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Argutit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide mit der chemischen Zusammensetzung GeO2 und damit chemisch gesehen Germanium IV oxid auch Germaniumdioxid ArgutitAllgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1980 067 1 IMA Symbol Agt 2 Chemische Formel GeO2 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Oxide und HydroxideSystem Nummer nach Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana IV D 02 045 4 DB 05 04 04 01 07Kristallographische DatenKristallsystem tetragonalKristallklasse Symbol ditetragonal dipyramidal 4 m2 m2 m 4 Raumgruppe P42 mnm Nr 136 Vorlage Raumgruppe 136 5 Gitterparameter a 4 40 A c 2 86 A 5 Formeleinheiten Z 2 5 Haufige Kristallflachen 111 100 101 Zwillingsbildung gelegentlich nach 101 6 Physikalische EigenschaftenMohsharte 6 bis 7 ahnlich wie der verwandte Kassiterit 6 Dichte g cm3 berechnet 6 28 6 Spaltbarkeit nicht definiertFarbe grauschwarz 7 hellgrau im Auflicht 6 Strichfarbe nicht definiertTransparenz durchscheinend 6 Glanz nicht definiertArgutit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem und konnte bisher nur in Form von mikroskopisch kleinen Kristallen von bis zu 20 mm Grosse 6 entdeckt werden die in Sphalerit eingebettete hypidiomorphe Kristalle Das durchscheinende Mineral ist von grauschwarzer im Auflichtmikroskop auch hellgrauer Farbe Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Bildung und Fundorte 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenDie synthetische Verbindung Germaniumdioxid und deren Polymorphie ist durch die Untersuchungen von A W Laubengayer und P L Brandt mindestens seit 1932 bekannt 8 9 Die Kristallstruktur von Germaniumdioxid und einiger anderer Vertreter des Rutiltyps wurde 1956 durch Werner H Baur endgultig entschlusselt 10 Als naturliche Mineralbildung wurde Germaniumoxid zusammen mit Carboirit Fe2 Al2GeO5 OH 2 3 erstmals in der Lagerstatte Plan d Argut bei Argut Dessous im Departement Haute Garonne in der franzosischen Region Okzitanien entdeckt Die Erstbeschreibung erfolgte 1983 von Z Johan E Oudin und Paul Picot die dem Mineral nach dessen Typlokalitat den Namen Argutit gaben Das Typmaterial des Minerals wird in der Mines ParisTech auch Ecole nationale superieure des mines ENSM aufbewahrt 11 Klassifikation BearbeitenDa der Argutit erst 1980 als eigenstandiges Mineral anerkannt wurde ist er in der seit 1977 veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet Einzig im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr IV D 02 45 In der Lapis Systematik entspricht dies der Klasse der Oxide und Hydroxide und dort der Abteilung Oxide mit dem Stoffmengen Verhaltnis Metall Sauerstoff 1 2 MO2 amp Verwandte wo Argutit zusammen mit Kassiterit Paratellurit Plattnerit Pyrolusit Rutil und Tripuhyit die Rutil Gruppe bildet Stand 2018 7 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA bis 2009 aktualisierte 12 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Argutit ebenfalls in die Abteilung der Oxide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall Sauerstoff 1 2 und vergleichbare ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit mittelgrossen Kationen Ketten kantenverknupfter Oktaeder zu finden ist wo es zusammen mit Kassiterit Plattnerit Pyrolusit Rutil Tripuhyit Tugarinovit und Varlamoffit die Rutilgruppe mit der System Nr 4 DB 05 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Argutit in die Klasse der Oxide und Hydroxide und dort in die Abteilung der Oxide ein Hier ist er zusammen mit Ilmenorutil Kassiterit Plattnerit Pyrolusit Rutil Squawcreekit Stishovit und Struverit in der Rutilgruppe Tetragonal P42 mnm mit der System Nr 04 04 01 innerhalb der Unterabteilung Einfache Oxide mit einer Kationenladung von 4 AO2 zu finden Chemismus BearbeitenIn der idealen theoretischen Zusammensetzung besteht Argutit GeO2 aus Germanium Ge und Sauerstoff O im Stoffmengenverhaltnis von 1 2 was einem Massenanteil Gewichts von 69 42 Gew Ge und 30 58 Gew O 100 entspricht Insgesamt sieben Mikrosondenanalysen am Typmaterial aus der Lagerstatte Plan d Argut ergaben allerdings eine abweichende Zusammensetzung von 95 82 Gew GeO2 mit zusatzlichen Beimengungen von 0 17 Gew MnO2 1 20 Gew FeO und 3 03 Gew ZnO 13 Kristallstruktur BearbeitenArgutit kristallisiert in der tetragonalen Raumgruppe P42 mnm Raumgruppen Nr 136 Vorlage Raumgruppe 136 mit den Gitterparametern a 4 40 A und c 2 86 A sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle 5 Bildung und Fundorte BearbeitenArgutit bildete sich in einer Zinklagerstatte in metamorphem Sedimentgestein Als Begleitminerale konnen neben Sphalerit unter anderem noch Kassiterit Siderit und selten auch Briartit auftreten 6 Ausser an seiner Typlokalitat der Lagerstatte Plan d Argut sowie der nahe gelegenen Lagerstatte Rimbatz bei Argut Dessous trat das Mineral im Departement Haute Garonne noch an mehreren Fundstellen bei Bagneres de Luchon Melles und Saint Beat zutage Daneben fand es sich in der Region Okzitanien noch bei Saube Sentein Bentaillou und Carboire nahe Saint Girons im Departement Ariege und bei Leches nahe Lourdes im Departement Hautes Pyrenees Des Weiteren kennt man Argutit nur noch aus Mineralproben die im Kontinentalschelf vor der Kuste Namibias und in der Mangan Lagerstatte der Grube Arschitza englisch Arșița Mine etwa 4 km entfernt von Iacobeni im rumanischen Kreis Suceava Stand 2020 14 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenWerner H Baur Uber die Verfeinerung der Kristallstrukturbestimmung einiger Vertreter des Rutiltyps TiO2 SnO2 GeO2 und MgF2 In Acta Crystallographica Band 9 Nr 6 1956 S 515 520 doi 10 1107 S0365110X56001388 als Download verfugbar bei researchgate net abgerufen am 25 September 2020 Z Johan E Oudin Paul Picot Analogues germaniferes et galliferes des silicates et oxydes dans les gisements de zinc des Pyrenees centrales France argutite et carboirite deux nouvelles especes minerales In Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mitteilungen Band 31 1983 S 97 119 franzosisch Pete J Dunn Louis J Cabri George Y Chao Michael Fleischer Carl A Francis Joel D Grice John Leslie Jambor Adolf Pabst New mineral names In American Mineralogist Band 69 1984 S 406 412 englisch rruff info PDF 684 kB abgerufen am 25 September 2020 Takamitsu Yamanaka Kiyoshi Ogata Structure refinement of GeO2 polymorphs at high pressures and temperatures by energy dispersive spectra of powder diffraction In Journal of Applied Crystallography Band 24 1991 S 111 118 doi 10 1107 s0021889890011153 englisch Weblinks BearbeitenArgutit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 25 September 2020 Argutite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 25 September 2020 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Argutite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 25 September 2020 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated September 2020 PDF 3 4 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero September 2020 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englisch A W Laubengayer P L Brandt Germanium XXXIX The polymorphism of germanium dioxide In Journal of the American Chemical Society Band 54 Nr 6 Juni 1932 S 2303 2320 doi 10 1021 ja01345a019 englisch Werner H Baur Uber die Verfeinerung der Kristallstrukturbestimmung einiger Vertreter des Rutiltyps TiO2 SnO2 GeO2 und MgF2 In Acta Crystallographica Band 9 Nr 6 1956 S 515 520 doi 10 1107 S0365110X56001388 als Download verfugbar bei researchgate net abgerufen am 25 September 2020 Catalogue of Type Mineral Specimens A PDF 85 kB In docs wixstatic com Commission on Museums IMA 12 Dezember 2018 abgerufen am 25 September 2020 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 25 September 2020 englisch Pete J Dunn Louis J Cabri George Y Chao Michael Fleischer Carl A Francis Joel D Grice John Leslie Jambor Adolf Pabst New mineral names In American Mineralogist Band 69 1984 S 406 412 englisch rruff info PDF 684 kB 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