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Chloratsprengstoffe auch Chloratite sind nichthomogene Sprengstoffe auf Basis von Chloraten Verwendet werden Gemische von Chloraten der Alkalimetalle Natrium und Kalium mit kohlenstoffreichen organischen Verbindungen wie z B Holzmehl Petroleum Olen Fetten oder Nitroderivaten von Benzol Toluol oder Naphthalin 1 Chloratsprengstoffe werden seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland nicht mehr hergestellt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Eigenschaften und Typen 2 1 Chloratite 2 2 Cheddite 2 3 Brisante Mischungen 2 4 Verwendungseinschrankung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer franzosische Chemiker Claude Louis Berthollet erhielt 1786 durch Einleiten von Chlor in eine heisse Kaliumhydroxid Losung neben Kaliumchlorid ein bis dahin unbekanntes Salz das Kaliumchlorat das beim Erhitzen leicht Sauerstoff abgab Berthollet nannte das neue Salz uberoxydiert salzsaures Kali Bald hatte er die Idee das Chlorat als Ersatz von Kalisalpeter zur Herstellung eines neuen Schiesspulvers zu verwenden da ein mit Kaliumchlorat hergestelltes Produkt wesentlich explosiver als das herkommliche war 2 Erste Versuche zusammen mit de Lavoisier in einer Staatspulverfabrik in Corbeil fuhrten wegen der hohen Schlagempfindlichkeit des Chlorats zu mehreren todlichen Unfallen 3 Zur Herstellung eines weniger gefahrlichen Chloratsprengstoffs wurde zunachst der Schwefel weggelassen und spater weitere Komponenten wie Starke Kolophonium oder Zucker als Ersatz fur das Holzkohlepulver eingefuhrt 4 Wegen ungunstiger Auswirkungen auf die Schusswaffen etwa Korrosion wurde vom Einsatz als Schiesspulver bald abgesehen Die Chemiker P A Blake und Hermann Sprengel ubernahmen ab 1870 das Prinzip der Initialzundung uber Knallquecksilber fur Chloratsprengstoffe weshalb einige Chlorate auch als Sprengelsche Sprengstoffe bezeichnet wurden 5 Als Komponenten setzte Sprengel erstmals neben Chlorat verschiedene meist flussige organische Nitroverbindungen wie Nitrobenzol Nitronaphthalin und Pikrinsaure ein Eigenschaften und Typen BearbeitenChloratsprengstoffe sind nichthomogene Explosivstoffe d h sie bestehen aus mindestens zwei Komponenten einem starken Oxidationsmittel Chlorat sowie einem oxidierbaren Stoff Bei den ersten Typen als Schiesspulverersatz wurde das Kaliumchlorat mit Schwefel und Holzkohle vermischt wobei ein explosionsstarkes aber auch gegen Schlag und Reibung ausserst empfindliches Gemisch entstand Alle spateren Chloratsprengstoffe enthielten anstatt Kohle und Schwefel andere oxidierbare Stoffe dies waren zunachst einfache organische Gemische wie Starke Mehl oder Zucker Spater wurden flussige organische Losungsmittel etwa flussige Kohlenwasserstoffe zugesetzt die entstandenen Mischungen wurden als Chloratite bezeichnet P A Blake Hermann Sprengel und E A G Street verwendeten zahflussigere Ole und zusatzlich organische Nitroverbindungen wodurch die Explosionsstarke erhoht und gleichzeitig die Reibungsempfindlichkeit herabgesetzt wurde Bei Einsatz von zahen Losungsmitteln werden die Chloratsprengstoffe als Cheddite bezeichnet Das United States Dept of the Army berichtete noch 1992 von der Produktion von Gelatine Cheddite als Plastiksprengstoff fur militarische Zwecke in der Schweiz 6 Chloratite Bearbeiten Chloratit 1 und Chloratit 2 bestehen aus 70 80 bzw 70 85 Kalium oder Natriumchlorat 12 20 bzw 10 20 organischer Nitroverbindungen jeweils 1 5 Pflanzenmehl und 3 5 Kohlenwasserstoffen Olen oder Fetten Bei Chloratit 1 wurde noch 2 6 Nitroglyzerin zugesetzt Chloratit 3 enthalt 88 91 Kalium oder Natriumchlorat 9 12 organische Kohlenwasserstoffe und einen Zusatz von Holzmehl 7 Die Detonationsgeschwindigkeit bei der Explosion betragt fur Chloratit 3 lediglich 3 35 km s 1 8 seine Sprengkraft jedoch 1 TNT Aquivalente Sprengkraft im Verhaltnis zu der von TNT 9 Diese reibungsempfindlichen Mischungen sind weitgehend durch handhabungssichere Explosivstoffe verdrangt worden Cheddite Bearbeiten Sprengstoffmischungen von Chloraten mit Binde Losungsmitteln wie Olen Harzen oder Nitrocellulose unter Zusatz von Nitroverbindungen werden als Cheddite bezeichnet Diese sind meist wesentlich zaher als die Chloratite und ahneln am ehesten dem Chloratit 2 Brisante Mischungen Bearbeiten Sehr brisant sind Mischungen mit leicht oxidierbaren Stoffen wie beispielsweise Schwefel Phosphor Iod und Kohlenstoff die schon durch Reibung Stoss oder Schlag explodieren konnen Die brisantesten Mischungen sind mit rotem Phosphor und gelten bei feinster Vermischung als dynamitahnlich Armstrongsche Mischung In der Technik werden Mengen im einstelligen Milligrammbereich daher nur nass vermischt und mit Bindemittel fur Knallkorken und Zundblattchen verwendet Die bei Vorlesungsversuchen angewendete Mischung der trockenen Komponenten mittels Vogelfeder ist zu gefahrlich und unnotig da nach A Stettbacher 10 in 96 prozentigem Ethanol die Mischung gefahrlos erfolgen kann und erst nach Verdunstung des Alkohols bei Druck Explosion erfolgt Diese tritt auch bei Mischungen des Chlorats mit organischen Stoffen z B Holzmehl oder Petroleum nach Reibung Schlag oder Initialzundung ein Hierdurch ist es schon oft zu Unfallen gekommen Verwendungseinschrankung Bearbeiten In der EU durfen Chloratsprengstoffe mit einem Chloratgehalt uber 85 nur noch im Salzbergbau eingesetzt werden 1 Literatur BearbeitenMoritz Ferdinand Gatzschmann Die Lehre von den bergmannischen Gewinnungsarbeiten J G Engelhardt 1846 S 221 Digitalisat Josef Kohler Rudolf Meyer Axel Homburg Explosivstoffe 10 Auflage Wiley VCH 2008 ISBN 978 3 527 32009 7 S 65 Digitalisat Richard Escales Die Chloratsprengstoffe Veit Leipzig 1910 Reprint 2002 ISBN 3 8311 2616 X Einzelnachweise Bearbeiten a b Wissenschaft Online Lexika Eintrag zu Chloratsprengstoffe im Lexikon der Chemie abgerufen am 6 August 2009 Annales di Chimie Bd IX S 22 Journal de Paris vom 31 Oktober 1788 F Wolff Anweisung das Schiesspulver zu bereiten Berlin 1816 J Chem Soc 796 1873 United States Dept of the Army Military explosives Headquarters Dept of the Army 1992 Moritz Ferdinand Gaetzschmann Vollstandige Anleitung zur Bergbaukunst Volume 3 J G Engelhardt 1846 S 221 Hermann Rompp Chemie lexikon Band 1 3 Auflage Franckh Verlag 1952 S 331 Eintrag zu Chlorat Sprengstoffe In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 25 Juli 2015 A Stettbacher Spreng und Schiessstoffe Zurich 1948 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chloratsprengstoffe amp oldid 219187044