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Das Gelobnis treuester Gefolgschaft war ein Treueversprechen das 88 deutsche Schriftsteller und Dichter gegenuber Adolf Hitler abgaben und dessen Wortlaut zusammen mit der Unterzeichnerliste am 26 Oktober 1933 deutschlandweit in der Presse verbreitet wurde Gelobnis treuester Gefolgschaft in der Frankfurter Zeitung vom 26 28 Oktober 1933 ausgeschnitten und mit Randnotizen versehen von Harry Graf Kessler Inhaltsverzeichnis 1 Kontext 2 Text 3 Unterzeichner 4 Reaktionen 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Einzelnachweise und AnmerkungenKontext BearbeitenDie Initiative fur das Gelobnis ging von der Sektion fur Dichtkunst der Preussischen Akademie der Kunste in Berlin aus nachdem diese im Fruhjahr und Fruhsommer 1933 handstreichartig umgebaut und mit Anhangern des Nationalsozialismus besetzt worden war und sich kurz darauf in Deutsche Akademie der Dichtung umbenannt hatte 1 Zeitgleich hatten im Fruhjahr 1933 uberall in Deutschland Bucherverbrennungen stattgefunden denen auch die Werke ausgeschlossener Akademiemitglieder zum Opfer gefallen waren Der Text erschien am 26 Oktober 1933 in der Vossischen Zeitung und wurde gleichzeitig auch in anderen Zeitungen wie der Frankfurter Zeitung abgedruckt 2 Unmittelbar vorausgegangen war der am 14 Oktober 1933 von Hitler in Genf erklarte Austritt Deutschlands aus dem Volkerbund der grosses nationales und internationales Echo ausgelost hatte und bei der bevorstehenden Reichstagswahl am 12 November 1933 vom deutschen Volk bestatigt werden sollte Am 4 Oktober 1933 hatte die Regierung Hitler zudem das Schriftleitergesetz erlassen das zum 1 Januar 1934 in Kraft treten sollte und den Weg fur die Gleichschaltung der gesamten deutschen Presse frei machte In dieser Situation diente der Aufruf dazu die vorbehaltlose Unterstutzung der deutschen Literaten und Geistesgrossen fur die ausserst radikale und nach innen wie nach aussen einschneidende Politik des Reichskanzlers Adolf Hitler und seiner Regierung offentlichkeitswirksam zu bekraftigen und dem erwartbaren Wahlerfolg der Nationalsozialisten die bereits alle anderen Parteien ausgeschaltet hatten und auf einer Einheitsliste antraten auf diese Weise das Feld zu ebnen Der Veroffentlichung folgte am 1 November 1933 eine weitere Pressekundgebung der Deutschen Akademie der Dichtung in der ausdrucklich zur Stimmabgabe fur den Volkskanzler Adolf Hitler und fur ein Ja zum Austritt aus dem Volkerbund aufgerufen wurde 3 Gleich nach der Reichstagswahl am 15 November 1933 eroffnete Joseph Goebbels in Anwesenheit Hitlers die Reichskulturkammer die die eigenstandige Akademie der Dichter vollends ersetzte und uberflussig machte 1 Text BearbeitenDie Unterzeichner erklarten Friede Arbeit Ehre und Freiheit sind die heiligsten Guter jeder Nation und die Voraussetzung eines aufrichtigen Zusammenlebens der Volker untereinander Das Bewusstsein der Kraft und der wiedergewonnenen Einigkeit unser aufrichtiger Wille dem inneren und ausseren Frieden vorbehaltlos zu dienen die tiefe Uberzeugung von unseren Aufgaben zum Wiederaufbau des Reiches und unsere Entschlossenheit nichts zu tun was nicht mit unserer und des Vaterlandes Ehre vereinbar ist veranlassen uns in dieser ernsten Stunde vor Ihnen Herr Reichskanzler das Gelobnis treuester Gefolgschaft feierlichst abzulegen Unterzeichner BearbeitenDie 88 unterzeichneten Namen lauteten 4 Friedrich Ahrenhovel 1886 1954 Gottfried Benn 1886 1956 Werner Beumelburg 1899 1963 Rudolf G Binding 1867 1938 Walter Bloem 1868 1951 Max Karl Bottcher 1881 1963 Hans Fr Blunck 1888 1961 Rudolf Brandt 1886 1953 Arnolt Bronnen 1895 1959 Otto Brues 1897 1967 Alfred Brust 1891 1934 Carl Bulcke 1875 1936 Hermann Claudius 1878 1980 Hans Martin Cremer 1890 1953 Marie Diers 1867 1949 Peter Dorfler 1878 1955 Max Dreyer 1862 1946 Franz Dulberg 1873 1934 Ferdinand Eckardt 1902 1995 Richard Euringer 1891 1953 Ludwig Finkh 1876 1964 Hans Franck 1879 1964 Otto Flake 1880 1963 Heinrich von Gleichen 1882 1959 von Gleichen Russwurm 5 Gustav Frenssen 1863 1945 Friedrich Griese 1890 1975 Max Grube 1854 1934 Johannes Gunther 1886 1973 Max Halbe 1865 1944 Ilse Hamel 1874 1943 Agnes Harder 1864 1939 Carl Haensel 1889 1968 Hans Ludwig Held 1885 1954 Karl Heinl 1898 1961 Friedrich W Herzog 1902 1976 Rudolf Herzog 1869 1943 Hans von Hulsen 1890 1968 Paul Oskar Hocker 1865 1944 Rudolf Huch 1862 1943 Bruno W Jahn 1893 1943 Hanns Johst 1890 1978 Max Jungnickel 1890 1945 Hans Knudsen 1886 1971 Ruth Kohler Irrgang 1900 Gustav Kohne 1871 1961 Karl Lange 1885 1959 Joh von Leers 1902 1965 Heinrich Lilienfein 1879 1952 Heinrich Lersch 1889 1936 Oskar Loerke 1884 1941 Herybert Menzel 1906 1945 Gerhard Menzel 1894 1966 Alfred Richard Meyer 1882 1956 Agnes Miegel 1879 1964 Walter von Molo 1880 1958 Borries Frhr von Munchhausen 1874 1945 Muller Partenkirchen 1875 1942 Muhlen Schulte 1882 1981 Eckart von Naso 1888 1976 Helene von Nostitz Wallwitz 1878 1944 Josef Ponten 1883 1940 Rudolf Presber 1868 1935 Hofrat Rehbein 1867 1952 Ilse Reicke 1893 1989 Hans Richter 1889 1941 Heinz Schauwecker 1890 1964 Johannes Schlaf 1862 1941 Anton Schnack 1892 1973 Friedrich Schnack 1888 1977 Richard Schneider Edenkoben 1899 1986 Wilhelm von Scholz 1874 1969 Lothar Schreyer 1886 1966 Gustav Schroer 1876 1949 Schussen Wilhelm 1874 1956 Ina Seidel 1885 1974 Heinrich Sohnrey 1859 1948 Willy Seidel 1887 1934 Diedrich Speckmann 1872 1938 Heinz Steguweit 1897 1964 Lulu v Strauss u Torney 1873 1956 Eduard Stucken 1865 1936 Will Vesper 1882 1962 Magnus Wehner 1891 1973 Leo Weismantel 1888 1964 Bruno Werner 1896 1964 Heinrich Zerkaulen 1892 1954 Hans Caspar von Zobeltitz 1883 1940 Reaktionen BearbeitenBereits am 27 Oktober 1933 kommentierte die im freien Saargebiet erscheinende sozialdemokratische Deutsche Freiheit unter Chefredakteur Max Braun im Hinblick auf die 88 Unterzeichner des Gelobnisses Wes Brot sie essen des Lied mochten sie singen 6 Der Schriftsteller Hanns Martin Elster 1886 1983 legte am 28 Oktober 1933 beim Reichsverband Deutscher Schriftsteller Einspruch ein weil sein Name in der Unterzeichnerliste nicht aufgefuhrt war und damit der falsche Eindruck entstehen konnte dass diejenigen Schriftsteller die nicht in der Namensliste genannt sind nicht zu dem Treuegelobnis und zum Fuhrer stehen 7 Auch Rudolf G Binding protestierte 1933 weil man ihn ganz im Gegenteil ungefragt auf die Liste gesetzt hatte meinte aber 1934 in einer Stellungnahme in der Exilzeitschrift Die Sammlung er habe sich zu sehr fur die neue Zeit eingesetzt als dass ich die Offentlichkeit und ebenso den Herrn Reichskanzler durch ein feierliches Gefolgschafts Gelobnis uberraschen durfte 8 Joseph Wulf notiert zu einigen Genannten Widerspruchliches Das Schriftstuck ist kaum sehr glaubwurdig denn einige unterzeichneten lediglich um ihre Verleger auf diese Weise zu schutzen siehe Oskar Loerke Tagebucher 1903 1939 Heidelberg Darmstadt 1955 S 349 Otto Flake Es wird Abend Gutersloh 1960 S 448 f auch R G Binding protestierte in einem Brief vom 30 10 1933 an den Reichsverband Deutscher Schriftsteller dagegen dass sein Name zu Unrecht unter dem Treuegelobnis stehe R G Binding Die Briefe Hamburg 1957 S 216 217 ebenso bestatigen die beiden folgenden Briefe einwandfrei dass die Unterschriften von Parteifunktionaren ohne Wissen der Betreffenden veranlasst wurden 9 Otto Flake wurde fur seine Unterschrift unter anderem von Thomas Mann Bertolt Brecht und Alfred Doblin scharf kritisiert Zweieinhalb Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ausserte sich Thomas Mann zu der Gelobnisliste Dass auch H L Held und Loerke darauf stehen macht mich doch sehr betroffen Das ubrige Volkchen ist ganz an seinem Platz 10 Siehe auch BearbeitenBekenntnis der Professoren an den deutschen Universitaten und Hochschulen zu Adolf Hitler ahnlicher Aufruf deutscher Universitatsgelehrter und Wissenschaftler vom 11 November 1933 Aufruf der Kulturschaffenden ahnliche Aktion im August 1934 an der sich auch einige Unterzeichner des Gelobnisses treuester Gefolgschaft beteiligten Erklarung fur nationalsozialistische Abgeordnete ehrenwortliche SelbstverpflichtungLiteratur BearbeitenJurgen Hillesheim Elisabeth Michael Hrsg Lexikon nationalsozialistischer Dichter Biographien Analysen Bibliographien Konigshausen amp Neumann Wurzburg 1993 ISBN 3 88479 511 2 S 423 Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 Hans Sarkowicz Alf Mentzer Literatur in Nazi Deutschland Ein biografisches Lexikon Erweiterte Neuausgabe Europa Verlag Hamburg Wien 2002 ISBN 3 203 82030 7 Joseph Wulf Literatur und Dichtung im Dritten Reich Eine Dokumentation Kultur im Dritten Reich Bd 2 Ullstein Frankfurt am Main Berlin 1989 ISBN 3 550 07056 X Erstausgabe Sigbert Mohn Gutersloh 1963 Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten a b Hans Sarkowicz Alf Mentzer Literatur in Nazi Deutschland Ein biografisches Lexikon Erweiterte Neuausgabe Europa Verlag Hamburg Wien 2002 S 15 Das Gelobnis treuester Gefolgschaft der 88 Schriftsteller vom 26 Oktober 1933 in der Vossischen Zeitung wird dokumentiert vom Deutschen Pressemuseum im Ullsteinhaus Treuekundgebungen deutscher Schriftsteller Vossische Zeitung Seite 2 Morgen 26 10 1933 Memento vom 7 Oktober 2016 im Internet Archive Ein Faksimile der Publikation in der Frankfurter Zeitung ist veroffentlicht in dem Ausstellungskatalog Harry Graf Kessler Tagebuch eines Weltmannes 3 durchgesehene Aufl Deutsche Schillergesellschaft Marbach am Neckar 1996 S 485 der Ausschnitt stammt aus der Frankfurter Zeitung Nr 780 vom 28 Oktober 1933 Seite 2 Angabe ebda S 484 Der Text aus der Frankfurter Zeitung wurde auch abgedruckt in Der Aufbau 2 1946 Heft 9 ZDB ID 1010674 1 S 972 referiert von Friedbert Aspetsberger Unmassgebliche Anmerkungen zur Einschrankung des literaturwissenschaftlichen Heimat Begriffs Online Veroffentlichung in Palimpzeszt Nr 9 Marz 1998 Fussnote 28 abgerufen am 18 Dezember 2022 Jorg Thunecke Die Jahre des Unheils Der innere Emigrant Oskar Loerke in seinen Tagebuchern und nachgelassenen Gedichten In Marcin Golaszewski Magdalena Kardach Leonore Krenzlin Hrsg Zwischen Innerer Emigration und Exil Deutschsprachige Schriftsteller 1933 1945 De Gruyter Berlin Boston 2016 S 65 82 hier 68 87 Namen ohne Nr 25 sind aufgelistet bei Joseph Wulf Literatur und Dichtung im Dritten Reich Eine Dokumentation Ullstein Berlin 1989 S 112 f mit Bezug auf die Quelle Schleswig Holsteinische Zeitung vom 26 Oktober 1933 Wulf vermerkt zu Binding dieser habe schriftlich am 30 Oktober 1933 gegen seine ungefragte Auflistung protestiert vgl auch Sarkowicz Mentzer S 102 Loerke und Flake haben in internen Aufzeichnungen Vorbehalte notiert sie hatten nur zum Schutz ihrer Verleger unterzeichnet dazu ausfuhrlich Jorg Thunecke Die Jahre des Unheils Der innere Emigrant Oskar Loerke in seinen Tagebuchern und nachgelassenen Gedichten In Marcin Golaszewski Magdalena Kardach Leonore Krenzlin Hrsg Zwischen Innerer Emigration und Exil Deutschsprachige Schriftsteller 1933 1945 De Gruyter Berlin Boston 2016 S 65 82 Der Name Hermann Kasack steht nicht in der Liste wird aber in einigen neueren Publikationen irrtumlich als Unterzeichner genannt so zuerst Marcel Atze Im volkischen Glashaus Memento vom 6 Oktober 2016 im Internet Archive In literaturkritik de rezensionsforum vom 7 Juli 2002 dgl Jorg Thunecke Die Jahre des Unheils S 69 u Anm 13 richtig dagegen Sarkowicz Mentzer Literatur in Nazi Deutschland Ein biografisches Lexikon Erweiterte Neuausgabe Europa Verlag Hamburg Wien 2002 S 252 255 Die nicht genau alphabetische Reihenfolge der Namen sowie die zum Teil verkurzte oder abweichende teils auch fehlerhafte Schreibweise folgt der Veroffentlichung in der Frankfurter Zeitung nach Graf Kessler Anlage zum Tagebucheintrag vom 28 Oktober 1933 und ist auch in den ubrigen dokumentierten Originalveroffentlichungen belegt Identitat unklar Deutsche Freiheit Jg 1 Nr 110 vom 27 Oktober 1933 S 2 online bei Deutsches Zeitungsportal Klee Kulturlexikon S 134 dokumentiert bei Joseph Wulf Literatur und Dichtung im Dritten Reich Ausgabe 1989 S 114 Klee Kulturlexikon S 52 Joseph Wulf Literatur und Dichtung im Dritten Reich Ausgabe 1989 S 112 Gemeint sind die Briefe Elsters und dessen Einspruch Brief vom 17 September 1947 an Alexander Moritz Frey zitiert bei Klee Kulturlexikon S 275 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gelobnis treuester Gefolgschaft amp oldid 228968640