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Tridymit auch Asmanit 4 ist eine orthorhombische Hochtemperaturmodifikation von Quarz einer kristallinen Form von Siliciumdioxid Erst seit den 1960er Jahren ist Tridymit als stabile Phase von SiO2 allgemein anerkannt worden Eine andere Hochtemperaturmodifikation von Quarz ist Cristobalit TridymitTridymit in Form ultradunner farbloser und pseudohexagonaler Tafeln Bildgrosse 1 1 mm Fundort Wannenkopfe Ochtendung Eifel DeutschlandAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol Trd 1 Andere Namen AsmanitChemische Formel SiO2Mineralklasse und ggf Abteilung Oxide und HydroxideSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana IV D 01a IV D 01 020 4 DA 10 75 01 02 01Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch disphenoidisch 222Raumgruppe siehe KristallstrukturGitterparameter siehe KristallstrukturFormeleinheiten siehe KristallstrukturPhysikalische EigenschaftenMohsharte 7Dichte g cm3 gemessen 2 25 bis 2 28 berechnet 2 28 2 Spaltbarkeit 0001 undeutlich 1010 unvollkommenBruch Tenazitat muschelig sprodeFarbe farblos weiss gelblich weiss grauStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz GlasglanzKristalloptikBrechungsindizes na 1 468 bis 1 482 3 nb 1 470 bis 1 484 3 ng 1 474 bis 1 486 3 Doppelbrechung d 0 006 3 Optischer Charakter zweiachsig positivAchsenwinkel 2V 40 bis 86 gemessen 50 bis 72 berechnet 3 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Modifikationen und Varietaten 6 Bildung und Fundorte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte Bearbeiten nbsp Tridymit DrillingIm Juli 1867 erhielt Gerhard vom Rath zwei Proben aus trachytischem Porphyr die vom Berg Cerro San Cristobal nahe Pachuca de Soto Hidalgo Mexiko stammten In diesen Proben entdeckte er neben den bereits bekannten Mineralen Eisenglanz Hamatit und Hornblende auch ein bisher unbekanntes farbloses Mineral von ungewohnlicher Kristallgestalt Diese stellte sich als charakteristische Drillingsverwachsung heraus aufgrund dessen Gerhard vom Rath das Mineral als Tridymit nach dem griechischen Wort tridymo tridymo fur Drilling bezeichnete 5 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Tridymit zur Mineralklasse der Oxide und Hydroxide und dort zur Abteilung MO2 und verwandte Verbindungen wo er zusammen mit Cristobalit Hochcristobalit Hochquarz Hochtridymit und Quarz sowie im Anhang mit Melanophlogit die Quarz Tridymit Cristobalit Gruppe mit der System Nr IV D 01a innerhalb der SiO2 Familie IV D 01 bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr IV D 01 20 In der Lapis Systematik entspricht dies der Abteilung Oxide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall Sauerstoff 1 2 MO2 und verwandte Verbindungen wo Tridymit zusammen mit Bosoit Chibait Coesit Cristobalit Lechatelierit Melanophlogit Moganit Opal Quarz Seifertit und Stishovit die Quarzreihe bildet 6 Die von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 7 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Tridymit ebenfalls in die Abteilung der Oxide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall Sauerstoff 1 2 und vergleichbare ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur bzw der Zugehorigkeit zu einer verwandten Mineralfamilie so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit kleinen Kationen Kieselsaure Familie zu finden ist wo es nur noch zusammen mit Opal die Opalgruppe mit der System Nr 4 DA 10 bildet Im Gegensatz zur Strunzschen Mineralsystematik ordnet die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana den Tridymit in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Gerustsilikatminerale ein Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 75 01 02 innerhalb der Unterabteilung Gerustsilikate tetraedrisches Si Gitter SiO2 mit 4 koordiniertem Si zu finden Kristallstruktur BearbeitenTridymit ist bei Raumtemperatur von monokliner Symmetrie allerdings gibt es temperaturabhangig eine grosse Anzahl struktureller Modifikationen deren Komplexitat mit sinkender Temperatur zunimmt Die Bestimmung dieser Phasen wurde in den 1980er Jahren abgeschlossen Mit sinkender Temperatur lauten diese Phasen Name Stabilitatsbereich Raumgruppe Gitterparameterb Tridymit HP Tridymit 465 1470 C hexagonal Raumgruppe P63 mmc Raumgruppen Nr 194 Vorlage Raumgruppe 194 a 5 05 A und c 8 27 A sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle 8 Tridymit OC Tridymit 180 350 C orthorhombisch C2221 Nr 20 Vorlage Raumgruppe 20 a 8 74 A b 5 04 A und c 8 24 A sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle 8 OS Tridymit 150 190 C UberstrukturOP Tridymit 110 150 C orthorhombisch P212121 Nr 19 Vorlage Raumgruppe 19MC Tridymit lt 110 C monoklin Cc Nr 9 Vorlage Raumgruppe 9Die wichtigste Phase ist HP Tridymit das die ideale Hochtemperaturphase von Tridymit darstellt Es besteht aus gleichen Lagen von SiO4 Tetraedern die in hexagonalen Ringen angeordnet sind Diese Lagen sind in einer ABAB Sequenz aufeinander gestapelt und lassen so durchgehende Tunnel frei Bei sinkender Temperatur fuhrt im OC Tridymite eine Verkippung der Tetraeder zunachst zu einer Verscherung hintereinanderliegender Lagen Bei den restlichen Modifikationen werden zusatzlich die hexagonalen Ringe zu ditrigonalen und ovalen Konfigurationen deformiert die sich in einer fur die Modifikation charakteristischen Uberstruktur abwechseln Eigenschaften BearbeitenTridymit im Mikroskop nbsp Randliche Umwandlung von Quarz in Tridymit in einem gefritteten Gestein Dunnschliff LPL nbsp Randliche Umwandlung von Quarz in Tridymit in einem gefritteten Gestein Dunnschliff XPL Die blattrige Kristallstruktur des Tridymits wird erkennbar Der Schmelzpunkt von Tridymit betragt 1670 C 9 Unter dem Mikroskop ist Tridymit im Dunnschliff aufgrund seiner niedrigen Licht und Doppelbrechung unauffallig und im Hellfeld nur schlecht von Quarz zu unterscheiden Die dunntafeligen oder blattrigen haufig verzwillingten Kristalle erscheinen unter gekreuzten Polarisatoren in grauen Interferenzfarben der ersten Ordnung 10 Modifikationen und Varietaten BearbeitenTridymit bleibt bis maximal 3 kbar stabil und wandelt sich unter Normaldruck bei 870 C in Hochquarz und bei 1470 C in Cristobalit um 11 Allerdings gilt als sicher dass viele naturliche Vorkommen von Tridymit bei Temperaturen unterhalb des Stabilitatsbereichs gebildet wurden was auf den Einbau von Fremdionen in das Kristallgitter zuruckgefuhrt wurde 12 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Tridymit aus San Pietro Montana Padova Italien Kristallgrosse 6 mm Als eher seltene Mineralbildung kann Tridymit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet Neben dem Auftreten in sauren SiO2 reichen Vulkaniten wird er noch in kontaktmetamorphen Gesteinen der Sanidinit Fazies gefunden 10 Als bekannt gelten bisher Stand 2012 rund 300 Fundorte 3 Neben seiner Typlokalitat Cerro San Cristobal in Hidalgo trat das Mineral in Mexiko noch in der La Esperanza Mine der Barranca Mine und der Remedios Mine in Durango der Santin Mine in Guanajuato und der Tocho Mine in San Luis Potosi zutage In Deutschland trat das Mineral vor allem in Rheinland Pfalz auf wo es an vielen Fundstellen in der Eifel gefunden werden konnte so unter anderem bei Andernach Daun Ettringen und Mendig Daneben ist Tridymit aber auch aus Baden Wurttemberg Bayern Hessen Nordrhein Westfalen Sachsen und Thuringen bekannt In Osterreich fand sich Tridymit unter anderem im Basalt Steinbruch am Pauliberg im Burgenland sowie am Steinbruch Schlarbaum bei Klausen Bad Gleichenberg am Stradner Kogel und im Basalt Steinbruch bei Kloch in der Steiermark Weitere Fundorte liegen unter anderem in der Antarktis Argentinien Aserbaidschan Australien Bolivien Brasilien Burundi China Ecuador Frankreich Griechenland Island Indien Indonesien Israel Italien Japan Kanada Madagaskar Namibia den Niederlanden in Neuseeland im Oman auf Papua Neuguinea in Peru Rumanien Russland der Slowakei Spanien Sudafrika Tadschikistan Tschechien der Turkei Ungarn im Vereinigten Konigreich Grossbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika USA Des Weiteren fand sich Tridymit noch im Basalt des Mondmeeres Mare Tranquillitatis von dem die Besatzung der ersten Mondlandemission Apollo 11 einige Gesteinsproben mitbrachte sowie im Basalt des Fra Mauro Hochlandes das von der Besatzung der Apollo 14 Mission besucht wurde 13 Im Juni 2016 gab die NASA bekannt dass der Mars Rover Curiosity auch auf dem Mars Tridymit gefunden hat 14 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenM Wennemer A B Thompson Tridymite polymorphs and polytypes In Schweizerische Mineralogische und Petrographische Mitteilungen Band 64 1984 S 335 353 Peter J Heaney Structure and chemistry of the low pressure silica polymorphs In Reviews in Mineralogy and Geochemistry Band 29 Nr 1 1994 S 1 40 Tadayuki Hirose Kuniaki Kihara Masayuki Okuno Syuhei Fujinami Keiji Shinoda X ray DTA and Raman studies of monoclinic tridymite and its higher temperature orthorhombic modification with varying temperature In Journal of Mineralogical and Petrological Sciences Band 100 2005 S 55 69 rruff info PDF 1 5 MB abgerufen am 15 August 2022 Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 450 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tridymite Sammlung von Bildern Tridymit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 15 August 2022 Tridymite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 15 August 2022 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Tridymite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 15 August 2022 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 Tridymite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 71 kB abgerufen am 15 August 2022 a b c d e f Tridymite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 15 August 2022 englisch Karl Friedrich Rammelsberg Die chemische Natur der Meteoriten In Abhandlungen der Koniglichen Akademie der Wissenschaften in Berlin 1879 S 8 9 online verfugbar bei archive org Internet Archive abgerufen am 15 August 2022 Gerhard vom Rath Ueber den Tridymit eine neue krystallisirte Modification der Kieselsaure In Annalen der Physik und Chemie Band 135 1868 S 437 454 rruff info PDF 1 5 MB abgerufen am 15 August 2022 Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 15 August 2022 englisch a b Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 205 englisch William Alexander Deer Robert Andrew Howie Jack Zussman An Introduction to the Rock Forming Minerals Longman Scientific amp Technical London 1966 ISBN 978 0 582 44210 8 S 340 355 a b Hans Pichler Cornelia Schmitt Riegraf Gesteinsbildende Minerale im Dunnschliff 2 Auflage Enke Stuttgart 1993 ISBN 3 8274 1260 9 S 66 Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 426 429 Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 526 527 Erstausgabe 1891 Fundortliste fur Tridymit beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 15 August 2022 William P Jeffs NASA Scientists Discover Unexpected Mineral on Mars Mars Science Laboratory In www nasa gov 22 Juni 2016 abgerufen am 15 August 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tridymit amp oldid 239001048