www.wikidata.de-de.nina.az
Rudolf Poch 17 April 1870 in Tarnopol Galizien Osterreich Ungarn 4 Marz 1921 in Innsbruck war ein osterreichischer Mediziner Ethnograph Anthropologe Forschungsreisender und Pionier der Fotografie Kinematographie und Tondokumentation Er gilt als Begrunder des Institutes fur Anthropologie und Ethnographie an der Universitat Wien Rudolf Poch Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Ehrungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenRudolf gelegentlich auch Rudolph geschrieben Poch machte das Abitur 1888 am Wiener Piaristengymnasium und studierte an der Universitat Wien Medizin bis zum Dr med 1895 danach war er Assistenzarzt in Wien Er gehorte zur Kommission unter Hermann Franz Muller die 1896 97 die Pest im indischen Bombay untersuchte Durch seinen Mut konnte er 1898 den Ausbruch der Lungenpest in Wien unterbinden Danach studierte er 1900 1901 Anthropologie in Berlin bei Felix von Luschan Inspiriert durch seine Tatigkeit in der afrikanisch ozeanischen Abteilung des Museums fur Volkerkunde in Berlin unternahm Poch zunachst 1902 eine Reise nach Westafrika zum Studium der Malaria und von 1904 bis 1906 eine Forschungsreise nach Neuguinea wo ihm erstmals der wissenschaftliche Nachweis einer kleinwuchsigen ethnischen Gruppe auf der Insel gelang sowie Australien Bemerkenswert bei Pochs Expedition ist vor allem seine technische Ausrustung So fuhrte er eine schwere Plattenkamera und eine Filmkamera mit mit der ihm cinematographische Aufnahmen der indigenen Bevolkerung Neuguineas gelangen was fur die damalige Zeit eine Sensation darstellte und Poch zu einem Pionier des Dokumentarfilms machte Daneben hatte er auch einen sogenannten Archivphonographen mit mit dem er 72 Tonaufnahmen der uberwiegend vokalen Musik Neuguineas in Papua Sprachen und von Schlitztrommeln Pidgin garamut lokal ongar aufnahm 1 1907 bis 1909 fuhrte ihn eine zweite grosse Forschungsreise nach Sudafrika wo er die Kultur der San studierte 1910 habilitierte er sich mit einem Bericht uber die Reise nach Neuguinea und wurde Assistent am Institut fur Physiologie 1913 wurde er ausserordentlicher Professor fur Anthropologie und Ethnographie an der Universitat Wien 1915 erwarb er an der Universitat Munchen den akademischen Grad Dr phil mit einer Schadelstudie uber Neu Sud Wales 2 1919 wurde er ordentlicher Professor am neu gegrundeten Lehrstuhl fur Anthropologie und Ethnographie Sein Schwerpunkt lag auf der physischen Ethnographie 1919 wurde er in die Osterreichische Akademie der Wissenschaften berufen Im Ersten Weltkrieg wurde er als Militararzt dienstverpflichtet Sein Institut untersuchte vor allem russische Kriegsgefangene auf ihre morphologischen Rassenmerkmale 1921 unerwartet verstorben wurde er auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab beigesetzt wo 1976 auch seine Ehefrau Hella Poch 1893 1976 bestattet wurde 1933 wurde Poch ein Denkmal im Arkadenhof der Wiener Universitat gesetzt 3 Sein Nachfolger wurde 1924 der Rassenkundler Otto Reche Diesem folgte 1929 Pochs Schuler Josef Weninger fur die Anthropologie 4 Obwohl Pochs anthropologische Interpretation der von ihm studierten ethnischen Gruppe der Kai auf Neuguinea und der sudafrikanischen San er sah in ihnen Uberreste einer menschheitsgeschichtlichen alteren Population sich mittlerweile als falsch herausstellte verdankten die europaischen Museen und Wissenschaftler ihm seiner Sammelleidenschaft und seinen genauen Aufzeichnungen wertvolle Erkenntnisse uber die von ihm studierten Kulturen Pochs Akquisitionsmethoden er verfugte etwa uber australische und melanesische Unterkiefer 5 werden jedoch aus heutiger Sicht kritisch gesehen Bereits drei Mal wurden Teile der Poch Sammlung die von der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften OAW und dem Naturhistorischen Museum in Wien verwaltet wird zuruckgegeben In 31 Restitutionsfallen von Uberresten indigener Australier im Jahr 2011 betrafen 30 Falle die Sammlung Pochs 2012 wurden die Uberreste von Klaas und Trooi Pienaar nach Sudafrika uberstellt nachdem die Leichname 1909 trotz Protesten Angehoriger und unter Gewaltandrohung im Auftrag der OAW nach Wien gebracht wurden Obwohl dieses Vorgehen in Sudafrika illegal war und auch Polizeiuntersuchungen nach sich zog wurden insgesamt 150 Leichen durch Pochs Forscherteam zu Zwecken der Rassenforschung nach Wien transportiert Die Ruckgabe der beiden erstgenannten Leichname war begleitet von einer offiziellen Entschuldigung der Republik Osterreich und einem Staatsbegrabnis der Uberreste in Sudafrika im Jahr 2013 6 7 Pochs fur die damalige Zeit revolutionare technische Ausrustung befindet sich heute im Naturhistorischen Museum seine Tonaufnahmen im Wiener Phonogrammarchiv seine Filmaufnahmen im Filmarchiv Austria Ehrungen BearbeitenSein Ehrengrab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof Gruppe 0 Reihe 1 Nummer 89 Im Jahr 1931 wurde in Wien Penzing 14 Bezirk die Rudolf Poch Gasse nach ihm benannt Literatur BearbeitenM Weninger Poch Rudolf In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 8 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1983 ISBN 3 7001 0187 2 S 138 f Direktlinks auf S 138 S 139 Martin Legassick Ciraj Rassool Gestorte Totenruhe Dr Pochs Umtriebe in Sudafrika und Osterreichs moralische Verpflichtung zur Repatriierung Indaba 58 2008 S 20 23 Burkhard Stangl Ethnologie im Ohr die Wirkungsgeschichte des Phonographen Wien 2000 Sophie Schasiepen Die Lehrmittelsammlung von Dr Rudolf Poch an der Universitat Wien Anthropologie Forensik und Provenienz In Zeitschrift fur Kulturwissenschaften Heft 1 2019 Weblinks BearbeitenEintrag zu Rudolf Poch im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Kurzbiografie Video Rudolf Poch Discours d un Bushman enregistre par phonographe Vienne 1908 Gesprach eines Buschmanns aufgenommen auf einem Phonograph Rudolf Poch Wien 1908 Literatur von und uber Rudolf Poch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Filme von Rudolf Poch im Online Archiv der Osterreichischen Mediathek Rudolf Poch Als Anthropologe im Kriegsgefangenenlager Rudolf Poch war Grunder und erster Inhaber des Lehrstuhles fur Anthropologie und Ethnographie an der Universitat Wien Maria Teschler Nicola Rudolf Poch in NDB online Einzelnachweise Bearbeiten Walter Graf Rudolf Poch und die phonographische Feldforschung Rudolf Poch Studien an Eingeborenen von Neu Sudwales und an australischen Schadeln Selbstverlag der Anthropologischen Gesellschaft Wien 1915 Zugleich Dissertation Universitat Munchen Munchen 1915 OBV Dr P St Dem grossen Pestforscher die braune Pestgarde In Arbeiter Zeitung Nr 64 1933 XLVI Jahrgang 5 Marz 1933 S 8 Mitte online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung aze Margit Berner u a Wiener Anthropologien In Karl A Froschl u a Hrsg Reflexive Innensichten aus der Universitat Disziplinengeschichten zwischen Wissenschaft Gesellschaft und Politik Gottingen 2015 S 41 ff Friedrich Keiter Studien zu australischen und melanesischen Unterkiefern aus dem Nachlass Prof Pochs Philosophische Dissertation Wien 1929 Strassennamen Wiens seit 1860 als Politische Erinnerungsorte PDF 4 2 MB S 223f Forschungsprojektendbericht Wien Juli 2013 Return of remains of Khoisan couple a milestone Mashatile Memento vom 1 Februar 2016 im Internet Archive Artikel der South African Broadcasting Corporation vom 20 April 2012Normdaten Person GND 116247983 lobid OGND AKS LCCN no2001026007 VIAF 76304458 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Poch RudolfKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Ethnograph Anthropologe und ForscherGEBURTSDATUM 17 April 1870GEBURTSORT TarnopolSTERBEDATUM 4 Marz 1921STERBEORT Innsbruck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rudolf Poch amp oldid 239074920