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Furulya ungarisch Flote genauer hatlyuku furulya Sechs Loch Flote ist eine in der ungarischen Volksmusik gespielte holzerne Kernspaltflote von mittlerer Lange 30 bis 50 Zentimeter und mit sechs Grifflochern Das allgemeine ungarische Wort fur Flote bezeichnet als Kompositum weitere Flotentypen darunter die 90 Zentimeter lange Kernspaltflote hosszu furulya lange Flote mit funf Grifflochern und die Doppelflote kettos furulya Querfloten kommen selten vor und endgeblasene Randkantenfloten sind seit dem 20 Jahrhundert in Ungarn verschwunden Die ungarischen Kernspaltfloten sind traditionell nur von Mannern gespielte Hirteninstrumente die zur eigenen Unterhaltung oder meist solistisch bei Festen zur Tanzbegleitung dienten Furulya Spieler in FesttagskleidungInhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Namen 3 Bauform 3 1 Sechs Loch Flote 3 2 Funf Loch Flote 3 3 Doppelkernspaltflote 4 Spielweise 4 1 Stimmung 4 2 Repertoire 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung BearbeitenZur vorgeschichtlichen Entwicklung und Verbreitung europaischer Floten siehe die ukrainische Kernspaltflote sopilka Kurz vor der Zeitenwende drangen romische Legionen in die Pannonische Tiefebene vor die zu einem grossen Teil im heutigen Ungarn liegt Anfang des 5 Jahrhunderts kam das Gebiet unter die Herrschaft der Hunnen Wesentlich fur die Geschichte wurde die Einwanderung der Magyaren von Osten Ende des 9 Jahrhunderts Ende des 19 Jahrhunderts und im 20 Jahrhundert wurden in Ungarn einige Fragmente von Knochenfloten aus romischer Zeit ausgegraben die im Ungarischen Nationalmuseum aufbewahrt werden Die Floten wurden aus Saugetier und Vogelknochen von einem Adler oder einem anderen grossen Raubvogel hergestellt Die Floten von denen rund zehn Zentimeter lange Knochenreste erhalten sind besassen drei Fingerlocher und sind teilweise mit Mustern verziert Aus dem Beginn der Hunnenzeit wurde 1980 bei Tiszafoldvar eine Flote aus der Ulna einer Graugans gefunden Die in einer Lange von 12 2 Zentimetern restaurierte Rohre besitzt vier Grifflocher mit Abstanden zwischen 1 1 und 1 3 Zentimetern untereinander und wurde uber ein rechtwinklig abgeschnittenes offenes Ende angeblasen Weitere Vogel und Saugetierknochenfloten stammen von verschiedenen Fundorten und werden in das 14 bis 16 Jahrhundert datiert 1 Der einfachste Flotentyp die randgeblasene Langsflote ohne Grifflocher szelenfuvo furulya randgeblasene Flote kommt seit dem 20 Jahrhundert in Ungarn nicht mehr vor Sie wurde tilinko auch tilink tilinka oder ahnlich genannt wie die rumanische tilincă Ebenso verschwunden sind seit der Mitte des 20 Jahrhunderts randgeblasene Langsfloten mit Grifflochern die als Hirtenfloten kaval in Sudosteuropa weit verbreitet sind Solche Floten mit sechs Grifflochern wurden Mitte des 19 Jahrhunderts hauptsachlich um Pecs im Suden des Landes gespielt Ein Informant im dortigen Komitat Tolna bezeichnete 1961 das in seinem Besitz verbliebene Exemplar als szelfurulya Randflote ein anderer Name ist peremfurulya Dieser Typ einer randgeblasenen Flote mit sechs Grifflochern ist 30 Zentimeter lang und hat einen Durchmesser von 1 3 Zentimetern Als Volksmusikinstrumente angefertigte Querfloten sind mit 45 bis 50 Zentimetern etwas langer als die ublichen Kernspaltfloten sie besitzen sechs Grifflocher in der unteren Halfte und ein ovales Anblasloch etwa 9 Zentimeter vom oberen Ende entfernt Querfloten werden in Ungarn oldalfuvos oder felenfuvos seitlich angeblasene Flote genannt Ein weiterer Flotentyp der um die Mitte des 20 Jahrhunderts selten geworden war sind die langs geblasenen Kerbfloten oder Kerbgefassfloten die uber eine Kerbe am Ende des langen Halses eines Flaschenkurbisses angeblasen werden Eine ovale Gefassflote ohne Hals mit drei Grifflochern wurde pasztordoromb Hirten Schnurrer genannt und war dem Namen nach ein Hirteninstrument Doromb wie die Maultrommel in Ungarn heisst ist mit drymba fur die Maultrommel der Huzulen in der Ukraine sprachverwandt Kernspaltfloten ohne Grifflocher sind zumeist einfache Pfeifen die im Fruhjahr aus der Rinde von frischen Weidenzweigen hergestellt werden Sie sind unter einigen beschreibenden Namen wie fuzfafutyulo fuzfasip Weidenpfeife fuzfafurulya Weidenflote und fuzfatilinko Weidenflote ohne Fingerlocher bekannt Die Rinde wird von einem geraden Abschnitt eines Zweigs durch leichtes Klopfen gelost und mit einer drehenden Bewegung vorsichtig abgezogen damit sie unversehrt bleibt Begleitet wird diese Tatigkeit durch aufgesagte oder gesungene Verse Bastloseverse die eigens fur diesen Zweck uberliefert sind und mit alten Fruchtbarkeitsritualen in Verbindung stehen Der Kernspalt entsteht durch einen Holzstopsel der an einer Langsseite abgeflacht und in das Rohrende eingesteckt wird Grifflochlose Kernspaltfloten werden auch aus bestandigeren Holunderzweigen hergestellt und dienen uberwiegend als Kinderspielzeug 2 Unter den europaischen Volksmusikinstrumenten haben Blasinstrumente den hochsten Anteil an den unterschiedlichen Typen je nach Land zwischen einem Drittel und der Halfte Grifflochlose Kernspaltfloten waren in Ungarn Kinderinstrumente oder dienten Hausierern dazu auf sich aufmerksam zu machen Allgemein gehoren sie zu den Obertonfloten und sind typische Hirteninstrumente die als einfache Pflanzenrohren von Weidenzweigen abgezogene Rinde aus gespaltenen und nach dem Aushohlen durch eine Bastwicklung wieder verbundenen Zweighalften oder aus Metallrohren hergestellt werden Andere mittel und osteuropaische Langsfloten haben typischerweise drei bis sechs Grifflocher 3 Namen BearbeitenKernspaltfloten mit Grifflochern werden in Ungarn meist furulya genannt Regionale Abwandlungen dieses Wortes sind furugla und furuglya im westlichen Landesteil Transdanubien und in Nordungarn furollya Die Etymologie ist unklar das Wort ist unter anderem mit serbisch und kroatisch frula eine Blockflote slowakisch fujara eine lange Schnabelflote der Schafer in der Slowakei ukrainisch flojara auch floyara Floyara griechisch floyera albanisch flojere floere oder floer und rumanisch fluier allgemeine Bezeichnung fur Floten in Rumanien und der Republik Moldau verwandt Das stets im Bereich Hirtenfloten vorkommende Wortumfeld wird spekulativ entweder auf griechisch floarion Baumrinde oder auf das lateinische Verb flare blasen zuruckgefuhrt 4 Letztgenannte Herleitung fuhrt uber das altfranzosische flaute zu Flote Daneben kommen auch andere Namen fur die Kernspaltfloten vor darunter pikula und fapicula von italienisch flauto piccolo kleine Flote und in manchen Orten tilinko von der grifflochlosen Flote ubernommen Die in Rumanien in der Region Moldau lebenden ungarischsprachigen Tschangos bezeichnen die Kernspaltfloten als szutu abgeleitet vom ungarischen Verb suvolt peifen heulen Mit dem Partizip Prasens dieses Verbs suvolto pfeifend werden in Nordostungarn die grifflochlosen Weidenrindenfloten benannt Aus dem 19 Jahrhundert sind von den moldawischen Ungarn auch die Schreibweisen sultu und szultu uberliefert Das Wort ist mit sijaltos shialtysh fur einen anderen Typ einer Hirtenflote vgl koncovka der Tscheremissen in Russland verwandt 5 Eine weitere Bezeichnung die nur in der Literatursprache auftaucht ist pasztorsip Hirtenpfeife zusammengesetzt aus pasztor Schafer und sip Pfeife 6 Das Wort suvolto ist der erste literarische Beleg fur eine Flote vermutlich eine Kernspaltflote in einem ungarischen Text So lautet die Ubersetzung von lateinisch fistula Rohre Pfeife in Das Schlagler ungarische Worterverzeichnis aus dem 15 Jahrhundert 7 Laut einem fragmentarisch erhaltenen Worterbuch von Anfang des 16 Jahrhunderts bestand die suvolto aus Pflanzenrohr oder Knochen In der Ungarischen Enzyklopadie des bedeutenden Gelehrten Janos Apaczai Csere 1625 1659 von 1653 werden unter den Musikinstrumenten sip suvolto und Sackpfeife erwahnt Da sip Pfeife ein Rohrblattinstrument war muss es sich bei suvolto um eine Kernspaltflote gehandelt haben Der Name suvolto wird ferner in Gaspar Miskolczis zoologischem Werk Egy jeles vadkert avagy az oktalan allatoknak von 1702 erwahnt 8 Furulya wird in der ungarischen Literatur erst ab der Mitte des 17 Jahrhunderts verwendet 9 Bauform Bearbeiten nbsp Schematische Darstellung der Tonerzeugung bei der furulya Block dugo Windkanal und hinterstandiger Aufschnitt Schneidekante szelhasito Sechs Loch Flote Bearbeiten Die ublichen Kernspaltfloten haben sechs Grifflocher an der Oberseite aber kein Daumenloch Die Schneidekante befindet sich fast immer an der Unterseite und wird uber einen Windkanal vom rechtwinklig abgeschnittenen Ende angeblasen Ein schnabelformiges Mundstuck besitzen nur die seltenen Floten mit einem vorderstandigen Aufschnitt Die Lange variiert zwischen 30 und 60 Zentimeter kurzere Floten werden nur als Kinderspielzeug verwendet und Langen uber 50 Zentimeter sind selten Ein 53 Zentimeter langes Museumsexemplar aus Nordungarn hat einen Innendurchmesser von durchgehend 1 6 Zentimetern ein 39 Zentimeter langes Exemplar aus Transdanubien besitzt oben einen Innendurchmesser von 1 5 und unten von 1 2 Zentimetern und ein weiteres Exemplar aus der Ungarischen Tiefebene misst bei 38 Zentimetern Lange innen durchgehend 1 4 Zentimeter Die am haufigsten verwendeten Materialien waren Holunderzweige gefolgt von Ahorn und in seltenen Fallen auch die Zweige anderer Geholze oder in der Tiefebene Schilfrohre falls kein geeignetes Holz verfugbar ist Holunder wird im Herbst oder Winter verarbeitet Aus einem geraden knotenfreien Abschnitt eines Zweigs wurde das Mark mit einem Eisendraht oder Hartholzstab herausgedruckt und die so erhaltene Rohre zum langsamen Trocknen ohne direkte Sonneneinstrahlung ausgelegt Nachdem das Holz bis zu zwei oder drei Jahre getrocknet war wurde die Rohre mit einem Bohrer und Schleifpapier auf den gewunschten Durchmesser erweitert Haufig wurde vom unteren Ende mit einem dunneren Bohrer eingebohrt sodass hier eine Verengung der ansonsten zylindrischen Rohre entstand Bei Tschangos und Siebenburger Ungarn sind die Floten am unteren Ende 5 bis 8 Millimeter enger als am oberen War die Rohre fertig bearbeitet wurde die Aussenseite mit Schleifpapier geglattet Der Aufschnitt wurde typischerweise 1 5 bis 2 Zentimeter vom oberen Rand mit einem Messer eingekerbt Der bereits vorher eingeschobene Holzblock sollte verhindern dass die Rohre beim Einschneiden beschadigt wird Der Block lenkt die Blasluft durch den Windkanal Kernspalte an der Unterseite zum Aufschnitt Wegen seiner Halbkreisform heisst der Aufschnitt hold Mond hod oder hodlik Mondoffnung Andere Namen fur die Schneidekante sind szelhasito Windspalter bei den Szeklern und in Nordungarn szem Auge oder szemlyuk Augenoffnung Besondere Beachtung erfuhr die konische Gestaltung der Kernspalte sip siplyuk zsiliplik die an der Einblasoffnung 2 und am Aufschnitt 1 Millimeter breit sein sollte Das oberste Griffloch befindet sich etwa in der Mitte des Flotenrohrs mit Abweichungen von zwei Zentimetern nach oben oder unten Nach einer alten Anweisung fur das Komitat Somogy von 1898 sollte ein Flotenrohr einen sukk lang sein was beiden zur Faust geballten Handen mit ausgestreckten Daumen entspricht An der Halfte dieser rund 32 Zentimeter entsprechenden Masseinheit das heisst in der Mitte des Rohrs sollte das oberste Griffloch angebracht werden Die Regeln fur die Position des unteren Grifflochs sind ebenfalls nur ungefahr Dessen Abstand vom unteren Ende sollte ein Drittel der Entfernung vom obersten Griffloch zur Schneidekante betragen Oder der Abstand zwischen Schneidekante und oberem Griffloch sowie zwischen diesem und dem unteren Griffloch sollte gleich sein Die vier Grifflocher in den Mitte wurden meist mit gleichen Abstanden eingebohrt Traditionell wurde zunachst ein kleines Loch eingeschnitten und dann mit einem gluhenden Eisendraht oder einem Dorn auf 5 bis 7 Millimeter Durchmesser erweitert Klingt das unterste Griffloch zu tief so kann der Ton durch ein Verkurzen des Rohrs oder ein am unteren Ende eingebohrtes kleines Stimmloch erhoht werden Die Floten wurden ublicherweise mit Kerbschnitzereien aus geometrischen oder figurlichen Mustern verziert Die Figuren sind Motive aus dem Leben der Bauern oder aus Erzahlungen von Raubern Manche Floten tragen eingelassene Bleiringe oder besitzen uber die Lange verteilt einige Wulste die der Rissbildung vorbeugen sollen Fur die meist an beiden Enden aufgebrachten Bleiringe wurde eine zickzackformig eingekerbte Rille im Holz mit aus einem Loffel gegossenem Blei aufgefullt Farben dienten nur dazu um die eingeritzten oder eingekerbten Ornamente hervorzuheben Gegen das Eindringen von Holzwurmern wurde das Holz mit Leinol oder Sonnenblumenol eingerieben Fur die Herstellung solcher Floten wurden um die Mitte des 20 Jahrhunderts einfache und von den Flotenbauern bis auf die Handbohrer meist selbst angefertigte Werkzeuge verwendet darunter etwa mehrere Messer ein halbrundes Stemmeisen und unterschiedlich grosse aus der Speiche eines Regenschirms oder der Zacke einer Heugabel gefertigte Lochstempel 10 Funf Loch Flote Bearbeiten Die entsprechend angefertigten Kernspaltfloten mit funf Grifflochern heissen hosszu furulya sie sind deutlich langer die Angaben schwanken zwischen knapp 90 und knapp 100 Zentimetern bei einem Durchmesser zwischen 1 6 und 1 8 Zentimetern Solche Langen wurden manchmal aus drei zusammensteckbaren Teilen angefertigt Die Quelle von 1898 gibt als Lange zweieinhalb sukk und eine Handbreit an Zwischen dem obersten Griffloch und dem unteren Ende sollte der Abstand ein sukk betragen zwischen dem ersten und dem funften Griffloch einen halben sukk Der Abstand zwischen dem ersten und dem zweiten Griffloch war auf Zeigefingerbreite der Abstand zwischen den beiden unteren Grifflochern auf Daumenbreite festgelegt Daraus verbleibt ein grosserer Abstand zwischen dem zweiten und dritten Griffloch also die allgemein fur Funf Loch Floten typische Gruppierung 2 3 Dieselbe Lange haben die seltenen Floten mit drei Lochern Die Messungen ergaben dass die Flotenbauer ihre eigenen Massvorgaben nur ungefahr beachteten Doppelkernspaltflote Bearbeiten nbsp Bulgarische dwojanka entspricht dem zweiten Typ der ungarischen DoppelflotenDoppelkernspaltfloten heissen kettos furulya Doppelflote ikerfurulya Zwillingsflote oder bei den Tschangos ketoknasfurulya zweischachtige Flote Es gibt drei Typen von ungarischen Doppelfloten Das Instrument der Tschangos besteht aus einer ublichen furulya mit sechs Grifflochern die an beiden Enden durch Metallstreifen mit einer gleich langen grifflochlosen Flote verbunden ist Der Spieler blast beide Floten zugleich an Der zweite Typ ist ebenfalls von den Tschangos und nach einem literarischen Beleg von 1902 aus dem westungarischen Komitat Zala bekannt Hierbei sind zwei parallele Rohren in ein langrechteckiges Holzstuck gebohrt Die Langskanten sind gerundet sodass sich ein ungefahr ovaler Querschnitt ergibt Wiederum hat das rechte Flotenrohr sechs Grifflocher und das linke ist grifflochlos Der Spieler blast durch einen breiten Schnabel in beide Rohren ein Aus dem sudungarischen Komitat Baranya ist der dritte Typ uberliefert bei dem die in einen Holzblock gebohrten Spielrohren nicht durchgehend parallel sondern ab einem Drittel ihrer Lange V formig auseinander laufen Die rechte Rohre besitzt vier und die linke Rohre drei Grifflocher Dieser Typ konnte im sudlichen Ungarn von Sudslawen gespielt worden sein uber seine Verwendung ist nichts Weiteres bekannt 11 Spielweise BearbeitenStimmung Bearbeiten Bei den Sechs Loch Floten reicht der tiefste Ton bei wenigen Exemplaren bis zu c1 hinab ublicherweise liegt der Grundton zwischen f1 und c2 und in wenigen Fallen auch bei d2 Uberblasen der Grundtonreihe ist bis zum vierten Teilton moglich bei einem Grundton c1 sind Tone oberhalb von d2 jedoch nur schwer zu erzielen und werden deshalb kaum verwendet Der Grundton ergibt sich wenn alle Grifflocher geschlossen sind Die aufsteigende Tonreihe bei von unten nach oben geoffneten Grifflochern klingt im Vergleich mit der temperierten Stimmung moderner Konzertfloten mehr oder weniger unrein Die Abweichungen werden besonders bei Floten horbar deren Rohre am unteren Ende enger ist Bei diesen betragt das Intervall zwischen dem tiefsten Ton der Grundtonreihe und dem folgenden Ton nicht eine grosse Sekunde Ganzton sondern eine kleine Terz Beim Uberblasen des Grundtons in die erste Oktave erklingt dieser Ton jenem gegenuber etwas hoher wodurch in der ersten Obertonreihe die Abweichung nahezu ausgeglichen ist Die meisten Floten produzieren in den Tonreihen eine fur Dur Tonarten charakteristische grosse Terz und nur wenige eine kleine Terz die in Moll Tonarten vorkommt Spieler die in derselben Tonart Melodien in Dur oder Moll spielen wollen bevorzugen Floten die eine neutrale Terz hervorbringen und nehmen die unreinen Tonhohen in Kauf Neutrale Terzen sind auch in ungarischen Volksliedern magyar nota ublich Ansonsten muss der geubte Spieler der eine Moll Tonart spielen will die grosse Terz der Griffreihe in eine kleine Terz abandern also den Ton vertiefen Hierzu kann er entweder das Griffloch halb abdecken oder mit einem Gabelgriff das weiter unten befindliche Loch schliessen 12 Chromatische Tonfolgen sind grundsatzlich durch Halbdeckung der Grifflocher oder durch Gabelgriffe zu erzielen werden aber von den Musikern nur selten verwendet Melodien werden haufig durch Vorschlage Mordente und Triller verziert Triller werden nicht auf der oberen Nebennote kleine oder grosse Sekunde sondern mit einem Ton ausgefuhrt der ein grosseres Intervall bis zu einer grossen Terz ergibt Beim Spiel langgezogener Tone rubato ist von einigen Szekler Musikern eine Klangmodulation durch vibrierende Lippen bekannt Eine fruher in manchen osteuropaischen Landern verbreitete Spieltechnik war beim Einblasen mit der Stimme zum Flotenton einen tiefen Brummton zu erganzen so etwa bis heute bei der ukrainischen sopilka und bei der zentralasiatischen tuiduk Bei der furulya ist diese Technik in Ungarn verschwunden sie wird aber bis heute von manchen Tschangos und Szeklern praktiziert Die ungarischen Kerbfloten sind Hirteninstrumente Die Sechs Loch Flote spielt der Hirte stehend an seinen Stab geklammert sitzend oder in liegender Position auf einen Ellbogen gestutzt Mit Zeigefinger Mittel und Ringfinger der rechten und linken Hand deckt der Musiker jeweils drei Grifflocher ab Er nimmt das stumpfe obere Ende der Flote nicht direkt in den Mund sondern legt es mit einigen Millimetern Abstand zur Anblasoffnung an die Unterlippe den Mund nur einen Spalt breit geoffnet Dabei halt der stehende Musiker die Flote gerade und ungefahr senkrecht nach unten 13 Die lange Funf Loch Flote hosszu furulya wird im Stehen gespielt Durch die Position der Grifflocher im unteren Bereich muss der Spieler den Kopf hoch und die Arme gestreckt halten um mit den Fingern greifen zu konnen Angeblasen wird diese Flote gleich wie die Sechs Loch Flote Die Grifflocher werden von unten nach oben so bedient rechte Hand mit Mittel oder Ringfinger Zeigefinger linke Hand mit Ringfinger Mittelfinger Zeigefinger Die hosszu furulya produziert den tiefsten Grundton zwischen e und g und kann bis zur vierten Obertonreihe uberblasen werden Hieraus ergibt sich ein theoretisch moglicher Tonumfang von e bis c3 von dem in der Praxis die Grundtonreihe weggelassen und nur die zweite und dritte Obertonreihe verwendet wird Die Tonfolge der Grundtonreihe ist f g a oder as b b c1 14 Eine Flote mit drei Grifflochern produziert in der Grundtonreihe die Tone fis gis a und h Dieselben Tone ergeben sich durch Uberblasen in die erste und zweite Oktave Repertoire Bearbeiten nbsp Ungarische Volkstanze csardas in einem Stadtteil von Budapest Foto von Lipot Strelisky 1890Die ungarische Volksmusik ist als Gesangsform und Instrumentalmusik weitgehend einstimmig ein Melodieinstrument wird traditionell hochstens von einem Bordunton begleitet 15 Die Floten spielen hauptsachlich Liedmelodien manchmal auch Tanzmelodien Aus fruheren Jahrhunderten ist nur wenig uber Flotenspieler bei Tanzveranstaltungen bekannt Einen Hinweis gibt der Szekler Baron und Historiker Peter Apor 1676 1752 in seinen Memoiren Metamorphosis Transylvaniae 1736 Demnach spielte bei den Adligen im Szeklerland neben dem Duo aus Sackpfeife duda und Geige auch eines mit Flote und Hackbrett cimbalom Es ist auch die Aussage eines Flotenspielers von 1730 uberliefert der bei den Szekler Herrschaften hin und wieder die ganze Nacht mit seiner Flote zum Tanz aufspielte Nach Presseberichten traten Mitte des 19 Jahrhunderts einzelne Flotenspieler vor Burgern im Gasthaus oder auf einer Buhne auf 16 Tschangos und Szekler spielten und spielen fur die Flote entwickelte Instrumentalstucke denen eine Erzahlung aus dem Hirtenleben zugrunde liegt So druckt der musizierende Hirte etwa in einem langsamen Tempo seine Trauer uber das Schaf aus das er verloren hat und lasst anschliessend in einer frohlichen Tanzmelodie seiner Freude uber das wiedergefundene Tier freien Lauf Die Melodie des Instrumentalstucks Der Schafer sucht nach seinem Schaf ist in seinem langsamen Teil von einem alten Klagelied ubernommen Das Thema des Stucks ist ohne Text verstandlich ebenso bei einem Instrumentalstuck aus Transdanubien Ein von drei Raubern uberfallener und gefangengenommener Muller aussert kurz vor seinem Tod die Bitte nochmals auf seiner Flote blasen zu durfen Mit deren Tonen holt er seine drei Hunde herbei welche die Rauber zur Strecke bringen Die Spannung der auch als Erzahlung bekannten Szene wird dadurch gesteigert dass der Muller immer weitere Melodien spielt bis endlich im letzten Augenblick die Hunde eintreffen Vor lauter Freude blast der Muller abschliessend die Melodie A monar kutyai Des Mullers Hunde Die hierfur ausgesuchten Melodien gehoren zur altesten Schicht der ungarischen Volksmusiktradition und verwenden eine pentatonische Skala Die Flote ist das haufigste Musikinstrument das in ungarischen Volkserzahlungen vorkommt 17 Um die Mitte des 20 Jahrhunderts galten Floten den Ungarn als reine Hirteninstrumente Deswegen wurden sie von den Bauern geringgeschatzt und nicht mehr wie zuvor bei Tanzveranstaltungen im Dorf gespielt auch weil eine Flote inmitten einer Menschenansammlung zu leise klang Stattdessen liess man bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs lieber einen Sackpfeifer aufspielen Lediglich die Tschangos verwendeten im 20 Jahrhundert noch Floten zur Tanzbegleitung In der Ungarischen Tiefebene wechselten sich stattdessen bei Dorffesten die Tanzer beim Spielen einer Bordunzither citera ab Ansonsten traten Anfang des 20 Jahrhunderts bei Hochzeiten in der Tiefebene Musiker mit Sackpfeife und einer Klarinette Einfachrohrblattinstrument klarinet oder bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts Duos mit Drehleier tekerolant und Klarinette auf wahrend die auf Geigen spezialisierten Zigeunermusiker ab dem letzten Drittel des 19 Jahrhunderts ihre Auftritte mit ein oder zwei Klarinetten bereicherten 18 Selbst bei den am starksten die Tradition bewahrenden Tschangos wurden in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts Flote Sackpfeife Geige und Laute bei Tanzveranstaltungen durch Zigeunermusiker mit Trompete Saxophon Harmonika und Trommel ersetzt 19 Ein Anlass bei dem die Kernspaltflote stets dazugehorte waren die regoles Weihnachtslieder die Jungen zwischen Weihnachten und dem 6 Januar sangen wenn sie von Haus zu Haus zogen und dafur vom Hausbesitzer Geschenke bekamen Die regoles waren ein alter Brauch ursprunglich aus einer Fruchtbarkeitsmagie entstanden der heute nur noch in wenigen Orten gepflegt wird Dazu wurde mit Flote Trommel Reibtrommel kocsogduda und Schellen Musik angsteinflossender Larm gemacht 20 Der Brauch lebt noch am Neujahrstag bei den Tschangos in Rumanien fort die ihn hejgetes nennen Den an manchen Orten praktizierten hejgetes Brauch begleiten Amateurmusiker mit einer Flote einer Laute koboz oder einer Mundharmonika als Melodieinstrument und einer selbst gemachten Rahmentrommel 21 Auch bei Krippenspielen konnte eine Flote verwendet werden Balint Sarosi 1967 zufolge wurde die Flote aber allenfalls mit Rhythmusinstrumenten wie bei den regoles aber nie mit mehreren Floten oder anderen Melodieinstrumenten eingesetzt weil dies wegen der unterschiedlichen Stimmungen kaum moglich gewesen ware Vor dem Ersten Weltkrieg trug beinahe jeder Hirte eine Flote bei sich Mitte des 20 Jahrhunderts war die Sechs Loch Flote am Verschwinden und eine Funf Loch Flote konnten um dieselbe Zeit nur noch wenige alte Manner spielen 22 Einzig die Tschangos bewahren die Flotentradition weiterhin 23 Zur Volksmusik der ungarischen Minderheit im Suden der Slowakei gehoren Melodieinstrumente die alle aus der Tradition der Schafer stammen Neben der furulya mit meist sechs Fingerlochern sind dies die Sackpfeife duda das Rinderhorn kanasztulok und die Holztrompete fakurt 24 Literatur BearbeitenIstvan Pavai Hungarian Folk Dance Music of Transsylvania Hungarian Heritage House Budapest 2020 Balint Sarosi Die Volksmusikinstrumente Ungarns Ernst Emsheimer Erich Stockmann Hrsg Handbuch der europaischen Volksmusikinstrumente Serie 1 Band 1 Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1967 Balint Sarosi Sackpfeifer Zigeunermusikanten Die instrumentale ungarische Volksmusik Corvina Budapest 1999 Balint Sarosi Furulya In Grove Music Online 31 Januar 2014Weblinks BearbeitenTatros egyuttes Kettos siruloje Youtube Video die Gruppe Tatros Egyuttes spielt Tanzmusik mit einer langen Sechs Loch Flote furulya einer kurzen Doppelflote kettos furulya und einem Schlagcello gardon Nemeth Csaba Levente furulya Gallos Huba gardon Gyimesi kettos jartatoja es siruloje Youtube Video Furulya Arcanum ungarisches ethnografisches Lexikon Einzelnachweise Bearbeiten Erika Gal New data on bird bone artefacts from Hungary and Romania In Heidi Luik Alice M Choyke Colleen E Batey Lembi Lougas Hrsg From Hooves to Horns from Mollusc to Mammoth Manufacture and Use of Bone Artefacts from Prehistoric Times to the Present Proceedings of the 4th Meeting of the ICAZ Worked Bone Research Group at Tallinn 26th 31st of August 2003 Muinasaja teadus 15 2005 S 325 338 hier S 326 330 Balint Sarosi 1967 S 69 72 Andreas Michel Oskar Elschek Instrumentarium der Volksmusik In Doris Stockmann Hrsg Volks und Popularmusik in Europa Neues Handbuch der Musikwissenschaft Band 12 Laaber Laaber 1992 S 314 316 Ilija Casule Burushaski shepherd vocabulary of Indo European origin In Acta Orientalia Band 70 2009 S 147 195 hier S 183 Istvan Pavai The Folk Music of the Moldavian Hungarians In Hungarian Heritage Band 3 Budapest 2002 S 42 48 hier S 46 Balint Sarosi 1967 S 73 Istvan Szamota Hrsg A Schlagli magyar Das Schlagler ungarische Worterverzeichnis mit Einleitung und Erlauterungen und mit dem Faksimile des Worterverzeichnisses Budapest 1894 Die Materialangaben ubernimmt Istvan Pavai 2020 S 168 von Odon Beke Suvolto In Istvan Bibo Hrsg Nepunk es Nyelvunk Szeged 1935 S 29f Balint Sarosi 1967 S 80 Balint Sarosi 1967 S 73 76 Balint Sarosi 1967 S 80 Janos Manga Ungarische Volkslieder und Volksinstrumente Corvina Budapest 1969 S 46 Balint Sarosi 1967 S 77 Balint Sarosi Hungary 5 Instruments iv Aerophones In Grove Music Online 2001 Balint Sarosi Ungarn VII Volksmusik 4 Instrumentalmusik In MGG Online Januar 2022 Balint Sarosi 1999 S 27 Lujza Tari Musical Instruments and Music in Hungarian Folk Tales In Studia Musicologica Academiae Scientiarum Hungaricae Band 34 Nr 1 2 1992 S 81 96 hier S 83 85 87 Iren Kertesz Wilkinson Hungary 4 Instrumental music In Grove Music Online 2001 Balint Sarosi 1999 S 43 Balint Sarosi 1967 S 79 Istvan Pavai 2020 S 125 Balint Sarosi 1967 S 80 Laszlo Nemeth Magyar nepzene Moldvaban 5 resz Hangszerek 2 A moldvai furulya tazlo hu Ungarische Volksmusik in Moldawien Instrumente Die moldauische Flote Lujza Tari The Instruments and Instrumental Folk Music of the Hungarian Minority in Slovakia in the 20th Century In Studia Musicologica Academiae Scientiarum Hungaricae Band 39 Nr 1 1998 S 35 52 hier S 39 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Furulya amp oldid 228440521