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Kundu bezeichnet in der Tok Pisin Sprache Papua Neuguineas einen in vielen Formvarianten vorkommenden Typus einer schlanken einfelligen Sanduhrtrommel die in der Sprache Hiri Motu gaba heisst In Westneuguinea dem indonesischen Teil der Insel Neuguinea ist dieser Trommeltyp unter anderem als tifa bekannt Typisch aber nicht bei allen Instrumenten vorhanden ist ein in die plastisch figurliche Gestaltung einbezogener Handgriff in der Mitte des Trommelkorpus Haufig ist der Korpus mit Spiralmustern anderen Ornamenten und Darstellungen eines Krokodils verziert die mit den traditionellen magisch religiosen Vorstellungen verbunden sind In Papua Neuguinea erscheint die kundu im Wappen des Landes Fur religiose und gesellschaftliche Zeremonien verwendete Sanduhrtrommeln sind unter zahlreichen lokalen Namen auch uber Neuguinea hinaus auf vielen zu Melanesien gehorenden kleineren Nachbarinseln verbreitet Kundu der Iatmul am mittleren Sepik im Norden von Papua Neuguinea Lange 68 Zentimeter maximaler Durchmesser 16 5 Zentimeter Das Krokodil mythisches Urtier der Iatmul verbindet die beiden Halften die Himmel und Erde symbolisieren Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Bauform 2 1 Herstellung und Charakteristika 2 2 Regionale Formen 3 Spielweise 4 Kulturelle Bedeutung 4 1 Mythen 4 2 Sepik 4 3 Asmat 4 4 Diwaka 4 5 Trobriand Inseln 4 6 Christliche Musik 4 7 Nationalsymbol 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung Bearbeiten nbsp Im westlichen Indonesien seltene einfellige Zylindertrommel Mentawai Mann auf den Mentawai Inseln westlich von SumatraDie weltweit fruhesten Sanduhrtrommeln sind aus der Region Ostiran Nordindien und Zentralasien bekannt 1 Namentlich erwahnt werden Sanduhrtrommeln in altindischen Texten aus der Zeitenwende ein heutiger sudindischer Name fur eine sanduhrformige Trommel ist timila Dieser aus Indien stammende Sanduhrtrommeltyp ist auf einem Relief an einem buddhistischen Tempel der archaologischen Statte Padang Lawas 11 bis 13 Jahrhundert in Sumatra abgebildet 2 In Indonesien sind heute Sanduhrtrommeln gegenuber den weit verbreiteten fassformigen Trommeln kendang und Rahmentrommeln rebana relativ selten sie kommen vereinzelt in Kalimantan und Sulawesi kunti vor 3 Curt Sachs 1923 zufolge sind dagegen indische Sanduhrtrommeln in Sudostasien nicht bekannt Er beschreibt lediglich ein ungewohnliches Exemplar aus Sulawesi dessen Membrane durch Keile und Rotangwicklungen verspannt werden 4 Walter Kaudern 1927 halt fur diese wenig taillierte zweifellige Trommel aus dem Sudosten von Sulawesi eher eine indische als eine pazifische Herkunft fur denkbar 5 Im Verlauf des 1 Jahrtausends gelangten vermutlich mit der Ausbreitung des Buddhismus Sanduhrtrommeln von Indien oder Iran uber Zentralasien nach China wo sie unter dem Namen jiegu bekannt waren Eine Sanduhrtrommel ist zusammen mit einer gezupften Laute pipa und einer Brettzither guzheng auf einem um 400 n Chr datierten Wandbild aus Jiuquan in der Provinz Gansu abgebildet 6 Im 14 Jahrhundert waren die chinesischen Sanduhrtrommeln wie die sudindische idakka stark tailliert was auf einem Wandbild im daoistischen Tempel Yongle Gong in der Provinz Shanxi zu sehen ist In China sind Sanduhrtrommeln heute verschwunden sie leben jedoch unter anderem in der koreanischen janggu und der japanischen tsuzumi fort Auf den Philippinen sind Trommeln konisch zylindrisch becherformig dabakan oder fassformig aber nicht sanduhrformig unabhangig davon ob es sich um indigene Formen europaische oder im Suden des Landes um malayische und muslimische Importe gandang handelt Die indigenen Volker Taiwans kannten zwar fruher vom chinesischen Festland eingefuhrte Trommeln verwenden heute aber uberhaupt keine Membranophone sondern als Rhythmusinstrumente bevorzugt Stampfstocke 7 In Neuseeland kommen traditionell keine Trommeln vor nbsp Bechertrommel tifa von der zu den Molukken gehorenden Inselgruppe Tanimbar Die Membran wird durch Keilringspannung festgehalten Indonesische Trommeln sind von Sumatra im Westen bis Sulawesi und Sumbawa im Osten meist zweifellig wie die kendang Dagegen uberwiegen einfellige Rohrentrommeln auf den Molukken und den ubrigen weiter ostlich gelegenen Inseln als eine Gemeinsamkeit zu Neuguinea Auf den Molukken und in Westneuguinea ist fur einfellige Trommeln der Name tifa gelaufig 8 Anfang des 20 Jahrhunderts stellten niederlandische Forscher einen Einfluss indonesischer Musik von den Molukken uber die Insel Misool auf die Westspitze und die Nordwestkuste Neuguineas fest erwahnt werden die Fiedel rebab die Rahmentrommel rebana Gongs und tifa 9 Die tifa der Molukken ist jedoch nicht sanduhrformig sondern besitzt eine leicht konische Form oder hat die Form einer Bechertrommel mit einem sich unten verbreiternden Standfuss Ihre Membran ist mit Schnuren an einem durch Keile gesicherten Ring verspannt Keilringspannung Die bei den Asmat im westlichen indonesischen Teil Neuguineas indonesisch tifa oder in den Asmat Sprachen em genannte Trommel entspricht mit ihrer Sanduhrform Gestaltung und verklebten Membran der kundu Uber die malaiischen Inseln gab es keinen erkennbaren Einfluss auf die Sanduhrtrommeln in Melanesien Die sud und ostasiatischen zweifelligen Sanduhrtrommeln gehoren zum Typus der Trommeln mit variabler Membranspannung und damit variabler Tonhohe sie unterscheiden sich in mehrfacher Hinsicht von den einfelligen melanesischen Sanduhrtrommeln mit fester Tonhohe Diese bilden innerhalb Ozeaniens einen klar abgegrenzten Trommeltypus der sich auch von den grossen stehenden Kesseltrommeln im ostlichen Polynesien einschliesslich Hawaii abhebt Die einfelligen polynesischen Kesseltrommeln pahu stehen mit Fussen auf dem Boden und sehen aussen wie Rohrentrommeln aus Sie wurden hauptsachlich mit Haifischhaut bespannt Fruher besassen sie einen hohen Kultstatus heute sind die wertvollsten Exemplare in Museen ausserhalb der Region verstreut 10 Die nordlich von Melanesien gelegene Inselregion Mikronesien besass fruher nur wenige Trommeln Auf den ostmikronesischen Inseln gab es bis er von den christlichen Missionaren verbannt wurde einen einheimischen sanduhrformigen Trommeltyp Eine Variante dieser stark taillierten hantelformigen Trommel blieb auf den dortigen Marshallinseln erhalten Sie ist einseitig bespannt besitzt keinen Handgriff und wird bei besonderen Anlassen fur den alten Stabtanz jobwo der Manner verwendet der zu einem Symbol der nationalen Identitat geworden ist 11 Der obere Trommelrand ist wulstartig verdickt und bildet eine Kante an welcher die Membran mit einer Schnur fixiert wird 12 Wahrend Schneckenhorner sewi noch gelegentlich eingesetzt werden sind traditionelle Trommeln ansonsten verschwunden Fruher schlugen Frauen auf den Marshallinseln die Sanduhrtrommel aje und sangen im Chor zur Begleitung von Frauentanzen 13 Auf der Insel Nauru soll es eine zylindrische Trommel aus einem einen Meter langen Holzstamm gegeben haben der einseitig mit Haifischhaut bespannt war Wie Paul Hambruch 1914 mitteilt war diese Trommel schon bei seinem Aufenthalt um 1908 verschwunden 14 Wie die mikronesischen sind die melanesischen Trommeln stets einfellig Eine Unterscheidung der in der Literatur beschriebenen Korpusformen in sanduhrformig zylindrisch oder in Einzelfallen becherformig ist nicht durchgangig zu treffen da die Formen in derselben Region ineinander ubergehen konnen 15 Ebenso wenig ist ein Handgriff ein Unterscheidungskriterium da fast uberall Trommeln derselben Korpusform mit und ohne Handgriff vorkommen Alle melanesischen Trommeln bestehen aus einem ausgehohlten Stammabschnitt 16 Die einzige Ausnahme bildete die hantelformige schlanke Tontrommel simpup gur beim Volk der Azera im Tal des Markham im Osten Neuguineas 100 Kilometer landeinwarts von Lae simpup Trommel und gur Ton Sie ist durchschnittlich 34 Zentimeter lang bei einem Durchmesser von 12 Zentimetern an den Enden und 6 Zentimetern in der Mitte Die simpup gur erhielt keinen Handgriff und war eine kleinere Nachbildung der rund 66 Zentimeter langen holzernen Sanduhrtrommel simpup tauf maran Die Tontrommel wurde nur in drei Dorfern in einem kleinen Gebiet hergestellt 17 Kundu sind in allen Provinzen von Papua Neuguinea verbreitet mit Ausnahme einiger Angan Sprachgruppen im Kraetkegebirge im ostlichen Hochland Gulf Province Sie wurden jedoch nicht uberall traditionell angefertigt sondern haufig im Tauschhandel von anderen Ethnien erworben Auf den umliegenden Inseln sind Trommeln ebenso verbreitet sie fehlen jedoch in den meisten Gebieten der Manus Province und der Provinz Bougainville auf der Insel Rossel sowie im Nordteil von Neuirland Uber Melanesien hinaus zeigt sich ein Einfluss der Kultur Neuguineas auf der Cape York Halbinsel im Norden Australiens an der Verwendung der kundu 18 In Melanesien gehoren die meisten Musikinstrumente zur grossen Gruppe der Idiophone die mehrheitlich wie die Schlitztrommeln in Neuguinea garamut unmittelbar angeschlagen oder mittelbar angeschlagen geschuttelt werden wie Rasseln und nur in einem Fall fruher gerieben wurden lounuat in Neuirland Schlitztrommeln werden in der Musik Neuguineas haufig zusammen mit Membranophonen verwendet Ein idiophoner Klangkorper dessen Form einer kundu ahnelt ist die Stampftrommel oder Wassertrommel vom mittleren Sepik in Papua Neuguinea die aus einer sanduhrformigen beidseits offenen und mit Figuren verzierten Holzrohre besteht ohne Membran Sie wird rhythmisch auf eine Wasseroberflache aufgeschlagen Bauform Bearbeiten nbsp Trommel apa mit Krokodilrachen und Membran aus Echsenhaut Moglicherweise vom Huongolf Ende 19 Jahrhundert Metropolitan Museum of ArtHerstellung und Charakteristika Bearbeiten Das Tok Pisin Wort kundu ist aus der kuanuasprachigen Bezeichnung fur den Narrabaum Pterocarpus indicus Tok Pisin nar abgeleitet aus dessen Holz die meisten Trommeln hergestellt werden 19 Narrabaum ist auch eines der Holzer zum Bau der Schlitztrommel garamut Andere geeignete Holzarten sind Vitex cofassus Neuguinea Teak Tok Pisin garamut Merbau Art Intsia bijuga Tok Pisin kwila und Baumarten der Gattung Litsea Der Stammabschnitt wird mit Stemmeisen Schabern oder durch Abbrennen bearbeitet 20 Eine typische Trommel die in der Hand gehalten werden kann ist 80 bis 90 Zentimeter lang Die maximal von 23 bis 280 Zentimeter langen Trommeln werden aus einem Stuck Narrabaumholz mit oder ohne Henkel in der Mitte hergestellt und sind einseitig bespannt Das untere offene Ende der Trommel ist entweder gerade abgeschnitten oder vor allem im Westen der Papua Region durch einen langs eingeschnittenen Keil zu zwei langen Spitzen ausgebildet die als Krokodilmaul aufgefasst werden Der Korpus kann unverziert oder entsprechend regionaler stilistischer Eigenheiten kunstvoll beschnitzt eingeritzt und bemalt sein Der Henkel dient dazu die Trommel mit einer Hand zu halten um sie mit den Fingern der anderen Hand zu schlagen Trommeln ohne Henkel werden mit der Hand an der taillierten Mitte umfasst Bei sitzenden Musikern liegt die Trommel im Schoss Die Membran wird nach der geografischen Verbreitung und Verfugbarkeit der Wildtiere ausgewahlt Im Tiefland von Papua Neuguinea wird bevorzugt die Haut des Pazifikwaran Varanus indicus daneben die von anderen Echsen und Schlangen verwendet Da im Hochland keine grossen Echsenarten vorkommen verarbeitet man stattdessen das Fell von Beuteltieren Possum 21 und Forbes Ringbeutlern Pseudochirulus forbesi Unter den musealen Trommeln stammen mit Schlangenhaut bespannte Exemplare etwa aus Vanimo und der Yabem Sprachregion bei Finschhafen an der Nordkuste sowie vom Turama Fluss am Golf von Papua und von Kiwai Sprechern in der Western Province Die Bauchhaut vom Krokodil wurde am Keram River deutsch fruher Topferfluss East Sepik Province und in der Yos Sudarso Bucht fruher Humboldt Bucht verwendet Fischhaut in der Berau Bucht an der Bomberai Halbinsel auf der Insel Mios Bepondi nordwestlich von Biak und vom Volk der Gogodara Western Province von Papua Neuguinea Trommeln mit Fellen von Possum oder Kanguru sind vom Waghi Tal Jiwaka Province Mount Hagen beide im zentralen Hochland von der Berau Bucht den Marind anim und am dortigen Bensbach River im Suden der Western Province ferner von den Kiwai am Golf von Papua und vom Mount Albert Edward in der Central Province bekannt 22 Heute werden an den Kusten der Western Province und Gulf Province neben Krokodilen auch Seeschlangen wie die Arafura Warzenschlange Acrocordus arafurae verwendet Das einzige Volk in Papua Neuguinea das einen Vogelbalg zu Membranen verarbeitet sind die Hewa in der Southern Highlands Province die zu den Grossfusshuhnern gehorende Art Halsband Talegalla Talegalla jobiensis In Westneuguinea werden vereinzelt Kasuare verwendet Ferner wird gelegentlich die Haut von Baumkangurus Wallabys Nasenbeutlern Schweinen sowie von in jungerer Zeit eingefuhrten Tieren wie Katzen Hunden Kuhen und Ziegen gebraucht 23 Die Membranen werden meistens aufgeklebt mit einer Schnur um den Rand festgebunden Topfspannung oder geklebt und zusatzlich festgebunden Bei der Klebspannung wird die Membran feucht uber den Korpusrand gezogen und solange durch umgewickelte Schnure fixiert bis sie fest geworden ist und am Rand haftet Haufig wird zusatzlich noch ein Klebstoff aufgestrichen Klebspannung und Topfspannung sind kaum unterscheidbare und parallel angewandte Methoden Die Topfspannung kommt im gesamten Verbreitungsgebiet der Klebspannung vereinzelt vor uberwiegt aber auf den Inseln des Bismarck Archipels Eine weitere Befestigungsmethode ist der Wulstring der bei einer bereits aufgeklebten und festgebundenen Membran uber den Rand gezogen wird und die Membran fester andruckt In Westneuguinea werden hierfur ein grosser oder zwei kleine Ringe aus Rotang verwendet Am mittleren Sepik und an der Nordkuste von Wewak nach Westen bis zum Mamberamo haben die Trommeln ein oder zwei schmale Ringe die auch vereinzelt an der Sudwestkuste am Lorentz Fluss und an der Torres Strasse Western Province vorkommen Seltener ist die Keilringspannung die von der Halbinsel Vogelkop und der dortigen Berau Bucht im aussersten Westen von Neuguinea sowie mit zwei Exemplaren aus der Sepik Region belegt ist Bei der Keilringspannung ist in einiger Entfernung vom Rand ein Ring umgebunden an dem die Membran mit durch Locher an deren Rand durchgezogenen Schnuren verspannt wird Der Ring wird durch oben eingeschobene Keile in seiner Lage gehalten Nur von den Inseln Wuvulu und Aua im Bismarck Archipel ist die Schnurspannung bekannt bei der die Membran durch Schnure die durch Locher am Rand gezogen wurden mit dem Handgriff in der Mitte des Korpus verspannt ist nbsp Schwarz weiss rot bemalte tifa von der Cenderawasih Bucht im Norden Westneuguineas Vor 1883 TropenmuseumHaufig werden auf den mittleren Bereich der Trommelfelle mehrere kleine Flecken aus schwarzem Bienenwachs als Stimmpaste aufgebracht Damit soll keine genaue Tonhohe eingestellt sondern ein moglichst dumpfer und voller Klang erzeugt werden Eine andere Bedeutung besitzen die schwarzen Flecken nicht 24 Erhitzen der Trommel uber dem Feuer bewirkt eine starkere Spannung der Membran und erhoht den Ton In der Madang Province wird bei den Trommeln ein niedrigerer Ton erzielt indem man die Membran mit Wasser benetzt und Lehm darauf streicht Diese Trommeln konnen nicht erhitzt werden weil sonst der Lehm trocknen und abplatzen wurde Nur in Westneuguinea werden zum Stimmen der Trommeln auch Keile zwischen die Membran und die umgebundene Schnur getrieben Zur Verzierung der Trommel dienen die Erdfarben Schwarz Weiss und Rot mit denen wie bei den Kerbschnitzereien Zickzackbander Wellenlinien Spiralen und Kreise gebildet werden Zickzacklinien unterteilen ein quer umlaufendes Band in nach oben und unten gerichtete Dreiecke die symbolisch fur Feuer und Wasser stehen Rot und Weiss bedeuten Leben und Tod eine im Zusammenhang mit Initiationen stehende Farbsymbolik Die aufgemalte Sichel eines abnehmenden Mondes verweist auf den als weiblich vorgestellten Mond der im Wasser wachst und zur jenseitigen Sphare von Tod und Auferstehung gehort 25 Das Holz wird mit Schweinefett glanzend gemacht 26 Fruher wurden die Trommeln im Hochland von Papua Neuguinea vor jedem zeremoniellen Gebrauch mit Schweinefett eingerieben um die magischen Krafte der Trommel zu erneuern Aus demselben Grund wurden auch die verehrten Kultsteine und Zeremonialwaffen Steinbeile mit Schweinefett behandelt und dabei haufig mit magischen Formeln besprochen 27 Regionale Formen Bearbeiten Die gut 180 Zentimeter lange diwaka der Gogodala die im Grasland am Aramia Fluss im Westen der Gulf Province leben ist mit rund 18 Zentimetern Durchmesser annahernd zylindrisch hat keinen Henkel und endet an der offenen Seite mit einem Krokodilrachen Sie wird am Boden liegend gespielt 28 Am Fluss Songgato im Norden der Provinz Papua stellt man Trommeln in typischer Sanduhrform ohne Verzierungen und ohne Handgriff her Die Membran wird auf eine fur Neuguinea ungewohnliche Art befestigt Ein dicker Ring aus gedrehten Rotangfasern wird von vier Spannschnuren die sich an der Unterseite kreuzen fixiert Eine abwechselnd durch ein Loch am Rand der Membran und unter dem Ring durchgezogener Rotangstreifen spannt die Membran die durch eine zusatzlich umlaufende Verschnurung an den Rand gepresst wird Eine um die Taille gelegte Faser erhoht den Zug der vier Spannschnure 29 Einige Trommeln heben sich durch einen besonders geformten Handgriff an einem sorgfaltig geglatteten Korpus hervor Ein Exemplar von der Yos Sudarso Bucht an der Nordkuste der Provinz Papua besitzt einen ausserst schlanken eleganten Handgriff in Gestalt einer Eidechse die mit ihren vier Gliedmassen ein flach eingekerbtes Schmuckband an der genau in der Mitte liegenden Taille umfasst und ihren Schwanz bis zur Unterkante streckt Die Eidechse setzt ihre Krallen direkt oberhalb und unterhalb des Bandes auf den Korpus und stellt so das verbindende Element zwischen beiden ansonsten glatten Teilen her Dagegen ist bei anderen Trommeln der Handgriff nur ein Element in einer komplex durchbrochenen Form die auf einer Seite entlang des gesamten Korpus verlauft Bei einem asymmetrischen Exemplar von der Insel Biak mit weit nach unten verschobener Taille bildet der Handgriff eine Brucke zwischen einer Spirale die an einer Maske an der Unterkante endet und einer menschlichen Figur deren Kopf sich an der Membran befindet 30 Spielweise Bearbeiten nbsp Tanzer und Sanger der Gruppe Golgoi mit Paradiesvogelfedern Kopfputz und Sanduhrtrommel bei einer Kulturshow sing sing im Hochland von Papua Neuguinea Jiwaka Province 2009Die sanduhrformige Trommel ist die am weitesten in Papua Neuguinea verbreitete Trommelform und wohl das kulturell wichtigste melanesische Musikinstrument das Tanze und Zeremonien begleitet besonders bei grossen mehrtagigen Festen sing sing Im Unterschied zu vielen Sanduhrtrommeln in Afrika sind kundu keine Nachrichtentrommeln und dienen nie zur Verstandigung uber grossere Entfernungen Durch den relativ kleinen Membrandurchmesser wird die kundu stets auf dieselbe Art angeschlagen weshalb sich die Schlage klanglich kaum unterscheiden Da die durchschnittlich langen schlanken Trommeln leicht zu tragen sind werden sie von den Tanzern selbst in der Hand gehalten mit Ausnahme der Regionen in denen es eigene Trommelgruppen gibt Die meisten Tanzer sind Manner und in einzelnen Gebieten der Western Province und Gulf Province erfolgt die Einfuhrung in das Trommelspiel durch einen besonderen Mannerkult Vereinzelten Berichten zufolge werden regional Trommeln vor Frauen und nichtinitiierten Mannern verborgen gehalten Zur Ok Sprachfamilie in der Sandaun Province gehorige Manner benotigen eine Initiation um Trommeln und Maultrommeln susap spielen zu durfen wahrend in manchen Regionen im Hochland Frauen mit Trommeln eigene Tanzstile pflegen 21 Daruber hinaus sorgen die Trommeln bei Gesangen fur ein rhythmisches Muster das in den meisten Regionen alle Trommler zugleich schlagen Nur in der Eastern Highlands Province spielen die Musiker die relativ neu eingefuhrten Trommeln asynchron wahrend in der Oro Province und der Milne Bay Province an der Ostspitze unterschiedlich grosse kundu jeweils eigene Rhythmen zusammen spielen Gelegentlich setzen die in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts aufgekommenen string bands Trommeln ein Einige Bands die eine Verschmelzung traditioneller Musik und westlicher Popmusik betreiben fixieren die kundu senkrecht an einem Gestell und schlagen sie mit beiden Handen 23 Im Hochland von Westneuguinea tanzen Manner und Frauen im Kreis wahrend sie einen Antwortgesang auffuhren und Manner Sanduhrtrommeln schlagen Ein solches Tanzliedgenre das die Kwerba im Regierungsbezirk Sarmi an der Nordkuste fatiya nennen wird ausschliesslich nachts aufgefuhrt Es war fruher mit Initiationen verbunden und gehort heute noch zu Hochzeiten Begrabnissen Neujahr der Einweihung eines Gebaudes und anderen festlichen Anlassen Fatiya zahlt mit wiwiye und kona zu den echten Tanzliedern die bei traditionellen Zeremonien gesungen werden zur Unterscheidung von den individuellen Unterhaltungsliedern karame fur sonstige Gelegenheiten 31 Neben Sanduhrtrommeln werden die fatiya mit Schneckenhornern und kurzen Bambusfloten begleitet die alle Teilnehmer spielen durfen 32 Der wurdevolle von Sanduhrtrommeln begleitete Tanzstil wor basiert auf einer Tradition der Insel Biak Von dort wurde er auf die Nachbarinseln und in die Provinz Papua Barat verbreitet wo er Touristen vorgefuhrt wird 33 Die Mairasi Sprecher im Regierungsbezirk Kaimana am Ubergang zur Halbinsel Vogelkop andern bei den Tanzen den Rhythmus und die Haltung der Trommel Sie schlagen einen langsamen gleichmassigen Rhythmus auf der mit der Membran senkrecht nach unten gehaltenen Trommel im Wechsel mit einem schnellen ungleichmassigen Rhythmus den sie auf die mit der Membran nach oben gerichtete Trommel produzieren Dazu sind sechs unterschiedliche Rhythmusmuster bekannt Tanzlieder beginnen haufig mit einem schnellen Rhythmus dessen Tempo im Verlauf des Stucks zweimal halbiert wird Tonal bewegen sich die Lieder im Bereich des Ausgangstons und einer grossen Sekunde Die Lieder bestehen nach den Anforderungen des Textes aus Phrasen die auf einfache oder komplexe Weise wiederholt werden 34 Kulturelle Bedeutung BearbeitenMythen Bearbeiten Zahlreiche Mythen befassen sich mit der Herkunft und magischen Wirkung der Trommel Nach einer Erzahlung von den D Entrecasteaux Inseln an der Ostspitze Neuguineas Milne Bay Province konnten die Trommeln ursprunglich von selbst erklingen Aber seitdem jemand eine Trommel ins Meer unter Wasser brachte mussen sie geschlagen werden und sind von der Nachrichtenubermittlung ausgeschlossen Die mit Waranhaut bespannten Trommeln werden wie Reo Fortune 1932 uberliefert ausschliesslich zur Begleitung von Tanzen verwendet 35 In der Mythologie auf der Gazelle Halbinsel im Osten Neubritanniens formte ein namenloser Schopfer die beiden ersten Menschen To Kabinana und To Karvuvu Diese beiden Stammvatern schufen eine Schlitztrommel garamut und ein Kanu das sie mit Erde beluden damit aufs Meer fuhren an einigen Stellen Erde ins Meer warfen und so etliche Inseln im Umkreis bildeten Erneut wurden die Stammvater zu zweit aktiv als sie beschlossen zwei Felltrommeln kundu zu erschaffen Wie zuvor kam bei To Karvuvu nur eine Schlitztrommel heraus wahrend To Kabinana der eine Felltrommel erschaffen hatte ihn deswegen als Tor beschimpfte In einer weiteren Erzahlung tauchten sie im Meer nach zwei Steinen Wahrend To Kabinana aus seinem Stein ein Schneckenhorn anfertigte konnte To Karvuvu den Stein nicht bearbeiten Er hohlte stattdessen ein Holzstuck aus und prasentierte eine Trommel To Kabinana beschimpfte ihn deswegen weil er ein geheimes Instrument erschaffen hatte das bei Totentanzen erklingen und die Menschen unglucklich machen werde 36 Waiat ist der Name eines Kulturbringers der einst von Neuguinea in die Torres Strasse und zu den Bellevue Inseln kam Dort fuhrte er auf der Insel Widul gewisse Tanzzeremonien ein kannte aber offenbar die Trommel noch nicht die bereits auf anderen Inseln verwendet wurde Also setzte er sich in sein durch Zauberkraft erschaffenes Kanu und segelte auf der Suche nach dem zu horenden Trommelklang die nahegelegenen Inseln ab wurde aber von den Bewohnern immer weitergeschickt bis er die Trommel auf einer der Inseln fand und mitnahm Es war eine besondere Trommel die nur mit einem Finger geschlagen werden durfte und dennoch einen grossen Larm machte 37 Sepik Bearbeiten nbsp Kundu der ostlichen Iatmul Woliagui am mittleren Sepik Lange 60 Zentimeter Durchmesser 23 Zentimeter Um 1909 Der Handgriff verlauft uber die Gesichtsmaske Konzentrische Linien umschliessen Kreisflachen Los Angeles County Museum of ArtEine 67 Zentimeter lange kundu aus dem Sepikgebiet die sich im Museum fur Volkerkunde Leipzig befindet besitzt eine aufgeklebte Membran die durch zwei gedrillte Rotangwulste fixiert wird und ein gerade abgeschnittenes unteres Ende An den gleichmassig taillierten Korpus klammert sich an einer Seite ein grosser Fregattvogel der zwischen den Krallen die sich um die Taille spannen und der Schnabelspitze die sich in den Korpus zu bohren scheint einen Handgriff bildet Der Korpus ist ansonsten weitgehend glatt Bei einem ahnlichen Exemplar im Rautenstrauch Joest Museum in Koln ist der Korpus asymmetrisch mit der Taille nach oben zur Membran verschoben Der Vogel klammert sich ebenso mit den Krallen an einem erhabenen Ornamentband an der Taille fest und bohrt seinen Schnabel wenig unterhalb der Membran in das Holz Das Band setzt sich aus abwechselnd nach oben und nach unten zeigenden Dreiecken zusammen Die anliegenden Flugel des Vogels werden durch eingekerbte Rillen und Dreiecke gekennzeichnet Weitere Dreiecke bilden ein Band am unteren Rand Farbresten nach zu urteilen waren die Vertiefungen ganz oder teilweise weiss bemalt Das Instrument misst 54 Zentimeter in der Lange und 18 Zentimeter im Durchmesser 38 Bei einer anderen Trommel mit nur schwach ausgepragter Sanduhrform und einer aufgeklebten Membran aus Echsenhaut bilden zwei unterschiedlich stark abstrahierte Echsen gegenuberliegende Handgriffe Der mittlere Bereich des Korpus ist mit mehreren eingekerbten Bandern verziert Einige Bander bestehen aus Dreiecken die nach einer kosmischen Symbolik fur Feuer stehen Die dazwischen verlaufenden Maander symbolisieren die Elemente Erde und Luft 39 Besonders kunstvoll ist eine leicht taillierte Trommel aus dem Sepikgebiet mit aufgeklebter Membran deren Spannring verloren gegangen ist Der Handgriff stellt einen detailliert geschnitzten Fregattvogel dar Die Zickzackbander am Mittelteil symbolisieren abwechselnd Feuer und Wasser also wie die Dreiecke auf den Ornamentbandern der anderen Trommeln den Ubergang zwischen gegensatzlichen Elementen Die ubrigen Flachen sind mit Kreislinien ausgefullt Diese Trommel wird wie eine ahnlich aufwendig gearbeitete die zwei Handgriffe besitzt im Tropeninstitut in Amsterdam aufbewahrt Der Korpus ist mit parallelen konzentrischen Linien die Kreisflachen einschliessen reliefiert Beide Handgriffe zeigen Fregattvogel deren Schwanze uber ein plastisch hervortretendes menschliches Maskengesicht hinweg fuhren Diese Darstellung wird als die Reise eines Verstorbenen vom Tod in das Reich der Geister gedeutet Die Verbindung von Gegensatzpaaren und der Ubergang eines Verstorbenen in das jenseitige Reich sind typische auf Sanduhrtrommeln in Neuguinea vorkommende Motive Moglich wird dieser Ubergang und jede andere bedeutende Aktion in der Gemeinschaft durch ein Opfer weshalb die Membran von einem geopferten Tier stammt und die Trommelherstellung mit Opferhandlungen einher geht 40 Zu den Ornamenten am Sepik die unter anderem auf Sanduhrtrommeln Schlitztrommeln und Kampfschilden vorkommen gehoren auch zwei Reihen von Spiralen die sich an einer Mittelachse spiegeln und fruher als Schmetterlingsflugel interpretiert wurden 41 Diese und manch andere Erklarung ist mutmasslich eine nachtragliche Interpretation und gehort nicht zwangslaufig zu einer alten Tradition denn die Formen waren bereits um die Wende zum 20 Jahrhundert zu einer kulturellen Konvention geworden die ihre Produzenten nicht mehr erklaren konnten 42 Die kundu der Iatmul am mittleren Sepik in der Regionalsprache kwangu kangu oder kwang gu wird von Mannern zu traditionellen Tanzen totemistischen Gesangen und Namensliedern eines Clans anlasslich eines Totenrituals der Einweihung eines Kanus oder eines Hauses gespielt Anders als die sakralen Zeremonialobjekte wird die kundu nicht im Mannerhaus aufbewahrt Die Manner schlugen Sanduhrtrommeln auch zu Gesangen wahrend der mit Skarifizierung verbundenen Initiation um die Schreie der Jungen zu ubertonen In der Initiation wird das magische Krokodil herbeigelockt und die durch die Schnitte herbeigefuhrten Hautnarben symbolisieren die Krokodilbisse Im Verlauf der sich anschliessenden mehrere Wochen dauernden Seklusion erhielt der Initiand Gregory Bateson 1932 zufolge einige nutzliche Dinge darunter einen Hocker ein Blashorn und eine Trommel 43 Fur die erstmalige Verwendung einer Trommel einer Schlitztrommel den erstmaligen Gebrauch sonstiger Alltagsgegenstande und die Vorfuhrung erworbener Fahigkeiten vom Fangen eines Fisches mit einem Haken bis fruher zur Totung eines Feindes mit dem Speer wurden die Jungen nachfolgend mit einem naven Ritual offentlich gewurdigt Ein naven bildete fur Jungen und auch fur Madchen in ihren Bereichen eine Richtschnur fur die Eingewohnung in ihre gesellschaftlich kulturellen Verhaltensweisen und Verpflichtungen 44 Die totemistischen Gesange sagi bestehen aus einer Abfolge von Solo und Chorgesangen Beim Solovortrag sui schlagt ein Sanger mit einem gesplitteten Bambusrohr ngamasala rhythmisch auf den Boden wahrend ein jungeres Mitglied des Clans die Sanduhrtrommel spielt In diesem Gesang werden die Totems erwahnt und die wichtigsten von ihnen lokalisiert Der Sanger erzahlt von der mythischen Wanderung des Clangrunders und nennt die Orte an denen er sich aufgehalten hat Jeder Sologesang hat ein bestimmtes Totem zum zentralen Inhalt Der Chorgesang namoi aller anwesenden Manner der nach jedem Sologesang folgt und diesen inhaltlich zusammenfasst wird von mehreren Bambusrohren und Sanduhrtrommeln begleitet 45 Am Chorgesang beteiligen sich alle initiierten Manner unter der Leitung des Vorsangers Je nach Anlass singen die Manner einen bestimmten Ausschnitt aus dem sagi Zyklus etwa fur die Einweihung eines Kanus den vala sagi und der Einweihung eines Mannerhauses den ngego sagi Die kundu schafft fur diese Beschworung der mythischen Welt einen akustischen Hintergrund Eine solche Funktion haben bei anderen grossen Zeremonien auch die Wassertrommel und eine quer geblasenes holzernes Blashorn 46 Asmat Bearbeiten nbsp Zwei Asmat Manner verwenden das Blut einer Frau fur die Herstellung einer Trommel Von den Asmat in Westneuguinea wird die Methode berichtet als Klebstoff fur die Echsenhaut menschliches Blut zu verwenden Das Blut eines Mannes und einer Frau wird durch Ritzen der Haut gewonnen in Muscheln aufgefangen und dann vermischt Sobald das Blut anfangt zu gerinnen wird es auf den holzernen Rand der Trommel und die Membran gestrichen Mehrere Manner pressen dann mit ihren Handen gemeinsam die Membran fest bevor sie einen Spannring umbinden Die Verwendung von Blut wird zu einem Opferritual bei dem die Frau die weibliche Erde und der Mann den jenseitigen Geist verkorpert Das von beiden gemischte Blut stellt eine mystische Vereinigung dar und durch das Opfer wird die Trommel geheiligt 47 Diwaka Bearbeiten Bei den Gogodala am Aramia Fluss einem Nebenfluss des Bamu Flusses in der Western Province von Papua Neuguinea begleitete die lange zylindrische diwaka die Tanze maiyata bei den mannlichen Initiationszeremonien aida und anderen bedeutenden Ritualen Im Langhaus wurden die fur die Kultur wesentlichen Objekte aufbewahrt zu denen geschnitzte Holzfiguren Trommeln Rasseln Kanus Kanupaddel Speere und Korperschmuck gehorten in denen sich die Macht der Ahnen verkorperte Ab 1900 kamen die Gogodala unter die Kontrolle der Kolonialverwaltung und die ersten christlichen Missionare veranlassten die Zerstorung von Zeremonialobjekten Wahrend die Lebensweise im Langhaus noch intakt blieb sorgte die Pazifizierung dafur dass sich weniger Manner rituell auf Kriegszuge und Kopfjagden vorbereiteten 48 Der bis dahin durchgefuhrte Initiationszyklus bestand aus den Stadien aida maiyata Aida Tanz gi maiyata Vorbereitungs Tanz und gawa maiyata Kanu Tanz An den Tanzen nahmen zum Rhythmus der heiligen Trommel diwaka und kleinerer in der Hand gehaltener Trommeln kundu auch waluwa Manner und Frauen teil Die Tanzer hatten Clanzeichen auf ihre Korper gemalt trugen eine Maske Kopfputz und eine Trommel wahrend sie sich innerhalb und unter dem Langhaus in haufig eindeutig sexuellen Posen tanzend bewegten Diese Tanze versuchten die fruhen Missionare zu unterbinden sodass innerhalb von 20 Jahren trotz des Widerstands zahlreicher Einheimischer viele Trommeln Kanus und andere Kultgegenstande zerstort waren und ein grosser Teil der rituellen Aktivitaten aufgehort hatten 49 Ausser fur die Ritualtanze diente die diwaka nach fruhen Beschreibungen zum Aufruf in den Krieg und erhielt daher den Namen Bamu Kriegstrommel Der britische Kolonialbeamte C G Murray der im Jahr 1900 nach eigenen Angaben als erster ins Flussgebiet des Bamu und zu den Gogodala vordrang sah auf seiner Expedition eine 180 Zentimeter lange diwaka die mit Wallabyhaut bespannt war Murray schildert die Einheimischen denen er begegnete als kriegerisch und mit Pfeil und Bogen ausgerustet als kampfbereit Dennoch gelang es ihm sie friedlich zu stimmen und das Spiel einer diwaka zu beobachten Ein am Boden sitzender Mann hatte die Trommel quer uber seine Beine gelegt wahrend ein anderer mit geballten Fausten auf die Membran schlug 50 Im folgenden Jahr wurde diese Trommel erhandelt Sie ist vollstandig mit grossflachigen geschwungenen Mustern reliefiert und vermutlich das erste von den Gogodala erworbene Kunstobjekt das sich heute im National Museum of Australia befindet 51 Heute pflegen die Gogodala owama gi Vergnugungstanze spontane offentliche Freudentanze von Mannern und Frauen die von Sanduhrtrommeln waluwa der Manner und Bambusrasseln der Frauen begleitet werden Als fruher zeremonielle Tanze maiyata unter der Beteiligung von zwei bis drei Gogodala Dorfern veranstaltet wurden dienten die lautstarken Schlage der Trommeln und Rasseln dazu die Bevolkerung zum Veranstaltungsort zu locken Die Rhythmen lassen die Anwesenden nicht still sitzen und motivieren sie zur Teilnahme Die Tanzer sind in lange Grasrocke gekleidet und fuhren bunt bemalte holzerne Schilde ikewa mit auf denen die Clanfiguren gemalt sind Owama gi werden bei traditionellen Tanzveranstaltungen Kanurennen gawa maiyata bei denen jedes Kanu ein Dorf reprasentiert und bei verschiedenen sonstigen sportlichen Wettkampfen aufgefuhrt 52 Trobriand Inseln Bearbeiten Die knapp 900 Kilometer nordlich der Sudostspitze von Neuguinea gelegenen Trobriand Inseln pflegten einen zeremoniellen Tauschhandel Kula Ring mit anderen Inseln innerhalb der Milne Bay Province Dadurch waren die Inselbewohner in der Vergangenheit kulturell weniger isoliert als etliche Papuavolker im Hochland von Neuguinea die bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges kaum mit den Kustenbewohnern in Kontakt gekommen waren Das wichtigste Ereignis im Jahreszyklus ist fur die Trobriander die Zeit der Erntedankzeremonien Kilivila Sprache milamala die auf den einzelnen Inseln unterschiedlich beginnt und insgesamt bis zu drei Monate dauern kann Die Periode setzt nach der Yams Ernte mit einer Abfolge von Festen ein zu denen Zeremonialtanze gehoren die von Sanduhrtrommeln und Liedern wosi begleitet werden Die Tanzer fuhren in traditioneller Kleidung mit dem Trommelrhythmus abgestimmte Schreit und Rundtanze auf Die Frauen und Madchen tragen Grasrocke doba aus Bananenblatt und Pandanusblattstreifen die Manner tragen teilweise ebenfalls Grasrocke die sie von weiblichen Verwandten ihrer Vater erhalten haben oder Lendenschurze mwebua Die Gesichter aller Tanzer sind rot weiss und schwarz bemalt 53 Die Manner spielen Trommeln in drei Grossen katunenia kleine Trommel kupi mittelgrosse Trommel und kesosau grosse lange Trommel 54 Christliche Musik Bearbeiten Kundu gehoren in den unmittelbaren Bereich von Initiationszeremonien und anderen vorchristlichen Kulten Die Frage wie damit im Zuge der christlichen Missionierung umgegangen werden soll wurde fruher unterschiedlich beantwortet und sorgt bis heute fur kontroverse Diskussionen Fur den zu erstrebenden Bruch mit der kulturellen Tradition der vor allem fur die evangelikalen Glaubensrichtungen zentral ist sehen die Missionare drei Ansatze 1 Die traditionellen Kulturausserungen werden vollstandig durch westliche Ubernahmen ersetzt 2 Fur die Musik wird beides abgelehnt anstelle von westlichen der Globalisierung und Verweltlichung zugeordneten Musikinstrumenten soll nur der Gesang als die reinste Form geistlicher Musik treten 3 Die kulturellen Ausdrucksformen werden beibehalten aber radikal im Hinblick auf christliche Vorstellungen umgedeutet Den dritten Ansatz wahlen etwa die Baptisten bei den Oksapmin Sprechern im zentralen Hochland In der alten Tradition der kundu Oksapmin walon wird nun die bislang verborgene gottliche Beziehung erkannt Die fruhere Verwendung der kundu wie jedes anderen Musikinstruments interessiert nicht solange sie heute im christlichen Sinn fur den Gottesdienst gebraucht wird Der rituelle Einsatz der Trommel hat eine grundsatzlich andere Bedeutung angenommen indem sie christlich sakralisiert wurde 55 Bei den baptistischen Missionierungen spielen spirit meri genannte Frauen die in Trance den Heiligen Geist in sich spuren eine Rolle 56 Hierdurch wird die erwunschte strikte Gleichberechtigung der Geschlechter befordert Fur Frauen wurde es ublich Trommel zu spielen wahrend Manner beim christlichen Trommelspiel haufig ein mit Muscheln behangtes Band tiambel schrag uber der Brust tragen das einen traditionellen Frauenschmuck darstellt Muscheln und Trommeln werden zu religiosen Objekten erklart die zum Lobpreis Gottes geeignet sind 57 Nationalsymbol Bearbeiten nbsp Wappen Papua NeuguineasPapua Neuguinea erhielt 1975 von Australien die volle staatliche Souveranitat Bereits 1971 wurde in einer Deklaration das zukunftige Wappen festgelegt das aus drei Symbolen der nationalen Identitat besteht dem Raggi Paradiesvogel einem Zeremonialspeer und der kundu 58 Der Vogel krallt sich am Handgriff fest der in der Mitte die beiden konischen Teile der Trommel verbindet Von der Position des Vogels aus betrachtet befindet sich die weisse Membran auf der rechten Seite gegenuber der Speerspitze Zur Starkung des nationalen Selbstbewusstseins entwickelte die Regierung des jungen aus uber 800 Sprachgruppen bestehenden Vielvolkerstaates ein umfangreiches Bildungs und Kulturprogramm und schuf nationale Schlusselsymbole Als architektonisches Zentrum dieser Bemuhungen wurde das in seiner ausseren Gestalt an ein traditionelles Ahnenverehrungshaus haus tambaran angelehnte Nationalparlament Papua Neuguineas in der Hauptstadt Port Moresby errichtet Der grosse Konferenztisch erhielt die Form eines papuanischen Kanus lakatoi und wurde mit Intarsien verziert die eine kundu darstellen 59 Die Handgriffe an der Tur zur Eingangshalle sind zwei stilisierte Sanduhrtrommeln Literatur BearbeitenPaul Collaer Ozeanien In Heinrich Besseler Max Schneider Hrsg Musikgeschichte in Bildern Band I Musikethnologie Lieferung 1 2 Auflage Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1974 Hans Fischer Schallgerate in Ozeanien Bau und Spieltechnik Verbreitung und Funktion Sammlung musikwissenschaftlicher Abhandlungen Band 36 Verlag Heitz Baden Baden 1958 Nachdruck Valentin Koerner Baden Baden 1974 Adrienne L Kaeppler J W Love Hrsg 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Hochlands Distrikt SHD von Papua Neuguinea In Tribus Nr 24 1974 S 87 112 hier S 111 Diwaka drum National Gallery of Victoria Paul Collaer 1974 S 142f Paul Collaer 1974 S 144 Artur Simon Melanesia II Irian Jaya In Grove Music Online 2001 Vida Chenoweth Irian Jaya Province of Indonesia In Garland Encyclopedia of World Music Band 8 1998 S 581 583 Wor Dance as the Pride of Biak Tribe in West Papua Province indonesia tourism com Vida Chenoweth Irian Jaya Province of Indonesia In Garland Encyclopedia of World Music Band 8 1998 S 587 Reo Fortune Sorcerers of Dobu The Social Anthropology of the Dobu Islanders of the Western Pacific George Routledge amp Sons London 1932 Nachdruck 1963 S 222 Josef Meier Mythen und Erzahlungen der Kustenbewohner der Gazelle Halbinsel Neu Pommern Im Urtext aufgezeichnet und ins Deutsche ubertragen Anthropos Bibliothek Band 1 Aschendorffsche Buchhandlung Munster 1909 S 47 51 53 Wolfgang Laade Musik der Gotter Geister und Menschen Die Musik in der mythologischen fabulierenden und historischen Uberlieferung der Volker Afrikas Nordasiens Amerikas und Ozeaniens Eine Quellensammlung mit 28 Abbildungen Sammlung musikwissenschaftlicher Abhandlungen Band 58 Valentin Koerner Baden Baden 1975 S 179 181 Waldemar Stohr 1987 S 310 Paul Collaer 1974 S 138 und Abb 92 Paul Collaer 1974 S 140f So von Pater Wilhelm Schmidt Beitrage zur Ethnographie des Gebietes von Potsdamhafen Deutsch Neuguinea In Globus Band 84 1903 S 76 81 110 113 123 127 hier S 78 Waldemar Stohr 1987 S 65 Gregory Bateson Social Structure of the Iatmul People of the Sepik River In Oceania Band 2 Nr 3 Marz 1932 S 245 291 hier 276 ders Social Structure of the Iatmul People of the Sepik River Concluded In Oceania Band 2 Nr 4 Juni 1932 S 401 453 hier S 438 Silke Olig Zeichen am Sepik Die Neuguinea Sammlung des Seeoffiziers Joseph Hartl von 1912 und 1913 im Staatlichen Museum fur Volkerkunde Munchen als semiotischer Untersuchungsgegenstand Ludwig Maximilians Universitat Munchen 2006 S 156 212f Jurg Wassmann Der Gesang an den Fliegenden Hund Untersuchungen zu den totemistischen Gesangen und geheimen Namen des Dorfes Kandingei am Mittelsepik Papua New Guinea anhand der kirugu Knotenschnure Basler Beitrage zur Ethnologie Band 22 Ethnologisches Seminar der Universitat und Museum fur Volkerkunde Basel 1982 S 67f Raymond Ammann Middle Sepik music and musical instruments in the context of Melanesia In Journal de la Societe des Oceanistes Nr 146 Juli 2018 S 179 188 hier S 182 Paul Collaer 1974 S 146 Charles Wilde Acts of Faith Muscular Christianity and Masculinity among the Gogodala of Papua New Guinea In Oceania Band 75 Nr 1 September 2004 S 32 48 hier S 42 Alison Dundon Dancing around Development Crisis in Christian Country in Western Province Papua New Guinea In Oceania Band 72 Nr 3 Marz 2002 S 215 230 hier S 217 Cylindrical carved wooden drum collected in the Bamu River district of British New Guinea in 1901 National Museum of Australia Barry Craig The Melanesian Collections of the National Museum of Australia In Pacific Arts Nr 7 Januar 1993 S 1 11 hier S 8f Alison Dundon Dancing for joy Gender and relational spaces in Papua New Guinea In Susan R Hemer Alison Dundon Hrsg Emotions Senses Spaces Ethnographic Engagements and Intersections University of Adelaide Press Adelaide 2016 S 17 30 Gunter Senft Past is Present Present is Past Time and the Harvest Rituals on the Trobriand Islands In Anthropos Nr 91 1991 S 381 389 hier S 385f Irenaus Eibl Eibesfeldt Gunter Senft Trobriander Papua Neuguinea Trobriand Inseln Kaile una Tanze zur Einleitung des Erntefeier Rituals In Publikationen zu wissenschaftlichen Filmen Sektion Ethnologie Nr 17 1991 S 1 17 hier S 5 Fraser Macdonald Breaking Points Mediating Rupture and Discontinuity within Oksapmin Church Performances Papua New Guinea In Anthropologica Band 61 Nr 1 Juni 2019 S 123 136 hier S 128 Dan Jorgenson The Invention of Culture Magalim and the Holy Spirit In Social Analysis Band 2 Nr 1 2002 S 69 79 hier S 75 Fraser Macdonald 2019 S 219f Papua New Guinea Consolidated Legislation National Identity Act 1971 State of Papua New Guinea Pamela C Rosi Papua New Guinea s New Parliament House A Contested National Symbol In The Contemporary Pacific Band 3 Nr 2 Herbst 1991 S 289 324 hier S 306 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kundu Trommel amp oldid 235833451