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Das Hamburgische Kolonialinstitut war die erste staatliche Hochschule in der Hansestadt Hamburg Es wurde am 20 Oktober 1908 eroffnet Das Institut hatte von Anfang an mehr Aufgaben als sein historischer Name erkennen lasst Bereits bei seiner Grundung 1908 stand dahinter die Vision einer offentlichen Universitat Nach dem Ersten Weltkrieg entstand aus wissenschaftlichen Instituten des Kolonialinstitutes und in dessen 1911 fertiggestellten Vorlesungsgebaude ein Teil der Universitat Hamburg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Forschung und Lehre 3 Nachwirkung 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Kochkurs am Kolonialinstitut 1921 unter Leitung des Prof Fulleborn nbsp Siegelmarke Hamburgisches KolonialinstitutSchon seit den 1820er Jahren gab es in Hamburg Uberlegungen eine eigene Universitat zu grunden Diese Idee war wahrend des 19 Jahrhunderts zwar politisch nicht umsetzbar wirkte aber fort Zu den Fursprechern einer Universitatsgrundung zahlte um 1900 auch der damalige Leiter der Hamburgischen Oberschulbehorde Werner von Melle spater Erster Burgermeister Seiner Absicht standen jedoch Vorbehalte hinsichtlich des Bedarfs und der Kosten einer Universitat in der kaufmannisch gepragten Hafenstadt Hamburg entgegen nbsp Bezeichnungen wie Lowen Fluss und Elephanten Fluss auf einer Karte in den Abhandlungen des Kolonialinstituts von 1915 sollen ein attraktives Bild von Deutsch Sudwestafrika vermitteln Zu Beginn des 20 Jahrhunderts wuchs in Hamburg das Interesse an einem Allgemeinen Vorlesungswesen das auf Wissensvermittlung fur die gebildete erwachsene Bevolkerung Hamburgs zielte Zur Forderung dessen wurde 1907 die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung gegrundet Aus den Zinsertragen des gespendeten Stiftungskapitals vier Millionen Mark sollten zusatzliche Professoren und Dozentenstellen fur das Allgemeine Vorlesungswesen ferner auch Ausstellungen Forschungsreisen und wissenschaftliche Veroffentlichungen finanziert werden Zu jener Zeit erfuhr Senator von Melle von Planen des Berliner Reichskolonialamtes einen neuen Lehrstuhl zur Verbesserung der Ausbildung von Personal fur die damaligen deutschen Kolonien zu etablieren Um diese Professorenstelle fur Kolonialwissenschaften verbunden mit finanziellen Mitteln aus der Reichskasse in Hamburg ansiedeln zu konnen entwickelte von Melle zusammen mit Hamburger Gelehrten ein Konzept Das Berliner Projekt sollte mit den Hamburger Planen gebundelt werden Durch die Schaffung eines akademischen Institutes sollten neue Professorenstellen zugleich auch die Basis fur das allgemeine Vorlesungswesen in Hamburg verbreitern Das Hamburger Konzept in der Stadt bestehende Einrichtungen zu einem Kolonialinstitut auszubauen uberzeugte den Leiter des Reichskolonialamtes Bernhard Dernburg Dieser erwartete dass am Uberseehandelsplatz Hamburg auch Kaufleute an den Kursen teilnehmen wurden Dernburg setzte sich im Berliner Reichstag fur Hamburg ein Nach weiteren Verhandlungen auch unter Einbezug des Reichsmarineamtes wurde am 21 Januar 1908 eine entsprechende Vereinbarung abgeschlossen Der Senat und die Hamburgische Burgerschaft grundeten dann das Institut per Gesetz vom 6 April 1908 Eine Spende des Kaufmanns Edmund Siemers ermoglichte den Bau eines Gebaudes fur das Allgemeine Vorlesungswesen auf einem Grundstuck an der Moorweide zwischen dem damaligen Wilhelm Gymnasium heute Altbau der Staatsbibliothek und dem Bahnhof Dammtor 1908 entworfen wurden die Plane fur den Bau die Erweiterungen das Vorlesungswesen und die Aufnahme des Kolonialinstituts uberarbeitet Es wurde 1911 bezugsfertig und am 13 Mai 1911 ubergeben Forschung und Lehre Bearbeiten nbsp Lehrte von 1908 bis 1913 am Kolonialinstitut Der Islamwissenschaftler und spatere preussische Kultusminister Carl Heinrich BeckerNur zu Anfang war der Unterricht eingeschrankt ausgerichtet auf die Bedurfnisse einer Tatigkeit in den deutschen Kolonien in Afrika Asien und Ozeanien Schon bald nach seiner Grundung entwickelte sich das Kolonialinstitut inhaltlich weiter zunachst zu einem allgemeinen Institut fur Auslandskunde Diese Ausweitung setzte sich fort sie ging mit einem Anwachsen der Anzahl ordentlicher Professoren und Institute einher Waren es anfangs nur zwolf Professoren so bestand der Lehrkorper im Jahre 1914 bereits aus 23 Professoren und 63 Dozenten fur Volkerkunde Geschichte deutsche Sprachwissenschaft englische Sprache und Kultur romanische Sprachen und Kultur Sprachen und Geschichte Ostasiens Sprachen und Geschichte des Orients afrikanische Sprachen Physik Sprache und Kultur Japans Geschichte und Kultur Indiens Geschichte und Kultur Russlands Geographie Geologie Mineralogie Astronomie Zoologie allgemeine Botanik angewandte Botanik Tropenmedizin Nationalokonomie Offentliches Recht Philosophie Der Unterricht erfolgte in hochschulmassiger Form gegliedert in Vorlesungen praktische Kurse und Ubungsseminare Nicht sehr zahlreich war und blieb allerdings die Horerschaft Bei der Grundung im Wintersemester 1908 09 gab es 56 eingeschriebene Horer bei Kriegsbeginn 1914 waren es 109 Horer die einem zweisemestrigen Lehrplan zur Vorbereitung auf koloniale Aufgaben folgten Die aus Berlin entsendeten Kolonialbeamten und die erwarteten Hamburger Kaufleute kamen nur in geringer Zahl bis zu 20 Personen aus Berlin pro Jahr Kaufleute so gut wie gar nicht Auch auswartige Studenten folgten kaum da Gastsemester am Kolonialinstitut nur von wenigen Universitaten anerkannt wurden Damit blieben die Horerzahlen hinter den Erwartungen der Planer zuruck Bis zu dreimal grosser war hingegen in allen Jahren die Anzahl von Hospitanten die einzelne Vorlesungen zum Zwecke der personlichen Weiterbildung besuchten Zur Unterstutzung der Lehre im Kolonialinstitut wurde ab 1908 eine zentrale Sammelstelle fur Dokumente und Informationen aus den deutschen Kolonien und deren wissenschaftliche Aufarbeitung eingerichtet Diese Zentralstelle des Instituts erweiterte die Sammel und Auskunftstatigkeit ihres Pressearchivs schon bald auf die gesamte Weltwirtschaft Das Kolonialinstitut gab die Schriftenreihe Abhandlungen des Hamburgischen Kolonialinstituts heraus Nachwirkung BearbeitenMit dem Ersten Weltkrieg endete Deutschlands kurze Zeit als Kolonialmacht die 1884 begonnen hatte Damit verlor das Hamburgische Kolonialinstitut eine seiner Aufgaben vor allem aber entfiel die Zweckangabe in seinem Namen Fortbestehen blieben die wissenschaftlichen Institute und ihre akademischen Aufgaben Aus ihnen entstanden ab 1919 verschiedene Teile der Universitat Hamburg unter anderem das heutige Asien Afrika Institut Die vormalige Zentralstelle wurde zu einem Archiv und Bibliothek zur Weltwirtschaft die ab 1945 ausserhalb der Universitat als Hamburgisches Welt Wirtschafts Archiv fortgefuhrt wurde bevor es zum 1 Januar 2007 in der Deutschen Zentralbibliothek fur Wirtschaftswissenschaften ZBW aufging In der Nacht vom 31 Oktober zum 1 November 1968 sturzten Studierende der Universitat Hamburg zwei Denkmaler vor dem Hauptgebaude der Universitat handelt sich um die der beiden Kolonialoffiziere Hermann von Wissmann 1853 1905 und Hans Dominik 1870 1910 Literatur BearbeitenGeorg Thilenius Hamburgisches Kolonialinstitut In Deutsches Kolonial Lexikon Band 2 1920 S 12 1 Allgemeiner Studentenausschuss ASTA an der Universitat Hamburg Das permanente Kolonialinstitut 50 Jahre Hamburger Universitat Scherberth Trittau 1969 Ludwig Paul Hrsg Vom Kolonialinstitut zum Asien Afrika Institut 100 Jahre Asien und Afrikawissenschaften in Hamburg Deutsche Ostasienstudien 2 Ostasienverlag Gossenberg 2003 ISBN 9783940527110 Johanna E Becker Die Grundung des Deutschen Kolonialinstituts in Hamburg Zur Vorgeschichte der Hamburgischen Universitat Hamburg 2005 PDF Jens Ruppenthal Kolonialismus als Wissenschaft und Technik Das Hamburgische Kolonialinstitut 1908 bis 1919 Historische Mitteilungen Beihefte 66 Stuttgart 2007 ISBN 9783515090049 Jens Ruppenthal Das Hamburgische Kolonialinstitut als verdeckter Erinnerungsort in Ulrich van der Heyden und Joachim Zeller Hrsg Kolonialismus hierzulande Eine Spurensuche in Deutschland Sutton Verlag Erfurt 2007 ISBN 978 3 86680 269 8 S 161 165 Rainer Nicolaysen Kolonialer Anspruch und Vehikel fur die Universitat Zur kurzen Geschichte des Hamburgischen Kolonialinstituts 1908 bis 1919 In Kim Sebastian Todzi und Jurgen Zimmerer Hrsg Hamburg Tor zur kolonialen Welt Erinnerungsorte der post kolonialen Globalisierung Wallstein Gottingen 2021 Hamburger Beitrage zur Geschichte der kolonialen Globalisierung 1 ISBN 978 3 8353 5018 2 S 163 181 Weblinks Bearbeiten43 Bande des Hamburger Kolonialinstituts im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek 50 Jahre Denkmalsturz Der Sturz des Wissmann Denkmals an der Universitat Hamburg 1967 68 Der freien Wissenschaft eine freie Statte Universitat Hamburg Heft 3 August 2001 35 Jahrfeier des Kolonial Instituts der Hansischen Universitat Reden und Ansprachen anlasslich des Uberseetages der Hansischen Universitat am 16 November 1943 im Kaisersaal des Rathauses zu Hamburg Online abrufbar Normdaten Korperschaft GND 10332 9 lobid OGND AKS LCCN n79066263 VIAF 135454861 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hamburgisches Kolonialinstitut amp oldid 230261885