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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zur ukrainischen Dichterin und Schriftstellerin siehe Myroslawa Sopilka Sopilka ukrainisch sopilka ist eine in der Ukraine gespielte Kernspaltflote mit traditionell sechs bis acht und in einer modernen chromatischen Version zehn Fingerlochern Die landesweit in Volksmusikensembles verwendete sopilka wurde ursprunglich von Hirten gespielt sie ist mit der dentsivka im Westen der Ukraine der dudka in Belarus und der sopel in Russland verwandt Sopilka bezeichnet daruber hinaus allgemein ukrainische Floten zu denen auch kurze mundstucklose Langsfloten gehoren die unter verschiedenen regionalen Namen bekannt sind Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Bauform und Spielweise 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung Bearbeiten nbsp Ukrainische Doppelflote dvodentsivka Die altesten Flotenfunde sind Knochenfloten die im europaischen Raum offenbar mehrheitlich uber einen Kernspalt angeblasen wurden wahrend in Asien und auf dem amerikanischen Kontinent uber das obere Ende geblasene Kerbfloten vorherrschten 1 Als Melodieinstrument durfte entwicklungsgeschichtlich die Panflote der Flote mit Fingerlochern vorausgegangen sein da Fingerlochfloten mit einer Spielrohre bei gleichen melodischen Moglichkeiten eine Materialersparnis und damit Weiterentwicklung gegenuber mehreren nur einen Ton produzierenden Pfeifen Eintonfloten darstellen 2 Fur Sibirien sind mit Gravuren verzierte Vogelrohrenknochen aus der Jungsteinzeit die vermutlich zu einer Panflote gehorten im Gebiet des Baikalsees nachgewiesen Sie stammen aus Grabbeigaben der dortigen Kitoi Kultur 2500 1500 v Chr Es gibt vergleichbare Funde aus anderen ur und fruhgeschichtlichen Grabstatten Besonders ahnlich sind die sieben bis acht Vogelrohrenknochen einer Panflote aus einem neolithischen Graberfeld bei Mariupol in der Ukraine 3 Sie gehorte zu einer Jager und Fischer Gesellschaft des ausgehenden 3 Jahrtausends v Chr 4 Mit zehn Zentimetern Lange klang sie wie fur die Jungsteinzeit ublich extrem hoch und produzierte moglicherweise Tone der funf und sechsgestrichenen Oktave 5 Kernspaltfloten sind aus Glaskowo im Baikalgebiet und anderen Siedlungen neolithischer Jager und Fischer im nordlichen Asien bekannt Im sudlichen Zentralasien sind seit der Mitte des 1 Jahrtausends Terrakottastatuetten mit Langsfloten spielenden Musikerinnen uberliefert 6 Floten in dieser Region sind unter dem Namen tulak oder ahnlich verbreitet Von der fruhmittelalterlichen uber Osteuropa verbreiteten Kultur der Awaren blieben aus Schienbeinknochen von Kranichen gefertigte Doppelfloten mit funf Fingerlochern erhalten die als Beleg fur eine moglicherweise pentatonische Musik herangezogen werden 7 Eine gedoppelte Schnabelflote in der heutigen Ukraine die aus zwei parallelen in ein Holzstuck gebohrten Spielrohren besteht ist die dvodentsivka Sie ahnelt der slowakischen Doppelflote dvojacka Die Flote besitzt entweder zwei Melodierohren mit vier Fingerlochern rechts und drei Fingerlochern links oder eine Melodierohre mit funf Fingerlochern und daneben eine Bordunrohre ohne Fingerlocher 8 nbsp Querflotenspieler Ausschnitt aus einem Wandbild mit Musikern und Akrobaten in der Sophienkathedrale in Kiew 11 Jahrhundert Aus archaologischen Funden sind keine Querfloten in Europa bekannt Mutmasslich von Indien kommend tauchen Querfloten erst im 10 Jahrhundert auf illuminierten Handschriften im Byzantinischen Reich auf von wo sie anschliessend nach Europa gelangten 9 Ein bedeutendes fruhes Zeugnis fur die Existenz der Querflote ist ein Wandbild in der Sophienkathedrale von Kiew aus dem 11 Jahrhundert auf dem Akrobaten zu sehen sind die ausserdem Trompeten oder Schalmeien Lauten Psalterium und Zymbal spielen 10 Der in der europaischen Volksmusik verbreitetste Flotentyp umfasst einfache aus weichen Zweigen Haselnuss Holunder Weide oder harteren Holzarten gefertigte Langsfloten die auch Hirtenfloten genannt werden und sechs Fingerlocher besitzen 11 Zu diesem Typ gehoren in Osteuropa die randgeblasene fluier in Rumanien die ahnliche kaval in Bulgarien sowie die Kernspaltfloten furulya in Ungarn und fulyrka in den sudpolnischen Karpaten Eine in den ukrainischen Karpaten gespielte beidseitig offene Endkantenflote ist die floyara Die etwa 60 Zentimeter lange floyara ist eine einfache Schaferflote mit sechs Fingerlochern die in zwei Dreiergruppen angeordnet sind Eine Art Zwitter zwischen Endkantenfloten und Kernspaltfloten stellt die seltene Gruppe der Zungenspaltfloten englisch tongue duct flute dar die eine Schneidenkante besitzen aber keinen Blockflotenkopf sondern ein offenes Ende in das die Zunge hineingesteckt wird um die Offnung zu einem Windkanal zu verengen 12 Dieser Flotentyp kommt bei finno ugrischen Volkern vor in Finnland etwa als mantihuilu ebenso im ostslawischen Sprachraum in der Ukraine mit funf bis sechs Fingerlochern unter dem Namen dudka 13 Das Wort dudka von Russisch dut blasen verwandt mit dudy und duda fur Sackpfeifen bezeichnet daruber hinaus allgemein Kernspaltfloten in Belarus Russland und der Ukraine Zu den regionalen Namen dieser Kernspaltfloten gehoren in Belarus pasvistsyol svistsyol sipovka und sapyolka in Russland svirer pizhatka sipovka und sopel sowie sopilka in der Ukraine 14 Mit der sopilka namensverwandt ist die in Mazedonien und Nachbarlandern gespielte schupelka shupelka supelka eine an beiden Enden offene Hirtenflote mit sechs Fingerlochern 15 Die Bezeichnungen fur Blasinstrumente zu denen auch sopila Plural sopile fur eine auf der kroatischen Insel Krk gespielte Kegeloboe gehort gehen auf den slawischen Wortstamm sop blasen zuruck Bauform und Spielweise Bearbeiten nbsp Zwei Grossen der ahnlichen rumanischen Hirtenflote fluier In der alteren Form besitzt die sopilka eine 30 bis 40 Zentimeter lange zylindrische Spielrohre aus weichem Weidenholz Haselnussholz oder Holunder mit sechs Fingerlochern Bei selbst gefertigten Floten werden die Fingerlocher mit einem Messer eingeschnitten oder mit einem gluhenden Eisen ausgebrannt Am gerade abgeschnittenen oberen Ende ist ein Holzpfropf copyk mit einem rechteckigen Windkanal eingesetzt Der Luftstrom wird durch den Windkanal auf eine Anblaskante an der Oberseite der Rohre geleitet In der Karpatenukraine im Westen des Landes heisst diese Flote auch dentsivka Die aus Haselnuss hergestellte sopilka der Huzulen mit sechs Fingerlochern produziert die Tone d fis a h c d e Ein Ubungsinstrument mit funf Fingerlochern ist bei den Hutsulen als dentsivka bekannt Die Huzulen verwenden neben diesem Flotentyp weitere aus der Hirtentradition stammende Floten darunter die frilka eine kurze am Ende offene Kerbflote und die floyar k a eine langere Version der frilka Bei diesen ebenfalls sopilka genannten Floten mit einem offenen oberen Ende die in den Volksmusikgruppen der Karpatenukraine verwendet werden ist die Tonbildung schwieriger als bei Floten mit Windkanal Die leise und tief klingende floyara ist etwa ein Meter lang und besitzt sechs Fingerlocher Sie wird meist solistisch gespielt wobei der Musiker mit seiner Stimme einen tiefen Brummton erganzt Die hoch klingende frilka ist ein Orchesterinstrument das entsprechend seiner Begleitfunktion in unterschiedlichen Langen verwendet wird Fur das Zusammenspiel mit einer Violine dient eine 20 Zentimeter lange frilka mit der Tonhohe einer Piccoloflote und fur das Hackbrett cymbaly tsymbaly eignet sich eine 30 Zentimeter lange Flote Tiefer klingt eine 40 Zentimeter lange Variante Eine einfache ukrainische Kernspaltflote ohne Fingerlocher ist die auch bei den Huzulen vorkommende 70 Zentimeter lange telenka telenka auch tylynka die mit der rumanischen tilincă und der slowakischen koncovka verwandt ist Durch abwechselndes Offnen und Schliessen der unteren Offnung mit dem Finger und durch Uberblasen kann der Spieler eine Reihe von Obertonen erzeugen Ausserdem lassen sich die Tone durch partielles Schliessen des unteren Endes stufenweise erhohen Eine weitere ukrainische Flote die in den westukrainischen Bergen vorkommt ist die zubivka zubivka subiwka auch skosivka Das Mundstuck dieser etwa 60 Zentimeter langen fingerlochlosen Flote ist diagonal etwa im 45 Grad Winkel angeschnitten 16 nbsp Ukrainische SopilkaIn den mittelalterlichen Quellen bis zum 13 Jahrhundert zu Kiew damals Hauptstadt der Kiewer Rus werden Tanzer und Musiker erwahnt und abgebildet die mit der Flote sopilka der gestrichenen Schalenhalslaute gudok der Kastenzither gusli dem Doppelrohrblattinstrument zurna der Rahmentrommel bubon bubon und dem Becken tarelki auftraten 17 In der sowjetischen Zeit wurden um 1960 an den Musikschulen und am Konservatorium von Kiew fur den solistischen Einsatz und fur die Verwendung in Volksmusikensembles vier Instrumente unterrichtet das Zupfinstrument bandura die Zither gusli die Laute domra und die sopilka 18 Zu den Instrumenten der heutigen ukrainischen Volksmusik gehoren neben der sopilka die lange Holztrompete trembita Violine skrypka Bass basola dreisaitige Gambe Hackbrett cymbaly Dudelsack wolnyka oder koza vgl den polnischen koza bei den Huzulen duda und Maultrommel drymba 19 Das bekannteste Instrumentalensemble der Volksmusik troista muzyka das zur Tanzbegleitung bei Hochzeiten und anderen Festveranstaltungen gehort besteht aus Violine Hackbrett und Bass oder Rahmentrommel ein anderes Ensemble tritt mit zwei Violinen Bass und Flote auf 20 Um 1970 wurden Floten mit zehn Fingerlochern eingefuhrt acht an der Oberseite und zwei Daumenlocher 21 die eine chromatische Tonfolge ermoglichen Seitdem kann die sopilka neben der Volksmusik auch in der popularen Unterhaltungsmusik eingesetzt werden So verwendet etwa die Popsangerin Ruslana Lyschytschko in ihrem Song Kolomyjka auf der CD Wild Dances 2003 Volksmusikinstrumente darunter eine sopilka Der Titel bezieht sich auf den huzulischen Volkstanz kolomyjka Plural kolomyjky dessen melodische und rhythmische Struktur die musikalische Basis bildet Die sopilka folgt der Melodielinie der Gesangsstimme 22 Die ursprunglich von Schafern und Jungen solistisch zur eigenen Unterhaltung und mit regionaltypischen Melodien gespielte sopilka wurde Anfang des 20 Jahrhunderts zunachst von den Huzulen in Instrumentalensembles aufgenommen und spater in die sowjetische Volksmusik mit gesamtukrainischen narodni muzychny instrumenty nationalen Musikinstrumenten integriert 23 Wie in der Popmusik taucht die sopilka in Filmen als Stereotyp fur ukrainisches Landleben auf wozu ansonsten bunte Trachten Pferdewagen und zlydni unheilstiftende Kobolde aus dem Bereich der Volkserzahlungen gehoren 24 Literatur BearbeitenSopilka In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Band 4 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 557fWeblinks BearbeitenVladimir Sholohoff Sopilka SOPILKA Ukrainian ethnic flute Introduction for beginners Youtube Video ukrainisch mit englischen Untertiteln Einzelnachweise Bearbeiten Sibyl Marcuse A Survey of Musical Instruments Harper amp Row New York 1975 S 555 Klaus P Wachsmann Die primitivem Musikinstrumente In Anthony Baines Hrsg Musikinstrumente Die Geschichte ihrer Entwicklung und ihrer Formen Prestel Munchen 1982 S 13 49 hier S 42 F M Karomatov V A Meskeris T S Vyzgo Mittelasien Werner Bachmann Hrsg Musikgeschichte in Bildern Band II Musik des Altertums Lieferung 9 Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1987 S 44 Albrecht Schneider Archaeology of Music in Europe In Timothy Rice James Porter Chris Goertzen Hrsg The Garland Encyclopedia of World Music Band 8 Europe Routledge New York London 2000 S 34 45 hier S 41 Beate Maria Pomberger Nadezhda Kotova Peter Stadler Flutes of the first European farmers PDF 1 1 MB In Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien Serie A Band 120 2018 S 453 470 hier S 467 F M Karomatov V A Meskeris T S Vyzgo 1987 S 96 Samuel Szadeczky Kardoss The Avars In Denis Sinor Hrsg The Cambridge History of Early Inner Asia PDF Cambridge University Press Cambridge 2008 S 206 228 hier S 228 Dvodentsivka In Grove Music Online 25 Mai 2016 Jeremy Montagu Howard Mayer Brown Jaap Frank Ardal Powell Flute I General 2 Classification and distribution In Grove Music Online 2001 Roger Blench The worldwide distribution of the transverse flute PDF 2 2 MB Draft 15 Oktober 2009 S 4 Andreas Michel Oskar Elschek Instrumentarium der Volksmusik In Doris Stockmann Hrsg Volks und Popularmusik in Europa Neues Handbuch der Musikwissenschaft Band 12 Laaber Laaber 1992 S 316 Anblasvorrichtung der Zungenspaltflote Slowakei Abbildung in Oskar Elschek Typologische Arbeitsverfahren bei Volksmusikinstrumenten In Studia instrumentorum musicae popularis I Stockholm 1969 S 23 40 Ernst Emsheimer Tongue Duct Flutes Corrections of an Error In The Galpin Society Journal Band 34 Marz 1981 S 98 105 hier S 100f Inna D Nazina Ihor Macijewski Dudka In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Band 2 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 100 Radmila Petrovic Supelka In Grove Music Online 31 Januar 2014 Viktor Sostak The Sopilka carpatho rusyn org Nina Gerasymova Persyds ka Onisja Schreer Tkatschenko Kiew II Die Entwicklung der professionellen Musik bis zur Mitte des 13 Jahrhunderts In MGG Online November 2016 Musik in Geschichte und Gegenwart 1996 Vanett Lawler The Arts in the Educational Program in the Soviet Union In Music Educators Journal Band 47 Nr 4 Februar Marz 1961 S 40 48 hier S 46 Nina Gerasymova Persyds ka Ukraine II Volksmusik In MGG Online November 2016 Musik in Geschichte und Gegenwart 1998 Folk musical instruments In Internet Encyclopedia of Ukraine Sopilka In Internet Encyclopedia of Ukraine Encyclopedia of Ukraine Band 4 1993 David Emil Wickstrom Drive Ethno Dance and Hutzul Punk Ukrainian Associated Popular Music and Geo politicsin a Post Soviet Context In Yearbook for Traditional Music Band 40 2008 S 60 88 hier S 67f William Noll Ukraine In Thimothy Rice James Porter Chris Goertzen Hrsg Garland Encyclopedia of World Music Band 8 Europe Routledge New York 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