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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Oud Begriffsklarung aufgefuhrt Die Oud oder Ud auch im Maskulinum gebrauchlich arabisch عود DMG ʿud maskul Sg mit Artikel arabisch العود DMG al ʿud ist eine zu den Schalenhalslauten gehorende Kurzhalslaute aus dem Vorderen Orient Als Vorlaufer der europaischen Laute kam das ursprunglich wohl in Persien beheimatete Instrument 1 mit der arabischen Expansion im 7 bis 9 Jahrhundert und uber die Mauren in Andalusien wie auch uber heimkehrende Kreuzfahrer nach Europa Auch Knickhalslauten in Transkaukasien gehen auf die Oud zuruck Oud bedeutet Holz in jungster Zeit ist jedoch auch eine Etymologie uber persisch rud Saiteninstrument vorgeschlagen worden 2 In der heutigen iranischen Musik wird die arabische Laute in persischer Spieltradition auch als بربط barbaṭ bezeichnet Arabische OudDie arabische Laute gilt unter den nahostlichen Saiteninstrumenten als das flexibelste und dynamischste 3 Sie ist heute auch in der Volksmusik ein verbreitetes Instrument Die grosse Varietat der Spielweisen und Stimmungen machte sie zugleich zu einem wichtigen Instrument der hofischen Musik Sie wurde als Furst der Musikinstrumente 4 bezeichnet und zu einem beliebten Gegenstand systematischer musiktheoretischer 5 Traktate wodurch sie in der arabischen Musikkultur allgegenwartig geworden ist Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Aufbau und Material 3 Zupftechnik 4 Stimmung 4 1 Arabische Stimmungen Beispiele 4 2 Turkische Stimmungen Beispiele 5 Entwicklungen im 20 und 21 Jahrhundert 6 Liste bekannter Oudisten 7 Liste bekannter Instrumentenbauer 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Wirbelkasten einer OudDer Ursprung der arabischen Laute ist nicht abschliessend geklart Wahrscheinlich ubernahmen die Araber die mit einer Holzdecke versehene dickbauchige Form der persischen Laute Barbat und setzten sie an die Stelle eines alteren birnenformigen Instruments vom Typ der turkischen Laute Kopuz oder des hautbedeckten jemenitischen Qanbus Saiteninstrumente ahnlich der Laute gab es jedoch bereits bei den Sumerern den Babyloniern und im Alten Agypten und waren offenbar auch im vorislamischen Arabien bereits im Gebrauch 6 Mittelalterliche muslimische Gelehrte wie al Masʿudi oder al Farabi der die Oud im 10 Jahrhundert in einem musiktheoretischen Traktat ausfuhrlich beschrieb sahen die Ursprunge der Oud entweder in der griechischen Kultur oder schrieben ihre Erfindung dem biblischen Lamech zu Dieser habe dem Mythos zufolge den Leichnam seines verstorbenen Sohnes in seiner Trauer an einem Baum aufgehangt und sei von der Skelettform zur Gestaltung des Instruments inspiriert worden Die alteste Abbildung einer Oud findet sich auf einem auf das Jahr 868 datierten Elfenbeingefass aus Cordoba 7 In der arabischen Musik wurde die Oud zunachst eingesetzt um im Stegreif erfundene Lieder vorzutragen Aufbau und Form des Instruments unterlagen dabei im Laufe der Jahrhunderte einem steten Wandel Wahrend die alteren Lauten der Form einer Mandel ahnelten und im Allgemeinen aus einem Stuck gefertigt waren nahmen spatere Instrumente eine rundere Form an und waren aus mehreren Teilen zusammengesetzt insbesondere wiesen sie dann oft einen separaten Hals auf 8 Und wahrend in einer von einem fuhrenden Musiker am Fatimiden Hof angefertigten Bauanweisung aus dem 11 Jahrhundert noch empfohlen wurde nur eine einzige Sorte Holz fur die Herstellung zu verwenden namlich das der Zypresse bestand die von Guillaume Andre Villoteau in der Description de l Egypte beschriebene Oud aus insgesamt neun verschiedenen Holzarten 9 Im Mittelalter fand die Oud einerseits auf dem Wege uber Spanien im Westen und andererseits durch zuruckkehrende Kreuzfahrer uber Byzanz im Osten ihren Weg nach Europa Troubadours Trouveres und Wandermusikanten begleiteten mit dem Instrument ihren Gesang Im 16 Jahrhundert erreichte die Popularitat der Laute in Europa ihren Hohepunkt Die Namen die dem Instrument in verschiedenen europaischen Sprachen gegeben wurden deutsch Laute portugiesisch alaude spanisch laud franzosisch luth italienisch liuto oder auch englisch lute lassen sich alle von dem arabischen Wort al Oud ableiten Aufbau und Material BearbeitenDer dickbauchige halbbirnenformige Schalenkorpus ist seit spatestens dem 9 Jahrhundert 10 aus mehreren Holzspanen zusammengesetzt Die Decke verfugt uber ein mit rosettenartiger arabesker Schnitzerei versehenes Schallloch Am Hals befindet sich der nach hinten abgeknickte Wirbelhalter Die heutige Oud besitzt im Unterschied zur europaischen Laute keine Bunde und hatte vom 7 bis ins 9 Jahrhundert meist vier Saiten Der Legende nach fugte der beruhmte Musiker und Musiktheoretiker Ziryab 11 eine funfte Saite hinzu Heute wird die Oud doppelchorig meist mit sechs Saitenpaaren oder funf Choren und einer Einzelsaite bespannt moderne Saiten werden gewohnlich nach dem Vorbild der Konzertgitarre aus Nylonseide hergestellt wobei die Bass Saiten mit Metalldraht etwa aus Silber Kupfer oder verschiedenen Legierungen umsponnen sind Vor dem Aufkommen moderner Verfahren der fabrikmassigen Saitenherstellung dienten abhangig von Epoche und regionalen Gegebenheiten verschiedenste Werkstoffe zu diesem Zweck beispielsweise Naturdarm Seide Tiersehnen Leder und diverse Naturfasern Zupftechnik Bearbeiten nbsp Haltung der rischa in der Handinnenflache nbsp SpielhaltungAhnlich wie bei den meisten Instrumenten aus der Familie der Lauten dazu gehoren so unterschiedliche Vertreter wie die Mandoline und die Sitar erzeugt der Spieler der Oud den Ton indem er die Saiten mit Hilfe eines Plektrums zupft Der arabische Fachbegriff fur das Oud Plektrum lautet rischa man stellte es ursprunglich aus dem Kiel einer Adlerfeder her Diese Herstellungsweise ist heutzutage selten geworden man benutzt stattdessen meist ahnlich geformte langliche Kunststoffstucke Die rischa wird in der Handinnenflache gehalten was die Zupftechnik bei der Oud relativ schwer erlernbar macht es kommt hinzu dass die doppelchorigen Oud Saiten in ihrer Ansprache weniger leicht kontrollierbar sind als einzelne Saiten Die unbedingte rhythmische Sicherheit auch in schnellsten haufig asymmetrisch akzentuierten Tonfolgen in der traditionellen arabischen Musik sind komplexe rhythmische Muster typisch gilt daher als besonderes Kennzeichen des Virtuosen Stimmung BearbeitenEine allgemein akzeptierte Stimmung der Oud gibt es nicht insbesondere gibt es markante Unterschiede zwischen der arabischen und der turkischen Musiktradition Hierbei kann stark verallgemeinernd gesagt werden dass erstere zu einem sonoreren Klangideal tendiert das die Saiten vergleichsweise tief einstimmt wahrend letztere hohere Stimmungen und einen daraus resultierenden brillanteren Instrumentalklang bevorzugt Diesen asthetischen Massgaben tragen auch gewisse instrumentenbauerische Eigenheiten beider Musikkulturen Rechnung Von der theoretisch als Normalfall betrachteten Stimmung in Quarten gibt es gleichfalls zahllose Ausnahmen Gewisse Stimmungen gelten als charakteristisch fur bestimmte Musiker Musikerfamilien oder Regionen ausserdem kann der Charakter eines Stuckes oder der maqam Modus in dem es steht haufig den Gebrauch von Skordaturen nahelegen Die Oud Virtuosen des 20 Jahrhunderts haben teils sehr komplizierte Stimmungssysteme entwickelt bei denen die ausseren also beiderseits zum Rand des Griffbretts aufgespannten Saiten als Basse und die inneren Saiten dem Melodiespiel dienen Arabische Stimmungen Beispiele Bearbeiten C C GG AA dd gg c c E E AA DD gg cc f f Turkische Stimmungen Beispiele Bearbeiten E AA HH ee aa d d C F F HH ee aa d d H F F HH ee aa d d D AA HH ee aa d d Entwicklungen im 20 und 21 Jahrhundert BearbeitenZu den auch in Mitteleuropa bekannten Virtuosen auf diesem orientalischen Instrument zahlen beispielsweise Rabih Abou Khalil und Anouar Brahem Ein weiterer bedeutender Innovator im 20 Jahrhundert war Munir Baschir der wie die Vorgenannten einen grossen Teil seines Schallplattenwerkes in Europa einspielte Der erste Musiker der mit der Oud im Jazz Kontext experimentierte war Mitte der 1950er Jahre der zunachst als Kontrabassist bekannt gewordene Ahmed Abdul Malik Der nach dem Zweiten Weltkrieg zuerst in Khartoum entstandene urbane 12 sudanesische Oud Stil dem auch Abdul Malik ursprunglich entstammt gelangte seit den 1970er Jahren durch mehrere kommerziell recht erfolgreiche Platteneinspielungen von Hamza El Din zu einiger Popularitat in Europa und Nordamerika 1998 entstand in Kairo das Haus des arabischen Oud Die franzosisch algerische Folktronica Band Speed Caravan verwendet eine elektrische der E Gitarre entsprechende Stromversion der Oud Liste bekannter Oudisten BearbeitenAbu Yahyah ibn Soraidj gestorben um 725 turkisch arabischer Spieler der persischen Laute Ibrahim Museli 742 803 Persien Ziryab 789 857 Irak Andalusien Nevres Bey 1873 1937 Turkei Serif Muhiddin Targan 1892 1967 Turkei Yorgo Bacanos 1900 1977 Turkei Farid el Atrache 1915 1974 Syrien Agypten Hudeydi burgerlich Ahmed Ismail Hussein 1928 2020 Somalia Hamza El Din 1929 2006 Agypten Munir Baschir 1930 1997 Irak Cinucen Tanrikorur 1938 2000 Turkei Marcel Khalife 1950 Libanon Roman Bunka 1951 2022 Deutschland Mourad Schmitt Deutschland Risgar Koshnaw 1952 Irak Osterreich Farid Ferragui 1953 Algerien Yair Dalal 1955 Israel Anouar Brahem 1957 Tunesien Rabih Abou Khalil 1957 Libanon Deutschland Ara Dinkjian 1958 USA Mehmet Cemal Yesilcay 1959 Turkei Haig Yazdjian 1959 Armenien Syrien Griechenland Naseer Shamma 1963 Irak Charbel Rouhana 1965 Libanon Gulcin Yahya Kacar 1966 Turkei Yurdal Tokcan 1966 Turkei Marwan Abado 1967 Libanon Osterreich Dhafer Youssef 1967 Tunesien Frankreich Achref Chargui Tunesien Driss El Maloumi 1979 Marokko Joseph Tawadros 1983 Australien Agypten Alaa Zouiten 1985 Marokko Mansour Nariman Iran Ali Pajouheshgar Iran Saif Karomi Irak DeutschlandLe Trio Joubran besteht aus drei Oud spielenden Brudern aus Palastina Liste bekannter Instrumentenbauer BearbeitenMuhamad Fadil al Awad Mohammed Fadel Irak Abdo Nahat Syrien Maurice Farouk Shehata Agypten Manol Emmanuel Venios 1845 1915 Turkei Istanbul Onnik Garibyan 1900 Schuler von Manol Turkei Istanbul Mihran Keresteciyan 1865 1940 Kirkor Kahyayan 1875 1933 Hadi Usta Schuler von Mano Istanbul Nihat Ihvan 1870 Damaskus Istanbul Sabri Goktepe 1928 2000 Faruk Turunz 1944 Baris Yekta Karatekeli Izmir Meher Sherif Maher Cherif 1962 Tunesien 13 Literatur BearbeitenJean During Zia Mirabdolbaghi Dariush Safvat The Art of Persian Music Mage Publishers Washington DC 1991 ISBN 0 934211 22 1 S 106 109 Henry George Farmer The Origin of the Arabian Lute and Rebec In Harold Reeves Studies in Oriental Musical Instruments 1931 Henry George Farmer The Structure of the Arabian and Persian Lute in the Middle Ages Journal of the Royal Asiatic Society JRAS Januar 1939 S 41 51 Henry George Farmer ʿud In Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Music and Musicians Band 19 London 1981 S 306 f Christian Poche ud In Grove Music Online 2001 Ulrich Wegner Afrikanische Saiteninstrumente Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz Berlin 1984 Veroffentlichungen des Museums fur Volkerkunde Berlin Neue Folge 41 Abteilung Musikethnologie V ISBN 388609 117 1 S 143 158 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Oud Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Dokumentarfilm Al Oud 1990 von Fritz Baumann auf YouTubeEinzelnachweise Bearbeiten Ulrich Wegner 1984 S 153 Eckhard Neubauer Music History II ca 650 to 1370 CE In Encyclopedia Iranica 20 Februar 2009 Musical Instruments In The Oxford Encyclopedia of Archaeology in the Near East OEANE Oxford University Press 1997 Ulrich Wegner 1984 S 150 f amir al ʿalat Vom 9 bis 13 Jahrhundert verfasst vor allem von al Kindi al Farabi Avicenna und Ṣafi ad Din Jean L Jenkins Musical Instruments Horniman Museum and Library Publication 1970 Ulrich Wegner 1984 S 153 Curtis Bouterse Reconstructing the Medieval Arabic Lute A Reconsideration of Farmer s Structure of the Arabic and Persian Lute In The Galpin Society Journal Vol 32 1979 S 2 9 Eckhard Neubauer Der Bau der Laute und ihre Besaitung nach arabischen persischen und turkischen Quellen des 9 bis 15 Jahrhunderts In Zeitschrift fur Geschichte der Arabisch Islamischen Wissenschaften Band 8 1993 S 279 378 Harvey Turnbull The Genesis of Carvel Built Lutes In Musica Asiatica Band 1 1977 S 75 83 hier S 76 und 79 Nasser Kanani Traditionelle persische Kunstmusik Geschichte Musikinstrumente Struktur Ausfuhrung Charakteristika 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Gardoon Verlag Berlin 2012 S 87 93 Ulrich Wegner 1984 S 152 Leila Fadel Tunisian Craftsman Worries Oud Making Will Die Out npr org 5 Januar 2015Normdaten Sachbegriff GND 4495608 3 lobid OGND AKS Anmerkung Ansetzungsform GND Ud Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oud amp oldid 237647371