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Fluier rumanisch Plural fluiere auch fluieră floieră fluer fluir ist die in Rumanien und der Republik Moldau gebrauchliche allgemeine Bezeichnung fur Floten von denen etwa 17 Typen bekannt sind Zu diesen zahlen endgeblasene Kernspaltfloten wie die Hirtenflote caval und die lange tilincă ohne Fingerlocher Langsfloten ohne Mundstuck die Querfloten flaut und piculină sowie die Panflote nai Die meisten Floten werden im landlichen Raum von Amateuren Bauern und Viehhirten in der Volksmusik gespielt lediglich die Panflote ist ein Instrument professioneller Volksmusiker lăutari Bemalte KernspaltfloteInhaltsverzeichnis 1 Einteilung 1 1 Kernspaltfloten 1 2 Endkantenfloten 1 3 Querfloten 2 Herkunft und Spielweise 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseEinteilung BearbeitenDie meisten Floten sind an beiden Enden offene Langsfloten die in Kernspaltfloten mit Mundstuck dop bei denen der Luftstrom an einer seitlich angebrachten Offnung mit einer Schneidekante in Schwingung versetzt wird und Endkantenfloten ohne Mundstuck unterteilt werden Bei letzteren blast der Spieler gegen das angeschragte obere Ende und lenkt den Luftstrom durch eine bestimmte Position der Lippen Hinzu kommen zwei Querfloten Floten bis 35 Zentimeter Lange gelten als kurz bis 50 Zentimeter als mittellang und daruber als lang Floten werden uberwiegend auf handwerkliche Art hergestellt Das Dorf Hodac im Kreis Mureș ist fur die Herstellung von Floten durch nebenberuflich tatige Flotenbauer bekannt Fur Anfang der 1960er Jahre wird die Zahl von 100 000 Floten pro Jahr genannt 1 in den 1980er Jahren fertigten diese Handwerker die generell selbst Flote spielten jahrlich rund 200 000 Floten Viele Holzfloten sind mit aufgelegten Metallblechen ornamental gestaltet mit Streifen von Kirschbaumrinde umwickelt oder mehrfarbig bemalt Kernspaltfloten Bearbeiten nbsp Floten aus der Republik MoldauDie fluier cu dop auch fluier drept cu dop ist eine langsgeblasene Kernspaltflote mit sechs Fingerlochern Die Bohrung ist leicht konisch und verjungt sich gegen das untere Ende Alternativ kann das untere Ende durch einen Pfropfen aus Holz oder Kork mit einem engen mittigen Loch teilweise geschlossen sein Der Spieler kann die Tonhohe zusatzlich variieren indem er das untere Ende mit dem Finger verschliesst Im westlichen Siebenburgen und im Banat heisst diese Flote auch fluieră In der nordlichen Region Moldau in der nordlichen Bukowina an der Grenze zur Ukraine und im ubrigen Siebenburgen ist die kleine und mittlere Version als trișcă und die lange Version als fluieroi fluieroni bekannt Bei den kleinen Schaferfloten befinden sich die Fingerlocher im gleichen Abstand zueinander im unteren Bereich des Spielrohrs bei den mittleren und langen Floten besteht zwischen den beiden Fingerlochern in der Mitte ein grosserer Abstand Die fluier mare oder fluieroi hat sieben Grifflocher Die fluier gemănat auch fluier ingemănat ist eine Doppelflote deren Spielrohre aus einem Holzstuck angefertigt werden Gelegentlich besteht sie aus zwei holzernen parallel zusammengeleimten Rohren Nach Anzahl der Fingerlocher existieren mehrere Varianten Bei einer Form sind ein Spielrohr rechts mit sechs Fingerlochern und ein Bordunrohr links ohne oder selten mit einem Fingerloch verbunden Mit dem einen Fingerloch das sich gegenuber dem untersten der sechs Fingerlocher befindet kann der Bordunton angepasst werden Eine weitere seltenere Variante besteht aus zwei identischen Spielrohren mit jeweils sechs Fingerlochern Beide Spielrohre werden zugleich angeblasen Entsprechungen zur fluier gemănat bei den Sudslawen sind die mehr oder weniger selten gewordenen Doppelfloten dwojanka in Bulgarien dvojnice in Serbien auch dvojka doppelt entsprechend diple kettos furulya in Ungarn sowie die dvoykinye in Kroatien und Slowenien 2 Als caval wird in Rumanien meist eine lange Hirtenflote mit funf Grifflochern von denen zwischen den oberen drei und den unteren zwei ein grosserer Abstand besteht verstanden Die caval ist namensverwandt mit kaval qaval einer Gruppe langer Schaferfloten auf dem Balkan und in Kleinasien das Wort ist entweder turkischen Ursprungs in der umfassenden Bedeutung zylindrischer Hohlkorper 3 oder es geht auf die arabische Wurzel q w l sprechen Sprache zuruck ebenso wie qawwali Im Unterschied zu der an beiden Enden ganzlich offenen kaval besitzt die rumanische Flote ein einfaches Mundstuck Ihre Verbreitungsregion Oltenia Kleine Walachei Muntenia Grosse Walachei und Sudmoldawien grenzt an diejenige der bulgarischen kaval 4 Endkantenfloten Bearbeiten Endkantenfloten fluier fără dop ohne Mundstuck werden beim Spielen schrag nach unten und etwas seitwarts gehalten Die fluier dobrogean auch caval dobrogean Dobrudscha Flote die in der gleichnamigen Region verbreitet ist besteht aus einem Pflanzenrohr mit sechs Fingerlochern oben und einem Daumenloch unten Eine wie die bulgarische kaval aus drei Teilen bestehende Variante besitzt acht Fingerlocher im mittleren und vier Luftlocher im unteren Abschnitt Die fluier moldovenesc kommt im Norden von Siebenburgen in der Bukowina im Norden der Region Moldau und in Moldau vor Das Gegenstuck der fluier moldovenesc bei den in der Bukowina und in ihrem Heimatland lebenden Ungarn ist die kurze szelfurulya die mit sechs Fingerlochern einen Tonumfang von zwei Oktaven erreicht und gelegentlich auch aus Metall gefertigt wird 5 Die Lange der fluier moldovenesc betragt 35 bis uber 50 Zentimeter Die sechs Fingerlocher sind in zwei Gruppen zu jeweils drei aufgeteilt Die kleine moldauische Flote fluieraș moldovenesc besitzt ebenfalls sechs Fingerlocher die mit gleichem Abstand angeordnet sind Die grosse Flote in Moldau heisst fluier mare grosse Flote oder schlicht fluier Ein besonderes Blasinstrument ist die zu den Obertonfloten zahlende 60 bis 80 Zentimeter lange tilincă die keine Fingerlocher besitzt und mit der durch Variation des Blasdrucks und durch Offnen oder Verschliessen des unteren Endes uber ein Dutzend Tone der Naturtonreihe erzeugt werden konnen Die tilincă kommt in zwei Varianten mit Mundstuck tilincă cu dop und ohne Mundstuck tilincă fără dop in einem Bereich zwischen dem nordlichen Siebenburgen und Nordmoldawien vor Die sehr kurze fifă Pfeife die in Oltenia meist von Frauen zur Erganzung der Gesangsstimme gespielt wird ist am unteren Ende geschlossen am oberen Ende halbkreisformig gekerbt und angeschragt Sie produziert nur einen Ton Dieser bildet eine Art Grundton um den die jodelnde Gesangsstimme eine einfache Melodie erzeugt 6 Die fifă steht entwicklungsgeschichtlich den steinzeitlichen Knochenfloten nahe Die Kombination solcher Eintonfloten gilt als Ausgangspunkt fur die Erfindung von Panfloten die zunachst unverbundene Rohren in einer Reihe waren Spater wurden diese Rohren wie bei der russischen kugikli flach nebeneinander verschnurt Die bekannteste rumanische Flote ist die Panflote nai Mindestens 20 bis uber 30 unten geschlossene Pfeifen sind in einem leichten Bogen miteinander verbunden Das Wort nai kommt aus dem Persischen altere Bezeichnungen waren im 16 Jahrhundert țevița und im 17 Jahrhundert muscal ebenso persischen Ursprungs was auf die Verbindung mit der osmanischen Musik ab jener Zeit hinweist Querfloten Bearbeiten Die beiden einzigen Querfloten fluier traversier sind die langere flaut und die kurzere piculină also eine ubliche Piccoloflote die eine Oktave hoher gestimmt ist und in der klassischen Musik zum Einsatz kommt Herkunft und Spielweise BearbeitenDas rumanische Wort fluier wurde versuchsweise von griechisch floarion Baumrinde und vom lateinischen Verb flare blasen abgeleitet eine gesicherte Etymologie ist jedoch nicht bekannt Im Umfeld von Hirten und stets in der Bedeutung Flote kommen zahlreiche sprachverwandte Worter in Osteuropa und auf dem Balkan vor albanisch flojere floere floer griechisch floyera serbisch und kroatisch frula ungarisch furulya slowakisch fujara ebenso polnisch fujara und ukrainisch floyara 7 Ein rumanischer Schopfungsmythos erklart die Erschaffung von Flote und Geige Als Gott auf der Erde weilte und Schafe hutete erfand er die Flote und verbarg sie im dichten Fell eines Schafes Als die Schafhirten dieses Schaf scherten kam die Flote zum Vorschein Der Teufel wollte es Gott gleichtun und ebenfalls ein Musikinstrument erschaffen Er baute eine Geige und verbarg sie in einer Ziege damit sie niemand finden moge Als die Ziege ihren Schwanz hob entdeckte ein țigani Zigeuner den Hals der Fiedel und zog diese heraus Seitdem ist die Flote ein von Gott gesegnetes wohltuendes Instrument wahrend die teuflische Geige ihrem Spieler Schaden zufugen kann Die in den Mythen uber Ziegen weit verbreitete Verbindung zum Teufel wird hier ebenso ubernommen wie die Zugehorigkeit der Schafe zum Gottlichen Seit der griechischen Antike ist die Beziehung der Flote zur Sphare der Gotter und der Schafer im kulturellen Gedachtnis Die aus Rohr gefertigte Panflote ist das Werk der Hirtengotter Hermes oder bekannter noch Pan Ein vergleichbarer dualistischer Entstehungsmythos ist aus Estland bekannt Dort wird die Kastenzither Harfe kannel von Gott erschaffen wahrend der Dudelsack und letztlich alle ubrigen Musikinstrumente auf den Teufel zuruckgehen Nach einer Erzahlung aus Lettland wurde die Zither kokle von Gott die Fiedel vom Teufel und die Flote von einem Schafer eingefuhrt 8 Wie Floten und andere Musikinstrumente die fruher an Furstenhausern und in den Dorfern gespielt wurden ausgesehen haben lasst sich auf vielen Wandmalereien an Kirchen erkennen die Musikauffuhrungen in religioser und weltlicher Umgebung zeigen Bei der biblischen Szene von Jesu Geburt tritt haufig ein Flote spielender Schafer auf beispielsweise an der Kirche des Klosters Humor 1530 und an der Doamnei Kirche 1683 in Bukarest In der Colțea Kirche in Bukarest 1702 wird einer der beiden abgebildeten Rundtanze in furstlicher Umgebung vermutlich von einer langen Flote und einer zweifelligen Trommel heute tobă der andere von einer kurzen Querflote einer zweifelligen Trommel und zwei kleinen Kesseltrommeln begleitet In der Bălcesti Kirche einer Holzkirche von 1751 in der Gemeinde Căpușu Mare wird die Opferung Isaaks mit einem Flotenspieler illustriert denn wie Psalm 150 vorschreibt soll Gott mit Saiteninstrumenten und Floten gepriesen werden 9 Wie fast alle Musikinstrumente in der traditionellen rumanischen Musik werden Floten ublicherweise nur von Mannern gespielt Frauen blasen lediglich im Apuseni Gebirge die Langtrompete tulnic auch trambiţă entsprechend der ukrainischen trembita 10 und in Oltenia die kleine Langsflote fifă Es heisst dass eine Frau die Flote spielt ihre Pflichten im Haushalt vernachlassigt Floten dienten haufig als Ubungsinstrumente fur die Gesangsausbildung und fanden sich daher in vielen Haushalten 11 Die traditionelle rumanische Unterhaltungsmusik wird entweder von Amateuren gespielt die im landlichen Raum Bauern oder Hirten sind oder von professionellen Volksmusikern lăutari die mehrheitlich zu den Roma gehoren Frauen bilden haufig Gesangsgruppen in der Ritualmusik die bei jahreszeitlichen Feiern Fruchtbarkeitsriten und Ubergangszeremonien wie Hochzeiten nunta und Bestattungen inmormantarea gepflegt wird und die in den meisten Fallen ohne Instrumente auskommt Die Tanzmusik bei den sonntaglichen Dorfversammlungen horă satului steuern heute wo sie noch stattfinden anstelle der Dorfmusiker ortsansassige oder umherziehende lăutari bei die fur ihre Auftritte bezahlt werden Die Flotenmusik hat ihre eigenen Melodieformen die sich von denjenigen der Geigen vioară unterscheiden Die musikalische Bandbreite reicht vom lyrisch getragenen improvisierten Gesangsstil doina der freirhythmisch ist als parlando rubato bezeichnet und der ohne Unterbrechung der Tradition heute praktisch nur noch im Kreis Gorj gepflegt wird 12 bis zu den schnellen asymmetrischen aksak Rhythmen in der Tanzmusik Eine instrumentale Version der doina die Hirten doina wird mit Floten gespielt Jede Region und jedes Dorf pflegt eine eigene distinkte Tanz und Musiziertradition Improvisation bildet nicht nur in der doina einen hohen Anteil sie gehort auch wesentlich zu den Tanzliedern die Amateure auf der Flote oder dem Dudelsack und lăutari auf der Violine vioară spielen In traditionellen Besetzungen werden diese Melodieinstrumente haufig von der Knickhalslaute cobsă rhythmisch begleitet 13 Beliebt ist auch das Zusammenspiel von Flote und Violine Traditionelle Musik ist ublicherweise monodisch auch beim unisono Chorgesang mit Ansatzen zu einer einfachen Mehrstimmigkeit Heterophonie wenn etwa ein Melodieinstrument und eine Gesangsstimme dieselbe Melodie vortragen Eine im 18 und 19 Jahrhundert aufgekommene Form der Mehrstimmigkeit ist die Kombination der Melodie mit einem Bordunton beim Dudelsack und der Doppelflote fluier gemănat 14 Literatur BearbeitenTiberiu Alexandru Fluier In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Band 2 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 322f Corneliu Dan Georgescu Rumanien In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart MGG Band 8 Kassel Stuttgart 2002 Sp 587 605Weblinks BearbeitenBătuta de la Stancești Stamping dance from Stancesti village Youtube Video Tanzmusik mit fluier cu dop Zicere din caval fara dop Youtube Video instrumentale doina Improvisation auf einer fluier fără dop Virgil Cenusa fluier mare moldovenesc Youtube Video solo fluier mare moldovenesc La caval dupa Grigore Lese Youtube Video solo caval Einzelnachweise Bearbeiten Rumanian Review Europolis Publisher Bukarest 1961 S 149 Sibyl Marcuse Musical Instruments A Comprehensive Dictionary Doubleday New York 1964 Stichworte Dvoykinye und Dvoynice S 163 Vgl Marek Stachowski How to Combine Bark Fibula and Chasm if one Speaks Proto Turkic In Studia Linguistica Universitatis Iagellonicae Cracoviensis Bd 127 2010 S 179 186 Romanian Traditional Instruments Education and Culture Lifelong learning programme GRUNDTVIG Peremfuvos hangszerek nyomaban sipmuhely lapunk hu ungarisch Tiberiu Alexandru Fifă In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Band 2 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 278 Ilija Casule Burushaski shepherd vocabulary of Indo European origin In Acta Orientalia Band 70 2009 S 147 195 hier S 183 Stephen Reynolds The Baltic Psaltery and Musical Instruments of Gods and Devils In Journal of Baltic Studies Band 14 Nr 1 Baltic Musicology Fruhjahr 1983 S 5 23 hier S 6 12 14 Anca Florea Wind and Percussion Instruments in Romanian Mural Painting In RIdIM RCMI Newsletter Band 22 Nr 1 Fruhjahr 1997 S 23 30 hier S 24 29 Corneliu Dan Georgescu Rumanien In MGG Sp 594 Constantin Zamfir The Instrumental Basis of Vocal Style in Năsăud In Journal of the International Folk Music Council Band 12 1960 S 62 Vgl Folk Musicians and Ensembles from Gorj County Ethnophonie Collection of Traditional Musics 22 Doppel CD 2012 Speranță Rădulescu Text Begleitheft Corneliu Dan Georgescu Rumanien In MGG Sp 595 597 Speranta Tadulescu Romania III Traditional music 1 General In Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Music and Musicians 2001 S 585f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fluier amp oldid 226584587