www.wikidata.de-de.nina.az
Hemimorphit veraltet auch als Kieselzinkerz bezeichnet ist ein haufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Zn4 4 OH 2 Si2O7 H2O 3 ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Zink Silikat mit zusatzlichen Hydroxidionen das strukturell zu den Gruppensilikaten gehort HemimorphitHemimorphit aus dem Bergwerk Ojuela bei Mapimi Mexiko Grosse 4 5 cm 4 0 cm 2 0 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1962 s p 1 IMA Symbol Hmp 2 Andere Namen KieselzinkerzChemische Formel Zn4 4 OH 2 Si2O7 H2O 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und Germanate GruppensilikateSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII C 07 VIII C 07 020 9 BD 10 56 01 02 01Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch pyramidal mm2 4 Raumgruppe Imm2 Nr 44 Vorlage Raumgruppe 44 3 Gitterparameter a 8 37 A b 10 73 A c 5 12 A 3 Formeleinheiten Z 2 3 Physikalische EigenschaftenMohsharte 4 5 bis 5Dichte g cm3 gemessen 3 475 berechnet 3 484 5 Spaltbarkeit vollkommen nach 110 undeutlich nach 101 selten nach 001 5 Bruch Tenazitat unebenFarbe farblos weiss hellblau hellgrun grau braunStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz Glasglanz bis Diamantglanz auf Spaltflachen PerlmuttglanzKristalloptikBrechungsindizes na 1 614 6 nb 1 617 6 ng 1 636 6 Doppelbrechung d 0 022 6 Optischer Charakter zweiachsig positivAchsenwinkel 2V 46 gemessen 44 berechnet 6 Hemimorphit entwickelt vorwiegend tafelige Kristalle von bis zu 10 Zentimetern Lange die nach der c Achse gestreift sind und einen glas bis diamantahnlichen Glanz aufweisen Bekannt sind auch garbenformige und radialstrahlige sowie traubige kornige oder derbe Mineral Aggregate In reiner Form ist er farblos und durchsichtig Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiss erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine hellblaue hellgrune graue oder braune Farbe annehmen wobei die Transparenz entsprechend abnimmt Die Strichfarbe ist jedoch immer weiss Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte Bearbeiten nbsp Zwei Hemimorphit Kristalle mit deutlich sichtbarer halber Kristallgestalt aus dem Bergwerk Ojuela bei Mapimi Mexiko Grosse der Kristalle ca 1 mm Das Wort Hemimorphit ist eine Zusammensetzung der altgriechischen Worter ἡmi hemi fur halb abgeleitet von ἥmisys hemisys ʰɛ ːmisys halb zur Halfte und morfh morphe morpʰɛ fur Gestalt zusammengesetzt also halbe Gestalt Der Begriff nimmt Bezug auf die in der Natur oft vorzufindende hemimorphe halbgestaltige Kristallform die an einem Ende andere Kristallflachen besitzt als am anderen Gepragt wurde dieser Begriff 1853 von Gustav Adolf Kenngott 7 Unter der bergmannischen Bezeichnung Kieselzinkerz war das Mineral bereits mindestens seit 1823 durch J F August Breithaupt bekannt und zuvor auch unter der irrefuhrenden Bezeichnung Galmei Zur Unterscheidung vom Edlen Galmei Smithsonit fuhrte James L M Smithson 1802 die Bezeichnung Kieselgalmei ein 8 Als Typlokalitat gilt der Bergbaubezirk Băița ungarisch Rezbanya im Kreis Bihor in Rumanien 9 Klassifikation BearbeitenBereits in der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Hemimorphit zur Abteilung der Gruppensilikate Sorosilikate wo er zusammen mit Bertrandit und Junitoit die unbenannte Gruppe VIII C 07 bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Hemimorphit ebenfalls in die Abteilung der Gruppensilikate ein Diese ist allerdings jetzt weiter unterteilt nach der Art der Silikatbaugruppen der moglichen Anwesenheit weiterer Anionen und der Koordination der Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung Si2O7 Gruppen mit zusatzlichen Anionen Kationen in tetraedrischer 4 er und oder anderer Koordination zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9 BD 10 bildet In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchlichen Systematik der Minerale nach Dana sind bereits die Abteilungen nach Art der Gruppenbildung und moglichen zusatzlichen Anionen unterteilt Hier ist der Hemimorphit entsprechend als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 56 01 02 innerhalb der Unterabteilung Gruppensilikate Si2O7 Gruppen und O OH F und H2O mit Kationen in 4 Koordination bildet Kristallstruktur BearbeitenHemimorphit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Imm2 Raumgruppen Nr 44 Vorlage Raumgruppe 44 mit den Gitterparametern a 8 37 A b 10 73 A und c 5 12 A sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Die Kristallstruktur besteht aus Doppeltetraedern Si2O7 6 die uber gemeinsame Ecken miteinander verknupft sind sowie aus Zn2O6OH Doppeltetraedern die uber ein gemeinsam genutztes Hydroxidion OH verbunden sind In den von den Tetraedern gebildeten grosseren Hohlraumen ist das Kristallwasser H2O eingelagert 8 Eigenschaften BearbeitenBeim Erhitzen von Hemimorphit bis auf 550 C entweicht die Halfte des Kristallwassers gleichmassig wodurch die Kristalle zwar trube werden die Kristallstruktur jedoch noch erhalten bleibt 8 Erst wenn auch das Konstitutionswasser das heisst die Hydroxidionen beim Erhitzen auf 650 C entweicht zerfallt das Kristallgitter 10 Hemimorphit ist pyroelektrisch baut also bei periodischer Veranderung der Temperatur eine elektrische Ladung auf 10 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Traubenformiger durch Fremdbeimengungen lagenformig blaulich gefarbter Hemimorphit aus China nbsp Hemimorphit farblos Aurichalcit blaugrun kugelig und Wulfenit gelb tafelig aus der Seventy Nine Mine Chilito Gila County USA Gesamtgrosse der Stufe 12 9 cm 10 3 cm 3 4 cm Hemimorphit bildet sich vorwiegend sekundar in den Oxidationszonen von Galenit Sphalerit Verdrangungslagerstatten 8 Als Begleitminerale treten neben Galenit und Sphalerit unter anderem noch Anglesit Aurichalcit Calcit Cerussit Chrysokoll Hydrozinkit Rosasit und Smithsonit 5 Weltweit konnte Hemimorphit bisher Stand 2012 an uber 1400 Fundorten nachgewiesen werden 6 Neben seiner Typlokalitat Băița trat das Mineral in Rumanien noch bei Dolea im Kreis Bihor sowie bei Dognecea und Ocna de Fier im Kreis Caraș Severin auf In Deutschland fand sich Hemimorphit an vielen Orten im Schwarzwald und Odenwald in Baden Wurttemberg an mehreren Orten in Nieder und Oberbayern an vielen Orten im niedersachsischen Harz bei Stolberg in der Eifel im Niederbergischen und Sauerland in Nordrhein Westfalen an einigen Orten in Rheinland Pfalz und Sachsen Anhalt im sachsischen Erzgebirge und Vogtland sowie bei Grafenroda in Thuringen In Osterreich wurde das Mineral vor allem in Karnten Bleiberg Gurktaler Alpen Hohe Tauern Karawanken Niederosterreich Salzburg Hohe Tauern der Steiermark Fischbacher Alpen Nordtirol und Vorarlberg gefunden In der Schweiz konnte Hemimorphit bisher vor allem in den Kantonen Graubunden und Wallis gefunden werden trat aber auch in Seltisberg Basel Land Malcantone Tessin und Bex Waadt auf Die bisher grossten bekannten Kristalle von bis zu 10 Zentimetern Lange wurden in Bisbee Arizona entdeckt 11 Weitere Fundorte liegen unter anderem in Agypten Algerien Angola Argentinien Australien Belgien Bolivien Brasilien Bulgarien Chile China der Demokratischen Republik Kongo und der benachbarten Republik Kongo Finnland Frankreich Griechenland Gronland Guatemala Indien Iran Irland Italien Japan im Jemen Kanada Kasachstan Korea Marokko Mexiko Namibia Neukaledonien Norwegen Peru Polen Portugal Russland Sambia Schweden Simbabwe der Slowakei in Slowenien Spanien Sudafrika Tadschikistan Thailand Tunesien Tschechien Ungarn im Vereinigten Konigreich Grossbritannien den Vereinigten Staaten von Amerika USA und Vietnam 12 Verwendung BearbeitenHemimorphit wird bei ortlicher Anhaufung als Zinkerz genutzt Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenFriedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 690 691 Erstausgabe 1891 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hemimorphite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Hemimorphit Wiki Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 573 Webmineral Hemimorphite a b c Hemimorphite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 handbookofmineralogy org PDF 73 kB abgerufen am 18 Januar 2018 a b c d e f Mindat Hemimorphite englisch Adolf Kenngott Hemimorphit In Das Mohs sche Mineralsystem Carl Gerold amp Sohn Wien 1853 S 67 68 1853 Kenngott Das Mohssche Mineralsystem 67 pdf PDF 120 kB abgerufen am 18 Januar 2018 a b c d Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 718 719 Mindat Typlokalitat Băiţa Mining District Baita Bihor Rezbanya Nucet Bihor Co Romania a b Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 498 500 Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 212 Fundortliste fur Hemimorphit beim Mineralienatlas und bei Mindat Normdaten Sachbegriff GND 4574770 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hemimorphit amp oldid 230947425