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Das Wagengrab von Bell ist die letzte Ruhestatte eines Mannes aus der ortlichen Fuhrungsschicht der in der Spathallstattzeit um 500 v Chr in der Nahe von Bell im Hunsruck beigesetzt wurde Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung 2 Das Wagengrab 3 Das Umfeld 4 Die Hugelgraberfelder Fuchshohl und Alter Markt 5 Funde und Rekonstruktionen 6 Literatur 7 WeblinksUrsprung BearbeitenDas Grab und das zugehorige Graberfeld Fuchshohl werden der keltischen Kultur zugeordnet die ab Mitte des 6 Jahrhunderts v Chr auch in der Mittelrheinregion fassbar wird Das Wagengrab von Bell hat in der Archaologie einen besonderen Stellenwert gefunden weil es eines der altesten Zeugnisse fur die Ursprunge und Entwicklung des fruhlatenezeitlichen Prunkgraberbrauchs in der Mittelrheinregion ist und lange eines der wenigen fruhen Wagengraber der Region war das regular mit wissenschaftlichen Methoden ausgegraben und untersucht wurde Es durfte auch in Zukunft eine Rolle bei der Erforschung des Ubergangs und des gesellschaftlichen Wandels von der Hallstatt zur Latenezeit in der Region spielen Es wurde 1938 beim Bau der Hunsruckhohenstrasse als Erst und Zentralbestattung im grossten Grabhugel eines Hugelgraberfeldes auf dem Gelande einer heutigen militarischen Liegenschaft bekannt durch die ehemalige Raketenbasis Pydna zwischen den Orten Bell der Stadt Kastellaun Hasselbach und Hundheim im Hunsruck entdeckt Das Wagengrab Bearbeiten nbsp Rekonstruktion des Wagengrabes von BellIn einer holzernen Grabkammer fur damalige regionale Verhaltnisse aussergewohnlich wurde der fuhrende Mann einer Siedlungsgemeinschaft mit einem vierradrigen Wagen einer bronzenen Situla ein Wein oder Trinkbehalter in Form eines Eimers die aus dem Tessin importiert worden war sowie einer eisernen Lanze und einer heute verschollenen Fibel Gewandspange zur letzten Ruhe gebettet Bis auf die Lanze die einheimischer Produktion sein konnte kamen alle Beigaben wahrscheinlich aus dem Suden entweder aus Oberitalien oder aus der in Suddeutschland und Ostfrankreich ansassigen Hallstattkultur In der archaologischen Diskussion wird vermutet dass der fuhrende Mann aus Bell damit bewusst nach dem Vorbild des damals fortschrittlichen Nordalpinen Hallstattkreises bestattet wurde und eine Hallstattisierung d h eine Assimilation an die Kulturausserungen der fruhkeltischen Hallstattkultur in der Mittelrheinregion erkennbar wird Die eiserne Lanzenspitze zeichnete den Toten als Mann aus Das bronzene Trinkgeschirr demonstrierte seine Zugehorigkeit zur Fuhrungsschicht in seiner Region oder Siedlungsgemeinschaft Die Bestattung des Toten mit seinem Wagen sowie die holzerne Grabkammer sind Ausdruck eines wachsenden Bewusstseins von sozialer Uberlegenheit und zeichnen ihn als Obersten seiner Gruppe aus Das Wagengrab gehort der Kulturstufe der alteren Hunsruck Eifel Kultur an die uberregional der Spathallstattzeit Ha D2 bzw D3 entspricht Das Umfeld BearbeitenDas Wagengrab war augenscheinlich das Grundungsgrab des Hugelgraberfeldes Fuchshohl das 1938 noch 29 Hugel mit insgesamt mindestens 41 Bestattungen ab der spaten Hallstattzeit umfasste Wenige hundert Meter entfernt in der Nahe des heutigen Beller Bahnhofs ist ein weiteres Grabhugelfeld Alter Markt bekannt das 1887 und 1888 teilweise untersucht wurde Von diesem zweiten Graberfeld sind heute noch vier Grabhugel in einem Sperrgebiet der Bundeswehr erhalten Beide Hugelgraberfelder konnten zu derselben Siedlungsgemeinschaft der Eisenzeit gehort haben Die zugehorige eisenzeitliche Siedlung ist bisher unentdeckt Die Hugelgraberfelder Fuchshohl und Alter Markt BearbeitenWahrend die 22 Grabhugel des Graberfeldes Alter Markt von der Laufelder Kultur Ha C bis Ha D2 bis in die Fruhlatenezeit Lt A angelegt wurden d h vom 6 bis mindestens Ende 5 Jahrhundert v Chr wurde im Hugelgraberfeld Fuchshohl in der Spathallstatt und in der Fruhlatenezeit bestattet Die Funde vom Alten Markt sind schlecht publiziert Die zugangigen Unterlagen weisen Keramik und nur sehr selten Metallfunde aus die in eine Zeit zwischen ca 600 und ca 400 v Chr zu datieren sind nbsp LageplanDas Graberfeld Fuchshohl beginnt mit dem Wagengrab um oder kurz nach 500 v Chr Einige weitere Bestattungen vor allem drei oder vier Nachbestattungen im Grabhugel mit dem Wagengrab sind noch in die spate Hallstattzeit d h die Altere Hunsruck Eifel Kultur um 500 bis 470 v Chr zu datieren In den nachsten etwa 100 Jahren der Stufe Lt A bzw der Hunsruck Eifel Kultur II wurden mindestens weitere 20 Grabhugel angelegt Weitere 4 bis 6 Grabhugel datieren nachweislich aus einer spateren Stufe der Fruhlatenezeit Lt B Der Rest der Hugel ist nicht sicher zu datieren Das Hugelgraberfeld Fuchshohl bricht ca um 350 v Chr ab Anthropologische Untersuchungen der menschlichen Uberreste aus dem Graberfeld Fuchshohl lassen vermuten dass die dort bestattete Gemeinschaft wahrscheinlich zu zwei hochstens drei eisenzeitlichen Hofen gehort haben durfte Die Graber sind vom spathallstattzeitlichen Wagengrab abgesehen sehr einfach ausgestattet Meist wurden den Toten ein oder zwei keramische Gefasse beigegeben Nur in etwa einem Drittel der Graber sind Metallbeigaben vorhanden Bei mannlichen Bestattungen sind das meistens einzelne Lanzenspitzen selten andere Metallgegenstande wie Teile eines Gurtels Sehr selten wurden Teile des fur die Region typischen Frauenschmucks z B Armringe entdeckt Insgesamt machen die Graber einen recht sparlichen Eindruck Wahrscheinlich geben sie damit ein beredtes Zeugnis von der tatsachlichen Durchschnittsbevolkerung der Region und Zeit ab Funde und Rekonstruktionen BearbeitenDie Funde aus dem Wagengrab von Bell und der beiden Graberfelder werden im Rheinischen Landesmuseum in Bonn verwahrt Mittlerweile hat die Rekonstruktion des Wagengrabs einen festen Platz in der Dauerausstellung des Museums gefunden Eine weitere Rekonstruktion und die Beschreibung des Grabes sowie Funde aus der Keltenzeit befinden sich in der neu aufgebauten Unterburg der Burg Kastellaun im sogenannten Haus der regionalen Geschichte Literatur BearbeitenJurgen Driehaus Zur Datierung des Graberfeldes von Bell im Hunsruck In Bonner Jahrbuch 166 1966 S 1 25 Digitalisat Alfred Haffner Die westliche Hunsruck Eifel Kultur In Romisch germanische Forschung 36 2 Bande Berlin de Gruyter 1976 ISBN 3 11 004889 2 B Hammes Das Wagengrab von Bell und sein Graberfeld In Abenteuer Archaologie Nr 6 2004 S 8 13 ISSN 1615 7125 Hans Eckart Joachim Ein Hugelgraberfeld der Jungeren Hunsruck Eifel Kultur in Brachtendorf Kreis Cochem In Bonner Jahrbuch 171 1971 S 59 113 Hans Eckart Joachim Der Wagen von Bell Rhein Hunsruck Kreis In Vierradrige Wagen der Hallstattzeit Untersuchungen zur Geschichte und Technik Romisch Germanisches Zentralmuseum Mainz 1987 S 135 143 C Moller Zu Wagengrabern mit Situlen der Spathallstatt und Fruhlatenezeit am Mittelrhein In Berichte zur Archaologie an Mittelrhein und Mosel 5 Trier 1997 S 117 130 Hans Nortmann Die Westflanke des Rheinischen Gebirges bis zum Einsetzen der Furstengraber In Bericht der Romisch Germanischen Kommission 74 1993 S 199 258 Nortmann Hans Zwei neue Bronzesitulen aus der Eifel In Trierer Zeitschrift 62 1999 S 83 139 W Rest Das Graberfeld von Bell im Hunsruck In Bonner Jahrbuch 148 1948 S 153 189 Digitalisat W Wagner Hunsruckmuseum Simmern Mit Inventar der vor und fruhgeschichtlichen Sammlung In Schriftenreihe des Hunsruckmuseums in Simmern Hunsruck Nr 7 Simmern 1993 S 104 119 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wagengrab von Bell Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 50 0455515 7 4167585 Koordinaten 50 2 44 N 7 25 0 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wagengrab von Bell amp oldid 237810249