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Die Erdtrommel englisch ground drum ist ein unmittelbar geschlagenes Membranophon dessen Membran straff uber ein als Resonanzkorper dienendes Erdloch gespannt ist Dieses ohne Rahmen oder Korpus auskommende einfache Schlaginstrument steht am entwicklungsgeschichtlichen Beginn der Trommeln Die Erdtrommel ist aus der altindischen Sanskrit Literatur unter dem Namen bhumidundubhi bekannt und wurde bis ins 20 Jahrhundert unter anderem von den Xhosa in Sudafrika als ingqongqo verwendet Beide Erdtrommeln waren mit Krieg verbunden und wurden bei rituellen Anlassen verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Mythische und magische Vorstellungen 3 Verbreitung 3 1 Bhumidundubhi 3 2 Ingqongqo 4 Literatur 5 EinzelnachweiseHerkunft Bearbeiten nbsp Zwei indigene Bewohner der Andamanen mit einem Stampfbrett auf das bei Zeremonien ein Mann mit den Fussen stampfte Inszenierte Aufnahme eines britischen Fotografen von 1875 wenige Jahre nachdem die Andamaner erstmals direkten Kontakt zur Aussenwelt hatten In allen Kulturen werden Gemutsbewegungen Emotionen von franzosisch emotion durch Bewegungen franzosisch motion des Korpers ausgedruckt In kontrollierter Weise geschieht dies beim Tanzen beim rhythmisch auf den Boden Stampfen und bei anderen Schallereignissen die in der ursprunglichsten Form mit dem Korper produziert werden Es dauerte vermutlich in der Entwicklungsgeschichte eine gewisse Zeit bis die nebenbei entstandenen Schlage und Tone zum eigentlichen und eigenstandigen Zweck des Agierens also zu Musik wurden 1 Die ersten rhythmischen Hilfsmittel zur Erganzung von Fussstampfen oder Handeklatschen waren unmittelbar gegeneinander geschlagene Idiophone Selbstklinger Aufschlagidiophone auf die mit einem nichtklingenden Gegenstand Stock geschlagen wird und ferner alle Arten von Rasseln Bei der Schlagbewegung wird zwischen einer linearen Bewegung beim Stampfen Stossen und einer kreisformigen Bewegung aus dem Arm oder dem Handgelenk beim Aufschlagen unterschieden Das rhythmische Fussstampfen auf den Erdboden lasst sich akustisch verbessern wenn mit den Fussen auf ein Holzbrett gestampft wird Solche Stampfbretter sind aus einigen tropischen Regionen in Afrika und Asien sowie von pazifischen Inseln und bei Afrobrasilianern bekannt Die Schlage klingen lauter wenn das Brett uber ein Erdloch als Resonanzraum gelegt wird In einem weiteren Entwicklungsschritt wird die Stampfbewegung der Fusse an Holzstangen oder Bambusrohren ubertragen um mit ihnen einzeln oder paarweise auf das Brett zu schlagen 2 Eine ausgereifte musikalische Form produzieren indonesische Frauen mit dem aus einem Baumstamm hergestellten Stampftrog lesung der ansonsten zum Dreschen von Reis mit langen Holzstangen dient Auf Stampfbrettern die uber einer Grube liegen wurde auch getanzt wie von manchen melanesischen Inseln berichtet wird nbsp Indonesische Frauen beim Dreschen von Reis in einem Stampftrog lesung der auch als Musikinstrument verwendet wird 1900 1920Anderswo etwa auf Fidschi wurden solche Bretter mit Stocken geschlagen 3 Durch die Schlagbewegung werden die Bretter von ihrer horizontalen Lage uber dem Erdboden unabhangig weshalb die meisten Schlagbalken oder bretter an einem Gestell aufgehangt oder transportabel sind Eine zu den Pomo gezahlte Indianergruppe in Kalifornien stampfte Anfang des 20 Jahrhunderts mit den Fussen auf ein 3 bis 4 Zentimeter starkes uber einen langen Graben gelegtes Brett um mit diesem Rhythmus die Tanzer zu begleiten 4 Die Maidu ein Indianervolk im nordlichen Kalifornien stampften nach einem Bericht von 1905 mit den Fussen gleichermassen auf einen mittels Feuer ausgehohlten Holzstamm Vorstufe einer Schlitztrommel und auf eine Platte aus Birkenrinde Vorstufe einer Membran uber einer Erdgrube 5 Der Erdgrube wird seit der Fruhzeit vielfach eine magisch mythische Bedeutung zugesprochen Hierzu postuliert Curt Sachs 1940 als Motiv der altsteinzeitlichen Erfindung von Musikinstrumenten nicht primar Nutzlichkeitserwagungen Jagdbogen fur die Jagd sondern die Vorstellung von ubernaturlichen Kraften auf die mit magischen Ritualen und Symbolen reagiert werden musse der Mundbogen als altere und unabhangige Erfindung 6 Eine mit der Erdtrommel verwandte Konstruktion ist der Erdbogen von dessen uber einer Grube ausgebreiteten Membran in der Mitte eine Saite bis zur Spitze eines daneben in den Boden gesteckten Stabes gespannt ist Ein weiteres ursprungliches Saiteninstrument die Erdzither mit einer waagrecht uber den Boden gespannten Saite ahnelt konstruktiv dem uber eine Grube gelegten Schlagbrett Curt Sachs 1923 halt die Erdzither fur den Ausgangspunkt des uber einen seitlich angebrachten Resonator verstarkten Musikbogens 7 und die genannten Instrumententypen Erdbogen Erdzither Musikbogen Schlitztrommel und Membranophon ordnet er einem mittleren Stratum der steinzeitlichen Herausbildung der Musikinstrumente zu die nicht weltweit aber in grossen Regionen auf mehreren Kontinenten stattgefunden habe 8 Bei den Membranophonen vollzog sich eine parallele Entwicklung wie bei den Idiophonen vom Stampfen zum Schlagen und vom ortsgebundenen Resonator bei der Erdtrommel uber die fest aufrechtstehende Rohrentrommel zur tragbaren Trommel beliebiger Form Mit den Handen schlagen geht dem Einsatz von Stocken voraus Die Membran einer Trommel klingt anders als ein Schlagbrett nicht von selbst sondern bringt erst einen kraftvollen tiefen Schlagton hervor wenn ihre Schwingungen auf den Luftraum eines Resonanzkorpers ubertragen werden Rahmentrommeln ohne Resonanzkorper klingen leiser und hoher Frauen mancher australischer Aborigines schlugen sich fruher bei Tanzen im Stehen mit den flachen Handen auf beide Gesasshalften anderswo schlugen sie gelegentlich mit den flachen Handen auf den Erdboden Am Murray River in Sudostaustralien legten andere Aborigines Gruppen wahrend sie auf dem Boden sassen ein Stuck Tierhaut uber ihre Oberschenkel das sie mit den Handen oder mit Stocken schlugen 9 Northcote W Thomas 1906 berichtet dass hierfur die Haut von Opossums verwendet wurde und es ansonsten keine einheimischen Musikinstrumente in Australien gab 10 Nach einer Beobachtung vom Anfang des 20 Jahrhunderts tanzten Madchen und junge Frauen im fruheren ugandischen Konigreich Ankole mit umgebundenen Hautschurzen auf die sie von vorne mit den Handen schlugen um dumpfe Schlage zu produzieren 11 Ahnlich agierten unter anderem Madchen und Frauen der Bakiga in Uganda bei Hochzeitsfeiern 12 Eine solche Schlaghaut stellt die Urform eines Membranophons dar 13 Mythische und magische Vorstellungen Bearbeiten nbsp Holzerne einfellige Standtrommel der Lango in Uganda in einem ethnografischen Handbuch des British Museums von 1910In vielen Kulturen wird Trommelrhythmen eine grosse Macht zugesprochen und sie sind fur viele Rituale unverzichtbar So lasst das rhythmische Schlagen der Schamanentrommel den Schamanen in seiner ekstatischen Sitzung Geister herbeirufen zum Himmel oder ins Zentrum der Welt fliegen 14 Bei der Erdtrommel wurde eine Tierhaut uber ein Erdloch gespannt und mit Pflocken an den Randern fixiert Fur eine rituell verwendete Trommel nahm man die Haut eines geopferten Tieres Geschlagen wurde sie mit dessen Schwanz oder mit Stocken Bekannt sind Erdtrommeln von den Aborigines in Australien und aus Afrika auf beiden Kontinenten wurden sie hauptsachlich von Frauen geschlagen In Nordamerika spielten bei den zu den Apachen gehorenden Jicarilla nur Manner die Erdtrommel Bei Heilungszeremonien schlugen sie mit den Mokassins der Patienten auf die aus Buffelhaut bestehenden Membranen Falls nordamerikanische Indianer fruher keine Trommeln zur Verfugung hatten stellten sich einige Manner im Kreis auf Mit einer Hand hielten sie eine Tierhaut fest und schlugen sie mit der anderen Hand Ein Entwicklungsschritt von der Erdtrommel zu einer Trommel mit Korpus ist eine von den Ojibwe Chippewa zu den Anishinabe gehorende Indigene im sudlichen Kanada fruher hergestellte Konstruktion Die Ojibwe schlugen eine Reihe von sich gegenseitig beruhrenden Pflocken kreisformig in den Boden und bildeten so eine zylindrische Form mit etwa 60 Zentimetern Durchmesser und derselben Hohe Daruber breiteten sie eine Haut die sie an Kerben an den Pflocken verspannten Mit der Tanztrommel der Ojibwe war dann die Evolution der tragbaren Rohrentrommel abgeschlossen Sie bestand aus einem dunnen zu einem Kreis von 30 Zentimetern Durchmesser gebogenen Zedernholzbrett mit einer darubergezogenen Membran 15 In ihrer ursprunglichsten Form besteht die Rohrentrommel aus einem ausgehohlten Baumstamm der auf dem Boden aufgestellt und an der Oberseite mit einer Membran bespannt ist 16 Die Erdtrommel entspricht mit ihrer Grube als Resonanzraum einer Kesseltrommel Alle Trommeltypen sind seit jeher mehr als andere Musikinstrumente von magischen Vorstellungen umgeben und sie werden bei religiosen Ritualen und weltlichen Zeremonien Zeremonialtrommeln gebraucht Bei solcherart verwendeten Trommeln unterliegt bereits die Herstellung besonderen Brauchen und Meidungsgeboten oftmals werden sie in geschutzten Bereichen Trommelhausern aufbewahrt oder gehoren zu den Insignien des Herrschers Konigstrommel naqqara Curt Sachs 1940 arbeitet den weiblichen Aspekt in den mythischen Vorstellungen uber Trommeln heraus und erwahnt hierzu Opferhandlungen fur die Trommel dhol vor Hochzeiten der zu den Scheduled Tribes gezahlten Chamar in Nordindien Nachdem die Trommel diverse Opfergaben erhalten hat fuhrt der Trommelspieler eine Prozession von Frauen an um die Volksgottin Dharti Mata Mutter Erde zu verehren Beispiele von weiteren Ritualen und Brauchen verweisen demnach auf die Verbindung von Trommel weiblichem Geschlecht Fruchtbarkeit und der Erdverehrung 17 Der Fruchtbarkeitsaspekt kommt auch bei den Bezeichnungen der Trommeln bei den Lango im Norden Ugandas zum Ausdruck Sie nennen die grosste Trommel min bul Muttertrommel und die kleinste atin bul Kindertrommel 18 Rituell verwendete Rahmentrommeln sind allgemein uberwiegend Instrumente der Frauen es sei denn sie werden von Mannern zu kriegerischen Zwecken verwendet Terrakottafiguren aus der sumerischen Stadt Ur um 2000 v Chr stellen Tanzerinnen mit Rahmentrommeln dar Ab dieser Zeit sind Abbildungen von tanzenden Frauen mit Rahmentrommeln aus Mesopotamien und viele ab 1570 v Chr aus dem Neuen Reich in Agypten uberliefert Im ostlichen Mittelmeer war die in der Bibel erwahnte tof ein Instrument der Frauen und im altgriechischen Kult des Fruchtbarkeitsgottes Dionysos traten Frauen mit Rahmentrommeln auf 19 In den sudamerikanischen Anden wie in vielen anderen Kulturen bilden die Trommeln der Frauen die wesentliche Ausnahme unter ansonsten exklusiv den Mannern vorbehaltenen Musikinstrumenten 20 Curt Sachs 1940 verweist in diesem Zusammenhang auch auf einige Mythen in denen die Trommel der Frauen mit der Vorstellung von Erdgrube Milch Mond und Nacht verbunden ist etwa auf einen Ursprungsmythos der Wagawaga Deamuni in der Massim Kulturregion Milne Bay Province an der Ostspitze von Neuguinea 21 Demnach besassen die Wagawaga fruher keine Trommeln bis ein Jager in einer fernen Gegend dumpfe Tone von tief unten horte Er fand einen Weg in die Erde hinein und kam den Tonen folgend zu zwei Mannern die Trommeln spielten Der Jager bat einen von ihnen ihm seine Trommel zu leihen aber anstatt sie zuruckzugeben rannte er mit ihr davon in sein Dorf Am nachsten Tag kehrte der Jager an den unterirdischen Ort zuruck als die beiden Manner schliefen und stahl weitere Trommeln Die Wagawaga kopierten die Trommeln und verwenden sie seitdem zu ihren Tanzen 22 Das Motiv des Stehlens kommt auch in anderen Ursprungsmythen von Trommeln und sonstigen Musikinstrumenten vor Ublicherweise werden sie ubernaturlichen Wesen entwendet Bei den Kiwai in Papua Neuguinea entsteht die erste Trommel aus dem Korper einer Frau und weiter sudlich im Delta des Purari gebiert eine Frau die erste Trommel und zugleich den Kulturbringer Iko der die Menschen auch das Trommeln lehrt 23 Die Wahinda eine ehemalige Herrscherfamilie in Ostafrika uber die Forschungsreisende im 19 Jahrhundert berichteten pflegten einen Kult um eine heilige Staatstrommel die sie als Zeichen ihrer Wurde aus ihrer alten Heimat im Norden in ihr damaliges Siedlungsgebiet Uganda und Nachbarregionen mitgebracht hatten Die Trommel war in einer besonderen Hutte untergebracht und durfte von normalen Menschen nicht gesehen werden selbst der Sultan durfte sie nur bei Neumond und bei Kriegsgefahr sehen ansonsten konnte dies den Tod bedeuten Eine der Trommeln ging der Legende nach verloren indem sie sich selbst fortbewegte Jemand fand die Trommel in einem Sumpf vergraben und erkannte sie am Aufsteigen von Milch Eine andere Trommel machte sich davon und versteckte sich in der Erde wo sie zufallig von Frauen entdeckt wurde die einen auffalligen Erdhugel sahen aus dem beim Graben Milch aufstieg Man horte die Trommel in der Erde schlagen als sie ausgegraben wurde 24 Die beiden heiligen Trommeln im ugandischen Konigreich Ankole waren in einer separaten Hutte in der Nahe der koniglichen Residenz untergebracht und wurden ausschliesslich bei der Kronungszeremonie des Herrschers gespielt Dort lagen sie auf einem Bettgestell umgeben von weiteren Trommeln Eine der Trommeln wurde von den Wachtern stets an Neumond geschlagen Vor den Trommeln standen Schalen auf dem Boden die taglich morgens und abends als Opfergabe mit Milch von heiligen Kuhen gefullt wurden 25 In der Trommelhutte deren Dach stets kuppelformig sein musste sieht Curt Sachs 1928 ein Symbol von Mutterschoss und Erdgrube 26 Verbreitung BearbeitenBhumidundubhi Bearbeiten Der alteste indische Name fur eine Trommel dundubhi kommt in auf Sanskrit verfassten Texten ab dem Ende des 2 Jahrtausends v Chr bis etwa ins 13 Jahrhundert n Chr vor Die dundubhi scheint als Kriegstrommel verwendet worden zu sein denn sie wird im Rigveda im Zusammenhang mit dem Donner und Kriegsgott Indra erwahnt 27 Anderen vedischen Schriften ist zu entnehmen dass ihr Korpus aus Holz bestand Die vedische Musik war grundsatzlich sakral und muss demnach streng geregelt gewesen sein Bei Opferzeremonien sangen Priester begleitet von einem Frauenchor Im Zusammenhang von Opferzeremonien wird auch die Erdtrommel bhumidundubhi erwahnt Sanskrit bhumi Erde Sie bestand aus einer mit Ochsenhaut uberspannten Grube die mit dem Schwanz des Tiers geschlagen wurde Beim Soma Opfer mahavrata wurde eine Grube fur die Erdtrommel in der Nahe des Opferplatzes ausgegraben wie aus mehreren Quellen der mittelvedischen Zeit hervorgeht 28 Mahavrata war neben seinem Charakter als Opferzeremonie ein grosses Gemeinschaftsfest Die Priester nahmen auf Sitzgelegenheiten aus Holz Platz die im Chor singenden und musizierenden Frauen auf Matten am Boden Sie spielten mehrere Saiteninstrumente mit unterschiedlichen Namen apaghatalika apalavina und picchola allgemein vina Begleitet wurden sie von Schneckenhornern Rohrfloten aus Palmblattern nali naadi und Bambusfloten tunava turava ansonsten venu Ausserdem fuhren Krieger mit einem Wagen um den Opferplatz herum wahrend sie mit Pfeil und Bogen auf eine zwischen zwei Pfosten aufgespannte Rindshaut schossen Dann fand noch ein Wagenrennen statt Wahrend all dem und weiteren Aktivitaten wurde die Erdtrommel geschlagen So erscheint mahavrata als Fest der Wintersonnenwende und daruber hinaus als religioses Opfer und Segnungsritual fur die gesamte teilnehmende Bevolkerung neben den Brahmanen auch Kshatriyas und Mitglieder anderer Kasten 29 Ahnliche Aufzahlungen von Musikinstrumenten bei Ritualen fuhren ein grosses Orchester vor aus bhumidundubhi dundubhi einer weiteren Holztrommel vanaspati Zimbeln aghati vier verschiedenen vina darunter die hundertsaitige satatantri vina wohl eine Bogenharfe wie die yazh in Sudindien und neben den genannten Blasinstrumenten ein weiteres das bakura genannt wurde vgl bhankora Im Katydyana Shrautasutra werden hingegen zur Ritualbegleitung nur Trommeln erwahnt 30 Die im Umkreis des vedischen Rituals geschlagene Erdtrommel reprasentiert den Klang der Erde und den machtigen Schrei des Buffels Im Jaiminiya Brahmana Teil des Samaveda werden die durch Stimmen und Musikinstrumente hervorgebrachten lautstarken Klange als fur das Ritual bedeutsam erwahnt Die machtigste Stimme lasst der Ochse in Gestalt der mit seiner Haut bespannten Erdtrommel ertonen Im Panchavimsha Brahmana heisst es entsprechend dass in den Ecken des Altarplatzes Trommeln als die Stimmen der Baume ertonen und dazu die Erdtrommel als die Stimme der Erde Alle Stimmen zusammen ergeben die Stimme des Universums 31 Das rituelle Gegengewicht zur Erdtrommel verkorpert der Priester der Gotter Brihaspati der in dieser Eigenschaft in einer Beziehung zum Kriegsgott Indra steht Ursprunglich wurde Indra selbst als einzelne Figur eines kombinierten Priester Kriegers vorgestellt Der hohen durch rhythmische Akzentuierung magisch wirksamen Stimme des Priesters steht die Erdtrommel bhumidundubhi gegenuber die aus der Tiefe der Erde heraus spricht In der Ritualanweisung Apsudiksha heisst es zur Ausfuhrung An den Ecken des grossen Altars werden Trommeln positioniert Hinter dem Feueropferplatz agnidhra von agni Feuer grabt man ein Loch fur die Erdtrommel halb innerhalb und halb ausserhalb des Altars Nachdem eine nasse Haut mit der behaarten Seite nach oben darubergespannt und auf allen Seiten mit Pfosten adhvaryu fixiert ist wird ein Rinderschwanz genommen um die Trommel zu schlagen In dieser und in anderen Ausfuhrungen zum Ritual gehort die Erdtrommel zur mythischen Vorstellung der Erdhohle die mit der Unterwelt und Holle der vedischen Tradition verbunden ist Der Ausdruck gegrabenes Erdloch khata avata aus dem sussliche heilende Safte herausquellen entspricht dem Gefass in welchem der ausgepresste Soma gesammelt wird Zur bhumidundubhi gehoren folglich die gegensatzlichen Assoziationen des bedrohlichen Fremden in der Tiefe und der wundersamen Quelle von Wohlstand und Wohlbefinden Wenn die Rindshaut mit dem Schwanz des Tieres geschlagen wird so symbolisiert dies den mythischen Kampf des Helden gegen die Schlange als das Monster oder der Drache in der Tiefe ahir budhniyaḥ als ob anstelle der gespannten Tierhaut auf dessen Wohnstatte oder Zufluchtsort geschlagen wurde Die Haut steht gleichermassen fur die fruchtbare Milchkuh wie fur den kraftstrotzenden Bullen Der Grube wird hierbei die Vorstellung des fruchtbaren Mutterschosses ubertragen In der Wortwurzel des zur Abdeckung der Grube mit der Tierhaut verwendeten Verbs ist eine sexuelle Komponente enthalten wie auch der Sanskrit Ausdruck puccha laṅgula Schwanz fur das Schlagwerkzeug eine erotische Bedeutung hat Beim mahavrata Ritual wird auch Soma mit einem Stossel in einem Morser ulukhala ausgepresst wahrend die Trommelschlage zu horen sind Morser und Trommel haben Paolo Maria Rossi 2019 zufolge dieselbe magische Funktion Stossel und Morser sorgen beim Stampfen der Pflanze fur die Ausbreitung des Soma Saftes wie sich beim Schlagen der Trommel durch die Schwingungen der Membran deren Tone ausbreiten Eine sexuelle Komponente ist auch sprachlich dem Morser zu eigen Im Ritual symbolisieren beide Fruchtbarkeit und Lebenskraft In einer magischen Abwehrformel gegen Fehlgeburten fuhrt der Ausdruck bhumibudhna Erd Boden Grund Unterstes bildlich und sprachlich zur Erdtrommel bhumidundubhi 32 Ingqongqo Bearbeiten nbsp Initiationstanz der Bomvana in Sudafrika mit maskierten Initianten abakweta bei dem Frauen fruher die Ochsenhauttrommel ingqongqo schlugen Die traditionell als Jager und Sammler lebenden San in Sudafrika besassen fruher keine Trommeln sondern ubernahmen diese vermutlich von den Rinderzucht treibenden Khoikhoi Nach einem Bericht von 1801 kannten die San eine Reibtrommel bei den Zulu ingungu wahrend mehrere europaische Reisende im 17 Jahrhundert von einer Kesseltrommel bei den Khoikhoi berichteten die aus einem Milchgefass aus Holz Bambus oder Ton bestand und die es noch in der alten Tradition hergestellt und mit einer feuchten Ziegenhaut bespannt um 1930 bei den Koranna gab Zu diesen Trommeln mit geschlossenem Boden brachten in der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts als Sklaven aus Sudostasien verschleppte Kapmalaien die unten offene einfellige Rohrentrommel ghoema mit Auf die indigenen Volker im sudlichen Afrika trafen im Verlauf des 17 Jahrhunderts von Norden eingewanderte Bantu die als einfachste Trommel die Erdtrommel ingqongqo kannten die noch bis in die erste Halfte des 20 Jahrhunderts von den Xhosa verwendet wurde Fur die ingqongqo wurde keine Grube ausgehoben Eine an der Sonne getrocknete Ochsenhaut wurde stattdessen an der Spitze von in den Boden geschlagenen Pflocken befestigt sodass sich die Haut ungefahr einen Meter waagrecht uber dem Erdboden befand In regelmassigen Abstanden waren kleine Schlaufen aus Haut am Rand der Membran festgebunden Die Spielerinnen hielten die Schlaufen mit der linken Hand um die Membran zu straffen und schlugen sie mit einem rund 60 Zentimeter langen Stock amaqoqa in der rechten Hand 33 Eine andere Moglichkeit der im Kreis stehenden Spielerinnen war die in der Mitte durchhangende Membran frei mit der linken Hand zu halten um sie mit einem Stock in der rechten Hand zu schlagen Frauen liessen die Ochsenhaut auch am Boden liegen und schlugen sie wahrend sie im Kreis herum sassen Heute werden anstelle der ingqongqo Holz oder Blechplatten geschlagen 34 Mutmasslich die fruheste Erwahnung der ingqongqo findet sich in der Reisebeschreibung von Cowper Rose 1829 35 In den 1930er Jahren war die ingqongqo selten geworden Sie wurde vorwiegend wahrend der abakweta Tanze bei der mit Beschneidung verbundenen Initiationszeremonie fur die Knaben gespielt Wahrend der Initiationsphase lebten sie von anderen isoliert zusammen in einer Grashutte itonto Die trommelnden Frauen waren nahere Angehorige der Jungen Die Trommelschlage sorgten fur den Rhythmus der Tanze und sollten fur die tanzenden Initianten den Takt vorgeben und sie anspornen Nach der zeremoniellen Beschneidung schlachteten die Eltern Rinder und die Jungen erhielten reichlich Fleischnahrung 36 Die Bomvana eine xhosasprachige Ethnie in Sudafrika bliesen bei der abakweta Initiation auch ein nur einen Ton produzierendes Rinderhorn butyu eine einfachere Alternative des Antilopenhorns phalaphala 37 Die Haut der ingqongqo musste von einem Ochsen stammen der eigens fur die abakweta Zeremonie geschlachtet und dessen Fleisch nicht gegessen wurde Ublicherweise stiftete ein wohlhabender Mann dessen Sohn an der Initiation teilnahm diesen Ochsen Bis zu ihrer Verwendung wurde die Haut in der Initiationshutte der Jungen aufbewahrt Wahrend der Zeit in der Hutte schnitzten die Initianten Verzierungen in die Schlagstocke amaqoqa ahnlich denen auf den Speeren assegai Entsprechend soll die Trommelmembran von dem aus Rindshaut gefertigten Kriegsschild abgeleitet sein Wahrend der Tanze standen die Jungen in einer Reihe den Frauen gegenuber vor dem Rinderpferch Der beste Tanzer der Jungen wurde mit einem assegai belohnt der zweitbeste erhielt einen Stab aus umsimbithi Holz Millettia grandis oder es wurden nur umsimbithi Stabe ausgegeben Die Rindshaut wurde haufig am Ende der Initiationszeremonie zerstort 38 Ausser bei Beschneidungszeremonien der Knaben verwendeten Xhosa die ingqongqo bei der Initiation ukombela von magischen Heilern sangoma Zur ukombela Zeremonie gehorten Trommeln Tanzen und Handeklatschen wahrend einer nachtlichen Versammlung bei der die Anwesenden besondere Lieder sangen um den Heiler in einen Zustand der Ekstase ukuxentsa zu versetzen Zusatzlich zum Schlagen der ingqongqo wurden Bundel von assegai zusammengeschlagen Fruher praktizierten die Zulu ahnliche Rituale In der parallelen Verwendung von Trommel und Speeren erscheint die Trommelmembran wiederum als abgeleitete Form des grossen Kriegsschildes Zu diesem Bedeutungsumfeld gehort auch ein anderer ikawu genannter Schild der Xhosa der aus einer gefleckten Ochsenhaut hergestellt und mit einem schwarzen Schlagel geschlagen wird Der kleinere Tanzschild ikawu eine Art zeremoniell verwendeter Kriegsschild wurde zusammen mit der ingqongqo bei nachtlichen Treffen von Jungen und Madchen die umtshotsho genannt werden eingesetzt Dabei singen die Madchen und die Jungen rufen mit tiefer Stimme dazwischen Nach Berichten vom Anfang des 19 Jahrhunderts schlugen Jager der Zulu mit einem Schlagstock Knobkierie auf Schilde ikawu um Preislieder zu begleiten etwa fur einen der ihren der erfolgreich einen Lowen erlegt hatte 39 Cowper Rose 1829 beschreibt dass ein Regenmacher der Xhosa zu einem wie es hiess durch Hexerei erkrankten Hauptling gerufen wurde Bei der Heilungszeremonie standen Frauen im Halbkreis gaben monotone Schreie von sich und schlugen auf grosse Kriegschilde 40 Literatur BearbeitenGround drum In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Band 2 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 478 Percival R Kirby The Musical Instruments of the Native Races of South Africa 1934 2 Auflage Witwatersrand University Press Johannesburg 1965 Sibyl Marcuse A Survey of Musical Instruments Harper amp Row New York 1975 Paolo Maria Rossi Ahir budhniyaḥ and bhumidundubhiḥ The serpent of the deep and the earth drum A hypothesis of etymological and or cultural connections In Lingua Posnaniensis Band 61 Nr 2 Dezember 2019 S 107 131 Curt Sachs Geist und Werden der Musikinstrumente Reimer Berlin 1928 Nachdruck Frits A M Knuf Hilversum 1965 Curt Sachs The History of Musical Instruments W W Norton amp Co New York 1940Einzelnachweise Bearbeiten Curt Sachs 1940 S 26 Sibyl Marcuse 1975 S 17 Hans Fischer Schallgerate in Ozeanien Bau und Spieltechnik Verbreitung und Funktion Sammlung musikwissenschaftlicher Abhandlungen Band 36 Verlag Heitz Baden Baden 1958 S 11 Samuel Alfred Barrett The Ethno Geography of the Pomo and Neighboring Indians University of California Publications in American Archaeology and Ethnology Band 6 Nr 1 The University Press Berkeley 1908 S 233f Roland Burrage Dixon The Northern Maidu In Bulletin of the American Museum of National History Band 17 Teil 3 1905 S 119 346 hier S 221 Curt Sachs 1940 S 56 Curt Sachs 1928 S 63 Curt Sachs 1940 S 63 Herbert Basedow The Australian Aboriginal F W Preece and Sons Adelaide 1925 S 372 374 Northcote W Thomas Natives of Australia The Native Races of the British Empire Archibald Constable and Company London 1906 S 126 John Roscoe Report of the Mackie Ethnological Expedition to Central Africa Band 2 The Banyankole University Press Cambridge 1923 S 95 Klaus Wachsmann Tribal Crafts of Uganda Part Two The Sound Instruments Oxford University Press London 1953 S 365 Curt Sachs 1928 S 57 Mircea Eliade Schamanismus und archaische Ekstasetechnik Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft Suhrkamp Frankfurt 1980 S 168 Sibyl Marcuse 1975 S 120f Curt Sachs 1940 S 31 Curt Sachs Die Musikinstrumente Indiens und Indonesiens 2 Auflage Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Berlin Leipzig 1923 S 56 Jack Herbert Driberg The Lango A Nilotic Tribe of Uganda Fisher Unwin LTD London 1923 S 125 Veronica Doubleday The Frame Drum in the Middle East Women Musical Instruments and Power In Ethnomusicology Band 43 Nr 1 Winter 1999 S 101 134 hier S 106 108 Henry Stobart In Touch with the Earth Musical Instruments Gender and Fertility in the Bolivian Andes In Ethnomusicology Forum Band 17 Nr 1 Sounds of Power Musical Instruments and Gender Juni 2008 S 67 94 hier S 70 Curt Sachs 1928 S 55 Charles Gabriel Seligman The Melanesians of British New Guinea Cambridge University Press Cambridge 1910 S 385f Hans Fischer Schallgerate in Ozeanien Bau und Spieltechnik Verbreitung und Funktion Sammlung musikwissenschaftlicher Abhandlungen Band 36 Verlag Heitz Baden Baden 1958 S 33f Richter Einige weitere ethnographische Notizen uber den Bezirk Bukoba In Freiherr von Danckelman Hrsg Mittheilungen von Forschungsreisenden und Gelehrten aus den Deutschen Schutzgebieten Mit Benutzung amtlicher Quellen Band 13 Ernst Siegfried Mittler und Sohn Berlin 1900 S 61 114 hier S 70f John Roscoe Report of the Mackie Ethnological Expedition to Central Africa Band 2 The Banyankole University Press Cambridge 1923 S 44 48 Curt Sachs 1928 S 55 Alastair Dick Dundubhi In Grove Music Online 20 Januar 2016 Walter Kaufmann Altindien Musikgeschichte in Bildern Band 2 Musik des Altertums Lieferung 8 Hrsg Werner Bachmann Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1981 S 24 32 Uma Chakravarty People and the Vedic Sacrifice In Annals of the Bhandarkar Oriental Research Institute Band 79 Nr 1 4 1998 S 179 192 hier S 187f John Napier An Old Tradition but a Very New Practice Accompaniment and the Saturation Aesthetic in Indian Music In Asian Music Band 35 Nr 1 Herbst 2003 Winter 2004 S 115 134 hier S 119 129 Fn 18 Paolo Maria Rossi 2019 S 114f Paolo Maria Rossi 2019 S 117 121 Percival R Kirby 1934 S 14 18 20 Laurie Levine The Drum Cafe s Traditional South African Music Jacana Media Johannesburg 2005 S 81 84 Cowper Rose Four Years in Southern Africa Henry Colburn and Richard Bentley London 1829 S 146 John Maclean A compendium of Kafir laws and customs including genealogical tables of Kafir chiefs and various tribal census returns J Slater Grahamstown 1906 S 101 Percival R Kirby 1934 S 79 Percival R Kirby 1934 S 21 Percival R Kirby 1934 S 22 24 Cowper Rose Four Years in Southern Africa 1829 S 141 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erdtrommel amp oldid 220168698