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Blei II IV oxid auch Bleimennige Mennige oder Blei II orthoplumbat ist ein leuchtend rotes Pulver mit der Summenformel Pb3O4 Als Pigment wird es auch als Pariser Rot Bleirot Goldsatinober Goldzinnober Kristallmennige Mineralorange Sandix Saturnmennige und Saturnrot bezeichnet StrukturformelAllgemeinesName Blei II IV oxidAndere Namen Mennige Orangemennige Minium Blei II orthoplumbatSummenformel Pb3O4Kurzbeschreibung rotes Pulver 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 1314 41 6EG Nummer 215 235 6ECHA InfoCard 100 013 851PubChem 16685188Wikidata Q419205EigenschaftenMolare Masse 685 57 g mol 1Aggregatzustand festDichte 9 53 g cm 3 1 Schmelzpunkt 500 C 1 Loslichkeit praktisch unloslich in Wasser 1 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung EG Nr 1272 2008 CLP 3 ggf erweitert 2 GefahrH und P Satze H 302 332 351 360Df 362 372 410P 263 264 280 301 330 331 304 340 312 2 Zulassungs verfahren unter REACH besonders besorgnis erregend fortpflanzungs gefahrdend CMR 4 MAK Fur krebserzeugende Stoffe wird generell kein MAK Wert vergeben 2 Toxikologische Daten 1 g kg 1 LDLo Meer schweinchen oral 5 6 17 7 g kg 1 LD50 Maus i p 6 7 630 mg kg 1 LD50 Ratte i p 6 8 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Vorkommen 3 Eigenschaften 4 Verwendung 4 1 Pigment 4 2 Rostschutzfarbe 4 3 Kristallglas 5 Sicherheitshinweise und Toxikologie 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenMennige wurde bereits von den Romern als farbender Stoff unter den Sand im Zirkus gemischt um die blutigen Spuren der dort stattfindenden Kampfe unsichtbar zu machen Beim Triumphzug war das Gesicht des Triumphators mit Mennige rot gefarbt eine Praxis die in der Antike auch bei Gotterstatuen Verwendung fand Die Farbe erinnert damit an Gotterstatuen die in alter Zeit aus Terracotta gefertigt wurden 9 Seit der Antike wird sie auch als Pigment in Malerfarben verwendet Die Verwendung in der Buchmalerei Mennige wird im lateinischen minium genannt soll uber italienisch minia Kleinmalerei und wohl beeinflusst durch lateinisch minor kleiner den Begriff Miniatur 10 gepragt haben Mennige kann durch gezielte Oxidation Gluhen von Bleiweiss oder Bleigelb bei 480 C erzeugt werden Die erste fabrikmassige Herstellung erfolgte schliesslich in Venedig im 16 Jahrhundert Die erste industrielle Herstellung in Deutschland erfolgte im Jahr 1687 in der Nahe von Hannover Die Bezeichnung Mennige ist vom lateinischen minium Zinnober abgeleitet das Wort ging uber das althochdeutsche minio und mittelhochdeutsch minig in Handschriften auch minie und menie sowie menig in Mennige uber 11 Vorkommen BearbeitenBlei II IV oxid kommt in der Natur in Form des seltenen Minerals Minium vor Eigenschaften Bearbeiten nbsp MennigeEs handelt sich hierbei nicht um ein Gemisch aus Blei II oxid und Blei IV oxid sondern um eine Verbindung daraus wobei das Blei in der Oxidationsstufe IV mit den Sauerstoffatomen zu einer Art Anion dem Plumbat Ion PbO44 komplexiert ist Dabei liegen in der Kristallstruktur Strange kantenverknupfter PbIVO6 Oktaeder vor wahrend die PbII Ionen quadratisch pyramidal durch vier koordinierende Sauerstoffatome und das freie Elektronenpaar an der Spitze der Pyramide umgeben sind 12 Chemisch ahnelt das Plumbat dem Silicat Ion SiO44 und dem Stannat Ion SnO44 Silicium und Zinn stehen in derselben Hauptgruppe wie Blei und haben daher periodische Ahnlichkeiten Lost man Mennige in Salpetersaure so bilden sich Blei II nitrat und Blei IV oxid als Dehydratationsprodukt der intermediar auftretenden Orthoblei IV saure H4PbO4 Die Verbindung heisst damit prazise Blei II orthoplumbat Pb2 PbO4 das zweiwertige Blei tritt darin als Kation auf Seine leuchtend orange Farbe verdankt Mennige Charge Transfer Ubergangen von Sauerstoff und insbesondere 6s Blei II Zustanden in 6s 6p Blei IV Zustande 13 Verwendung BearbeitenPigment Bearbeiten Mennige wird als Pigment verwendet wo es unter verschiedenen Namen verzeichnet ist Die Bezeichnung Pariser Rot ist etwas irrefuhrend da sie nicht nur fur Bleimennige sondern auch fur Eisenoxidrot Eisen III oxid auch Eisenmennige genannt eingesetzt wird Goldsatinober grenzt ihn gegen das naturliche Erdpigment Satinober ab Bleimennige ist mit Bindemitteln sehr gut mischbar aber unvertraglich mit schwefelhaltigen Substanzen Als Pigment ist es unter Lichteinfluss unbestandig Unter bestimmten Umstanden wird die Farbe dunkler wobei sich entweder Plattnerit Blei IV oxid oder Galenit Blei II sulfid bildet Das Pigment kann sich aber auch aufhellen wobei sich Anglesit Blei II sulfat und Cerussit Blei II carbonat formt Als Zwischenstufe der Aufhellung tritt Plumbonacrit auf 14 Rostschutzfarbe Bearbeiten Fruher diente Bleimennige als Rostschutzfarbe Wegen ihrer bekannten Giftigkeit wird Mennige in gesundheitsbewussten Staaten aber immer seltener verwendet Seit Januar 2005 verbietet das Chemikaliengesetz in der Schweiz den Einsatz von Bleimennige In Deutschland ist Bleimennige als Rostschutz seit 2012 verboten Beispielsweise ist der charakteristische rote Farbton der Golden Gate Bridge auf die ursprungliche Verwendung eines Mennigeanstrichs zuruckzufuhren dieser ist heute durch Acrylfarbe ersetzt Im Heizungsbau wird Bleimennige zum Teil noch verwendet um die Stahlnippel zwischen den Gusskesselgliedern damit zu bestreichen Dies verhindert eine Oxidation zwischen dem Stahl und dem unedleren Guss Das Pigment wurde mit Leinol und oder Terpentinol verrieben und verstrichen Spater setzte man zur Erreichung einer kurzeren Trocknungszeit fluchtige Losungsmittel zu beispielsweise Alkohole Methanol Ethanol oder Benzine Farbverdunner Kristallglas Bearbeiten Bleimennige wird heutzutage immer noch fur die Herstellung von Kristallglasern verwendet wobei es mit Quarzsand und Pottasche gemischt und dann geschmolzen wird Sicherheitshinweise und Toxikologie BearbeitenBei oraler Aufnahme erwies sich das Bleioxid fur Meerschweinchen als massig giftig LDLo 1 g kg 1 erzeugte jedoch Zuckungen vermindertes Grossenwachstum und Veranderungen der Thrombocyten 5 Die intraperitoneale Gabe zeigte bei Mausen eine geringe Toxizitat LD50 17 7 g kg 1 7 bei Ratten eine wesentlich hohere von 630 mg kg 1 8 Beim Menschen erwies sich Mennige vor allem gefahrlich bei Aufnahme uber die Atemwege und den Verdauungstrakt als feinste Partikel mit Grossen von 0 1 1 mm die in den Lungenblaschen fast vollstandig resorbiert werden Im Verdauungstrakt konnen auch schwerlosliche Bleiverbindungen wie Blei II IV oxid zu maximal 15 aufgenommen werden Vergiftungssymptome und wirkungen sind Erbrechen Verstopfung Koliken des Darms Schadigungen von Blut und Nieren Abfall von Korpertemperatur und Blutdruck bis zum Kreislaufkollaps Chronische Intoxikationen geringer Mengen zeigen oft unspezifische Symptome wie leichten Kopfschmerz und Schwindel Schlafstorungen Schmerzen in Muskeln und Gliedern mit Parasthesien und Appetitverlust Bleiverbindungen wirken dabei vorwiegend giftig auf das Blut die Muskulatur und das Zentralnervensystem Beim Menschen sind auch die Beeintrachtigung der Fortpflanzungsfahigkeit sowie Aborte bei Schwangeren und Schadigungen des Nervensystems von Embryonen durch anorganische Bleiverbindungen sicher nachgewiesen 2 Zwar wird Mennige heute kaum noch als Rostschutzmittel verwendet bei vielen alteren Baukonstruktionen z B Brucken oder Dachstuhlen oder Stahl bzw Eisengegenstanden im Freien z B Zaunen Gittern Laternen usw sind noch Anstrichschichten aus bleihaltiger Schutzfarbe vorhanden Werden solche Anstriche mechanisch entfernt etwa durch Sandstrahlen sind entsprechende Schutzmassnahmen notwendig Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Bekanntmachung betreffend die Einrichtung und den Betrieb der Bleifarben und Bleizuckerfabriken Deutschland 1886 Quellen und VolltexteEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Datenblatt Blei II IV oxid bei Alfa Aesar abgerufen am 15 Dezember 2010 PDF JavaScript erforderlich a b c d Eintrag zu Blei II IV oxid in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 9 Januar 2019 JavaScript erforderlich Nicht explizit in Verordnung EG Nr 1272 2008 CLP gelistet fallt aber mit der angegebenen Kennzeichnung unter den Gruppeneintrag Bleiverbindungen mit Ausnahme der namentlich in diesem Anhang bezeichneten im Classification and Labelling Inventory der Europaischen Chemikalienagentur ECHA abgerufen am 14 Dezember 2016 Hersteller bzw Inverkehrbringer konnen die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern Eintrag in der SVHC Liste der Europaischen Chemikalienagentur abgerufen am 17 Juli 2014 a b Archiv fur Hygiene und Bakteriologie Vol 125 S 273 1941 a b c Eintrag zu Lead tetroxide in der ChemIDplus Datenbank der United States National Library of Medicine NLM Seite nicht mehr abrufbar Inhalt nun verfugbar via PubChem ID 16685188 a b Gigiena Truda i Professional nye Zabolevaniya Labor Hygiene and Occupational Diseases Vol 26 8 S 51 1982 a b Gigiena Truda i Professional nye Zabolevaniya Labor Hygiene and Occupational Diseases Vol 19 3 S 30 1975 Jochen Bleicken Augustus Eine Biographie Berlin 1998 ISBN 3 8286 0027 1 S 30 Friedrich Kluge Alfred Gotze Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache 20 Aufl hrsg von Walther Mitzka De Gruyter Berlin New York 1967 Neudruck 21 unveranderte Auflage ebenda 1975 ISBN 3 11 005709 3 S 480 Boris Paraskevov Worter und Namen gleicher Herkunft und Struktur Lexikon etymologischer Dubletten im Deutschen Walter de Gruyter 2004 ISBN 3 11 017469 3 S 217 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche J R Gavarri D Weigel Oxydes de plomb I structure cristalline du minium Pb3O4 a temperature ambiante 293 K Journal of Solid State Chemistry 13 1975 252 257 H J Terpstra R A de Groot C Haas J Phys Chem Solids 58 1997 561 566 F Vanmeert G van der Snickt K Janssens Plumbonacrite Identified by X ray Powder Diffraction Tomography as a Missing Link during Degradation of Red Lead in a Van Gogh Painting In Angewandte Chemie Band 127 Nr 12 2015 S 3678 3681 doi 10 1002 ange 201411691 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blei II IV oxid amp oldid 231874119