www.wikidata.de-de.nina.az
Die Musik Neuguineas umfasst die Musikstile der Insel Neuguinea wie sie in seit Jahrhunderten praktizierten kultischen Ritualen und zur Unterhaltung von den verschiedenen papuanischen und austronesischen Volksgruppen praktiziert wurden sowie die neuen Stilrichtungen die sich mit dem Beginn der Kolonialisierung im 19 Jahrhundert zunachst durch die Christianisierung und seit Mitte des 20 Jahrhunderts durch australische und indonesische Einflusse der jeweiligen Popmusik von den Kustenstadten ausgehend entwickelt haben Es dominiert die Vokalmusik die monophon oder mehrstimmig zu horen ist Zu den weit verbreiteten Musikinstrumenten gehoren sanduhrformige Trommeln Tok Pisin kundu Schlitztrommeln garamut Bambusfloten Panfloten und mundverstarkte Maultrommeln susap Im 20 Jahrhundert kamen Gitarren hinzu die von einer stetig wachsenden Zahl von lokalen string bands und power bands gespielt werden und die haufig im Rundfunk zu horen sind Eine Aufgabe der traditionellen Musikausubung ist es den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu starken Die Musik Neuguineas befindet sich genauso wie andere kulturelle Ausdrucksformen in einem Veranderungsprozess von einem Mittel zur Selbstidentifikation der Gemeinschaft hin zu einem mit dem Einbruch der westlichen Zivilisation begonnenen fortschreitenden Verlust der Tradition Kundu Trommler bei Port MoresbyInhaltsverzeichnis 1 Funktion von Musik 2 Forschungsgeschichte 3 Regionale Musiktraditionen 3 1 Hochland der Region Papua 3 1 1 Eastern Highlands 3 1 2 Western Highlands 3 1 3 Enga Province 3 1 4 Chimbu Province 3 1 5 Southern Highlands 3 2 Nordkuste von Papua Neuguinea 3 2 1 Sepik 3 2 2 Tambaran 3 2 3 Oro Province 3 3 Sudkuste von Papua Neuguinea 3 4 Westneuguinea 3 4 1 Asmat 3 4 2 Eipo 3 4 3 Nordkuste 4 Moderne Entwicklungen der Musik 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFunktion von Musik Bearbeiten nbsp Sing sing in Wabag in der Enga ProvinceIn Neuguinea werden uber 700 Papuasprachen gezahlt die sprachgenetisch keine Einheit darstellen 1 Die Mehrheit der papuanischen Ethnien sind nur wenige tausend Mitglieder stark Eine einheitliche kulturelle Entwicklung gibt es nicht Jedes Dorf besitzt oder besass fruher eigene Gesange Tanze Musikinstrumente und aus Holz geschnitzte Kultobjekte deren Besitz als Privileg angesehen wird Die Verschiedenheit der Volksgruppen hat ihren Ursprung in den jeweiligen kosmogonischen Mythen die meist eine bereits vorhandene Welt voraussetzen in der aber die eigene Existenz darin begrundet und gegenuber benachbarten Stammen als einzigartig hervorgehoben wird Periodisch durchgefuhrte grosse Festveranstaltungen dienen als Wiederholung des Schopfungsgeschehens Der Mythos muss um wirksam zu bleiben in einem rituellen Schauspiel regelmassig vergegenwartigt werden Jeder Stamm fuhrt sich auf eine Grundergestalt zuruck die nach der Tradition in einem Ahnenkult verehrt wird Mit der Ahnenverehrung wird uber eine lange Kette von Vorfahren eine Verbindung zur mythischen Urzeit hergestellt 2 Einen weiteren Grund fur die eigenstandige Entwicklung vieler kultureller Phanomene bilden die unterschiedlichen durch naturliche Barrieren voneinander isolierten Lebensraume in schwer zuganglichen Hochgebirgstalern und Sumpfgebieten in Kustennahe oder entlang der Flusse In bestimmten Regionen im Hochland wird in unregelmassigen Abstanden ein mehrtagiges Fest veranstaltet bei dem die Clans mehrerer Dorfer zusammenkommen Der Anlass fur diese auf Tok Pisin sing sing 3 genannte Grossveranstaltung kann sein dass Geld fur die Bezahlung eines Brautpreises oder neuerdings zum Bau einer Kirche gesammelt werden soll Vor Einfuhrung der Geldwahrung wechselten Schweine Ol oder Muschelgeld den Besitzer In jedem Fall ist ein sing sing ein bedeutendes gesellschaftliches Ereignis das der Verstandigung dient und bei dem aus Prestigegrunden viel gespendet wird und Schweine als Festmahl geschlachtet werden Die in prachtigen Kostumen aufgefuhrten Tanze von Goroka und Mount Hagen haben Touristenreiseveranstalter fur sich entdeckt nbsp Initiation durch Skarifizierung am Sepik 1975Musik und Tanz sind unverzichtbare Bestandteile samtlicher Zeremonien die der Geisterbeschworung dienen sowie von Schauspielen in denen in symbolischen Handlungen Vogel und andere Tiere des Waldes imitiert werden von jahrlichen Erntedankfeiern zur Yams Ernte und bei Initiationsritualen von Jungen und Madchen Die Initiation ist nur zum Teil ein religioses Phanomen sie bedeutet hauptsachlich die Eingliederung der Jungen in die Gemeinschaft der erwachsenen Manner ihres Clans Die kaum noch praktizierten Initiationsrituale waren je nach Volksstamm mit unterschiedlichem Aufwand inszeniert Nach dem typischen Verlauf einer Ubergangszeit erfolgte zunachst eine schwer zu ertragende Trennungsphase ausserhalb des Dorfes Die abschliessende Zeremonie enthielt oft die Vorstellung von Tod und nachfolgender Wiedergeburt was am Golf von Papua bildlich durch ein meterlanges Ungeheuer dargestellt wurde in dessen aufgesperrtes Maul der Initiant kriechen musste bevor er heftig durchgeschuttelt herausgeworfen wurde 4 Sakrale Musik dient als Kommunikationsmittel mit den Toten Vogel werden in Ritualen herbeigerufen weil sich uber ihre Stimmen Geister artikulieren Grundsatzlich hat eine bestimmte Melodie oder ein rhythmisches Muster der Musik eine reale Macht da in ihr die Stimmen der Ahnen gehort werden Die Bedeutung der Ritualmusik lasst sich aber nur uber den jeweiligen sozialen Kontext erschliessen Es gibt auch innerhalb derselben Kultur kein universales Verstandnis vom Inhalt einer musikalischen Struktur Der musikalische Inhalt wird erst eindeutig wenn sein Bezugsrahmen bekannt ist Eine grundsatzliche Unterscheidung besteht zwischen offentlich zuganglicher und geheimer Musik Auch die fur alle Mitglieder der Gemeinschaft bestimmte Musik kann eine sakrale Bedeutung haben Dagegen darf die geheime sakrale Musik die bei Geisteranrufungen und Initiationen benotigt wird von Frauen und nichtinitiierten Jungen nicht gehort werden Frauen droht bereits beim Anblick der bei diesen Ritualen verwendeten Musikinstrumente schweres schicksalhaft eintretendes Ungluck Margaret Mead beschrieb 1930 wie Jungen auf der Insel Manus durch unbefangene Nachahmung die Tatigkeiten der Erwachsenen erlernten Bei einem Tanz sassen sie ublicherweise neben den grossen Schlitztrommeln und trommelten im Gleichtakt auf kleine Holzblocke Wie alle Schlitztrommeln haben die garamut eine Funktion als Nachrichtenubermittler und konnen uber feststehende Trommelfolgen etwa den Beginn eines Festes oder den Tod eines Dorfbewohners vermelden und jemand zur Heimkehr auffordern 5 1927 verbot die australische Kolonialverwaltung in Papua Neuguinea die Kopfjagd Es brauchte einige Jahre und mehrfach die Verhangung drakonischer Strafen bis das Verbot beachtet wurde und so zwangslaufig die damit im Zusammenhang stehenden gesellschaftlich religiosen Rituale zumindest in den erreichbaren Gebieten verschwanden 6 Ab 1960 begann die australische Verwaltung in die bisher von der Aussenwelt abgesperrten Gebiete vorzudringen Die rasch voranschreitende Missionierung durch christliche Kirchen von denen einige mit fundamentalistischen Vorstellungen zu Werke gingen der Bau von Schulen die Einfuhrung der Geldwirtschaft der Handel mit Krokodilhauten und die Abholzung fuhrten zu grundlegenden gesellschaftlich kulturellen Veranderungen bis in die entlegensten Gebiete Durch die Aufgabe oder Zerstorung der Mannerhauser verschwand vielerorts die materielle Kultur falls sie nicht beizeiten in den Kunsthandel gelangt war Forschungsgeschichte BearbeitenBis heute gehort Westneuguinea der indonesische Teil der Insel musikethnologisch zu den am schlechtesten erforschten Gebieten weltweit Die Ursache dafur ist nicht nur darin zu suchen dass viele Gebiete schwer zu erreichen sind sondern liegt historisch begrundet hauptsachlich an der Aufteilung Neuguineas wahrend der Kolonialzeit Die Kolonialherrschaft von Niederlandisch Neuguinea reichte kaum uber die Kustenstreifen der westlichen Inselhalfte hinaus Expeditionen ins Inland zur Erforschung der Musik erfolgten mehrheitlich ab Ende des 19 Jahrhunderts von den Hafenorten Deutsch Neuguineas mit dem Kaiser Wilhelms Land getauften nordostlichen Inselteil Die ersten Untersuchungen zur Musik stammen vom deutschen Arzt und Ethnologen Otto Schellong 1899 und vom Kolonialbeamten Victor Schmidt Ernsthausen 1890 7 Wie schwierig der Zugang zu den musikalischen Ausdrucksformen der Eingeborenen war weil es am theoretischen Handwerkszeug zu einer adaquaten Notation fehlte und man durch ein eurozentrisches Uberlegenheitsgefuhl in der Beurteilung eingeschrankt war wird an einem Aufsatz in der Vierteljahresschrift fur Musikwissenschaft deutlich Das wuste Geheul mit dem die natives ihre Gesange ausfuhren unter gleichzeitiger korperlich hochst strapazierender Tanzerei lasst einen Tanz meist wenig schon erscheinen Etwas Massigung der Stimmen und Bewegungen wurden dem Auge und dem Ohr einen besseren Eindruck von den an und fur sich nicht ublen Melodien und Tanzfiguren gewahren Victor Schmidt Ernsthausen Uber die Musik der Eingeborenen von Deutsch Neu Guinea 1890 S 268 8 In der Umgebung von Potsdamhafen in der heutigen Madang Province machte der Arzt und Ethnologe Rudolf Poch 1904 1906 mit dem Edison Phonographen auf Phonographenwalzen Aufnahmen von Gesangen der Monumbo Untergruppe der Torricelli Sprachen Alle Kriegstanze wurden von ein oder mehrstimmigen Choren mit Sanduhrtrommeln begleitet Die Walzen analysierte 1934 Walter Graf im Wiener Phonogrammarchiv 9 Reichlich Material erbrachte die vom Volkerkundemuseum in Berlin entsandte Deutsche Marine Expedition 1907 1909 Neben dem Sammeln von Objekten sollten als neues Ziel auch die Vorstellungen und Verhaltensweisen der besuchten Volker erfasst werden Es folgten die Hamburger Sudsee Expedition von 1908 bis 1910 und die Kaiserin Augusta Fluss Expedition 1912 1913 die ein grosses Gebiet am Sepik erforschte Zwischen 1904 durch Emil Stefan und 1907 durch Richard Thurnwald wuchs die Melanesien Sammlung des Berliner Phonogramm Archivs auf 651 Musikaufnahmen die in diesem Zeitraum gemacht wurden 10 Der Berliner Arzt Richard Neuhauss fertigte von 1908 bis 1910 an verschiedenen Orten mit Schwerpunkt um Finschhafen 139 Wachswalzenaufnahmen an und fugte Erlauterungen Liedtexte und Ubersetzungen bei 11 Er nahm keinen Stimmton auf und machte auch keine Angaben zur Drehzahl daher kann die Tonhohe der Musikstucke nur geschatzt werden Weitere Tonaufzeichnungen auch von den Salomon Inseln stammen von Ernst Frizzi aus dem Jahr 1911 Bis zum Ersten Weltkrieg blieb Deutsch Neuguinea der Schwerpunkt der musikethnologischen Forschung Von dort waren nach dem Zweiten Weltkrieg noch 118 Phonographen Aufnahmen erhalten deren schlechte technische Qualitat durch den Umstand kompensiert wird dass die konservierten Musikstucke noch praktisch frei von christlichen Einflussen sind 27 Ubertragungen dieser Lieder publizierte 1934 Marius Schneider in seiner Geschichte der Mehrstimmigkeit in anderem Zusammenhang und ohne Erlauterung 12 Die in Britisch Neuguinea in dieser Zeit getatigten musikalischen Forschungen waren wesentlich geringer Fur diese Region sind der Englander Charles Seligman 1904 der finnische Ethnologe Gunnar Landtman 1910 11 und der aus Polen stammende Bronislaw Malinowski zu nennen Der Schuler Seligmans forschte 1914 bis 1918 in Neuguinea In der Folgezeit gingen die Musikaufnahmen der Ethnologen deutlich zuruck Eine erwahnenswerte Ausnahme ist der Schweizer Paul Wirz der 1927 und 1930 31 in Westneuguinea bei den Marind anim Feldforschungen betrieb 13 Den ersten Versuch einer musikalischen Gesamtschau wagte 1931 Jaap Kunst mit A Study of Papuan Music Ein Grossteil des Anfang des Jahrhunderts gesammelten Materials wurde erst in den 1950er Jahren im Berliner Phonogramm Archiv ausgewertet Ab den 1960er Jahren setzte sich eine methodische Anderung durch Forscher blieben nun langere Zeit an einem Ort Erst seit dieser Zeit findet eine musikethnologische Feldforschung im eigentlichen Sinn statt die sich aber zumeist auf Papua Neuguinea beschrankt Wolfgang Laade brachte von seinem Aufenthalt 1963 64 in der Western Province umfangreiche Tonaufzeichnungen 14 mit die er 1971 und 1993 veroffentlichte Die 1929 in Oklahoma geborene Musikethnologin Vida Chenoweth verfasste nach einem langjahrigen Aufenthalt in Neuguinea die erste Dissertation uber die Musik Neuguineas die auf eigener Feldforschung beruhte Vorher waren die wissenschaftlichen Analysen auf der Grundlage von anderen gesammelten Materials zustande gekommen Eine der wenigen Feldforschungen in Westneuguinea fuhrte ab 1973 der Japaner Hiroko Oguri an der Nordkuste durch 1978 arbeiteten Artur Simon im zentralen Hochland und 1981 Gerald Florian Messner an mehreren Orten in der Region K van Arsdale veroffentlichte 1981 die Ergebnisse seines Aufenthalts bei den Asmat an der Sudkuste 15 1972 wurde eine Musikabteilung an der Faculty of Creative Arts der University of Papua New Guinea in Port Moresby eingerichtet Dort werden neben dem Unterricht in klassischer westlicher Musik auch lokale Musiktraditionen vermittelt Regionale Musiktraditionen BearbeitenHochland der Region Papua Bearbeiten Der grosste Teil der Region Papua liegt sudlich der zentralen in west ostlicher Richtung verlaufenden Bergketten In den beiden zentralen Hochlandprovinzen Western und Eastern Highlands Province werden fast uberall die Sanduhrtrommeln kundu eingesetzt aber nicht von allen Volksgruppen selbst hergestellt Einige beziehen sie im Tauschhandel Die kundu besitzen im Unterschied zu den Instrumenten der Kustenregionen keine seitlich aus dem Holz geschnitzten Tragehenkel sondern nur eine Schnurschlinge mit der sie beim Spiel gehalten werden Die untere Halfte der Trommeln kann mit Kerbschnitzereien verziert sein die Vertiefungen werden mit Erdfarben ausgemalt Fruher wurden die kundu vor jedem rituellen Gebrauch mit Schweinefett eingerieben was als Akt der Erneuerung ihrer magischen Krafte interpretiert wird 16 Neben den kundu gehoren seitengeblasene Bambusfloten zu den sakralen Instrumenten Sie werden paarweise synkopisch von Mannern gespielt Jungen lernen wahrend der Vorbereitungszeit zu ihrer Initiation das Geheimnis der Spielweise Die Geisterfloten ohne Fingerloch sind an der Unterseite offen Durch Uberblasen und Schliessen der Endoffnung mit der Handflache kann die Tonhohe variiert werden Eastern Highlands Bearbeiten nbsp Panflote von der im Osten vorgelagerten Inselgruppe New IrelandIm Suden der Eastern Highlands Angan Sprachfamilie gibt es ein ebenfalls geheimes Ensemble von paarweise gespielten Bambusfloten deren Ende geschlossen gedackt ist Allgemein bringen solche Floten selten mehr als einen Ton hervor Bei den Angan gibt es keine kundu Weiter ostlich in der Morobe Province werden von einer anderen Angan Gruppe Bambusfloten offentlich gespielt Im ganzen Hochland sind daneben Floten mit vier Grifflochern vertreten mit denen Vogelstimmen imitiert werden In einer Region wurden sie daher gern aus einem besonders geformten Wurzelholz einer Bambusart hergestellt wodurch das Schallloch in einem stilisierten Vogelkopf endete Ein anderes geheimes Instrument waren Bambustrompeten mit einem Flaschenkurbis als Schallbecher deren Tonhohe sich durch ineinandergeschobene und herausziehbare Bambusrohren variieren liess Als Idiophone kommen Kurbisrasseln oder Bambusabschnitte vor die mit Samen gefullt sind und von Frauen geschuttelt werden Die kundu sind mit Hauten von Possum Echsen oder Schlangen bespannt Ein fruheres und selteneres Instrument ist ein zweisaitiger mundverstarkter Musikbogen Die Usarufa kannten fruher sieben bis zwolf Zentimeter lange gebundelte Panfloten Western Highlands Bearbeiten Direkt um Mount Hagen in den Western Highlands sind Initiationszeremonien und Geheiminstrumente verschwunden Dafur werden dort die austauschbasierten sing sing Feste veranstaltet die von kundu begleitet werden Sie heissen in der Enga Province tee bei den Melpa Sprechern der Region moka 17 und in Mendi Hauptort der Southern Highlands Province mok ink 18 Enga Province Bearbeiten Die rund 200 000 Enga Sprecher der gleichnamigen Hochlandprovinz siedeln nordlich und westlich von Mount Hagen und bilden die grosste Bevolkerungsgruppe in Neuguinea Die bei den sing sings aufgefuhrten Tanzlieder heissen mali lyingi Bei ihren beruhmten Tanzen bilden die Manner mit ineinander verschrankten Ellbogen eine Reihe Sie tragen lange Faserrocke und Vogelfederbuschel auf den Kopfen und schlagen ihre Knie im Trommelrhythmus zusammen Der in sehr vielen Variationen von Mannern getragene Kopfschmuck hat im Hochland eine magische Bedeutung Einmal soll das Haupthaar besonders geschutzt werden zum anderen besteht der Glaube dass die eigenen magischen Krafte durch das Anlegen eines Kopfschmucks verstarkt werden konnen Neben einzelnen langen Federn bestimmter symbolisch bedeutsamer Vogelarten gibt es bunte Perucken aus geknupften Netzen und Helme aus Rindenstoff 19 Die Sanduhrtrommeln heissen laiyane ihre Bespannung besteht aus Rohhauten von Eidechsen oder Schweinen die in nassem Zustand aufgezogen und an den Randern festgeklebt werden Daneben kommen Panfloten pupe und 40 Zentimeter lange Bambusfloten kululu mit drei bis funf Fingerlochern und etwa drei Zentimetern Innendurchmesser vor Chimbu Province Bearbeiten Die von Mannern paarweise gespielten Bambusfloten kuakumba in der Chimbu Province haben ein offenes entferntes Ende und sind am nahen Ende am Bambusknoten geschlossen Die seitliche Blasoffnung ist 15 Zentimeter entfernt Die Tonhohe lasst sich mit der Handflache am unteren Ende variieren Ihre Lange betragt 60 bis 70 Zentimeter Diese geheimen Instrumente durfen Frauen nicht sehen daher werden sie in speziellen Behaltern in einer Ecke des Hauses aufbewahrt Zur Unterhaltung werden Panfloten perurupe aus Bambus und Bambus Rahmenmaultrommeln Tok Pisin susap lokal tambagle gespielt Langsfloten heissen pumingi von pu blasen und mingi Behalter Nahe am entfernten Ende haben sie vier Grifflocher Seit den 1980er Jahren bestehen einige Floten aus Metall oder Plastikrohren 20 Southern Highlands Bearbeiten nbsp Huli TanzerDie Southern Highlands Province ist kulturell homogen und wird von 100 000 bis 150 000 Huli 21 bewohnt Die Instrumente werden meist solo gespielt Lamellophone aus wildem Bambus heissen hiriyula oder yulambe ein Ende ist mit Bindfaden umwickelt Sanduhrtrommeln heissen tabage Sie werden mit der linken Hand gehalten und mit der rechten Handflache geschlagen Eine besondere Trommel ist die dindanao tabage die nur von mannlichen Geisterbeschworern geschlagen werden darf Beim entsprechenden Ritual laufen zwei bis drei Geisterbeschworer mit langen Rocken und Federschmuck wahrend sie trommeln um ein Feuer Ihr komisches Aussehen soll die Geister zum Lachen und damit leichter zum Verschwinden bringen Es gibt drei Grossen von gebundelten Panfloten die bis zu 60 oder 100 Zentimeter lang sein konnen Die gulupobe hat eine gedackte und sechs offene Rohren bei einer Lange bis 77 Zentimetern Die gulungulu ist bis zu 100 Zentimeter lang Ein Huli Sanger der zu seiner Stimme im schnellen Wechsel in die Rohrflote pili pe blast 22 erzeugt eine Hoquetus artig verzahnte Tonfolge die mit dem Eintonfloten Gesang hindewhu der zentralafrikanischen Ba Benzele Pygmaen verglichen wurde 23 Ein zweisaitiger im Terz Abstand gestimmter Mundbogen gawa der von Frauen gespielt wird ist 20 bis 30 Zentimeter lang der von Mannern gespielte 50 Zentimeter Mit ihnen findet Liebeswerbung und allgemein Unterhaltung statt Die Sprache der Huli ist tonal somit kann auch vermittels Melodieinstrumenten ein sprachlicher Austausch stattfinden 24 Der Gesang umfasst Solostimmen kollektives Jodeln Liebesklagen und Geschichtenerzahlen Nordkuste von Papua Neuguinea Bearbeiten Dieses als Mamose Region bezeichnete Gebiet umfasst die Hugel nordlich der zentralen Bergkette bis zum Meer und wird in die vier Provinzen Sandaun East Sepik Madang und Morobe eingeteilt Sepik Bearbeiten In der Flussregion des Sepik leben mehrere Volksgruppen die schon Anfang des 20 Jahrhunderts fur ihre kunstlerischen Hervorbringungen bekannt waren in einer fruchtbaren Kustenebene und einem sumpfigen Mittel und Oberlauf Lebensgrundlage am mittleren Sepik ist die Ernte von Sagopalmen Fischfang und der Verkauf von Kunsthandwerk an Touristen Die Musik ist ahnlich vielfaltig wie die kunstlerisch anspruchsvollen Holzschnitzarbeiten Nur Manner blasen die geschlossenen Langsfloten im Ensemble werden sie bei der Initiation gebraucht Man spielt sie paarweise abwechselnd langere Bambusfloten haben Fingerlocher nbsp Rassel aus Samen und Blattern von Tanzern in der East Sepik Province an den Fussgelenken getragenBei den Iatmul Ndu Sprachen am mittleren Sepik heissen Floten wapi die Bezeichnung wapi fur langer Yams bei einem Nachbarstamm weist auf die Bedeutung des Instruments hin Es sind zwei bis drei Meter lange am Ende geschlossene Querfloten die meist keine Grifflocher haben Sie werden paarweise gespielt und ebenso wie die grossen Panfloten nur zeremoniell verwendet Jedes Flotenpaar tragt den Namen eines Ahnen dessen Stimme sie vergegenwartigen Holztrompeten sind konisch und etwas uber einem Meter lang Querfloten kommen auch in anderen Teilen Neuguineas ausschliesslich in der Zeremonialmusik vor 25 Bekannt sind die bis zu 4 5 Meter langen holzernen Schlitztrommeln die bestimmte Ahnen reprasentieren Diese Schlitztrommeln deren Name von dem fruher zu ihrem Bau verwendeten Hartholz mit dem lokalen Namen garamut stammt Vitex cofassus englisch New Guinea teak werden uber mehrere Monate mit Axten ausgehohlt bis bei einem Durchmesser von etwa 50 bis 80 Zentimetern eine Wandstarke von 2 5 Zentimetern ubrig bleibt An einer Seite enden sie in einem Kopf der wie eine Schweineschnauze ein Krokodil oder ein ahnliches verehrtes Tier gestaltet ist In der Nacht sollen sie bis 18 Kilometer weit zu horen sein 26 Eine Besonderheit bei den Iatmul sind paarweise gespielte Wassertrommeln 27 die fruher zur Initiation gebraucht wurden und heute Touristen vorgefuhrt werden Sie haben die Form von grossen holzernen Sanduhrtrommeln mit seitlichen Henkeln an denen sie gehalten und mit dumpfem Aufschlag auf eine Wasseroberflache gestampft werden Von der Art der Tonerzeugung sind es keine Trommeln sondern Aufschlagidiophone Alternativ wird mit einem ovalen Brett auf das Wasser geschlagen Gefassfloten und Schwirrholzer sind selten geworden Wie in vielen Regionen werden Musikinstrumente haufig paarweise gespielt Ausdruck fur ein duales Prinzip der Weltordnung das zum Beispiel Sonne auf Sohn und Erde auf Mutter bezieht Die paarweise gespielten Floten ahmen Vogelstimmen nach und reprasentieren die Ahnengeister wobei ein Flotenpaar nur einen bestimmten Geist vergegenwartigt 28 Zur Unterhaltung dienen Langsfloten Maultrommeln kleine Panfloten und Musikbogen die auch von Frauen gespielt werden 29 Tambaran Bearbeiten nbsp Tambaran Haus am SepikDie Volksgruppen der Arapesh leben in einem langgezogenen Gebiet das von den Bergen an der Nordwestkuste Richtung Osten bis in das Tiefland am Unterlauf des Sepik reicht In ihrer geheimen Musik zu den Tambaran Ritualen kommen Querfloten zum Einsatz Mit dem Tok Pisin Wort tambaran werden eine religiose Vorstellung die darin verehrte Gruppe von Geistern und die symbolisch ausgefuhrten Kulthandlungen bezeichnet Das komplizierte religiose Konzept mundet in ein Gesellschaftssystem das durch eine Folge von Initiationen von der Kindheit bis ins Alter vertikal strukturiert ist Durch den strengstens kontrollierten Ausschluss der Frauen und Kinder von den Tambaran Kulten ergeben sich zwei getrennte kulturelle Welten innerhalb derselben Sozialordnung Musik wie jede kunstlerische Beschaftigung wurde als etwas Ubernaturliches empfunden von dem sich Frauen fernhielten Frauen durften unter keinen Umstanden einen Tambaran Geist sehen daher wurde sein Naherkommen durch Gerausche und laute Flotentone angekundigt wie Margaret Mead 1930 beobachtete Sie beschrieb als erste die allgemeinen Glaubensvorstellungen der Arapesh und fuhrte Tambaran den ubernaturlichen Schutzpatron der erwachsenen Manner als den universalen Begriff anstelle mehrerer regionaler Bezeichnungen in die ethnologische Literatur ein 30 Zentrum des Kults ist fur jeden Clan das mit Schnitzereien Krokodilen Fruchtbarkeitssymbolen ausgestaltete Haus Tambaran das geheime Mannerversammlungshaus Zeremonialhaus und der Aufenthaltsort der Geister Es wird von den Frauen des Dorfes gemieden auch wenn es heute den Anziehungspunkt fur Touristen bildet Mannerversammlungen finden noch in den bestehenden Tambaran Hausern statt sie haben aber schon vor der Mitte des 20 Jahrhunderts ihre politische Macht an die australische Kolonialverwaltung abgeben mussen 31 In Teilen der Huon Halbinsel bis in den Suden der Madang Province rufen Kolbenfloten die Stimme des Tambaran Geistes hervor Der Spieler schiebt einen dicken Zweig in das untere Ende einer Bambuslangsflote und verkurzt so die Luftsaule wodurch der Ton erhoht wird In Teilen des Sepik Gebietes stehen Ensembles von zwei bis neun Bambusfloten und einer kundu gelegentlich noch mit einer Trompete im Zentrum der Tambaran Rituale Bei den offenen Langsfloten ist am oberen Ende der Knoten als Einblasoffnung mit einer kleinen Bohrung versehen Oro Province Bearbeiten Binandere Sprecher in der Oro Province an der Nordostkuste haben ein komplexes Tanzdrama ario in dem das Verhalten des Nashornvogels Paradiesvogels oder die Bewegungen von Holz im Wasser dargestellt werden Das Ario besteht aus zwolf Szenen deren Inhalt und Bewegungsmuster festgelegt sind Die Vorstellung von der naturlichen Umgebung wird mit kunstlerischen Mitteln anschaulich gemacht Wie Binandere gehort Managalasi zu den papuanischen Sprachen Sudlich der Provinzhauptstadt Popondetta leben die Managalasi Sprecher in kleinen Dorfern auf 900 Meter Hohe Ihren Gesang begleiten sie bei nachtlichen Festveranstaltungen mit schlangenleder bespannten Trommeln und mit Rasseln Die Szene wird durch Bambusfeuer erhellt Die Manner tanzen mit den Sanduhrtrommeln chaja die sie gelegentlich uber den Kopf halten die Frauen spielen mit ihren Rasseln am Rand eine Nebenrolle Die Rasseln kiji i bestehen aus Bundeln von 15 Zentimeter langen Samenschoten Daneben gibt es Rasseln aus 30 Zentimeter langen Bambusrohren itiuri die jeder Sanger in der linken Hand halt wahrend er mit der rechten Hand auf ein Ende schlagt sodass die Rohre auf den Oberschenkel trifft Dieselben von Frauen bei Tanzen eingesetzten Bambusrohren heissen urutu Eine 30 Zentimeter lange Flote hurisia aus einem Rohr mit zwei Zentimetern Durchmesser hat zwei Fingerlocher nahe am unteren geschlossenen Ende Das offene Ende wird uber die Kante schrag angeblasen Dabei entstehen lange fliessende Melodielinien Das hiesige nur von jungen Mannern gespielte Bambuslamellophon wird pupuaha genannt Auch hier kommt beim Chorgesang gelegentlich eine Oktavverdoppelung vor die Tonabstande reichen bis zur Quarte und etwas weiter bei Tanzliedern 32 Sudkuste von Papua Neuguinea Bearbeiten In den Kustendorfern der Gulf Province werden zur Unterhaltung Lieder mit Trommelbegleitung gesungen die mehrstimmig haufig mit parallelen Quart oder Quint Abstanden vorgetragen werden gelegentlich wird die Melodie durch eine Oktave daruber oder darunter verdoppelt Volksgruppen der Angan Sprachfamilie veranstalten in den Bergen sing sings die das Ende der Klagezeit fur einen Verstorbenen markieren In der Gulf Province gibt es vier Angan Sprachen von denen drei weniger als 1000 Sprecher haben die uber 30 000 Sprecher der vierten Sprache Kamea leben uberwiegend im Norden in der Morobe Province Am Ende der nachtlichen Tanzveranstaltung wird das von den Gasten mitgebrachte Fleisch gekocht und dann verteilt Die Chormusik der Angan besteht aus von den Mitgliedern nebeneinander einstimmig und mit nicht abgestimmtem Tempo gesungenen Melodien die sich um eine gemeinsame Tonfolge bewegen Am verbreitetsten ist der Solo Gesang der meist mit einem konstanten Trommelschlag unterlegt wird Der Tonumfang betragt oft eine Oktave Bei Duetten werden abwechselnd ahnliche Phrasen gesungen Ein Sanger halt am Ende einer Melodiefolge eine Note wahrend der andere mit der Melodie von neuem beginnt 33 Uber die traditionelle Musik der grossen Western Province wurden kaum Untersuchungen angestellt Es gibt Tanze die von Sanduhrtrommeln begleitet werden sowie Schlitztrommeln unten offene Langsfloten mit einem Fingerloch gebundelte Panfloten und Maultrommeln 34 Zwischen dem Fly River und der Grenze zu Neu Guinea kommt als Soloinstrument eine offene 60 bis 75 Zentimeter lange Langsflote agob burari vor die ein Fingerloch nahe dem unteren Ende hat und aus einem dunnwandigen Bambusrohr besteht Sie ahmt Vogelstimmen nach Die Panflote agob ta taro mit sechs bis acht unterschiedlich langen Pfeifen aus demselben dunnwandigen Bambusrohr wird leicht uber die oberen Offnungen angeblasen Es gibt noch ein Bambuslamellophon agob darombi mit einer 18 bis 30 Zentimeter langen Zunge die mit dem Daumen rhythmisch gezupft wird Westneuguinea Bearbeiten Asmat Bearbeiten Haufig werden in Liedern der Asmat in den Sumpfen und Waldern an der Sudkuste Arafurasee Geschichten von Mannern erzahlt die von Frauen schlecht behandelt wurden Frauen wiederum singen Spottlieder gegen die Manner was von den Zuhorern mit Gelachter quittiert wird Frauen spielen keine Musikinstrumente Beide Geschlechter kennen Kreistanze die von Sanduhrtrommeln begleitet werden Die bei den Asmat beidseitige Trommelbespannung uber einem Durchmesser von 12 bis 15 Zentimetern besteht aus Echsen oder Leguanhaut und kann durch einen Wachsbelag in der Mitte gestimmt werden Die Trommeln werden meist aus Eisenholz gefertigt Bereits im Schopfungsmythos der Asmat geht es neben Holzfiguren um Musik Ihr Ahnherr Fumeripits baute das erste Mannerhaus fallte daraufhin Baume aus denen er Figuren schnitzte die er im Mannerhaus aufstellte und fertigte gleich auch die erste Trommel Als er sie schlug begannen die Figuren zu tanzen und aus ihnen wurden die ersten Menschen 35 Seit dieser Zeit ist kein Fest ohne die sanduhrformigen Trommeln denkbar Die Asmat veranstalten Zeremonien nach Jahreszeiten Lebenszyklen um Verbindung zu den Ahnengeistern herzustellen und als Einweihungsfeste Kein Fest kann ohne Musik stattfinden Der Musik wird eine Wirkmacht zugesprochen die gegen Krankheiten und Unheil hilft und das Dorf fur die Abwehr des Feindes rusten soll Initiationsfeiern fanden fruher nach Kopfjagden statt Fur die Kopfjagd gab es endgeblasene Trompeten aus Holz oder Bambus Das letzte in grossem Stil durchgefuhrte Ahnenritual bis fand 1974 statt Dabei wurden bis zu neun Meter hohe reliefierte Holzpfosten aufgestellt welche die Ahnen symbolisierten Eipo Bearbeiten Im zentralen Bergland sind Gesange zur Initiation weit verbreitet die beliebten Kriegslieder in denen ein Sieg gefeiert wurde haben ihren aktuellen Anlass verloren Der haufigste Gesangsstil ist der Wechselgesang bei dem die Stimme des ersten Sangers vom zweiten leicht abgewandelt wiederholt wird Der Tonumfang betragt selten uber eine Quinte Das kleine Bergvolk der Eipo am Oberlauf des Eipomek River lebt in Siedlungen mit 20 bis 250 Einwohnern in Rundhutten 36 Ihr einziges eigenes Musikinstrument ist ein bingkong genanntes zehn Zentimeter langes Lamellophon das im Unterschied zu den anderen Lamellophonen Neuguineas nicht aus Bambus sondern aus der Sussgrasart Miscanthus floridulus gefertigt wird Der Lebensraum der Eipo in bis uber 2000 Meter Hohe ist mit seinem nasskalten Klima fur Bambus ungeeignet Aus dem Tiefland werden sanduhrformige Trommeln bezogen und fur Zeremoniallieder mot und Mannertanze eingesetzt in denen es um Krieg Initiationen oder um Kompensationsleistungen an benachbarte Clans geht Mot werden von den Mannern nur auf dem Tanzplatz im Dorf aufgefuhrt Jungen durfen auch anderswo den Tanz erlernen Zunachst tritt kurz ein Vorsanger auf der monotone bedeutungslose Silben artikuliert bis es in einem Chor zu Mehrklangen kommt Die Tanzer bilden einen Halbkreis und formieren sich dann zu einer Schlange Sie tragen weite Grasschurzen die beim Hupfen ein Gerausch erzeugen Dit werden unterhaltende Gesange von Mannern und Frauen genannt in denen es um Liebe Natur oder besondere Ereignisse geht Private Klagelieder heissen layalayana Mit dem vierten Musikstil fungfungana sollen Krankheiten von Menschen und Schweinen geheilt werden Dazu ist ein mannlicher Spezialist vonnoten der mit magischen Sprechgesangen die Krankheiten aus den Patienten heraussaugt 37 Bei grossen sing sings werden aus Prestigegrunden so viele Schweine beigebracht und verzehrt dass die Dorfgemeinschaften etwa funf Jahre brauchen um die ausreichende Zahl an Schweinen nachgezuchtet zu haben damit das nachste Fest stattfinden kann 38 Nordkuste Bearbeiten Die Nordkuste von Westneuguinea stand schon vor Jahrhunderten im kulturellen Austausch mit Indonesien Moglicherweise durch Fischer von der Insel Seram wurden Buckelgongs aus Messing eingefuhrt mit denen in Fakfak Dorftanze der Mairasi Manner zusammen mit den ublichen Trommeln begleitet werden Die Manner laufen gegen den Uhrzeigersinn im Kreis wahrend sie ihre Instrumente schlagen Es gibt Gongs in zwei Grossen mamonggo haben eine Hohe von 6 Zentimetern die unguni von 11 Zentimetern beide mit einem Durchmesser von etwa 35 Zentimetern Sie hangen an einer Schnur und werden mit einem Holzschlegel geschlagen Es gibt oder gab zumindest um Jayapura und auf der Insel Yapen geheime Floten Bei den Isirawa Sprechern etwa 2000 Menschen die im Distrikt Jayapura ostlich des Ortes Sarmi leben wird die nur von initiierten Mannern gespielte Bambusflote asiina genannt Nach der Lange Asiinaya heisst die 1 5 1 7 Meter lange Flote die tiikiire ist 1 3 Meter und die faafrataya ist einen Meter lang Frauen werden im Angesicht der Floten vom Sturm erfasst oder vom Blitz erschlagen Viele Gesange der kultischen Musik reale Gesange gingen bereits Anfang des 20 Jahrhunderts verloren da die niederlandische Kolonialverwaltung einige Zeremonien wie die Einweihung der Mannerhauser verboten hatte Fur die Unterhaltungsmusik spielen Manner und Frauen der Isirawa eine kurze Bambusflote fatiya und ein Schneckenhorn Die Maultrommel wird caawa genannt Anlasse fur die Auffuhrung der profanen Musik sind heute etwa die Einweihung offentlicher Gebaude oder das Neujahrsfest 15 39 Moderne Entwicklungen der Musik BearbeitenSeit den 1950er Jahren haben die Asmat bestandig Kontakte zur Aussenwelt Die Feste der Schopfungsmythen und ihre Ahnenfeste bis sind offiziell verboten Die Asmat mussen samtliche Ritualfeiern bei der indonesischen Regierung voranmelden Heute hat die indonesische Popmusik oder die traditionelle Musik benachbarter Volker uber das Radio auch die entlegensten Dorfer in Westneuguinea erreicht wodurch eine rapide Veranderung der traditionellen Musikformen eintrat Der musikalische Wandel begann bereits Ende des 19 Jahrhunderts in den damals fur Europaer und Nordamerikaner zuganglichen Teilen der Insel durch die Missionierung mit der westliche Kirchenlieder Gospelmusik eingefuhrt wurden Die ins Land gebrachten Musikinstrumente waren Mundharmonikas Akkordeons und Ukuleles Noch vor dem Zweiten Weltkrieg begannen die ersten Rundfunkubertragungen in Papua Neuguinea Nach 1945 formierten sich die ersten string bands mit Gitarren und Ukulelen die Soldaten mitgebracht hatten die zuvor auf den Philippinen und Hawaii stationiert waren Ab 1962 setzten Pop Bands E Gitarren ein Sie sangen ihre Lieder haufig nicht mehr in den Regionalsprachen sondern auf Tok Pisin Als bester Sanger dieser Zeit gilt der 1925 geborene Blasius To Una der vom Country amp Western Stil beeinflusst mit Liedern in seiner Muttersprache Kuanua zur Gitarrenbegleitung ein breites Publikum erreichte Er gehorte zum Volk der Tolai Auf einer 1978 veroffentlichten Langspielplatte setzte er im Wechsel Gesang und Sprechstimme ein Seit 1971 gibt es das jahrlich stattfindende Tolai Warwagira Festival fur Chormusik und string bands 40 1977 etwas uber ein Jahr nach der Unabhangigkeit Papua Neuguineas im September 1975 begann die National Broadcasting Commission NBC mit der Veroffentlichung von Musikkassetten einheimischer Gruppen und eroffnete damit den kommerziellen Markt fur Tontrager mit im Land produzierter Musik In den 1990er Jahren dominierten zwei in Port Moresby ansassige Firmen das Musikgeschaft die 1980 gegrundeten Chin H Meen Supersound Studios CHM und seit 1983 die Pacific Gold Studios PGS Abgesehen von einigen bekannten und originellen Musikern produzierten die Firmen massenhaft ahnlich klingende Popmusik 41 Heute gibt es in Papua Neuguinea vier hauptsachliche Musikrichtungen die traditionelle und ursprunglich fremde Musikstile vermischen Sing sing tumbuna wortlich Lieder der Ahnen nennt sich der traditionelle Gesang der sich im 20 Jahrhundert unter dem Einfluss der christlichen Kirchen verandert hat Kwaia heisst allgemein jede Chormusik ferner die erwahnten string bands die uberwiegend nur noch fur Touristen spielen und als weitere Entwicklung die Anfang der 1960er Jahre entstandenen power bands die den amerikanischen Rock n Roll mit elektrischen Instrumenten imitierten Ihr alternativer Name ist laiv ben live band Einer der bekanntesten Sanger in Melanesien ist der 1959 in der Nahe von Rabaul geborene George Mamua Telek der in den 1970er Jahren als Sanger in string bands begann und seit den 1980er Jahren in power bands die traditionelle Musik seines Tolai Volkes mit amerikanischer Popmusik und Reggae zusammenbringt 42 Die zeitgemasse Weiterentwicklung der sing sings in abgelegenen Hochlanddorfern sind die als kulturelle Grossveranstaltungen organisierten cultural shows wie der Port Moresby Show bei denen die traditionellen Musikstile tumbuna verschiedener Volksgruppen mit moderner Popmusik zusammen aufgefuhrt werden Musiker und Publikum messen diesen Ereignissen entsprechend der in der Tradition verankerten Rolle der Musik eine grosse Bedeutung bei Es kommt dabei gelegentlich zu chaotischen Situationen weil ausserhalb ihres kulturellen Kontextes aufgefuhrte Musik eine unkontrollierbare Wirkung auf die Beteiligten ausuben kann oder bestimmte Verhaltensweisen als Tabubruche aufgefasst werden Diese Veranstaltungen haben einen grossen Einfluss auf die Entwicklung und das Erleben der Musik in Neuguinea 43 Siehe auch BearbeitenLounuat sakrales Reibholz auf der zu Papua Neuguinea gehorenden Insel Neuirland Musik von Tuvalu Musik in OsttimorLiteratur BearbeitenKirsty Gillespie Steep slopes music and change in the highlands of Papua New Guinea The Australian National University ANU E Press Canberra 2010 Adrienne L Kaeppler J W Love Hrsg Garland Encyclopedia of World Music Band 9 Australia and the Pacific Islands Routledge New York 1998 S 472 595 Artur Simon Ozeanien In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart MGG Sachteil 7 1997 Sp 1271 1310Weblinks BearbeitenHistorical Periods in Papua New Guinea Music Music Archive for Papua New Guinea James Leach Drum and voice Aesthetics and social process on the Rai coast of Papua New Guinea In Journal of the Royal Anthropological Institute N S Band 8 2002 S 713 734 Roger Blench The worldwide distribution of the transverse flute PDF 2 2 MB Oktober 2009 Drum Museum Siebenborn Fotos von Trommeln Einzelnachweise Bearbeiten Volker Heeschen Oben und Unten Die Kategorisierung der Umwelt in den Sprachen Neuguineas In Mark Munzel Hrsg Neuguinea Nutzung und Deutung der Umwelt Band 2 Museum fur Volkerkunde Frankfurt am Main 1987 S 601 Waldemar Stohr Die Religionen Neuguineas In Mark Munzel Hrsg Neuguinea Nutzung und Deutung der Umwelt Band 2 Museum fur Volkerkunde Frankfurt am Main 1987 S 428 435 Goroka show 1957 and 1958 The Papua New Guinea Association of Australia Fotos Waldemar Stohr Die Religionen Neuguineas In Mark Munzel Hrsg Neuguinea Nutzung und Deutung der Umwelt Band 2 Museum fur Volkerkunde Frankfurt am Main 1987 S 433 Margaret Mead Jugend und Sexualitat in primitiven Gesellschaften Band 2 Kindheit und Jugend in Samoa dtv Munchen 1970 S 42f Milan Stanek Die Mannerhaus Versammlung in der Kultur der Iatmul Ost Sepik Provinz Papua Neuguinea In Mark Munzel Hrsg Neuguinea Nutzung und Deutung der Umwelt Band 2 Museum fur Volkerkunde Frankfurt am Main 1987 S 631 Simon MGG Sp 1272 Zitiert nach Martin Muller Vergleichende Musikpsychologie eine Berliner Variante der Volkerpsychologie In Psychologie und Geschichte Heft 3 4 April 1995 S 298 Walter Graf Die musikwissenschaftlichen Phonogramme Rudolf Pochs von der Nordkuste Neuguineas Osterreichische Akademie der Wissenschaften Rudolf Pochs Nachlass Serie B II Band Wien 1959 Eric Ames Marcia Klotz Lora Wildenthal Hrsg Germany s Colonial Pasts University of Nebraska Press Lincoln 2005 S 44 Richard Neuhauss Deutsch Neuguinea Berlin 1911 Bd 1 Dieter Christensen Die Musik der Kate und Sialum Beitrage zur Musik Neuguineas Diss Freie Universitat Berlin 1957 S 7 12 Adrienne L Kaeppler Don Niles The Music and Dance of New Guinea In Garland Encyclopedia S 478 480 Papua New Guinea The Coast of the Western Province Recorded in the field by Wolfgang Laade 1963 1964 Als CD 1993 veroffentlicht bei Jecklin Disco JD 655 2 a b Simon MGG Sp 1273 Heinz Christian Dosedla Kunst und Kunstler im zentralen Hochland von Papua Neuguinea In TRIBUS Nr 27 September 1978 S 104f Lorenz Lhazaleh Das Moka bei den Melpa lorenzk com Don Niles Allison Jablonko Andrew J Strathern u a Highland Region of Papua New Guinea In Garland Encyclopedia S 511f Heinz Christian Dosedla Kunst und Kunstler im zentralen Hochland von Papua Neuguinea In TRIBUS Nr 27 September 1978 S 100 Don Niles Allison Jablonko Andrew J Strathern u a Highland Region of Papua New Guinea In Garland Encyclopedia S 522 526 G C J Lomas The Huli People of Papua New Guinea Memento vom 18 September 2010 im Internet Archive gabelomas org Papua New Guinea Huli Highlands CD von Prophet 03 1999 Titel 4 Pili Pe Aufnahme von Charles Duvelle Victor A Grauer Echoes of our Forgotten Ancestors In The World of Music Band 48 Nr 2 Echoes of Our Forgotten Ancestors 2006 S 5 58 hier S 21 Simon MGG Sp 1280 Terence E Hays Sacred Flutes Fertility and Growth in the Papua New Guinea Highlands In Anthropos Bd 81 H 4 6 1986 S 435 453 Don Niles Richard Scaglion Vida Chenoweth u a Mamose Region of Papua New Guinea In Garland Encyclopedia S 556 Water Drum 19th early 20th century Papua New Guinea Middle Sepik region Mindimbit village Iatmul people Wood fiber Metropolitan Museum Gordon D Spearritt The Pairing of Musicians and Instruments in Iatmul Society In Yearbook for Traditional Music Band 14 1982 S 106 125 Simon MGG S 1283f Margaret Mead Jugend und Sexualitat in primitiven Gesellschaften Band 3 Geschlecht und Temperament in drei primitiven Gesellschaften dtv Munchen 1970 S 71 Milan Stanek Die Mannerhaus Versammlung in der Kultur der Iatmul Ost Sepik Provinz Papua Neuguinea In Mark Munzel Hrsg Neuguinea Nutzung und Deutung der Umwelt Band 2 Museum fur Volkerkunde Frankfurt am Main 1987 S 623 Don Niles Virginia Whitney John D Waiko Vida Chenoweth Wolfgang Laade Papuan Region of Papua New Guinea In Garland Encyclopedia S 499 505 Don Niles Virginia Whitney John D Waiko Vida Chenoweth Wolfgang Laade Papuan Region of Papua New Guinea In Garland Encyclopedia S 496f Simon MGG Sp 1285 Volker Beer Trommeln der Asmat Ein rundes Weltbild Memento vom 22 Juni 2015 im Internet Archive journal ethnologie de Artur Simon Types and Functions of Music in the Eastern Highlands of West Irian In Ethnomusicology Band 22 Nr 3 September 1978 S 441 455 Simon MGG Sp 1277 Vida Chenoweth Kathleen van Arsdale Artur Simon Irian Jaya Province of Indonesia In Garland Encyclopedia S 580 592 Vida Chenoweth Kathleen van Arsdale Artur Simon Irian Jaya Province of Indonesia In Garland Encyclopedia S 582f Historical Periods in Papua New Guinea Music In Music Archive for the Pacific Southern Cross University Lismore Australien Denis Crowdy Philip Hayward From The Ashes A Case Study of the Re development of Local MusicRecording in Rabaul Papua New Guinea Following the 1994 Volcanic Eruptions In Convergence Band 5 Nr 3 September 1999 S 67 82 hier S 67f doi 10 1177 135485659900500306 George Telek Homepage The Blunt Label Australien 2004 Karl Neuenfeldt Grassroots Rock s and Reggae Music and Mayhem at the Port Moresby Show The Contemporary Pacific A Journal of Island Affairs Volume 10 Number 2 1998 S 317 343 PDF 168 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Musik Neuguineas amp oldid 239075302