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Tom auch thom ist eine funfsaitige Schalenleier bei den Schilluk im Sudsudan Ein Sanger begleitet mit der Leier epische Lieder die haufig von den Heldentaten des mythischen ersten Konigs erzahlen Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Bauform und Spielweise 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung BearbeitenLeiern sind im ostlichen Afrika weit verbreitet anderswo in Afrika kommen sie nicht vor Sie werden von der simsimiyya in Agypten den Nil aufwarts uber Nubien wo die Schalenleier nubisch kisir arabisch tanbura das beliebteste traditionelle Musikinstrument ist in Athiopien mit den Leiern krar und beganna bis zur Sudgrenze des Verbreitungsgebiets in der Region Buhaya in Tansania in Teilen von Uganda und der Nordwestregion der Demokratischen Republik Kongo gespielt 1 Zwischen dem 1 und 4 Jahrhundert gelangten Leiern von Nubien ausgehend ins Aksumitische Reich im heutigen Athiopien spater von Nubien in den Sudsudan und vermutlich mit den Luo im 15 16 Jahrhundert den Weissen Nil weiter aufwarts bis Uganda Fur die Namen einiger ostafrikanischen Leiern stellte Gerhard Kubik eine Verwandtschaft und damit moglicherweise eine kulturelle Beziehung zu athiopischen Leiern fest 2 Im Sudsudan heissen die Leiern bei folgenden nilotischen Volkern thom bei den Schilluk den Dinka den Nuer und tom bei den Bari In der heute im Sudsudan ausgestorbenen Sprache Mittu lautete die Bezeichnung fur Leier thomu Die Kakwa in Nordwest Uganda kennen ebenfalls eine Leier tom die Luo in Kenia und Tansania eine thum 3 Das Wort tom oder thum kann in den einzelnen Sprachen ein weites Bedeutungsfeld abdecken Bei den Schilluk bezeichnet tom ausser der Leier auch den Regenmachertanz der zum bedeutendsten Jahresfest gehort das Anfang des Monats alabor nach dem Mondkalender der Schilluk bei Neumond kurz vor Beginn der Regenzeit durchgefuhrt wird Hierfur und bei Festtagstanzen bul und bei Begrabnisfeiern ywok spielen Schilluk die heilige Rohrentrommel tom die religiosen Anlassen und Tanzen fur den Konig vorbehalten ist 4 Im Vergleich dazu bezeichnet thum bei den Luo neben der Leier den gesamten Bereich der traditionellen Musik also den von einer Leier einer Fiedel orutu einem Akkordeon onanda oder einer Gitarre gita begleiteten Gesang 5 Bauform und Spielweise BearbeitenDie tom ist eine seltene Form der Schalenleiern Anstelle einer kreisrunden Halbschale besteht ihr Korpus aus einem langs halbierten Holzstamm von etwa 40 Zentimetern Lange der wannenformig ausgehohlt und mit ungegerbter Kuhhaut bezogen ist Die Haut uberdeckt die offene Oberseite der Schale und schliesst die halbkreisformigen Seiten ab Sie wird mit einer dichten Reihe paralleler Schnure in Langs und Querrichtung verspannt Wie bei der ugandischen Rohrenspiessgeige endingidi ist der Korpus rechtwinklig zu den Saiten positioniert Am oberen Korpusrand sind zwei parallele Holzstangen festgebunden an deren Ende ebenfalls durch Schnure ein Joch fixiert ist Eine Leier mit demselben Resonanzkorper heisst bei den Ingassana Sprechern jangar Sie leben im ostsudanesischen Bundesstaat an Nil al azraq an der athiopischen Grenze und verweisen auch anderweitig auf eine kulturelle Beziehung zwischen beiden Gebieten 6 Der Musiker stimmt die funf Saiten indem er die Schnurschlingen dreht mit denen sie am Joch festgebunden sind Ublicherweise gibt es beim Stimmen derartiger Instrumente einen grossen Toleranzrahmen absolute Tonhohen und Tonintervalle sind nicht festgelegt Bei einer tom wurden an den ausseren beiden Saiten Tonabstande zwischen 234 und 283 Cents gemessen Die Saiten werden durchlaufend mit 3 2 1 5 4 nummeriert wobei die ersten drei Saiten mit Fingern der linken Hand und die letzten beiden Saiten mit der rechten Hand gezupft werden 7 Die Spielweise folgt der afrikanischen Methode bei welcher die Saiten einzeln angezupft werden Im Unterschied dazu spielen die Ingassa ihr baugleiches Instrument nach der nubischen Tradition und streichen alle Saiten mit einem Plektrum wahrend die andere Hand von hinten Saiten die nicht klingen sollen abdeckt Einige ostafrikanische Leiern haben wie die athiopische beganna eine sakrale Bedeutung Die Luo betrachten ihre Leier nyatiti als Gluck bringendes und Schaden abwendendes Instrument Oberster Anfuhrer der Schilluk ist der Konig reth der seine Abstammung auf den mythischen gotterahnlichen Stammesgrunder Nyikang oder Nyakang zuruckfuhrt Ihm sind in Fenikang und anderenorts Schreine in Form eines Gehoftes mit Rundhausern tukul geweiht die als seine Wohnung gelten 8 Nyikang ist der Sohn von Okwa und dessen Frau Nyikayo nya Kiir Tochter des Flusses seine Heimat ist die Gegend um Rumbek im zentralen Sudsudan 9 Die Hutten tragen Namen nach ihrer Funktion als Wohnort von Nyikang und seiner Familie Die am meisten verehrte Hutte ist Nyikangs Schlafstelle duwad In ihr wurden nach einer Veroffentlichung von 1932 die koniglichen Besitztumer Nyikangs aufbewahrt Informanten zufolge bestanden sie aus einem Thron aus Metall mit Augen wohl ein ubergelegtes Leopardenfell gemeint der Zeremonialtrommel und der Leier tom die beide ebenfalls aus Metall gefertigt waren Hinzu kamen Kalebassen und andere Haushaltsartikel aus Kupfer und Ton vier Elefantenstosszahne und schliesslich ein Gefass mit heiligem Wasser Nach der Tradition kommt Nyikang nachts als Wind daher und bleibt eine Zeit lang zu Besuch Nyikangs Anwesenheit in Fenikang macht sich den Leuten der Umgebung bemerkbar wenn sie ihn auf seiner Leier spielen horen 10 In vielen Liedern werden die Taten Nyikangs besungen und vom Sanger auf der tom begleitet Der Barde cek oder wau ist Dichter und Komponist mythisch historischer Lieder die am meisten geschatzt werden wenn sie den gegenwartigen Konig reth und seine Vorfahren preisen 11 Literatur BearbeitenArtur Simon Sudan In Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Music and Musicians Vol 24 Macmillan Publishers London 2001 S 656f Artur Simon Music in Sudan In Ruth M Stone Hrsg The Garland Encyclopedia of World Music Band 1 Africa Garland Publishing New York London 1998 S 568fWeblinks BearbeitenShilluk Lyre University of Pennsylvania Museum of Archaeology and Anthropology Foto Einzelnachweise Bearbeiten Ulrich Wegner Afrikanische Saiteninstrumente Neue Folge 41 Abteilung Musikethnologie V Museum fur Volkerkunde Berlin 1984 S 99 Leiern In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Sachteil 5 1996 Sp 1045 David E Creese The Origin of the Greek Tortoise Shell Lyre PDF 6 MB MA Dalhousie University Halifax Nova Scotia August 1997 S 75f Simon Garland S 569 Charles Nyakiti Orawo Innovation A Measure for the Control of Cultural Changes in the Survival for the Luo Thum Traditions PDF In International Journal of Current Research Band 33 Ausgabe 5 Mai 2011 S 160 163 Simon Garland S 565 Gerhard Kubik Artur Simon Afrika sudlich der Sahara In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Sachteil 5 1996 Sp 107 Shilluk shrine of Nyakang Pitt Rivers Museum Lam Akol A Historical Background of the Collo Anyuak Media 24 September 2010 Charles Gabriel Seligman Brenda Zara Seligman Pagan Tribes of the Nilotic Sudan G Routledge amp Sons London 1932 S 80 f archive org Simon New Grove S 657 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tom Leier amp oldid 230674044