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Den archaologischen Kulturbegriff Latenekultur auch La Tene Kultur verwendet die ur und fruhgeschichtliche Archaologie Mitteleuropas fur die archaologischen Hinterlassenschaften der Kelten aus der Latenezeit 1 Verbreitung der Hallstatt Kultur gelb und der La Tene Kultur grun Namengebender Fundplatz war La Tene am Neuenburgersee in der Schweiz Inhaltsverzeichnis 1 Datierung und Verbreitung 2 Quellenlage 3 Latenekultur Kelten und antike Uberlieferung 4 Gliederung und Entwicklung 4 1 Fruhlatene 4 2 Mittellatene 4 3 Spatlatene 5 Siedlungen 6 Graberfelder 7 Gesellschaft 8 Kunststile 9 Fundorte Auswahl 9 1 Deutschland 9 2 Osterreich 9 3 Schweiz 9 4 Frankreich 10 Siehe auch 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseDatierung und Verbreitung BearbeitenDie Latenekultur entwickelte sich unter mediterranem Einfluss zu Beginn des 5 Jahrhunderts v Chr aus der nordwestalpinen Hallstattkultur zu einer eigenstandigen Kunst und Kulturform Diese war zwischen 450 v Chr und 40 v Chr in Frankreich der nordalpinen Schweiz Suddeutschland bis zu den Mittelgebirgen Osterreich der Tschechischen Republik und Teilen Ungarns verbreitet Die Genese der Latenezivilisation vollzog sich im sogenannten Westhallstattkreis Trager der Latenekultur sind die seit dem 5 Jahrhundert v Chr in griechischen spater auch in romischen Quellen genannten Kelten Zu den Besonderheiten der Kultur gehort Schmuck aus Glas wie Glasarmringe Fingerringe und Ringperlen Typische Gegenstande der Latenekultur besonders aus Metall und Nachahmungen wurden vielfach auch in Norddeutschland Polen Skandinavien Grossbritannien und bis auf den Balkan gefunden Sie sind fur die Chronologie der Eisenzeit in diesen Regionen wichtig Deshalb wird dort ebenfalls von der Latenezeit gesprochen obwohl die Latenekultur nicht bis in diese Regionen reichte Quellenlage BearbeitenUnser Wissen um die Latenekultur stammt aus zwei Quellengruppen Archaologische Befunde und Funde also unmittelbare Zeugnisse An ihnen wurde die Latenekultur definiert sie sind tatsachliche Uberreste der Latenezeit Schriftliche Quellen Seit dem 5 Jahrhundert v Chr gibt es Berichte von Griechen und Romern die den Raum der Latenekultur betreffen Darin ist von Kelten bzw Galliern die Rede die man heute als die Trager der Latenekultur identifiziert Die Berichte stammen von Aussenstehenden die bisweilen nur vage Kenntnisse der Verhaltnisse hatten sie teils aber auch wie Caesar der die wichtigste Quelle verfasste aus eigener Anschauung kannten Die Darstellungen spiegeln oft eher die Wissens und Interessenlage der Schreiber wider als dass sie eine fundierte und objektive Berichterstattung bieten Ethnographische Beobachtungen und historische Berichte zu Irland Schottland Wales und der Bretagne sind mehrere Jahrhunderte junger und fur die Charakterisierung der Latenekultur irrelevant da sich Iren Schotten Waliser und Bretonen erst im 19 Jahrhundert als autochthone Kelten beschrieben im Gegensatz zu den als spatere Eroberer aufgefassten Englandern und Franzosen Damit wurde eine zunachst rein linguistische Klassifikation als Volksbezeichnung ubernommen In den antiken Quellen werden die Bewohner der britischen Inseln dagegen stets als Britannier Kaledonier oder im Norden als Pikten bezeichnet nie als Kelten Latenekultur Kelten und antike Uberlieferung Bearbeiten nbsp Spateisenzeitlicher Helm aus LondonDie Spathallstattkultur und die Latenekultur gelten vor allem aufgrund antiker Textquellen als keltisch Der Grieche Herodot schrieb im 5 Jahrhundert vor Christus uber Kelten an den Quellen der Donau Ob es sich hierbei um die eisenzeitliche Heuneburg handelt ist nicht abschliessend geklart Zugleich erwahnte er auch Kelten jenseits der Meerenge von Gibraltar Ob sich die Trager der Spathallstattkultur bzw der Latenekultur selbst als ein Volk verstanden ist sehr fraglich Auch die Bezeichnung Kelten griech keltoi stammt hochstwahrscheinlich nicht von den Kelten selbst Ob die damaligen Sprachgrenzen mit den Kulturgrenzen deckungsgleich waren konnen wir mangels datierbarer Sprachzeugnisse der Spathallstatt und Fruhlatenezeit nicht wissen Von romischen Autoren wurden die Kelten als Galli Gallier bezeichnet Dieser Name wird heute in Frankreich fur die dortigen Trager der Latenekultur verwandt Die Romer trafen in Gallien seit dem 2 Jahrhundert v Chr auf Kelten Die anschliessenden Kampfe im Gallischen Krieg zogen sich bis zur Schlacht bei Alesia im Jahr 52 v Chr hin Sie wurden von Gaius Iulius Caesar in seinem Werk De bello Gallico ausfuhrlich beschrieben das die wichtigste schriftliche Quelle zur Spat latenekultur darstellt Im Sudosten Britanniens ist gegen Ende der Eisenzeit der Einfluss der Latenekultur vom Festland her nachweisbar Aylesford Swarlington Nach schriftlichen Quellen waren hier Belger aus Nordfrankreich eingewandert Der Rest der britannischen Inseln ist archaologisch nicht zur Latenekultur zu zahlen Besser lassen sich Kelten dagegen weiter sudlich nachweisen Die Bevolkerung der Alpen war mit Ausnahme einiger Taler im Wallis und in den Ostalpen ostlich und sudlich der Adula Gruppe d h des Gotthardmassivs weitgehend keltisch Den grossten Teil davon machten die Helvetier aus deren Teilstamm der Tiguriner im Zuge des Einfalls der Kimbern und Teutonen einer romischen Armee um 107 v Chr bei Agen eine schmahliche Niederlage beigebracht hatte Infolge der von Norden eindringenden Germanen versuchten die Helvetier unter Fuhrung von Divico im Jahr 58 v Chr nach Caesar De bello Gallico durch das Rhonetal nach Suden auszuwandern wurden in der Schlacht bei Bibracte jedoch von ihm besiegt und als Puffer zu den von Norden nachruckenden Germanen in die verlassene Heimat zuruckgeschickt Dabei wurde nur ein Teil der nach Caesar zwolf grossen vor dem Auszug eingeascherten Oppida wieder aufgebaut Die Helvetier wurden dann relativ rasch romanisiert doch ist deren Prasenz zumindest noch im 1 Jahrhundert in verschiedenen Eigen und Ortsnamen sowie Heiligtumern gesichert Gliederung und Entwicklung BearbeitenMitteleuropaische Eisenzeit 2 HallstattzeitHa C 800 620 v Chr Ha D1 D3 620 450 v Chr LatenezeitLT A 450 380 v Chr LT B 380 250 v Chr LT C 250 150 v Chr LT D 150 15 v Chr 0Eine erste Chronologie der Latenezeit erarbeitete Otto Tischler im Jahr 1885 anhand typologischer Reihen von Fibeln und Schwertern Seitdem wird die Latenezeit in drei oder vier Hauptabschnitte unterteilt Zeitabschnitt Dechelette Reinecke DatierungFruhlatene A La Tene I La Tene A ca 450 380 v Chr Fruhlatene B La Tene I La Tene B ca 380 250 v Chr Mittellatene La Tene II La Tene C 250 150 v Chr Spatlatene La Tene III La Tene D 150 v Chr bis um Christi Geburt Fruhlatene Bearbeiten Innerhalb der spaten Hallstattkultur sind nordlich der Alpen immer haufiger griechische und etruskische Importe festzustellen Wahrend der Spathallstattzeit sind diese auf die sehr reich ausgestatteten sogenannten Furstengraber beschrankt In der Fruhlatenezeit werden die mediterranen Vorbilder zusatzlich nachgeahmt und daraus ein eigenstandiger Kunststil entwickelt Importe aus dem Mittelmeerraum und Gegenstande des neuen kunstlerischen Stils finden sich nun zunehmend auch in weniger reich ausgestatteten Grabern Als Leitobjekt der Stufe La Tene A gilt besonders die Marzabotto Fibel Kernbereiche dieser Kulturentwicklung sind besonders die Regionen am Nordwestrand der Hallstattkultur wobei die Hunsruck Eifel und Marne Mosel Region sowie im Osten der Fundort Durrnberg Osterreich durch herausragende Bestattungen auffallen In diesen drei Regionen ist die Fruhlatenekultur anhand von reich ausgestatteten Grabern und anderen Fundstellen des 5 und 4 Jahrhunderts v Chr besonders deutlich fassbar In der zweiten Halfte der Fruhlatenezeit setzen grosse Wanderungsbewegungen ein Diese Keltenzuge sind von romischen und griechischen Autoren mehrfach erwahnt und beschrieben worden am ausfuhrlichsten von Polybios So zogen Kelten nach Norditalien siedelten sich in der Po Ebene an und plunderten 387 v Chr Rom Mittellatene Bearbeiten Hauptartikel Keltische Sudwanderungen Wahrend des 3 Jahrhunderts v Chr erreichen die keltischen Wanderungen das Donaubecken Makedonien Griechenland und Kleinasien Galatien Fur 281 v Chr sind militarische Erfolge der Kelten in Makedonien belegt Gegen Ende der Fruhlatenezeit werden die Bestattungen unter Hugeln durch Flachgraber abgelost Reich ausgestattete Graber fehlen in der Mittellatenezeit weitgehend Wahrend der mittleren Latenezeit kommt es zu ersten Ansatzen einer Geldwirtschaft Die Mehrheit der keltischen Munzen sind Nachahmungen griechischer und romischer Pragungen Zugleich entstehen erste stadtahnliche befestigte Siedlungen Oppida Spatlatene Bearbeiten In der Spatlatenezeit wird weiterhin in Flachgrabern bestattet Gegen Ende dieser Epoche begegnen wir nun wiederum sehr reich ausgestatteten Grabern mit umfangreichen romischen Beigaben Kennzeichnend fur den letzten Abschnitt der Latenezeit sind die Oppida Aufgrund ihrer mit grossem Aufwand errichteten Befestigungen ihrer Grosse und der teilweisen Erkennbarkeit von Handwerkervierteln werden diese Siedlungen als zumindest protourban eingestuft In weiten Teilen des nordalpinen Verbreitungsgebietes der Latenekultur gab es wahrend der Spatlatenezeit sogenannte Viereckschanzen rechtwinklige mit Graben und Palisaden umhegte Anlagen Diese galten lange Zeit als Heiligtumer Seit den 1990er Jahren werden auch wieder andere Funktionen wie die als landwirtschaftliche Gehofte diskutiert Spatestens in der zweiten Halfte des 1 Jahrhunderts v Chr scheinen die Fundplatze der Spatlatenekultur in Mittel und Suddeutschland auszulaufen Dies wird haufig mit den nach Suden vordringenden Germanen erklart wobei diese Frage archaologisch noch nicht geklart ist Helvetier Einode In Frankreich aber auch im pannonischen Raum insbesondere sudlich des zu Budapest gehorenden Gellertberges der das Oppidum der spatkeltischen Eravisker trug bestanden die Fundplatze dagegen weiter Noch im fortgeschrittenen 1 Jahrhundert kam es zu eraviskischen Neuansiedlungen an neugegrundeten Kastellplatzen wie in Budapest Albertfalva und dem etwas sudlicher gelegenen Vetus Salina 3 Dort konnten sich keltische Topfertraditionen noch bis in das 2 Jahrhundert n Chr halten 4 Der von den Romern wahrscheinlich Mons Teutanus 5 genannte Gellertberg blieb bis nach der Mitte des 3 Jh von diesem Volk bewohnt Es kann festgehalten werden dass einige wichtige Zentren und Gebiete der Latenekultur nach der Eroberung stark romisch gepragte Mischkulturen ausbildeten bzw den Grundstock einer individuellen provinzialromischen Kultur legten Die durch Paul Reinecke vorgenommene Einordnung der Spatlatene basiert ausschliesslich auf den Funden der vorgeschichtlichen Siedlungsplatze von Karlstein im heutigen Bad Reichenhall die durch den dortigen Archaologen Josef Maurer zwischen 1902 und 1907 ausgegraben und untersucht wurden 6 Siedlungen Bearbeiten nbsp Nachbau der Siedlung Altenburg bei Bundenbach Hunsruck Innerhalb der Latenekultur lassen sich im Wesentlichen drei Siedlungsformen unterscheiden befestigte Hohensiedlungen die vor allem in der Fruhlatenezeit bestanden deutlich grossere stadtahnliche befestigte Oppida die vor allem aus der Spatlatenezeit bekannt sind und vor allem die grosse Zahl kleinerer unbefestigter Siedlungen Als seltene Siedlungsformen kommen grossere bauerliche Siedlungen und einzelne Handwerkersiedlungen Bad Nauheim Salzgewinnung Lovosice Tschechische Republik Keramik und Muhlsteinherstellung hinzu Die latenezeitlichen Bauten bestanden wie beinahe alle der Vorgeschichte aus Holz Es handelte sich ganz uberwiegend um Pfostenbauten d h die tragenden Holzpfosten wurden in regelmassiger rechteckiger Anordnung in den Boden eingegraben Der Innenraum war durch die Pfosten oft in zwei oder drei Schiffe gegliedert Aus Spanien sind auch runde Bauten bekannt Die Wande wurden in der Regel aus zwischen den Pfosten verflochtenen Zweigen hergestellt und mit Lehm verstrichen Aus einer Reihe von Siedlungen ist weisser Kalkverputz belegt vereinzelt gibt es auch Hinweise auf farbige Bemalung Neben Wohnhausern in denen gelegentlich auch noch Herde zum Kochen Backen und Heizen nachgewiesen wurden sind Grubenhauser bekannt Diese nur wenige Quadratmeter grossen zum guten Teil in den Boden eingegrabenen Bauten wurden vermutlich vor allem als Werkstatten genutzt darauf weisen Webgewichte und Spinnwirtel fur die Textilherstellung hin die in vielen Grubenhausern entdeckt wurden Kleine Gebaude mit nur vier oder sechs Pfosten werden als Getreidespeicher gedeutet In den landlichen Siedlungen sind haufig mehrere kleinere um ein grosseres mehrschiffiges Gebaude angeordnet Offenbar handelt es sich dabei um Gehofte mit je einem Wohnhaus und mehreren Scheunen Werkstatten Speichern und anderen Nebengebauden Solche Gehofte konnten von Zaunen umgeben sein Teilweise aufwendiger befestigt sind die sogenannten fermes indigenes einzeln liegende Gehofte bei denen deutlich mehr Flache von einem Zaun einem Graben oder beidem umgeben war als fur die Gebaude erforderlich gewesen ware Solche Anlagen sind aus weiten Teilen Frankreichs bekannt In Deutschland werden vergleichbare Anlagen als Herrenhofe bezeichnet traten aber ganz uberwiegend in der vorangegangenen Hallstattzeit auf und bestanden nur teilweise bis in die Fruhlatenezeit weiter Beide Siedlungsformen gelten als Wohnsitze regionaler Fuhrungsschichten Die vor allem fruhlatenezeitlichen Hohensiedlungen waren mit durch eine Holz Erde oder Holz Stein Erde Mauer befestigt Sie bestanden aus ubereinander liegenden langs und quer verlaufenden Stammen die rechteckige Kasten bildeten In diese Kasten waren offenbar abhangig davon was in der Umgebung zur Verfugung stand Steine oder Erde gefullt worden Die oppida waren dagegen in der Regel durch den von Caesar beschriebenen murus gallicus oder Pfostenschlitzmauern geschutzt Der murus gallicus ist durch horizontale Stamme gekennzeichnet die durch lange Eisennagel verbunden waren und besass eine Steinfassade in der die Balkenkopfe sichtbar waren Er wurde vor allem in Westeuropa gebaut Pfostenschlitzmauern hatten demgegenuber eine eher ostliche Verbreitung und wiesen senkrechte Pfosten mit langen waagerechten Ankerbalken sowie ebenfalls eine Steinfassade auf In beiden Fallen waren die Zwischenraume zwischen den Holzern mit Steinen und Erde verfullt Graberfelder BearbeitenBestattungen sind eine der wichtigsten Quellen zur Latenekultur Zahlreiche Bestandteile einer Bestattung hinterlassen aber keine materiellen Spuren im Boden Archaologisch sind deshalb nur die Grabstatten selbst zu erforschen Diese werden sehr haufig auch fur umfassende Fragen wie zur sozialen Ordnung religiosen Vorstellungen oder Geschlechterverhaltnissen herangezogen Wahrend der Fruhlatenezeit Stufe A wird ein Teil der Verstorbenen unter Grabhugeln beigesetzt Dies geschieht zum Teil in Holzkammern und in aller Regel mit unterschiedlichen Beigaben Am haufigsten sind hier Keramikgefasse aber auch Bronzegeschirr und Wagen werden gelegentlich mitgegeben Hinzu kommen oft Teile der personlichen am Korper getragenen Ausstattung wie Fibeln Gurtel Schmuck oder Waffen Teilweise werden auch Werkzeuge und Nahrungsmittel mitgegeben Die Bestattung in Hugeln erfolgt uberwiegend als Korpergrab Weitere Graber in Form von Brand oder Korperbestattungen werden als Nachbestattungen in bestehenden Hugeln angelegt noch andere als Urnen oder Brandschuttungsgraber am Rand oder im direkten Umfeld der Hugel Ein herausragendes Graberensemble der Fruhlatenezeit wurde ab 1994 am Glauberg in Hessen ca 30 km nordostlich von Frankfurt am Main ausgegraben Neben drei Prunkbestattungen mit Goldbeigaben und mutmasslichen Importen unter zwei Grabhugeln fanden sich vier lebensgrosse Steinstelen eine davon fast vollstandig die wahrscheinlich zu einem heiligen Bezirk gehorten Schon in der Stufe Latene B laufen die sehr reich ausgestatteten Graber aus Nun werden uberwiegend Flachgraber mit Korperbestattungen und bescheideneren Beigaben angelegt Wahrend der Mittellatenekultur sind Flachgraber mit Brandbestattungen die Regel Sehr reiche Graber wie in der Fruhlatenezeit fehlen In der Spatlatenezeit ist die Zahl der Graberfelder in einigen Regionen auffallend gering Moglicherweise werden hier die Toten auf eine Art und Weise bestattet die keine Spuren im Boden hinterlasst In anderen Regionen wie Gallien werden dagegen weiterhin Flachgraberfelder angelegt Gegen Ende der Spatlatenezeit kommt es in einigen Regionen auch wieder zu ausgesprochen reich ausgestatteten Grabern z B in Goblingen Nospelt Luxemburg Gesellschaft BearbeitenFur die Spatlatenezeit liegt mit Caesars Gallischem Krieg eine wichtige schriftliche Quelle zur sozialen Ordnung innerhalb der Latenekultur vor Fur die vorhergehenden Epochen und die Spatlatenekultur ausserhalb Galliens konnen nur aus archaologischen Untersuchungen Schlusse gezogen werden Diese beruhen ganz uberwiegend auf Grabbefunden aber auch die Entwicklung der Siedlungsformen im Laufe der Latenezeit bietet einige Hinweise Aus einer Reihe sehr reich ausgestatteter sogenannter Furstengraber und zahlreichen aufwendig befestigten Hohensiedlungen wird von vielen Archaologen fur die Fruhlatenezeit der Schluss gezogen es habe eine starke soziale Gliederung bestanden mit einer kleinen Zahl von Fursten an der Spitze Diese hatten Bauern und Handwerker ihres Territoriums ebenso kontrolliert wie den Fernhandel Sie seien in der Lage gewesen ihre Macht an ihre Nachkommen zu vererben und hatten mithilfe importierter Luxusgegenstande den Lebensstil der etruskischen und griechischen Oberschicht kopiert Andere Forscher sehen hinter den Prunkgrabern eher Adelige oder Hauptlinge mit nur temporarer Macht und begrenzter Kontrolle uber Personen und Territorium Das fast vollstandige Verschwinden von sehr reichen Grabern in der Mittellatenezeit kann als Beleg fur eine grossere soziale Gleichheit gedeutet werden Aber auch veranderte religiose Vorstellungen und dadurch geanderte Bestattungsbrauche konnen diese Entwicklung verursacht haben Caesar nennt innerhalb der gallischen Gesellschaft drei soziale Gruppen Druiden Ritter und die breite Mehrheit der Bevolkerung die fast wie Sklaven behandelt werde Er benennt auch verschiedene Adelige und Anfuhrer die uber eine Gefolgschaft verfugten Heiratsallianzen schlossen und im Krieg als Anfuhrer fungierten In Noricum entstand bereits um 170 v Chr aus einer Adelsherrschaft eine Monarchie Die Druiden hatten nach Caesar Aufgaben als Priester Richter und Lehrer Funde von Fussketten deuten darauf hin dass es Sklaverei gab was auch von Caesar erwahnt wurde Kunststile Bearbeiten nbsp Nachbildung der Pfalzfelder SauleEin wichtiges Definitionskriterium und Merkmal der Latenekultur ist die reiche ornamentale teilweise auch figurliche Verzierung von Schmuck Waffen und Gefassen aus Metall Hinzu kommen einzelne Steinstelen Die Definition und Untergliederung von vier aufeinanderfolgenden Kunststilen der Latenekultur geht auf Paul Jacobsthal zuruck der 1944 die grundlegende Arbeit dazu publizierte Er beschrieb die Ubernahme und Umwandlung griechischer etruskischer Motive pflanzliche Ornamentik Tier und Maskendarstellungen sowie Zirkelornamentik als wichtigste Merkmale keltischer Kunst Early Style Zirkelmuster Maskenmotive Palmetten florale Motive Mischwesen etruskische Einflusse v a in figurlichen Darstellungen orientalische Elemente antithetische Tierdarstellungen Waldalgesheim Stil florale Elemente anders als im Early Style entsteht nach den Einfallen in Oberitalien Oberitalien oder Ostfrankreich und Schweiz Loslosung von mediterranen Vorstellungen manchmal Kampfe im Ornament keine zentrale Entwicklung gemessen am reichen Fundbestand findet man den Waldalgesheim Stil selten verschiedene Formengattungen Schwertscheiden Italien Fibeln Schweiz Halsringe Ostfrankreich Spitzenprodukte hohe Exklusivitat Schwertstil ab 275 v Chr hauptsachlich auf Schwertscheiden in Ungarn Sudostdeutschland Bohmen und der Schweiz figurliche Motive beabsichtigte Asymmetrie Rankenornamente von rechts oben nach links unten Verzierung ist eventuell den Leinenbandern der Schwerter nachempfunden Plastischer Stil ab 275 v Chr Verzierung und Objekt werden eine Einheit Ornament uberhoht wirkliche Plastizitat dreidimensionale Wirbelornamente und kugelige Elemente auf Armschmuck und Fibeln hohl gegossene Bronzereifen Arm und Fussringe Eier oder Schalenringe Hohlbuckelringe Fundorte Auswahl BearbeitenBesondere Beachtung verdient der namengebende Fundplatz La Tene im Kanton Neuenburg in der Schweiz 1857 entdeckte Hans Kopp in La Tene bei Marin Epagnier bei Ausgrabungen am Neuenburgersee grosse Mengen Artefakte vermutlich Opferbeigaben Die Gegend um La Tene war jedoch nicht Ausgangspunkt der Latenekultur Deutschland Bearbeiten Atzbach bei Wetzlar Rennofen Bad Reichenhall Siedlungen in Karlstein Metallurgiezentrum und Munzherstellung Ursprung des Kleinsilbers Karlsteiner Art Bell Hunsruck Wagengrab von Bell Beuren Viereckschanze 7 Bopfingen Viereckschanze Christenberg Wallanlagen Besiedlung aus der Fruhlatenezeit Dannstadt Schauernheim Graberfeld bei Dannstadt Donnersberg Pfalz Oppidum Dunsberg bei Giessen Oppidum Falkenstein westsudwestlich des Altkonigs am Treisbornbach Fellbach Schmiden Viereckschanze Fentbach Oppidum Glauberg Hessen Furstensitz und Furstengrab der Fruhlatenezeit Heidenmauer bei Bad Durkheim Pfalz Oppidum Kleinaspergle Furstengrab der Fruhlatenezeit Manching Oppidum Mudersbach bei Siegen Rennofen Otzenhausen Saarland Ringwall von Otzenhausen Oppidum Hunnenring Reinheim Furstinnengrab Romhild Steinsburg Singhofen Alteburg Singhofen Waldalgesheim Waldalgesheimer Furstengrab der Fruhlatenezeit Wetzlar Siedlungsreste Rollager Rennofen Wilnsdorf Obersdorf Verhuttungsplatz mit RennofenOsterreich Bearbeiten Durrnberg bei Hallein Salzburg Graberfelder und Bergwerke der spaten Hallstatt und fruhen Latenezeit Goarmbichl in Vill bei Innsbruck Uberreste einfacher Behausungen bedeutend als inneralpine LageSchweiz Bearbeiten Basel Oppidum Bern Engehalbinsel Oppidum La Tene am Neuenburgersee der namengebende Fundplatz der Latenezeit Munsingen Kanton Bern Graberfeld Munsingen Rain Stallikon bei Zurich Oppidum Uetliberg mit Furstengrabhugel Sonnenbuhl Zurich Reste keltischer Befestigungen auf dem Lindenhof am Standort des spateren romischen KastellsFrankreich Bearbeiten Mont Beuvray bei Glux en Glenne Oppidum BibracteSiehe auch Bearbeiten nbsp Portal Ur und Fruhgeschichte Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema Ur und FruhgeschichteLiteratur BearbeitenRosemarie Muller Latenekultur und Latenezeit In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 18 Walter de Gruyter Berlin New York 2001 ISBN 3 11 016950 9 S 118 124 Bjorn Uwe Abels Die Ehrenburg bei Forchheim die fruhlatenezeitliche Mittelpunktsiedlung Nordostbayerns In Jorg Biel u a Hrsg Fruhkeltische Furstensitze Alteste Stadte und Herrschaftszentren nordlich der Alpen Internationaler Workshop zur keltischen Archaologie in Eberdingen Hochdorf 12 und 13 September 2003 Archaologische Informationen aus Baden Wurttemberg Bd 51 Stuttgart 2005 ISBN 3 927714 79 8 S 42 47 Richard Ambs Die keltische Viereckschanze bei Beuren Berichte zur Archaologie im Landkreis Neu Ulm Bd 4 Neu Ulm 2011 ISBN 978 3 9812654 2 2 John Collis The Celts Origins myths amp inventions Tempus Books Stroud 2003 ISBN 0 7524 2913 2 Janine Fries Knoblach Die Kelten Kohlhammer Stuttgart 2002 ISBN 3 17 015921 6 John Collis Hrsg The European Iron Age Routledge London 1997 ISBN 0 415 15139 2 Paul Jacobsthal Early Celtic art Clarendon Oxford 1969 Repr d Ausg Oxford 1944 Michael A Morse How the Celts came to Britain Druids ancient skulls and the birth of archaeology Tempus Books Stroud 2005 ISBN 0 7524 3339 3 Felix Muller Hrsg Kunst der Kelten 700 v Chr 700 n Chr Verlag NZZ Libro Bern 2009 Belser Verlag Stuttgart 2009 ISBN 3 7630 2539 1 Sabine Rieckhoff Jorg Biehl Die Kelten in Deutschland Theiss Stuttgart 2001 ISBN 3 8062 1367 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Latene Kultur Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Latene Kultur Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur von und uber Latenekultur im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Weblinks zur Latenezeit bei www archaeologie online de Archivlink Latenezeit in Oberfranken Landschaftsmuseum Obermain Kulmbach Archivlink Fruhlatenezeit in Hessen Archivlink Gilbert Kaenel Latenezeit In Historisches Lexikon der Schweiz Einzelnachweise Bearbeiten Rosemarie Muller Latenekultur und Latenezeit In Heinrich Beck Dieter Geuenich Heiko Steuer Hrsg Reallexikon der Germanischen Altertumskunde begrundet von Johannes Hoops Band 18 2 Aufl Berlin New York 2001 S 118 124 Daten aus der Zeittafel in Die Welt der Kelten Zentren der Macht Kostbarkeiten der Kunst Thorbecke 2012 ISBN 3799507523 S 524 f Andras Mocsy Die Bevolkerung von Pannonien bis zu den Markomannenkriegen Verlag der Ungarischen Akademie der Wissenschaften Budapest 1959 S 65 Eva B Bonis Romische Keramikforschung in Ungarn In Rei Cretariae Romanae Fautorum Ubique Consistentium acta 1958 S 9 Zsolt Mrav Castellum contra Tautantum Zur Identifizierung einer spatromischen Festung In Adam Szabo Endre Toth Hrsg Bolcske Romische Inschriften und Funde In memoriam Sandor Soproni 1926 1995 Libelli archaeologici Ser Nov No II Ungarisches Nationalmuseum Budapest 2003 ISBN 963 9046 83 9 S 354 Johannes Lang Geschichte von Bad Reichenhall Ph C W Schmidt Neustadt Aisch 2009 ISBN 978 3 87707 759 7 S 50 Beurener Keltenschanze Pionierleistung in der Keltenforschung markt pfaffenhofen de ArchivlinkNormdaten Sachbegriff GND 4034668 7 lobid OGND AKS LCCN sh85073610 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Latenekultur amp oldid 236886492 Fruhlatene