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Otto Reche 24 Mai 1879 in Glatz 23 Marz 1966 in Grosshansdorf bei Hamburg war ein deutscher Anthropologe Ethnologe und Rassenkundler Otto Reche 1939 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Ausbildung 1 2 Laufbahn in Kaiserreich und Weimarer Republik 1 3 Zeit des Nationalsozialismus und spates Leben 2 Wissenschaftliches Wirken 3 Schriften 3 1 Schriften im Uberblick 4 Literatur 5 Weblinks 6 QuellenLeben BearbeitenJugend und Ausbildung Bearbeiten Nach dem Schulbesuch studierte Reche Zoologie vergleichende Anatomie Anthropologie bei Ernst Haeckel und Johannes Walther sowie Botanik bei Ferdinand Albin Pax in Breslau spater Geographie an der Universitat Jena bei Karl Dove und Naturwissenschaften in Berlin Er besuchte zudem Veranstaltungen zur Palaontologie bei Frech zur Anthropologie und Volkerkunde bei Georg Thilenius in Philosophie und zur Psychologie bei Hermann Ebbinghaus die auf sein Schaffen grossen Einfluss haben sollten 1904 wurde Reche an der Universitat Breslau mit einer Arbeit zur vergleichenden Anatomie und Zoologie bei Willy Kukenthal promoviert Thema der Dissertation war Uber Form und Funktion der Halswirbelsaule der Wale Laufbahn in Kaiserreich und Weimarer Republik Bearbeiten Im Anschluss an seine Universitatszeit arbeitete Reche zunachst einige Jahre lang beim Museum schlesischer Altertumer bei Hans Seger in Breslau und am Museum fur Volkerkunde in Berlin Spater wechselte er als Dozent an das Kolonialinstitut in Hamburg dem Vorlaufer der dortigen Universitat 1908 09 nahm Reche an der Sudsee Expedition der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung teil 1911 wurde er Abteilungsvorsteher am Museum fur Volkerkunde Hamburg Am Ersten Weltkrieg nahm er von 1915 bis 1917 als Offizier des Landsturms an der Ostfront teil 1918 wurde er zum Professor ernannt 1919 habilitierte er sich an der Universitat Hamburg fur Anthropologie und Ethnologie 1924 wurde er ordentlicher Professor an der Universitat Wien in der Nachfolge von Rudolf Poch Seit 1927 hatte er den Lehrstuhl fur Anthropologie und Ethnologie der Universitat Leipzig als Nachfolger Karl Weules inne Dort leitete er ab 1 September 1927 das Ethnologisch Anthropologische Institut spater umbenannt in Institut fur Rassen und Volkerkunde Zum 11 November 1933 unterzeichnete er das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitaten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat einen Wahlaufruf zur NS Einheitslistenwahl am folgenden Tag Reichstagswahl November 1933 1925 begrundete Reche die Wiener Gesellschaft fur Rassenpflege 1926 gemeinsam mit dem Marinearzt Paul Steffan die Deutsche Gesellschaft fur Blutgruppenforschung und 1927 deren Organ die Zeitschrift fur Rassenphysiologie Er entfaltete eine rege rassekundliche Schulungs und Vortragstatigkeit und wurde Vorstand des Anthropologischen Instituts der Universitat Wien Trotz der kaum verhullten nationalsozialistischen Orientierung der Gesellschaft konnten die an dem Institut tatigen Professoren Dozenten und Assistenten ihre Lehren ungehindert verbreiten da nach aussen hin der Anschein strenger Wissenschaftlichkeit gewahrt blieb 1 Reches fruherer wissenschaftlicher Assistent Michael Hesch attestierte 1939 in einer Festschrift anlasslich Reches 60 Geburtstags durch die Wirksamkeit der Gesellschaft sei vor allem auch der judische Einfluss auf diesem bis dahin ganz uberwiegend von Juden bearbeiteten Gebiet der Blutgruppenforschung in Deutschland schon vor 1933 weitgehend ausgeschaltet worden Zeit des Nationalsozialismus und spates Leben Bearbeiten In der Zeit des Nationalsozialismus stand Reche in Kontakt mit unterschiedlichen NS Organisationen Beruflich war er vor allem mit der Erstellung rassenkundlicher Abstammungsgutachten beauftragt Daneben intensivierte er seine anthropologischen Erhebungen bei unterschiedlichen Bevolkerungsgruppen vor allem aber bei den Sorben 2 Zum 1 Mai 1937 trat Reche in die NSDAP ein Daneben war er auch Mitglied in NSV NS Lehrerbund NSKOV Reichsbund Deutsche Familie und NS Altherrenbund 3 Er war Mitherausgeber der vom SS Ahnenerbe herausgegebenen Zeitschrift Der Biologe Am 24 September 1939 gab er die Leitsatze zur bevolkerungspolitischen Sicherung des deutschen Ostens heraus Er war beteiligt an der Ausbildung von Eignungsprufern zur Eindeutschung fur polnische Kinder In der Deutschen Gesellschaft fur Rassenhygiene und der Deutschen Gesellschaft fur Rassenforschung sass er im Vorstand Am 16 April 1945 wurde Reche von den Amerikanern verhaftet 4 Nach seiner Freilassung konnte er seine Tatigkeit als Sachverstandiger wieder aufnehmen und fertigte gerichtliche Vaterschaftsgutachten an 5 Wissenschaftliches Wirken Bearbeiten1931 fuhrte die Beschaftigung mit dem Wesen der Blutgruppen durch Untersuchungen im Ultraviolettlicht durch Reche zur Entdeckung der Fluoreszenz des Blutserums Kranker deren Gesetzmassigkeiten und Auswertbarkeit fur die Fruhdiagnose von Krankheiten seither Gegenstand medizinischer Forschung geworden sind Fluoreszenzdiagnose in Munchener Medizinische Wissenschrift Nr 38 1931 nbsp Reche bei der Untersuchung von Blutserum 1937 Reche hatte massgeblichen Anteil an der Begrundung und den Ausbau des sogenannten rassenbiologischen Abstammungsgutachtens Auf Reches Begrundung hin traf der Oberste Gerichtshof in Wien 1926 erstmals fur Gerichte im deutschsprachigen Raum in einem Vaterschaftsprozess die Entscheidung dass neben den bis dahin allein herangezogenen Blutgruppen auch die rassenkundliche Erbanalyse fur das Gutachten herangezogen werden durften Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus wurde das erb und rassenbiologische Abstammungsgutachten als ein wesentliches Hilfsmittel der Rassenpflege im Sinne der Nurnberger Gesetze von 1935 herangezogen Seine diesbezuglichen Theorien arbeitete Reche in Schriften wie Anthropologische Beweisfuhrung in Vaterschaftsprozessen 1926 Abstammungsnachweis und Rasse 1938 und Zur Geschichte des biologischen Abstammungsnachweises in Deutschland 1938 aus Wahrend des Zweiten Weltkriegs trat Reche auch als Apologet des Volkermordes in Osteuropa 6 in Erscheinung So bot er als Berater der Norddeutschen Forschungsgesellschaft NOFG die personell mit der von Albert Brackmann eingerichteten Publikationsstelle Berlin Dahlem weitgehend identisch war und auch die gleichen Raume benutzte im September 1939 seine anthropologische Sachkenntnis an da er aus jahrzehntelanger Forschung wisse was im polnischen Volk rassisch wertvoll sei und welche Bevolkerungsgruppen aus den neuen deutschen Siedlungsgebieten in Polen zu vertreiben seien Wir brauchen ja Raum aber keine polnischen Lause im Pelz Uber Brackmann konnte er seine rassistischen Konzeptionen in die einflussreiche Ostforschung einbringen 7 Im September 1942 warnte er vor einer Mischung der Deutschen mit den Rassen der eroberten Gebiete in der Sowjetunion die er als biologisch destruktiv bezeichnete Deshalb mussten die Siedlungsgebiete vorher von allen Einheimischen gesaubert werden 8 Schriften BearbeitenReche schrieb unter anderem Zur Ethnographie des abflusslosen Gebietes Deutsch Ostafrikas 1914 und gab mehrere anthropologische Zeitschriften zum Beispiel Zeitschrift fur Rassenphysiologie und Volk und Rasse Illustrierte Monatsschrift fur deutsches Volkstum Rassenkunde Rassenpflege Zeitschrift des Reichsausschusses fur Volksgesundheitsdienst und der Deutschen Gesellschaft fur Rassenhygiene heraus Grosse Bedeutung erlangte sein ethnographisches Werk Verbreitung der Menschenrassen das gemeinsam mit den dazugehorigen Schulwandkarten wahrend der NS Zeit in grossem Umfang im Schulunterricht verwendet wurde Schriften im Uberblick Bearbeiten Der Kaiserin Augusta Fluss Hamburg 1913 Zur Ethnographie des abflusslosen Gebietes Deutsch Ostafrikas auf Grund der Sammlung der Ostafrika Expedition Dr E Obst d Geographischen Gesellschaft in Hamburg Hamburg 1914 Die Bedeutung der Rassenpflege fur die Zukunft unseres Volkes Wien 1925 Zum 25jahrigen Bestehen des Vinderen Laboratoriums in Oslo Munchen 1932 Das fruhneolithische Skelett von Gross Tinz in Schlesien Leipzig 1933 Veroffentlichungen des Staatlich Sachsischen Forschungsinstitutes fur Volkerkunde in Leipzig Dritte Reihe Rassenkunde Bd 1 Kaiser Karls Gesetz zur politischen und religiosen Unterwerfung der Sachsen Leipzig 1935 Der mittelsteinzeitliche Schadel von Nordwalde in Westfalen In Aus der Vorzeit in Rheinland Lippe und Westfalen 1935 Jg 2 S 113 124 Auch als Sonderdruck Die Rassenmischung beim Menschen Munchen 1936 Rasse und Heimat der Indogermanen Munchen 1936 Die Bedeutung der Rassenpflege fur die Zukunft unseres Volkes 1938 Literatur BearbeitenKatja Geisenhainer Otto Reches Rassenkunde zwischen Metaphorik und Metatheorie In B Streck Hrsg Ethnologie und Nationalsozialismus 2000 Katja Geisenhainer Rasse ist Schicksal Otto Reche 1879 1966 Ein Leben als Anthropologe und Volkerkundler in Beitrage zur Leipziger Universitats und Wissenschaftsgeschichte Reihe A 1 Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2002 Katja Geisenhainer Rassenkunde und Rassenhygiene an der Philosophischen Fakultat in Wien 1923 1938 In Andre Gingrich Peter Rohrbacher Hg Volkerkunde zur NS Zeit aus Wien 1938 1945 Institutionen Biographien und Praktiken in Netzwerken Phil hist Kl Sitzungsberichte 913 Veroffentlichungen zur Sozialanthropologie 27 1 Wien Verlag der OAW 2021 S 85 128 doi 10 1553 978OEAW86700 Katja Geisenhainer Gescheiterte Interventionen Otto Reche und seine Wiener Nachfolge In Andre Gingrich Peter Rohrbacher Hg Volkerkunde zur NS Zeit aus Wien 1938 1945 Institutionen Biographien und Praktiken in Netzwerken Phil hist Kl Sitzungsberichte 913 Veroffentlichungen zur Sozialanthropologie 27 1 Wien Verlag der OAW 2021 S 129 142 doi 10 1553 978OEAW86700Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Otto Reche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Otto Reche im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literaturliste im Online Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin Otto Reche im Professorenkatalog der Universitat LeipzigQuellen Bearbeiten Wolfgang Neugebauer Rassenhygiene in Wien 1938 in Wiener klinische Wochenschrift 110 1998 4 5 S 128 f Seine Bedeutung als Rassenforscher im nationalsozialistischen Deutschland schlagt sich beispielsweise in seiner Auflistung in dem Nachschlagewerk 5000 Kopfe Wer war was im Dritten Reich einem Who is Who der fuhrenden Personlichkeiten des NS Staates nieder Andreas Leipold Das erste Jahr der Hamburger Sudsee Expedition in Deutsch Neuguinea 1908 1909 Salzwasser Verlag Bremen 2008 S 85 Zur Geschichte des Leipziger Instituts fur Rassen und Volkerkunde Memento vom 26 Oktober 2007 im Internet Archive Beitrag von Katja Geisenhainer Leipzig bei der Tagung Volkische Wissenschaften im 20 Jahrhundert des Zentrum fur Antisemitismusforschung ZfA der TU Berlin 11 und 12 April 2008 Berlin Hubert Fehr Hans Zeiss Joachim Werner und die archaologischen Forschungen zur Merowingerzeit In Heiko Steuer Dietrich Hakelberg Hrsg Eine hervorragend nationale Wissenschaft Deutsche Prahistoriker zwischen 1900 und 1995 Walter de Gruyter Berlin 2001 S 321 Vgl Otto Reche Starke und Herkunft des Anteiles Nordischer Rasse bei den West Slawen In Deutsche Ostforschung Ergebnisse und Aufgaben seit dem Ersten Weltkrieg hrsg von Hermann Aubin u a Band 1 Leipzig 1942 S 58 89 Zur engen Zusammenarbeit Reches mit Albert Brackmann vgl Michael Burleigh Wissenschaft und Lebenswelt Generaldirektor Brackmann und die nationalsozialistische Ostforschung In Werkstatt Geschichte 8 Ergebnisse Verlag Hamburg 1994 S 68 75 Auch als PDF Datei Memento vom 26 August 2014 im Internet Archive Normdaten Person GND 118598791 lobid OGND AKS LCCN no00072846 VIAF 119847648 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Reche OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher Anthropologe Ethnologe und HochschullehrerGEBURTSDATUM 24 Mai 1879GEBURTSORT GlatzSTERBEDATUM 23 Marz 1966STERBEORT Grosshansdorf bei Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Reche amp oldid 236546020