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Scheelit auch als Tungstein schwedisch tungsten schwerer Stein bzw Schwerstein bekannt ist ein haufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfate einschliesslich Selenate Tellurate Chromate Molybdate und Wolframate Er kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Ca WO4 ist also chemisch gesehen ein Calciumwolframat ScheelitHellgelber pseudo oktaedrischer Scheelit auf Muskovit aus Xuebaoding Kreis Pingwu China Grosse 10 5 cm 9 6 cm 9 6 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Sch 1 Andere Namen Scheel Scheelerz Scheelspat 2 Tungstein Schwerstein Wolframsaurer Kalk 3 Chemische Formel Ca WO4 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfate und Verwandte siehe Klassifikation System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VI G 01 VI G 01 020 7 GA 05 48 01 02 01Kristallographische DatenKristallsystem tetragonalKristallklasse Symbol tetragonal dipyramidal 4 m 4 Raumgruppe I41 a Nr 88 Vorlage Raumgruppe 88 5 Gitterparameter a 5 25 A c 11 40 A 5 Formeleinheiten Z 4 5 Haufige Kristallflachen 112 213 211 114 101 6 Zwillingsbildung Erganzungszwillinge nach 110 und 100 Physikalische EigenschaftenMohsharte 4 5 bis 5Dichte g cm3 gemessen 6 10 2 berechnet 6 09 7 Spaltbarkeit deutlich nach 101 undeutlich nach 112 6 Bruch Tenazitat muschelig bis uneben sprodeFarbe farblos weiss grau braun hellgelb gelborange rot grunStrichfarbe weissTransparenz durchscheinendGlanz Diamantglanz FettglanzKristalloptikBrechungsindizes nw 1 918 bis 1 921 8 ne 1 935 bis 1 938 8 Doppelbrechung d 0 017 8 Optischer Charakter einachsig positivWeitere EigenschaftenBesondere Merkmale blauweisse bzw orangefarbene Fluoreszenz unter kurzwelligem UV LichtScheelit entwickelt meist dipyramidale pseudo oktaedrische Kristalle von bis zu 30 Zentimetern Grosse mit glas bis diamantahnlichem Glanz auf den Oberflachen Er kommt aber auch in Form korniger bis massiger Aggregate vor In reiner Form ist Scheelit farblos und durchsichtig Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiss erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine graue braune hellgelbe gelborange rote oder grune Farbe annehmen wobei die Transparenz entsprechend abnimmt Mit einer Mohsharte von 4 5 bis 5 gehort Scheelit zu den mittelharten Mineralen die sich ahnlich wie das Referenzmineral Apatit 5 mit einem Messer ritzen lassen Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 6 1 Als Rohstoff 6 2 Als Schmuckstein 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErste Erwahnungen des Minerals finden sich bereits Mitte des 18 Jahrhunderts in verschiedenen mineralogischen Aufzeichnungen So bezeichneten es unter anderem deutsche Bergleute verachtlich als sogenannte weisse Zinngraupen da es meist in Vergesellschaftung mit dem als Zinnerz abgebauten Kassiterit Zinnstein gefunden wurde aber kein Zinn enthielt und sich zudem im Schmelzprozess ahnlich lastig verhielt wie Wolfram 1760 fuhrte Axel Frederic Cronstedt den aus dem Schwedischen ubersetzten Begriff Tungstein ein der sich auf die hohe Dichte von rund 6 1 g cm3 des Minerals bezieht 3 Die Analyse der chemischen Zusammensetzung des Minerals erwies sich allerdings aufgrund des hohen Schmelzpunktes von Wolfram als sehr schwierig und erst 1781 gelang es dem deutsch schwedischen Chemiker Carl Wilhelm Scheele zumindest die enthaltene Wolframsaure zu isolieren Seinen Schulern Fausto und Juan Jose Elhuyar gelang es zwei Jahre spater schliesslich aus dieser Saure das Metall Wolfram darzustellen In der Mineralsystematik von Abraham Gottlob Werner erhielt allerdings zunachst das Metall den Namen Scheel bzw Scheelium zu Ehren von Scheele wahrend das Mineral unter dem Namen Schwerstein gefuhrt wurde 9 Beide Benennungen Werners setzten sich jedoch nicht durch Seine bis heute gultige Bezeichnung Scheelit erhielt das Mineral 1821 durch Karl Casar von Leonhard Daneben waren allerdings noch verschiedene Synonyme wie unter anderem Scheelerz nach Klaproth und Scheelspat nach Breithaupt im Umlauf 3 Als Typlokalitat fur Scheelit gilt die Eisengrube Bispberg bei Sater in der schwedischen Provinz Dalarnas lan 10 Klassifikation BearbeitenIn der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Scheelit zur Mineralklasse der Sulfate Chromate Molybdate Wolframate und dort zur Abteilung der Molybdate und Wolframate wo er als Namensgeber die Scheelit Gruppe mit der System Nr VI G 01 und den weiteren Mitgliedern Paraniit Y Powellit Stolzit und Wulfenit bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Scheelit in die erweiterte Klasse der Sulfate Selenate Tellurate Chromate Molybdate und Wolframate dort allerdings ebenfalls in die Abteilung der Molybdate und Wolframate ein Diese ist jedoch jetzt weiter unterteilt nach der moglichen Anwesenheit zusatzlicher Anionen und oder Kristallwasser so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Ohne zusatzliche Anionen oder H2O zu finden ist wo es zusammen mit Fergusonit Ce Fergusonit Nd Fergusonit Y Formanit Y Powellit Stolzit und Wulfenit unbenannte Gruppe 7 GA 05 bildet Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Scheelit dagegen in die Klasse der Phosphate Arsenate und Vanadate und dort in die Abteilung der Molybdate und Wolframate ein Hier ist er nur noch zusammen mit Powellit in der Scheelit Reihe mit der System Nr 48 01 02 innerhalb der Unterabteilung der Wasserfreien Molybdate und Wolframate mit A XO4 zu finden Kristallstruktur BearbeitenScheelit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe I41 a Raumgruppen Nr 88 Vorlage Raumgruppe 88 mit den Gitterparametern a 5 25 A und c 11 40 A sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle 5 Eigenschaften Bearbeiten nbsp Kleine Scheelitkristalle auf Quarz unter Tageslicht nbsp und UV Licht Scheelit zeigt unter kurzwelligem UV Licht starke blauweisse Fluoreszenz ein geringer Zusatz an Molybdan auch Samarium verandert die Farbe ins gelborange Vor dem Lotrohr ist Scheelit nur schwer zu schmelzen Die Phosphorsalzperle farbt sich im Reduktionsfeuer heiss grun oder gelb kalt dagegen blau 11 In Salzsaure lost sich Scheelit und scheidet gelbes Wolfram VI oxid WO3 ab Durch Zugabe von Zinn und Erwarmung farbt sich die Losung blau Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Scheelit braun Fluorit hellviolett und Quarz farblos aus der Grube Yaogangxian im Kreis Yizhang China Grosse 5 5 cm 3 cm 2 5 cm Scheelit bildet sich entweder durch Kontaktmetamorphose unter pegmatitisch pneumatolytischen Bedingungen oder durch hydrothermale Vorgange in Greisen Als Begleitminerale treten neben Kassiterit unter anderem noch Apatit Diopsid Fluorit Granate der Reihe Grossular Andradit Quarz Topas Tremolit Turmalin Vesuvianit und Wolframit auf Weltweit sind bisher Stand 2012 rund 4300 Fundorte fur Scheelit bekannt 8 Zu den wichtigsten europaischen Lagerstatten gehort die 1967 entdeckte stratiforme Scheelit Lagerstatte im Felbertal sudlich Mittersill in Osterreich Ahnliche Lagerstatten wurden spater aber auch in Spanien sowie ausserhalb Europas bei Broken Hill in Australien in New Mexico USA Pakistan und Sudkorea 12 gefunden Die bisher grossten Scheelitkristalle die zwischen 9 und 33 cm gross waren konnten an verschiedenen Orten in Japan gefunden werden Bei Kramat Pulai in Malaysia trat ein oktaedrischer Scheelit von rund 20 cm Grosse zutage Bis zu 15 cm grosse Kristalle traten bei Taewha und Tongwha in Korea auf 13 Die bisher schwersten bekannten Kristalle mit einem Gewicht von bis zu 50 kg wurden bei Natas in Namibia gefunden 14 In Deutschland trat das Mineral bisher vor allem im Schwarzwald Baden Wurttemberg im bayerischen Fichtelgebirge und Oberpfalzer Wald im hessischen Odenwald im Harz von Sachsen Anhalt bis Thuringen und im sachsischen Erzgebirge auf Weitere Fundorte liegen unter anderem in Afghanistan Argentinien Australien Bolivien Brasilien Bulgarien Chile China Finnland Frankreich Griechenland Indien Italien Kanada Kasachstan Mexiko Myanmar Norwegen Pakistan Peru Polen Portugal Russland der Schweiz der Slowakei Spanien Sudafrika Tschechien der Turkei Usbekistan im Vereinigten Konigreich Grossbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika USA 15 Auch in Gesteinsproben vom Mond die in der Nahe des Landepunktes der Luna 20 Mission gesammelt wurden konnte Scheelit nachgewiesen werden 15 Verwendung Bearbeiten nbsp Scheelitfuhrendes Erz im normalen Licht oben und kurzwelligen UV Licht unten Als Rohstoff Bearbeiten Scheelit ist neben Wolframit das wichtigste Erzmineral fur die Gewinnung von Wolfram Es wird in der Regel durch Flotation aus Roherzen gewonnen und dabei zu Konzentraten mit mehr als 65 Wolframat angereichert Diese konnen zur Gewinnung von Wolfram genutzt werden Dabei wird zuerst mit konzentrierter Salzsaure zu Wolfram VI oxid aufgeschlossen das mit Wasserstoff bei 800 C weiter zum elementaren Wolfram reduziert werden kann Scheelit dient auch zur Darstellung der Wolframsaure Als Schmuckstein Bearbeiten nbsp geschliffene ScheeliteScheelit gehort zu den weniger bekannten Schmucksteinen wird aber trotz seiner geringen Harte gelegentlich verschliffen da er den wertvolleren Edelsteinen Chrysoberyll Goldberyll Diamant und Zirkon sehr ahnlich sieht Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenK C von Leonhard Scheelit In Handbuch der Oryktognosie Verlag Mohr and Winter Heidelberg 1821 S 594 596 rruff info PDF 233 kB S 2 Paul Ramdohr Hugo Strunz Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie 16 Auflage Ferdinand Enke Verlag 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 619 620 Walter Schumann Edelsteine und Schmucksteine Alle Arten und Varietaten der Welt 13 uberarbeitete und erweiterte Auflage BLV Verlags GmbH Munchen Wien Zurich 2002 ISBN 3 405 16332 3 S 212 Erstausgabe 1976 Peter Schenk Rudolf Holl Metamorphe hydrothermale Eruptionsbrekzien in der Scheelitlagerstatte Felbertal Ostalpen Osterreich In Mitteilungen der Osterreichischen Geologischen Gesellschaft Band 81 1988 S 93 107 zobodat at PDF 1 3 MB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Scheelite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Scheelit Wiki Database of Raman spectroscopy Scheelite Sensationelle geschliffene Scheelite aus dem Oberpinzgau SalzburgEinzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 Hans Luschen Die Namen der Steine Das Mineralreich im Spiegel der Sprache 2 Auflage Ott Verlag Thun 1979 ISBN 3 7225 6265 1 S 312 a b c Hans Luschen Die Namen der Steine Das Mineralreich im Spiegel der Sprache 2 Auflage Ott Verlag Thun 1979 ISBN 3 7225 6265 1 S 336 Webmineral Scheelite englisch a b c Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 419 a b Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 601 406 Scheelite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 handbookofmineralogy org PDF 63 5 kB a b c d Mindat Scheelite Mineralsystem des Herrn Inspektor Werners mit dessen Erlaubnis herausgegeben von C A S Hoffmann In C A S Hoffmann Hrsg Bergmannisches Journal Band 1 1789 S 369 398 rruff info PDF 1 8 MB S 19 mit Anmerkung S 31 Mineralienatlas Bispberg Eisengrube Paul Ramdohr Hugo Strunz Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie 16 Auflage Ferdinand Enke Verlag 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 619 620 Martin Okrusch Siegfried Matthes Mineralogie Eine Einfuhrung in die spezielle Mineralogie Petrologie und Lagerstattenkunde 7 vollstandige uberarbeitete und aktualisierte Auflage Springer Verlag Berlin u a 2005 ISBN 3 540 23812 3 S 271 Peter C Rickwood The largest crystals In American Mineralogist Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Nebel Verlag GmbH Eggolsheim 2002 ISBN 3 89555 076 0 S 151 a b MinDat Localities for Scheelite englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Scheelit amp oldid 237612757