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Qanbus arabisch القنبوس DMG al qanbus auch qabus ʿud ṣanʿani ṭarab turbi ist eine nur noch selten gespielte birnenformige Schalenhalslaute in der jemenitischen Musik Der qanbus mit vier einzelnen Saiten oder drei Doppel und einer einzelnen Saite war das gebrauchlichste Melodieinstrument mit dem Sufi Musiker in Sanaa ihre poetischen Lieder begleiteten Spatestens im 15 Jahrhundert gelangte der qanbus mit arabischen Handlern nach Sudostasien wo er als gambus Melayu bekannt ist In seinem Heimatland wurde das viersaitige Instrument mit den sanften Tonen von der arabischen Knickhalslaute ʿud nahezu verdrangt Jemenitischer qanbus mit drei Doppelsaiten und einer einzelnen Saite Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Bauform 3 Musikalische Tradition 4 Diskografie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung BearbeitenNamens und formverwandt im arabischen und nordafrikanischen Raum sind die gabbus gambusi von Sansibar und die Komoren Laute gabusi Die kabosy von Madagaskar ist eine einfache Kastenhalslaute mit drei bis funf Saiten 1 In Saudi Arabien heisst eine Laute gabus und im Oman gabbus qabbuṣ Sie ahneln der an der Swahilikuste gespielten kibangala 2 Nach Curt Sachs sollen diese schmalen Zupfinstrumente auf Vorformen der bundlosen turkischen Lauten kopuz kobuz in Kirgistan und qubuz qawuz in Usbekistan zuruckgehen 3 und mit den Turken im Mittelalter ins Land gekommen sein 4 Die Konsonantenwurzel q n taucht in semitischen Sprachen haufig im Zusammenhang mit Musik auf Spatestens im 15 Jahrhundert gelangten das Wort qanbus und der Instrumententyp mit arabischen Handlern von denen viele aus der sudostjemenitischen Region Hadramaut stammten nach Sudostasien wo sich zwei unterschiedliche Lautentypen zusammen mit dem Islam uber die Malaiische Halbinsel und weiter nach Sumatra Borneo und Sulawesi ausbreiteten Beide Lauten werden in der malaiischen Sprache gambus genannt Der vom jemenitischen Qanbus abstammende birnenformige Typ heisst gambus Melayu zur Unterscheidung von der rundbauchigen Laute gambus Hadramaut deren Form von einem Typ des alten persischen Saiteninstruments barbaṭ abstammt das fur den arabischen ʿud Vorbild war Jemenitische Emigranten verbreiteten das Instrument auch entlang der ostafrikanischen Kuste Ein Namensbezug zu den mittelalterlichen europaischen Gamben klingt zwar einleuchtend ist aber nicht gesichert Bauform Bearbeiten nbsp Qanbus mit drei Saiten im Kunsthistorischen Museum in Wien Bild ohne HerkunftsangabeDer Korpus wird aus einem Stuck Aprikosenholz oder Abrus bottae arabisch ṭunub Gattung Abrus ausgehohlt und wie bei allen Instrumenten dieses Typs anstelle der Decke mit einer Ziegenhaut Pergament bespannt Ahnlich wird auch das afghanische rubab hergestellt im Unterschied zu diesem ist der qanbus nicht tailliert sondern geht vom Korpus allmahlich in einen schlanken Hals uber der in einem C formig nach unten gebogenen Wirbelkasten endet Die Hautbespannung sorgt fur einen weichen an Obertonen reichen Klang Die Haut ist grun oder blau eingefarbt Die Gesamtlange des qanbus betragt zwischen 78 und 85 Zentimetern die Breite des Schallkorpers 18 bis 21 Zentimeter der Boden ist mit 11 bis 14 Zentimetern 5 sehr flach Bei wertvollen Instrumenten ist der bundlose Hals mit Intarsien verziert 6 Das Instrument hat vier Saiten drei davon sind Doppelsaiten die tiefste Saite links aussen ist einzeln Sie werden an vier und drei gedrechselten holzernen Wirbeln festgemacht die sich waagrecht gegenuberliegen Die Saiten werden mit einem Plektrum aus einer Adlerfeder angeschlagen Die Namen der Saiten und ihre Stimmung beginnend bei der tiefsten einzelnen Saite C 1 arabisch al haziq die Enge Die folgenden Doppelsaiten heissen D 1 al wasit die Mittlere G 2 ar raḥim die Gnadige und C 2 al ǧarr die Ziehende 7 Der Tonumfang betragt 1 5 Oktaven Die Einfuhrung des arabischen ʿud in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts brachte einige technische Verbesserungen fur den Qanbus und fur den ʿud Angleichungen der Spielweise an die lokalen Stile Musikalische Tradition BearbeitenDer qanbus ist eng mit der im jemenitischen Umgangsarabisch gesungenen Poesie Homayni verbunden die im 14 und 15 Jahrhundert in der kulturellen Blutezeit wahrend der Rasulidendynastie in Taizz und Zabid entstand und offentlich aufgefuhrt wurde Vor dem puritanischen Kulturbegriff der folgenden Jahrhunderte setzte sich die Musik als intimer werdende Kunstform ab die nur noch in einem kleinen aristokratischen Kreis vorgetragen wurde In Sanaa erhielt der qanbus den Beinamen ʿud ṣanʿani in der um 1900 entstandenen Liedgattung al ghinaʾ al Ṣanʿani bei welcher Sufi Musiker sich meist auf der Laute oder auf dem Kupferteller sahn nuhasi begleiteten Der traditionelle Musiker heisst Mughanni wortlich Sanger Innerhalb der Homayni Tradition haben sich mehrere musikalische Regionalstile entwickelt so war der qanbus auch bis Anfang des 20 Jahrhunderts in der Kustenstadt Aden ein gefragtes Begleitinstrument Daneben diente in Aden die funfsaitige Leier simsimiyah als Melodiebegleitung 8 Genauso wie der qanbus durch den ʿud wurde die dortige Stachelgeige rababah spater durch die moderne Violine kaman ersetzt Die beiden alten Saiteninstrumente waren auch im Hadramaut bekannt Von 1948 dem Jahr der Machtergreifung des reaktionaren Imams Ahmad ibn Yahya bis 1955 bestand in Sanaa ein Musizierverbot Die meisten Musiker waren in dieser Zeit nach Athiopien Dschibuti oder in den Sudjemen geflohen wo sie zur Entwicklung eigener Stile beitrugen 1956 wurde in Sanaa die erste Radiostation eroffnet 9 Im ʿAdani Stil von Aden der sich in den 1940er Jahren als jemenitisch somalische Mischung mit einem starken Einfluss von neuerer agyptischer Musik gebildet hatte wurde bald der moderne ʿud genauso eingefuhrt wie im Laḥǧi Stil in der sudjemenitischen Provinz Lahag nordlich von Aden Grosserer Tonumfang und Lautstarke wurden als Vorteile des ʿud gegenuber qanbus und rababah gesehen Die Tradition des Mughanni des poetischen Sangers der sich von qanbus oder sahn nuhasi begleiten lasst wird nur noch von wenigen alteren Mannern aufrechterhalten Die meisten Melodien der Ṣanʿani Musikgattung stehen im arabischen Maqam Rast oder im turkischen Maqam Ussak ʿushshaq Es gibt zwar keine spezielle Rhythmustheorie dennoch haben viele Rhythmuszirkel eigene Namen Fur die al ghinaʾ al Ṣanʿani sind elf und sieben Takte typisch beide heissen dasʿa Schritt Erstrebtes Ziel der Musiker ist eine Annaherung zwischen Musikinstrument und der menschlichen Stimme wobei die musikalische Sprache die Poesie unmittelbar zum Ausdruck bringen soll 10 Diskografie BearbeitenHasan al Ajami Gesang und qanbus Mohammed al Khamisi sahn nuhasi The Singing of Sana a Yemen Ocora Radio France 9488171422 Marz 2008 Hasan al Ajami Gesang und qanbus Ahmed Ushaysh sahn nuhasi Le chant de Sanaa Institute du Monde Arabe 321029 Marz 1998Literatur BearbeitenGabriele Braune Jemen In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Sachteil 4 1996 S 1439 1446 Jean Lambert Al ghinaʾ al Ṣanʿani Poetry and Music in Ṣanʿaʾ Yemen In Virginia Danielson Scott Marius Dwight Reynolds Hrsg The Garland Encyclopedia of World Music Bd 6 The Middle East Routledge New York London 2002 S 685 690 Samir Mokrani Musique et identite au Yemen Le cas du luth qanbus In Cahiers d ethnomusicologie Nr 20 2007 S 191 207 Christian Poche Qanbus In Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Music and Musicians Vol 20 Macmillan Publishers London 2001 S 646 Weblinks BearbeitenThe song of Sana a Intangible Cultural Heritage of Humanity UNESCO The Song of Sanaa Youtube Video Zeigt Hasan al Ajami qanbus und Mohammed al Khamisi sahn Qanbus Kibangala amp Gabusi A Portfolio PDF 3 9 MB inthegapbetween free fr Larry Francis Hilarian The folk lute gambus and its symbolic expression in Malay muslim culture PDF 780 kB ITCM Study Group on Folk Music Instruments Proceedings from the 16th International Meeting Tautosarkos darbai XXXII 2006 S 50 65Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Ulrich Wegner Afrikanische Saiteninstrumente Veroffentlichungen des Museums fur Volkerkunde Berlin Neue Folge 41 Abteilung Musikethnologie V Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz Berlin 1984 S 147f ISBN 3 88609 117 1 kibangala gabusi Atlas of Plucked Instruments Curt Sachs The History of Musical Instruments W W Norton amp Company New York 1940 nach Hilarian Proceedings 2006 S 51 Henry George Farmer Meccan Musical Instruments In Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland No 3 Juli 1929 S 489 505 hier S 491 Christian Poche gibt etwas grossere Zahlen an Lange 90 100 cm Breite etwa 25 cm Tiefe 12 15 cm Qanbus Kibangala amp Gabusi A Portfolio Gabriele Braune 1996 Sp 1442 Flagg Miller Yemen In John Shepherd David Horn Dave Laing Hrsg Continuum Encyclopedia of Popular Music of the World Bd VI Africa and the Middle East Continuum London 2005 S 245 Philip D Schuyler Music and Tradition in Yemen In Asian Music Vol 22 No 1 University of Texas Press Herbst 1990 Winter 1991 S 51 71 hier S 59 Jean Lambert Garland 2002 S 687 690 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Qanbus amp oldid 222082166