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Pyroelektrizitat griech pyrein pyros pyro brennen ich brenne auch pyroelektrischer Effekt pyroelektrische Polarisation ist die Eigenschaft einiger piezoelektrischer Kristalle auf eine Temperaturanderung DT mit Ladungstrennung zu reagieren Pyroelektrizitat tritt nur in den folgenden zehn Kristallklassen auf 1 m 2 mm2 3 3m 4 4mm 6 und 6mm Pyrosensor fur Bewegungsmelder mit zwei Pyroelementen 6 5 mm Durchmesser Inhaltsverzeichnis 1 Ursache 2 Beispiele 3 Nachweis 4 Anwendung 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksUrsache BearbeitenBei pyroelektrischen Kristallen handelt es sich um polare Kristalle Das bedeutet sie besitzen ein permanentes elektrisches Dipolmoment Sie sind daher aus elektrisch polaren Einheitszellen aufgebaut die jede fur sich einen Dipol besitzen Im Gegensatz zu ferroelektrischen Kristallen bei denen sich die Richtung der Polarisation durch Anlegen einer elektrischen Spannung beeinflussen lasst haben alle elektrischen Dipole in pyroelektrischen Kristallen die gleiche Richtung Ein pyroelektrischer Kristall ist daher immer piezoelektrisch wenn er verformt wird erzeugt er also eine elektrische Spannung 1 Erwarmt man einen pyroelektrischen Kristall oder kuhlt ihn ab so laden sich die gegenuberliegenden Flachen entgegengesetzt elektrisch auf wobei man das sich beim Erwarmen positiv aufladende Ende analoger Pol das andere antiloger Pol nennt Die resultierende Spannungsdifferenz kann an den entsprechenden Kristallkanten Oberflachen mit Elektroden abgegriffen werden Die Polarisation ist P p y displaystyle P mathrm py nbsp D P p y p D T displaystyle Delta vec P mathrm py vec p cdot Delta T nbsp wobei p displaystyle p nbsp die pyroelektrische Konstante D T displaystyle Delta T nbsp die Temperaturdifferenz ist Die vorhandenen Oberflachenladungen werden allerdings durch aus der Umgebung aufgenommene Ladungstrager z B durch freie Elektronen kompensiert Scheinbare Oberflachenladungen treten daher nur bei einer zeitlichen Anderung der Temperatur auf Bei einem thermoelektrischen Material fuhrt im Gegensatz dazu ein raumlicher Temperaturunterschied zwischen zwei Seiten eines Werkstucks zu einer konstanten Spannung Die Temperaturanderung eines pyroelektrischen Kristalls verursacht eine Anderung des Abstands der Gitterionen Das bewirkt einerseits eine Langenanderung Warmeausdehnung in der Kristallachse deren Richtung mit der Richtung der Polarisation ubereinstimmt gemass der Piezoelektrizitat entsteht dadurch eine Aufladung Andererseits andert sich die permanente Polarisation mit der Temperatur Beide Wirkungen sind gleichsinnig und fuhren zu einer Aufladung des Kristalls von aussen Der pyroelektrische Effekt wurde zuerst beim Turmalin festgestellt Die Umkehrung dieses Effekts ist der elektrokalorische Effekt d h die Erzeugung von Warme Kalte beim Anlegen Zusammenbrechen eines elektrischen Feldes Zwei Formen des pyroelektrischen Effekts werden unterschieden Echter pyroelektrischer Effekt wahrer pyroelektrischer Effekt Basiert auf einem Gitterumbau bei Temperaturanderung Kennzeichnung durch den Koeffizienten p displaystyle p nbsp Falscher pyroelektrischer Effekt Pseudopyroeffekt Hier andert der Kristall abhangig von der Temperatur sein Volumen und damit das Ladung Volumen Verhaltnis Kennzeichnung durch den Koeffizienten p displaystyle p nbsp Zusammen mit obiger Gleichung ergibt sich D P g e s a m t p p D T displaystyle Delta P mathrm gesamt p p cdot Delta T nbsp mit p p p displaystyle p p p nbsp und haufig p gt p displaystyle p gt p nbsp Beispiele BearbeitenNeben dem Turmalin zeigen noch andere Materialien diesen Effekt dazu gehoren Triglycinsulfat TGS oft in deuterierter Form DTGS manchmal noch mit L Alanin dotiert LATGS DLaTGS Lithiumtantalat oder Polyvinylidenfluorid PVDF Weitere pyroelektrische Werkstoffe sind Minerale der Turmalingruppe Strontiumbariumniobat SrBaNbO3 Bleititanat PbTiO3 Bariumtitanat BaTiO3 im ferroelektrischen Zustand d h unterhalb der ferroelektrischen Curie Temperatur weil der Werkstoff spontane Polarisation aufweisen muss Natriumnitrit NaNO2 Lithiumniobat LiNbO3 Auch an Knochen und Sehnen lasst sich ein pyroelektrischer Effekt beobachten Nachweis BearbeitenFur einen qualitativen Nachweis wird ein Kristall kurz in flussigen Stickstoff getaucht Dann wird beobachtet wie aus der Feuchtigkeit der umgebenden Luft Eis am kalten Kristall kondensiert Wenn Ladungen an der Oberflache verschoben worden sind bilden sich fadenformige Eispartikel aus die den elektrischen Feldlinien folgen 2 Anwendung BearbeitenDie Pyroelektrizitat findet vor allem in der Sensorik Anwendung So basieren Infrarot Bewegungsmelder Feuermelder und Mikrowellendetektoren Temperaturfuhler Temperatursensor und Kalorimeter auf diesem Effekt Schon sehr kleine Temperaturanderungen rufen eine elektrische Spannung hervor Dadurch konnen beispielsweise passive Infrarot Bewegungsmelder schon dann auf die Bewegung von Lebewesen reagieren wenn diese noch etliche Meter entfernt sind Mit solchen pyroelektrischen Kristallen lassen sich mit einfachen Mitteln auf kleinem Raum sehr hohe Spannungen von mehreren 100 kV erzeugen Eine andere Anwendung sind sehr kleine Rontgenquellen in der Grossenordnung einer Streichholzschachtel vom Feld des pyroelektrischen Kristalls werden hier Elektronen beschleunigt Pyroelektrische Kristalle werden ebenfalls zur sensitiven Detektion von THz Strahlung bis in den Picowattbereich eingesetzt Einzelnachweise Bearbeiten Richard J D Tilley Crystals and Crystal Structures John Wiley amp Sons 2006 S 82 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Will Kleber Hans Joachim Bautsch Joachim Bohm Einfuhrung in die Kristallographie Verlag Technik 1990 ISBN 3 341 00479 3 S 262 Literatur BearbeitenKarl Nitzsche Hans Jurgen Ullrich Hrsg Funktionswerkstoffe der Elektrotechnik und Elektronik 2 stark uberarbeitete Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie Leipzig u a 1993 ISBN 3 342 00524 6 Hanno Schaumburg Sensoren Teubner Stuttgart 1992 ISBN 3 519 06125 2 Werkstoffe und Bauelemente der Elektrotechnik 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Pyroelektrizitat Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen WiredSense Pyroelektrische THz Detektoren Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pyroelektrizitat amp oldid 229407807