www.wikidata.de-de.nina.az
Anglesit auch unter den bergmannischen Bezeichnungen Bleivitriol bzw Vitriolbleierz oder chemisch als Blei II sulfat bekannt ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse Sulfate und Verwandte Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Pb SO4 3 und entwickelt meist gut ausgebildete flachenreiche Kristalle mit tafeligem prismatischem oder dipyramidalem Habitus deren Flachen entlang der c Achse oft gestreift sind und einen diamant bis fettahnlichen Glanz aufweisen Anglesit kann allerdings auch in knollenformigen stalaktitischen kornigen oder massigen Mineral Aggregaten oder in derben Krusten um einen Kern aus Galenit gewickelt auftreten Anglesitwasserklarer Anglesit aus Touissit Marokko Grosse 2 8 1 6 0 5 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Ang 1 Andere Namen Bleiglas 2 Bleivitriol VitriolbleierzChemische Formel Pb SO4 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfate und Verwandte siehe KlassifikationSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VI A 09 VI A 09 050 7 AD 35 28 03 01 03Ahnliche Minerale Baryt CoelestinKristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch dipyramidal 2 m2 m2 mRaumgruppe Pnma Nr 62 Vorlage Raumgruppe 62 3 Gitterparameter a 8 48 A b 5 40 A c 6 96 A 3 Formeleinheiten Z 4 3 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 5 bis 3 4 Dichte g cm3 gemessen 6 38 berechnet 6 36 4 Spaltbarkeit gut nach 100 deutlich nach 210 undeutlich nach 010 4 Bruch Tenazitat muschelig sprode 5 Farbe farblos weiss grau orange gelb grun blau selten violett 4 Strichfarbe weiss 4 Transparenz durchsichtig bis undurchsichtigGlanz Diamantglanz bis FettglanzKristalloptikBrechungsindizes na 1 878 6 nb 1 883 6 ng 1 895 6 Doppelbrechung d 0 017 6 Optischer Charakter zweiachsig positivAchsenwinkel 2V gemessen 75 berechnet 68 6 Weitere EigenschaftenChemisches Verhalten langsam loslich in HNO3 5 Besondere Merkmale unter UV Licht gelbe Fluoreszenz 4 Auch Pseudomorphosen von Anglesit nach Galenit oder Umwandlungen von und nach Cerussit sind bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenBereits 1779 beschrieb Antoine Grimoald Monnet ein franzosischer Bergbau Generalinspektor in seinem Werk Nouveau Systeme de Mineralogie 7 ein neu entdecktes Mineral das am Parys nahe bei Amlwch auf der walisischen Insel Anglesey gefunden worden war als vitriol de plomb englisch sulphate of lead ubersetzt Sulfat des Bleis Seinen bis heute gultigen Namen Anglesit erhielt das Mineral allerdings erst 1832 durch Francois Sulpice Beudant 1787 1850 einen franzosischen Mineralogen und Physiker der das Mineral nach seiner Typlokalitat Anglesey benannte 2 8 Klassifikation BearbeitenIn der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Anglesit zur Mineralklasse der Sulfate Selenate Tellurate Chromate Molybdate und Wolframate und dort zur Abteilung der Wasserfreie Sulfate SO4 ohne fremde Anionen wo er zusammen mit Baryt Coelestin und Hashemit die Barytgruppe mit der System Nr VI A 09 bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Anglesit ebenfalls in die Abteilung der Sulfate Selenate usw ohne zusatzliche Anionen ohne H2O ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Grosse der beteiligten Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit ausschliesslich grossen Kationen zu finden ist wo es zusammen mit Baryt Coelestin und Olsacherit die nach wie vor existierende Barytgruppe mit der System Nr 7 AD 35 bildet Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Anglesit in die Klasse der Sulfate Chromate Molybdate Selenate Tellurate Selenite Tellurite und Sulfite und dort in die Abteilung der Sulfate ein Hier ist er zusammen mit Baryt und Coelestin in der Barytgruppe mit der System Nr 28 03 01 innerhalb der Unterabteilung der Wasserfreien Sauren und Sulfate A2 XO4 zu finden Kristallstruktur Bearbeiten nbsp Kristallstruktur von Anglesit mit Blick in Richtung a Achse auf die Flache b cGrau Blei Gelb Schwefel Blau SauerstoffAnglesit kristallisiert isotyp mit Baryt im orthorhombischen Kristallsystem in der Raumgruppe Pnma Raumgruppen Nr 62 Vorlage Raumgruppe 62 mit den Gitterparametern a 8 48 A b 5 40 A und c 6 96 A sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Die leicht verzerrten SO4 2 Tetraeder mit Schwefel im Mittelpunkt sind mit den 12 fach von Sauerstoff koordinierten Blei2 Ionen heteropolar verbunden Die Kristallstruktur lasst sich vereinfacht auch als deformierte Natriumchlorid Struktur beschreiben bei der die Natriumionen durch Bleiionen und die Chlorionen durch SO4 Tetraeder ersetzt sind Eigenschaften BearbeitenReiner Angelesit ist farblos und durchsichtig Durch Fremdbeimengungen kann er aber auch gelblich weiss grau oder grunlich gefarbt sein und seine Lichtdurchlassig nimmt entsprechend ab Mit einer Mohsharte von 2 5 bis 3 gehort Anglesit noch zu den weichen Mineralen und lasst sich beispielsweise mit einer Kupfermunze ritzen Seine Dichte betragt je nach Reinheit zwischen 6 3 und 6 4 g cm berechnet 6 36 g cm und ist damit etwa 50 hoher als die Dichte des vom Aussehen her sehr ahnlichen Schwerspates Baryt Ausserdem lost sich Anglesit im Gegensatz zu Baryt und Coelestin in konzentrierter Schwefelsaure und in Kalilauge auf Unter Einwirkung von UV Licht zeigt das Mineral bisweilen eine schwache gelbliche Fluoreszenz 9 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Klare gelbliche Kristalle aus Touissit Marokko Grosse 4 5 4 2 2 6 cm Anglesit bildet sich durch Oxidation aus Galenit Bleiglanz und findet sich daher meist in Paragenese mit diesem und anderen Bleimineralen wie Cerussit Lanarkit Leadhillit Massicotit Mimetesit Pyromorphit Wulfenit aber auch Blei Kupfer oder Kupfer Mineralen wie Brochantit Caledonit Linarit Malachit sowie Gips und gediegen Schwefel Weltweit konnte Anglesit bisher Stand 2011 an rund 2000 Fundorten nachgewiesen werden 6 Erwahnenswerte Fundorte aufgrund ihrer besonders schon ausgebildeten und oder grossen Kristalle sind vor allem die Furstenzeche bei Lam in der Oberpfalz Bayern wo smaragdgrune Bayerwaldsmaragd und feuerrote klar ausgebildete Anglesit Kristalle zutage traten 10 11 Bis zu 10 cm lange gelbliche Anglesitkristalle konnten in Touissit in der marokkanischen Prafektur Oujda Angad gefunden werden Aus der Bunker Hill Mine bei Kellogg im Shoshone County Idaho USA kennt man Anglesitfunde von bis zu 7 5 cm Lange und in der Tsumeb Mine in Namibia konnten Kristalle bis etwa 4 cm Grosse gefunden werden An deutschen Fundorten sind neben der Furstenzeche in Bayern unter anderem noch die ebenfalls in Bayern liegenden Gemeinden Schmolz Rohrnbach Waldsassen und Schwandorf viele Gegenden des Schwarzwaldes in Baden Wurttemberg Odenwald Spessart und Taunus in Hessen mehrere Fundpunkte im Harz in Niedersachsen und Sachsen Anhalt das Aachener Revier das Bergische Land die Eifel das Sauer und Siegerland in Nordrhein Westfalen Hunsruck Lahntal und Westerwald in Rheinland Pfalz Nalbach im Saarland das Erzgebirge in Sachsen sowie Gera Greiz und Wurzbach in Thuringen bekannt In Osterreich fand sich Anglesit in vielen Gegenden von Karnten am Schwarzberg in den Turnitzer Alpen Niederosterreich in mehreren Regionen von Salzburg und der Steiermark sowie in Nordtirol In der Schweiz konnte das Mineral bisher in den Kantonen Bern Graubunden Tessin Uri Waadt und Wallis gefunden werden Weitere Fundorte sind Agypten Argentinien Australien Belgien Bolivien Brasilien Bulgarien Chile China Eritrea Frankreich Gabun Griechenland Indien Indonesien Iran Irland Italien Japan Kanada die Kanalinseln Jersey und Little Sark Kasachstan die Demokratische Republik Kongo Kosovo Kuba Luxemburg Madagaskar Marokko Mazedonien Mexiko Mongolei Namibia Neukaledonien Neuseeland Norwegen Polen Portugal Rumanien Russland Sambia Schweden Simbabwe Slowakei Slowenien Spanien Sudafrika Tschechien Tunesien Turkei Ukraine Ungarn Usbekistan das Vereinigte Konigreich Grossbritannien und die Vereinigten Staaten von Amerika USA 12 Verwendung Bearbeiten nbsp Anglesit in verschiedenen Facetten Schliffen aus Minas GeraisTrotz seines Bleigehaltes von bis zu 68 3 ist Anglesit als Blei Erz nur von ortlicher Bedeutung fur die industrielle Verhuttung Als Schmuckstein hat Anglesit aufgrund seiner schlechten physikalischen Eigenschaften Harte Spaltbarkeit keine Bedeutung Gelegentlich wird er aber von Hobbyschleifern mit verschiedenen Glatt oder Facettenschliffen in Form gebracht und hat dann unter interessierten Sammlern als Tausch und Verkaufsobjekt einen gewissen Liebhaberwert Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenPaul Ramdohr Hugo Strunz Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie 16 Auflage Ferdinand Enke Verlag 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 600 Martin Okrusch Siegfried Matthes Mineralogie Eine Einfuhrung in die spezielle Mineralogie Petrologie und Lagerstattenkunde 7 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 2005 ISBN 3 540 23812 3 S 69 70 Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Nebel Verlag GmbH Eggolsheim 2002 ISBN 3 89555 076 0 S 137 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Anglesit Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Anglesit Wiki David Barthelmy Anglesite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 29 Mai 2020 englisch Anglesite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 29 Mai 2020 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Anglesite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 29 Mai 2020 englisch Michael R W Peters Anglesit In realgems org 23 Juni 2012 abgerufen am 29 Mai 2020 mit Bildbeispielen von Roh und geschliffenen Steinen Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b F S Beudant Anglesite plomb sulfate In Traite Elementaire de Mineralogie 2 Auflage Paris 1832 S 459 460 rruff info PDF 90 kB abgerufen am 4 Oktober 2017 a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 370 a b c d e f Anglesite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 handbookofmineralogy org PDF 66 kB abgerufen am 4 Oktober 2017 a b Richard V Gaines H Catherine W Skinner Eugene E Foord Brian Mason Abraham Rosenzweig Dana s New Mineralogy 8 Auflage John Wiley amp Sons New York u a 1997 ISBN 0 471 19310 0 S 575 a b c d e f Anglesite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 29 Mai 2020 englisch Parys Mountain Copper Mine Amlwch englisch PDF 79 7 kB S 1 Memento vom 31 Marz 2010 im Internet Archive Tom Cotterell Minerals first discovered in Wales Nationalmuseum Wales 29 Juni 2009 abgerufen am 4 Oktober 2017 Walter Schumann Edelsteine und Schmucksteine Alle Arten und Varietaten 1900 Einzelstucke 16 uberarbeitete Auflage BLV Verlag Munchen 2014 ISBN 978 3 8354 1171 5 S 56 226 Mineralien aus dem Bergwerk Furstenzeche Lam Bayerischer Wald Nicht mehr online verfugbar In fuerstenzeche de Archiviert vom Original am 10 August 2018 abgerufen am 4 Oktober 2017 Peter R Hofmann Unterirdisches Bayern I Ein Fuhrer zu allen Schaubergwerken Felsenkellern und weiteren kunstlichen Objekten Books on Demand Norderstedt 2018 ISBN 978 3 7460 9398 7 S 64 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Fundortliste fur Anglesit beim Mineralienatlas und bei Mindat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anglesit amp oldid 237031649