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Dieser Artikel behandelt Tontrommeln allgemein Zur steinzeitlichen Trommel siehe Tontrommel Archaologie Eine Tontrommel ist eine Trommel mit einem beliebig geformten Korpus aus gebranntem Ton Das Kriterium des Materials bezeichnet keinen bestimmten Trommeltypus Tontrommeln sind aber uberwiegend einfellige Kesseltrommeln mit geschlossenem Boden und einfellige unten offene Bechertrommeln Zweifellige Rohrentrommeln aus Ton sind selten Nach der Spieltechnik gehoren Tontrommeln meist zu den Handtrommeln Tontrommeln werden wegen der Bruchgefahr nur vereinzelt mit dunnen Stocken geschlagen Engobierte Tontrommel der neolithischen Dawenkou Kultur in China Shandong Provinzmuseum Jinan Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 1 1 Bechertrommeln 1 2 Kesseltrommeln 2 Verbreitung 2 1 Bechertrommeln 2 2 Kesseltrommeln 2 3 Zweifellige Rohrentrommeln 3 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenBechertrommeln Bearbeiten Das entwicklungsgeschichtlich fruheste Membranophon war die stationare Erdtrommel bei der eine Membran frei uber ein Erdloch als Resonanzraum gespannt war Es bedeutete einen Entwicklungsschritt ein Musikinstrument von seiner Ortsgebundenheit zu befreien Bei Trommeln fuhrte dies parallel zum Ubergang vom am Boden liegenden Stampfbrett zum hangenden Schlagbalken zunachst zu senkrecht aufgestellten schweren Rohrentrommeln aus einem ausgehohlten Baumstamm die mit Stocken geschlagen werden und zu tragbaren mit den Handen geschlagenen Tontrommeln Solche kleineren Tontrommeln sind in unterschiedlichen Formen seit der Jungsteinzeit uberliefert Curt Sachs 1940 halt wegen der primitiveren Bearbeitung Holztrommeln die innen mit Feuer ausgebrannt und mit Werkzeugen ausgehohlt wurden fur alter als Tontrommeln welche die anspruchsvolle Technik der Topferei voraussetzen Die Form der Bechertrommel ist bestens geeignet um auf der Topferscheibe hergestellt zu werden und sobald diese erfunden war wurden kleine Trommeln zeitsparender als die muhsame Holzbearbeitung aus Ton und mit einem gerundeten statt zylindrischen Korpus angefertigt Ein Korpus in Becherform mit einer schlanken zylindrischen Rohre unten oder mit einer taillierter Form erwies sich als gunstige Entwicklung um die Trommel beweglicher zu machen weil sie beim Tanzen unter einem Arm eingeklemmt werden kann ebenso vorteilhaft wie der Handgriff in der Mitte der langen Holztrommel kundu in der Musik Neuguineas 1 Archaologischen Funden zufolge waren becherformige Tontrommeln in China zwischen 4000 und 2000 v Chr in Gebrauch und um 1400 v Chr wurden sie durch Trommeln aus Bronze oder Holz abgelost Die Trommeln haben die Form eines Trichters der in einem schlanken Zylinder auslauft 2 Aus Mesopotamien ist die Form der Bechertrommel von einer 1100 v Chr datierten Abbildung bekannt die ein geschatzt 90 Zentimeter langes auf dem Boden stehendes Instrument wohl aus Holz zeigt wahrend die grosse Kesseltrommel lilissu mit einem Korpus aus Bronze bereits seit Anfang des 2 Jahrtausends v Chr nachweisbar ist 3 In Zentral und Sudosteuropa sind in grosser Zahl Bruchstucke von becher oder sanduhrformigen Tontrommeln aus der Trichterbecherkultur um 4200 um 2800 v Chr Walternienburg Bernburger Kultur im ostlichen Deutschland erhalten Sie besitzen am oberen Rand umlaufend eine Reihe von Nasen an denen die Membran befestigt werden konnte Typologisch gehoren sie in eine Gruppe wie die wesentlich spatere arabische darbuka oder die westafrikanische djembe 4 Hinzu kommen einige Funde von Tontrommeln aus der fruhbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur in Bohmen um 2300 um 1600 v Chr der spatbronzezeitlichen Urnenfelderkultur um 1300 um 800 v Chr und der eisenzeitlichen Latenezeit um 450 v Chr um 0 5 Fruhe Bechertrommeln aus Ton wurden ausser in Europa auch in Mittel und Sudamerika gefunden so in der Provinz Chiriqui in Panama Dort war die Membran durch eine um den Rand herumgebundene Schnur fixiert eine wesentlich altere Methode als die bei vielen orientalischen Bechertrommeln ubliche Verklebung der Membran 6 In der Nazca Kultur im alten Peru um 200 v Chr 600 n Chr zeigen Bechertrommeln aus Ton wie Gefassfloten geometrische Dekorationen oder mythologische Motive etwa Damonen oder die Dualitat von Jaguar und Schlange Manche Motive und Formen wurden an den Bechertrommeln in Zentralperu bis in die Chancay Kultur bis Mitte des 15 Jahrhunderts ubernommen Tonfiguren aus der Inka Zeit stellen Musikanten dar die eine kleine Bechertrommel an einem Bein festgebunden haben wahrend sie mit einer Hand eine Panflote an den Mund und mit der anderen ein Horrohr unklarer Funktion halten 7 Kesseltrommeln Bearbeiten Kesseltrommeln aus Ton lassen sich prinzipiell auch als Kochgeschirr verwenden und sie sind eine Parallelentwicklung zu den gleichartigen Tontopfen in der Kuche Dem Kochgeschirr aus Ton entsprechen auch die Wassertrommeln halb mit Wasser gefullte und mit einer Membran bespannte Tontopfe die manche Indianervolker in Nord und Sudamerika fruher bei Ritualen verwendeten Kesselformige Tontrommeln sind aus der chinesischen Qin Dynastie 3 Jahrhundert v Chr bekannt 8 In Sudasien sind kleine Kesseltrommeln aus Ton mit einem kurzen und breiten Hals in der Kunst von Gandhara 1 und 2 Jahrhundert n Chr im Nordwesten von Indien und nachfolgend auf einem Relief aus dem ehemaligen buddhistischen Kloster von Paharpur in Bengalen 5 Jahrhundert abgebildet lange bevor gegen Ende des 1 Jahrtausends die muslimischen Eroberer in ihren Militarorchestern grossere Kesseltrommeln al kus und naqqara mitbrachten In der auf Sanskrit um die Zeitenwende verfassten Abhandlung uber Musik und darstellende Kunste Natyashastra werden die Trommeln in drei Gruppen eingeteilt Zur ersten Gruppe gehoren die aus Tonerde mrd hergestellten Trommeln auf die namentlich die heutige mridangam eine Doppelkonustrommel aus Holz zuruckgeht Die mrd Gruppe umfasste unterschiedliche Trommeltypen die senkrecht am Boden aufgestellt unter den Arm geklemmt oder waagrecht in den Schoss gelegt wurden 9 Verbreitung Bearbeiten nbsp Darbuka mit Tonkorpus aus Libyen Vor 1965Becherformige Tontrommeln sind vor allem im muslimischen Orient von Nordafrika bis Afghanistan verbreitet Der Verbreitungsschwerpunkt fur Kesseltrommeln in Form eines Tontopfes ist Indien und zweifellige Rohrentrommeln kommen speziell in der Volksmusik von Ostindien vor Bechertrommeln Bearbeiten Daluka Bechertrommel aus luftgetrocknetem Lehm im Norden des Sudan Neben der Leier kisir eines der wenigen traditionellen Instrumente der Nubier Darbuka arabische Bechertrommel traditionell mit einem Korpus aus Ton mit Ziegenhaut oder Fischhaut bespannt Turkisch dumbelek und kurdisch dembilk Skor arak Bechertrommel aus Ton oder Holz die in einem kambodschanischen Mohori Ensemble gespielt wird Taʿarija kleine schlanke Tontrommel in der marokkanischen Volksmusik die in dieser Form auch im mittelalterlichen islamischen al Andalus verbreitet war Zerbaghali afghanische Bechertrommel aus TonKesseltrommeln Bearbeiten nbsp Nagara Paar aus zwei einzelnen Kesseltrommeln mit Tonkorpus in Assam nbsp Tbilat verbundenes Kesseltrommelpaar in MarokkoBummadiya kugelformiger Tontopf in Sri Lanka mit einem kurzen Hals und einer weiten Offnung die mit einer Membran aus Leguanhaut bespannt ist Kleiner offener Hals an der Unterseite des Topfes 10 Chepkobis mit Stocken geschlagene Tontopftrommel im Westen Kenias bei der Elgeyo Ethnie im Elgeyo Marakwet County Diplipito kleines Kesseltrommelpaar aus Ton in der georgischen Volksmusik Duggi einzeln oder paarweise gespielte kleine Kesseltrommel in der nordindischen Volksmusik Ghumat Tontopftrommel im westindischen Bundesstaat Goa Guedra Kochtopf aus Ton mit einer Membran bespannt der von Berberfrauen im Suden Marokkos zur Tanzbegleitung verwendet wird Sahfa Zwischenform aus Rahmentrommel und Kesseltrommel in der Region Tihama im Jemen Tasa auch tassa kleine Kesseltrommel aus Ton oder Metall in Nordindien Trinidad und Tobago sowie auf Sumatra In Nordindien wird sie in Ensembles mit der Fasstrommel dhol zusammengespielt 11 Tbilat zusammengebundenes kleines Kesseltrommelpaar in MarokkoZweifellige Rohrentrommeln Bearbeiten Khol zweifellige asymmetrische Doppelkonustrommel in Ostindien und Bangladesch verwandt mit der holzernen pung in Manipur 12 Madar fassformige oder konische zweifellige Tontrommel in Ostindien Tumdak konische zweifellige Trommel der Santal in Ostindien Mit Rindshaut oder Ziegenhaut bespannt 13 Einzelnachweise Bearbeiten Curt Sachs The History of Musical Instruments W W Norton amp Co New York 1940 S 31f Bo Lawergren Neolithic Drums in China In Ellen Hickmann Arnd Adje Both Ricardo Eichmann Hrsg Studien zur Musikarchaologie V Orient Archaologie Band 20 Marie Leidorf Rahden 2005 S 109 127 hier S 109 113 Sibyl Marcuse A Survey of Musical Instruments Harper amp Row New York 1975 S 122 147 Simon Wyatt The Classification of the Clay Drums of the Southern Trichterbecher Culture TRB In Jungsteinsite 23 Juli 2008 S 1 22 Beate Maria Pomberger Jorg Helmut Muhlhans Christoph Reuter Forschungen zur Akustik der Prahistorie Versuch einer raum und instrumentenakustischen Analyse prahistorischer Bauten und Instrumente In Archaeologia Austriaca Band 97 98 2013 2014 S 97 114 hier S 103f Curt Sachs Geist und Werden der Musikinstrumente 1928 Frits A M Knuf Hilversum 1965 S 134 Ellen Hickmann Klange Altamerikas Musikinstrumente in Kunst und Kult Publikationen der Reiss Engelhorn Museen Band 25 Mannheim 2007 S 215 222f Han Mei Zheng In Grove Music Online 2001 Walter Kaufmann Altindien Musikgeschichte in Bildern Band 2 Musik des Altertums Lieferung 8 Hrsg Werner Bachmann Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1981 S 32 Nathalie M Webber Bummadiya In Grove Music Online 13 Januar 2015 Genevieve Dournon Margaret J Kartomi Peter Manuel Tasa In Grove Music Online 26 Oktober 2011 Alastair Dick Eben Graves Khol In Grove Music Online 28 Mai 2015 Alastair Dick Tumdak In Grove Music Online 20 Januar 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tontrommel amp oldid 232501247