www.wikidata.de-de.nina.az
Als pyrophor von altgriechisch pῦr pyr deutsch Feuer und forein phorein deutsch tragen also feuertragend werden chemische Stoffe bezeichnet die fein verteilt schon bei Raumtemperatur und an der Luft heftig mit Sauerstoff reagieren Die bei dieser Oxidation freiwerdende Energie ist so hoch dass die Stoffe gluhen oder sogar Feuererscheinung zeigen Der Begriff kann auch auf andere selbstentzundliche Substanzen und Gemische erweitert werden 1 Inhaltsverzeichnis 1 Arten der Pyrophore und physikalische Erklarung 2 Pyrophore Stoffe in Kriegswaffen 3 Chemikalien Gefahrstoffrecht 4 QuellenArten der Pyrophore und physikalische Erklarung BearbeitenPyrophore sind z B bestimmte Metallstaube die meist bei niedriger Temperatur mittels Wasserstoff aus ihren Oxiden reduziert werden oder durch andere chemische Umsetzungen hergestellt werden Zu diesen pyrophoren Metallen zahlen z B Magnesium Titan Nickel Cobalt Eisen Blei die Lanthanoide und die Actinoide aber auch Metalloxide in ihren niedrigsten Oxidationsstufen fruher Oxydule genannt wie z B Mangan II oxid und Uran IV oxid Auch Bleistaub ist pyrophor und verbrennt unter Einwirkung von Sauerstoff wodurch es zu Blei II IV oxid Pb3O4 Mennige oxidiert wird Pyrophores Eisen wird u a durch die vorsichtige unter Luftausschluss stattfindende Zersetzung von Eisen II oxalat erzeugt Das wohl meistverwendete Pyrophor ist Auermetall eine Legierung aus ca 70 Seltenen Erden Cer Lanthan Yttrium etc und 30 Eisen Es wird in Feuerzeugen als Zundstein verwendet Der pyrophore Effekt entsteht durch den staubfeinen Abrieb dieser Legierung der vom Reibstein beim Drehen abgetragen wird Auch Nichtmetalle konnen pyrophore Eigenschaften aufweisen so z B weisser Phosphor und bestimmte Schwefelverbindungen Weisser Phosphor entzundet sich fein verteilt an der Luft Pyrophore Schwefelleber entsteht z B wenn sulfathaltige Minerale Alaun Kieserit Kaliumsulfat etc mit reduzierenden Substanzen wie Zucker oder Mehl unter Luftausschluss erhitzt werden Das Ergluhen dieser Praparate beruht auf ihrer ausserordentlich feinen Verteilung mit der sie dem Sauerstoff eine sehr grosse Angriffsflache bieten Reduziert man die genannten Metalle bei hoherer Temperatur so dass sie dichter werden sind sie nicht mehr pyrophor Der aus Alaun dargestellte Pyrophor wurde 1711 von Wilhelm Homberg entdeckt Hombergs Phosphor aber erst Carl Wilhelm Scheele gab 1777 die richtige Erklarung fur das Ergluhen 2 Pyrophore Stoffe in Kriegswaffen BearbeitenDie pyrophore Wirkung von feinverteiltem Uran wird bei Wuchtgeschossen als Nebeneffekt genutzt um das getroffene Ziel in Brand zu stecken Uran wird ebenfalls als Liner Stachel bildende Einlage in Hohlladungen verwendet und als Schrapnells in Luftabwehrraketen Tantal wird ebenfalls in panzerbrechenden Sprengkopfen verwendet und wirkt durch den pyrophoren Effekt hinter der durchschlagenen Panzerung stark brandfordernd Zirconium wird oft als Auskleidung von Sprengkopfen verwendet falls eine brandfordernde Wirkung gewunscht wird Brandbomblets enthalten oft Zirconium da es unter sehr hohen Temperaturen verbrennt und nur mit Sand geloscht werden kann nicht jedoch mit Wasser Bei Titan sind Metallbrande bei Turbinen bekannt Die Lenkwaffe Stinger hat einen Sprengkopf mit Titanhulle welcher zeitverzogert anspricht damit der Sprengkopf erst innerhalb des getroffenen Zieles zundet Das Titan wirkt dann dort stark brandfordernd Der metallorganische Stoff Triethylaluminium TEA wird als flussiges Brandmittel oder mit Verdickern wie Polyisobutylen als Gelbrandstoff englisch thickened pyrophoric agent TPA eingesetzt Derartige Brandmittel konnen als Nachfolger des Napalms angesehen werden und ubertreffen dieses hinsichtlich der Abbrandtemperatur und brandstiftenden Wirkung da nach erfolgreicher Loschung meist augenblicklich Ruckentzundung einsetzt und sie mit Wasser explosiv reagieren Chemikalien Gefahrstoffrecht Bearbeiten nbsp Piktogramm Flamme nach GHSFur die EU definiert die Verordnung EG Nr 1272 2008 CLP Verordnung die das Global harmonisierte System GHS der UNO umsetzt pyrophore Feststoffe und Flussigkeiten Demnach sind es Stoffe die schon in kleinen Mengen dazu neigen sich in Beruhrung mit Luft innerhalb von funf Minuten zu entzunden bzw als Flussigkeit ein Filterpapier in dieser Zeit zu entzunden oder zu verkohlen Sie sind mit dem GHS Piktogramm dem Signalwort Gefahr und dem Gefahrenhinweis H250 Entzundet sich in Beruhrung mit Luft von selbst zu kennzeichnen 3 In Aerosolpackungen ist ihr Inverkehrbringen beschrankt 4 Quellen Bearbeiten Eintrag zu Pyrophore In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 13 Juni 2014 Pyrophore In Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage Band 13 Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig Wien 1885 1892 S 487 Anh I Teil 2 Physikalische Gefahren Ziff 2 9 und 2 10 Verordnung EG Nr 1272 2008 Fur selbsterhitzungsfahige Stoffe und Gemische gilt Ziff 2 11 Art 67 Anh XVII Eintrag 40 REACH Verordnung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pyrophor amp oldid 235281471