Holzmehl Holzkohlepulver und Bindemittel und die Spitze des Kopfes kront ein Phosphorzundsatz Der Schaft bot den notwendigen Sicherheitsabstand und die Holzchen waren ausschliesslich zur Anwendung im Freien gedacht In den ersten Jahren war die Zundholzfertigung reine Handarbeit und selbst das Holz wurde von Hand gehobelt Mit speziellen Rohrchenhobeln nach Heinrich Weilhofer konnten in einem Zug drei bis funf Zundholzruten von ungefahr 20 cm Lange geschnitten werden die anschliessend geviertelt wurden Die Produktion von Holzdraht wie die rohen Schafte auch genannt werden entwickelte sich in Deutschland zu einer eigenen Hausindustrie die vor allem von Mannern im Winter ausgefuhrt wurde Der Holzdraht wurde dann an Zundholzfabriken und andere Hausmachereien verkauft Spatestens ab 1845 wurden auch spezielle Hobelmaschinen die Holzdrahtmaschinen entwickelt und die Herstellung der Schafte mechanisiert Solche gehobelten Schafte haben einen runden Querschnitt Unabhangig entwickelte sich primar in Schweden die Herstellung der modernen Schafte mit quadratischem Querschnitt Um 1844 entstanden spezielle Schalmaschinen grosse Drehbanke auf denen sich von entrindeten Stammabschnitten ein Furnier geeigneter Starke abschalen lasst Das Furnier aus Weichholz meist Espe oder Pappelholz wird dann quer zum Faserverlauf in Bahnen zerschnitten deren Breite der Schaftlange entspricht Auf der Holzdrahtabschlagmaschine wird das Furnierband in einzelne Schafte gespalten die anschliessend heiss getrocknet werden Auch wenn Verbraucher nur selten mit der Giftigkeit des weissen Phosphors konfrontiert wurden beispielsweise wenn Kinder die Zundkopfe kauten war das Arbeiten in der Streichholzherstellung extrem gesundheitsschadigend Die aus der heissen Zundmasse entweichenden Phosphordampfe dringen vorwiegend uber schadhafte Zahne in den Korper ein und fuhren zu einer Nekrose des Kiefers Die Krankheit wird meist erst erkannt wenn die Vergiftung schon weit fortgeschritten ist Das erste Symptom sind Zahnschmerzen die auch nach dem Ziehen der kariosen Zahne nicht aufhoren Es kommt zu starkem Speichelfluss Im weiteren Verlauf bilden sich Abszesse am Unterkiefer und auch der allgemeine Gesundheitszustand verschlechtert sich dramatisch Spater liegt der ganze Alveolarfortsatz der Teil des Kiefers in dem die Zahne sitzen frei Es folgt ein Verlust der Schleimhaut des harten Gaumens Der Knochen stirbt ab Oft ist die Amputation eines Teils oder des ganzen Unterkiefers oder auch des Oberkiefers erforderlich Der Verlust des Kieferknochens entstellte die Betroffenen schwer Menschen die Phosphordampfen ausgesetzt sind entwickeln oft auch eine ausgepragte Neigung zu Knochenbruchen die als Phosphorismus bezeichnet wird Die Betroffenen sind sehr blass und ihre Knochen brechen beim geringsten Anlass ohne dass sie es merken Ein Arzt stellte bei einem seiner Patienten innerhalb von 16 Jahren 13 Frakturen fest Die Auswirkungen der Langzeitexposition wurden 1839 erkannt und die Phosphornekrose des Kiefers auch Phosphorkiefer englisch phossy jaw genannt war eine der ersten Berufskrankheiten die als solche diagnostiziert wurde nbsp Fabrikarbeiter mit PhosphorkieferTrotzdem ging die Produktion von Phosphorstreichholzern zunachst unverandert weiter Streichholzkopfe waren auch als Todesursache in Polizeistatistiken zu finden denn sie waren hochgiftig und leicht zu beschaffen Die Zundmasse wurde abgelost um Menschen zu vergiften oder Suizid zu begehen In Wien wurden zwischen 1854 und 1894 22 3 aller Selbstmorde mit Zundkopfen begangen 10 Sicherheitsstreichholzer Bearbeiten Der schwedische Chemiker Gustaf Erik Pasch Teilhaber der J S Bagge amp Co Kemiska Fabrik in Stockholm der ersten Zundholzfabrik Schwedens erfand um 1844 ein neuartiges Streichholz aus dem sich das moderne Sicherheitsstreichholz entwickelte Er konstruierte eine Reibungszundung die aus zwei Komponenten besteht einem unempfindlichen Zundkopf und einer neuen speziellen Reibflache ohne die sich das Streichholz nicht entzunden lasst Der Kopf enthalt Kaliumchlorat und die Reibflache roten Phosphor die beim Streichen durch Abrieb eine Spur Armstrongsche Mischung bilden Die sehr empfindliche und energiereiche Zundmischung reagiert sofort und entzundet den Kopf Diese Zweikomponentenzundung ist der entscheidende Sicherheitsvorteil der Sicherheitsstreichholzer die ausserdem ohne weissen Phosphor auskommen Roter Phosphor war aber noch nicht in grossen Mengen erhaltlich Die Holzchen waren etwas teurer als die der Konkurrenz und die Verbraucher waren nicht bereit mehr Geld fur Sicherheit auszugeben Ausserdem verschliss die neue Reibflache zu schnell Reibflachen bestehen aus einer verleimten Mischung von rotem Phosphor und Glasmehl die auf Pappe oder Papier aufgetragen wird Das wiederholte Zunden von Armstrongscher Mischung in unmittelbarer Nahe ist eine starke Belastung fur diese Konstruktion Der verfugbare rote Phosphor war oft mit Phosphorsaure verunreinigt die die Reibflache zerfrass und die Lebensdauer weiter minderte Rote Verfarbungen in weissem Phosphor z B nach Sonneneinstrahlung waren schon lange bekannt der verursachende Stoff jedoch nicht So nennt Pasch die rote Substanz in seinen Aufzeichnungen noch falschlich Phosphoroxid Der osterreichische Chemiker Anton Schrotter bestatigte 1848 die Vermutung dass es sich ebenfalls um reinen Phosphor nur eben in einer roten Modifikation handelt Er entwickelte erste Synthesen und es begann die Suche nach einem Umwandlungsprozess um roten Phosphor aus weissem herzustellen Das rote Allotrop des Phosphors hat nicht nur eine andere Farbe es verhalt sich auch sehr verschieden Es leuchtet nicht ist nicht pyrophor und auch sonst weit weniger entzundlich Vor allem aber ist roter Phosphor ungiftig Mit starken Oxidationsmitteln wie Kaliumchlorat reagiert er sehr heftig und genau diese Reaktion verwenden die Sicherheitsstreichholzer zur Zundung Das Herstellungsverfahren wurde von Arthur Albright entwickelt der Schrotters Patent erworben hatte und der seinen damals haufig so genannten amorphen Phosphor 1851 auf der Great Exhibition im Crystal Palace in London prasentierte nbsp Sicherheitsstreichholzer aus Jonkoping Dieses Etikett wurde oft kopiert Diese Weltausstellung von 1851 besuchte auch der schwedische Kaufmann Carl Frans Lundstrom der im Jahr 1845 zusammen mit seinem Bruder Johan Edvard Lundstrom eine Streichholzfabrik in Jonkoping gegrundet hatte Sie kannten Paschs Sicherheitsstreichholzer wussten um die Probleme und hatten in eigenen Versuchen ahnliche Schwierigkeiten Die Reibflachen verloren an Zundwirkung Eine von der Weltausstellung mitgebrachte Probe von Albrights rotem Phosphor bestand die Tests viel besser und es folgte der erste Grossauftrag Die Bruder verbesserten ihr Produkt weiter und stellten ihre Sicherheitsstreichholzer auf der Weltausstellung 1855 in Paris aus Ihre Reibflache hielt stand und die Holzchen zundeten sehr zuverlassig Auch die osterreichischen Produzenten Furth und Preshel prasentierten Sicherheitsstreichholzer nbsp The Key von Furth 20 Jahrhundert Elf Jahre nach der Erfindung durch Pasch war das Sicherheitsstreichholz marktreif Welche Bedeutung der Entwicklung sicherer Zundholzer beigemessen wurde zeigt der Medaillenspiegel Lundstroms und Albrights Beitrage wurden mit Silber die Arbeiten Schrotters mit Gold ausgezeichnet Durch Pasch inspiriert entwickelte auch Christian Bottger 1848 ein Sicherheitsstreichholz das er 1855 patentierte Aus demselben Jahr stammt auch das Lundstrom Patent das eingereicht wurde nachdem Paschs ursprungliches Patent von 1844 im Jahr 1852 ausgelaufen war Dieses Streichholz nach Bottger war es das von den osterreichischen Produzenten in Paris vorgestellt wurde Bottger vs Lundstrom 2 Zundkopf 1 2 Kaliumchlorat 42 67Antimon III sulfid 22Blei II IV oxid 42Gummi arabicum 16Tierleim 11Reibflacheroter Phosphor 56 38Antimon III sulfid 38 33Gummi arabicum 6Tierleim 29Der Vergleich zwischen Bottgers Mischung Nr 1 und Lundstroms Rezeptur Nr 2 zeigt dass Bottger das Prinzip des Sicherheitsstreichholzes einen Schritt vorantrieb indem er das Antimon III Sulfid aus dem Zundkopf entfernte Die Kombination aus Antimon III Sulfid und Kaliumchlorat ist der alte Zundsatz des ersten Streichholzes nach John Walker der sich mit Kraft Geschick und Sandpapier entzunden lasst Bottger wurde nicht mude die uberlegene Sicherheit seiner Mischung zu betonen obwohl die tatsachliche Gefahr einer unbeabsichtigten Zundung der Lundstrom Mischung sehr gering ist Das ersatzlose Streichen des Antimon III Sulfids reduziert jedoch die Zundfahigkeit erheblich denn im Zundkopf dient es auch als zusatzlicher Brennstoff Obwohl Paschs Prioritat kaum anzuzweifeln ist und Bottgers Mischung kein Erfolg wurde wird in deutscher Literatur gelegentlich die Auffassung vertreten Christian Bottger sei der eigentliche Erfinder des Sicherheitsstreichholzes In spateren Rezepturen aus Jonkoping ist das Antimon III Sulfid durch eine Kombination von nicht zundfahigen Brenn und Zusatzstoffen ersetzt die den Verlust an Empfindlichkeit kompensieren Auf den ersten Blick besteht Bottgers Zundkopf ausschliesslich aus Oxidations und Bindemittel Es fehlt der Brennstoff In pyrotechnischen Mischungen kommt dem Bindemittel jedoch immer eine Doppelfunktion zu denn in Gegenwart eines Oxidationsmittels verbrennt sogar Leim sehr gut Auch in modernen Zundkopfen ist das Bindemittel der Hauptbrennstoff nbsp Streichholzfabrik London 1871Der Markt wurde weiter von Phosphorstreichholzern dominiert denn sie waren billiger Viele Verbraucher empfanden auch die Benutzung der neuen Reibflache als umstandlich und unkomfortabel In Osterreich lag der Marktanteil der Sicherheitsstreichholzer noch 1900 bei nur 20 Die Arbeiterinnen in der Streichholzindustrie in England waren es mehrheitlich Frauen erlitten nicht nur Phosphornekrosen sondern auch vermehrt Fehlgeburten Manche Unternehmen fuhrten betriebliche Zahnuntersuchungen ein und beschaftigten in besonders belasteten Bereichen nur Menschen mit gesunden Zahnen In der Hausindustrie vergiftete der Phosphor ganze Familien denn die Trennung zwischen Wohn und Produktionsbereich fehlte Einige Lander begannen die Branche zu regulieren Im Kanton Zurich und in Preussen wurden 1857 in Bayern schon 1849 Bestimmungen zum Arbeitsschutz in der Zundholzherstellung festgelegt Die Verwendung von weissem Phosphor wurde in Finnland 1872 und in Danemark 1873 verboten Auch in anderen Landern wurde oft eher halbherzig der Arbeitsschutz geregelt so in Schweden 1870 in England 1878 in Osterreich Ungarn 1885 und in Belgien 1890 Frankreich monopolisierte 1872 seine Streichholzindustrie auch um die Sicherheit in der Produktion zu gewahrleisten In Deutschland trat 1884 das Gesetz betreffend die Anfertigung und Verzollung von Zundholzern in Kraft in dem u a die Kinder und Jugendarbeit in der Streichholzherstellung auf weniger belastete Raume beschrankt wird Ausserdem verbot es die Mischnutzung von Raumen in denen Phosphorstreichholzer hergestellt werden und damit die Hausmacherei 11 Die Gesundheitsschaden lange Arbeitszeiten und schlechte Bezahlung fuhrten in England zur Formierung fruher Gewerkschaften Im Jahr 1888 kam es in London zum Streik der Streichholzfrauen englisch Match Girl Strike Der Streik ist ein wichtiges Ereignis fur die britische Arbeiterbewegung und fuhrte zu etwas besserer Bezahlung 12 Jonkopings Streichholzfabrik schwedisch tandsticksfabrik war schon 1846 ein Jahr nach der Grundung mit weitem Abstand die grosste Schwedens und seit ca 1868 stieg der Umsatz von Sicherheitsstreichholzern deutlich an Das Werk wurde zum Zentrum der schwedischen Zundholzindustrie nbsp Jonkopings Streichholzfabrik 1872In Schweden hatte der Erfolg fruher Zundholzfabriken besonders viele Nachahmer animiert Das 19 Jahrhundert war die Zeit der Industrieamateure und viele Fabriken stellten den Betrieb bald wieder ein Von den ca 140 Zundholzunternehmen in Schwedens Geschichte von denen nie mehr als 40 gleichzeitig operierten wurden etwa 120 vor 1878 gegrundet Dies lag auch an den niedrigen Einstiegskosten denn die fruhe Zundholzproduktion brauchte nur wenig Gerat und Arbeitskrafte waren sehr billig Dies anderte sich jedoch mit der zunehmenden Mechanisierung der Herstellung Die Anfangsinvestitionen fur Maschinen und die Produktionskapazitaten stiegen Schweden insbesondere das Werk in Jonkoping und Osterreich waren in vielen dieser Entwicklungen fuhrend und produzierten Zundwaren fur den Export Jonkopings Streichholzfabrik belieferte vor allem auch den wichtigen englischen Markt und unterhielt ein Buro in London das die Interessen des Unternehmens z B in Verhandlungen uber Importgenehmigungen effektiv vertrat Gemessen am Wert der Jahresproduktion war Jonkopings Streichholzfabrik 1872 das achtgrosste Unternehmen Schwedens und 1889 das siebte nbsp Holzdrahteinlegemaschine nach Sebold Siefvert amp Fornander 1917 Sicherheitsstreichholzer haben einen deutlich grosseren Zundkopf als Phosphorzunder denn die Mischung ohne Phosphor ist energiearmer und fur eine zuverlassige Zundung wird mehr Zundmasse benotigt Beim Tunken ist ein grosserer Abstand zwischen den Schaften notwendig und der Holzdraht kann nicht mehr in Bundeln verarbeitet werden Stattdessen mussen die Schafte einzeln in die Nuten spezieller Tunkrahmen eingelegt werden eine muhselige Handarbeit die trotz der niedrigen Arbeitskosten zum hoheren Preis der Sicherheitsstreichholzer beitrug Die Entwicklung einer Holzdrahteinlegemaschine durch Johann Sebold den Grunder der spateren Badischen Maschinenfabrik Durlach in den 1860er Jahren beseitigte diesen Engpass Als die Maschine um 1870 in Jonkoping eingefuhrt wurde halbierten sich die Arbeitskosten und die Stuckkosten fielen Letztlich waren die Tunkrahmen ein Vorteil denn der einheitliche Formfaktor ermoglichte erste Tunkmaschinen Statt eines einzelnen Bundels konnten nun Rahmen mit 900 Schaften verarbeitet werden Etwa zehn Jahre spater folgte eine automatische Abfullanlage die um 20 000 Schachteln am Tag befullen konnte In Handarbeit wurden vorher ca 3 000 Schachteln pro Tag produziert Die Maschine wurde von Alexander Lagerman entworfen der seine Karriere der Entwicklung von Zundholzmaschinen in Jonkoping widmete 1892 konstruierte Lagerman einen Automaten zur kontinuierlichen Fertigung von Zundholzern Die Maschine verarbeitet impragnierte Schafte Diese werden zuerst vereinzelt und aufgeheizt dann in Paraffin oder Schwefel und anschliessend in eine Zundkopfmischung getaucht Die Holzchen werden getrocknet und automatisch in Schachteln verpackt Die damals geheime Maschine produzierte etwa 200 000 Zundholzchen pro Stunde und kann heute in Jonkopings Streichholzmuseum besichtigt werden Sicherheitszundholz Jonkoping 1867 2 Zundkopf Kaliumchlorat 55 8Blei II IV oxid 4 7Kaliumdichromat 2 3Schwefel 9 3Smalte 9 3Bindemittel 18 6Reibflacheroter Phosphor 36 3Antimon III sulfid 36 3Kaliumdichromat 6 1Glasmehl 6 1Bindemittel 15 2Anfang der 1860er Jahre wurde entdeckt dass sich das Zund und Abbrennverhalten des Zundkopfs durch den Zusatz von Kaliumdichromat stark verbessern lasst Insbesondere verlauft der kritische Ubergang vom ersten Zundfunken zu einem brennenden Kopf erheblich zuverlassiger Heute werden solche Zusatze als Brennratenkatalysatoren bezeichnet und sie sind ein wichtiger Bestandteil moderner Zundmassen Das verbesserte Zundverhalten ermoglichte weitere Anpassungen der Mischung Die Tabelle Sicherheitszundholz Jonkoping 1867 zeigt einen Zundkopf in dem das Antimon III Sulfid durch einfachen Schwefel ersetzt wurde Zusammen mit dem Katalysator funktioniert dies sehr zuverlassig und ist bis heute der de facto Standard Gleichzeitig war man bemuht den Schwefelanteil der Holzchen zu reduzieren Streichholzer mit geschwefeltem Schaft riechen bei der Zundung unangenehm nach faulen Eiern denn es entsteht etwas Schwefelwasserstoff In den 1860er Jahren wurde der sehr alte Hilfsbrennstoff Schwefel durch Paraffin ersetzt Das sehr energiereiche Paraffin verbessert nicht nur das Aroma sondern auch das Abbrennverhalten des Schaftes Es verbrennt mit ruhiger kerzenartiger Flamme und verlangert die Brenndauer Da Paraffin schwerer zundet als Schwefel benotigt man einen grosseren moglichst lange brennenden Zundkopf Die Paraffinierung eignet sich daher besonders fur Sicherheitsstreichholzer Der letzte Schritt zum modernen Streichholz folgte in den 1870er Jahren als man anfing die Schafte mit Flammhemmern wie Ammoniumdihydrogenphosphat zu impragnieren Dies verhindert dass der Schaft durchgluht und damit das Abfallen noch heisser Fragmente Die Brandgefahr durch fortgeworfene aber noch gluhende Schafte wird verringert In den folgenden Jahrzehnten fanden keine revolutionaren Entwicklungen mehr statt Der Vergleich mit den modernen Mischungen im Abschnitt Herstellung zeigt dass das Streichholz bis heute weitgehend unverandert ist Eine der letzten sichtbaren Neuerungen war das Streichholz mit Schaft aus Pappe wie es in Streichholzbriefchen verwendet wird Es wurde 1892 von Joshua Pusey erfunden In den Vereinigten Staaten wurde das Sicherheitsstreichholz nur langsam akzeptiert Die Verbraucher bevorzugten grossere Kuchenstreichholzer die sich einhandig an der Schuhsohle und anderen rauen Oberflachen anreissen liessen In diesen Holzchen war der weisse Phosphor nur schwer zu ersetzen bis die franzosischen Chemiker Henri Sevene und Emile David Cahen eine neue Zundkopfmischung erfanden Die entscheidende Komponente dieser Mischung ist das ungiftige Tetraphosphortrisulfid das im Jargon der Branche auch Sesquisulfid genannt wird Das US Patent wurde im Jahr 1900 von der Diamond Match Company erworben und anderen Firmen zur Produktion von sicheren ungiftigen Uberallzundern englisch Strike anywhere oder kurz SAW Matches angeboten Phosphorverbot amp Strukturwandel Bearbeiten Nachdem das Bewusstsein fur die sozialen Kosten durch den Einsatz von weissem Phosphor in der Streichholzproduktion gestiegen war wurde er in den meisten Landern verboten Die Internationale Arbeitsschutzkonferenz 1890 in Berlin ordnete Zundwarenherstellung in die oberste Kategorie der gesundheitsgefahrlichen Industriezweige ein Auf dem Kongress fur Arbeitsschutzgesetzgebung in Basel 1896 wurde ein Verbot von weissem Phosphor diskutiert In einer Denkschrift wurde der schweizerische Bundesrat gebeten alle Staaten zu einer Konferenz einzuladen Diese fand vom 8 bis 17 Mai 1905 in Bern statt und fuhrte zur Berner Konvention von 1906 und einem quasi weltweiten Verbot von weissem Phosphor in der Streichholzherstellung In Deutschland wurde am 10 Mai 1903 ein Gesetz erlassen das die Produktion von Phosphorholzchen ab 1907 und den Verkauf ab 1908 verbot 13 In den Vereinigten Staaten hob Prasident William Howard Taft das Thema 1910 in seiner State of the Union Address auf die Agenda und bat spater die Diamond Match Company ihr Patent fur ungiftige Uberallzunder kostenlos zur Verfugung zu stellen Obwohl das Patent 1911 freigegeben wurde stellten die Hersteller ihre Produktion nicht um Weisser Phosphor war billiger als die Alternative das ungiftige Tetraphosphortrisulfid Da der Kongress in den foderalen USA keine Befugnis hatte Streichholzer mit weissem Phosphor landesweit zu verbieten wurden sie ab 1913 durch massive Steuern vom Markt verdrangt Die USA waren eines der letzten Lander die das Verbot umsetzen Das Verbot leitete einen Strukturwandel der Zundholzindustrie ein Die Hausmacherei brach zusammen und obwohl das Verbot die Menschen schutzen sollte wurden ohnehin schon arme Regionen wirtschaftlich schwer getroffen Die grossen Unternehmen mit Maschinenpark nutzten die Situation und druckten die Preise Sicherheitsstreichholzer in Heimarbeit zu fertigen war nicht rentabel und konkurrenzfahige Anlagen kosteten ca 90 000 Mark Der Markt wurde unzuganglich Um die Phosphorstreichholzproduzenten zu entschadigen und den Umstieg zu erleichtern stellte die Reichsregierung das Patent fur die sogenannte Reichszundmasse Patent Nr 86203 kostenlos zur Verfugung Der Zundkopf enthalt Kaliumchlorat und roten Phosphor Einige Betriebe versuchten diese Armstrongschen Zundkopfe herzustellen Es misslang und im ersten Halbjahr kam es zu sieben schweren Unfallen Die Rezeptur vermengt die beiden Komponenten des Sicherheitszundsatzes Sie ist daher auch ohne Reibflache zundfahig und hochempfindlich Die so unberechenbare Mischung ist in industriellen Mengen einfach nicht herstellbar Die Generalversammlung der Zundwarenfabrikanten am 21 September 1904 erklarte die Rezeptur fur unbrauchbar und gefahrlich Die Regierung hatte das Patent von Georg Schwiening ohne Sachkenntnis im verschlossenen Umschlag gekauft und war betrogen worden Die Reichszundmasse war wertlos nbsp Sicherheitsstreichholzer fruhes 20 Jahrhundert Steuernummer 10 nbsp Sicherheitsstreichholzer aus Metz heute in Frankreich Steuernummer 322 Es folgten weitere handwerkliche Fehler des Gesetzgebers In einigen Staaten waren Zundwaren schon vor 1900 besteuert worden Andere Lander hatten Staatsmonopole geschaffen und diese zum Teil an private Unternehmen verpachtet Mit der Berner Konvention fuhrten fast alle Staaten Zundwarensteuern ein 1909 auch Deutschland 14 Das Gesetz besteuerte jedoch nicht die Lagerbestande und bot ausserdem eine Ubergangsfrist Die Handler reagierten und importierten riesige Mengen Streichholzer fur Jahre im Voraus und der Absatz brach ein Gab es im Jahr 1907 noch 262 Betriebe mit ca 7200 Beschaftigten so waren es 1910 nur noch 74 Betriebe mit 4800 Beschaftigten 1911 wurde das Gesetz novelliert aber die deutsche Zundwarenindustrie war schwer angeschlagen Deutsche Zundholzindustrie 10 Jahr Betriebe Beschaftigte1875 392 51201882 407 49711895 236 58731907 262 72611910 74 4848Andere Lander gingen weniger dilettantisch vor aber auch hier veranderte sich die Industrie In Schweden waren seit den 1870er Jahren neue sehr erfolgreiche Fabriken entstanden darunter Vulcan die Jonkopings Westra Streichholzfabrik und Werke in Lidkoping Vaxjo und Kalmar Das Werk in Kalmar war 1907 fur die Firma von Ernst und Fredrik Kreuger durch Ernsts Sohn Torsten gebaut worden und galt als sehr modern Die drei grossten Fabriken produzierten 1872 1889 und 1897 jeweils mehr als 55 der Gesamtproduktion Vulcan hatte in den 1890er Jahren sogar Jonkopings Streichholzfabrik weit ubertrumpft und war vermutlich weltweit die grosste Fabrik dieser Art Um 1903 fusionierten Vulcan Jonkopings Streichholzfabrik Jonkopings Westra und die Werke in Uddevalla und Vastervik zur Jonkopings och Vulcans Tandsticksfabriks AB Jonkopings und Vulcans Streichholzfabriken kurz Jonkoping Vulcan Das neue Unternehmen lieferte 70 80 der schwedischen Streichholzproduktion nbsp Superior Safety Matches Jonkoping Vulcan In Osterreich fusionierten 1903 alle bedeutenden Firmen zu einem einzigen Unternehmen Solo In Grossbritannien fiel die Anzahl der Streichholzfirmen von 40 auf 9 und in den USA hatte die Diamond Match Company einen Marktanteil von ca 70 In Schweden spurten die anderen Hersteller zunehmend den Druck durch die marktbeherrschende Jonkoping Vulcan Die restlichen Firmen fusionierten im Jahr 1913 zu den Forenade Svenska Tandsticksfabriker AB Vereinigte Schwedische Streichholzfabriken Die Initiative ging von Ivar Kreuger Sohn von Ernst Kreuger dem Eigentumer der Kalmar Werke und dem Finanzunternehmen Emissionsaktiebolaget aus Stockholm aus Kreuger eigentlich Ingenieur galt als ambitionierter energischer Manager mit guten Kontakten zu Banken Im Jahr 1917 kam der Wettbewerb endgultig zum Erliegen als Jonkoping Vulcan und Kreugers Forenade sich zur Svenska Tandsticks AB kurz STAB vereinigten Die gesamte schwedische Streichholzindustrie bestand bis auf wenige Splitter aus einem einzigen Unternehmen Kreuger ursprunglich der kleinere Partner und nun Geschaftsfuhrer des neuen Konzerns hatte die Branche monopolisiert Die schwedische Zundholzindustrie und andere Industriezweige profitierten vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914 denn die verfeindeten Parteien vergaben grosszugige Importgenehmigungen Jonkoping Vulcan belieferte sowohl die Alliierten wie auch die deutsche Seite eine Fehlentscheidung die letztlich zur Fusion mit Kreugers Firma fuhrte Die Alliierten reagierten mit einem Lieferstopp fur Rohstoffe und 1917 hatte das Unternehmen praktisch kein Paraffin und keinen roten Phosphor mehr Kreuger hatte vermutlich schon langer verdeckt auf die Fusion hingearbeitet und seine guten Kontakte in die Finanzwelt genutzt um die Finanzierung vorzubereiten Auch in spateren Geschaften nutze er wirtschaftliche Probleme seiner Gegenspieler geschickt aus indem er seine Aktionen konspirativ vorbereitete so auch in Deutschland Das Zundwarenmonopol Bearbeiten nbsp Streichholzer der Deutschen Zundwaren Monopolgesellschaft Hauptartikel Zundwarenmonopol Um 1921 erwarb ein deutscher Strohmann der STAB die Aktienmehrheit an zwei Kasseler Zundholzfabriken Die Unternehmen verkauften zu Dumpingpreisen und begannen mit Ruckendeckung aus Schweden einen ruinosen Wettbewerb Konkurrenten die durch den Preiskampf in Schieflage gerieten wurden durch Strohmanner mit Kapital der STAB heimlich aufgekauft Viele Firmen waren finanziell nicht gut aufgestellt und hatten Kreuger nichts entgegenzusetzen Als die Aufkaufe 1925 bekannt wurden besass er bereits 65 der deutschen Produktionskapazitaten Schon 1924 hatte Kreuger der Reichsregierung ein Monopol vorgeschlagen was aber zunachst abgelehnt wurde 1929 war er auch durch den zunehmenden Druck durch die Weltwirtschaftskrise erfolgreich Die STAB gewahrte mit Vertrag vom 26 Oktober 1929 dem deutschen Staat eine Anleihe in Hohe von 125 Millionen Dollar Im Gegenzug erliess die Regierung am 29 Januar 1930 das Zundwarenmonopolgesetz Die neu gegrundete Deutsche Zundwaren Monopolgesellschaft ubernahm den Vertrieb und den Herstellern wurden halbjahrlich errechnete Kontingente zugewiesen Der Export von Streichholzern und die Neugrundung von Zundwarenwerken wurden verboten Die deutsche Zundholzindustrie war als Konkurrent auf dem Weltmarkt ausgeschaltet und die STAB dominierte den hiesigen Markt Kreuger hatte sein Ziel erreicht Schwedens Zundholzindustrie 15 Jahr Export t Produktion SEK Beschaftigte Werke Produktion t 1845 193501850 616221865 9481870 2462 2000000 2800 241875 8837 5900000 4000 341880 9717 7100000 4000 311885 13860 8100000 5200 331890 13118 7500000 5200 261895 15202 8100000 5100 271896 1900 207001900 18801 9900000 6100 201905 10000000 5700 201906 1910 321001910 16700000 6800 201916 1920 8800 18 453001921 1925 5400 13 312001926 1930 5600 13 475001937 2400 9 205001950 1800 7 236001960 1400 7 221001971 700 2 147001980 500 2 130001995 400 2 8000Dieselbe Strategie der Firmenkaufe durch Strohmanner gefolgt von aggressivem Dumping wendete Kreuger auch auf anderen Markten an Hatte er eine dominante Marktposition erreicht bot er Monopolvertrage an Da die STAB den lokalen Streichholzmarkt durch ihre marktbeherrschende Stellung auch ganz ubernehmen und anschliessend die Preise diktieren konnte bevorzugten es viele Staaten die gutlichen und vergleichsweise milden Vertrage zu akzeptieren Die Vertrage mit langer oder unbegrenzter Laufzeit wurden oft mit grossen Krediten verbunden die in den aktuellen Haushalt der aktuellen Regierung einflossen Auch wenn der Zundholzkonig schwedisch tandstickskungen Ivar Kreuger sein Ziel eines weltweiten Monopols nicht erreichte war diese Strategie sehr erfolgreich In Deutschland nutzte ihm dabei auch die hohe Inflation wahrend der Wirtschaftskrise denn er konnte einen Grossteil der Investitionen aus Gewinnen decken die aus Immobilienspekulationen stammten Letztlich geriet die STAB im Nachgang des Schwarzen Freitags an der New Yorker Wallstreet am 25 Oktober 1929 selbst in Schwierigkeiten und die aggressive Expansion geriet ins Stocken Kreuger starb 1932 durch Suizid Nach dem Zweiten Weltkrieg ubernahm die Bundesrepublik Deutschland ab 1948 die Verpflichtungen aus den Vertragen mit der STAB Erst 1983 wurde das Zundwarenmonopol aufgehoben 16 Die STAB wurde 1979 in Swedish Match umbenannt Die Streichholzsparte des Konzerns besass 1983 33 Zundwarenfabriken und 16 Handelsgesellschaften in 21 Landern und beschaftigte 12 600 Mitarbeiter nbsp Streichholzer der Zundwarenwerke RiesaZundwaren in der DDR Bearbeiten Unabhangig hiervon entwickelte sich die Zundwarenindustrie in der Deutschen Demokratischen Republik 1945 nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gab es im Osten Deutschlands nur wenige Streichholzfabriken In Coswig Anhalt in Olbernhau und zwei Werke in Riesa Nach einer Ubergangsphase mit neu gegrundeten kleineren Betrieben in Berlin Malchow Muhlberg Elbe 17 Suhl Meiningen Berlin Kopenick Rostock und zwei Werken in Neustadt am Rennsteig wurde die Zundholzindustrie in staatlichen Grossbetrieben konzentriert Der grosste dieser Betriebe war der VEB Zundwarenwerke Riesa der neben Streichholzern auch pyro und chemisch technische Produkte herstellte darunter Bengalholzer Ein Werbeslogan des Betriebs lautete 10 Das Vergnugen Feuer amp Flamme zu sein fangt oft ganz harmlos an Mit einem Lacheln wenn es um Liebe geht Mit einem heissen Kopf aus der Zundholzperspektive betrachtet Werbung der Zundwarenwerke Riesa 10 In den USA erreichte die Streichholzproduktion um das Jahr 1958 ihren Hohepunkt Es wurden ca 40 Milliarden Streichholzer pro Jahr produziert Streichholzbriefchen hatten sich zu einem wichtigen Werbeartikel entwickelt Ungefahr drei Viertel der Produktion waren Streichholzer mit Pappschaft Typen BearbeitenSicherheitsstreichholz Bearbeiten nbsp Kopf eines Sicherheitsstreichholzes nbsp Reibflache fur ein Sicherheitsstreichholz nbsp Abgebrannter Zundkopf eines StreichholzesSicherheitsstreichholzer lassen sich nur an speziellen Reibflachen entzunden Ein Selbstentzunden ist dadurch nahezu ausgeschlossen Ein typischer Zundkopf enthalt Leim und etwas Schwefel als Brennstoff Kaliumchlorat als brandforderndes Oxidationsmittel Glaspulver sowie Farb und Zusatzstoffe Die Masse eines einzelnen Zundkopfes liegt zwischen 0 01 g und 0 02 g 10 Die Reibflache besteht aus einer verleimten Mischung von Glaspulver und rotem Phosphor Die Holzschafte sind meist aus Pappelholz der Art Espe und werden flammhemmend impragniert Dies reduziert die Brandgefahr durch nicht vollstandig verloschene Schaftreste und verhindert das Abfallen heisser Fragmente Die Schafte sind im vorderen Bereich mit Paraffin getrankt das schon bei niedriger Temperatur zundet Es verbrennt mit ruhiger kerzenartiger Flamme und liefert einen erheblichen Teil der Energie Die Schafte haben in der Regel einen quadratischen Querschnitt mit einer Seitenlange von 2 mm fur kurze bis 3 5 mm fur langere Holzchen Der Standardschaft hat eine Lange von 43 mm 10 Die ca 1 mm 0 038 in starke Pappe fur Pappstreichholzer wird meist aus Altpapier gefertigt und schon bei der Herstellung mit Flammhemmern versetzt Die Spitzen der gestanzten ca 3 mm in breiten Schafte werden ebenfalls in Paraffin getaucht Ein dritter Typ Streichholz ist die so genannte Vesta die in Landern Sudamerikas ublich ist Sie hat einen dunnen zylindrischen komplett mit Wachs uberzogenen Schaft dessen wachsgetrankter Kern aus Baumwollfaden oder gerolltem komprimiertem Papier besteht Dieser Schafttyp hat eine Brenndauer von bis zu einer Minute und ahnelt einer Miniaturkerze Durch das Streichen des Zundkopfes an der Reibflache entsteht Abrieb und die in Spuren gebildete hochexplosive Armstrongsche Mischung aus Chlorat und rotem Phosphor zundet Es ist nicht klar ob die Reaktion durch Reibungswarme in einem Hotspot oder den engen Kontakt der beiden Stoffe durch Druck eingeleitet wird Durch die Zundung entflammt der Zundkopf und es verbrennt der pyrotechnische Satz aus Leim Schwefel und Chlorat Der Grossteil des Brennstoffes besteht aus Leim Der Schwefel erfullt eine Doppelfunktion als Brenn und Aromastoff und hilft den sehr unangenehmen Geruch von verbrennendem Leim zu uberdecken Bei der nun herrschenden Flammentemperatur von 1350 C bis 1930 C schmilzt das Glaspulver im Zundkopf und bildet zusammen mit dem brennenden Satz einen brodelnden Tropfen Dieser Glastropfen dient als Funkenfanger und halt die nicht fluchtigen Verbrennungsruckstande zuruck die sonst verspritzen konnten Der verbrennende Zundkopf liefert eine Energie von ca 58 Joule 14 cal die ausreicht das Paraffin des Schaftes zu entzunden Mit dem Verloschen des Kopfes erstarrt die Glasschmelze zu der fur abgebrannte Streichholzer typischen Schlacke in der die Ruckstande eingeschlossen sind Uberall Zundholz Bearbeiten nbsp Bunte Uberall Zundholzer Fiammiferi multicolori Uberall Zundholzer englisch Strike anywhere oder kurz SAW Matches manchmal auch Reibungsstreichholzer genannt lassen sich an jeder rauen Oberflache entzunden Sie enthalten Tetraphosphortrisulfid und Kaliumchlorat die beim Reiben miteinander reagieren und das Zundholz entflammen 18 In den USA haben diese Holzchen in der Regel einen Zundkopf der aus zwei Sorten Zundmasse besteht einer reibungsempfindlichen Spitze und einem weniger sensitiven Rumpf die haufig auch farblich abgesetzt sind Sie werden auch Vogelaugen genannt 10 In Europa hingegen haben sie meist einen Kopf aus nur einer Sorte Zundmasse wie die sogenannten Fiammiferi multicolori Streichholzer mit bunten Kopfen der italienischen Firma Societa Anonima Fabbriche Fiammiferi ed Affini S A F F A 19 Solche Holzchen sind gut an ihrer Schachtel zu erkennen die statt der ublichen Reibflache nur mit grobem Sandpapier versehen ist Da sie sich auch ungewollt entzunden konnen zum Beispiel durch Gegeneinanderpressen der Zundkopfe in der Streichholzschachtel sind sie fast ganzlich durch Sicherheitsstreichholzer verdrangt worden Uberall Zundholzer durfen von Fluggasten nicht in Sicherheitsbereiche oder an Bord eines Luftfahrzeugs mitgenommen werden Stand 2019 20 Spezielle Streichholzer Bearbeiten Streichholzer gibt es in sehr vielen Varianten Holzchen mit langem Schaft die zum Anzunden von Feuerstatten oder Herden gedacht sind werden unter anderem als Ofen Kamin oder Kuchenstreichholzer vermarktet Obwohl sie auffallig aussehen handelt es sich technisch um Sicherheitsstreichholzer Zum anderen gibt es Spezialstreichholzer auf deren Schaft ein zusatzlicher pyrotechnischer Satz ein Gemisch aus Oxidator Brennstoff und Zusatzen aufgebracht ist um einen bestimmten Effekt zu erzielen Diese Holzchen konnen nicht auf denselben Anlagen gefertigt werden wie normale Sicherheitsstreichholzer Sie werden oft in Kleinserie hergestellt und manchmal noch von Hand getaucht Daher sind sie oft erheblich teurer Auch diese Holzchen haben in der Regel einen Sicherheitszundkopf nbsp SturmzundholzerSturmstreichholzer sind besonders windbestandig Dies wird durch einen hohen Anteil an gasproduzierenden Brennstoffen und besonders durch den Zusatz von etwas Tetraphosphortrisulfid erreicht das auch in Uberallzundern verwendet wird Sollte die Flamme durch zu starken Wind verloschen kann das Streichholz durch diesen Zusatz erneut aufflammen nachdem die Bo abgeflaut ist Fur einen verbesserten Schutz gegen Feuchtigkeit sind sie oft mit Wachs behandelt Diese Streichholzer werden beim Zelten und Trekking verwendet und sind oft Teil von Notfallausrustungen und Uberlebenspaketen nbsp Bengalische Holzchen der Zundwarenwerke Riesa Bengalische Streichholzer auch Bengalholzer brennen mit gleissender farbiger Flamme meist in rot oder grun Diese Miniaturversion eines bengalischen Feuers gehort zum Kleinstfeuerwerk und ist besonders in Deutschland beliebt Die Mischung auf ihrem Schaft enthalt die zur Flammenfarbung notigen Metallsalze Pionierzundholzer wurden entwickelt um beim Militar und im Bergbau ein zuverlassiges Anzunden von Zundschnuren zu erleichtern Speziell fur Nachtoperationen gibt es Kompositionen die ohne offene Flamme brennen dafur aber eine besonders starke Glutfront haben Dies kann z B durch Mischungen erreicht werden die u a Holzkohle enthalten Ausserdem gab und gibt es noch viele weitere ungewohnliche Streichholzer darunter Scherzartikel mit explodierenden Kopfen und Streichholzer die ein Aroma oder sogar Gase zur Schadlingsbekampfung verstromen nbsp Bengal Holzchen grun nbsp Bengal Holzchen Silberregen nbsp Contro Vento Sturm Holzchen der S A F F A 1930er Jahre nbsp Flaming Lights Alte Sturmholzchen von Jonkoping VulcanReibkopfe und Anzundmittel Bearbeiten Ein Reibkopf englisch Match Button ist ein grosserer Zundkopf an einem pyrotechnischen Gegenstand der statt einer gewohnlichen Zundschnur zum Anzunden verwendet wird Das so sichere Konzept des Anzundens durch Reiben an einer Reibflache wird hier auf andere Gegenstande wie Knallkorper angewendet Reibkopfe brennen langsam mit konstanter Geschwindigkeit und intensiver Flamme und geben dem Anwender ausreichend Zeit einen Sicherheitsabstand zu gewinnen Auch viele pyrotechnische Lichtquellen und Signalmittel wie die in den USA verbreiteten Road Flares und Railroad Fusees haben Reibkopfe genau wie der M1 Fire Starter des US Militars der verwendet wurde um unter widrigen Bedingungen Feuer zu machen Diese Mischungen enthalten manchmal nicht hydrophile Bindemittel wie Schellack oder Nitrozellulose Eine weitere Anwendung desselben Prinzips sind einfache Abreissanzunder als manuelle Anzundmittel fur Zundschnure Der amerikanische M1 Friction Type Fuse Lighter besteht aus einer Metallkappe deren Innenseite mit Zundmasse beschichtet ist und in die das Ende einer Zundschnur geklemmt wird Durch Ziehen an einer mit Reibflachenmischung behandelten Reissleine die durch ein Loch im Boden der Kappe fuhrt zundet die Masse und produziert eine kraftige Flamme Dieses Gerat ist relativ billig und zuverlassig Sonderformen und Kurioses Bearbeiten Eine ungewohnliche Variante sind Sicherheitsstreichholzer die durch Zug gezundet werden Diese sehr filigranen Papierstreichholzer stecken einzeln in den Kanalen einer Art Wellpappe die im Inneren mit einem Streifen Reibflachenmaterial beschichtet ist Wird ein solches Streichholz schnell aus seinem Kanal gezogen passiert der Zundkopf die Reibflache und entzundet sich Das Wellpappchen dient als Magazin und Verpackung und konnte z B auf eine Zigarettenschachtel aufgeklebt werden Zu den exotischen Kuriositaten gehort das wiederverwendbare Streichholz das auf Patenten von Rezso Konig und Zoltan Foldi beruht und das vor Jahren mit uberzogenen Behauptungen beworben wurde Es handelte sich um ein kurzes etwa bleistiftdickes Stabchen mit einem Kern aus einer Sicherheitszundkopfmischung und einem Mantel aus einer langsam und kuhl brennenden Komposition deren entscheidende Komponente das teure und schlecht haltbare Metaldehyd war Wiederholtes Zunden verdarb die Reibflache und das wiederverwendbare Zundholz wurde kein Erfolg Trotzdem bleibt es eine verbluffende Kuriositat denn es besitzt einen Primarzundmechanismus der ausgeblasen und wieder angezundet werden kann Aufbewahrung BearbeitenFunktionserhalt Bearbeiten Streichholzer mussen vor Hitze vor allem aber vor Feuchtigkeit geschutzt aufbewahrt werden In gemassigtem Klima sind Streichholzer sehr lange haltbar Streichholzbriefchen die ohne weitere Vorkehrungen aufbewahrt wurden zeigten auch nach uber 40 Jahren keine erkennbare Veranderung im Zundverhalten Nur an den Pappschaften waren Altersspuren zu erkennen Streichholzer verderben in Kontakt mit Wasser schnell und unter sehr feuchten klimatischen Bedingungen mit der Zeit denn die Zundkopfe ziehen Wasser und weichen auf In Notrationen und Ahnlichem werden sie daher meist in Folie eingeschweisst Zugriffsschutz Bearbeiten Eltern mussen ihre Kinder uber die Gefahren durch Streichholzer belehren entschied der Bundesgerichtshof in mehreren Urteilen Ausserdem mussen sie im Rahmen ihrer Aufsichtspflicht Vorsorge tragen dass ihre Kinder nicht unerlaubt in den Besitz von Streichholzern gelangen 21 Schachteln Bearbeiten nbsp Streichholzschachtel nach 1960 Streichholzschachteln bestehen aus einer Lade und einer passenden Hulse mit ein oder zwei seitlichen Reibflachen Sie bestanden fruher aus Holzspan werden aber heute meist aus Pappe gefertigt Neben den ublichen quaderformigen Schachteln gibt es auch solche in Form eines dreiseitigen Prismas oder Sonderformen fur Werbezwecke Zur Aufbewahrung in der Hosentasche gab es passende Metallhulsen die seitlich im Bereich der Reibflache Aussparungen besassen Dekorative Halterungen die man auf den Tisch stellen konnte und die eine Schachtel leicht geoffnet aufnahmen waren als Rauchzubehor verbreitet Briefchen Bearbeiten nbsp Streichholzbriefchen mit WerbeaufdruckIn Streichholzbriefchen auch Streichholzheftchen genannt sind die Streichholzer in einem Holz oder Pappkamm vereint Die Streichholzer konnen einzeln abgebrochen oder herausgerissen werden Sie sind durch ein kleines Kartonheftchen geschutzt das auch die Reibflache tragt Streichholzbriefchen werden fachsprachlich auch als Buchzunder bezeichnet Sie dienen als Werbetrager und als Feuerquelle in Not und Feldrationen Werden mehrere Streichholzbriefchen in derselben Tasche getragen besteht ein erhohtes Unfallrisiko denn die Zundkopfe eines Briefchens konnen mit der Reibflache eines anderen Briefchens in Kontakt kommen und sich unbeabsichtigt entzunden Herstellung BearbeitenDie moderne Massenproduktion von Streichholzern ist ein hochautomatisierter Hochgeschwindigkeitsprozess Fur Streichholzbriefe werden die Pappschafte in Kammen mit jeweils hundert Schaften gestanzt die nach der Produktion auseinandergeschnitten und geheftet werden Eine solche Stanze kann 2 5 Millionen Schafte pro Stunde produzieren Ausgehend von roher Pappe dauert die Produktion von fertigen Pappstreichholzern die in Briefchen geheftet werden konnen etwa 30 Minuten Fur holzerne Streichholzer werden die Holzschafte mit quadratischem Querschnitt hergestellt indem von Baumstammabschnitten zuerst ein Furnier der benotigten Starke abgeschalt und dann in einzelne Schafte zerschnitten wird Diese werden anschliessend mit flammhemmenden Phosphatsalzen wie Diammoniumhydrogenphosphat impragniert Die Spitzen der Schafte durchlaufen nun ein Bad aus geschmolzenem Paraffin Danach wird der Zundkopf angebracht Die Zundmasse befindet sich als wassrige dickflussige glatte Suspension in einem Sumpf in dem ein liegender Zylinder um seine Achse rotiert und dadurch die Masse auf seiner Mantelflache zu einem Flussigkeitsfilm auszieht Die Spitzen der Schafte werden getaucht indem sie den Film aus Zundmasse durchlaufen wobei die Mantelgeschwindigkeit des Zylinders mit der Transportgeschwindigkeit der Schafte synchronisiert ist Wahrend sich ein symmetrischer gleichmassig gerundeter Tropfen aus Zundmasse bildet wird kalte Luft uber die Streichholzer geblasen Die Holzchen gelangen nun in den Trockner dessen erste Aufgabe das zugige Gelieren des Zundkopfes bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 45 55 ist Erst danach beginnt der Entzug von Wasser Sicherheitsstreichholzer mussen viele teils sehr widerspruchliche Anforderungen erfullen Um die Chemie und Zusammensetzung der folgenden Zundkopf und Reibflachenmischungen zu verstehen hilft es einen Teil dieser Anforderungen zu betrachten Obwohl die zur Zundung verwendete Armstrongsche Mischung unberechenbar und sehr gefahrlich ist muss die Zundung sehr zuverlassig und gleichzeitig sehr sicher fur Verbraucher sein Nach der Zundung muss der Abbrand des Kopfes gleichmassig ohne Verpuffungen oder fliegende Funken verlaufen Letzteres wird wie im Abschnitt Sicherheitsstreichholz beschrieben durch die Zugabe von Glas oder Silikaten erreicht Auch der Phosphor der Reibflache muss vor dem Verbrennen geschutzt werden und darf keinen Funkenregen verursachen was durch die Auswahl eines geeigneten Bindemittels gewahrleistet wird Ein Bindemittel mit hoherer Klebkraft reduziert den Verschleiss der Reibflache aber gleichzeitig auch die Zundfreudigkeit Da Zundfahigkeit Funkenbildung und Verschleiss der Reibflache zusammenhangen mussen Zundkopf und Reibflachenmischung nicht nur in sich prazise sein sie mussen auch aufeinander abgestimmt werden und selbst das Zunden an einer fremden Reibflache darf kein Risiko darstellen Auch das Glaspulver in der Reibflache tragt zum Schutz gegen Abbrand und Verschleiss bei Eine noch komplexere Rolle spielt das Bindemittel des Zundkopfes Der Klebstoff muss hart genug sein um vor der Zundung einen einfachen Abrieb zu ermoglichen Die Menge des Bindemittels ist durch seine Rolle als pyrotechnischer Brennstoff begrenzt Da Zundkopfe in Bezug auf den Oxidator ohnehin schon sehr brennstoffreich sind wurde zu viel zusatzlicher Kleber zu einem schmorenden Kopf fuhren dessen Temperatur den Flammpunkt des Paraffins nicht erreicht Der Zundkopf wurde versagen Die moderne Streichholzproduktion verwendet fur Kopfe nur eine Sorte Bindemittel in wenigen Hartegraden Hautleim Er hat die Eigenschaft bei Abkuhlung einer konzentrierten Losung unter 30 C ein reversibles Gel zu bilden in dem die Komponenten der Mischung suspendiert bleiben ohne abzusinken und sich zu trennen Dies sorgt fur einen homogenen Zundkopf der gleichmassig und ohne Verpuffungen verbrennt Sollte der Leim jedoch beim Trocknen eine Haut und damit eine harte aussere Schicht bilden wird der Streichholzkopf beim Zunden explodieren denn Zundkopfmischungen sind sehr empfindlich gegenuber selbst geringster Verdammung und verbrennen dann meist explosionsartig Die Bildung von Leimhauten wird durch feuchtwarme Produktionsbedingungen befordert die das Gelieren des Zundkopfes verzogern Vor der Verbreitung von Temperatur und Feuchtigkeitssteuerung in der Streichholztrocknung waren explodierende Kopfe nicht selten Der Schwefel dient zum einen ahnlich wie beim Schwarzpulver als fruh reagierendes Reduktionsmittel mit niedriger Zundtemperatur zum anderen uberdeckt er durch den pragnanten Geruch seiner Verbrennungsprodukte den als noch unangenehmer wahrgenommenen Geruch von verbrennendem Leim In anderen Mischungen erfullt Kolophoniumpulver eine ahnliche Rolle Zundkopfe kommerzieller Streichholzer 22 1 2 3a 3b Hautleim 9 11 11 11 11Starke 2 3 4 5Schwefel 3 5 5 6Kaliumchlorat 45 55 51 32 37Neutralisator 3 7 6 1Kieselgur 5 6 3Glaspulver Silikate 15 32 15 33 21 5Brennratenkatalysator n B 1 0 5Farbstoffe n B Eisen III Oxid 6Mangandioxid 4Paraffin 2Tetraphosphortrisulfid 10 3Kolophonium 4 6Dammar 3Mischung 1 ist die Zundmasse eines amerikanischen Sicherheitsstreichholzes von vor 1989 Mischung 2 die eines europaischen vor 1973 die ursprunglich aus Shidlovskii siehe Literatur stammt Die Nummern 3a und 3b sind die beiden Zundmassen fur ein amerikanisches Uberall Zundholz mit reibungsempfindlicher Spitze 3a und weniger sensitivem Rumpf 3b ebenfalls vor 1989 Diese Kompositionen waren auch 2001 noch reprasentativ Sowohl die Zundkopfe wie auch die Reibflachen enthalten eine unlosliche saureneutralisierende Verbindung wie Calciumcarbonat oder Zinkoxid Dieser Neutralisator unterbindet ein fortschreitendes Oxidieren von Schwefel im Kopf und Phosphor in der Reibflache Letzteres kann durch den katalytischen Einfluss bestimmter Schwermetalle insbesondere Kupfer extrem beschleunigt werden So kam es in der Vergangenheit gelegentlich zur ratselhaften Zerstorung von Reibflachen wenn zum Beispiel kupferhaltige Metalleffektpigmente zur Dekoration der Streichholzbriefchen verwendet wurden Die Brennratenkatalysatoren sind die am schlechtesten verstandene Komponente moderner Zundkopfe Zum einen helfen sie die Brennrate der Komposition einzustellen Zum anderen erleichtern sie den Ubergang von der primaren Reaktion zwischen Phosphor und Chlorat zu einem brennenden Kopf Fruher wurde meist Kaliumdichromat in teils erheblichen Mengen verwendet aber selbst kleine Mengen haben einen deutlichen Einfluss auf das Zundverhalten Es kann durch Bleiverbindungen wie Bleithiosulfat oder allgemein durch feinverteilte Metalloxide ersetzt werden die verschiedene Valenzzustande einnehmen konnen So werden in Europa die giftigen und in den USA nach wie vor verwendeten Chrom und Bleiverbindungen durch Mangandioxid ersetzt In verwandten pyrotechnischen Satzen senken ahnliche Verbindungen die Zersetzungstemperatur geschmolzener Chlorate und werden daher Katalysatoren genannt auch wenn das genaue Wirkprinzip nicht bekannt ist Reibflachen fur Sicherheitsstreichholzer 22 1 2 3 Glutinleim 16 9 3Dextrine 20 7roter Phosphor 50 50 37 2Antimon III sulfid 33 5Eisen III Oxid 7Mangandioxid 3 4Calciumcarbonat 5 2Glaspulver 30 25 0 6Industrieruss 4Die Reibflachen fur Sicherheitsstreichholzer werden durch Walzenbeschichtung auf die Verpackungen der Holzchen aufgebracht Dabei werden wassrige Suspensionen der hier gezeigten oder ahnlicher Mischungen verwendet Heutzutage wird das Bindemittel der Reibflachen anschliessend unloslich gemacht entweder durch Behandlung mit Formaldehyd Casein und Ammoniak oder einen anderen Hartungsprozess Dies verhindert ein Ausfarben wenn die Reibflache z B durch Regen oder Schweiss feucht wird Reibflachen die nicht wasserbasierte Bindemittel verwenden um erhohte Wetterfestigkeit zu erreichen oder auf Oberflachen aus Glas oder Metall zu haften existieren sind aber den klassischen wasserbasierten Mischungen in ihrer Funktion meist unterlegen Antimon III Sulfid das eine entscheidende Rolle in John Walkers erstem echten Streichholz spielte wird kaum noch verwendet Zundkopfe mit Antimon III Sulfid und Chlorat konnen sich an rauen Oberflachen entzunden sind also keine Sicherheitszundkopfe Um das Sicherheitskonzept zu erfullen wird es heute wenn uberhaupt in Reibflachen verwendet um einen Teil des Phosphors zu ersetzen In den USA war es bis ca 1989 als strategisches und kritisches Material eingestuft und wurde von der Streichholzindustrie nicht verwendet Es ist relativ teuer und hat durch sein hohes spezifisches Gewicht die Tendenz aus der Suspension zu fallen Sicherheit und Toxizitat Bearbeiten nbsp Obwohl Sicherheitsstreichholzer sehr sicher sind konnen sie sich unter bestimmten Bedingungen auch ohne Reibflache entzunden Im Ofen erwarmt zunden Sicherheitsstreichholzer spontan bei 180 200 C Uberall Zundholzer bei etwa 120 C Ein gezielter Hammerschlag kann einen Sicherheitszundkopf zur Explosion bringen Auch Kontakt mit Schwefelsaure 60 fuhrt zur Zundung Schliesslich gibt es Leute die das Kunststuck beherrschen ein Sicherheitsstreichholz an einer Glasscheibe oder einem glatten Stuck fester Pappe zu entzunden indem sie beim Streichen genug Druck ausuben um den Zundkopf durch Reibung zu erhitzen ohne ihn dabei zum Bersten zu bringen Um das Brandverhalten zu untersuchen wurden in Kartons mit 50 Schachteln a 50 Streichholzbriefchen einzelne Briefchen elektrisch ferngezundet In diesen Versuchen erfasste das Feuer ausschliesslich Briefchen in der Schachtel des Brandherdes und oft nur wenige bevor es wegen Sauerstoffmangels erlosch Die Energie der gezundeten Kopfe reicht nicht aus um unter diesen Bedingungen einen grosseren Brand zu verursachen Das Sammeln grosserer Mengen Zundmasse fuhrt jedoch immer wieder zu schweren Unfallen Im Transportwesen sind Streichholzer als Gefahrgut eingestuft und mussen als Entzundbare feste Stoffe Klasse 4 1 deklariert werden Stand 2020 werden die folgenden UN Nummern verwendet Sicherheitsstreichholzer UN 1944 Uberall Zundholzer UN 1331 Sturmzundholzer UN 2254 und Wachszundholzer UN 1945 Die leicht bitteren salzigen Zundkopfe werden oft von Kindern und Haustieren gelutscht und zerkaut Ein einzelner Zundkopf enthalt ca 9 mg Kaliumchlorat und eine Dosis von bis zu 1 g ist fur einen Erwachsenen nicht giftig Die anderen Inhaltsstoffe sind entweder harmlos oder in so geringer Menge enthalten dass sie als unbedenklich gelten Selbst wenn Kinder ein ganzes Streichholzbriefchen zerkauen besteht kaum ein gesundheitliches Risiko Die Einnahme grosser Mengen fuhrt zu einer Kaliumchlorat Intoxikation 23 Von einem regelmassigen Konsum wird abgeraten 22 Der in Reibflachen verwendete rote Phosphor ist ungiftig sofern er rein ist In der Streichholzherstellung werden seit vielen Jahrzehnten taglich grosse Mengen zu Reibflachen verarbeitet ohne dass gesundheitliche Auswirkungen erkennbar wurden Weisser Phosphor ist hingegen hochgiftig und darum seit uber hundert Jahren in der Streichholzherstellung verboten Reibflachen sind gesundheitlich unbedenklich Sonstiges BearbeitenDas Sammeln grosserer Mengen Zundmasse kann in Deutschland als Vergehen gegen das Sprengstoffgesetz verfolgt werden Streichholzer sind nicht vegan denn die Zundkopfe enthalten Tierleim Das Sammeln von Streichholzschachteln und briefchen wird als Phillumenie bezeichnet Die altere Bezeichnung Schwefelholzer ist im Titel des Marchens Das kleine Madchen mit den Schwefelholzern von Hans Christian Andersen erhalten Im Kinderbuch Struwwelpeter von 1844 ist Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug enthalten die eine fruhe Warnung an Kinder darstellt nicht mit Streichholzern zu spielen Durch die verglichen mit fruheren Feuerzeugen leichte Benutzbarkeit konnten auch Kinder damit Feuer entzunden so dass eine neue Gefahr entstanden war Spiele und Bastelarbeiten Bearbeiten Die meist leicht zuganglichen Streichholzer werden fur Freizeitspiele genutzt Hierzu gehoren Denkaufgaben bei denen durch Umlegen von Holzern die Losung zu finden ist Als Merk und Spielstabchen fur das Knobeln sind Streichholzer ebenfalls einsetzbar 24 Sie werden auch fur viele Bastelarbeiten verwendet nbsp Streichholzwurfel ohne Zusatz von Klebstoff nbsp Schiffsmodelle aus verleimten Streichholzern nbsp Modell einer Kirche aus verleimten Streichholzern Streichholzmuseen Bearbeiten Streichholzmuseen gibt es in Europa in Jonkoping Schweden in Susice Bohmerwald Tschechien in Grafenwiesen und Bispingen Deutschland in Tomar Portugal in Schonenwerd Schweiz sowie in Bystrzyca Klodzka und Czestochowa Polen Galerie Bearbeiten nbsp Fabrikat des F P Hamberger nbsp Export nach Asien nbsp Die Schwalbe in vier Sprachen nbsp Polnische Monopol Holzchen nbsp Union Allumettiere Die belgische Gross Fusion nbsp Werbe Holzchen der Red Star Line nbsp Werbe Holzchen der Air France nbsp Scheunenfund aus Frankreich datiert Mai 1943 nbsp Schwedisches Etikett aus der Schweiz nbsp Sicherheitszundholzer aus Sri LankaLiteratur BearbeitenHans Hartig Unterhaltsames uber Zundwaren Geschichtliches Physik amp Chemie Unterhaltung Phillumenie 1 Auflage VEB Fachbuchverlag Leipzig 1986 ISBN 3 343 00116 3 Alexander P Hardt Pyrotechnics Pyrotechnica Publications Post Falls Idaho USA 2001 ISBN 0 929388 06 2 Matches S 74 84 englisch Walter Loewe Arne Jansson Carl Magnus Rosell From Swedish Matches to Swedish Match The Swedish Match Industry 1836 1996 Aus dem Schwedischen von Roger G Tanner Wahlstrom amp Widstrand 1997 ISBN 91 46 17290 4 S 11 46 englisch Jaime Wisniak Matches The Making of Fire In Indian Journal of Chemical Technology Nr 12 2005 ISSN 0975 0991 S 369 380 englisch Volltext A A Shidlovskii Osnovy Pirotehniki Mashinostroyeniye Verlag Moskau 1973 Ubersetzt ins Englische als Principles of Pyrotechnics Amer Fireworks News 0th Edition July 1 1997 ISBN 0 929931 13 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Streichholz Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary Zundholz Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Streichholzer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Prometheus Zundholz in Zundung englisch Stock Foto der Science amp Society Picture LibraryEinzelnachweise Bearbeiten Giftige Zundholzli Wie Streichholzfabriken Kinder vergifteten 27 Dezember 2020 abgerufen am 21 Juni 2023 a b c Stig R Johansson On the history of Fire Tools and Matches Intermatch Sweden AB Jonkoping Pyroteknikdagen 1983 englisch Plinius der Altere Naturalis historia Aus dem Lateinischen von John Bostock amp al Band 35 Kap 15 englisch Volltext Charles Darwin Die Fahrt der Beagle Tagebuch mit Erforschungen der Naturgeschichte und Geologie der Lander die auf der Fahrt von HMS Beagle unter dem Kommando von Kapitan Robert Fitzroy RN besucht wurden Aus dem Englischen von Eike Schonfeld marebuchverlag Hamburg 2006 ISBN 978 3 936384 95 6 3 Maldonado S 76 Charles Darwin Journal of Researches into the Natural History and Geology of the Countries Visited During the Voyage of H M S Beagle Round the World Under the Command of Captain Fitz Roy R N D Appleton and Company New York 1878 3 Maldonado S 41 englisch Volltext PDF Bryant and May collection of fire making appliances Science Museum Group Collection Online abgerufen am 19 August 2020 englisch a b Jaime Wisniak Matches The Making of Fire In Indian Journal of Chemical Technology Nr 12 2005 ISSN 0975 0991 S 369 380 englisch Volltext etymologiebank nl In etymologiebank nl Abgerufen am 14 Juni 2018 niederlandisch Charles Sauria in Who Invented Matches a b c d e f g h Hans Hartig Unterhaltsames uber Zundwaren Geschichtliches Physik amp Chemie Unterhaltung Phillumenie 1 Auflage VEB Fachbuchverlag Leipzig 1986 ISBN 3 343 00116 3 Gesetz betreffend die Anfertigung und Verzollung von Zundholzern In Deutsches Reichsgesetzblatt Band 1884 Nr 14 S 49 50 Volltext Phossy Jaw amp Social Activism Science Museum Group Collection Online abgerufen am 27 August 2020 englisch Gesetz betreffend Phosphorzundwaren In Deutsches Reichsgesetzblatt Band 1903 Nr 24 S 217 218 Volltext Bekanntmachung betreffend die Fassung des Zundwarensteuergesetzes In Deutsches Reichsgesetzblatt Band 1909 Nr 44 S 814 825 Volltext Walter Loewe Arne Jansson Carl Magnus Rosell From Swedish Matches to Swedish Match The Swedish Match Industry 1836 1996 Aus dem Schwedischen von Roger G Tanner Wahlstrom amp Widstrand 1997 ISBN 91 46 17290 4 S 11 46 englisch Bundesministerium der Finanzen Hrsg Steuern von A bis Z Ausgabe 2019 Juni 2019 S 164 Eintrag zu Zundwarenmonopol Volltext PDF Stadtrundgang durch die mittelalterliche Doppelstadt Muhlberg an der Elbe Muhlberg Elbe abgerufen am 8 September 2020 Zundholzer Memento vom 16 September 2011 imInternet Archive In spiegel de Memento Bildbeleg Passagierinformation Feuerzeuge Streichholzer und Gasbrenner Luftfahrt Bundesamt Bundesoberbehorde im Geschaftsbereich des Bundesministeriums fur Verkehr und digitale Infrastruktur BMVI abgerufen am 8 September 2019 BGH Urteil vom 28 Februar 1969 Az VI ZR 222 67 Volltext BGH Urteil vom 17 Mai 1983 Az VI ZR 263 81 Volltext a b c Alexander P Hardt Pyrotechnics Pyrotechnica Publications Post Falls Idaho USA 2001 ISBN 0 929388 06 2 Matches S 74 84 englisch Hermann Ammon Hrsg Hunnius pharmazeutisches Worterbuch 11 Auflage de Gruyter Berlin 2014 ISBN 978 3 11 030990 4 Eintrag zu Kaliumchlorat Wiebke Krabbe Ubersetzung aus dem Englischen Vertrackte Streichholzknobeleien Die echte Herausforderung fur alle Tuftler Premio Verlag GmbH Munster 2010 ISBN 978 3 86706 109 4 Normdaten Sachbegriff GND 4134278 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Streichholz amp oldid 237759300