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Eintonfloten sind Langsfloten ohne Fingerlocher die nur einen Ton hervorbringen Nach Art der Tonerzeugung gehoren sie zu den Kernspaltfloten oder randgeblasenen Floten Kurze Floten mit nur einem Ton werden auch Pfeife genannt um sie von mehrtonigen Grifflochfloten zu unterscheiden Das untere Ende kann offen oder geschlossen gedackt sein Es gibt Floten ohne Grifflocher die je nach Blasdruck mehrere Tone der Naturtonreihe erzeugen und als Obertonfloten zusammengefasst werden Panfloten bestehen aus zwei oder mehr parallel verbundenen unterschiedlich gestimmten Eintonfloten und eignen sich fur ein melodisches Spiel Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Einzeln gespielte Eintonfloten 3 Paarweise gespielte Eintonfloten 4 Eintonflotenensembles 5 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenLangsfloten gelten als entwicklungsgeschichtlich alter als Querfloten Die meisten Floten besitzen eine zylindrische Spielrohre Gefassfloten sind in der Minderzahl 1 Eintonfloten oder Pfeifen dienten und dienen hauptsachlich als Signalinstrumente Sie markieren den Beginn der Entwicklung zur musikalisch universell verwendbaren Flotenfamilie Die aus gebundelten Eintonfloten bestehenden Panfloten gehen mutmasslich den Grifflochfloten voraus denn die Entwicklung der letzteren bedeutet eine Materialersparnis bei gleichen musikalischen Moglichkeiten Als Musikinstrument sind Eintonfloten sehr selten auch Floten mit bis zu drei Grifflochern sind kaum verbreitet Wesentlich haufiger kommen allgemein Floten mit vier oder mehr Fingerlochern vor 2 Ensembles mit mehreren einzelnen unterschiedlich gestimmten Eintonfloten erscheinen als Vorlaufer der Panfloten Einzeln gespielte Eintonfloten Bearbeiten nbsp Zwei holzerne pifilca aus Patagonien Im sudlichen Afrika kommen lange seitlich angeblasene Antilopenhorner phalaphala vor die mit ihrem einen Ton fruher bei hofischen Zeremonien und als Ausrufer zu Versammlungen eingesetzt wurden Die Herero verwendeten kleinere Antilopenhorner als Eintonfloten mit einem geschlossenen unteren Ende indem sie von der Offnung in Richtung der Spitze einbliesen Solche bei freudigen Anlassen und als Signalruf verwendeten Naturhornpfeifen uber die europaische Reisende im 19 Jahrhundert berichteten gaben einen lauten schrillen Ton von sich Die einfachsten kurzen Eintonfloten in Sudafrika sind bei den Zulu und Xhosa als impepe Plural izimpepe bekannt Sie bestehen aus einem an der Unterseite durch einen Fruchtknoten geschlossenen Schilfrohr in dessen gerade abgeschnittenes oberes Ende der Spieler einblast Hierbei legt er das Rohrende an die aufgebogene Zungenspitze und blast in einem schragen Winkel gegen die obere Kante des Rohrs Die impepe wurde nach einem Bericht von 1899 von Jungen bei Tanzen oder als Signal bei Kampfen untereinander verwendet 3 Nach demselben archaischen Prinzip der Tonerzeugung wurde die heute obsolete Langsflote igemfe der Zulu angeblasen Ihr unten offenes Ende konnte beim Spiel mit dem Finger verschlossen werden wodurch bei geschlossenem Rohr ein zweiter um eine Quarte tieferer Ton erklang In der Musik Neuguineas werden verschiedene Floten und Panfloten rituell verwendet Ein Sanger der Huli im sudlichen Hochland der in einer Aufnahme von 1998 zu seiner Stimme im schnellen Wechsel in die Eintonflote pili pe aus Bambus blast 4 erzeugt eine Hoquetus artig verzahnte Tonfolge 5 Die kurzeste der in der Volksmusik Rumaniens gespielten Endkantenfloten fluier fără dop ist die fifă Pfeife Frauen in der Region Oltenia erzeugen mit dieser Eintonflote einen Grundton zur einfachen Melodie einer jodelnden Gesangsstimme 6 Prahistorische Flotenfunde werden stets mit magischen Ritualen in Verbindung gebracht Dies gilt auch fur die randgeblasene pifilca der Andenregion in Zentralchile Diese Flote aus vorspanischer Zeit kommt noch in wenigen isolierten Gegenden vor Archaologische Exemplare sind aus Stein oder Holz gefertigt Sie besitzen zwei in der Mitte enge und sich nach beiden Seiten erweiternde Bohrungen und produzieren einen schrillen dissonanten Ton mit dem Ahnen und ubernaturliche Wesen zum Ritualort gerufen werden sollten Heute stellen Mapuche pifilca haufig aus einer Bambusart her und blasen sie paarweise mit demselben Effekt 7 Die pifilca hat gewisse Ahnlichkeiten mit der Panflote siku der Aymara 8 In Chile werden auch holzerne pifilca verwendet deren Tonhohe nach dem Prinzip der Kolbenflote durch einen in das untere Ende eingeschobenen Holzstab gleitend verandert werden kann 9 Paarweise gespielte Eintonfloten BearbeitenIm Dorf Zdrelo im Osten von Serbien Bezirk Branicevo fanden Musikethnologen 1972 eine dudurejs genannte Eintonflote die ausschliesslich von Frauen der walachischen Minderheit gespielt wurde Die Flote besteht aus einem etwa 15 Zentimeter langen Pflanzenstangel vom Gefleckten Schierling Conium maculatum L der am oberen Ende halbkreisformig eingeschnitten und am unteren Ende durch einen Fruchtknoten geschlossen ist Zum Spielen werden immer zwei Floten ungleicher Lange nebeneinander senkrecht nach unten vor den Mund gehalten Dudurejs ist ein lautmalerisches Wort und bedeutet zwei Floten wahrend eine Flote dudurajka heisst Je nach der nur geschatzten Lange der beiden Rohren ergeben sich am haufigsten die Tone g1 a1 oder h1 c2 Die halbkreisformigen Enden der Floten sind an den gegenuberliegenden Seiten jeweils unterschiedlich hoch eingeschnitten Die Musikerin legt die hoheren Kanten an die Unterlippe sodass der Luftstrom besser zu den ausseren Kanten gelangen kann Zwei Frauen stehen sich gegenuber und blasen in Flotenpaare die zwei Tone gleicher Tonhohen produzieren Es ergibt sich eine aus zwei Tonen in einem gleichmassigen Rhythmus bestehende Melodie die zwischendurch um einen guttural erzeugten Falsettton erganzt wird Die befragten Frauen erinnerten sich dass sie als Madchen beim Schafehuten derartige Melodien als Signale bliesen und um Jungen zum nachsten Tanzfest einzuladen Beides verweist auf die magische Bedeutung dieser in eine vermutlich fruhe Hirtenkultur zuruckreichenden Tradition die sich auf dem Balkan auch in der Hirtenflote kaval erhalten hat Gespielt wurde ab Mai wenn der Pflanzenstangel gewachsen ist bis Ende Juli 10 Eintonflotenensembles BearbeitenEin Ensemble aus mehreren gedackten Eintonfloten bei dem jeder Musiker einen Ton zum Gesamtklang beisteuert kann wie eine Panflote zur Melodiebildung verwendet werden Im subsaharanischen Afrika kommen vereinzelt Eintonflotenensembles vor die musikalisch den weiter verbreiteten Ensembles mit Eintonhornern beispielsweise den Kalebassentrompeten waza im Grenzgebiet von Sudan und Athiopien und den enzamba Querhornern in Uganda entsprechen aber von geringerer Lautstarke sind Afrikanische Eintonflotenensembles sind in Europa bekannt seit sie Vasco da Gama bei seiner Umrundung Sudafrikas 1497 horte und daruber berichtete Mit dem musikalisch verwandten Panflotenensembles sind sie von Sudafrika uber Mosambik Sambia Uganda Sudan bis Athiopien verbreitet Richtung Westafrika wurden sie in Nigeria Kamerun und Tschad gefunden 11 In Ruanda heisst ein solches Ensemble das fruher wie das Ensemble der Querhorner amakondera hauptsachlich zu Ehren des Konigs auftrat insengo 12 Die insengo ist eine randgeblasene kurze Langsflote die aus Holz konisch geschnitzt und dann langs halbiert wird Beide Halften werden rinnenformig ausgeschnitten wieder aufeinander gelegt zunachst mit einer Schnur und anschliessend mit einem elastischen Band aus der Speiserohre eines Stiers umwickelt Vor dem Spiel giesst der Musiker Bananenbier durch die Rohre um das Holz weicher zu machen und den Klang zu verbessern Er halt die Flote nach unten gerichtet zwischen Daumen und Zeigefinger der geballten Hand mit der Handinnenseite an seinen Mund und blast uber das grossere Ende Die insengo war zusammen mit Zeremonialtrommeln ingoma seit Beginn des Konigreichs Ruanda ein Symbol der Tutsi Herrscher Zum ruandischen Eintonflotenensemble gehoren Floten in drei Grossen die wie die Trommeltypen des ingoma Ensembles benannt sind und einen hohen Ton ishakwe einen mittleren Ton inyahura und einen tiefen Ton ibihumulizo produzieren Die drei Flotengrossen sind im Ensemble einfach oder mehrfach besetzt Ein entsprechendes Ensemble der Ankole im Sudwesten von Uganda verwendet die Eintonflote ensheegu 13 Die Ingessana in der sudanesischen Provinz an Nil al azraq spielen funf bis acht bal genannte Eintonfloten die am unteren Ende geschlossen gedackt sind mit einer Langstrompete singar die aus einer flaschenformigen Kalebasse besteht und mehreren Kalebassenrasseln in einem Ensemble 14 Ahnliche gedackte Floten verwenden die Dirasha eine Sprachgruppe um die Kleinstadt Gidole im Sudwesten Athiopiens nahe der kenianischen Grenze in der Region YeDebub Das Ensemble besteht aus einem Set von 24 gedackten Bambusfloten fila die zwischen 7 und 76 Zentimeter lang sind Die von jungen Mannern gespielte fila besitzt eine scharfe Anblaskante am rechtwinklig abgeschnittenen oberen Ende 15 Die Mannen haben Rasseln an den Fussen und tanzen wahrend sie Flote spielen bei zeremoniellen Anlassen der Gemeinschaft im Kreis 16 Stets drei embilta genannte Floten aus Bambus oder aus einer Metallrohre bilden ein Ensemble bei den Tigray und Amharen im athiopischen Hochland Die embilta spielenden Manner treten bei Familienfeiern und anderen zeremoniellen Anlassen wie an religiosen Feiertagen auf Ausser der ublicherweise zu horenden Oktave uber dem Grundton kann durch Uberblasen die obere Quinte hervorgebracht werden Die Khoisan im sudlichen Afrika spielten fruher einzelne Einton Rohrfloten zur Begleitung von Tanzen Den Schilderung von Augenzeugen seit Vasco da Gama im 15 Jahrhundert zufolge scheinen die Eintonfloten die hauptsachlichen Musikinstrumente der Khoisan gewesen zu sein 17 Die Floten waren stets unverbunden erst unter europaischem Einfluss begannen sie unterschiedlich lange Floten zu Panfloten zu bundeln 18 Die nyanga oder nanga kleines Horn der Venda in Sudafrika sind entsprechende Panfloten die haufig aus vier Pfeifen bestehen und von den Tanzern beim Kreistanz tshikona geblasen werden 19 Die hindewhu ist eine sieben bis acht Zentimeter lange Eintonflote aus einer Pflanzenrohre bei den Pygmaen in der Zentralafrikanischen Republik die ein Musiker im schnellen Wechsel mit gesungenen Tonen ahnlich wie die pili pe in Neuguinea blast Die Flote liefert einen oberen Bordunton zu den gesungenen Intervallen und mehrere Musiker produzieren im Zusammenklang eine polyphone Melodie Der hindewhu Musikstil war in den 1970er Jahren eine Inspirationsquelle fur die amerikanische Minimal Music In der Volksmusik im Norden von Litauen haben sehr altertumliche Instrumente uberlebt Die skudutis litauisch Plural skuduciai ist eine 8 bis 20 Zentimeter lange am unteren Ende geschlossene Eintonflote die uber zwei Kerben am oberen Rand angeblasen wird In einem Ensemble aus zwei bis funf Spielern halt jeder eine zwei oder drei Floten in der Hand um mit mehreren Sekundenintervallen ein rhythmisches Muster zu erzeugen Ahnlich wie im skuduciai Ensemble wird die Holztrompete ragas verwendet 20 Die skuduciai werden in den Instrumentalversionen des mehrstimmigen Gesangsstils sutartine verwendet Fruher wurden die sutartines im Fruhjahr von Frauen gesungen und getanzt wahrend Manner die Instrumente spielten Neben der Eintonflote verwendeten sie weitere Blasinstrumente wie die Hornpfeife birbyne und die Kastenzither kankles ahnlich der finnischen kantele Einzelnachweise Bearbeiten Sibyl Marcuse A Survey of Musical Instruments Harper amp Row New York 1975 S 552 Klaus P Wachsmann Die primitivem Musikinstrumente In Anthony Baines Hrsg Musikinstrumente Die Geschichte ihrer Entwicklung und ihrer Formen Prestel Munchen 1982 S 13 49 hier S 42 Percival R Kirby The Musical Instruments of the Native Races of South Africa 1934 2 Auflage Witwatersrand University Press Johannesburg 1965 S 88 93 Papua New Guinea Huli Highlands CD von Prophet 03 1999 Titel 4 Pili Pe Aufnahme von Charles Duvelle Victor A Grauer Echoes of our Forgotten Ancestors In The World of Music Vol 48 No 2 Echoes of Our Forgotten Ancestors 2006 S 5 58 hier S 21 Tiberiu Alexandru Fifă In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Bd 2 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 278 Carolina Robertson Latin America I Indigenous music 3 History context and performing practice In Grove Music Online 2001 Jose Perez de Arce Sonido Rajado The Sacred Sound of Chilean Pifilca Flutes In The Galpin Society Journal Bd 51 Juli 1998 S 17 50 hier S 19 Ellen Hickmann Klange Altamerikas Musikinstrumente in Kunst und Kult Publikationen der Reiss Engelhorn Museen Band 25 Mannheim 2007 S 31f Dragoslav Devic Dudurejs Eintonfloten aus dem Homolje In Gustav Hillestrom Hrsg Studia instrumentorum musicae popularis III Festschrift to Ernst Emsheimer on the occasion of his 70th birthday January 15th 1974 Musikhistoriska museets skrifter 5 Nordiska Musikforlaget Stockholm 1975 S 42f Peter Cooke Stopped flute ensembles In Grove Music Online 2001 Ferdinand J de Hen Insengo Rwandan stopped flute ensemble In Grove Music Online 26 Oktober 2011 Jos Gansemans Barbara Schmidt Wrenger Zentralafrika Musikgeschichte in Bildern Band 1 Musikethnologie Lieferung 9 Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1986 S 48 Timkehet Teffera Aerophone im Instrumentarium der Volker Ostafrikas Habilitationsschrift Trafo Wissenschaftsverlag Berlin 2009 S 308 Zebib Tadiwos Documentation of the D irasha wood wind musical instruments and their role in the culture with particular emphasis on Fila Masterarbeit Universitat Addis Abeba 2013 S 40f Timkehet Teffera 2009 S 161 163 David K Rycroft Khoikhoi music 1 Musical instruments In Grove Music Online 2001 Percival R Kirby The Reed Flute Ensembles of South Africa A Study in South African Native Music In The Journal of the Royal Anthropological Institute of Great Britain and Ireland Bd 63 Juli Dezember 1933 S 313 388 hier S 384 Vgl Andrew Tracey The Nyanga Panpipe Dance In African Music Bd 5 Nr 1 1971 S 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