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Pyromorphit auch Grunbleierz Braunbleierz oder Polychrom ist ein haufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Phosphate Arsenate und Vanadate Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Pb5 Cl PO4 3 2 ist also chemisch gesehen ein Bleiphosphat mit Chlor als zusatzlichem Anion PyromorphitPyromorphitstufe aus der Daoping Mine Gongcheng Prafektur Guilin Guangxi China Grosse 3 9 cm 2 9 cm 1 6 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Pym 1 Andere Namen Bleiapatit Braunbleierz Buntbleierz Grunbleierz Grun Bleyerz Phosphorblei Phosphorbleyspat Phosphorsaurehaltiges Blei Phosphorsaures Blei oxyd Pseudokampylith SexangulitChemische Formel Pb5 Cl PO4 3 2 Mineralklasse und ggf Abteilung Phosphate Arsenate VanadateSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VII B 39 VII B 39 150 8 BN 05 41 08 04 01Ahnliche Minerale Apatit Vanadinit MimetesitKristallographische DatenKristallsystem hexagonalKristallklasse Symbol hexagonal dipyramidal 6 m 3 Raumgruppe P63 m Nr 176 Vorlage Raumgruppe 176 2 Gitterparameter a 9 98 A c 7 35 A 2 Formeleinheiten Z 2 2 Haufige Kristallflachen meist 101 0 0001 daneben 101 1 202 1 112 1 4 Physikalische EigenschaftenMohsharte 3 5 bis 4Dichte g cm3 6 7 bis 7 1 wenn Ca reich bis auf 6 sinkend 5 4 Spaltbarkeit fehltBruch Tenazitat muschelig bis unebenFarbe grun braun gelb weiss grau orange bis rotStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz Diamantglanz FettglanzKristalloptikBrechungsindizes nw 2 058ne 2 048 6 Doppelbrechung d 0 010Optischer Charakter einachsig negativWeitere EigenschaftenChemisches Verhalten in Salpetersaure und Kalilauge loslichPyromorphit ist durchsichtig bis durchscheinend und entwickelt uberwiegend lange prismatische bis tafelige oder pyramidale Kristalle aber auch radialstrahlige traubige nadelige oder erdige bis massige Aggregate Das Mineral kommt in verschiedenen Farben vor vorherrschend sind allerdings Grun Braun und Gelbtone Seine Strichfarbe ist dagegen immer weiss Auf den Flachen der Kristalle zeigt sich ein fett bis diamantahnlicher Glanz Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Varietaten 6 Bildung und Fundorte 7 Verwendung 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte Bearbeiten nbsp Pyromorphit aus der Typlokalitat Grube Heilige Dreifaltigkeit Grossaufnahme Sichtfeld 12 mm nbsp Pyromorphit aus Resuperferolitica Mine CordobaErst etwa seit dem Ende des 17 Jahrhunderts ist das Mineral nachweislich bekannt und wird unter anderem 1693 von Johann Martin Michaelis im Katalog der Mineralsammlung des 1692 verstorbenen Johann Jacob Spener als Grun Bley Ertz von der Tschopa Grunbleierz oder lateinisch minera saturni viridis bzw minera plumbi viridis beschrieben 7 Die Grube Heilige Dreifaltigkeit bei Zschopau im Suden Sachsens gilt daher als Typlokalitat des Minerals Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde dieses als Plumbum arsenico mineralisatum minera solida amp crystallisata viridi bezeichnete Bleierz 1747 vom schwedischen Chemiker und Mineralogen Johan Gottschalk Wallerius in seinem Werk Mineralogia eller Mineralriket wobei das angenommene aber im Pyromorphit nicht enthaltene Arsen nur eine Vermutung aufgrund der Farbe oder eine Fehlanalyse des verwandten Mimetesit gewesen sein kann In der uberarbeiteten Auflage von 1778 seines Mineralsystems wurde diese Annahme sowie auch die des moglichen Schwefelgehaltes korrigiert 7 Eine korrekte Analyse des Materials aus der Grube Heilige Dreifaltigkeit bei Zschopau gelang schliesslich 1784 85 Martin Heinrich Klaproth der feststellte dass es sich um ein Bleisalz der Phosphorsaure handelt Er konnte auch nachweisen dass verschiedene Farbvarietaten wie das zeisiggrune Bleierz der Grube Heilige Dreifaltigkeit Zschopau das grasgrune Bleierz aus Hofsgrund Hoffsgrund heute Oberried bei Freiburg das Braun Bleierz aus Huelgoet Huelgoat Bretagne das gelbe Bleierz aus Wanlockhead Schottland und ein grauweisses Bleierz mit unbekanntem Fundort bis auf geringe Toleranzen annahernd die gleiche Zusammensetzung haben 7 Seinen heute gultigen Namen Pyromorphit erhielt das Mineral 1809 von Friedrich Hausmann nach den altgriechischen Worten pῦr pur Feuer und morfh morpʰe Form dessen Etymologie unklar ist Der Name nimmt Bezug auf die seltsame Eigenschaft von Pyromorphit vor dem Lotrohr zu kleinen Kugelchen zu schmelzen die anschliessend zu einer kristallinen Polyeder Form kristallisieren 8 Allerdings fand dieser Name erst mit der Verwendung durch James Dwight Dana in dessen Systematik ab 1837 Anerkennung und Verbreitung 7 Klassifikation BearbeitenIn der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Pyromorphit zur Mineralklasse der Phopsphate Arsenate und Vanadate und dort zur Abteilung der Wasserfreien Phosphate mit fremden Anionen wo er zusammen mit den Mineralen der Apatitgruppe als Namensgeber die eigenstandige Apatit Pyromorphit Gruppe mit den weiteren Mitgliedern Belovit Ce Belovit La Fermorit Fluorcaphit Hedyphan Johnbaumit Klinomimetesit Kuannersuit Ce Mimetesit Morelandit Svabit Turneaureit und Vanadinit bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Pyromorphit ebenfalls in die Klasse der Phopsphate Arsenate und Vanadate und dort in die Abteilung der Phosphate usw mit zusatzlichen Anionen ohne H2O ein Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Grosse der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhaltnis der weiteren Anionen zum Phosphat Arsenat Vanadat Komplex so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit ausschliesslich grossen Kationen OH usw RO4 0 33 1 zu finden ist wo es ebenfalls Namensgeber der Apatit Pyromorphit Gruppe mit der System Nr 8 BN 05 und den weiteren Mitgliedern Alforsit Belovit Ce Belovit La Klinomimetesit Deloneit Ce Fermorit Fluorcaphit Hedyphan Hydroxylpyromorphit Johnbaumit Kuannersuit Ce Mimetesit Morelandit Phosphohedyphan Svabit Turneaureit und Vanadinit ist Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Pyromorphit in die Klasse der Phopsphate Arsenate und Vanadate und dort in die Abteilung der Wasserfreien Phosphate etc mit Hydroxyl oder Halogen Hier ist er einziger Namensgeber der Pyromorphitgruppe mit der System Nr 41 08 04 und den weiteren Mitgliedern Mimetesit Vanadinit und Hydroxylpyromorphit innerhalb der Unterabteilung der Wasserfreien Phosphate etc mit Hydroxyl oder Halogen und der allgemeinen Zusammensetzung A 5 XO4 3Zq Chemismus BearbeitenPyromorphit besteht entsprechend seiner idealen Zusammensetzung Pb5 Cl PO4 3 aus 76 38 Blei Pb2 2 61 Chlor Cl 6 85 Phosphor P und 14 15 Sauerstoff O In naturlichen Pyromorphiten kann das Blei allerdings teilweise durch Calcium Ca2 sowie das Phosphor P5 teilweise durch Arsen As5 diadoch ersetzt substituiert sein 5 Kristallstruktur BearbeitenPyromorphit kristallisiert isotyp mit Apatit im hexagonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P63 m Raumgruppen Nr 176 Vorlage Raumgruppe 176 mit den Gitterparametern a 9 98 A und c 7 35 A sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle 2 Varietaten Bearbeiten nbsp Rotlicher Pyromorphit mit traubig nierigem Habitus aus der Bunker Hill Mine Coeur d Alene IdahoBlaubleierz ist eine spezielle Pseudomorphose von Galenit nach Pyromorphit Weitere Varietaten sind Collieit das etwa 4 1 Vanadiumoxid enthalt 9 der Arsenat haltige Nussierit 10 sowie Calcium und Germanat haltige Pyromorphite 11 12 Calciumreiche Varietaten werden auch als Ca Pyromorphit oder Polyspharit bzw Polysphaerit bezeichnet 5 13 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Quarz von gelbgrunem Pyromorphit uberwachsen aus der Dry Gill Mine Caldbeck Fells Cumberland England nbsp Pyromorphit aus der Mercur Mine Bad Ems Emser Tonnchen Grosse 3 5 cm 2 9 cm 2 6 cm Pyromorphit kommt im Allgemeinen im oberflachennahen Bereich von Bleilagerstatten vor Hier entsteht er sekundar als Verwitterungsprodukt bleihaltiger Mineralien in Verbindung mit wassrigen Losungen die das Phosphat enthalten Begleitet wird er oft von Galenit Cerussit Mimetesit Baryt Limonit Vanadinit und Descloizit Als haufige Mineralbildung ist Pyromorphit an vielen Orten anzutreffen wobei weltweit bisher rund 1400 Fundorte Stand 2012 bekannt sind 6 Bedeutende Lagerstatten in Deutschland waren oder sind unter anderem die Gruben Friedrichssegen bei Lahnstein Rosenberg und Pfingstwiese bei Bad Ems im Rheinland Pfalzer Lahntal sowie Schauinsland und Silbergrundle Seebach Baden im Schwarzwald in Baden Wurttemberg Die prismatischen Kristalle mit gekrummten Prismenflachen die bei Bad Ems gefunden wurden werden wegen ihres Habitus auch als Emser Tonnchen bezeichnet Daneben trat das Mineral aber noch an vielen weiteren Fundorten in Baden Wurttemberg und Rheinland Pfalz sowie in Bayern Hessen Niedersachsen Nordrhein Westfalen Saarland Sachsen Anhalt Sachsen und Thuringen auf In Osterreich fand sich Pyromorphit bisher vor allem in Karnten Friesach Huttenberg und der Steiermark Fischbacher Alpen Weiz aber auch an einigen Fundpunkten in Niederosterreich Salzburg und Tirol In der Schweiz wurde das Mineral bisher nur in der Bleigrube am Chammegg im Haslital im Kanton Bern sowie am Torrent de St Barthelemy bei Evionnaz und bei Bagnes im Kanton Wallis gefunden Weitere Fundorte liegen unter anderem in Afghanistan Argentinien Australien Belgien Bolivien Brasilien Bulgarien Burundi Chile China Ecuador Frankreich Griechenland Iran Irland Isle of Man Italien Japan Kanada Kasachstan der Demokratischen Republik Kongo und der Republik Kongo Brazzaville Nord und Sudkorea Madagaskar Malawi Marokko Mexiko Namibia Neukaledonien Neuseeland Polen Portugal Rumanien Russland Sambia Schweden im Senegal Simbabwe in der Slowakei Spanien Sudafrika Thailand Tschechien Tunesien Ungarn im Vereinigten Konigreich Grossbritannien sowie in mehreren Bundesstaaten der USA 14 Verwendung BearbeitenPyromorphit dient bei ortlicher Anreicherung zusammen mit anderen Bleimineralen als Rohstoff zur Gewinnung von Blei 4 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenFriedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 629 Erstausgabe 1891 Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 172 H von Philippsborn Tafeln zum Bestimmen der Minerale nach ausseren Kennzeichen 2 Auflage E Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung Gregor Markl Pyromorphit Mimetesit amp Vanadinit In Christian Weise Hrsg extraLapis Band 46 Christian Weise Verlag 2014 ISSN 0945 8492 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pyromorphite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Pyromorphit Mineralienatlas Mineralienportrait Pyromorphit Wiki RRUFF Database of Raman spectroscopy Pyromorphite englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Pyromorphite englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 467 Webmineral Pyromorphite englisch a b c Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 629 a b c Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 638 a b Pyromorphite bei mindat org englisch a b c d Thomas Witzke Entdeckung von Pyromorphit Mineralienportrait Pyromorphit Wiki Collierite bei mindat org englisch Nussierite bei mindat org englisch Ca bearing Pyromorphite bei mindat org englisch Germanate pyromorphite bei mindat org englisch Mineralienatlas Polysphaerit Fundortliste fur Pyromorphit beim Mineralienatlas und bei Mindat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pyromorphit amp oldid 238999826