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Die Reichstagswahl vom 12 November 1933 fand zugleich mit der Volksabstimmung uber den Austritt Deutschlands aus dem Volkerbund statt Vorangegangen war die Ausschaltung der politischen Gegner des nationalsozialistischen Systems Zugelassen war nur eine nationalsozialistisch dominierte Einheitsliste auf der auch einige als Gaste bezeichnete Parteilose kandidierten Wahl und Abstimmung erbrachten wie von der Regierung beabsichtigt eine deutliche Zustimmung Propagandaplakat zur Wahl Adolf Hitler Haus Vossstrasse in Berlin Eisernes Wahlabzeichen zur Wahl Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Wahlkampf 3 Wahl und Ergebnisse 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten nbsp Litfasssaule mit einem Wahlplakat der NSDAP Berlin Innenpolitisch war die Zeit seit der Reichstagswahl vom Marz 1933 von der Ausschaltung der politischen Gegner des Nationalsozialismus gepragt Die letzte Sitzung des Reichstages fand am 17 Mai statt als sich die KPD bereits in der Illegalitat befand Danach wurde er aufgelost und die SPD am 22 Juni verboten Die anderen Parteien hatten sich wie das Zentrum mehr oder weniger freiwillig aufgelost Am 14 Juli wurde das Gesetz gegen die Neubildung von Parteien erlassen damit wurde die NSDAP zur einzigen legalen politischen Organisation Von einer Mehrheit der Bevolkerung wurde die Beseitigung der politischen Parteien und insbesondere die Zerschlagungen der SPD und der KPD begrusst und dem Regime als Erfolg angerechnet 1 Der NSDAP war es in dieser Zeit gelungen alle propagandistischen Einflussmoglichkeiten fur sich zu gewinnen Fur das Regime positiv zu Buche schlug vor allem das allmahliche Ende der Weltwirtschaftskrise Der beginnende Ruckgang der Arbeitslosenzahlen wurde der Regierung zugeschrieben In aussenpolitischer Hinsicht konnte Hitler dagegen bis dahin wenig Erfolge aufweisen Sein Regime war weitgehend isoliert Dies zeigte sich auf der Genfer Abrustungskonferenz Februar 1932 bis Juni 1934 Stand Deutschland 1932 kurz davor militarisch gleichberechtigt zu werden war davon nun keine Rede mehr Stattdessen schlug das Vereinigte Konigreich ein System vor um die deutsche Aufrustung zu kontrollieren Daraufhin liess Hitler am 14 Oktober 1933 die Abrustungsverhandlungen abbrechen und den Austritt aus dem Volkerbund bekannt geben 2 Dieser Schritt war in weiten Kreisen popular Auch der Theologe Martin Niemoller schickte Hitler dazu ein begeistertes Gluckwunschschreiben 3 Der Austritt aus dem Volkerbund sollte durch eine Volksabstimmung legitimiert werden Gleichzeitig sollte eine Reichstagswahl stattfinden Traten im Marz 1933 noch verschiedene Parteien an war diesmal nur eine Einheitsliste zugelassen Diese Liste wurde vom Reichsministerium des Innern in Zusammenarbeit mit der NSDAP zusammengestellt Die meisten Bewerber waren NSDAP Mitglieder und aktivisten Es wurden aber auch ehemalige Angehorige von DNVP DVP Zentrum oder BVP aufgestellt um eine gewisse Pluralitat vorzutauschen Wahlkampf BearbeitenDas Regime warb mit allen Mitteln der Propaganda um Zustimmung Die Partei warb mit dem Slogan Mit Hitler gegen den Rustungswahnsinn 4 Unterstutzt wurde die Regierung dabei von fuhrenden Personen des offentlichen Lebens Den Auftakt bildete das am 26 Oktober 1933 reichsweit veroffentlichte Gelobnis treuester Gefolgschaft mit dem 88 Schriftsteller der Deutschen Akademie der Dichtung dem Reichskanzler Adolf Hitler ihre vorbehaltlose Unterstutzung versprachen Am 1 November rief derselbe Verband ausdrucklich zur Wahl des Volkskanzlers Adolf Hitler und fur ein Ja zum Austritt aus dem Volkerbund auf 5 Am 11 November forderte Reichsprasident Paul von Hindenburg in einer seiner seltenen Radioansprachen zur Zustimmung auf Am selben Tag erfolgte in Leipzig das Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler mit dem sich hochrangige deutsche Gelehrte und Wissenschaftler demonstrativ hinter Hitler stellten Unterstutzung kam auch von dem Chirurgen Ferdinand Sauerbruch dem Philosophen Martin Heidegger und dem Schriftsteller Gerhart Hauptmann Auch die Spitzen der Wirtschaft und der Kirchen riefen zur Abstimmung auf Im Fall der katholischen Kirche trug der Abschluss des Reichskonkordats im Juli 1933 zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich dazu bei dass die Bischofe nunmehr zur freudigen Stimmabgabe fur den Fuhrer aufriefen 6 Auch einige national eingestellte Gegner des Regimes sprachen sich zumindest hinsichtlich der Volksabstimmung fur eine Zustimmung aus weil sie damit eine nationale Aussenpolitik unterstutzen wollten 7 Wahl und Ergebnisse Bearbeiten nbsp Der Stimmzettel zur Reichstagswahl hier Wahlkreis Schleswig Holstein fuhrte reichsweit dieselben zehn Kandidaten nbsp Aufruf des Prasidenten der Reichsbahndirektion Mainz Erich Goudefroy bei der Volksbefragung zum Austritt aus dem Volkerbund mit Ja zu stimmenFur die Wahl gab es reichsweit einen Einheitsstimmzettel mit zehn Kandidaten von denen sieben aus den Reihen der NSDAP Adolf Hitler Rudolf Hess Wilhelm Frick Hermann Goring Joseph Goebbels Ernst Rohm und Walther Darre und drei aus der Kampffront Schwarz Weiss Rot Franz Seldte Franz von Papen und Alfred Hugenberg stammten 8 Wie bereits zu Zeiten der Weimarer Republik festgelegt gab es einen Sitz je 60 000 abgegebener Stimmen Die 661 Nominierten auf der Einheitsliste wurden von Hitler bestimmt und konnten in den Reichstag einziehen 639 waren Mitglieder der NSDAP 22 waren als Gaste bezeichnete Parteilose Unter den Abgeordneten befanden sich weder Juden noch Frauen die meisten Gewahlten hatten ein Alter von 30 bis 45 Jahren 8 9 Obwohl das Wahlgeheimnis offiziell gewahrt blieb lief sie in keiner Weise frei ab In den Wahllokalen waren Hitlerbilder oder Hakenkreuzfahnen aufgehangt die SA durfte die Wahllisten einsehen und organisierte einen Wahlschleppdienst der Wahler an die Urnen holte Aber auch wo kein Druck auf die Wahler ausgeubt wurde hatten diese vielfach kein Vertrauen in das Wahlgeheimnis Viele waren eingeschuchtert oder sahen keine Alternative zu einem zustimmenden Votum Zwar war es bei dieser Abstimmung insgesamt noch ohne grosseres Risiko moglich mit Nein zu stimmen allerdings musste dies explizit auf den Stimmzettel geschrieben werden da nur ein einziges Feld fur Ja vorhanden war Alternativ konnte der Wahlzettel durch Kritzeleien ungultig gemacht oder der Wahl ferngeblieben werden 10 Der Historiker Hans Ulrich Wehler geht davon aus dass wegen des Fehlens einer systematischen Wahlfalschung die Ergebnisse tatsachlich im Kern die Zustimmung eines grossen Teils der Bevolkerung zum Regime widerspiegelten 11 Auch Heinrich August Winkler meint dass das Regime darin eine eindrucksvolle Bestatigung seines politischen Kurses sehen konnte Zwar hatten Propaganda und politischer Terror einschuchternd gewirkt doch daneben zeige sich auch dass es noch immer eine betrachtliche Anzahl von Gegnern des Regimes gab vor allem in den Hochburgen der zerschlagenen Arbeiterparteien und in Quartieren mit einem hohen judischen Bevolkerungsanteil 12 Dort lag die Prozentzahl der Gegenstimmen nicht selten im zweistelligen Bereich Eine Hochburg der Ablehnung war Lubeck mit etwa 22 Gegenstimmen In Altona lag die Zustimmung bei 77 4 in Hamburg bei 78 1 in Berlin bei 78 6 in Bremen bei 79 6 und in Leipzig bei 79 8 Daran ist zu erkennen dass die soziale Kontrolle in Grossstadten weniger ausgepragt war als in Kleinstadten und auf dem Land Die Wahlbeteiligung war mit 95 2 sehr hoch Die Volksabstimmung erbrachte eine Zustimmung von 95 1 fur den Austritt aus dem Volkerbund Dies entsprach 89 9 der Wahlberechtigten Etwas niedriger war mit 92 1 das Ergebnis fur die Einheitsliste 13 Siehe auch BearbeitenListe der Reichstagsabgeordneten im Nationalsozialismus 2 Wahlperiode Wahlrecht in der Zeit des NationalsozialismusLiteratur BearbeitenGerhard Schulz Deutschland seit dem Ersten Weltkrieg 1918 1945 Gottingen 1982 S 144 145 Heinrich August Winkler Der lange Weg nach Westen Bd 2 Bonn 2005 S 30f Weblinks BearbeitenFrank Omland Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig Holstein Du wahlst mi nich Hitler Die Reichstagswahlen und Volksabstimmungen der NS Diktatur 1933 1938 Beitrag auf dem Portal der Gesellschaft fur Schleswig Holsteinische Geschichte Ernst Piper 75 Jahre Machtergreifung Das Haken Kreuz mit den Wahlen Beitrag uber die Novemberwahl in der Rubrik Eines Tages vom 19 November 2008 in Der Spiegel Ein Flugblatt und seine Geschichte Hintergrunddarstellung auf dem Portal Sozialdemokratie in Rheinland Pfalz zu einem Flugblatt des sozialdemokratischen Widerstands zur Novemberwahl das zur Abstimmung mit Nein aufruft und erklart was zu tun ist mit Abbildung Einzelnachweise Bearbeiten Heinrich August Winkler Der lange Weg nach Westen Band 2 Bonn 2005 S 30 NS Spurensuche im Lande Braunschweig Jahresende 1933 www ns spurensuche de abgerufen am 18 Februar 2018 Hans Ulrich Wehler Deutsche Gesellschaftsgeschichte Band 4 Munchen 2003 S 804 Kurt Bauer Nationalsozialismus Ursprunge Anfange Aufstieg und Fall Wien u a 2008 S 234 Jorg Thunecke Die Jahre des Unheils Der innere Emigrant Oskar Loerke in seinen Tagebuchern und nachgelassenen Gedichten In Marcin Golaszewski Magdalena Kardach Leonore Krenzlin Hrsg Zwischen Innerer Emigration und Exil Deutschsprachige Schriftsteller 1933 1945 De Gruyter Berlin Boston 2016 S 65 82 hier S 68 Hans Ulrich Wehler Deutsche Gesellschaftsgeschichte Band 4 Munchen 2003 S 813 Gerhard Schulz Permanente Gleichschaltung des offentlichen Lebens und Entstehung des nationalsozialistischen Fuhrerstaats in Deutschland In Derselbe Hrsg Die grosse Krise der dreissiger Jahre Gottingen 1985 S 85 a b Adolf Scheffbuch Zwolf Jahre Hitlerherrschaft Neckar Verlag Villingen im Schwarzwald 1960 2 Auflage S 18 Reichstagshandbucher 1933 9 Wahlperiode Verzeichnis der Mitglieder des Reichstags Bayerische Staatsbibliothek abgerufen am 6 September 2012 Frank Omland Wahlen 1933 bis 1938 Du wahlst mi nich Hitler Die Reichstagswahlen und Volksabstimmungen der NS Diktatur 1933 1938 www geschichte s h de 2018 abgerufen am 17 Februar 2018 Hans Ulrich Wehler Der Nationalsozialismus Munchen 2009 S 72 Heinrich August Winkler Der lange Weg nach Westen Band 2 Deutsche Geschichte vom Dritten Reich bis zur Wiedervereinigung C H Beck Munchen 2000 S 31 Die Zahlen wurden in der Statistik des Deutschen Reichs Band 449 veroffentlicht und enthalten die Ergebnisse untergliedert bis auf die Ebene grosserer Gemeinden Liste der Bande Universitatsbibliothek Rostock PDF 180 kB Reichstagswahlen in der Zeit des Nationalsozialismus Marz 1933 November 1933 1936 1938Referenden in der Zeit des Nationalsozialismus Volksabstimmung uber den Austritt Deutschlands aus dem Volkerbund 1933 Volksabstimmung uber das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs 1934 Volksabstimmung uber die Ermachtigung zur Rheinlandbesetzung 1936 Volksabstimmung uber die Wiedervereinigung Osterreichs mit dem Deutschen Reich 1938 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reichstagswahl November 1933 amp oldid 236297202