www.wikidata.de-de.nina.az
Ernst Emsheimer 15 Januar 1904 in Frankfurt am Main 12 Juni 1989 in Stockholm war ein schwedischer Musikwissenschaftler deutscher Herkunft der vor allem als Musikethnologe und Organologe hervorgetreten ist Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre 1 2 In Schweden 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Emsheimer wuchs in einer burgerlichen judischen Familie in Frankfurt am Main auf Seine Eltern waren den Kunsten gegenuber aufgeschlossen wenn der Vater sich spater auch gegen ein musikalisches Studium des Sohnes und fur eine traditionellere Berufslaufbahn als Jurist oder Volkswirt aussprach Emsheimer erhielt Unterweisung in Klavierspiel und Musiktheorie von Bernhard Sekles am Hoch schen Konservatorium wo Theodor W Adorno einer seiner Mitschuler war Anschliessend begann Emsheimer ein Studium der Musiktheorie und Musikwissenschaften zunachst an der Universitat Heidelberg dann bei Guido Adler und Wilhelm Fischer an der Universitat Wien und schliesslich bei Willibald Gurlitt an der Universitat Freiburg Gurlitt erweckte Emsheimers Interesse an der historischen Instrumentenkunde Er wurde 1927 in Freiburg mit einer Arbeit uber den Barockkomponisten Johann Ulrich Steigleder promoviert Bereits Emsheimers fruhe musikwissenschaftliche Interessen waren weitgefachert So schrieb er 1931 im Anschluss an eine Studienreise nach Paris einen Bericht uber die Jazzmusik die er in der franzosischen Hauptstadt entdeckt hatte Die Machtubernahme der Nationalsozialisten in Deutschland voraussehend emigrierte er 1932 mit seiner spateren Frau Mia in die Sowjetunion Von 1932 bis 1937 war er Assistent an der Akademie der Wissenschaften der UdSSR in Leningrad und arbeitete im Schallarchiv des Ethnografischen Museums In dieser Zeit entwickelte sich sein Interesse an aussereuropaischen musikalischen Traditionen 1936 nahm er mit seiner Frau an einer ausgedehnten Expedition in den Kaukasus teil bei der er umfangreiches Material zur ossetischen und georgischen Volksmusik sammelte das er in der ihm verbleibenden Zeit in der Sowjetunion aber nicht mehr auswerten konnte In Schweden Bearbeiten 1937 verliess Emsheimer die Sowjetunion und folgte seiner Frau die ein Jahr zuvor nach Schweden gegangen war In Stockholm musste er sich mit einer schlechtbezahlten Arbeit als Archivar im Ethnografischen Museum zufriedengeben Die Stellung ermoglichte es ihm aber Materialien zu studieren die bei der von Sven Hedin geleiteten Chinesisch Schwedischen Expedition 1927 1935 von dem Ethnografen Henning Haslund Christensen gesammelt worden waren Dazu zahlten Transkriptionen mongolischer Musik Um seine Kenntnisse in dem neuen Forschungsschwerpunkt zu vertiefen nahm Emsheimer Kontakt mit fuhrenden schwedischen und danischen Ethnologen auf Die Ergebnisse seiner jahrelangen Forschungen veroffentlichte er 1943 in einer methodologisch wegweisenden Studie uber mongolische Musik und Musikinstrumente Wahrend des Zweiten Weltkrieges stand Emsheimer in Kontakt mit prominenten Emigranten aus dem nationalsozialistischen Deutschland darunter Wolfgang Steinitz und Peter Weiss und war Grundungsmitglied des Freien Deutschen Kulturbundes in Schweden 1 Eine akademische Karriere war fur den judischen Immigranten faktisch kaum moglich aber mit Unterstutzung des Musikwissenschaftlers Carl Allan Moberg gelang es Emsheimer im Jahr 1949 schliesslich Kurator des Museums fur Musikgeschichte heute Musikmuseet zu werden eine Stellung die er bis 1973 innehatte Trotz anfanglich schwieriger Umstande und unzulanglicher finanzieller Ausstattung gelang es ihm in dieser Zeit das Museum zu einem international fuhrenden seiner Art zu machen Er kaufte historische Exponate an organisierte vielbeachtete Ausstellungen und veranstaltete Konzerte mit historischen Musikinstrumenten beispielsweise aus dem Mittelalter und der Renaissance bei denen bekannte Musiker auftraten und fuhrende Musikwissenschaftler Einfuhrungen gaben Emsheimer beriet den Regisseur Ingmar Bergman bei der Auswahl der Musik fur den Film Das siebente Siegel Det sjunde inseglet 1957 der im Mittelalter spielt Emsheimer unternahm weiterhin internationale Forschungsreisen Sein besonderes Interesse galt in der Nachkriegszeit der Polyphonie in der eurasischen Volksmusik insbesondere der georgischen Ein Studienschwerpunkt lag in der kultischen Funktion von Instrumenten beispielsweise Maultrommeln in Sibirien und Zentralasien Er veroffentlichte auch eine Untersuchung zu den Kultgesangen der Samen Er war Mitbegrunder der Reihe Handbuch der Europaischen Volksinstrumente und initiierte die seit 1969 erscheinenden Studia Instrumentorum Musicae Popularis gewidmet der Erforschung europaischer und nichteuropaischer Musikinstrumente Auch im Ruhestand ab 1973 war Emsheimer weiterhin wissenschaftlich tatig und veroffentlichte Arbeiten zur Organologie Musikarchaologie und zur historischen Volksmusikforschung Er betrieb nach wie vor Feldforschung in verschiedenen Regionen der Welt Unter anderem fuhrten ihn Reisen zu Berbergruppen des Atlas 1973 und zu den Bedscha im Sudan 1980 Ernst Emsheimer starb im Juni 1989 im Alter von 85 Jahren an den Folgen mehrerer Schlaganfalle Seine Frau war bereits 1984 gestorben Schriften Auswahl BearbeitenJohann Ulrich Steigleder Sein Leben und seine Werke Ein Beitrag zur Geschichte der suddeutschen Orgelkomposition Barenreiter Verlag Kassel 1928 Dissertation Gesellschaftsmusik im Grossstadtzentrum Frankreichs In Musik und Gesellschaft Jg 1 Heft 7 1931 Wiederabdruck in Annette Hauber u a Bearb That s jazz Der Sound des 20 Jahrhunderts Institut Mathildenhohe Darmstadt 1988 S 333 334 Preliminary Remarks on Mongolian Music and Instruments Music of Eastern Mongolia In Reports from the Scientific Expedition to the North Western Provinces of China under the Leadership of Dr Sven Hedin The Sino Swedish Expedition Publikation 21 VIII Ethnography Vol 4 The Music of the Mongols Stockholm 1943 P 1 S 69 100 1 97 Studia ethnomusicologica eurasiatica Bd 1 Musikmuseet Stockholm 1964 gesammelte Aufsatze 1941 1961 Studia ethnomusicologica eurasiatica Bd 2 Musikmuseet Stockholm 1991 gesammelte Aufsatze 1964 1988 Literatur BearbeitenGustaf Hillestrom Hrsg Studia instrumentorum musicae popularis III Musikhistoriska museets skrifter 5 Festschrift fur Ernst Emsheimer Musikhistoriska museet Stockholm 1974 Jan Ling In Memoriam Ernst Emsheimer 1904 1989 In Ethnomusicology Jg 34 Nr 3 1990 ISSN 0014 1836 S 425 428 Albrecht Schneider In Memoriam Ernst Emsheimer 1904 1989 In Jahrbuch fur Volksliedforschung 35 Jg 1990 ISSN 0075 2789 S 110 113 Amnon Shiloah Emsheimer Ernst In Encyclopaedia Judaica 2nd Edition Macmillan Detroit u a 2007 Band 6 S 398 Svetlana Tantscher Ernst Emsheimer Ein wissenschaftlicher Wanderer im Schatten politischer Ideologien Institut fur Musikwissenschaft Universitat Wien 2015Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ernst Emsheimer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Tobias Knickmann Ernst Emsheimer In Peter Petersen Claudia Maurer Zenck Peter Petersen Hrsg Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS Zeit Universitat Hamburg 2013 Einzelnachweise Bearbeiten Gottfried Hamacher unter Mitarbeit von Andre Lohmar Herbert Mayer Gunter Wehner und Harald Wittstock Gegen Hitler Deutsche in der Resistance in den Streitkraften der Antihitlerkoalition und der Bewegung Freies Deutschland Kurzbiografien Karl Dietz Verlag Berlin 2005 ISBN 3 320 02941 X online Memento des Originals vom 5 Oktober 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www rosalux de PDF 894 kB Normdaten Person GND 134236866 lobid OGND AKS LCCN n83180991 VIAF 113253075 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Emsheimer ErnstKURZBESCHREIBUNG schwedischer MusikwissenschaftlerGEBURTSDATUM 15 Januar 1904GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 12 Juni 1989STERBEORT Stockholm Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Emsheimer amp oldid 238970228