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Kaliumchlorat Summenformel KClO3 ist das Kaliumsalz der Chlorsaure HClO3 Strukturformel AllgemeinesName KaliumchloratAndere Namen Chlorsaures Kali Kalium chloricum POTASSIUM CHLORATE INCI 1 Summenformel KClO3Kurzbeschreibung farblose glanzende monokline Tafeln 2 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 3811 04 9EG Nummer 223 289 7ECHA InfoCard 100 021 173PubChem 6426889Wikidata Q309328EigenschaftenMolare Masse 122 55 g mol 1Aggregatzustand festDichte 2 32 g cm 3 3 Schmelzpunkt 368 C 3 Siedepunkt Zersetzung bei 370 C 3 Loslichkeit massig in kaltem Wasser 73 g l 1 bei 20 C 3 gut in heissem Wasser 555 g l 1 bei 100 C 3 nahezu unloslich in Alkohol 2 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung EG Nr 1272 2008 CLP 4 ggf erweitert 3 GefahrH und P Satze H 271 302 332 411P 210 221 273 3 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Kaliumchlorat ist ein weisses bestandiges Salz das in Wasser eine farblose Losung ergibt Die Verbindung wirkt stark oxidierend und wird unter anderem zur Herstellung von Streichholzern Zundhutchen und pyrotechnischen Erzeugnissen verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Herstellung 2 Eigenschaften 3 Verwendung 4 Einzelnachweise 5 LiteraturHerstellung BearbeitenDie Gewinnung von Kaliumchlorat erfolgt durch Elektrolyse einer Natriumchlorid Losung und nachfolgende Fallung des entstandenen Natriumchlorats mit Kaliumchlorid Bei der Elektrolyse sind Kathode Stahl und Anode aktiviertes Titan nicht wie bei der Chloralkalielektrolyse durch eine Membran getrennt sondern eng aneinander gelegt Dadurch kommt das intermediar bei der Elektrolyse gebildete Chlor in Kontakt mit der Natronlauge und bildet Natriumhypochlorit 2 N a O H C l 2 N a C l N a C l O H 2 O displaystyle mathrm 2 NaOH Cl 2 longrightarrow NaCl NaClO H 2 O nbsp Dieses disproportioniert bei hoherer Temperatur zu Chlorid und Chlorat 3 N a C l O 2 N a C l N a C l O 3 displaystyle mathrm 3 NaClO longrightarrow 2 NaCl NaClO 3 nbsp Bei der Elektrolyse einer Kaliumchlorid Losung entsteht das Kaliumchlorat auf direktem Weg wobei folgende Reaktionen ablaufen An der Kathode 6 H 2 O 6 H 6 O H displaystyle mathrm 6 H 2 O rightleftharpoons 6 H 6 OH nbsp 6 H 6 e 3 H 2 displaystyle mathrm 6 H 6 e longrightarrow 3 H 2 nbsp An der Anode 6 C l 3 C l 2 6 e displaystyle mathrm 6 Cl rightarrow 3 Cl 2 6 e nbsp 3 C l 2 6 O H C l O 3 5 C l 3 H 2 O displaystyle mathrm 3 Cl 2 6 OH longrightarrow ClO 3 5 Cl 3 H 2 O nbsp Fruher wurde Kaliumchlorat durch Einleiten von Chlor in Kaliumhydroxid Losung hergestellt Es bildeten sich zunachst Kaliumchlorid und Kaliumhypochlorit zu gleichen Teilen In der bei der Reaktion entstehenden Warme disproportioniert das Hypochlorit zu zwei Teilen Chlorid und einem Teil Chlorat Dabei treten im Grunde die gleichen Reaktionen auf wie bei der oben genannten Variante allerdings werden teurere Edukte Chlorgas und Kaliumhydroxid aber kein Strom benotigt Die Gesamtreaktionsgleichung lautet 6 K O H 3 C l 2 5 K C l K C l O 3 3 H 2 O displaystyle mathrm 6 KOH 3 Cl 2 longrightarrow 5 KCl KClO 3 3 H 2 O nbsp Daraus wird ersichtlich dass in der Chloratausbeute nur ein Sechstel des eingesetzten Chlors vorhanden ist Eigenschaften Bearbeiten nbsp KaliumchloratKaliumchlorat ist in kaltem Wasser schlecht in warmem besser loslich und im Gegensatz zu Natriumchlorat nicht hygroskopisch Es bildet beim Auskristallisieren aus wassriger Losung strahlend glanzende und schillernde flache Kristalle Wird es jedoch zum Beispiel durch Zugabe eines Kaliumsalzes zu einer Natriumchloratlosung ausgefallt so entsteht es als hochst feines weitaus weniger glanzendes Pulver Es ist ein Oxidationsmittel durch Erhitzen uber den Schmelzpunkt disproportioniert es zu Kaliumperchlorat und Kaliumchlorid 5 4 K C l O 3 3 K C l O 4 K C l displaystyle mathrm 4 KClO 3 rightarrow 3 KClO 4 KCl nbsp Beim Erhitzen uber 550 C zerfallt es komplett in Sauerstoff und Kaliumchlorid Diese Zersetzung findet bei Zugabe von Kaliumdichromat oder Mangandioxid Braunstein als Katalysator schon bei 150 bis 200 C statt 6 2 K C l O 3 2 K C l 3 O 2 displaystyle mathrm 2 KClO 3 rightarrow 2 KCl 3 O 2 nbsp Sehr brisant sind Mischungen mit oxidierbaren Stoffen wie beispielsweise Schwefel Phosphor Iod und Kohlenstoff die schon durch Reibung Stoss oder Schlag explodieren konnen Die brisantesten Mischungen sind mit rotem Phosphor und gelten bei feinster Vermischung als dynamitahnlich Armstrongsche Mischung In der Technik werden Mengen im einstelligen Milligrammbereich daher nur nass vermischt und mit Bindemittel fur Knallkorken und Zundplattchen verwendet 2 K C l O 3 3 S 2 K C l 3 S O 2 displaystyle mathrm 2 KClO 3 3 S rightarrow 2 KCl 3 SO 2 nbsp Kaliumchlorat reagiert mit Schwefel zu Kaliumchlorid und Schwefeldioxid 2 K C l O 3 3 C 2 K C l 3 C O 2 displaystyle mathrm 2 KClO 3 3 C rightarrow 2 KCl 3 CO 2 nbsp Die Reaktion von Kaliumchlorat und Kohlenstoff ergibt Kaliumchlorid und Kohlenstoffdioxid Bei der Reaktion mit starker Schwefelsaure 60 bildet sich das gelblich grune Gas Chlordioxid das bei geringer Erwarmung unter Knall in Chlor und Sauerstoff zerfallt In Gegenwart eines Brennstoffs kommt es zur Zundung K C l O 3 s H 2 S O 4 l H C l O 3 l K H S O 4 s displaystyle mathrm KClO 3 s H 2 SO 4 l longrightarrow HClO 3 l KHSO 4 s nbsp Kaliumchlorat reagiert mit Schwefelsaure zu Chlorsaure und Kaliumhydrogensulfat 3 H C l O 3 l 2 C l O 2 g H C l O 4 l H 2 O l displaystyle mathrm 3 HClO 3 l longrightarrow 2 ClO 2 g HClO 4 l H 2 O l nbsp Chlorsaure reagiert durch Autooxidation zu Chlordioxid Perchlorsaure und Wasser 2 C l O 2 g C l 2 g 2 O 2 g displaystyle mathrm 2 ClO 2 g longrightarrow Cl 2 g 2 O 2 g nbsp Chlordioxid reagiert zu Chlor und Sauerstoff Die maximale therapeutische d h ungiftige Dosis betragt 1 g fur einen Erwachsenen 6 Oberhalb dessen ist es ein starkes Blut und Nierengift Die letale Dosis betragt 5 15 g 7 Eine mogliche antiseptische Wirkung wird heute meist skeptisch beurteilt und sogar angezweifelt und es darf aufgrund seiner Toxizitat nur noch beschrankt eingesetzt werden Verwendung BearbeitenKaliumchlorat wird im Labor zur Sauerstoffgewinnung eingesetzt Man verwendet es zur Herstellung von Leucht und Spielzeugmunition vor allem aber in Zundkopfen von Streichholzern In Feuerwerkskorpern wird es heute wenn moglich durch Kaliumperchlorat ersetzt das sicherer in der Handhabung ist Trotzdem ist Kaliumchlorat fur bestimmte besonders farbintensive Effekte nach wie vor erforderlich 8 Es wurde auch zur Produktion von Chloratsprengstoffen verwendet Chloratit enthalt z B etwa 90 Kaliumchlorat 10 Kohlenwasserstoffe und einen Zusatz von Holzmehl Diese reibungsempfindlichen Mischungen sind weitgehend durch handhabungssichere Oxidationsmittel verdrangt worden im Besonderen durch das in Vermengung mit Brennstoffen deutlich stabilere und mindestens ebenso effektive Kaliumperchlorat Wird ein schwacheres Oxidationsmittel benotigt z B fur das Schwarzpulver in Treibladungen einer Feuerwerksrakete oder fur pyrotechnische Kugel und Zylinderbomben wird heute meist das altbekannte Kaliumnitrat verwendet Nicht ungefahrlich war die Verwendung fur Knallerbsen wo ein Gemisch aus Kaliumchlorat und rotem Phosphor zusammen mit Gummi arabicum zu Kugelchen geformt und danach getrocknet wurde Die Mischung von Kaliumchlorat und rotem Phosphor ist auch unter der Bezeichnung armstrongsche Mischung bekannt und fuhrt immer wieder zu schweren Verletzungen beim Umgang damit wenn die grosse Empfindlichkeit dieser Mixtur gegenuber Schlag Reibung oder Elektrostatik unterschatzt wird Diese hochexplosive Mischung wird auch zur Zundung der Sicherheitsstreichholzer verwendet Hier wird sie durch das Reiben des chlorathaltigen Zundkopfes an der Reibflache mit rotem Phosphor in Spuren frisch gebildet und entzundet den Kopf Die Verteilung der Zundmischung auf Streichholzkopf und Reibflache ist der entscheidende Sicherheitsvorteil dieser Konstruktion die um 1844 vom schwedischen Chemiker Gustaf Erik Pasch erfunden wurde denn ein solches Streichholz kann sich ohne Reibflache kaum selbst entzunden Auch Phosphorstreichholzer und die noch alteren Tunkholzer enthielten Kaliumchlorat 6 Generell ist Kaliumchlorat auch als Reinstoff mit Vorsicht zu behandeln da auch geringfugige Verunreinigungen vor allem mit rotem Phosphor aber auch Schwefel oder Metallpulvern die potenzielle Gefahr einer unwillkurlichen spontanen Selbstentzundung oder Explosion massgeblich erhohen konnen Kaliumchlorat ist Bestandteil des Hollandischen Bades einer Atzflussigkeit fur Kupferplatten aus 88 Wasser 10 konz Salzsaure und 2 Kaliumchlorat die fur die Herstellung von Radierungen verwendet wird Fruher wurde dem Kaliumchlorat eine antiseptische Wirkung zugeschrieben und es wurde deshalb in Gurgel und Mundwassern verwendet Diese Wirkung wird heute meist skeptisch beurteilt und sogar angezweifelt Es gibt nur noch wenige Gurgelmittel die Kaliumchlorat enthalten da es aufgrund seiner Toxizitat nur noch beschrankt eingesetzt werden darf Bei Kalium chloratum welches u a in homoopathischen Fertigarzneimitteln wie Salben und Globuli als Wirkstoff benutzt wird handelt es sich entgegen dem lateinischen Namen nicht um Kaliumchlorat sondern um Kaliumchlorid KCl auch als Kochsalzersatz bekannt Fruher wurden Natrium und Kaliumchlorat als Unkrautvernichtungsmittel unter dem Handelsnamen UnkrautEx eingesetzt und vertrieben Wegen des Gefahren und Missbrauchspotenzials ist dieses aber in Deutschland schon seit mehreren Jahren nicht mehr erhaltlich Einzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu POTASSIUM CHLORATE in der CosIng Datenbank der EU Kommission abgerufen am 28 Dezember 2020 a b Eintrag zu Kaliumchlorat In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 29 September 2014 a b c d e f g Eintrag zu Kaliumchlorat in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 7 Dezember 2019 JavaScript erforderlich Eintrag zu Potassium chlorate im Classification and Labelling Inventory der Europaischen Chemikalienagentur ECHA abgerufen am 1 Februar 2016 Hersteller bzw Inverkehrbringer konnen die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern A F Holleman E Wiberg N Wiberg Lehrbuch der Anorganischen Chemie 101 Auflage Walter de Gruyter Berlin 1995 ISBN 3 11 012641 9 a b c Alexander P Hardt Pyrotechnics Pyrotechnica Publications Post Falls Idaho USA 2001 ISBN 0 929388 06 2 S 74 ff Hermann Ammon Hrsg Hunnius pharmazeutisches Worterbuch 11 Auflage de Gruyter Berlin 2014 ISBN 978 3 11 030990 4 Eintrag Kaliumchlorat Takeo Shimizu Fireworks The Art Science and Technique Pyrotechnica Publications Midland Texas USA 4th Edition S 53 ff S 92 ff ISBN 0 929388 05 4Literatur BearbeitenJohn B C Kershaw Die elektrolytische Chloratindustrie Verlag von Wilh Knapp Halle 1905 Reprint 2010 Survival Press Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaliumchlorat amp oldid 235142633