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Der arabische Begriff Ziyara arabisch زيارة DMG ziyara Besuch bezeichnet im Islam den Besuch eines heiligen Ortes der jedoch nicht mit der Heiligen Moschee in Mekka identisch ist vgl Haddsch Wenn dafur langere Strecken zuruckgelegt werden lasst sich von einer Wallfahrt sprechen Haufig befinden sich die Ziyara Orte aber auch in der unmittelbaren Umgebung der betreffenden Personen so dass sie dafur keine Reise unternehmen mussen Die Orte und Gebaude die Gegenstand einer Ziyara sind werden arabisch مزار DMG mazar Besuchsort Wallfahrtsort persisch زيارتگاه DMG ziyarat gah Wallfahrtsort und turkisch ziyaret genannt Dementsprechend erscheint der Begriff in islamischen Landern auch haufig in Toponymen Die Wallfahrt zu den Mausoleen von Imam Hussein und Imam Abbas in Kerbela Beispiel fur eine schiitische Ziyara Inhaltsverzeichnis 1 Ziyara Ziele und Brauche 2 Geschichte 3 Kritik an Ziyara Brauchen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseZiyara Ziele und Brauche BearbeitenZiel dieser frommen Besuche sind meistens Graber deswegen wird der Brauch in der arabischen gelehrten Literatur ublicherweise unter dem Stichwort زيارة القبور DMG ziyarat al qubur Graberbesuch abgehandelt aber in manchen Fallen gilt die Verehrung auch Hohlen Bergen oder Baumen oder Orten die regelmassig von Chidr aufgesucht werden sollen Die Besucher dieser Orte bringen ublicherweise Weihegaben mit umgekehrt versuchen sie durch das Aufsuchen dieser Orte deren Baraka Segenskraft zu erhalten Geschichte BearbeitenBrauche des Besuchs von Grabern haben sich zunachst im schiitischen Islam herausgebildet Schon seit dem siebten Jahrhundert ist der Besuch von Husains Grab in Kerbela belegt Nachdem man im spaten 8 Jahrhundert ʿAlis Grab in Nadschaf aufgefunden hatte wurde auch dieser Ort zum Ziel einer schiitischen Wallfahrt 1 Der schiitische Gelehrte Abu l Qasim Dschaʿfar Ibn Qulawaih gestorben 979 aus Qom verfasste im 10 Jahrhundert ein umfassendes Hadith Werk uber die Vorzuge der Wallfahrten zu den heiligen Statten der Schiiten Im fruhen 11 Jahrhundert errichteten die schiitischen Fatimiden in Agypten uber den Grabern von Angehorigen der Prophetenfamilie z B Saiyida Nafisa und Saiyida Ruqaiya im Suden von Kairo Mausoleen womit sich hier ebenfalls Ziyara Brauche entwickelten nbsp Wer mein Grab und meinen Minbar besucht hat dem steht dereinst meine Fursprache zu der von ad Daraqutni uberlieferte Prophetenausspruch in leicht abgewandelter Form im Privathaus eines agyptischen Medina Pilgers Ab dem 10 Jahrhundert verbreitete sich der Brauch des Graberbesuchs zunehmend auch im Bereich des sunnitischen Islams es wurde zum Beispiel ublich den Haddsch nach Mekka mit einer Ziyara des Prophetengrabes in Medina zu verbinden Ein angeblicher Prophetenausspruch den der irakische Hadith Gelehrte ad Daraqutni gestorben 995 uberliefert stellt den jenseitigen Nutzen dieser Ziyara heraus Wer mein Grab besucht dem steht dereinst meine Fursprache zu man zara qabri waǧabat la hu safaʿati 2 Die Ziyara des Prophetengrabes in Medina wurde im spaten Mittelalter und in der fruhen Neuzeit zum Gegenstand mehrerer Spezialabhandlungen So verfasste zum Beispiel im 16 Jahrhundert der mekkanische Gelehrte ʿAbd al Qadir al Fakihi gestorben 1574 einen Traktat uber die Regeln adab die bei diesem Wallfahrtsritus zu beachten waren Er hat den Titel Ḥusn at tawassul fi adab ziyarat afḍal ar rusul 3 Sunnitische Herrscher gingen im 11 Jahrhundert ausserdem dazu uber die Graber von Personlichkeiten des sunnitischen Islams zu Mausoleen auszubauen wie diejenigen von Abu Hanifa in Bagdad und von asch Schafiʿi in Kairo so dass sich dort ebenfalls Ziyara Brauche herausbildeten Auch fingen Gelehrte jetzt an Wallfahrtsfuhrer speziell fur sunnitische Glaubige die Graber besuchen wollten abzufassen Das bekannteste ist das Buch der Fingerzeige zur Kenntnis der Pilgerorte Kitab al Isarat ila maʿrifat az ziyarat von ʿAli ibn Abi Bakr al Harawi gestorben 1215 das das Gebiet von Syrien und Palastina als eine heilige Landschaft voller Wallfahrtsorte beschreibt 4 Im 13 und 14 Jahrhundert entstanden im Zuge des Aufbluhens der Heiligenverehrung im sunnitischen Islam an mehreren Orten Wallfahrtsorte von nationaler Bedeutung so der Grabschrein des wundertatigen Sufi Ahmad al Badawi gestorben 1276 in Tanta der Grabschrein von Muʿin ad Din Tschischti gestorben 1230 in Ajmer und das Mausoleum von Ahmed Yesevi gestorben 1166 in Turkistan Kritik an Ziyara Brauchen BearbeitenKritik an den Ziyara Brauchen kam schon im 10 und 11 Jahrhundert von verschiedenen Angehorigen der hanbalitischen Lehrrichtung so zum Beispiel von al Barbahari und Ibn ʿAqil Besonders scharf kritisierten auch Ibn Taimiya und sein Schuler Ibn Qaiyim al Dschauziya diese Brauche Sie meinten dass die meisten von ihnen eine unerlaubte Neuerung darstellten bzw als schirk anzusehen seien 5 Unter Ruckbezug auf diese Lehrtradition verdammten spater auch die Deobandis die Wahhabiten und die sonstigen Anhanger des Salafismus diese Brauche Siehe auch BearbeitenListe islamischer Pilgerstatten Ziyarat al Nabi SchuʿaibLiteratur BearbeitenArabische Ziyara LiteraturAbu l Qasim Ǧaʿfar ibn Muḥammad Ibn Qulawaih Kamil az ziyarat Ed Ǧawad al Qaiyumi al Iṣfahani Nasr al Faqaha Qum 1996 Digitalisat Abu l Ḥasan ʿAli ibn Abi Bakr al Harawi Kitab al Isarat ila maʿrifat az ziyarat Ed ʿAli ʿUmar Maktabat aṯ Ṯaqafa ad diniya Kairo 2002 Digitalisat Ibn Tamim al Maqdisi Muṯir al ġaram ila ziyarat al Quds wa s Sam Ed Aḥmad al Ḫuṭaimi Dar al Ǧil Beirut 1994 DigitalisatSekundarliteraturMahmoud Ayoub Redemptive suffering in Islam a study of the devotional aspects of Ashura in twelver Shi sm Mouton Den Haag 1978 S 180 197 und 254 259 Marcel Behrens Ein Garten des Paradieses Die Prophetenmoschee von Medina Ergon Wurzburg 2007 ISBN 978 3 89913 572 5 S 227 276 Harald Einzmann Ziarat und Pir e Muridi Golra Sharif Nurpur Shahan und Pir Baba Drei muslimische Wallfahrtstatten in Nordpakistan Steiner Verlag Stuttgart 1988 Beitrage zur Sudasienforschung Band 120 ISBN 3 515 04801 4 Marianus Hundhammer Prophetenverehrung im Ḥaḍramaut die Ziyara nach Qabr Hud aus diachroner und synchroner Perspektive Klaus Schwarz Verlag Berlin 2010 ISBN 978 3 87997 381 1 Robert Langer Piran und Zeyaratgah Schreine und Wallfahrtsstatten der Zarathustrier im neuzeitlichen Iran Peeters Publishers Lowen 2008 ISBN 978 90 429 2193 1 S 132 138 Laila Prager Alawi Ziyara Tradition and Its Interreligious Dimensions Sacred Places and their Contested Meanings among Christians Alawi and Sunni Muslims in Contemporary Hatay Turkey In The Muslim World Band 103 Nr 1 2013 S 41 61 Nancy Tapper Ziyaret gender movement and exchange in a Turkish community In Dale F Eickelman James Piscatori Hrsg Muslim Travellers Pilgrimage Migration and the Religious Imagination Routledge London 1990 S 236 255 Christopher S Taylor In the vicinity of the righteous Ziyara and the veneration of Muslim Saints in late medieval Egypt Leiden 1999 Artikel Ziyara in The Encyclopaedia of Islam New Edition Band 11 S 524 539 Verschiedene Autoren Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Irute Schober Das Heiligtum ʿAli ibn Abi Talibs in Naǧaf Grabstatte und Wallfahrt Frankfurt Main u a 1990 ad Daraqutni Kitab as Sunan Kitab al Ḥaǧǧ Bab al Mawaqit Nr 2658 Vgl Carl Brockelmann Geschichte der arabischen Litteratur Supplementband II Leiden 1938 S 529 Vgl die engl Ubersetzung von Josef W Meri Lonely Wayfarer s Guide to Pilgrimage ʿAli ibn Abi Bakr al Harawi s Kitab al Isharat ila Maʿrifat al Ziyarat Princeton 2004 Vgl dazu Niels Hendrik Olesen Culte des saints et pelerinages chez Ibn Taymiyya 661 1263 728 1328 Paris 1991 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ziyara amp oldid 207359102