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Chinesisches Porzellan stellt einen zentralen Bestandteil der Kunst und Kultur Chinas dar Es wurde zum Vorbild der Porzellanerzeugung in Europa und anderen Teilen der Erde Schale im Blau Weiss Stil der Ming DynastieVasen im Famille Rose Stil der Qing Dynastie im Museu Calouste Gulbenkian Lissabon 2006 Inhaltsverzeichnis 1 Material und Herstellung 2 Klassifikation 3 Produktionsstatten und Arten 3 1 Anfange 3 2 Sui und Tang Dynastie 3 3 Seladon Porzellan 3 4 Jian Teeporzellan 3 5 Yixing Steingut 3 6 Dehua Porzellan Blanc de Chine 3 7 Qingbai Porzellan 3 8 Jingdezhen 4 Geschichte des Weissporzellans und der farbigen Dekore 4 1 Blau Weiss Porzellane bis zum Ende der Ming Dynastie 4 2 Mehrfarbige Dekore der Ming Zeit sancai wucai doucai 4 3 Ubergangszeit 4 4 Exportporzellan Auswirkungen auf den Westen 4 5 Porzellan der drei grossen Qing Kaiser Aufglasurfarben 4 6 Eklektizismus der spaten Qing Zeit 4 7 20 Jahrhundert 5 Echtheitsprufung 6 Bekannte europaische Sammlungen 7 Siehe auch 8 Literatur 9 WeblinksMaterial und Herstellung BearbeitenChinesisches Porzellan besteht meist aus Kaolin chinesisch 高嶺土 高岭土 Pinyin gaolǐngtǔ einer speziellen vorwiegend aus Kaolinit bestehenden eisenarmen Tonerde benannt nach dem chinesischen Berg Gaoling 高嶺 高岭 Gaolǐng Petuntse 白墩子 bai dunzi einem Granit mit einem hohen Anteil an Feldspat entspricht dem Pegmatit und QuarzDas Kaolin ist aufgrund seiner Blattchen oder buch artigen Struktur zur Aufnahme relativ grosser Mengen von Wasser fahig und verleiht der Werkmasse ihre Formbarkeit und Feuerfestigkeit Petuntse und Quarz vermindern als sogenannte Magerungsmittel die Formbarkeit des Stoffs verringern dafur aber die Schwindung Volumenschwund beim Trocknen und Brennen Die Petuntse dient als Flussmittel und ist der einzige Bestandteil der beim Brennen sintert Chinesisches Porzellan wird gewohnlich nur einfach gebrannt also Scherben Material und Glasur in einem Vorgang Nachdem die Form eines Stucks fertiggestellt ist wird sie luftgetrocknet glasiert abermals getrocknet und schliesslich gebrannt Unter der hohen Temperatur des Brennofens sintern Material und Glasur zu einer untrennbaren Einheit zusammen Chinesische Aufglasur Email Arbeiten werden auf ahnliche Weise produziert wobei dem ersten Brennvorgang unter hoher Temperatur etwa 1 350 C der Auftrag des Emails und ein weiterer Brennvorgang mit niedrigerer Temperatur folgt Jede Farbe benotigt dabei einen separaten Brand die Farben und ihre Schmelzgrundlage mussen naturlich so gewahlt werden dass die am hochsten zu brennenden Farben zuerst gebrannt werden Klassifikation BearbeitenIm Westen unterscheidet man gewohnlich drei Arten keramischer Massen je nach Zusammensetzung des Grunkorpers und der Brenntemperatur Irdengut Sinterzeug wozu die Unterklasse Porzellan gezahlt wird und Sondermassen Auch betrachtet man haufig die Transparenz des Scherbens als Wesensmerkmal speziell von Porzellan Im chinesischen Kulturkreis gibt es nur zwei Unterscheidungskriterien nach der Brenntemperatur heissgebrannte ci 瓷 und kaltgebrannte tao 匋 Keramik Auch Steingut Tonware und Steinzeug konnen dort als Porzellan gelten sofern der Scherben beim Anschlagen den fur diesen Werkstoff typischen klaren und glockenhellen Klang erzeugt Haufig findet man in China auch die Unterscheidung zwischen nordlichem und sudlichem Porzellan was auf die unterschiedlichen geologischen Beschaffenheiten der beiden Landesteile aber auch auf in ihnen jeweils bevorzugten Brennstoffe zuruckzufuhren ist In den kohlebeheizten Brennofen des Nordens wurden bevorzugt starker kaolinhaltige Porzellanmassen auch Schlicker bei hohen Temperaturen gebrannt Mit der im Suden verbreiteten Holzbefeuerung erreichte man meist niedrigere Temperaturen der Grundstoff wies meist hohere Anteile an Petuntse auf Produktionsstatten und Arten BearbeitenAnfange Bearbeiten Wenn die Geschichte der Keramik in China bis weit ins zweite vorchristliche Jahrtausend zuruckreicht fallt die Datierung des ersten Porzellans mit Blick auf das Fehlen einer verbindlichen Begriffsbestimmung schwer Vorgeschlagen wurden insofern die spate Ostliche Han Dynastie 100 200 n Chr die Zeit der Drei Reiche 220 280 n Chr die Periode der Sechs Dynastien 220 589 n Chr sowie die Tang Dynastie 618 906 n Chr Einige Fachleute vertreten die Ansicht das erste echte chinesische Porzellan sei zur Zeit der ostlichen Han in Zhejiang gefertigt worden Insbesondere sei gerade dort ein ausreichendes Vorkommen der oben genannte Grundstoffe zu verzeichnen gewesen auch wurden in der Provinz bei Temperaturen von 1260 bis 1300 C gebrannte Scherben gefunden Sui und Tang Dynastie Bearbeiten nbsp Glasiertes Kamel aus der Tang Dynastie 7 Jahrhundert Wahrend der Sui und Tang Dynastie 581 906 wurden grosse Mengen heiss wie kaltgebrannter Keramik produziert darunter auch die bekannte Bleiglasurware der Tang Zeit sancǎi 三彩 Dreifarbigkeit das heissgebrannte Kalkglasur Celadon Yue sowie die kaltgebrannte Changsha Ware In den nordchinesischen Provinzen Henan und Hebei fertigte man heissgebranntes Transparentporzellan Aus dieser Epoche stammt auch eine der ersten Erwahnungen chinesischen Porzellans durch einen Auslander In China habe man so die Aufzeichnungen eines arabischen Reisenden des 8 oder 9 Jahrhunderts eine sehr feine Tonerde aus der man Vasen fertige die so durchsichtig wie Glas seien Glas war in der arabischen Welt damals wohlbekannt so dass eine Verwechslung der beiden Materialien ausgeschlossen werden kann Seladon Porzellan Bearbeiten In der Songzeit produzierte man insbesondere in Kaifeng und Longquan in grossen Mengen das beruhmte Seladon Porzellan dessen Herstellungsmethode bereits seit dem 4 Jahrhundert bekannt war nbsp Seladon Schultertopf Yuan Ming ZeitDie charakteristische olivgrune an Jade erinnernde Glasur entsteht durch Reduktion von Eisen III oxid zu Eisen II oxid wahrend des Brennvorgangs Bei den Gefasstypen orientierte man sich weitgehend an den klassischen seit der Bronzezeit im Wesentlichen unverandert gebliebenen Formen Haufig wurden in den Scherben geometrische florale oder zoomorphe Reliefs aufmodelliert oder eingeritzt Die Seladonware aus Longquan erfreute sich nicht nur am chinesischen Kaiserhof grosser Beliebtheit sondern wurde von Anfang an in zahlreiche Lander Asiens exportiert In der Blutezeit der Ming Dynastie erreichte sie schliesslich Europa wo sie zunachst mit Gold aufgewogen wurde Jian Teeporzellan Bearbeiten nbsp Jian Schale mit Hasenfellmuster Song DynastieDas aus der Prafektur Jianyang der Provinz Fujian stammende sogenannte Jian Schwarzporzellan wurde vor allem fur Teeservices verwendet und erreichte den Hohepunkt seiner Verbreitung wahrend der Song Dynastie Hierfur verwendete man eisenreiches Kaolin aus lokalen Vorkommen das man unter grosser Sauerstoffzufuhr bei ca 1 300 C brannte Die Glasur wurde aus ahnlicher Tonerde wie das Werkstuck selbst hergestellt aber mit Holzkohle vermischt Bei den hohen Brenntemperaturen bildeten sich innerhalb der Glasur einzelne Schichten heraus die das beruhmte Hasenfell Muster erzeugten Hochgeschatzt und dementsprechend haufig kopiert wurde das Jian Porzellan vor allem in Japan wo man sie unter dem Namen temmoku oder Tenmoku kennt Die Schichtenbildung in der eisenreichen Glasur des chinesischen Schwarzporzellans wurde auch benutzt um die bekannten Olfleck Teestaub und Rebhuhnfeder Muster hervorzubringen Yixing Steingut Bearbeiten nbsp Yixing Teekanne Qing DynastieDaneben entstand wahrend der Ming Dynastie in der am Taihu See gelegenen Stadt Yixing das nach ihr benannte ziegelrote Tee Steinzeug das eine bestimmte nur dort vorkommende Tonerde erfordert Die relativ kleinen Kannen und Tassen losten die vorher gebrauchlichen grosseren Silber Kupfer und Zinngefasse ab da sich in ihnen nach allgemeiner Auffassung Duft und Aroma des in Mode kommenden Frisch Tees besser entfalten konnen Als bedeutendster Meister des Stils galt Shi Da Bing Das Yixing Steinzeug fand Verbreitung in Gelehrten und Beamtenkreisen bis hinauf zum Kaiserhof In der Qing Zeit wurde es stilistisch weiterentwickelt und 1685 von Kaiser Kangxi gemeinsam mit dem Tee erstmals nach Europa exportiert Auch dort fand das rote Porzellan grossen Anklang und wurde von vielen grossen Manufakturen kopiert Dehua Porzellan Blanc de Chine Bearbeiten nbsp Guanyin Dehua Ebenfalls in der Ming Zeit kam das Dehua Porzellan auf Der Name leitet sich von seinem in der Provinz Fujian gelegenen Produktionsort ab In Europa ist auch die Bezeichnung Blanc de Chine gebrauchlich Dehua Porzellan ist in aller Regel weiss oder cremefarben und unbemalt In der Kangxi Epoche deren Stucke als die kostbarsten gelten herrschte ein rosa cremefarbener Schimmer vor in der Regierungszeit Qianlongs indes eher eine blauliche Farbung Der Werkstoff weist einen relativ niedrigen Kaolingehalt auf die Stucke wurden mit einer etwas dickeren Glasurschicht uberzogen Haufig verarbeitete man Dehua Porzellan zu Plastiken und Skulpturen beliebt waren etwa Statuetten der Barmherzigkeitsgottin Guanyin fur den Hausaltar Ab dem 17 Jahrhundert stellte Dehua Ware auch einen relativ grossen Anteil am nach Europa verschifften sogenannten Exportporzellan dar Durch Nachahmung an den Furstenhofen des Rokoko Zeitalters sollte es erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der westlichen Porzellankunst gewinnen Qingbai Porzellan Bearbeiten nbsp Teekanne im Qingbai Stil Song DynastieQingbai Porzellan qingbai 青白 grunweiss blauweiss blaugrun weiss wurde seit der nordlichen Song Dynastie in Jingdezhen und zahlreichen anderen sudchinesischen Brennstatten hergestellt Anfang des 14 Jahrhunderts wurde es fast vollstandig von der aufkommenden Blau Weiss Ware verdrangt Das unter Verwendung von Petuntse gefertigte schwach eisenhaltige Material ist ursprunglich weiss erhalt durch die Glasur aber den typischen grunlichen Schimmer der ihm den Namen gegeben hat Erhalten geblieben sind insbesondere Schalen teilweise mit eingeritztem oder aufmodelliertem Muster Ein Grossteil der Qingbai Ware wurde fur den Alltagsgebrauch geschaffen und genoss deshalb zum Zeitpunkt seiner Entstehung weitaus geringere Wertschatzung als heute Ein bemerkenswertes Qingbai Stuck ist die heute im Irischen Nationalmuseum befindliche sogenannte Fonthill Vase Angeblich soll es sich um das erste jemals nach Europa gelangte Stuck chinesischer Porzellankunst handeln Die vermutlich um 1300 in Jingdezhen gebrannte Vase war Papst Benedikt XII 1338 vom letzten Yuan Kaiser als Geschenk gesandt worden Jingdezhen Bearbeiten nbsp Porzellanmalerin im Jingdezhen der GegenwartSpatestens seit der fruhen Han Dynastie war die Stadt Jingdezhen zu einem der wichtigsten Keramikzentren Sudchinas aufgeruckt Die altere Ware wurde noch kaltgebrannt im 5 und 6 Jahrhundert produzierte man aber bereits unter Verwendung lokaler Rohmaterialien eine Art von Porzellan 1004 machte der Song Kaiser Zhenzong 真宗 Jingdezhen zur Produktionsstatte fur kaiserliches Porzellan Die Stadt wurde nach seiner Regierungsperiode Jingde 景德 benannt Wahrend der Song und Yuan Dynastie produzierte man Porzellan in Jingdezhen und anderen sudchinesischen Brennstatten teilweise unter alleiniger Verwendung von Petuntse bei Temperaturen von ca 1250 C Im fruhen achtzehnten Jahrhundert mischte man diese aber wieder zunehmend zu gleichen Teilen mit Kaolin und brannte bei 1350 C So entstand ein sehr dauerhaftes Porzellan von strahlendem Weiss In den eiformig gebauten Brennofen des Sudens herrschten grosse Temperaturunterschiede die durch Variierung des Kaolinanteils der Werkmasse ausgeglichen werden mussten Zwei Beschreibungen der Manufaktur von Jingdezhen sind aus der Qing Zeit erhalten Der gegen Ende der Kangxi Periode in der Stadt wirkende Jesuitenmissionar Pere Francois Xavier d Entrecolles etwa schilderte in seinen Briefen detailliert die bei der Porzellanherstellung verwendeten Materialien und Verfahren Als Motiv hierfur gab er reine Neugierde an raumte aber auch ein dass seine Beschreibungen fur Europa von Nutzen sein konnte Freilich erreichte sein 1712 verfasster Brief Europa erst als Johann Friedrich Bottger und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus das Geheimnis des Porzellans ohnehin bereits entschlusselt hatten 1743 zur Regierungszeit Qianlongs verfasste dann der kaiserliche Manufakturvorsteher Tang Ying ein Memorandum mit dem Titel Zwanzig Illustrationen der Porzellanmanufaktur Die Illustrationen selbst sind heute nicht mehr erhalten sehr wohl aber der Text Geschichte des Weissporzellans und der farbigen Dekore BearbeitenBlau Weiss Porzellane bis zum Ende der Ming Dynastie Bearbeiten In der Tradition der fruhen Qingbai Ware wurde auch das Blau Weiss Porzellan mit transparenter Glasur versehen Die blaue Farbe besteht aus einem Gemisch aus Cobaltoxid und Wasser und wurde vor der Glasierung und dem Brennvorgang auf das Porzellan aufgetragen Die verschiedenen Blautone erlauben Ruckschlusse auf die geographische Herkunft des Kobalts und erleichtern dadurch die Datierung Zunachst importierte man den Farbstoff aus Persien Sumatra und Malaya ab dem 16 Jahrhundert dagegen aus Chinesisch Turkestan gegen Ende der Ming Dynastie entdeckte man schliesslich noch zentraler gelegene Vorkommen in den Provinzen Jiangxi Guangdong und Zhejiang Das erste Blau Weiss Porzellan in Unterglasurtechnik soll in der Tang Dynastie entstanden sein Aus dieser Zeit sind lediglich drei vollstandige Stucke erhalten jedoch wurden in der Nahe von Yangzhou Provinz Jiangsu auf das 8 oder 9 Jahrhundert zu datierende Scherben ausgegraben In den 1970er Jahren fand man in Zhejiang Jiangsu und Jiangxi mehrere Blau Weiss Schalen aus der Song und Yuan Dynastie Seine Blutezeit erlebte der Stil aber erst in der Ming Dynastie insbesondere die geradezu sprichwortlich gewordene Mingvase pragt die europaische Vorstellung von chinesischer Porzellankunst in besonderem Masse Beim Dekor herrschten zunachst vor allem geometrische ornamentale und florale Motive vor in geringerem Umfang auch Drachen Vogel und Fische Im 15 Jahrhundert nahm die Dichte des Dekors ab dafur legte man grosseren Wert auf eine Gliederung in ein Zentralmotiv und periphere Ornamentbander und friese Mitte des 16 Jahrhunderts etablierten sich neben dem klassischen Dekorschatz schliesslich auch Landschaftsmotive Szenen aus dem Hofleben und der daoistische Geisteswelt sowie Darstellungen aus Werken der klassischen Literatur Mehrfarbige Dekore der Ming Zeit sancai wucai doucai Bearbeiten Ubergangszeit Bearbeiten Exportporzellan Auswirkungen auf den Westen Bearbeiten Die chinesische Porzellankunst wurde von Europa in einem Masse rezipiert wie kaum ein anderer Teil der chinesischen Kunst nbsp Fur den Export produzierte Porzellan Dschunke Qing Dynastie nbsp Im Auftrag des Hauses Wittelsbach in der Wanli Periode produzierter TellerZunachst waren es die Portugiesen und Spanier die in grosseren Mengen vor allem chinesisches Porzellan nach Europa verschifften Bereits Konig Philipp II von Spanien besass eine Porzellansammlung von mehr als 3000 Stuck Im 17 Jahrhundert ging der Ostindienhandel indes zunehmend in die Hande der Niederlander und Briten uber Von den niederlandischen Hafen aus wurden Furstenhofe in ganz Europa insbesondere mit dem beliebten Blau Weiss Porzellan versorgt Es diente nicht nur als Gebrauchsgeschirr sondern erfreute sich auch als Kaminaufsatz oder Ausstattung fur die beruhmten Porzellankabinette der europaischen Schlosser grosser Beliebtheit Teilweise wurde in China Porzellan speziell fur den Export Chinesisches Exportporzellan oder sogar auf Bestellung europaischer Auftraggeber nach deren Wunschen und Vorgaben Chinesisches Auftragsporzellan gefertigt Sehr bald versuchte man in Europa auch das chinesische Porzellan nachzuahmen Erste Versuche sind bereits fur das Italien des spaten 15 Jahrhunderts belegt wobei es sich beim Endprodukt wohl mehr um ein milchiges Glas gehandelt haben durfte Spater beeinflusste das Blau Weiss Porzellan die europaische Fayence Kunst insbesondere die Produktion der Delfter Manufakturen Die Herstellung richtigen Porzellans gelang indes erst 1709 dem am Hofe Augusts des Starken in Dresden tatigen Johann Friedrich Bottger Im Laufe des 18 Jahrhunderts entstanden daraufhin Manufakturen u a an allen fuhrenden Furstenhofen des Kontinents nach Meissen u a Wien Sevres Nymphenburg Kopenhagen Neapel u a Spater wurde Porzellan schliesslich zum selbstverstandlichen Teil der europaischen Alltagskultur Porzellan der drei grossen Qing Kaiser Aufglasurfarben Bearbeiten nbsp Teller im Famille Rose Stil Qing Dynastie nbsp Tasse im Famille Verte Stil Qing DynastieVon 1662 bis 1796 beherrschten China lediglich drei Kaiser Kangxi Yongzheng und Qianlong Die Periode gilt als letzte grosse Blutezeit der klassischen chinesischen Kultur und hat auf dem Gebiet der Porzellankunst Bedeutsames hervorgebracht Wahrend man einerseits die Herstellungstechnik der Ming Dynastie fur das Porzellan selbst beibehielt neigte man aber verstarkt zu Uberglasur Dekor Auch kam es zu einer betrachtlichen Erweiterung der Farbpalette An die Stelle des Blau Weiss Stils trat in der Regierungszeit Kaiser Kangxis eine ganze Reihe von Stilrichtungen Die famille verte bei der die namensgebende grune Farbe hauptsachlich durch etwas Eisenrot erganzt wurde Die famille rose die hauptsachlich Rosa und Purpurtone verwendet und das ganze 18 Jahrhundert uber dominierend bleiben sollte Die famille jaune eine Abwandlung der famille verte mit gelbem Untergrund Die famille noire die mit schwarzem Untergrund arbeitetBeim Dekor wandten sich die Kunstler in noch starkerem Masse figurlichen Darstellungen zu Beliebt waren etwa Blumen Paonie Lotus Vogel vor allem Phonixpaare Goldfische und Insekten Zikaden Libellen Auch wurden haufig detailreich Szenen aus der chinesischen Geschichte Mythologie und Literatur wiedergegeben genannt seien etwa der Roman Der Traum der roten Kammer sowie die daoistische Gottheit Koniginmutter des Westens Eklektizismus der spaten Qing Zeit Bearbeiten nbsp Schale mit Kirschzweig Dekor Daoguang Periode nbsp Wu Shuang Pu Dekor mit Ban Chao 32 102 Xianfeng Periode nbsp Funfhalsige Vase Cixi RegentschaftNach dem Tode Qianlongs verfiel im Zuge des schleichenden Niedergangs der klassisch chinesischen Kultur auch die Porzellankunst Vielfach huldigte man einem an das Vorbild fruherer Perioden anknupfenden Eklektizismus Bereits unter Kaiser Jiaqing war eine gewisse Formalisierung der Gestaltung insbesondere durch mechanische Wiederholung bestimmter immer gleicher Dekorelemente zu beobachten kunstlerische Originalitat wich zunehmend blossem handwerklichem Konnen Die Aufglasurfarben verlieren an Tiefe Glanz und Transparenz das Rosa der klassischen Qing Palette gerat zunehmend violett Wahrend des eklatanten Verfalls der kaiserlichen Macht in der Daoguang gehen die Bestellungen des Pekinger Hofs auch quantitativ zuruck Vielerorts verlegten sich die Manufakturen deshalb auf die Produktion preisgunstigeren Gebrauchsgeschirrs Gleichwohl wurden bisweilen etwa Stile der Ming Zeit wieder aufgegriffen und weiterentwickelt 1853 schliesslich zerstoren die marodierenden Truppen des Taiping Aufstands die traditionsreiche Fertigungsstatte Jingdezhen Unter der von 1862 bis zum Sturz der Dynastie 1911 reichenden Regentschaft der Kaiserinwitwe Cixi steigt die Produktion allgemein wieder an freilich ebenfalls ohne besondere Originalitat zu entwickeln Charakteristisch ist die steigende Wertschatzung der Dekorfarbe Gelb sowie das bereits unter Yongzheng vereinzelt angetroffene sogenannte ubergreifende Dekor Einzelne Dekorelemente werden von der Aussenwand des Gefasses uber den Rand teilweise bis ins Innere fortgefuhrt Nach der Jahrhundertwende leitete Cixi zaghaft eine strukturelle Neuausrichtung der Porzellanproduktion ein die neben halbstaatlichen Manufakturen auch eine starkere Industrialisierung der Produktionsablaufe vorsah 20 Jahrhundert Bearbeiten Nach dem Sturz der Qing Dynastie 1911 und der Ausrufung der Republik konnten die Porzellankunstler infolge des Wegfalls der kaiserlichen Produktionsvorschriften freier arbeiten Dies fuhrte zum einen dazu dass nunmehr das Dekor der Stucke nicht mehr abschnittsweise von verschiedenen Malern erstellt wurde sondern nunmehr haufig jeweils aus der Hand eines einzigen Kunstlers stammte der die Stucke auch namentlich signieren durfte Auch passte er das Dekor nicht mehr der bis dahin dominanten Gefassoberflache an sondern trug es auf wie auf gewohnlichen ebenen Malgrund Der allgemein zu beobachtenden Industrialisierung der Produktionsprozesse stand damit in der chinesischen Porzellanherstellung ein hierzu vollig kontrarer Trend zur Individualisierung gegenuber Ein letztes Aufflammen erlebte die traditionelle kaiserliche Porzellanproduktion als sich Yuan Shikai 1915 letztlich folgenlos zum Kaiser ausrufen liess aber sogleich 40 000 Stucke mit seiner Regierungsdevise Hongxian in Auftrag gab Nach 1917 schliesslich wuchs die Produktion quantitativ stark an im ganzen Land wurden neue Manufakturen gegrundet wobei freilich mittlerweile weitaus uberwiegend Gebrauchsgeschirr hergestellt wurde Fur die Oberschichten produzierte man zudem Kopien alten Hofporzellans sowie Stucke deren Dekor im westlichen Stil gehaltene Gemalde des jesuitischen Hofmalers der Qing Kaiser Giuseppe Castiglione integrierte Die Qualitat der verwendeten Farben stieg nicht zuletzt dank aus Deutschland importierter Industrie Pigmente Echtheitsprufung BearbeitenDie Testmethoden fur die Echtheit chinesischen Porzellans sind umstritten Am verbreitetsten ist der sogenannte Thermolumineszenz Test TL Test mit dem der Zeitpunkt des letzten Brennvorgangs mit relativ grossen Toleranzen bestimmt werden kann Der Test wird mit kleinen Porzellanproben durchgefuhrt die dem Teststuck durch Anbohrungen oder Anschnitte entnommen werden Die Methode gilt als sehr risikoreich und fuhrt naturgemass zu Schadigungen des Teststucks weshalb sie eher bei weniger wertvollem Porzellan zur Anwendung kommt Andere Methoden arbeiten mit einem Vergleich der Glasurbeschaffenheit des Teststucks mit der von bereits zuverlassig datierten Vergleichsstucken Nach verbreiteter Auffassung konnen technisch physikalische Verfahren sinnvoll allenfalls im Verbund mit traditionellen Datierungsmethoden angewandt werden Bekannte europaische Sammlungen BearbeitenGrossere Sammlungen chinesischen Porzellans befinden sich u a in folgenden europaischen Museen Berlin Museum fur Asiatische Kunst Website Braunschweig Herzog Anton Ulrich Museum Website Schwerpunkt Yixing Keramik Brussel Musees royaux d art et d histoire Website Brussel Pavillon Chinois Aussenstelle der MRAH in Brussel Laaken Website Cambridge UK Fitzwilliam Museum Dresden Porzellansammlung im Dresdner Zwinger Website Frankfurt am Main Museum Angewandte Kunst Schwerpunkt Steingut Steinzeug Hildesheim Roemer und Pelizaeus Museum Istanbul Topkapi Sarayi Website Koln Museum fur Ostasiatische Kunst Website London British Museum Website London Victoria and Albert Museum London Website Munchen Residenzmuseum Website Paris Musee Guimet Website Stuttgart Linden Museum Website Weiden in der Oberpfalz Internationales Keramikmuseum Website sog Sammlung Seltmann fast ausschliesslich Qing DynastieSiehe auch BearbeitenListe von alten chinesischen Keramikbrennofen Liste traditioneller chinesischer KeramikbrennofentypenLiteratur BearbeitenStephen W Bushell Chinese Pottery and Porcelain Oxford University Press Kuala Lumpur 1977 ISBN 0 19 580372 8 Robert H Blumenfield Blanc de Chine The Great Porcelain of Dehua Ten Speed Press Berkeley 2002 ISBN 978 1 58008 293 8 Antony DuBoulay Chinesisches Porzellan Mundus Verlag Essen 1987 ISBN 3 88385 015 2 Sven Frotscher dtv Atlas Keramik und Porzellan Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 2003 ISBN 3 423 03258 8 Hubertus Gunther Chinesisches Porzellan Heyne Bucher Nr 4552 Antiquitaten Heyne Munchen 1978 ISBN 3 453 41226 5 Birgit Hahn Woernle Chinesisches Porzellan Schuler Munchen 1974 ISBN 3 7796 5112 2 He Li Chinese Ceramics The New Standard Guide Thames and Hudson London 1996 ISBN 0 500 23727 1 Florian Hufnagl Hrsg Porzellan aus China Sammlung Seltmann Edition Braus Heidelberg 1994 ISBN 3 89466 119 4 Suzanne Kotz Hrsg Imperial Taste Chinese Ceramics from the Percival David Foundation Chronicle Books San Francisco 1989 ISBN 0 87701 612 7 Stacey Pierson Earth Fire and Water Chinese Ceramic Technology Percival David Foundation of Chinese Art University of London 1996 ISBN 0 7286 0265 2 Friederike Ulrichs Die ostasiatische Porzellansammlung der Wittelsbacher Bayerische Schlosserverwaltung Munchen 2005 ISBN 3 932982 63 0 Ruoming Wu The origins of Kraak porcelain in the Late Ming Dynasty Bernhard A Greiner Weinstadt 2014 ISBN 978 3 86705 074 6 Ernst Zimmermann Chinesisches Porzellan Seine Geschichte Kunst und Technik Klinkhardt amp Biermann Leipzig 1913 2 Auflage Chinesisches Porzellan und die ubrigen keramischen Erzeugnisse Chinas Klinkhardt amp Biermann Leipzig 1926 Digitalisat Band 1 Band 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ceramics of China Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chinesisches Porzellan amp oldid 239341143