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Unter den Stadtstaaten der Swahili versteht man eine Reihe von kosmopolitischen Stadten an der ostafrikanischen Kuste die durch intensiven Handel mit Gold und Elfenbein vom Sambesiplateau zu betrachtlichem Reichtum gelangten und im Zeitraum von neunten bis zum fruhen 16 Jahrhundert ihren Aufstieg und ihre Blutezeit erlebten Obwohl jede dieser Stadte eine eigenstandige politische Einheit darstellte teilten sie die gemeinsame Sprache Swahili den Islam als pragendes Kulturelement sowie ahnliche soziale und kulturelle Strukturen die sich zum Beispiel in der Architektur der Stadte widerspiegelte Dabei verbanden sie Elemente afrikanischer arabischer und anderer Gesellschaften und bildeten eine eigene Kultur Die reiche Stadt Kilwa um 1520 Illustration aus Civitates orbis terrarum vol I von Georg Braun und Franz Hogenberg Ausgabe Beschreibung vnd Contrafactur der vornembster Stat der Welt Koln 1582 Viele dieser Stadte wie etwa Mogadischu Sofala und Kilwa Kisiwani entwickelten sich zu bedeutenden Handelsorten die einerseits mit Innerafrika andererseits mit Arabien und den Kusten Asiens Handel trieben und teilweise sogar eigene Munzen pragten Inhaltsverzeichnis 1 Geographie der Kuste 2 Quellen 3 Geschichte 3 1 Bis zum 10 Jahrhundert 3 2 11 16 Jahrhundert 3 3 Die Ankunft der Portugiesen 4 Gesellschaft 4 1 Sozialstruktur der Stadtstaaten 5 Wirtschaft 6 Aufbau und Architektur der Stadte 6 1 Moscheen 6 2 Andere Bauten 7 Siehe auch 8 Literatur 9 AnmerkungenGeographie der Kuste Bearbeiten nbsp Die Stadte an der Kuste OstafrikasDie Kuste Ostafrikas von Somalia im Norden bis Kilwa im Suden ist ca 1500 Kilometer lang Sie bildete das Kerngebiet der Swahilistadte Im nordlichen Teil lagen sie meist nicht auf dem Festland sondern auf kustennahen Inseln da das Festland hier sehr trocken ist und kaum geeignete Buchten fur einen Hafen bot Sudlich des Lamu Archipels ist das Klima feuchter und damit freundlicher so dass ab hier auch die eigentliche Kuste genutzt wurde Direkt gegenuber dem Archipel liegt die Mundung des Tana davor befinden sich die Inseln Lamu Pate und Manda Auf jeder dieser Inseln lagen bedeutende Stadte wenn auch nicht gleichzeitig Hier und weiter sudlich gibt es zahlreiche Kustengewasser und viele kleine Buchten die fur einen Hafen geeignet sind Daneben scheint bei der Wahl fur den Standort einer Stadt auch die Fruchtbarkeit der Boden eine Rolle gespielt zu haben womit anscheinend eine gewisse Selbstversorgung sichergestellt werden konnte 1 Es konnte somit eine Reihe wichtiger Orte auf dem Festland entstehen andererseits findet man auch hier auf vorgelagerten Inseln einige Stadte Sudlich der bedeutenden Stadt Kilwa sind zwar auch noch Handler und Orte bezeugt doch gibt es hier kaum noch Wasserstellen am Meer und im Inland findet sich nur noch Wuste diese Regionen waren deshalb ungeeignet fur die Grundung von Hafen Die sudlichste Hafen waren Sofala wahrscheinlich eher ein Umschlagsort denn eine Stadt im heutigen Mosambik und Chibuene Die Orte liegen mehr als 1000 km sudlich von Kilwa Die dort gefundene Keramik ahnelt jedoch der von Kilwa Weitere Stadte findet man auf den ca 250 km vor der Kuste von Mosambik liegenden Komoren und sogar auf Madagaskar das zu dieser Zeit aber sonst keine bedeutende Rolle spielte 2 Von dorflichen Siedlungen in der Kustenregion abgesehen mit denen diese Stadte in Kontakt standen und die sie wohl auch teilweise beherrschten drang ihre Kultur nicht weiter nach Innerafrika vor und blieb auf eine schmale Zone am Meer beschrankt Quellen BearbeitenDiese Stadtstaaten waren den Arabern von Anfang an bekannt und seit dem 11 Jahrhundert ein Teil der islamischen Welt Sie wurden des Ofteren in verschiedenen Reiseberichten erwahnt Einen ersten Bericht lieferte Al Mas udi der die Gegend 916 besuchte Eine weitere ausfuhrliche Beschreibung der Gegend lieferte der Weltreisende Ibn Battuta der im Jahre 1331 an der Ostkuste Afrikas bis in den Suden nach Kilwa kam 3 Spatere wichtige Quellen sind die Berichte der Portugiesen die hier im fruhen 16 Jahrhundert ankamen einige Stadte plunderten und dann den Handel ubernahmen Die Geschichte einzelner Orte kann nur selten aus schriftlichen Quellen erschlossen werden obwohl einige Chroniken erhalten sind Kilwachronik Patechronik Die mit dem Namen der herrschenden Sultane versehenen Munzen bilden eine weitere historische Quelle Die Archaologie liefert einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der Region Die ersten Ausgrabungen begann 1948 James Kirkman der innerhalb von zehn Jahren Gedi erforschte 4 In den folgenden Jahren wurden weitere Orte untersucht deren Gebaude und Moscheen oftmals bis in die Gegenwart noch in voller Hohe erhalten sind Vor allem Neville Chittick grub in den 1960er Jahren an Orten wie Kilwa und Manda Viele dieser Ruinenstadte sind heute beliebte Touristenziele Geschichte BearbeitenBis zum 10 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Periplus Karte aus dem Theatrum orbis terrarum mit den Handelsrouten an der nordostafrikanischen arabischen und indischen Kuste von Abraham Ortelius 1597Die Ostkuste Afrikas wurde schon von den Romern im Periplus Maris Erythraei im ersten nachchristlichen Jahrhundert beschrieben Es fehlten lange Zeit aber archaologische Belege fur diese Zeit In antiken Quellen wird diese Region als Azania bezeichnet und mehrmals ein Handelsplatz namens Rhapta genannt Erst die Forschung in den letzten Jahren konnte auch Belege vor Ort erbringen Es gab demnach an der Kuste schon ab Christi Geburt feste Siedlungen Diese sind durch die Kwale Keramik und Eisenschlacken gekennzeichnet Bei Kivinja konnten zahlreiche Importe aus dem Nahen Osten und dem Mittelmeerraum gefunden werden und belegen archaologisch den schriftlich uberlieferten Handel Aus spaterer Zeit konnten Funde von iranischer Keramik auch im Inland 50 km hinter der Kuste von Bagamoyo belegen dass in diesem Zeitraum der Handel am Indischen Ozean bereits mit einem regionalen Handelsnetz verbunden war Im achten Jahrhundert war der arabische Raum von Burgerkriegen geplagt Viele Menschen fluchteten aus ihrer Heimat und ein Teil von ihnen ging nach Ostafrika wo sie auf die Zandsch trafen die an der Kuste kleine Marktflecken kontrollierten Obwohl die Zandsch anscheinend heftigen Widerstand leisteten vermischten sich auf die Dauer die Neuankommlinge mit der Urbevolkerung Der bisher fruheste nachgewiesene Ort liegt auf der Insel Manda im Lamu Archipel Hier fand man bei Ausgrabungen islamisch persische Keramik und chinesisches Porzellan Es wurden auch Reste einer Mauer gefunden die zeigen dass dieser Ort der in das 9 Jahrhundert datiert befestigt war Viele Orte an der Ostkuste obwohl diese meist viel kleiner sind im Schnitt nicht mehr als 5 Hektar erbrachten vergleichbare Ausgrabungsergebnisse Der Islam scheint als Religion noch keine Bedeutung gehabt zu haben bisher konnte nur in Shanga eine Moschee nachgewiesen werden und es gibt einige wenige Graber die wegen ihrer Orientierung als islamisch eingeordnet werden Aus Kilwa gibt es eine arabische Inschrift die beweist dass jemand an diesem Ort dieser Schrift und Sprache machtig war Die Keramik aus dem Nahen Osten zeigt dass damals schon ein internationaler Handel bestand Diese Keramik macht im Fundgut meist 1 5 des gesamten keramischen Materials aus 5 Ein weiterer Grund fur den Aufschwung des Handels in dieser Region hatte vielleicht auch mit der Verlegung der islamischen Hauptstadt nach Bagdad zu tun Der Persische Golf und damit der Indische Ozean erlangten damit eine starkere Bedeutung in der islamischen Welt 11 16 Jahrhundert Bearbeiten Im 11 oder 12 Jahrhundert kamen eventuell neue Siedler aus Arabien hinzu Es beginnt die eigentliche Blutezeit der Region Die Stadte wuchsen erheblich an andere wie Lamu Baraawe oder Mogadischu wurden jetzt erst gegrundet Es wird im Schnitt von einer vierfachen Vergrosserung der vorhandenen Siedlungen ausgegangen die nun zum Grossen Teil stadtischen Charakter erhielten In dieser Periode wurde auch an allen Orten der Islam als Religion ubernommen Als Folge davon wurden zahlreichen Moscheen errichtet nbsp Gedi ein 1399 datiertes GrabmalAusgrabungen forderten vielerorts chinesisches Porzellan und andere Importwaren zutage Der Prozentsatz dieser Importe im Fundgut ist aber insgesamt kaum hoher als vorher Da die Orte nun grosser waren ist von einem Zuwachs des Handelsvolumens auszugehen Kilwa im Suden scheint in dieser Zeit eine besondere Vormachtstellung errungen zu haben Es ist auch einer der wenigen Orte von dem eine Chronik Kilwachronik erhalten ist und dessen Geschichte deshalb in groben Zugen nachvollziehbar ist Die Namen von etwa zwolf Sultanen sind durch Munzen bekannt In der Zeit vom 12 zum 15 Jahrhundert wurden auch die meisten Steinbauten errichtet 6 Aus den wenigen schriftlichen Quellen geht hervor dass einige Stadte wie Kilwa versuchten eine Vormachtstellung gegenuber den anderen aufzubauen was aber anscheinend nie wirklich gelang Nicht einmal bei der Ankunft der Portugiesen vermochten sie sich gegen diesen Feind zu vereinigen Schon kurz vor der Ankunft der Portugiesen gibt es Krisenzeichen Vor allem die Eisen und Textilproduktion gingen langsam zuruck Al Hasan ibn Sulaiman Abu l Mawahib um 1330 der sicherlich der bedeutendste Herrscher von Kilwa war bezeichnete sich immerhin auf seinen Munzen als siegreicher Konig was ein gewisses Hegemoniebestreben andeutet Es gibt schliesslich auch Belege dass die Sultane Feldzuge nach Innerafrika fuhrten doch scheint es nie zu standigen Eroberungen gekommen zu sein Es wird meist von einem Dschihad gegen Heiden gesprochen Im Grossen und Ganzen scheinen die Beziehungen zu Innerafrika aber eher gut gewesen zu sein Die Bewohner des Landesinneren leisteten z B bei dem Angriff der Portugiesen auf Kilwa militarische Hilfe und sandten vor allem Bogenschutzen zur Hilfe Die Ankunft der Portugiesen Bearbeiten Schon vor dem Ankommen der ersten Europaer gab es Anzeichen fur Krisen Kilwa erlebte schon im 15 Jahrhundert einen Niedergang Die dortige Munzproduktion horte sogar schon im Jahr 1375 auf Dies hatte vielleicht mit innerafrikanischen Machtverschiebungen zu tun Das Munhumutapa Reich zerfiel in dieser Zeit so dass der Goldnachschub nicht mehr voll gewahrleistet war Auch Sofala das vorher von Kilwa abhangig war scheint sich eigenstandig gemacht zu haben Als die Portugiesen um 1500 in dieser Region eintrafen versuchten sie ohne Verzogerung die Kontrolle uber die reichen Stadte zu gewinnen Noch 1498 schloss Vasco da Gama einen Pakt mit Malindi In den folgenden Jahren fuhren die Portugiesen mit schwer bewaffneten Schiffen in die Hafen ein und verlangten von den dortigen Herrschern sich zu Untertanen der Portugiesen zu erklaren Wurde diese Forderung nicht erfullt plunderten sie die Stadt Der Feldzug wurde als heiliger christlicher Krieg gerechtfertigt Da selbst die grossen Stadte es nicht gewohnt waren sich verteidigen zu mussen und auch waffentechnisch unterlegen waren hatten die Portugiesen ein leichtes Spiel Im Jahr 1503 griff Ruy Lourenco Ravasco Sansibar an und zwang die Stadt zur Tributzahlung 1505 wurde Sofala eingenommen und es wurde dort eine portugiesische Festung erbaut Francisco de Almeida plunderte in den folgenden Jahren Kilwa Mombasa und Baraawe 7 Die Portugiesen brachten nun den Handel unter ihre Kontrolle wobei ihr Hauptinteresse der Gewurzhandel mit Indien war Obwohl die meisten Stadte nicht verlassen wurden und es auch weitere Bauten von Moscheen und anderen Gebauden gab verlor die Region doch an Bedeutung Die Blutezeit der ostafrikanischen Stadte fand zu Beginn des 16 Jahrhunderts ein Ende Gesellschaft BearbeitenIn der Forschung ging man lange davon aus dass es sich bei diesen Stadten um eine Hochkultur handelte deren Entwicklung von Emigranten aus Arabien angestossen wurde Diese Sicht wurde durch die Afrikaforschung in den letzten dreissig Jahren relativiert Heute versteht man die Kustenkultur dieser Zeit zumeist als afrikanische Gesellschaft die durch die vielfaltigen Kontakte mit Anrainergesellschaften des Indischen Ozeans einerseits und mit Gruppen des afrikanischen Hinterlands andrerseits ihre besondere Pragung erhielt So waren die Stadte durch die angrenzenden Gesellschaften im Inland unterschiedlich beeinflusst was auch die verschiedenen Dialekte des Swahili erklart Die Stadte der nordlichen Kuste im heutigen Somalia und Kenia unterhielten enge Kontakte mit kuschitischsprachigen Hirtenvolkern mit denen sie auch durch politische Bande verknupft waren In den sudlichen Stadten waren bantusprachige Bauern die wichtigsten Kommunikations und Handelspartner auf dem Festland Andererseits pflegten die Stadte rege Beziehungen untereinander die durch den leicht beschiffbaren Ozean anders als auf dem unwegsamen Festland uber Tausende von Meilen moglich waren Sie tauschten untereinander nicht nur Waren sondern auch Menschen Ideen und Technologien aus Dieser Transportweg fuhrte dazu dass sich in den Stadten eine ahnliche Kultur und ein gemeinsames Identitatsverstandnis entwickelte Der Islam war eines der wichtigsten Verbindungselemente ein zweites die gemeinsame Sprache Swahili Trotzdem existierte keine Selbstbezeichnung als Swahili Gesellschaft Obwohl es bis zur Ankunft der Portugiesen keine gemeinsame politische Einheit gab grenzten sich die Stadte weniger untereinander ab als vielmehr zum einen von der schwarzen nichtmuslimischen Bevolkerung des Hinterlands und von den arabischen Einwanderern aus Ubersee 8 Sozialstruktur der Stadtstaaten Bearbeiten Der Grossteil der in den Stadten lebenden Bevolkerung bestand aus Schwarzafrikanern wie schon der Historiker Ibn Battuta berichtete Die arabischen Ankommlinge vermischten sich seit dem 9 Jahrhundert mit der einheimischen Bevolkerung und gingen in ihr auf Die Oberschicht sah sich zwar als Teil der arabischen Welt und fuhrte ihren Ursprung auf diese zuruck doch war die Sprache an der Kuste Swahili und nicht Arabisch auch wenn zumindest die Oberschicht die arabische Sprache und Schrift beherrschte Die herrschenden Familien fuhrten ihre Herkunft gerne auf bedeutende Orte in Arabien zuruck Al Hasan bin Talut der Begrunder der Mahdalidynastie in Kilwa behauptete dass seine Familie aus dem Jemen stamme und deren Herkunft auf den Propheten selbst zuruckfuhre Inwieweit dies der Wahrheit entspricht kann nicht gesagt werden Adlige Familien betonen gerne eine bessere Herkunft um ihren Fuhrungsanspruch zu untermauern Diesen Angaben sollte man daher mit einiger Skepsis begegnen Diese Oberschicht bestand zum grossen Teil aus Kaufleuten zu denen auch der Sultan und dessen Familie gehorten Der Sultan erhob hohe Zolle auf die Waren was einen Teil seines Reichtums darstellte Die Oberschicht lebte in den Steinhausern die sich in den Zentren der Stadte befanden Diese Leute die sich als Waungwana bezeichneten dominierten das Leben in den Orten Eine weitere Selbstbezeichnung der oberen sozialen Gruppe lautete Schirazi die auf ihre Herkunft aus Persien hindeuten sollte Tatsachlich handelte es sich dabei vermutlich um Familien afrikanischer Herkunft die so ihre fehlenden Arabischkenntnisse erklarten keinesfalls aber mit nichtmuslimischen und mittellosen Afrikanern identifiziert werden wollten 9 Nur diese Schicht besass Land und die Handelsschiffe Vor allem der Landbesitz verschaffte diesen Leuten den Zugriff auf wertvolle Holzer die auch oftmals exportiert wurden Selbst die Jagd auf Elefanten Nashornern oder Lowen war nur ihnen erlaubt Ausnahmen mussten vom Konig und seinem Rat bestatigt werden 10 Der Grossteil der Bevolkerung jedoch bestand aus Abhangigen dieser Oberschicht Es waren Bauern Fischer und Handwerker aber auch Seeleute die in den Stadten oder in Dorfern an der Kuste lebten Fur diese Gruppe sind drei Begriffe uberliefert die nahelegen dass auch unter ihnen eine soziale Differenzierung stattfand Wazalia waren Abkommlingen von freigelassenen Sklaven oder aber freie Nachkommen von Sklaven Watumwa waren die Sklaven und Wageni Besucher oder neu Hinzugezogene Fur einige der Stadte konnte ein Netz von kleineren Ortschaften in der Umgebung nachgewiesen werden die von den Stadten anscheinend beherrscht wurden und die wiederum die Stadte mit landwirtschaftlichen Produkten versorgten Zu jeder Stadt gehorte ein gewisses Gebiet Von Kilwa ist bekannt dass es diverse andere Orte beherrschte Abgesehen von der direkten Abhangigkeit nahegelegener Ortschaften muss die Kultur der Stadtstaaten grosse Attraktivitat auch auf ferner abgelegene Gesellschaften gehabt haben So gab es unter den Shona im heutigen Simbabwe mit denen die Swahili rege Handelskontakte pflegten im 16 Jahrhundert einige Hundert Muslime und islamische Traditionen wurden bis ins 20 Jahrhundert hinein gepflegt 11 Wirtschaft Bearbeiten nbsp Dau um 1936 im Golf von AdenObwohl die meisten Stadte durch den Uberseehandel reich wurden waren sie auch Teil eines lokalen Wirtschaftssystems das ihnen die Selbstversorgung ermoglichte Kaum eine von ihnen war in der Lage sich selbst zu versorgen obwohl sie oft in fruchtbaren Gegenden lagen In ihrem Umkreis finden sich kleine Dorfer die sie mit landwirtschaftlichen Produkten versorgten wobei Getreide Reis Kokosnusse Haustiere und Fische bezeugt sind Diese kleineren Orte durften wiederum engen Kontakt zum afrikanischen Hinterland gehabt haben Meeresmuscheln fanden sich bis zu 150 km im Inland Der Fischfang als Nahrungsquelle spielte eine besondere Rolle Die Fische wurden wahrscheinlich mit Speeren gejagt Dementsprechend finden sich vor allem eher langsame Fische 12 Es ist eine umfangreiche lokale Keramik Perlen und Eisenproduktion bezeugt 13 Vor allem die Keramikproduktion schloss sich fast luckenlos an die Keramiktradition Afrikas an und untermauert den eigenstandig afrikanischen Charakter dieser Kulturlandschaft Die Keramik scheint zunachst lokal in den einzelnen Haushalten produziert worden zu sein spater wurde sie auf spezielle Werkstatten verlagert Der Fund von Spinnwirtel belegt eine eigene Textilproduktion Eine besondere Rolle spielte der Aufbau und die Verarbeitung von Eisen Eisen wurde fur den eigenen Bedarf bearbeitet aber auch in grossen Mengen exportiert Ausgegrabene Eisenobjekte belegen eine grosse Bandbreite bekannter Metallverarbeitungstechniken wie der Warm oder Kaltformung Es wurde Stahl produziert 14 Als Hauptexportartikel im Uberseehandel gelten vor allem Rohstoffe wie Elfenbein Chlorite Schildkrotenpanzer und Gold das wohl vor allem aus dem Munhumutapa Reich eingefuhrt wurde Als Gegengabe erhielten diese Orte aus dem Nahen und Fernen Osten hoherwertige Metallwaren Glas und Porzellan vielleicht auch Stoffe Ole und Gewurze Ob auch schon mit Sklaven gehandelt wurde die im 19 Jahrhundert als Exportgut enorme Bedeutung gewannen ist ungewiss Im Irak wurden Sklavenaufstande im 9 Jahrhundert den Zanj zugeschrieben schwarzen Afrikanern also zu denen auch jene zahlten die unter dem Namen Kanbula bekannt sind was vermutlich wiederum auf die Insel Kanbula im Lamu Archipel hinweist Auch Ibn Battuta schrieb uber die haufigen Raubzuge des Sultan von Kilwa in das Land der Zanj 15 Der Handel und Verkehr zur See war vor allem durch die Monsunwinde bestimmt Der Nordostmonsun beginnt im November und dauert bis kurz nach Januar In dieser Zeit war die Schifffahrt mit der Dau gefahrlich doch boten die Winde gute Moglichkeiten zum schnellen Fortkommen Man nutzte die Monsune zum zugigeren Seefahren und versuchte gleichzeitig ihre gefahrlichen Zeiten zu umgehen Im April beginnt der Sudwestmonsun der bis Juli andauert Mogadischu liegt Asien am nachsten und wurde deshalb als erster Hafen angelaufen Er spielte deshalb eine bedeutende Rolle Dort verweilten die Schiffe bis das Wetter geeignet war und fuhren dann weiter nach Suden Kilwa die sudlichste Stadt scheint auch der sudlichste Ort gewesen zu sein den man erreichen und wieder verlassen konnte ohne uberwintern zu mussen Sofala ganz im Suden wurde anscheinend nur von Kilwa aus angesteuert Aufbau und Architektur der Stadte BearbeitenIm achten und neunten Jahrhundert waren die Ortschaften meist klein im Schnitt kaum einen Hektar gross Die Bauten bestanden in der Regel aus verganglichen Materialien wie Lehm Holz und Stroh Ab dem zehnten Jahrhundert setzte ein merklicher Aufschwung ein Die bedeutenderen Orte vergrosserten sich waren mit 10 bis 15 Hektar aber weiterhin vergleichsweise bescheiden Die Orte konnen nach ihrer Grosse in funf Klassen geteilt werden Die kleinsten Orte von denen es etwa 34 gab waren nur etwa einen Hektar gross Einige von ihnen hatten eine Moschee und einige wenige monumentale Grabanlagen Die nachste Klasse von denen es etwa 39 Orte gab war nicht grosser als 2 5 Hektar Es gab ein oder zwei Moscheen bis zu zehn monumentale Graber und einige Wohnbauten aus Koralstein Bei wiederum der nachsten Klasse handelte es sich schon um kleine 2 5 bis 5 Hektar grosse Stadte von denen etwa 19 bekannt sind Sie hatten wiederum 1 bis 2 Moscheen bis zu zehn Steinhauser Stadtmauern und einige Grabanlagen Bei der vorletzten Klasse handelte es sich um Stadte die 5 bis 15 Hektar gross waren Sie hatten zwei Moscheen und 50 bis 100 Steinhauser Neun Stadte gehorten dazu Die grossten Stadte Mogadischu Baraawe Malindi Lamu Mombasa Pate Ungwana Gedi nehmen eine Flache von mindestens 15 Hektar ein es gab mindestens drei Moscheen verschiedene Friedhofe und mehr als 100 Steinhauser 16 Kilwa und Mahilaka mit einer Flache von ca 30 bzw 60 Hektar gehorten zu den grossten Stadten 17 Fur Kilwa und seine Umgebung ist um 1500 eine Einwohnerzahl von circa 4000 Menschen bezeugt 18 Die Stadtmauern umgaben haufig nur einen inneren Bezirk wahrend es ausserhalb weitere bedeutende nicht ummauerte Wohngebiete gab Moscheen Bearbeiten nbsp Die grosse Moschee in KilwaSeit dem 12 Jahrhundert gab es im Zentrum fast jeder Stadt mindestens eine Moschee Baumaterial war in der Regel Korallenstein Es handelte sich in der Regel um einen einfachen Raum von 9 5 mal 5 8 in Sima bis zu 14 mal 7 5 Meter in Shanga Grosse 19 Dieser Raum konnte wiederum durch Reihen von Saulen unterteilt sein Die Dacher bestanden aus Mangrovenholz oder hatte die Form einer Kuppel Gegenuber dem Eingang befand sich der Mihrab Er war nach Mekka ausgerichtet Es handelte sich meist um eine einfache Nische mit einem Spitzbogen Diese Bogen waren oft mit geometrischen Mustern verziert Minarette sind nur selten und dann eher im Norden belegt Ebenso gibt es nur wenige Minbars die Kanzel auf dem ein Prediger sprach In den wenigen Fallen wo sie belegt sind handelte es sich um einen Einbau aus einfachem Mauerwerk Holzerne Minbars sind noch seltener Die Bauten zeigen regionale Eigenheiten Im Norden sind die Moscheen in der Mitte durch eine Reihe quadratischer Pfeiler gegliedert Im Suden ist dagegen das Innere durch zwei Reihen von achteckigen Saulen gekennzeichnet Andere Bauten Bearbeiten Neben einer oder mehreren Moscheen gab es eine Reihe von Steinhausern in denen die ortliche Oberschicht wohnte Diese konnten teilweise recht luxurios mit Badeanlagen ausgestattet sein Die Eingange bildeten monumentale Bogenturen in denen sich wohl einst Holzturen befanden Diese fuhrten dann zu einem Innenhof der an drei Seiten eine erhohte Bank aufwies auf der man sitzen konnte Hier empfing der Hausherr Besucher und es wurden Geschafte abgewickelt Es folgte ein langlicher Empfangsraum an den sich die Privatraume anschlossen Grosse Hauser hatten auch noch einen speziell fur Frauen reservierten Hof Teppiche und Seidenstoffe sind als Raumausstattungen literarisch bezeugt In einigen Hausern befanden sich in Reprasentationsraumen Wande die mit Reihen von Nischen zidaka geschmuckt waren In den Nischen wurden Exportstucke wie chinesisches Porzellan zur Schau gestellt Die Portugiesen beschrieben fur Kilwa dreistockige Hauser Balkone und zahlreiche Garten in der Stadt Die schonen Hauser Terrassen und Minarette mit den Palmen und Baumen in den Garten liessen die Stadt Kilwa von unseren Schiffen so schon aussehen 20 Der Palast des Sultans sah meist nicht viel anders aus auch wenn er grosser war Eine Ausnahme bildete nur der Husuni Kubwa Swahili grosses befestigtes Haus der Name mag nicht zeitgenossisch sein genannte Palast des Sultans von Kilwa der sich 1 5 km ausserhalb der Stadt befand und in den Ausmassen alle weiteren Gebaude der Region ubertraf Er war zu jener Zeit das grosste Steingebaude sudlich der Sahara Der Palast bestand aus einer Reihe von Hofen hatte ein achteckiges grosses sicherlich als Bad genutztes Wasserbecken im Privatbereich der Anlage einen grossen Audienzhof mit Banken der nachts mit Lampen erleuchtet wurde und zahlreiche Gemacher die einst uberwolbt waren Daneben gab es in jeder Stadt auch grosse Lagerhauser fur die zu verschiffenden Waren In Kilwa waren diese zum Teil dem Palast angeschlossen Der weitaus grosste Teil der Bevolkerung lebte in einfacheren Hausern aus verganglichem Material Diese Bauten lassen sich heutzutage schwer nachweisen 21 Innerhalb des Stadtgebietes gab es meist auch mehrere Brunnen zur Trinkwasserversorgung In einigen Stadten standen innerhalb der Wohngebiete aufwendige Grabdenkmaler wobei diese mit einer Saule in der Mitte dekoriert waren Dies ist eine nur fur die ostafrikanische Kuste typische Bauform 22 Manchmal trugen diese Mausoleen datierte Inschriften 23 Im Stil ist diese Architektur meist eher einfach gehalten Bauornamentik kommt vor ist aber die Ausnahme und beschrankt sich auf Turrahmen oder einzelne Zierleisten Es finden sich geometrische Muster mit Anleihen aus dem mamelukischen Agypten Die Gestaltung der Kuppeln ubernahmen seldschukische Formen des 12 Jahrhunderts Die Spitzbogen in den Moscheen hatten dagegen ihren Ursprung in Indien Siehe auch BearbeitenGeschichte Afrikas Swahili Gesellschaft Literatur BearbeitenPhilip Curtin Steven Feierman Leonhard Thompson Jan Vansina African History From Earliest Times to Independence 2 uberarb Auflage London New York 1995 ISBN 0 582 05071 5 Peter Garlake Afrika und seine Konigreiche Koch Berlin Darmstadt Wien 1975 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