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Tanbura arabisch الطنبورة DMG aṭ ṭanbura auch sudanarabisch tanbur tanbura ferner tambura tumbura ist eine funf oder sechssaitige Schalenleier deren Heimat vermutlich bei den Nubiern in Oberagypten und im Sudan liegt wo eine kleine funfsaitige Variante der Leier in den nubischen Sprachen kisir genannt wird Von dort verbreitete sich die tanbura die nicht zu einer bestimmten Ethnie gehort entlang des Roten Meeres in Dschibuti und im Jemen sowie an der Kuste des Persischen Golfs im Suden des Irak und in den Golfstaaten Sie wird zur Liedbegleitung in der Unterhaltungsmusik und bevorzugt in allen genannten Landern im zar Kult der Frauen verwendet einem im afrikanischen Volksislam verankerten Heilungsritual Die in Nubien kultisch verwendete Leier tambura ist grosser als die kisir und besitzt sechs Saiten Ursprunglich sechssaitige tanbura aus Oman Museum Bait Al Baranda Maskat Das Dialektwort tanbura ist vom hocharabischen tunbur abgeleitet das seit dem Mittelalter in erster Linie fur Langhalslauten steht Speziell im Sudan ist heute auch der alte arabische Name fur die Leier rababa gebrauchlich Eine Leier war bereits altagyptischen Musikern um 2000 v Chr bekannt und gelangte von Agypten uber Nubien weiter nach Suden wo sie in unterschiedlichen Formen in Ostafrika vorkommt In Spielweise und Bauform sind mit der tanbura unter anderem die hauptsachlich auf der Sinai Halbinsel und in Saudi Arabien gespielte simsimiyya und die krar in Athiopien verwandt Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Etymologie 2 Bauform und Spielweise 3 Nubische Musik 4 Zar Kult am Roten Meer 4 1 Sudan 4 2 Agypten 4 3 Weitere Lander am Roten Meer 5 Musik am Persischen Golf 5 1 Zar Kult 5 2 Unterhaltungsmusik 6 Diskografie 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHerkunft und Etymologie Bearbeiten nbsp Nubischer tanbura Spieler in Kairo Aquarellmalerei von Carl Haag 1858Die altesten Abbildungen von Leiern in Mesopotamien stammen von den Sumerern aus den Konigsgrabern von Ur und werden in die erste Halfte des 3 Jahrtausends v Chr datiert Es handelte sich um grosse Standleiern und kleine tragbare Leiern mit vier Saiten Um die Mitte des 3 Jahrtausends Ur I Zeit besassen die Leiern funf Saiten 1 Die ersten altagyptischen Leiern waren den sumerischen entsprechend asymmetrisch spater besassen sie wie die Leiern der griechischen Antike symmetrische also gleich gestaltete Jocharme Die altgriechische lyra war eine Schalenleier mit einem Schildkrotenpanzer als Korpus und mit der haufig im Alten Testament erwahnten kinnor war wahrscheinlich eine kastenformige Flachbodenleier gemeint 2 Vermutlich gelangte die Leier mit Einwanderern zunachst als Hyksos bekannt aus dem vorderasiatischen Raum ab der Mitte des 1 Jahrtausends v Chr bis zur Zeitenwende nach Agypten und weiter nach Suden Heute kommen Leiern in Afrika nur am Roten Meer und in Ostafrika vor Nubien durfte eine Vermittlerrolle bei der Ausbreitung der Leier gespielt haben Das nubische Wort fur Leier kisir oder kissar wird auf kithara zuruckgefuhrt wie eine Form der Leier in der griechischen Antike hiess Dies macht eine Ausbreitung der Leier in Agypten ab der Herrschaft der als Vermittler auftretenden Ptolemaer ab 332 v Chr moglich Kithara fuhrt uber arabisch qiṯara Umschrift nach DMG und spanisch guitarra sowohl zu Gitarre als auch unmittelbar vom griechischen Urbegriff uber lateinisch cithara zu Zither Fresken aus dem nubischen Reich von Meroe 4 Jahrhundert v Chr bis 4 Jahrhundert n Chr zeigen Leiern Von dort gelangten wohl Leiern nach Athiopien wo sie seit etwa dem 15 Jahrhundert in Manuskripten erwahnt werden Um diese Zeit nach Suden wandernde Niloten brachten die Leier vom Sudsudan etwa die Schalenleier tom der Schilluk oder von Athiopien nach Kenia und Uganda in die Gegend des Victoriasees Damit erstreckt sich die Verbreitung der Leier von Agypten simsimiyya uber den Sudan tanbura Sudsudan tom Athiopien krar beganna Somalia Nordwestkenia pagan Sudwestkenia nyatiti Uganda endongo Nordtansania bis in den Nordosten des Kongo 3 Tanbura geht auf persisch tanbur und arabisch tunbur zuruck In der fruhislamisch arabischen Literatur wird mit dem aus der sassanidischen Zeit ubernommenen Wort tunbur erstmals im 7 Jahrhundert ein Musikinstrument bezeichnet 4 Tunbur steht mit dem sumerischen Wort pan tur kleiner Bogen in Beziehung dieses ist aus pan dem Namen der alten westasiatischen Bogenharfe und tur klein zusammengesetzt um die so bezeichneten tragbaren Langhalslauten von den grosseren Harfen zu unterscheiden 5 Ableitungen von pan tur finden sich in den Namen des altgriechischen Saiteninstruments pandura im europaischen Mittelalter pandora und noch der heutigen Langhalslauten pondur und panduri Ausser der arabischen Leier standen alle Aussprachevarianten um tunbur fur Lauteninstrumente vom Balkan tambura uber die Turkei tanbur die kurdischen Provinzen im Iran tembur Nordafghanistan dambura Sudpakistan damburag und tanburo bis nach Indien tanpura und tandura Letztere Bezeichnungen fur indische Langhalslauten gelangten zwar erst nach dem Mittelalter nach Indien vom altindischen Sanskritwort damaru fur eine kleine Sanduhrtrommel konnte jedoch die Doppelbedeutung des Wortumfeldes tunbur fur Saiteninstrumente und Trommeln zuruckzufuhren sein die sich bis zu tamburin fur eine Rahmentrommel erhalten hat 6 Nach einer weiteren Vermutung gehen tunbur tambura und ahnlich auf tumba zuruck das in nordindischen Sprachen Kurbis und Kalebasse bedeutet und beispielsweise dem einsaitigen indischen Zupfinstrument tumbi den Namen gab 7 Spater in osmanischer Zeit verbreitete sich das Wort tanbur mit Langhalslauten erneut in Agypten Europaische Forschungsreisende erwahnten als erste tanbura genannte Leiern Carsten Niebuhr 1733 1815 berichtete in Reisebeschreibung nach Arabien und andern umliegenden Landern 1774 1778 von einer Art Harfe die er im nubischen Dunqula sah und die von den Nubiern kussir und von den Arabern tambura genannt wurde Der Schweizer Orientreisende Jean Louis Burckhardt 1784 1817 Travels in Nubia London 1819 8 stellte fest dass die Nubier ausser einer funfsaitigen mit Gazellenhaut bespannten tamboura einer Flote und einer Kesseltrommel keine weiteren Musikinstrumente besassen Die Strichzeichnung am Rand des Textes zeigt eine funfsaitige Leier mit rundem Korpus wie sie noch heute vorkommt Der Name der Schilluk Leier tom oder thum ist vermutlich eine Kurzform von tambura 9 Das arabische Wort rabab basiert auf der Konsonantenwurzel r b b Davon abgeleitet sind die Namen zahlreicher gestrichener Spiesslauten und einiger gezupfter Langhalslauten von Marokko ribab uber die arabischen Lander des Nahen Ostens rebab Zentralasien rawap bis nach Sudostasien rebab Laut Ibn Chordadhbeh um 820 um 912 war die Leier im 10 Jahrhundert ein byzantinisches Musikinstrument das er arabisch al lura nennt und mit einem arabischen Instrument namens rabab gleichsetzt Damit hatte Nubien eine alte arabische Bezeichnung fur die Leier beibehalten die ansonsten mehrheitlich auf spatere Streichlauten ubergegangen ist denn rabab a ist heute im Sudan die gegenuber tambura gelaufigere Bezeichnung fur die Leier 10 Bauform und Spielweise Bearbeiten nbsp Funfsaitige nubische kisir Zeichnung von Francois Joseph Fetis in Histoire generale de la musique 1869 nbsp Funfsaitige kisir des arabischen Schaigiya Stammes in Nubien Zeichnung in einem britischen Reisebericht von 1835 11 Die Form der tanbura ist uberall ahnlich je nach Region kommen betrachtliche Grossenunterschiede vor die von 70 Zentimetern Lange im Sudan bis zu 140 Zentimetern im Jemen reichen Die in Nubien zur Liedbegleitung gespielte kisir gehort zu den kleineren Leiern und besitzt stets funf Saiten Im zar Kult wird generell eine grossere Leier in Nubien tambura genannt mit sechs Saiten verwendet Der kreisrunde schalenformige Korpus arabisch ghadah nubisch koos wie die Essensschale der sudanesischen Leier besteht aus einer halbierten Kalebasse einer geschnitzten Holzschale in Nubien aus dem Holz der Nilakazie Acacia nilotica oder ersatzweise aus Metall Blechschussel Radkappe und kann bis zu 50 Zentimeter Durchmesser erreichen Einige museale Exemplare besitzen als Korpus einen Schildkrotenpanzer Die beiden Jocharme arabisch digla oder dagala die sich innerhalb des Korpus beruhren ragen an dessen oberem Rand aus der Decke heraus und bilden mit der Querstange Joch Jochbogen arabisch farmal ein symmetrisches gleichseitiges Dreieck Die Querstange ist mit passgenauen Bohrungen auf die Jocharme gesteckt und an der Verbindungsstelle mit einer Schnur umwickelt Zusatzlich werden die Ecken durch dreieckig umgebundene Stoffstreifen fixiert Die Deckenmembran besteht bei der nubischen kisir aus Kamel oder Kuhhaut die in nassem Zustand aufgezogen und gegen einen Schnurring an der Unterseite verspannt wird Im unteren Bereich der Membran sind ublicherweise zwei kreisrunde Schalllocher ʿain Auge ausgeschnitten Die Saiten nubisch siliki bestehen aus Darm Pflanzenfasern Draht und Antilopen oder Buffelsehnen In Nubien sind heute Drahtsaiten ublich bis Ende des 19 Jahrhunderts verwendete man meist Darmsaiten Die Saiten verlaufen von einem Eisenring arabisch tartschiya nubisch gede an der unteren Kante uber einen in Hohe der Schalllocher auf der Membran aufgesetzten Steg arabisch kursi nubisch kac Esel in spitzem Winkel auseinander auf die Querstange zu Dort werden sie wie bereits im Alten Agypten ublich an einem Stoffstreifen arabisch mghadda nubisch feekee verknotet der mehrfach um die Stange gewickelt ist Zum Stimmen mussen die Stoffknoten Stimmknebel bis zur gewunschten Spannung um die Stange gedreht werden Zwischen die Stoffknoten eingeschobene Pflocke Stimmstabe zur Feinjustierung wie von sumerischen Kastenleiern bekannt und etwa bei der alten athiopischen krar und beganna ublich werden nicht verwendet Dafur gibt es als dritte Moglichkeit um die Saiten an der Querstange zu befestigen in Khartum hergestellte Instrumente mit drehbaren Stimmwirbeln die in Bohrungen in die Stange gesteckt sind Manche sudanesische Leiern sind an den Jocharmen mit Federn Glasperlenketten bunten Bandern und kleinen Glocken behangt 12 Alte kultisch verwendete Leiern konnen mit Anhangern aller Art formlich uberladen sein 13 Bahrain ist am Persischen Golf fur professionell hergestellte tanburas bekannt Die etwa neun Kilogramm schweren Leiern bestehen aus einer sehr grossen runden Holzschale und einem uberdurchschnittlich langen Joch Der Korpus ist mit Kuhhaut bezogen die mit Hautstreifen an einem Metallring an der Unterseite verspannt ist Die Leier besitzt funf pentatonisch gestimmte Saiten und manchmal eine sechste Saite sodass sich ein Tonumfang von einer Oktave ergibt Der sitzende Musiker halt das neben sich auf dem Boden aufgestellte Instrument senkrecht nach oben Sein linker Arm ruht auf einem Kissen das auf der oberen Kante des Korpus liegt Als Plektrum verwendet er ein Stuck Kuhhorn 14 nbsp Alte athiopische Leier krar oder kissar mit Schildkrotenpanzer 19 Jahrhundert Kunsthistorisches Museum Wien Der Spieler der altgriechischen kithara strich mit einem Plektrum in der rechten Hand in beide Richtungen uber alle Saiten Mit den Fingern der linken Hand beruhrte er von der Ruckseite alle Saiten die nicht zu horen sein sollten und liess nur die zu erklingende Saite frei Dadurch wurde deren Ton um ein rhythmisch schnarrendes Gerausch der anderen Saiten erganzt Druckte er mit der linken Hand starker gegen die Saiten so bog er den Rahmen etwas einwarts wodurch die freie Saite entspannt wurde und einen tieferen Ton hervorbrachte Diese Spieltechnik ist auch fur die tanbura typisch und kommt ansonsten in Sudathiopien und vereinzelt in Ostafrika vor wahrend bei den meisten ostafrikanischen Leiern etwa der endongo und der sudsudanesischen tom die Saiten ublicherweise von beiden Seiten mit den Fingern gezupft werden Die sudanesische Leier wird vom stehenden oder am Boden sitzenden Spieler hochkant rechtwinklig vom Korper weg und waagrecht oder etwas schrag nach oben gehalten Die funfsaitige kisir wird in Ganztonen also anhemitonisch pentatonisch gestimmt wobei die Toleranzen betrachtlich sein konnen Eine ubliche Stimmung entspricht nach europaischer Notation e1 g a c1 d1 Die in dieser Position untere Saite e1 wird mit dem kleinen Finger der linken Hand gedampft Der Ringfinger dampft die um eine Sexte tiefere Saite g der Mittelfinger die nachste Saite a einen Ganzton hoher der Zeigefinger die vierte Saite c1 eine kleine Terz hoher und der Daumen die oberste Saite d1 einen Ganzton hoher Die Nubier benennen die Saiten von unten nach oben mit weera eins miskin arm schwacher Klang tusko drei kemso vier und dicca funf Das Plektrum besteht aus Tierhaut oder heute aus Kunststoff Die Melodie entwickelt sich aus der wechselnden Abfolge der funf verfugbaren Tone 15 Die beiden Spieltechniken existieren nicht streng getrennt voneinander Geubte tanbura oder krar Spieler wenden gelegentlich beide Moglichkeiten der Klangproduktion in schnellem Wechsel nacheinander an haufig so dass der Spieler mit dem Plektrum in der rechten Hand die Hauptmelodie und den Rhythmus anschlagt wahrend er dazwischen mit den Fingern der linken Hand die Melodie ausfullende Zwischentone zupft Ferner konnen in manchen Stucken leere Saiten einzeln mit dem Plektrum angerissen werden Tendenziell ist die gestaltungsreichere Spielweise bei der einzelne Saiten gezupft werden auf dem Vormarsch 16 Nubische Musik Bearbeiten nbsp Funfsaitige nubische kisir mit dicken Stimmknebeln aus Stoff Herkunft KassalaIn der Region Nubien im Norden des Sudan sind nur wenige traditionelle Musikinstrumente bekannt wie Johann Ludwig Burckhardt bereits 1819 bemerkte Es sind dies neben der Leier die Rahmentrommel tar und die einfellige Tontrommel daluka mit einem schalenformigen an der Unterseite offenen Korpus aus luftgetrocknetem Lehm Frauen begleiten ihre Lieder rhythmisch mit Handeklatschen und spielen traditionell als einziges Musikinstrument die daluka falls diese nicht durch wesentlich lauter klingende Blechkanister ersetzt wird Die fruher als nubisches Nationalinstrument geltende kisir wird heute in der sudanarabischen popularen Musik weitgehend durch die arabische Laute ʿud ersetzt die deren Funktion als Liedbegleitung ubernommen hat und auch zusammen mit europaischen Instrumenten zum Einsatz kommt Die nubische Musik ist nach Geschlechtern getrennt Zu den Musikstilen der Manner gehoren Tanzlieder die vor allem bei Hochzeiten bali a cappella vorgetragen von kisir oder tar begleitet oder mit diesen Instrumenten Handeklatschen und Fussstampfen instrumental aufgefuhrt werden Neben Hochzeiten als den hauptsachlichen Anlassen fur Tanzveranstaltungen in grossen Gesellschaften singen Manner Lieder in kleinen Gruppen an Ruckzugsorten wahrend sie Dattelwein kalakiya trinken der im Sudan neben Hirsebier merisa ein selbstgebrautes alkoholisches Getrank mit einer langen Tradition ist Zur weiblichen Sphare gehoren Lieder die wahrend der Hausarbeit bei Hochzeiten und Beschneidungen bei der Verabschiedung und bei der Ruckkehr von Mekkapilgern gesungen werden sowie Wiegenlieder und zar Lieder Neben dieser funktionellen Einteilung gibt es regionale stilistische Eigenheiten Die Dongolawi Sprecher in der Region um Dunqula verwenden die kisir als das fuhrende Begleitinstrument in einem starker als anderswo arabisch beeinflussten Musikstil Weiter nordlich zwischen dem 2 und 3 Katarakt ist im Gebiet der Regionalsprachen Sukkot und Mahas die kisir ebenfalls das fuhrende Instrument hier jedoch rhythmisch durch Handeklatschen und Fussstampfen erganzt Mindestens vier Manner sorgen fur den Rhythmus und bilden zugleich einen Chor der sich mit dem Vorsanger abwechselt Noch weiter nordlich in Wadi Halfa an der sudanesischen Grenze wechseln sich ebenfalls ein oder zwei Solosanger mit einem Chor ab 17 Begleitet werden sie hier nicht von einer Leier sondern von zwei unterschiedlich grossen Rahmentrommeln Die Hadendoa eine Untergruppe der Bedscha im Nordosten nennen ihre kleine funfsaitige Leier bassankob basamkub oder basan kōb und spielen sie zur Unterhaltung wie die kisir Bei einem Hadendoa Instrument betragt die Lange 44 Zentimeter und die an der Jochstange gemessene Breite 30 Zentimeter Die Korpusschale ist mit 11 Zentimetern flach 18 Die Oberhaupter der Bedscha besassen fruher als weiteres Musikinstrument das zugleich ein Zeremonialobjekt und Machtsymbol war grosse Kesseltrommeln die naqqara oder nahas genannt wurden Bei seinem Aufenthalt im abessinischen Hochland fand James Bruce um 1770 die entsprechende Verwendung der athiopischen Kesseltrommel nagarit und der Leier zur Unterhaltung bei festlichen Anlassen Namensverwandte Kesseltrommeln noggaara gehoren zum Musikensemble im zar Kult 19 Im Grenzgebiet zwischen dem sudlichen Sudan und Athiopien werden Rundtanze von einem mannlichen Leierspieler begleitet oder von Ensembles mit Kalebassen Blasinstrumenten wie bei den Berta mit der Leier abangaran bangkarang und den Naturtrompeten waza 20 Die benachbarten Gumuz spielen ihre Leier jangar oder sangwe ebenfalls in der Plektrumtechnik Fur Besessenheitsrituale erganzen die Gumuz das Leierspiel durch drei bis vier an den Enden offenen Kalebassen in die sie hineinblasen oder brummen 21 Der kisir entsprechende und mit einem Plektrum gespielte kleine funfsaitige Leiern kommen auch in den Regionen Kurdufan und Darfur mit unterschiedlichen Namen vor Junge Manner spielen zur Liedbegleitung bei den Tumtum Nuba die fedefede bei den Ngile Sprechern die benebene und bei den Miri Nuba in Dschanub Kurdufan die kazandik Die ersten Schallplatten mit Musik des Sudan waren um 1928 Aufnahmen von zwei tanbura Spielern Die nubische Leier erfuhr dann ab den 1930er Jahren eine zunehmende Konkurrenz durch die arabische Laute ʿud die in der stadtischen Musik heute dominiert Gegen den Trend gab es Bestrebungen die landliche Tradition des Leierspiels auch in Khartum am Leben zu erhalten Hierfur wurde 1997 in der Landeshauptstadt ein Musikclub fur die Leier namens Nadi at Tanbura Tanbura Club eroffnet Es wurden auch Musikensembles gegrundet bei denen die tanbura im Zentrum steht und die sich bemuhen deren Spieltechniken zu erweitern 22 Als bedeutendster kisir Spieler gilt Muhammad Gubara 1947 dessen Markenzeichen eine jungenhaft hohe gepresste Stimme ist 23 Zar Kult am Roten Meer BearbeitenDas arabische Wort zar stammt wie der zar Kult nach einer verbreiteten Ansicht aus Athiopien amharisch zar Somali saar und geht auf den Namen des alten kuschitischen Himmelsgottes zuruck 24 nach anderer Ansicht ist zar von arabisch zara besuchen und ziyara dem Besuch eines heiligen islamischen Ortes abgeleitet Ein Ursprungsland lasst sich nicht zuverlassig angeben weil zar mit dem Bori Kult in Nigeria und anderen afrikanischen Besessenheitskulten in Verbindung steht Im 1822 veroffentlichten Band 7 der Description de l Egypte Beschreibung Agyptens die als Ergebnis der von Napoleon geleiteten Agyptischen Expedition zwischen 1798 und 1801 entstand wird der zar Kult erwahnt 25 Davon abgesehen wurde der Kult 1839 in der athiopischen Region Shewa erstmals von Europaern nachweislich beobachtet Die als nachstes folgende Notiz uber den Kult in Agypten findet sich in einem 1869 datierten Brief der englischen Schriftstellerin Lucie Gordon 1821 1869 Die erste eingehende Beschreibung durch den Tropenarzt Carl Benjamin Klunzinger die 1877 veroffentlicht wurde basiert auf dessen Beobachtungen in der Hafenstadt al Qusair am Roten Meer in den 1860er Jahren 26 Im Unterschied zu bori nehmen beim zar fast nur Frauen teil und die stets mannlichen Geister werden zwar angerufen aber nicht kultisch verehrt Im islamischen Kontext gelten die zar Geister als eine Gruppe der Dschinn oder stehen mit diesen in Beziehung Nur eine Frau kann als Leiterin schaicha in Agypten auch kudiah oder kudyat zar Oberin des zar der Zeremonie und Mittlerin Kontakt mit dem Geist aufnehmen Die tanbura wird praktisch uberall von Mannern gespielt Das arabische Wort miʿzafa miʿzaf Plural maʿazif bedeutete in vorislamischer Zeit ein Saiteninstrument vielleicht eine Art Psalterium oder konkret eine Leier Christian Poche stellt uber die Herkunft des Wortes miʿzafa von ʿazf in der Bedeutung die Stimme des Dschinn eine alte magische Beziehung zwischen der Leier und den Dschinn her 27 Die arabische miʿzafa steht demnach in der mythischen Nachfolge der von Konig David gespielten kinnor Die biblische Leier die mittelalterliche arabische miʿzafa und die heutige tanbura sind laut Poche kultisch verwandte Musikinstrumente die einen Dialog mit den Geistern fuhren und beschwichtigend auf sie einwirken Der Grammatiker Abu Talib al Mufaddal ibn Salama um 904 erklart in seiner Schrift Kitab al malahi dass die miʿzafa zwar allgemein bei den Arabern selten sei aber zahlreich auf dem Gebiet der heutigen Provinz Nadschran und des Jemen vorkomme Dies deckt sich mit archaologischen Funden im Jemen und mit der heutigen geographischen Verbreitung der arabischen Leier 28 Sudan Bearbeiten nbsp Tanbura oder rababa wie sie im zar Kult verwendet wird Herkunft Massaua Eritrea Sammlung Horniman Museum LondonDie traditionell strenge Geschlechtertrennung wie sie besonders im Norden des Sudan vorherrscht verbunden mit zahlreichen Handlungsverboten wird fur viele psychische Probleme bei Frauen verantwortlich gemacht die in den zar Sitzungen einen Entfaltungsfreiraum und eine Art gruppentherapeutischer Hilfe finden Entgegen den Erwartungen nahm mit der Einfuhrung der Scharia im Sudan 1983 die Zahl der zar Sitzungen zu weil sie noch mehr als Flucht aus der gesellschaftlichen Enge gebraucht wurden Seit dem offiziellen Verbot 1992 finden zar Sitzungen im Verborgenen statt 29 Mit dem Wort zar werden heute im Wesentlichen zwei Kultpraktiken und die darin vorkommenden Geister bezeichnet die volksislamische Elemente enthalten sich jedoch nach Herkunft und Ausfuhrung unterscheiden Beim zar bori treffen sich ausschliesslich erwachsene Frauen zu denen manchmal auch effeminierte Manner hinzukommen die wiederholt zu perkussiver Musik tanzen Einige Tanzerinnen erreichen einen Zustand der Ekstase Die sich passiv verhaltende Leiterin der Veranstaltung findet durch Befragung den richtigen zar Geist der von der Patientin Besitz ergriffen hat und bemisst daraufhin das geeignete Opfer die von den versammelten Frauen zu beachtenden Verhaltensweisen und die zu spielenden Melodien mit denen der Geist besanftigt werden soll 30 Der besitzergreifende Geist wird fur eine Reihe von psychischen und physischen Erkrankungen verantwortlich gemacht darunter Unfruchtbarkeit Mudigkeit Lahmungen Kopfschmerzen Appetitlosigkeit oder Alptraume 31 Wahrend zar bori als der jungere Kult gilt den neben den ursprunglich armen Frauen aus der Unterschicht heute im Sudan auch Frauen aus der gehobenen stadtischen Mittelschicht praktizieren ist tambura tumbura die einfachere und altere Form des Kults Im tambura erkennt die schaicha den Geist durch Traumdeutung Namensgebend ist die ublicherweise von einem mannlichen Musiker gespielte Leier tambura 32 Zar bori Teilnehmerinnen die arabischer Herkunft sind oder diese fur sich beanspruchen grenzen ihren Kult deutlich vom abschatzig bewerteten tambura Kult ab Dessen Teilnehmer gehoren der unterdruckten Unterschicht ehemaliger schwarzafrikanischer Sklaven arabisch ʿabid dunkelhautiger Nuba aus der gleichnamigen Bergregion im Suden oder von Volksgruppen aus Darfur im Westen an so zumindest die verbreitete Ansicht Ausserdem besitzt zar bori auch eine rein unterhaltende Komponente die dem wesentlich ernsthafter betriebenen und anstrengenderen tambura fehlt Die Teilnehmer beim tambura halten daher ihren Kult fur einzig geeignet alle durch zar Geister hervorgerufenen Krankheiten zu heilen 33 Die beim tambura gespielte gleichnamige Leier hat sechs Saiten auch wenn in der jeweiligen Gegend fur die Unterhaltungsmusik eine funfsaitige Leier verwendet wird Die Leier ist das einzige Melodieinstrument bei den Ritualen fur die rhythmische Begleitung sorgen Trommeln und ein Rasselgurtel der von den Tanzerinnen an der Hufte getragen wird Ist der besitzergreifende Geist erkannt wird er durch Lieder in einer nur fur ihn bestimmten Melodie Rhythmus Kombination besanftigt Der Geist fordert dem Verstandnis nach dass seine Musik gespielt wird Es geht im Ritual nicht darum den Geist ganzlich zu vertreiben Die Leier dient lediglich als Vermittler zwischen der Welt der Menschen und des Geistes Sie ist ein unverzichtbares Hilfsmittel und durch ihr Spiel spricht der Geist Seine Sprache kann nur der tanbura Spieler verstehen der die Botschaft fur die Anwesenden ubersetzt Die beiden Schalllocher in der Hautdecke werden im zar Kult zu Augen durch die der Geist die Menschen betrachtet Fur tambura Veranstaltungen in Omdurman wie sie Mitte des 20 Jahrhunderts durchgefuhrt und beschrieben wurden gilt Sollte eine Saite an der Leier reissen wird dies als eine Reaktion des Geistes gedeutet der seine Verargerung uber eine ihm nicht angemessene Behandlung oder eine falsche Zusammensetzung des Teilnehmerkreises ausdruckt In diesem Fall ist das Ritual unwirksam und muss nach neun Tagen erneut durchgefuhrt werden Zum Ritual von Omdurman gehorte dass die Leier in einer Prozession zum Nil getragen wurde weil dort die Heimat aller zar Geister ist Wahrend der Zeremonie geopferte Tiere Schafe wurden im Nil gewaschen mit ihrem Blut bestrich man die Leier und als Speiseopfer gab man ihr Fleischstucke Entsprechend wurde die Leier stets mit denselben Getranken und Nahrungsmitteln versorgt welche die an der Veranstaltung Beteiligten erhielten Diese gelten als Kinder der tambura und demonstrieren durch die Huldigung der Leier ihre lebenslange Verbundenheit mit dem zar Die an den Jochen befestigten Schmuckgegenstande sind ebenfalls ein Ausdruck der Verehrung fur die als Individualitat mit eigenem Namen angesprochene Leier 34 In der Kultur der Berta in der Provinz an Nil al azraq die eine nilosaharanische Sprache sprechen und im 19 Jahrhundert haufig Sklavenjagden ausgesetzt waren macht sich durch die Islamisierung heute ein arabischer Einfluss bemerkbar Eine Besessenheitszeremonie der Berta ahnelt dem zar Kult und wird wie die hierbei gespielte sechssaitige Leier mit dem arabischen Namen tambura benannt Arabische Namen tragen auch die ferner im Kult verwendete Kesseltrommeln unterschiedlicher Grosse noggaara tabla und tambura Bei einer 1982 beobachteten Zeremonie wurde die Leier von einem Mann gespielt Ansonsten waren nur Frauen beteiligt von denen eine Gruppe die Besessenheitstanze der anderen Gruppe mit Gesang begleitete Die Musik war vom lauten rhythmisch festgelegten Spiel der Trommeln dominiert von denen die kleinste Ausfuhrung und Rasseln fur einen Grundschlag sorgten der mit den anderen Trommeln zu einem Kreuzrhythmus erganzt wurde Bei dem nachtlichen Ritual gerieten die immer schneller und wilder tanzenden Frauen in einen Besessenheitszustand und fielen zu Boden um unvermittelt wieder aufzuspringen und bis zur Erschopfung weiterzutanzen Beim Gesang wechselten sich Solo und Chor Phasen ab Die Leier war nur an wenigen Stellen zu horen 35 Agypten Bearbeiten nbsp Rasselgurtel mangur mit Ziegenhornstucken besetztWo immer die Leier beim zar Kult beteiligt ist steht sie im Zentrum des Geschehens Das reglementierende Umfeld einer von Mannern dominierten Gesellschaft ist in Agypten ebenso ein Anlass fur Frauen sich im zar Kult einen Freiraum zu schaffen Der Kult wird in mehreren agyptischen Buchern erwahnt die Ende des 19 und Anfang des 20 Jahrhunderts erschienen Das erste Tondokument mit Musik einer zar Veranstaltung stammt Mustafa Said zufolge der in Beirut seit 2010 das Musikarchiv Arab Music Archiving and Research AMAR leitet 36 aus dem Jahr 1912 Bei dem 1932 von Konig Fu ad I einberufenen Kongress der arabischen Musik Muʾtamar al musiqa al ʿarabiyya 37 wurde auch Musik fur zar aufgefuhrt wovon einige Aufnahmen erhalten blieben Gegen Ende des 20 Jahrhunderts ist die einst neutrale Einstellung gegenuber zar durch die Kritik sowohl von Seiten der eher sakularen Herrschaft Prasident Husni Mubaraks als auch der islamistischen Muslimbruder in allgemeine Geringschatzung und Ablehnung ubergegangen Wie im Sudan wird zar weiterhin in Privatraumen in abgelegenen landlichen Gebieten als Ritual und unter den gebildeten hoheren Schichten der Stadte in einer angepassten Form als kulturelle Tradition und Unterhaltung gepflegt Stammt die Leiterin kudyat der Zeremonie aus Unteragypten so gehoren regionale Volkslieder zum Musikprogramm eine kudyat aus Oberagypten kann Einflusse der nubischen Musik in die zar Auffuhrungen von Kairo bringen Die ublichen Musikinstrumente sind neben der sechssaitigen tambura ersatzweise der funfsaitigen Leier simsimiyya ein mangur manjur genannter 30 bis 40 Zentimeter breiter Ledergurtel auf den Hornstucke von Ziegenhufen genahnt sind mit denen die Tanzerinnen ein Rasselgerausch erzeugen und des Weiteren Trommeln darunter die Rahmentrommel daff die grossere Rahmentrommel mazhar mit Schnarrsaiten die zweifellige auf dem Boden stehende Trommel tabl oder die Bechertrommel tabla 38 Als Melodieinstrumente kommen offene Langsfloten vom Typ schabbaba vor die langeren heissen nay und die kurzeren sibs 39 Der mangur wird von den Frauen durch rhythmische Huftbewegungen geschuttelt Die Bewegungen und die Gurtel haben in Verbindung mit der im Orient weit verbreiteten mythologischen Bedeutung der Ziege eine eindeutig sexuelle Symbolik 40 Im Verlauf einer agyptischen Besessenheitszeremonie spielen mehrere Musikgruppen nacheinander ein eigenes Repertoire Zwei Ensembletypen sind ublicherweise ausschliesslich mit Frauen besetzt die im Nildelta ein Repertoire aus ihrer mutmasslichen Herkunftsregion Oberagypten spielen der dritte Ensembletyp besteht aus Mannern und spielte bis in die 1940er Jahre im Nildelta islamische Heiligenlieder Danach begann dieses Ensemble Lieder fur zar zu spielen Die Leier tanbura verwendet nur das vierte Ensemble dessen Lieder zur sudanesisch nubischen Tradition gehoren Die Mitgliedschaften aller zar Ensembles werden ublicherweise innerhalb der Familie vererbt 41 Im Jahr 2000 grundete der langjahrige agyptische Kulturattache in Paris Ahmed El Maghraby in Kairo das Musiktheater Makan mit dem Ziel die musikalische Tradition seines Landes zu bewahren Hier tritt regelmassig die Gruppe Mazaher auf der Name ist die Pluralform von mazhar der Rahmentrommel In der Gruppe Mazaher haben sich Mitglieder aus allen zar Musiktraditionen zusammengefunden Regelmassig um 21 Uhr beginnt die Gruppe vor einem Publikum das Eintritt bezahlt hat die unterschiedlichen zar Musikformen als Konzert aufzufuhren Als Leiterin raʾisa der Veranstaltung tritt eine aus Nubien stammende Frau auf die selbst die Rahmentrommel mazhar spielt Wie im Sudan werden alle Lieder in stetem Wechsel von einer Solostimme und einem Chor gesungen Die einzelnen Stucke nehmen an Tempo und Dynamik zu bis sie auf dem Hohepunkt abrupt abbrechen Zwei Manner aus dem Sudan singen und spielen in der zweiten Konzerthalfte tanbura Sie werden von Rasseln und Rahmentrommeln rhythmisch begleitet In diesem Auffuhrungsverlauf ist der ursprunglich funktionelle Zusammenhang der Musik mit einem Besessenheitsritual zwar spurbar ein solches wird jedoch nicht inszeniert Dies geschieht von Seiten der Veranstalter aus praktischen und aus politischen Grunden um nicht den Unmut von Gegnern des Kults auf sich zu ziehen 42 Eine populare agyptische Band die tanbura und simsimiyya spielt ist El Tanbura 43 Weitere Lander am Roten Meer Bearbeiten In Dschibuti wird der Leier Respekt entgegengebracht indem die Teilnehmer beim zar in Gegenwart des Instruments ihre Schuhe ausziehen Um sie zu ehren ist die Leier in Dschibuti besonders uppig mit Bandern Federn Glockchen goldenen Kugelchen und Spiegeln behangt die eine magische Bedeutung haben 44 Zar in Dschibuti und Somalia saar wird um seine Herkunft kenntlich zu machen in Dschibuti saar xabashi athiopischer zar genannt 45 Im mehrheitlich christlichen Athiopien ist der zar Kult besonders ausgepragt Das traditionelle Zentrum des Kults ist die Stadt Gonder die zum Siedlungsgebiet der Amharen im Hochland gehort 46 Die amharischen Leiern krar und beganna werden jedoch nicht in der Ritualmusik des zar verwendet Im Jemen ist der zar Kult vor allem im Kustentiefland Tihama verbreitet In der dortigen Stadt Zabid gilt die tanbura als ein Instrument der Schmiede qayn Im sudlichen Jemen ist die zur Liedbegleitung gespielte sechssaitige Leier als simsimiyya bekannt In die Tihama und nach Aden im Suden des Jemen wurde der zar Kult durch schwarzafrikanische Einwanderer von der gegenuberliegenden afrikanischen Kuste eingefuhrt In Saudi Arabien wo Leiern tambura oder simsimiyya heissen konnen die Tanzerinnen beim zar von der verbreiteten Liedgattung samiri samri begleitet werden Indem sie mit den Fussen stampfen produzieren sie mit ihren Ziegenhufgurteln mangur einen Rhythmus 47 Die ubrigen Rhythmusinstrumente mit denen samiri Lieder begleitet werden sind die Rahmentrommel tar und die zweifellige Zylindertrommel tabl Musik am Persischen Golf BearbeitenZar Kult Bearbeiten nbsp Tambura genannte konische Trommel in Oman Das mit Pflocken gespannte Fell verweist auf die afrikanische Herkunft Eine ahnliche Kesseltrommel heisst musundu Museum Bait Al Baranda Maskat nbsp Afrikanische Trommeln mit Spannpflocken Trommel und Tierhornensemble aus Abetifi Ghana Foto von 1889 Der zar Kult ist auf beiden Seiten des Persischen Golfs verbreitet und erstreckt sich bis an die Kuste der pakistanischen Provinz Belutschistan Nach dem Mittelalter verstarkte sich der Warenaustausch zwischen der afrikanischen Ostkuste vor allem Sansibar uber Oman und den Persischen Golf bis an die Westkuste Indiens 48 Schwarzafrikanische Sklaven und Handler brachten ihre Musikkultur Tanze und Rituale mit Deren Nachkommen bilden heute in Belutschistan und in einigen Gegenden Indiens die Gruppe der Siddis 49 In Belutschistan werden einige Heilungsrituale gepflegt die eine Verbindung afrikanischer Kulte mit den vorherrschenden sufischen Stromungen des Islam darstellen Neben dem zar Kult gehort hierzu der guat Kult dessen Begleitensemble anstelle der Leier die Zupflaute damburag und die Streichlaute suroz spielt 50 Guat heisst Wind oder Geist und meint einen unsichtbaren Geist der bei Frauen und Kindern physische und psychische Krankheiten verursacht Zar wird in der Region ebenfalls als ein solcher Wind Geist verstanden und bezeichnet das dazugehorige Heilungsritual In diesen Zusammenhang gehort die Besessenheitszeremonie an nuban auch noban mit relativ gutartigen Geistern die als weitere Variante des afrikanischen zar Kults gilt 51 Der schadigende Wind Geist muss im Heilungsritual mit seiner Personlichkeit und seinem Ursprungsland identifiziert werden Der vom Geist besessene Patient teilt dem mannlichen baba zar oder weiblichen Heiler mama zar mit Gesten und in einer fur Aussenstehende unverstandlichen Sprache Dinge mit die zu seiner Charakterisierung und damit zur Behandlung des Patienten fuhren Die verwendeten Musikinstrumente an der Sudkuste Irans im Irak in Oman und anderswo am Persischen Golf sind afrikanische Trommeln und die tanbura In Oman heisst die sechssaitige Leier tanbura oder nuban Deren Spielweise entspricht der sudanesischen Tradition Sie steht hier wie dort im Zentrum des Kults und wird als Geste der Begrussung und Verehrung von den Teilnehmern am Joch beruhrt Die Begleitmusiker beim nuban Ritual von Oman spielen in einer Aufnahme von 1991 in der Stadt Sur vier konische afrikanische Trommeln und schlagen den Takt mit einem Blechkanister tanak Die Tanzerinnen tragen mangur Rasselgurtel die hier mit Metallglockchen und Schafshufen behangt sind Die tanbura ist nur fur das Ritual aber nicht musikalisch von Bedeutung denn sie ist im Verein mit den Perkussionsinstrumenten sowie mannlichen und weiblichen Gesangsstimmen kaum zu horen 52 Allgemein werden fur die nuban Musik am Persischen Golf vier oder funf flache Zylindertrommeln oder Kesseltrommeln und Ziegenhufgurtel mangur verwendet Der tanbura Spieler ist zugleich der Vorsanger der im Wechsel mit dem Chor der ubrigen Teilnehmer singt 53 Im Suden Irans praktiziert die aus Afrika stammende Gemeinschaft Ahl i hawa Leute des Windes von persisch arabisch ahl Volk und hawaʾ Wind die nuban Zeremonie Die Ahl i hawa haben fur ihre Verehrung des Windes keine Erklarung oder mythologische Begrundung sie sprechen lediglich von einer afrikanischen Tradition Die meisten Winde kommen dem Glauben nach aus Afrika aus der arabischen Wuste oder aus Indien nur wenige haben ihren Ursprung in Iran 54 Wahrend ihrer mehrtagigen Zeremonie treten auch bunt gekleidete Tanzerinnen auf Die Beteiligten sprechen Persisch mit Einsprengseln in Arabisch und Swahili Sie spielen die zweifellige grosse Zylindertrommel dammam die ansonsten bei schiitischen Passionsspielen gebraucht wird die mittelgrosse Trommel gap dohol und die kleine kesar Als Melodieinstrumente werden neben der tanbura Sackpfeifen nay jofti und nay anban in den Zeremonien verwendet Der zar Kult wird von der islamisch konservativen Regierung Irans an den Rand gedrangt ist aber nicht verboten Frauen durfen jedoch nicht vor einem gemischten Publikum auftreten 55 Im irakischen Basra wird der Leierspieler sanjah genannt was eigentlich Harfenspieler Spieler der Harfe tschang bedeutet Unterhaltungsmusik Bearbeiten Nicht nur fur die aus Afrika stammenden Minderheiten am Persischen Golf ist Musik ein die Gemeinschaft starkendes Element In diesem Gebiet stellt die anhemitonisch pentatonische Musik der tanbura eine Besonderheit dar Die tanbura Musik gehort in der Golfregion zu den eingewanderten Kunsten al funun al wafida Nach ihrer Herkunft werden ferner unterschieden Musik vom Binnen land Musik der Beduinen Musik des Meeres der Kustenfischer und stadtische klassisch arabische Musik 56 Ein aus Ostafrika stammender Unterhaltungsmusikstil der in den afrikanischen Wohngebieten der grossen Stadte etwa in Basra und Manama gepflegt wird ist leiwah lewah Das leiwah Tanzensemble begleitet den Chor von Tanzern mit vier bis funf verschiedenen Trommeln mshindo msondo afrikanischen Ursprungs und der melodiefuhrenden Kegeloboe zamr mizmar oder surnay Trommeln und der Blechkanister tenek als Taktgeber des bei Hochzeiten zur Unterhaltung aufgefuhrten leiwah entsprechen der Musik bei der nuban Zeremonie Auch bei der leiwah Auffuhrung kann es gelegentlich zu Tranceerscheinungen kommen 57 Diese verweisen auf den Ursprung des leiwah als Besessenheitszeremonie die Ende des 19 Jahrhunderts mit Sklaven von der Swahili Kuste eingefuhrt wurde Zu den strukturellen Gemeinsamkeiten zwischen dem leihwah Zeremonialtanz und der Beschworung der Geister kipemba Geister der Insel Pemba innerhalb des ostafrikanischen Besessenheitskults pepo gehort die Verwendung einer Kegeloboe und eines metallenen Idiophons dort die Oboe nzumari der Blechteller oder Blechkanister upatu und die entsprechenden Trommeln 58 Die tanbura und der Rasselgurtel mangur gehoren in den arabischen Staaten am Persischen Golf und im Hedschas im westlichen Saudi Arabien zu einer weit verbreiteten Tanztradition Das als fann at tanbura bekannte Tanzgenre hat sich aus dem zar Kult heraus zu einer Unterhaltungsform entwickelt In Bahrain und Katar werden beide Instrumente durch mehrere Zylindertrommeln erganzt die mit dem Namen tabl nubia nubische Trommel auf ihre Herkunft verweisen Tanbura Unterhaltungsmusik kann bei gesellschaftlichen Ereignissen etwa an islamischen Feiertagen gespielt werden Drei Stilrichtungen der tanbura Musik werden namentlich nach ihren rhythmischen Formen unterschieden alle drei gehoren ursprunglich zum zar Kult Heute sind sie Teil der kommerziellen Musik chalidschi die einst bekannter war aber nach der Mitte des 20 Jahrhunderts nur noch in den afrikanischen Gemeinschaften gespielt wurde In Kuwait war die Sangerin Fatuma in den 1980er Jahren mit einem tanbura Lied erfolgreich Dies brachte die Gruppe Ma youf dazu in der tanbura Tradition Lieder zu singen Ma youf gehort heute zu den wenigen Ensembles die in Kuwait in Konzerten tanbura Musik spielen 59 Diskografie BearbeitenSabet Osman Qassas Qilabo Miri Muhammad Gubara Awad Abdallah Mirghani kisir begleitet von Perkussionsinstrumenten Sudan Osman Gubara amp Co In the Kingdom of the Lyre Doppel CD Institut du Monde Arabe Paris 2001 Christian Poche Text BeiheftLiteratur BearbeitenTanja Granzow Zar Rituale in Cairo Zwischen Tradition und Medialisierungen Magisterarbeit Eberhard Karls Universitat Tubingen 2008 Neil van der Linden Zar In Richard C Jankowsky Hrsg Bloomsberg Encyclopedia of Popular Musik of the World Bd 10 Genres Middle East and North Afrika Bloomsberg New York 2015 S 138 Gwendolen A Plumley El Tanbur The Sudanese Lyre or The Nubian Kissar Town and Gown Press Cambridge 1976 Christian Poche Tanbura In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Bd 4 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 707f Artur Simon Sudan In The New Grove Dictionary of Music and Musicians Bd 24 London 2001 S 653 659 Ulrich Wegner Afrikanische Saiteninstrumente Neue Folge 41 Abteilung Musikethnologie V Museum fur Volkerkunde Berlin 1984 S 93 113Weblinks BearbeitenThe Tambura catnaps org uber den tanbura Tanzstil in den Golfstaaten Zar Hassan Bergamon Youtube Video Hassan Bergamon tanbura mit einer zar Musikgruppe in Kairo The Mazahar ensemble at the Egyptian Centre for Culture and Art Makan Youtube Video Gruppe Mazahar im Kulturzentrum Makan in Kairo kurzer Ausschnitt mit tanbura und Ziegenhufgurtel mangur Einzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Stauder Die Musik der Sumer Babylonier und Assyrer In Bertold Spuler Hrsg Handbuch der Orientalistik 1 Abt Der Nahe und der Mittlere Osten Erganzungsband IV Orientalische Musik E J Brill Leiden Koln 1970 S 178f Joachim Braun Biblische Musikinstrumente In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Sachteil Band 1 Barenreiter Kassel und Metzler Stuttgart 1994 Sp 1517 Ulrich Wegner 1984 S 99f J C Chabrier Ṭunbur In The Encyclopaedia of Islam New Edition Band 10 Brill Leiden 2000 S 625 Francis W Galpin The Music of the Sumerians and their Immediate Successors the Babylonians and Assyrians Cambridge University Press Cambridge 1937 S 35 Vgl Michael Knuppel Noch einmal zur moglichen Herkunft von osm tambur a dambur a damur a etc In Marek Stachowski Hrsg Studia Etymologica Cracoviensia Bd 14 Krakau 2003 S 221 223 Bigamudre Chaitanya Deva Musical Instruments of India Their History and Development Firma KLM Private Limited Kalkutta 1978 S 155 Jean Louis Burckhardt Travels in Nubia London 1819 S 146 bei Internet Archive Christian Poche 2014 S 707 Christian Poche Beiheft der CD Sudan Osman Gubara amp Co In the Kingdom of the Lyre 2001 S 1 George Alexander Hoskins Travels in Ethiopia above the second cataract of the Nile exhibiting the state of that country and its various inhabitants under the dominion of Mohammed Ali and illustrating the antiquities arts and history of the ancient kingdom of Meroe Longman Rees Orme Brown Green amp Longman London 1835 Arabische Bezeichnungen nach Ulrich Wegner 2004 S 95 nubische Bezeichnungen nach Artur Simon Musik der Nubier Doppel CD Museum Collection Berlin 22 23 Museum fur Volkerkunde Berlin 1998 Beiheft S 14f Music celebration and healing The Sudanese lyre The British Museum 2015 Lisa Urkevich Music and Traditions of the Arabian Peninsula Saudi Arabia Kuwait Bahrain and Qatar Routledge London 2014 S 143f Artur Simon Musik der Nubier 1998 Beiheft S 16f Ulrich Wegner 1984 S 107 Der alternierende Gesang von Vorsanger und Chor ist auch in Agypten die verbreitetste Form des kollektiven Singens Vgl Artur Simon Studien zur agyptischen Volksmusik Teil 1 Verlag der Musikalienhandlung Karl Dieter Wagner Hamburg 1972 S 25 Bassankob basamkub Europeana Collection Foto einer Leier der Hadendoa Artur Simon Sudan 1 Music of the Muslim peoples ii Music of the Nubians In The New Grove Dictionary of Music and Musicians 2001 Wendy James Reforming the Circle Fragments of the Social History of a Vernacular African Dance Form In Journal of African Cultural Studies Bd 13 Nr 1 Juni 2000 S 140 152 hier S 145 Artur Simon Sudan 1 Islamic song and music v Blue Nile Ingassana Gumuz and Berta In The New Grove Dictionary of Music and Musicians 2001 S 656 Christian Poche Beiheft der CD Sudan Osman Gubara amp Co In the Kingdom of the Lyre 2001 S 3 Mohamed Gubara Nora Youtube Video A Rouaud Zar In Encyclopaedia of Islam New Edition Bd 11 2002 S 455b Neil van der Linden Zar In Richard C Jankowsky Hrsg 2015 S 136 Tanja Granzow 2008 S 18 21 Sherifa Zuhur Middle East in Focus Saudi Arabia ABC CLIO 2012 S 298 ISBN 978 1598845716 Christian Poche David and the Ambiquity of the Mizmar According to Arab Sources In The World of Music Bd 25 Nr 2 1983 S 58 75 hier S 64 Susan M Kenyon Zar as Modernization in Contemporary Sudan In Anthropological Quarterly Bd 68 Nr 2 Possession and Social Change in Eastern Africa April 1995 S 107 120 hier S 110 Artur Simon Musik in afrikanischen Besessenheitsriten In Artur Simon Hrsg Musik in Afrika Mit 20 Beitragen zur Kenntnis traditioneller afrikanischer Musikkulturen Museum fur Volkerkunde Berlin 1983 S 284 296 hier S 291 Tanja Granzow 2008 S 12 Ahmad Al Safi The zar and the tumbura cults G P Makris Changing Masters Spirit Possession and Identity Construction among Slave Descendants and Other Subordinates in the Sudan Northwestern University Press Evanston 2000 S 56 58 Ulrich Wegner 1984 S 110 112 Artur Simon Musik in afrikanischen Besessenheitsriten 1983 S 291f AMAR Leading Team amar foundation org Suleman Taufiq First Congress of Arab Music in 1932 A Richly Diverse Palette of Rhythm and Timbre Qantara de In https en qantara de Abgerufen am 11 Dezember 2021 Neil van der Linden Zar In Richard C Jankowsky Hrsg 2015 S 137 Paul Collaer Jurgen Elsner Musikgeschichte in Bildern Band 1 Musikethnologie Lieferung 8 Nordafrika Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1983 S 34 Tanja Granzow 2008 S 85 Tanja Granzow 2008 S 28f Tanja Granzow 2008 S 78 83 Biography Memento vom 23 Februar 2016 im Internet Archive El Tanbura Christian Poche Tanbura In Laurence Libin Hrsg 2014 S 708 Lidwien Kapteijns Jay Spaulding Women of the Zar and Middle Class Sensibilities in Colonial Aden 1923 1932 In Sudanic Africa Bd 5 1994 S 7 38 hier S 11 Simon D Messing Group Therapy and Social Status in the Zar Cult of Ethiopia In American Anthropologist New Series Bd 60 Nr 6 Teil 1 Dezember 1958 S 1120 1126 hier S 1120 Sherifa Zuhur Middle East in Focus Saudi Arabia ABC CLIO 2012 S 298 Vgl Will C van den Hoonard East Africa In Encyclopaedia Iranica Vgl Helene Basu Music and the Formation of Sidi Identity in Western India In History Workshop Journal Nr 65 Fruhjahr 2008 S 161 178 Jean During African Winds and Muslim Djinns Trance Healing and Devotion in Baluchistan In Yearbook for Traditional Music Bd 29 1997 S 39 56 hier S 40f Vgl Ahmad Sikainga Enslaved People from the Horn of Africa in the Persian Gulf in Eastern Arabia and the Gulf The Red Sea Connection Memento vom 14 Dezember 2016 im Internet Archive Draft S 1 22 hier S 16 Dieter Christensen Beiheft Titel 7 der CD Oman Traditional Arts of the Sultanate of Oman UNESCO Collection D8211 veroffentlicht 1993 Ulrich Wegner Poul Rovsing Olsen Arabian Gulf In Stanley Sadie Hrsg New Grove Dictionary of Music and Musicians Bd 1 2001 S 797 Iraj Bashiri Musilims or Shamans Blacks of the Persian Gulf 1983 S 1 16 hier S 4 Neil van der Linden Zar In Richard C Jankowsky Hrsg 2015 S 138f Lisa Urkevich Music and Traditions of the Arabian Peninsula Saudi Arabia Kuwait Bahrain and Qatar Routledge London 2014 S 142f 95 Dieter Christensen Beiheft Titel 5 der CD Oman 1993 Maho Sebiane Beyond the Leiwah of Eastern Arabia Structure of a Possession Rite in the Longue Duree In Musica em Contexto Brasilia Nº 1 2017 S 13 45 hier S 27 Lisa Urkevich Music and Traditions of the Arabian Peninsula Saudi Arabia Kuwait Bahrain and Qatar Routledge London 2014 S 142f 145 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tanbura amp oldid 226860517