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Plattnerit veraltet auch als Schwerbleierz oder Braunbleioxyd bekannt ist ein relativ selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide mit der chemischen Zusammensetzung b PbO2 4 und damit chemisch gesehen Blei IV oxid PlattneritSchwarze Plattneritkristalle auf Baryt aus dem Sunshine Schacht Nr 6 Blanchard Mine Bingham Socorro County New Mexico USA Sichtfeld 1 8 mm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Ptn 1 Andere Namen Braunes Bleioxyd nach Breithaupt 2 oder Braunbleioxyd nach Hausmann 1847 3 Blei IV oxid Schwerbleierz nach Breithaupt 1837 Chemische Formel b PbO2 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Oxide und HydroxideSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana IV D 02 IV D 02 060 4 DB 05 04 04 01 06Kristallographische DatenKristallsystem tetragonalKristallklasse Symbol ditetragonal dipyramidal 4 m2 m2 m 5 Raumgruppe P42 mnm Nr 136 Vorlage Raumgruppe 136 4 Gitterparameter a 4 96 A c 3 39 A 4 Formeleinheiten Z 2 4 Haufige Kristallflachen 010 011 110 131 001 6 Zwillingsbildung Kontakt und Durchdringungszwillinge nach 011 6 Physikalische EigenschaftenMohsharte 5 5 6 Dichte g cm3 gemessen 9 564 berechnet 9 563Spaltbarkeit nach einigen Richtungen jedoch undeutlich 2 Bruch Tenazitat uneben sprode 7 Farbe eisenschwarz 2 Strichfarbe braun 8 Transparenz undurchsichtig bis schwach durchscheinendGlanz Diamant bis Metallglanz 2 KristalloptikBrechungsindizes nw 2 350 9 ne 2 250 9 Doppelbrechung d 0 100 9 Optischer Charakter einachsig negativPlattnerit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem und entwickelt feinste nach der c Achse 001 gestreckte nadelige Kristalle mit einem fast metallartigen diamantahnlichen Glanz auf den Oberflachen Er findet sich aber auch in Form von knolligen bis nierigen Mineral Aggregaten und faserigen oder warzigen bis glaskopfartigen derben Massen Das Mineral ist im Allgemeinen undurchsichtig und von eisenschwarzer Farbe Nur allerfeinste Kristallchen sind tiefrot durchscheinend mit rotbraunen inneren Reflexionen Seine Strichfarbe ist dagegen braun Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Eigenschaften 6 Modifikationen und Varietaten 7 Bildung und Fundorte 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte Bearbeiten nbsp Namensgeber Carl Friedrich Plattner 1800 1858 Erstmals beschrieben wurde das Mineral 1837 durch August Breithaupt der es anhand seiner Analyse Ergebnisse als Superoxyd Verbindungen die mehr Sauerstoff als einfache Oxide enthalten 10 von Blei erkannte und als Schweres Blei Erz oder kurzer Schwerbleierz bezeichnete Den genauen Fundort des von ihm untersuchten Materials eine grosse schalenformige Masse uberdeckt mit kohlensaurem Bleioxyd Cerussit phosphorsaurem Bleioxyd Pyromorphit und schwefelkohlensaures Bleioxyd Leadhillit kannte Breithaupt nicht Da jedoch Proben von dem letztgenannten Mineral wahrend des Untersuchungszeitraums nur aus dem Bergbaugebiet Leadhills in Schottland kamen ging Breithaupt davon aus dass auch das neu entdeckte Mineral aus diesem Fundort stammt 2 Seinen bis heute gultigen Namen Plattnerit erhielt das Mineral 1845 durch Wilhelm von Haidinger 11 der es nach dem Huttenkundler und Chemiker Carl Friedrich Plattner benannte 12 Plattnerit war bereits vor der Grundung der International Mineralogical Association IMA 1958 bekannt und als Mineral in der Fachwelt meist anerkannt Als sogenanntes grandfathered Mineral G wurde die Anerkennung von Plattnerit als eigenstandige Mineralart von der Commission on new Minerals Nomenclature and Classification CNMNC ubernommen 13 Das Typmaterial des Minerals wird in der Geowissenschaftlichen Sammlung der Technischen Universitat Bergakademie Freiberg unter der Sammlungs Nr 10045 K 2 7 historische Vitrine Breithaupt aufbewahrt 14 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Plattnerit zur Mineralklasse der Oxide und Hydroxide und dort zur Abteilung der MO2 und verwandte Verbindungen wo er zusammen mit Kassiterit Rutil und Varlamoffit sowie im Anhang mit Belyankinit Cafetit Gerasimovskit Manganbelyankinit Priderit und Redledgeit die Rutil Reihe mit der System Nr IV D 02 bildete Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr IV D 02 60 In der Lapis Systematik entspricht dies der Abteilung Oxide mit dem Stoffmengen Verhaltnis Metall Sauerstoff 1 2 MO2 und Verwandte wo Plattnerit zusammen mit Argutit Kassiterit Pyrolusit Paratellurit Rutil und Tripuhyit die Rutil Gruppe bildet Stand 2018 8 Auch die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA bis 2009 aktualisierte 15 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Plattnerit in die Abteilung der Oxide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall Sauerstoff 1 2 und vergleichbare ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung Mit mittelgrossen Kationen Ketten kantenverknupfter Oktaeder zu finden ist wo es zusammen mit Argutit Kassiterit Pyrolusit Rutil Tripuhyit Tugarinovit und Varlamoffit die Rutilgruppe mit der System Nr 4 DB 05 bildet Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Plattnerit ebenfalls in die Klasse der Oxide und Hydroxide und dort in die Abteilung der Oxidminerale ein Hier ist er zusammen mit Argutit Ilmenorutil Kassiterit Pyrolusit Rutil Squawcreekit Stishovit Struverit in der Rutilgruppe Tetragonal P42 mnm mit der System Nr 04 04 01 innerhalb der Unterabteilung Einfache Oxide mit einer Kationenladung von 4 AO2 zu finden Chemismus BearbeitenIn der idealen theoretischen Zusammensetzung besteht Plattnerit PbO2 aus Blei Pb und Sauerstoff O im Stoffmengenverhaltnis von 1 2 Dies entspricht einem Massenanteil Gewichts von 86 62 Gew Pb und 13 38 Gew O 16 Die ursprunglich von Breithaupt untersuchte Mineralprobe entsprach ebenso genau diesem Wert 2 wie eine aus der Ojuela Mine bei Mapimi im mexikanischen Bundesstaat Durango untersuchte Probe 6 was fur eine hohe Stoffreinheit auch bei naturlich vorkommendem Blei IV oxid spricht Kristallstruktur BearbeitenPlattnerit kristallisiert isotyp mit Rutil 17 in der tetragonalen Raumgruppe P42 mnm Raumgruppen Nr 136 Vorlage Raumgruppe 136 mit den Gitterparametern a 4 96 A und c 3 39 A sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle 4 Die Kristallstruktur von Plattnerit besteht aus PbO 6 Koordinations Oktaedern das heisst jedes Bleiatom ist von jeweils 6 Sauerstoffatomen umgeben Uber gemeinsame Kanten sind diese Oktaeder parallel der c Achse 001 zu Ketten verbunden die durch weitere Oktaeder uber gemeinsame Ecken miteinander verknupft sind Das eckenverknupfte Oktaeder bildet auch das Zentrum der jeweiligen Elementarzelle Kristallstruktur von Plattnerit nbsp mit Blickrichtung parallel zur a Achse nbsp mit Blickrichtung parallel zur c Achse nbsp in der kristallographischen Standardausrichtung nbsp als Polyeder Modell in raumlicher Darstellung gestreckt nach der c AchseFarbtabelle Quecksilber Hg 0 Sauerstoff O Eigenschaften BearbeitenIn Salpetersaure ist Plattnerit nur schwer loslich in Salzsaure dagegen leicht loslich 2 Modifikationen und Varietaten BearbeitenDie Verbindung PbO2 ist dimorph und kommt in der Natur neben dem tetragonal kristallisierenden Plattnerit b PbO2 noch als orthorhombisch kristallisierender Scrutinyit a PbO2 vor 6 Insgesamt sind bisher funf Modifikationen von Blei IV oxid bekannt Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Reichhaltiger stark glanzender Plattnerit Kristallrasen auf Calcit aus der Southwest Mine Hendricks Gulch Bisbee Cochise County Arizona Sichtfeld 25 mm nbsp Plattnerit schwarz und Aurichalcit blaugrun auf Limonit aus Mapimi Municipio de Mapimi Durango Mexiko Grosse 7 9 cm 7 9 cm 4 9 cm Plattnerit bildet sich sekundar bevorzugt in ariden Klimazonen unter stark oxidierenden Bedingungen in der Oxidationszone von hydrothermalen Unedelmetall bzw Bleierz Lagerstatten Als Begleitminerale konnen je nach Fundort unter anderem Aurichalcit Calcit Cerussit Hemimorphit Hydrozinkit Leadhillit Murdochit Pyromorphit Quarz Smithsonit Rosasit und Wulfenit auftreten 17 6 Als eher seltene Mineralbildung kann Plattnerit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet Weltweit sind bisher rund 180 Fundstellen dokumentiert Stand 2020 18 Ausser an seiner Typlokalitat Leadhills im South Lanarkshire trat das Mineral in Schottland noch an mehreren Stellen in der Umgebung von Wanlockhead auf Weitere Fundstellen im Vereinigten Konigreich sind nur in England wie unter anderem bei Mendip bekannt In Deutschland fand sich Plattnerit unter anderem am Altemannfels bei Badenweiler in Baden Wurttemberg in der Grube Glucksrad bei Oberschulenberg und dem Steinbruch Winterberg in der Gemeinde Bad Grund in Niedersachsen sowie in den Gruben Churfurst Ernst bei Bonkhausen und Castor bei Loope in Nordrhein Westfalen In Osterreich konnte das Mineral bisher nur in Pb Zn Vererzungen auf der Mochling Alp am Hochobir in Karnten und auf Schlackenhalden im Gebiet Kolm Saigurn im Raurisertal des Salzburger Landes gefunden werden In der Schweiz kennt man Plattnerit aus der Mines de Siviez bei Siviez Gemeinde Nendaz und der Mine de Crettaz im Bergbaugebiet Mont Chemin der Gemeinde Martigny im Kanton Wallis Bekannt aufgrund aussergewohnlicher Plattneritfunde ist zudem die Morning Mine bei Mullan im Shoshone County des US Bundesstaates Idaho wo traubige und bis zu 100 kg schwere Massen zutage traten 19 Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien Brasilien Frankreich Griechenland Gronland Iran Italien Jordanien Mexiko Namibia Norwegen Polen Portugal Russland Spanien Sudafrika Thailand und den Vereinigten Staaten von Amerika Arizona Kalifornien Colorado Idaho Montana Nevada New Mexico South Dakota und Utah 20 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenAugust Breithaupt Bestimmung neuer Mineralien In Journal fur praktische Chemie Band 10 1837 S 508 5 Schweres Blei Erz kurzer Schwerbleierz Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A10072433 00536 SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D abgerufen am 27 September 2020 Willhelm Haidinger Handbuch der Bestimmenden Mineralogie Braumuller und Seidel Wien 1845 S 499 506 rruff info PDF 525 kB abgerufen am 27 September 2020 Zweite Klasse Geogenide II Ordnung Baryte VII Bleibaryt Plattnerit Richard V Gaines H Catherine W Skinner Eugene E Foord Brian Mason Abraham Rosenzweig Dana s New Mineralogy 8 Auflage John Wiley amp Sons New York u a 1997 ISBN 0 471 19310 0 S 242 243 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Plattnerite Sammlung von Bildern Plattnerit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 27 September 2020 Plattnerite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 27 September 2020 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Plattnerite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 27 September 2020 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d e f g August Breithaupt Bestimmung neuer Mineralien In Journal fur praktische Chemie Band 10 1837 S 508 5 Schweres Blei Erz kurzer Schwerbleierz Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A10072433 00536 SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D abgerufen am 27 September 2020 Braunbleioxyd In mindat org Hudson 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921656 83 9 a b c Plattnerite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 27 September 2020 englisch Brockhaus Kleines Konversations Lexikon 5 Auflage Band 2 Leipzig 1911 S 336 Online verfugbar bei zeno org abgerufen am 27 September 2020 Willhelm Haidinger Handbuch der Bestimmenden Mineralogie Braumuller und Seidel Wien 1845 S 499 506 rruff info PDF 525 kB abgerufen am 27 September 2020 Zweite Klasse Geogenide II Ordnung Baryte VII Bleibaryt Plattnerit Justus Roth Bildung und Umbildung der Mineralien Quell Fluss und Meerwasser Salzwasser Verlag Paderborn 1879 S 213 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 27 September 2020 Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated September 2020 PDF 3 4 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero September 2020 abgerufen am 27 September 2020 englisch R Kurtz Plattnerit im Typmineralkatalog Deutschland In typmineral uni hamburg de Universitat Hamburg 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