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Wulfenit auch als Molybdan Bleierz bzw Bleispat Gelbbleierz oder auch Molybdangelb bekannt ist ein haufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfate und Verwandte siehe Klassifikation Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Pb MoO4 ist also chemisch gesehen ein Blei Molybdat Wulfenitgelbliche tafelige Wulfenit Kristalle aus der San Francisco Mine Sonora MexikoAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol Wul 1 Andere Namen Gelbbleierz Melinose Molybdan Bleierz Molybdan Bleispat Molybdangelb 2 Chemische Formel Pb MoO4 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfate einschliesslich Selenate Tellurate Chromate Molybdate und Wolframate System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VI G 01 VI G 01 030 7 GA 05 48 01 03 01Kristallographische DatenKristallsystem tetragonalKristallklasse Symbol tetragonal dipyramidal 4 m 3 Raumgruppe I41 a Nr 88 Vorlage Raumgruppe 88 4 Gitterparameter a 5 43 A c 12 11 A 4 Formeleinheiten Z 4 4 Haufige Kristallflachen tafelig nach 001 pyramidal 011 5 Zwillingsbildung Kontaktzwillinge nach 001 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 5 bis 3Dichte g cm3 gemessen 6 5 bis 7 5 berechnet 6 88 bis 7 48 5 Spaltbarkeit deutlich nach 011 undeutlich nach 001 und 013 5 Bruch Tenazitat schwach muschelig bis uneben sprodeFarbe gelb orange rot selten farblos hell bis dunkelblau grunlich rotlichbraun bis schwarzStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis undurchsichtigGlanz Fettglanz bis DiamantglanzKristalloptikBrechungsindizes nw 2 405ne 2 283 6 Doppelbrechung d 0 122 6 Optischer Charakter einachsig negativ 6 Achsenwinkel 2V 8 gemessen 6 Wulfenit ist durchsichtig bis durchscheinend und entwickelt meist dunne tafelige oder bipyramidale Kristalle kann aber auch in kornigen bis derben Aggregaten auftreten Sichtbare Kristallflachen weisen einen fettahnlichen bis diamantahnlichen Glanz auf Die Farbe von Wulfenit variiert uberwiegend zwischen gelb orange und rot Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Modifikationen und Varietaten 6 Bildung und Fundorte 7 Verwendung 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenWulfenit wurde erstmals im Jahre 1785 in Bad Bleiberg im osterreichischen Bundesland Karnten gefunden und nach seinem Erstbeschreiber Franz Xaver Freiherr von Wulfen 1728 1805 benannt einem osterreichischen Naturforscher Anlasslich des 175 Jubilaums seiner Namensgebung wurde Wulfenit 2020 zum Mineral des Jahres in Osterreich gewahlt und die Gultigkeitszeit aufgrund eingeschrankter Durchfuhrbarkeit offentlicher Aktionen wahrend der COVID 19 Pandemie auch auf das Jahr 2021 verlangert 7 Klassifikation BearbeitenIn der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Wulfenit zur Mineralklasse der Sulfate Chromate Molybdate Wolframate und dort zur Abteilung der Molybdate und Wolframate wo er zusammen mit Paraniit Y Powellit Scheelit und Stolzit die Scheelit Gruppe mit der System Nr VI G 01 bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Wulfenit in die erweiterte Klasse der Sulfate einschliesslich Selenate Tellurate Chromate Molybdate und Wolframate und dort in die Abteilung der Molybdate und Wolframate ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der moglichen Anwesenheit zusatzlicher Anionen und Kristallwasser so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Ohne zusatzliche Anionen oder H2O zu finden ist wo es zusammen mit Fergusonit Ce Fergusonit Nd Fergusonit Y Formanit Y Powellit Scheelit und Stolzit die unbenannte Gruppe 7 GA 05 bildet Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Wulfenit dagegen in die Klasse der Phosphate Arsenate und Vanadate und dort in die Abteilung der Molybdate und Wolframate ein Hier ist er zusammen mit Stolzit in der nach ihm benannten Wulfenit Reihe mit der System Nr 48 01 03 innerhalb der Unterabteilung Wasserfreie Molybdate und Wolframate mit A XO4 zu finden Kristallstruktur BearbeitenWulfenit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem in der Raumgruppe I41 a Raumgruppen Nr 88 Vorlage Raumgruppe 88 mit den Gitterparametern a 5 43 A und c 12 11 A sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle 4 Eigenschaften Bearbeiten nbsp Farbloser durchscheinender WulfenitIn reiner Form ist Wulfenit farblos und durchsichtig bzw durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung auch weiss Durch Fremdbeimengungen von Calcium Vanadium Arsen Chrom und oder Titan kann er jedoch eine grosse Bandbreite an Farben annehmen die von Hellgelb uber Orange nach Rot reicht Auch hell bis dunkelblaue grunliche rotlichbraune bis schwarze Kristalle sind bekannt Wulfenit wird durch Sauren zersetzt und bildet mit Schwefelsaure und Ethanol eine blaue Losung Vor dem Lotrohr zerknistert Wulfenit und schmilzt leicht Zusammen mit Kohle kann er zu Blei reduziert werden 8 Modifikationen und Varietaten BearbeitenDie bisher einzige bekannte Varietat ist der wolframhaltige Chillagit Dieser wurde erstmals im Kupfer Blei und Silbertagebau Christmas Gift nahe Chillagoe im australischen Bundesstaat Queensland entdeckt und 1912 durch Albert Thomas Ullman zunachst als neue Mineralart beschrieben 9 Neuere Untersuchungen durch Christine M Jury Peter Leverett Peter A Williams Ian R Plimer und David E Hibbs konnten allerdings nachweisen dass Chillagit ein Mischkristall der Reihe Wulfenit Stolzit Pb WO4 mit der entsprechenden Mischformel Pb Mo W O4 ist 10 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Perfekte dipyramidale Wulfenite mit in der Mitte anhangenden Calcitkristallchen aus der Ojuela Mine Durango MexikoAls typisches Sekundarmineral bildet sich Wulfenit durch Oxidation aus Galenit Begleitminerale sind Anglesit Cerussit Vanadinit und andere Haufig treten auch Pseudomorphosen von Wulfenit nach Galenit Cerussit und Anglesit auf Als haufige Mineralbildung ist Wulfenit an vielen Fundorten anzutreffen wobei bisher Stand 2013 rund 1600 Fundorte als bekannt gelten 11 Neben seiner Typlokalitat Bad Bleiberg wurde das Mineral in Osterreich unter anderem noch an vielen weiteren Orten in den Gailtaler Alpen Karnischen Alpen Gurktaler Alpen Karawanken und den Hohen Tauern von Karnten bis Salzburg bei Annaberg und anderen Stellen in Niederosterreich bei Kaltenegg und Arzberg am Semmering in den Fischbacher Alpen und dem Obertalbach Tal in der Steiermark sowie an verschiedenen Orten in Tirol gefunden In Deutschland fand man Wulfenit an vielen Stellen im Schwarzwald in Baden Wurttemberg an einigen Stellen in Niederbayern Oberbayern und der Oberpfalz an einigen Fundpunkten im hessischen Odenwald in der Umgebung von Duren und Mechernich in der Eifel sowie bei Velbert und Flandersbach Region Flandersbach in Nordrhein Westfalen bei Dannenfels Imsbach und Nothweiler in Rheinland Pfalz bei Neudorf und Strassberg in Sachsen Anhalt an vielen Orten im sachsischen Erzgebirge sowie bei Neumuhle Elster Grafenroda und Weitisberga in Thuringen Weitere Fundorte liegen unter anderem in Algerien Argentinien Australien Belgien Bolivien Chile China Deutschland Frankreich Gabun Italien Kanada Demokratische Republik Kongo Marokko Namibia Norwegen Tschechien Vereinigtes Konigreich Grossbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika USA 12 Verwendung Bearbeiten nbsp Durchsichtig roter dicktafeliger Wulfenit in SchmucksteinqualitatBei lokaler Anhaufung wird Wulfenit aufgrund seines hohen Blei und Molybdangehaltes als Erz abgebaut Auch wenn Wulfenit mitunter schone und klare Kristalle ausbildet ist er als Schmuckstein fur die kommerzielle Schmuckindustrie aufgrund seiner geringen Harte uninteressant Von versierten Hobbyschleifern facettiert kann er fur Sammler dennoch zu einem begehrten Tausch oder Kaufobjekt werden 13 14 Anwendung findet Wulfenit als aktiver Kristall in akustooptischen Modulatoren bei denen durch akustische Wellen Dichteschwankungen im Kristall erzeugt werden Diese Dichteschwankungen wirken dann wie ein optisches Gitter und lenken Teile der einfallenden Lichtstrahlen je nach akustischer Frequenz ab Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenW Haidinger Handbuch der Bestimmenden Mineralogie enthaltend die Terminologie Systematik Nomenklatur und Charakteristik der Naturgeschichte des Mineralreiches Braumuller amp Seidel Wien 1845 S 499 506 rruff info PDF 512 kB abgerufen am 24 September 2018 Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 620 621 Erstausgabe 1891 C Lugli Luca Medici D Saccardo Natural wulfenite structural refinement by single crystal X ray diffraction In Neues Jahrbuch fur Mineralogie Monatshefte Band 6 Nr 6 1999 S 281 288 englisch Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Edition Dorfler im Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 153 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wulfenit Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Wulfenit Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Mineralienatlas Wulfenit und Mineralienatlas Mineralienportrait Wulfenit Wiki Database of Raman spectroscopy Wulfenite American Mineralogist Crystal Structure Database Wulfenite Mineralstand Karnten Wulfenit In www indra g at Indra Gunther Februar 2012 abgerufen am 24 September 2018 Mineral Kurzbeschreibung und Literaturliste Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 Archiv der Pharmazie Jahresausgabe 1841 S 204 Volltext in der Google Buchsuche Webmineral Wulfenite a b c Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 419 a b c Wulfenite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 PDF 67 5 kB a b c d Mindat Wulfenite Mineral des Jahres in Osterreich Abgerufen am 2 Februar 2020 deutsch Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 620 Erstausgabe 1891 A T Ullmann A new mineral In Journal and Proceedings of the Royal Society of New South Wales Band 46 1912 S 186 englisch online verfugbar auf biodiversitylibrary org abgerufen am 31 Oktober 2018 Christine M Jury Peter Leverett Peter A Williams Ian R Plimer David E Hibbs Mineralogical note the status of chillagite In Australian journal of mineralogy Band 7 Nr 1 2001 S 39 englisch Abstract bei der Western Sydney University online abgerufen am 31 Oktober 2018 MinDat Localities for Wulfenite englisch Fundortliste fur Wulfenit beim Mineralienatlas und bei Mindat Walter Schumann Edelsteine und Schmucksteine 13 Auflage BLV Munchen 2002 ISBN 3 405 16332 3 realgems org Wulfenit mit Bildbeispielen geschliffener Wulfenite Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wulfenit amp oldid 234203662