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Sulfate sind Salze oder Ester der Schwefelsaure Die Salze enthalten das Sulfat Anion SO4 2 bzw das Hydrogensulfat Anion HSO4 Die Ester der Schwefelsaure haben die allgemeine Formel R O SO2 O R dabei sind R und oder R organische Reste Sulfat Ion in der klassischen SchreibweiseWahrscheinlichere Bindungssituation im Sulfat IonSchwefelsaure monoester Inhaltsverzeichnis 1 Nomenklatur 1 1 Primare und sekundare Sulfate 1 2 Alaune und Vitriole 1 3 Sulfatkomplexe 1 4 Ester der Schwefelsaure 2 Eigenschaften 2 1 Allgemeines 2 2 Anionen und pH Wert 3 Vorkommen 4 Struktur des Sulfations 5 Nachweis 6 Beispiele 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseNomenklatur BearbeitenPrimare und sekundare Sulfate Bearbeiten Die Salze der zweibasigen Saure Schwefelsaure H2SO4 lassen sich in Sulfate und Hydrogensulfate einteilen auch als primare und sekundare Sulfate bezeichnet Bei einwertigen Kationen MI gelten die Summenformeln MIHSO4 und MI2SO4 Hydrogensulfate primare Sulfate sekundare SulfateSynonyme saure SulfateHydrogensulfateBisulfate neutrale Sulfatenormale SulfateBeispiele Natriumhydrogensulfat NaHSO4Calciumhydrogensulfat Ca HSO4 2 Natriumsulfat Na2SO4Calciumsulfat CaSO4Alaune und Vitriole Bearbeiten Alaune sind Doppelsalze aus ein und dreiwertigen Kationen mit der allgemeinen Summenformel MIMIII SO4 2 12 H2O Hauptvertreter der Gruppe der Alaune ist das Kaliumaluminiumsulfat Kalialaun Vitriole hingegen sind die kristallwasserhaltigen Sulfate zweiwertiger Nebengruppen Metalle Kupfervitriol Eisenvitriol etc Sulfatkomplexe Bearbeiten Sulfatgruppen konnen in Komplexen als Liganden auftreten Die Liganden werden in diesem Fall als Tetraoxosulfato 2 oder Sulfato 2 bezeichnet Nach Empfehlungen zur Nomenklatur tragen auch Sulfitgruppen SO3 2 das Suffix sulfat und werden als Trioxosulfat bzw Trioxosulfat IV bezeichnet Ester der Schwefelsaure Bearbeiten nbsp Das Tensid Natriumlaurylsulfat dient in Shampoos als Schaumbildner Schwefelsaureester werden auch als Sulfate bezeichnet Einfache Ester wie Dimethylsulfat sind kraftige Alkylierungsmittel Ester mit langeren Kohlenwasserstoffresten sowie Sulfonsaure Salze sind in der Regel Tenside Zu diesen Estern gehoren auch die anwendungstechnisch wichtigen Fettalkoholsulfate Monoester Beispiel Natriumlaurylsulfat ein Tensid das in Shampoos verwendet wurde nbsp Diester Beispiel Dimethylsulfat ein Reaktant der in Labor und Technik zur Methylierung verwendet wird nbsp Eigenschaften BearbeitenAllgemeines Bearbeiten Die meisten Sulfate sind in Wasser loslich Ausnahmen bilden die wenig oder schwerloslichen Sulfate der Erdalkalimetalle Calciumsulfat Strontiumsulfat Bariumsulfat und Radiumsulfat sowie Blei II sulfat Das Radiumsulfat ist dabei das schwerloslichste bekannte Sulfat 1 Besonders die Alkali und Erdalkalisulfate sind thermisch ausserst stabil Sulfate dreiwertiger Metallkationen zersetzen sich in der Warme zu den entsprechenden Oxiden und Schwefeltrioxid M 2 I I I S O 4 3 M 2 I I I O 3 3 S O 3 displaystyle mathrm M 2 III SO 4 3 longrightarrow M 2 III O 3 3 SO 3 nbsp Hydrogensulfate sind als Salze der Alkalimetalle bekannt Sie sind loslich in Wasser Beim Erhitzen dieser Salze bilden sich Disulfate Salze der Dischwefelsaure Anionen und pH Wert Bearbeiten Schwefelsaure ist eine starke zweiprotonige Saure In einer einmolaren wassrigen Losung der Saure liegen so gut wie keine H2SO4 Molekule sondern im Wesentlichen HSO4 Ionen vor Nur gut 1 der HSO4 Ionen deprotonieren zu SO42 Das Hydrogensulfat Anion HSO4 kann sowohl als Saure als auch als Base wirken es ist also amphoter Der pKS Wert des Hydrogensulfat Ions liegt bei 1 89 Lost man ein Hydrogensulfatsalz in Wasser bildet sich in einer Gleichgewichtsreaktion eine Mischung von Hydrogensulfat und Sulfationen Daher kann man Hydrogensulfate als mittelstarke Saure einsetzen wobei die Saurestarke erheblich hoher ist als die von Essigsaure pKS 4 76 Aufgrund dieser Eigenschaften konnen Hydrogensulfate auch in Pufferlosungen verwendet werden Der Pufferbereich liegt im stark sauren Bereich Wegen ihrer sauren Reaktion in Wasser werden sie beispielsweise in WC Reinigern eingesetzt Gleichgewichtsreaktionen Gleichgewichtskonstante bei 25 C nbsp 1 H 2 S O 4 H 2 O H S O 4 H 3 O displaystyle mathrm H 2 SO 4 H 2 O rightleftharpoons HSO 4 H 3 O nbsp K a 1 H S O 4 H 3 O H 2 S O 4 1 10 3 displaystyle K a1 mathrm frac HSO 4 H 3 O H 2 SO 4 simeq 1 times 10 3 nbsp 2 H S O 4 H 2 O S O 4 2 H 3 O displaystyle mathrm HSO 4 H 2 O rightleftharpoons SO 4 2 H 3 O nbsp K a 2 S O 4 2 H 3 O H S O 4 1 3 10 2 displaystyle K a2 mathrm frac SO 4 2 H 3 O HSO 4 simeq 1 3 times 10 2 nbsp Vorkommen Bearbeiten nbsp Tropfsteine im Marchendom der Saalfelder Feengrotten ein ehemaliges Alaunschiefer bergwerk bestehend aus dem seltenen Sulfatmineral Diadochit Der Diadochit bildet sich durch die Oxidation der in den Schwarzschiefern enthaltenen Sulfidminerale v a Pyrit Viele Metallsulfate kommen in der Natur in Form von Mineralen vor Das mit Abstand haufigste ist Calciumsulfat CaSO4 das in mehreren Mineralvarietaten auftritt Mit Kristallwasseranteil wird es als Gips CaSO4 2 H2O oder Bassanit CaSO4 H2O bezeichnet ohne als Anhydrit Die reinweisse und extrem feinkornige Gipsvariante wird Alabaster genannt transparente Gips Einkristalle bilden das Marienglas Die bedeutendsten Gips bzw Anhydritvorkommen in Mitteleuropa befinden sich in der sogenannten Zechsteinserie meist tief im Untergrund Nord und Mitteldeutschlands sowie Polens 2 An den Randern der variszischen Gebirgsrumpfe reichen die Zechstein Anhydrite teilweise bis an die Erdoberflache und werden dort in Steinbruchen abgebaut Ein weltberuhmtes Gipsvorkommen befindet sich in Mexiko in den durch die Mine von Naica erschlossenen Hohlen Weitere wichtige Sulfatminerale sind Baryt Schwerspat BaSO4 Coelestin SrSO4 und Anglesit PbSO4 3 Eine biologische Quelle fur Sulfate ist die Umwandlung von Sulfiden und schwefelhaltigen Biomasse Bestandteilen z B Proteinen durch schwefeloxidierende Bakterien Sulfate kommen in unterschiedlichen Mengen im Grundwasser vor Fur daraus gewonnenes Trinkwasser gilt in Deutschland nach Nr 17 der Anlage 3 zu 7 und 14 Absatz 3 der Trinkwasserverordnung ein Grenzwert von 250 mg l nbsp Anhydrit nbsp Gips nbsp Brochantit nbsp Glauberit nbsp Arcanit nbsp Coelestin nbsp Baryt nbsp AnglesitStruktur des Sulfations Bearbeiten nbsp Molekulorbitalschema Von links nach Rechts Schwefelatom Einfachbindungsgerust Mehrfachbindung SauerstoffatomeDas Sulfation ist tetraedrisch gebaut die S O Bindungen sind alle gleichwertig und gleich lang Die Bindungsverhaltnisse konnen entweder durch mesomere Grenzstrukturen mit delokalisierten p Bindungen und zwei negativ geladenen Sauerstoffatomen oder durch Ladungstrennung mit zweifach positiv geladenem Schwefelatom und negativer Ladung an jedem Sauerstoffatom beschrieben werden Es ist isoelektronisch mit dem Perchloration Aus dem Molekulorbitaldiagramm geht hervor wie die Bindung und die Hypervalenz erklart werden kann Es wird ein zweifach positiv geladenes Schwefelatom mit vier einfach besetzten Atomorbitalen angenommen Diese Orbitale werden mit vier einfach besetzten 2p Orbitalen aus den einfach negativ geladenen Sauerstoffatomen kombiniert Es entstehen vier bindende und vier antibindende s Orbitale von denen nur die bindenden vollstandig aufgefullt sind und damit das tetraedrische Molekulgerust mit vier lokalisierten Einfachbindungen Die unbesetzten antibindenden sp Orbitale werden anschliessend mit je einem voll besetzten p Orbital dreier Sauerstoffatome kombiniert es entstehen drei bindende und drei antibindende p Orbitale wovon wieder nur die bindenden Orbitale besetzt sind Es resultieren drei p Bindungen die uber das gesamte Molekul also uber das Schwefelatom und alle vier Sauerstoffatome delokalisiert sind Nachweis BearbeitenSulfate werden chemisch mit Bariumchlorid oder Bariumhydroxidlosung in Salzsaure nachgewiesen Dabei entsteht ein schwerloslicher Niederschlag aus weissem Bariumsulfat S O 4 2 B a 2 B a S O 4 displaystyle mathrm SO 4 2 Ba 2 longrightarrow BaSO 4 downarrow nbsp Sulfat Ionen bilden mit Barium Ionen einen weissen saureunloslichen Niederschlag von Bariumsulfat Die Saure wird zur Entstorung zugesetzt da andere Anionen wie Carbonat oder Sulfit mit Barium in Wasser ebenfalls schwerlosliche aber in Sauren losliche Salze bilden In der Wasseranalytik finden fur die quantitative Bestimmung auch titrimetrische Verfahren Anwendung Beispiele Bearbeiten nbsp Synthetischer Chrom Alaun Einkristall in Form eines Oktaeders Seitenansicht auf die Dreiecksflachen Entlang der Oktaederkanten sind Rhombendodekaederflachen angedeutet nbsp Chalkanthit Kristall CuSO4 5 H2O Kupfervitriol Wichtige Salze der SchwefelsaureName Formel Trivialname Farbe WasserloslichkeitKaliumsulfat K2SO4 Kalisulfat schwefelsaures Kalium farblos loslichNatriumsulfat Na2SO4 Glaubersalz farblos loslichBariumsulfat BaSO4 Malerweiss weiss unloslichCalciumsulfat CaSO4 Gips Anhydrit je nach Kristallwassergehalt weiss relativ schwer loslichAmmoniumsulfat NH4 2SO4 Ammonsulfat Dungesalz farblos loslich saure Reaktion Kupfersulfat CuSO4 kristallwasserhaltig als Kupfervitriol bezeichnet blau loslichAluminiumsulfat Al2 SO4 3 schwefelsaure Tonerde farblos loslichEisen III sulfat Fe2 SO4 3 Eisensulfat farblos sehr gut loslichWeitere Beispiele Alaune Kaliumaluminiumsulfat KAl SO4 2 12 H2O und andere Verbindungen der Zusammensetzung MIMIII SO4 2 12 H2O wie z B Ammoniumeisen III sulfat Dodecahydrat NH4Fe SO4 2 12H2O oder Chromalaun KCr SO4 2 12 H2O Aluminit Al2 OH 4SO4 7 H2O ein Mineral Ammoniumeisen II sulfat Mohr sches Salz ein hellgrunes Doppelsalz aus Ammonium und Eisen II sulfat Baryt Schwerspat BaSO4 ein Mineral Blei II sulfat PbSO4 bildet sich durch Schwefelsaure Einwirkung auf den Bleiplatten in Autobatterien weiss wasserunloslich naturlich Vorkommend als Anglesit Calciumaluminatsulfat Ca6Al2 OH 12 SO4 3 26 H2O wird als Weisspigment u a in Anstrichmitteln genutzt Cobalt II sulfat CoSO4 7 H2O ein Vitriol Eisen II sulfat FeSO4 Grunsalz kristallwasserhaltig auch als Eisenvitriol bezeichnet Kaliumhydrogensulfat KHSO4 als saurer Abflussreiniger im Handel Levosalbutamol Sulfat CAS Nr 148563 16 0 das Salz eines basischen Amins Magnesiumsulfat MgSO4 kristallwasserhaltig auch als Bittersalz bezeichnet und in Form von Kieserit als Mineral in Evaporiten auftretend Mangan II sulfat MnSO4 kristallwasserhaltig auch als Manganvitriol bezeichnet blassrosa Natriumhydrogensulfat NaHSO4 Nickelsulfat NiSO4 kristallwasserhaltig auch als Nickelvitriol bezeichnet grun Polyhalit kristallwasserhaltiges Evaporit Mineral aus Kalium Magnesium und Calciumsulfat K2SO4 MgSO4 2 CaSO4 2 H2O Zinksulfat ZnSO4 7 H2O Zinkvitriol Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Sulfate Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wikibooks Praktikum Anorganische Chemie Sulfat Lern und LehrmaterialienEinzelnachweise Bearbeiten Gmelins Handbuch der Anorganischen Chemie Radium System Nummer 31 Achte Auflage Verlag Chemie GmbH Berlin 1927 S 61 62 Gerhard Richter Bernburg Zechstein Anhydrite Fazies und Genese In Geologisches Jahrbuch Reihe A Heft 85 ISSN 0341 6399 Bundesanstalt fur Geowissenschaften und Rohstoffe Hannover 1985 Martin Okrusch Siegfried Matthes Mineralogie Eine Einfuhrung in die spezielle Mineralogie Petrologie und Lagerstattenkunde 8 Auflage Springer Berlin Heidelberg 2009 ISBN 978 3 540 78200 1 S 107 ff Normdaten Sachbegriff GND 4138384 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sulfate amp oldid 236670809