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Die Gottfried Lindner AG war ein deutsches Fahrzeugbau Unternehmen in Ammendorf bei Halle Saale das aus einem 1823 gegrundeten Handwerksbetrieb hervorging und Aufbauten bzw Karosserien fur Strassenbahnwagen Omnibusse Eisenbahnwagen Lastkraftwagen und Personenkraftwagen herstellte Gottfried Lindner AGRechtsform AktiengesellschaftGrundung 1905Auflosung 1979Auflosungsgrund LiquidationSitz Ammendorf bei Halle Saale nach 1945 Nurnberg DeutschlandLeitung Heinrich Lindner bis 1922 Hermann Traus 1922 1939 Mitarbeiterzahl 400 1906 1500 1925 2500 1929 1300 1932 Branche Fahrzeugbau Aufbauhersteller Die Produktionsanlagen in Ammendorf wurden 1945 enteignet und bildeten von 1952 bis 1990 den VEB Waggonbau Ammendorf Der Name Lindner wurde dabei noch bis 1957 als renommierte Marke fur einen Teil der Produktion beibehalten Nach 1990 kam das Werk uber die Deutsche Waggonbau AG DWA an den Bombardier Konzern und wurde 2005 geschlossen 2006 entstand auf dem Werksgelande als Neugrundung die Maschinenbau und Service GmbH MSG Ammendorf die sich selbst als Nachfolgeunternehmen betrachtet allerdings nicht im juristischen Sinn Die Aktiengesellschaft verlagerte 1945 ihren Sitz nach Nurnberg Sie besass aber ausser Beteiligungen an anderen Gesellschaften nur noch einige in den 1930er Jahren entstandene Vertriebs und Reparatur Niederlassungen auf dem Gebiet der Bundesrepublik 1965 ging sie in Konkurs die Liquidation wurde erst 1979 abgeschlossen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte bis 1945 1 1 Strassenbahnwagen und Omnibusse 1 2 Eisenbahnwagen 1 3 Personenkraftwagen 1 4 Lastkraftwagen 1 5 Landwirtschaftsmaschinen 2 Geschichte nach 1945 2 1 Christa Wolf und der Zirkel schreibender Arbeiter 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte bis 1945 Bearbeiten nbsp Aktie uber 1000 Mark der Gottfried Lindner AG vom 1 Oktober 1919Urzelle des Unternehmens war eine am 23 August 1823 vom Sattlermeister Gottfried Lindner in Halle gegrundete Sattlerwerkstatt die bereits bis etwa 1830 zur Stellmacherei fur die Reparatur und den Bau von Kutschen erweitert wurde 1883 begann die Firma Lindner mit der Herstellung von Wagen fur Pferdestrassenbahnen bald auch fur elektrische Strassenbahnen Damit setzte sie sich auch von der Firma Ludwig Kathe amp Sohn als lokalem Konkurrenten ab Von besonderer Bedeutung war die Beteiligung an einem Auftrag uber 90 Strassenbahnwagen fur die elektrische Strassenbahn der Stadt Halle im Jahr 1889 wobei Lindner die Wagenkasten von 45 Wagen auf den von der Waggonfabrik Herbrand gelieferten Fahrgestellen aufbaute 1900 wurde die Produktion aus den Werkstatten in Halle in eine neue Fabrik in Ammendorf verlegt 1 Das bis dahin als offene Handelsgesellschaft betriebene Familienunternehmen wurde 1903 zunachst in eine Gesellschaft mit beschrankter Haftung GmbH umgewandelt Die weitere Expansion fuhrte aber schon 1905 zur Umwandlung in eine Aktiengesellschaft unter der Firma Gottfried Lindner AG zunachst meist mit dem Zusatz Wagen und Waggonfabrik und mit dem Sitz in Ammendorf Das Aktienkapital von ursprunglich 600 000 Mark wurde bis 1912 auf 1 6 Millionen Mark erhoht 1908 begann man mit der Herstellung von Karosserien fur Personenkraftwagen und Omnibusse Spater kamen Aufbauten fur Nutzfahrzeuge hinzu Die Herstellung von Kutschen endete 1912 nach einer Gesamtproduktion von rund 6000 Stuck Im Ersten Weltkrieg wurde die Produktion auf den militarischen Bedarf umgestellt Generaldirektor war bis 1922 Heinrich Lindner der als letztes Mitglied der Familie Lindner aus der Unternehmensleitung ausschied 1922 ubernahm Hermann Traus die Leitung und baute das Unternehmen zum damals grossten deutschen Karosseriehersteller aus 1923 war das Unternehmen in vier organisatorisch selbststandige Abteilungen untergliedert 2 Eisenbahnwagen Strassenbahnwagen und Omnibusse Lastauto Aufbauten und Lastanhangewagen AutomobilkarosserienDas Fabrikgelande war zu dieser Zeit rund 26 3 ha gross ausserdem besass das Unternehmen 115 Werkswohnungen 2 Nach dem Ende der Inflation wurde das Aktienkapital von zuletzt 50 Millionen Mark Papiermark auf 5 Millionen Reichsmark umgestellt in der Weltwirtschaftskrise 1932 durch Einziehung von eigenen Stammaktien auf 3 5 Millionen Reichsmark herabgesetzt Ab 1933 1934 erfolgte die Grundung mehrerer Zweigwerke fur Vertrieb Wartung und Reparatur von Lastkraftwagen Anhangern so in Berlin Dresden Gaggenau Koln Konigsberg Nurnberg und Hamburg Durch den auf diese Weise verbesserten Kundendienst konnte der Absatz gesteigert werden 1934 beteiligte sich die Gottfried Lindner AG mit 20 an der Delaport Deutsche Lastanhanger Exportgemeinschaft mit Sitz in Hamburg 1937 entstand als 100 prozentige Tochter die Vertriebsgesellschaft Perack Lindner GmbH Einige der Zweigwerke wurden 1938 1939 in formal selbststandige Gesellschaften umgewandelt Lindner Anhanger Vertrieb Berlin GmbH Lindner Anhanger Vertrieb Dresden GmbH usw In Folge der Dividendenabgabeverordnung vom 12 Juni 1941 3 wurde das Aktienkapital 1942 auf 8 Millionen Reichsmark berichtigt Im gleichen Jahr entstand eine neue Fahrzeugfabrik im vom Grossdeutschen Reich besetzten Osteuropa die Lindner Fahrzeugwerke Ost GmbH in Bialystok Der Bestand der Waggonfabrik der Gottfried Lindner AG wird im Landesarchiv Sachsen Anhalt aufbewahrt 4 Strassenbahnwagen und Omnibusse Bearbeiten Die Produktion von Strassenbahnwagen begann 1883 seit 1908 wurden in gleicher Fertigungstechnik auch Aufbauten fur Omnibusse hergestellt nbsp Tw 78 von 1912 im Strassenbahnmuseum Halle nbsp Tw 151 im Museum des Stadtischen Ingenieurwesens in Krakau nbsp Tw 66 in 1933 in Utrecht ursprunglich gebaut 1920 fur die Strassenbahn Eberswalde nbsp Tw 644 von 1927 im Strassenbahnmuseum Halle nbsp Tw 17 von 1928 der Naumburger Strassenbahn nbsp Tw 401 von 1928 im Strassenbahnmuseum Halle nbsp Tw 9 in Potsdam Replikat Original von 1907 Eisenbahnwagen Bearbeiten 1903 lieferte Lindner erstmals Guterwagen an die Preussische Staatsbahn Mit diesem Produktionszweig beteiligte sich das Unternehmen 1922 an der ein Jahr zuvor gegrundeten Vertriebskartell Eisenbahnwagen Liefergemeinschaft GmbH EISLIEG Nachdem die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft DRG 1926 die Grundung eines neuen grosseren Kartells der Deutschen Wagenbau Vereinigung bewirkt hatte dem durch den so genannten Reichsbahnvertrag 90 der Waggonbau Auftrage der Deutschen Reichsbahn zugesichert waren verlor die EISLIEG ihren Zweck Wie die anderen Gesellschafter trat auch die Gottfried Lindner AG dem neuen Kartell bei Personenkraftwagen Bearbeiten Karosserien fur Personenkraftwagen wurden seit 1908 hergestellt Wie im Kutschenbau handelte es sich zunachst uberwiegend um individuelle Anfertigungen Nach dem Ersten Weltkrieg vollzog man bei der Ruckkehr zur zivilen Produktpalette gleichzeitig einen wichtigen Rationalisierungsschritt indem nur noch drei Karosserie Grundformen angeboten und in Grossserien nach damaligen Massstaben mindestens 50 Exemplare hergestellt wurden 2 Pro Tag wurden schliesslich bis zu 88 Karosserien gefertigt vor allem offene Tourenwagen und Limousinen hauptsachlich fur Adler AGA Horch und Protos Alle Karosserien entstanden in Holz Stahl Gemischtbauweise 1926 fuhrte das Unternehmen Ambi Budd Ganzstahlkarosserien in Grossserienproduktion ein was fur die Gottfried Lindner AG zu einem kraftigen Auftragsruckgang fuhrte Im Juni 1928 ubernahm die Ambi Budd Presswerk GmbH die Lindner Karosserieabteilung und legte sie zugunsten der eigenen Produktionskapazitat still Lastkraftwagen Bearbeiten Die Herstellung von Aufbauten fur Lastkraftwagen begann nach 1908 1925 wurde die Lindner Nutzwagen Karosserieen AG mit Sitz in Berlin gegrundet als deren Unternehmenszweck Vertrieb der Nutzwagen Karosserien der Gottfried Lindner AG in Ammendorf bei Halle a S und Vertrieb von Automobilzubehor angegeben wurden Dem eng begrenzten Zweck entsprechend betrug das Aktienkapital lediglich 50 000 Reichsmark Im Aufsichtsrat vertrat Generaldirektor Hermann Traus die Interessen der Gottfried Lindner AG 5 Grossere Bedeutung erlangte der Bau von Lastkraftwagen Anhangern in den 1930er Jahren als der Guterfernverkehr auf der Strasse zunahm Landwirtschaftsmaschinen Bearbeiten Mitten in der Weltwirtschaftskrise ubernahm die Gottfried Lindner AG im Herbst 1931 von der Firma F Zimmermann amp Co die Produktion landwirtschaftlicher Maschinen der Marke Hallensis die bis in den Zweiten Weltkrieg fortgefuhrt wurde Geschichte nach 1945 BearbeitenNach dem Zweiten Weltkrieg wurde die 1945 enteignete Fabrik in Ammendorf 1946 zunachst in die Sowjetische Aktiengesellschaft Transmasch eingegliedert 1952 wurde das Werk zum VEB Waggonbau Ammendorf der organisatorisch zur VVB LOWA gehorte Neben der Nutzfahrzeugproduktion die bis 1957 noch unter dem Namen Lindner erfolgte produzierte man unter der Leitung des Generaldirektors Georg Laschutza bis 1990 insbesondere Breitspur Personenwagen so genannte Weitstreckenwagen fur die Sowjetischen Eisenbahnen SZD und andere Waggons fur andere Eisenbahngesellschaften Der Originalbestand des Archivs des VEB Waggonbau Ammendorf wird im Landesarchiv Sachsen Anhalt aufbewahrt 6 1990 wurde der VEB Waggonbau Ammendorf mit weiteren Waggonfabriken der DDR in der Deutsche Waggonbau AG DWA zusammengefasst die Mitte der 1990er Jahre an eine private Investorengruppe verkauft wurde Mit dem Weiterverkauf der DWA an die Bombardier Gruppe 1998 ging auch das Werk Ammendorf in diesem Konzern auf Ende 2005 wurde das Werk geschlossen 2006 wurde das Firmenareal von dem Unternehmer Roland Schimek 7 erworben Im Juli 2006 entstand die Maschinenbau und Service GmbH MSG Ammendorf die sich als Nachfolgeunternehmen des VEB Waggonbau Ammendorf betrachtet und sich mit dem Bau und der Reparatur von Schienenfahrzeugen fur in und auslandische Auftraggeber befasst Die MSG ist mit rund 175 Beschaftigten 8 der zweitgrosste Industriebetrieb der Stadt Halle Christa Wolf und der Zirkel schreibender Arbeiter Bearbeiten Zwischen 1959 und 1962 leitete Christa Wolf zusammen mit ihrem Mann Gerhard den Zirkel Schreibender Arbeiter im Werk der Waggonbau Ammendorf Ihre Erlebnisse aus dieser Zeit verarbeitete Christa Wolf in der Erzahlung Der geteilte Himmel Literatur BearbeitenHoff Das deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart Reimar Hobbing Berlin 1923 Band 2 S Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften 30 Ausgabe 1925 Band 2 S 1863 Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften 37 Ausgabe 1932 Band 2 S 2006 f Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften 48 Ausgabe 1943 Band 3 S 2229 f Werner Oswald Deutsche Autos Band 2 1920 1945 Motorbuch Verlag Stuttgart 2005 ISBN 3 613 02170 6 S 516 knapp und zum Teil missverstandlich Christian Suhr Lindner Karosserien und Anhanger aus Ammendorf Reichenbach Vogtland Halle Saale 2010 ISBN 978 3 938426 12 8 Sven Frotscher Das stahlerne Herz von Halle Lindner Waggonbau Ammendorf MSG Band 1 1823 1945 Mitteldeutscher Verlag Halle Saale 2014 ISBN 978 3 95462 286 3 Weblinks BearbeitenHomepage der MSG Fruhe Dokumente und Zeitungsartikel zur Gottfried Lindner AG in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Zeittafel Ammendorf 1900 1919 1 2 Vorlage Toter Link ammendorf cwsurf de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis PDF 125 kB a b c o V Gottfried Lindner Aktiengesellschaft Wagen und Waggonfabrik Ammendorf b Halle Saale In Magistrat der Stadt Halle Hrsg Halle an der Saale Deutschlands Stadtebau 1 Auflage Dari Verlag Berlin Halensee 1923 S 110 f RGBl I S 323 I 566 Gottfried Lindner AG Waggonfabrik Ammendorf 1876 1954 Bestand Landesarchiv Sachsen Anhalt abgerufen am 1 September 2020 Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften 30 Ausgabe 1925 Band 4 S 6647 I 567 VEB Waggonbau Ammendorf 1945 1990 Bestand Landesarchiv Sachsen Anhalt abgerufen am 1 September 2020 http www roland schimek de https www investieren in sachsen anhalt de Sachsen Anhalt bringt Kompetenz auf dieDeutsche Lkw und Omnibusmarken ABAM ABOAG Adler AEG AGEKA Ansbach Apollo Argus Audi Auwarter Beckmann Benz Bergmann Bergmann Metallurgique Bindewald Albrecht BMF Bleichert Bob Boes Borgward Braun Brennabor Bussing AG Cudell Cyklon DAAG Daimler DAI Rex De Dietrich Motoren Werke Dessau Deutz Dixi DKW Drauz Drogmoller Ducommun Durkopp Dux EA KFB Gera Econom Ehrhardt Eicher Eichler amp Bachmann Elite Fafnir FAKA Faun FEG FFG Flader Fleischer Ford Framo Frankfurter Fuchs Gaggenau Gaubschat Geist Goliath Goossens Goppel Graaff Gutbrod Gottfried Hagen Rudolf Hagen Hansa Hansa Lloyd Hanomag Harmening Helios Henschel Hercules Hille Horch Huttis amp Hardebeck Kaelble Kassbohrer KAW KHD Klatte Komnick Kowex Krauss Maffei Krieger Krupp Kruse Leila Lindner Lloyd Loreley Loutzky LUC Luders Ludewig Lux LWD MAF Magirus Magnet MAN Truck amp Bus Manderbach Mannesmann MULAG Mathis Maurer Union Maxwerke Mercedes Meyrel MMB MWD MWF Nacke NAG Norddeutsche Waggonfabrik NSU NWF Okonom Opel Orenstein amp 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