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Stishovit russisch stishovit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide mit der chemischen Zusammensetzung SiO2 und damit chemisch gesehen eine Hochdruck Modifikation von Siliciumdioxid StishovitStishovit Einlagerungen in Matrix aus dem Nordlinger RiesAllgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1967 s p 1 IMA Symbol Sti 2 Chemische Formel SiO2Mineralklasse und ggf Abteilung Oxide und Hydroxide Metall Sauerstoff 1 2 und vergleichbareSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana IV D 01b IV D 01 060 3 4 DA 40 04 04 01 09Kristallographische DatenKristallsystem tetragonalKristallklasse Symbol ditetragonal dipyramidal 4 m2 m2 mRaumgruppe P42 mnm Nr 136 Vorlage Raumgruppe 136 4 Gitterparameter a 4 18 A c 2 66 A 4 Formeleinheiten Z 2 4 Physikalische EigenschaftenMohsharte 8 5 bis 9 3 VHN100 2080 001 1700 001 kg mm2 5 Dichte g cm3 gemessen synthetisch 4 35 berechnet 4 29 5 Spaltbarkeit nicht definiertFarbe farblos 5 Strichfarbe weiss 3 Transparenz durchsichtig 5 Glanz GlasglanzKristalloptikBrechungsindizes nw 1 799 bis 1 800 6 ne 1 826 bis 1 845 6 Doppelbrechung d 0 027 6 Optischer Charakter einachsig positivStishovit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem und entwickelt ausschliesslich mikrokristalline farblose Kristalle und Aggregate Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Modifikationen und Varietaten 5 Bildung und Fundorte 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenStishovit wurde nach dem russischen Kristallographen Sergei Stischow 1937 benannt dem es 1961 zusammen mit S W Popowa erstmals gelang die bis dahin nur theoretisch bekannte Modifikation synthetisch herzustellen Vorhergesagt wurde sie schon 1952 durch Albert Francis Birch 1962 wurde Stishovit dann auch in der Natur im Barringer Krater einem Meteoritenkrater im US amerikanischen Bundesstaat Arizona durch Edward C T Chao entdeckt und ist seitdem von der International Mineralogical Association IMA als Mineral anerkannt Stishovit diente auch zum Nachweis dass das Nordlinger Ries ein Einschlagkrater ist Stishovit war bereits lange vor der Grundung der International Mineralogical Association IMA bekannt und als eigenstandige Mineralart anerkannt Damit hatte Stishovit theoretisch den Status eines grandfathered Mineral In der 1967 erfolgten Publikation der IMA Commission on new minerals and mineral names erhielt das Mineral allerdings nachtraglich zusammen mit anderen zu diesem Zeitpunkt bereits bekannten Mineralen die offizielle Anerkennung durch die IMA CNMNC 7 Der Stishovit wird seitdem in der Liste der Minerale und Mineralnamen der IMA unter der Summenanerkennung IMA 1967 s p special procedure gefuhrt 1 Die ebenfalls von der IMA CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung auch Mineral Symbol von Stishovit lautet Sti 2 Klassifikation BearbeitenIn der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Stishovit zur Mineralklasse der Oxide und Hydroxide und dort zur Abteilung MO2 und verwandte Verbindungen wo er zusammen mit Coesit und dem bisher nicht anerkannten Keatit die Keatit Coesit Stishovit Gruppe mit der System Nr IV D 01b innerhalb der SiO2 Familie IV D 01 bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr IV D 01 060 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Oxide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall Sauerstoff 1 2 MO2 und verwandte Verbindungen wo Stishovit zusammen mit Bosoit Chibait Coesit Cristobalit Lechatelierit Melanophlogit Moganit Opal Quarz Seifertit und Tridymit die Quarz Reihe mit der System Nr IV D 01 bildet 3 Auch die von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 8 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Stishovit in die Abteilung der Oxide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall Sauerstoff 1 2 und vergleichbare ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen sowie der Zugehorigkeit zu einer grosseren Mineralfamilie bzw der Kristallstruktur so dass das Mineral entsprechend in der Unterabteilung Mit kleinen Kationen Kieselsaure Familie zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4 DA 40 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Stishovit in die Klasse der Oxide und Hydroxide und dort in die Abteilung der Oxidminerale ein Hier ist er zusammen mit Rutil Ilmenorutil Pyrolusit Kassiterit Plattnerit Argutit und Squawcreekit sowie dem seit 2006 als Varietat von Rutil diskreditierten Struverit in der Rutilgruppe Tetragonal P42 mnm mit der System Nr 04 04 01 innerhalb der Unterabteilung der Einfachen Oxide mit einer Kationenladung von 4 AO2 zu finden Kristallstruktur Bearbeiten nbsp Kristallstruktur von Stishovit Si4 O2 9 Stishovit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe P42 mnm Raumgruppen Nr 136 Vorlage Raumgruppe 136 mit den Gitterparametern a 4 18 A und c 2 66 A sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle 4 Im Gegensatz zu den Niederdruck Modifikationen von Quarz ist beim Stishovit das Silicium sechsfach gebunden wodurch das Mineral eine wesentlich kompaktere Struktur aufweist Dies wird auch im Vergleich der Dichten deutlich Quarz hat eine Dichte von 2 65 g cm3 und Stishovit von 4 32 g cm3 Stishovit ist bei Raumtemperatur ab Drucken von 8 Gigapascal GPa stabil und geht bei funfzig GPa in die verwandte orthorhombische Kristallstruktur vom Typ Stishovit II uber Bei Normaldruck ist Stishovit metastabil Modifikationen und Varietaten BearbeitenStishovit ist neben Coesit eine Hochdruck Modifikation des Siliciumdioxids Quarz auch Tief oder a Quarz Weitere Modifikationen sind Cristobalit und Tridymit als Hochtemperaturmodifikationen Lechatelierit als amorphes Kieselglas welches allerdings nicht von der IMA als Mineral anerkannt wird und der ebenfalls amorphe wasserhaltige Opal Bildung und Fundorte BearbeitenStishovit entsteht als Hochdruckmineral typischerweise bei einem Meteoriteneinschlag Impakt und ist neben Coesit und diaplektischen Glasern in Suevit einem Impakt Gestein enthalten Als seltene Mineralbildung konnte Stishovit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden wobei weltweit bisher rund 20 Fundorte dokumentiert sind Stand 2023 10 Neben seiner Typlokalitat dem Barringer Krater in Arizona konnte das Mineral in den Vereinigten Staaten von Amerika noch im Steinbruch Newton County im Kentland Krater in Indiana bei Raton im Colfax County von New Mexico und im Meteoriten Tishomingo der 1965 nahe dem gleichnamigen Ort in Oklahoma entdeckt wurde sowie im Meteoriten Umbarger den man 1954 nahe der gleichnamigen Gemeinde in Texas fand 11 In Deutschland konnte Stishovit ausser im Nordlinger Ries genauer im Steinbruch Alteburg und einem unbenannten Aufschluss bei Zipplingen Unterschneidheim im Baden Wurttemberger Teil sowie einem Steinbruch bei Otting im Bayerischen Teil nur noch in einem Prismatin Aufschluss bei Waldheim in Mittelsachsen entdeckt werden Daneben wurde das Mineral noch in Mineralproben aus einer alluvialen Diamant Lagerstatte am Fluss Juininha nahe Juina in Brasilien entdeckt Des Weiteren fand sich Stishovit in Proben aus folgenden Meteoriten und Kratern 11 Kamil Krater im Osten der Uweinat Wuste in Agypten Asuka 881757 Mondmeteorit entdeckt 1988 im Gebirge Sor Rondane in der Antarktis Shergotty Marsmeteorit niedergegangen 1865 nahe Shergotty im Bundesstaat Bihar und der Lonar See ein Impaktsee im Bundesstaat Maharashtra in Indien Manicouagan Einschlagstruktur in der Grafschaftsgemeinde Manicouagan in Quebec Kanada Schamanschyng auch Zhamanshin ein Einschlagkrater im Gebiet Aqtobe in Kasachstan Tissint Marsmeteorit entdeckt 2013 beziehungsweise niedergegangen 2011 in Marokko Weitere in Marokko entdeckte Meteoriten mit der allgemeinen Bezeichnung Northwest Africa NWA NWA 480 NWA 856 NWA 1669 NWA 4734 NWA 8003 Gujba und Zagami Marsmeteorit niedergegangen 1984 beziehungsweise 1962 in Nigeria Khatyrka gefunden 2011 im Autonomen Kreis der Tschuktschen im Fernen Osten Russlands Wabar Krater in Saudi Arabien Muonionalusta gefunden 1906 bei Kitkiojarvi nahe Pajala in der Provinz Norrbottens lan in Schweden Vredefort Krater in SudafrikaAuch in Gesteinsproben vom Mond die wahrend der Apollo 15 Mission in der Palus Putredinis Ebene am ostlichen Rand des Mare Imbrium gesammelt wurden konnte Stishovit nachgewiesen werden 11 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenS M Stischow S W Popowa Novaya plotnaya modifikaciya kremnezyoma In Geohimiya 1961 10 S 837 839 E C T Chao J J Fahey Janet Littler D J Milton Stishovite SiO2 a very high pressure new mineral from Meteor Crater Arizona In Journal of Geophysical Research Band 67 1962 S 419 421 doi 10 1029 JZ067i001p00419 englisch Michael Fleischer New mineral names In American Mineralogist Band 47 1962 S 805 812 englisch rruff info PDF 546 kB abgerufen am 16 Marz 2023 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stishovite Sammlung von Bildern Stishovit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 16 Marz 2023 David Barthelmy Stishovite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 16 Marz 2023 englisch IMA Database of Mineral Properties MineralNamee In rruff info RRUFF Project abgerufen am 16 Marz 2023 englisch Stishovite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 16 Marz 2023 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Stishovite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 16 Marz 2023 englisch Meteoritical Bulletin Database Meteoritical Bulletin abgerufen am 16 Marz 2023 Einzelnachweise Bearbeiten a b Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 16 Marz 2023 englisch a b Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 206 englisch a b c d Stishovite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch 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oldid 239001419