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Dieser Artikel erlautert die Geschwindigkeit als physikalischen Begriff im Zusammenhang mit einer Veranderung des Orts Zu anderen Bedeutungen siehe Geschwindigkeit Begriffsklarung Physikalische GrosseName GeschwindigkeitFormelzeichen vGrossen undEinheitensystem Einheit DimensionSI m s 1 L T 1cgs cm s 1 L T 1Planck c cDie Geschwindigkeit ist neben dem Ort und der Beschleunigung einer der grundlegenden Begriffe der Kinematik eines Teilgebiets der Mechanik Die Geschwindigkeit beschreibt wie schnell und in welcher Richtung ein Korper oder ein Phanomen beispielsweise ein Wellenberg im Lauf der Zeit seinen Ort verandert Eine Geschwindigkeit wird durch ihren Betrag und die Bewegungsrichtung angegeben es handelt sich also um eine vektorielle Grosse Als Formelzeichen ist v displaystyle vec v ublich nach dem lateinischen bzw englischen Wort fur Geschwindigkeit lateinisch velocitas englisch velocity Oft wird mit dem Wort Geschwindigkeit nur ihr Betrag gemeint Formelzeichen v displaystyle v der anschaulich gesprochen das momentane Tempo englisch speed der Bewegung wiedergibt wie es beispielsweise im Auto vom Tachometer angezeigt wird v displaystyle v gibt an welche Wegstrecke ein Korper innerhalb einer bestimmten Zeitspanne zurucklegt wenn die Geschwindigkeit entsprechend lange konstant bleibt es handelt sich um eine skalare Grosse Die international verwendete Einheit ist Meter pro Sekunde m s gebrauchlich sind auch Kilometer pro Stunde km h und vor allem in der See und Luftfahrt Knoten kn Die hochstmogliche Geschwindigkeit mit der sich die Wirkung einer bestimmten Ursache raumlich ausbreiten kann ist die Lichtgeschwindigkeit c displaystyle c Diese Obergrenze gilt also auch fur jedwede Informationsubertragung Korper die eine Masse besitzen konnen sich nur mit geringeren Geschwindigkeiten als c displaystyle c bewegen Eine Geschwindigkeitsangabe ist immer relativ zu einem Bezugssystem zu verstehen Ruht ein Korper in einem Bezugssystem so hat er in einem anderen Bezugssystem welches sich gegenuber dem ersten mit der Geschwindigkeit v displaystyle vec v bewegt die entgegengesetzt gleich grosse Geschwindigkeit v displaystyle vec v Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte und Etymologie 2 Definition 3 Durchschnittsgeschwindigkeit 4 Anfangsgeschwindigkeit 5 Endgeschwindigkeit 6 Einfache Sonderfalle 6 1 Geradlinig gleichformige Bewegung 6 2 Gleichmassig beschleunigte Bewegung 6 3 Kreisbewegung 7 Beziehungen zu anderen physikalischen Grossen 7 1 Beziehung zum Ort 7 2 Beziehung zur Wegstrecke 7 3 Beziehung zu Beschleunigung und Ruck 7 4 Beziehung zu Impuls und kinetischer Energie 8 Messung 9 Einheiten 10 Geschwindigkeiten und Bezugssystem 11 Geschwindigkeit zahlreicher Teilchen 12 Stromungsgeschwindigkeit eines Fluids 13 Geschwindigkeit von Wellen 14 Relativitatstheorie 15 Siehe auch 16 Weblinks 17 Anmerkungen und EinzelnachweiseBegriffsgeschichte und Etymologie BearbeitenSiehe auch Schnelligkeit Die genaue Fassung der alltaglichen Begriffe von Geschwindigkeit und Bewegung galt seit der Antike und das ganze Mittelalter hindurch als problematisch siehe z B Achilles und die Schildkrote und das Pfeil Paradoxon Die Klarung im physikalischen Sinn stammt von Galileo Galilei und markiert den wissenschaftlichen Durchbruch zur neuzeitlichen Physik am Anfang des 17 Jahrhunderts 1 Bis dahin war nur die Durchschnittsgeschwindigkeit langs einer gegebenen endlichen Strecke genau definiert worden und eine Geschwindigkeitszunahme wie beispielsweise beim freien Fall stellte man sich als Folge kleiner Sprunge des Geschwindigkeitsbetrags vor Bei Galilei hingegen uberstreicht eine stetig variierende Geschwindigkeit ein Kontinuum aller Zwischenwerte die er nicht als Durchschnittsgeschwindigkeit eines gegebenen Stuckchens der Strecke sondern als Momentangeschwindigkeit am jeweiligen Punkt der Bahn begriff Die genaue Fassung dieses Geschwindigkeitsbegriffs mithilfe des Grenzubergangs zu unendlich kleinen Strecken wurde erst Ende des 17 Jahrhunderts von Isaac Newton gegeben Dabei wurden die beiden Aspekte Betrag und Richtung der Geschwindigkeit zunachst nur getrennt behandelt bis sie im 19 Jahrhundert zu einer einzigen mathematischen Grosse dem Geschwindigkeitsvektor zusammengefuhrt wurden Das Wort Geschwindigkeit geht auf mittelhochdeutsch geswinde zuruck schnell vorschnell ungestum kuhn mittelniederdeutsch geswint geswine stark Bedeutungsverstarkung durch das Prafix ge mittelhochdeutsch swinde swint gewaltig stark heftig gewandt schnell bose gefahrlich zuruck Althochdeutsches Vorkommen wird durch Namen wie Amalswind Swindbert Swinda erwiesen 2 Definition Bearbeiten nbsp Bahnkurve blau Ortsvektoren r A displaystyle vec r mathrm A nbsp r B displaystyle vec r mathrm B nbsp Sehne D r displaystyle Delta vec r nbsp und Wegstrecke Strecke von A displaystyle A nbsp nach B displaystyle B nbsp entlang der Bahnkurve Bewegt sich ein Objekt entlang einer Bahnkurve wobei es sich zum Zeitpunkt t displaystyle t nbsp im Punkt A displaystyle A nbsp und zu einem spateren Zeitpunkt t D t displaystyle t Delta t nbsp im Punkt B displaystyle B nbsp befindet so ergibt sich seine Geschwindigkeit v t displaystyle vec v t nbsp zum Zeitpunkt t displaystyle t nbsp bzw im Punkt A displaystyle A nbsp naherungsweise aus der Ortsanderung D r displaystyle Delta vec r nbsp und der dafur benotigten Zeitspanne D t displaystyle Delta t nbsp gemass v t D r D t displaystyle vec v t approx frac Delta vec r Delta t nbsp Dabei ist D r r t D t r t r B r A displaystyle Delta vec r vec r t Delta t vec r t vec r B vec r A nbsp der Verbindungsvektor von Punkt A displaystyle A nbsp zu Punkt B displaystyle B nbsp Geometrisch entspricht er der Sehne des Kurvenabschnitts zwischen den beiden Punkten Ausserdem gibt er naherungsweise die Richtung der Geschwindigkeit an Aus der Naherung erhalt man die exakte Definition fur die Momentangeschwindigkeit zum Zeitpunkt t displaystyle t nbsp bzw am Punkt A displaystyle A nbsp wenn man das Zeitintervall D t displaystyle Delta t nbsp gegen null gehen lasst Dabei ruckt aufgrund der Stetigkeit der Bewegung der Punkt B displaystyle B nbsp beliebig nah an den Punkt A displaystyle A nbsp heran so dass auch D r displaystyle Delta vec r nbsp gegen null geht der Quotient D r D t displaystyle tfrac Delta vec r Delta t nbsp hingegen strebt einem Grenzwert zu der gerade der Momentangeschwindigkeit entspricht v t lim D t 0 r t D t r t D t displaystyle vec v t lim Delta t rightarrow 0 frac vec r t Delta t vec r t Delta t nbsp nbsp Wegstrecken bei einer Bewegung mit gekrummter Bahnkurve nbsp Sonderfall der geradlinigen BewegungHierfur schreibt man auch v t d r d t displaystyle vec v t frac mathrm d vec r mathrm d t quad nbsp oder v t r displaystyle quad vec v t dot vec r nbsp da es sich um eine Zeitableitung handelt Da die Sehne D r displaystyle Delta vec r nbsp beim Grenzubergang die Richtung der Tangente an die Bahnkurve annimmt ist dies auch die Richtung der Momentangeschwindigkeit Der Betrag der Momentangeschwindigkeit das Tempo oder die Bahngeschwindigkeit ist durch den Betrag des Geschwindigkeitsvektors v v lim D t 0 D r D t d r d t r displaystyle v left vec v right left lim Delta t rightarrow 0 frac Delta vec r Delta t right left frac mathrm d vec r mathrm d t right left dot vec r right nbsp gegeben wobei r r displaystyle left vec r right r nbsp der Betrag des Ortsvektors r displaystyle vec r nbsp ist Die Bahngeschwindigkeit ist nicht dasselbe wie r displaystyle left dot r right nbsp wie man beispielsweise an der Kreisbewegung mit r konst v 0 r 0 displaystyle r text konst v neq 0 dot r 0 nbsp sehen kann Den Betrag der Momentangeschwindigkeit kann man auch erhalten wenn man statt der dreidimensionalen Bahnkurve nur die Weglange Symbol s displaystyle s nbsp entlang der Bahnkurve berucksichtigt s Abb Man bildet hierfur den Grenzwert des Quotienten aus zuruckgelegter Weglange D s displaystyle Delta s nbsp und benotigter Zeit D t displaystyle Delta t nbsp v lim D t 0 D s D t d s d t s displaystyle v lim Delta t rightarrow 0 frac Delta s Delta t frac mathrm d s mathrm d t dot s nbsp Durchschnittsgeschwindigkeit BearbeitenWenn man zur Berechnung der Geschwindigkeit die gesamte zuruckgelegte Strecke durch die gesamte verstrichene Zeit teilt so erhalt man als Ergebnis die Durchschnittsgeschwindigkeit Die Information uber die zeitliche Veranderung geht dabei verloren Wenn beispielsweise ein Auto eine Strecke von 100 km in einer Stunde zurucklegt so hatte es eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 100 km h Dabei kann es tatsachlich mit konstanter Geschwindigkeit 100 km h gefahren sein oder eine Viertelstunde mit einer Geschwindigkeit von 200 km h und eine Dreiviertelstunde mit einer Geschwindigkeit von 66 7 km h Man beachte dass die Durchschnittsgeschwindigkeit stets den zeitlichen Mittelwert der Geschwindigkeit darstellt Fahrt ein Auto zunachst fur eine halbe Stunde eine konstante Geschwindigkeit von 50 km h und anschliessend eine halbe Stunde mit einer konstanten Geschwindigkeit von 100 km h so betragt die Durchschnittsgeschwindigkeit 75 km h Fahrt das Auto aber zunachst eine Strecke von 25 km mit einer konstanten Geschwindigkeit von 50 km h und danach eine Strecke von 25 km mit einer konstanten Geschwindigkeit von 100 km h so wird fur den zweiten Bewegungsabschnitt nur die Halfte der Zeit benotigt eine Viertelstunde Folglich betragt in diesem Fall die Durchschnittsgeschwindigkeit 66 7 km h obwohl dies vielleicht der Intuition widerspricht Ein weiteres Beispiel fur Korper mit veranderlicher Geschwindigkeit sind Himmelskorper deren Geschwindigkeiten auf Ellipsenbahnen um einen Zentralkorper variieren Beim Merkur betragt die Durchschnittsgeschwindigkeit 47 36 km s schwankt allerdings wegen der merklichen Exzentrizitat zwischen 39 und 59 km s Anfangsgeschwindigkeit BearbeitenWenn die Geschwindigkeit eines Korpers oder Massenpunkts zu Beginn eines bestimmten Bewegungsabschnittes interessiert wird sie auch als Anfangsgeschwindigkeit Formelzeichen meist v 0 displaystyle v 0 nbsp bezeichnet Die Anfangsgeschwindigkeit ist eine der Anfangsbedingungen beim Losen der Bewegungsgleichungen in der klassischen Mechanik zum Beispiel fur numerische Simulationen in der Himmelsmechanik Sie ist ein wichtiger Parameter z B fur die Flugbahn beim senkrechten und schragen Wurf sowie fur die Reichweite von Schusswaffen oder Raketen Beispiele Beim Wurf wird sie auch als Abwurfgeschwindigkeit bezeichnet In der Aussenballistik wird sie mit der Mundungsgeschwindigkeit identifiziert mit der ein Projektil den Lauf der Waffe verlasst Anfangsgeschwindigkeit der ballistischen Flugbahn einer Rakete ist die Brennschlussgeschwindigkeit Die Einschussgeschwindigkeit eines Raumflugkorpers in eine Umlaufbahn oder Ubergangsbahn bestimmt deren Gestalt Die Eintrittsgeschwindigkeit in die Erdatmosphare eindringender Objekte wie Meteoroide ist wesentlich fur ihr weiteres Schicksal Endgeschwindigkeit BearbeitenSiehe auch Fall mit Luftwiderstand nbsp Die vertikal nach unten gerichtete Gewichtskraft G F G F g displaystyle vec G vec F mathrm G vec F mathrm g nbsp ist gleich der vertikal nach oben gerichteten aerodynamischen Widerstandskraft F d displaystyle vec F mathrm d nbsp Die Krafte heben sich auf so dass der Korper keine weitere Beschleunigung erfahrt Die Endgeschwindigkeit ist erreicht Die Endgeschwindigkeit auch Grenzgeschwindigkeit ist die Geschwindigkeit die ein Objekt am Ende seiner Beschleunigung erreicht hat Ein Objekt erreicht seine Endgeschwindigkeit wenn die bremsenden Kraften durch Zu oder Abnahme der Geschwindigkeit so stark geworden sind dass sich ein Kraftegleichgewicht aller beteiligten Krafte ausbildet Die Beschleunigung bei Erreichen der Endgeschwindigkeit ist daher null Der Begriff wird auch in der Technik verwendet Im Automobilsektor spricht man zum Beispiel von Endgeschwindigkeit oder Maximalgeschwindigkeit wenn sich das Fahrzeug begrenzt durch Motorleistung und aussere Umstande nicht weiter beschleunigen lasst Einfache Sonderfalle BearbeitenGeradlinig gleichformige Bewegung Bearbeiten Von geradlinig gleichformiger Bewegung spricht man wenn die Geschwindigkeit v displaystyle vec v nbsp des Objekts immer die gleiche ist d h gleich in Betrag und Richtung was gleichbedeutend mit der Beschleunigung a t 0 displaystyle vec a t vec 0 nbsp ist In diesem Fall bewegt sich das Objekt auf einer Geraden entlang derer man ublicherweise das Koordinatensystem ausrichtet so dass die Geschwindigkeit eine skalare Grosse v displaystyle v nbsp ist Dann gilt v s t displaystyle v frac s t nbsp Hierbei ist s displaystyle s nbsp der in der Zeitspanne t displaystyle t nbsp zuruckgelegte Weg Gleichmassig beschleunigte Bewegung Bearbeiten Bei einer gleichmassig beschleunigten Bewegung hat die Beschleunigung a displaystyle vec a nbsp stets den gleichen Betrag und die gleiche Richtung Ist die Bewegungsrichtung parallel zu a displaystyle vec a nbsp so bewegt sich das Objekt auf einer Geraden Praktischerweise richtet man das Koordinatensystem in Richtung der Bewegung aus und schreibt Beschleunigung und Geschwindigkeit als Skalar Dann gilt v t a t v 0 displaystyle v t a cdot t v 0 nbsp Hierbei steht v 0 displaystyle v 0 nbsp fur die Anfangsgeschwindigkeit Kreisbewegung Bearbeiten Siehe auch Geschwindigkeit Geschwindigkeiten und Bezugssystem Die Geschwindigkeit einer Kreisbewegung bezeichnet man als Umfangsgeschwindigkeit oder allgemein als Bahngeschwindigkeit v w r displaystyle vec v vec omega times vec r nbsp Hierbei steht w displaystyle omega nbsp fur die Winkelgeschwindigkeit und r displaystyle r nbsp fur den Radius der Kreisbewegung Bei einer gleichformigen Kreisbewegung ist die Umfangsgeschwindigkeit konstant und kann als Quotient aus der auf der Kreisbahn zuruckgelegten Streckenlange und der dafur benotigten Zeit T displaystyle T nbsp ausgedruckt werden v 2 p r T displaystyle v frac 2 cdot pi cdot r T nbsp Beziehungen zu anderen physikalischen Grossen BearbeitenBeziehung zum Ort Bearbeiten Bewegt sich ein Massepunkt im Raum dreidimensionale Bewegung so kann man aus dem zeitlichen Verlauf des Geschwindigkeitsvektors v displaystyle vec v nbsp auf die Verschiebung des Massepunkts schliessen indem man v displaystyle vec v nbsp uber die Zeit integriert r 2 r 1 t 1 t 2 v t d t displaystyle vec r 2 vec r 1 int t 1 t 2 vec v t mathrm d t nbsp wobei r 2 r t 2 displaystyle vec r 2 vec r t 2 nbsp und r 1 r t 1 displaystyle vec r 1 vec r t 1 nbsp Hieraus erhalt man die Position des Massepunktes zum Endzeitpunkt als r 2 r 1 t 1 t 2 v t d t displaystyle vec r 2 vec r 1 int t 1 t 2 vec v t mathrm d t nbsp Bewegt sich der Massepunkt auf einer Geraden geradlinige bzw eindimensionale Bewegung so richtet man das Koordinatensystem ublicherweise entlang dieser Geraden aus Die Position des Teilchens wird dann allein durch die Koordinate x x t displaystyle x x t nbsp beschrieben Die oben stehende Formel vereinfacht sich in diesem Fall zu x 2 x 1 t 1 t 2 v t d t displaystyle x 2 x 1 int t 1 t 2 v t mathrm d t nbsp Dies ist die kinematische Version des Hauptsatzes der Differential und Integralrechnung Beziehung zur Wegstrecke Bearbeiten Die zuruckgelegte Strecke s displaystyle s nbsp erhalt man durch Integration des Geschwindigkeitsbetrags v displaystyle vec v nbsp uber die Zeit s t 1 t 2 v t d t displaystyle s int t 1 t 2 vec v t mathrm d t nbsp Im einfachsten Fall namlich bei konstanter Geschwindigkeit wird daraus s v t 2 t 1 displaystyle s v cdot t 2 t 1 nbsp Beziehung zu Beschleunigung und Ruck Bearbeiten Die erste Zeitableitung der Geschwindigkeit ist die Beschleunigung a t v t r t displaystyle vec a t dot vec v t ddot vec r t nbsp Umgekehrt gewinnt man die Geschwindigkeit aus der Beschleunigung durch Integration v t v 0 0 t a t d t displaystyle vec v t vec v 0 int 0 t vec a tau mathrm d tau nbsp Findet die Bewegung auf einer Geraden statt so richtet man das Koordinatensystem praktischerweise in Richtung der Bewegung aus und erhalt die skalare Gleichung v t v 0 0 t a t d t displaystyle v t v 0 int 0 t a tau mathrm d tau nbsp Die zweite Zeitableitung der Geschwindigkeit ergibt den Ruck einer Bewegung j t v t a t displaystyle vec j t ddot vec v t dot vec a t nbsp Umgekehrt gewinnt man die Geschwindigkeit aus dem Ruck durch zweifache Integration Beziehung zu Impuls und kinetischer Energie Bearbeiten Der Impuls also anschaulich gesprochen der Schwung eines Korpers der Masse m displaystyle m nbsp berechnet sich nach p m v displaystyle vec p m cdot vec v nbsp wahrend die kinetische Energie durch E k i n 1 2 m v 2 p 2 2 m displaystyle E mathrm kin tfrac 1 2 mv 2 tfrac p 2 2m nbsp gegeben ist Streng genommen gelten die letzten beiden Gleichungen nur naherungsweise fur den sogenannten nichtrelativistischen Fall also fur Geschwindigkeiten die viel kleiner als die Lichtgeschwindigkeit sind Messung Bearbeiten Hauptartikel Geschwindigkeitsmessung Am einfachsten kann die Geschwindigkeit bestimmt werden indem man misst welche Zeit fur eine bestimmte Wegstrecke benotigt wird oder welche Strecke in einem gegebenen Zeitintervall zuruckgelegt wird In beiden Fallen wird eigentlich nur eine Durchschnittsgeschwindigkeit gemessen Wenn das Weg bzw Zeitintervall aber kurz genug gewahlt wird oder die Bewegung annahernd gleichformig ist kann man mit beiden Methoden befriedigende Genauigkeiten erreichen Ein Beispiel fur die Methode 1 ware die Messung der Lichtgeschwindigkeit nach Hippolyte Fizeau Methode 2 wird unter anderem angewendet wenn Geschwindigkeitswerte aus GPS Daten berechnet werden Die Geschwindigkeit eines Fahrzeugs lasst sich leicht mit einem Tachometer bestimmen Dieses misst eigentlich die Drehzahl des Rades welche direkt proportional zur Geschwindigkeit ist Es kann aber praktisch jeder andere geschwindigkeitsabhangige Effekt auch fur eine Messmethode verwendet werden so z B der Doppler Effekt im Doppler Radar der Impuls im ballistischen Pendel oder der Staudruck in der Prandtlsonde Einheiten BearbeitenDie SI Einheit der Geschwindigkeit ist Meter pro Sekunde m s Eine weitere gebrauchliche Einheit der Geschwindigkeit ist Kilometer pro Stunde km h In der Alltagssprache wird auch die Bezeichnung Stundenkilometer verwendet Da in der Physik eine derartige Zusammensetzung zweier Einheiten hier Stunde und Kilometer als eine Multiplikation dieser Einheiten verstanden wird wird der Ausdruck Stundenkilometer in den Naturwissenschaften normalerweise nicht verwendet Als nicht metrische Einheit wird vor allem in den USA und einigen anderen englischsprachigen Landern Meilen pro Stunde mph benutzt In der See und Luftfahrt ist ausserdem die Einheit Knoten kn gebrauchlich Ein Knoten ist eine Seemeile sm pro Stunde Vertikalgeschwindigkeiten in der motorisierten Luftfahrt werden oft in Fuss pro Minute LFM von engl linear feet per minute oder nur fpm von engl feet per minute angegeben Fast nur in der Luftfahrt wird die Mach Zahl verwendet die keine absolute Grosse angibt sondern das Verhaltnis der Geschwindigkeit zur lokalen Schallgeschwindigkeit angibt Die Schallgeschwindigkeit ist stark temperaturabhangig aber nicht luftdruckabhangig Der Grund fur die Nutzung dieser Zahl ist dass aerodynamische Effekte von ihr abhangen Umrechnung gebrauchlicher Geschwindigkeitseinheiten Meter pro Sekunde Kilometer pro Stunde Knoten Seemeilen pro Stunde Meilen pro Stunde Lichtgeschwindigkeit1 m s 00 1 00 3 6 00 1 944 00 2 237 0 3 336 10 91 km h 00 0 2778 00 1 00 0 5400 00 0 6215 0 9 266 10 101 kn 00 0 5144 00 1 852 00 1 00 1 151 0 1 716 10 91 mph 00 0 4469 00 1 609 00 0 8688 00 1 0 1 491 10 91 c displaystyle c nbsp 00 299792458 00 1 079 109 00 5 827 108 00 6 707 108 00 1Anmerkung Die fett gedruckten Umrechnungsfaktoren sind exakt alle anderen auf vier geltende Ziffern gerundet Geschwindigkeiten und Bezugssystem Bearbeiten nbsp Vorbeifliegendes Flugzeug mit Geschwindigkeit rot Radialgeschwindigkeit grun und Tangentialgeschwindigkeit blau Je nach verwendetem Bezugssystem bzw Koordinatensystem haben sich verschiedene Bezeichnungen eingeburgert Im homogenen Schwerefeld wird oft ein kartesisches Koordinatensystem verwendet Geschwindigkeiten die parallel zur Fallbeschleunigung g displaystyle vec g nbsp gerichtet sind werden meist als Vertikalgeschwindigkeiten solche die orthogonal zu dieser Richtung sind als Horizontalgeschwindigkeiten bezeichnet Bei Polarkoordinaten ist die Radialgeschwindigkeit v r displaystyle vec v mathrm r nbsp die Komponente des Geschwindigkeitsvektors in Richtung des Ortsvektors also langs der Verbindungslinie zwischen dem bewegten Objekt und dem Koordinatenursprung Die Komponente senkrecht dazu heisst Umfangsgeschwindigkeit v displaystyle vec v perp nbsp Somit ergibt sich v v v r displaystyle vec v vec v perp vec v mathrm r nbsp Das Vektorprodukt aus der Winkelgeschwindigkeit und dem Ortsvektor ergibt die Umfangsgeschwindigkeit v w r displaystyle vec v perp vec omega times vec r nbsp Bei Bewegungen auf einer Kreisbahn um den Koordinatenursprung aber auch nur in diesem Fall ist die Radialgeschwindigkeit null und die Umfangsgeschwindigkeit gleich der Tangentialgeschwindigkeit also der Bahngeschwindigkeit langs der Tangente an die Bahnkurve Aus der Anderung des Abstands zum Koordinatenursprung Radius folgt die Radialgeschwindigkeit v r r r r displaystyle vec v mathrm r dot r frac vec r vec r nbsp Setzt man voraus dass es ein allgemein gultiges Bezugssystem gibt so nennt man die Geschwindigkeiten die in diesem System gemessen werden Absolutgeschwindigkeiten Geschwindigkeiten die sich auf einen Punkt beziehen der sich selbst in diesem System bewegt heissen Relativgeschwindigkeiten Beispiel Eine Strassenbahn fahrt mit einer Geschwindigkeit von 50 km h Darin bewegt sich ein Fahrgast mit einer Relativgeschwindigkeit gegenuber der Strassenbahn von 5 km h Seine Absolutgeschwindigkeit vom ruhenden Beobachter auf der Strasse aus gesehen betragt also 55 km h oder 45 km h je nachdem ob er sich in Fahrtrichtung oder gegen die Fahrtrichtung bewegt Das Relativitatsprinzip besagt jedoch dass es keinen physikalischen Grund gibt warum man ein bestimmtes Bezugssystem herausgreifen und gegenuber anderen Systemen bevorzugen sollte Samtliche physikalischen Gesetze die in einem Inertialsystem gelten gelten auch in jedem anderen Welche Bewegungen man als absolut ansieht ist also vollkommen willkurlich Deswegen wird der Begriff der Absolutgeschwindigkeit spatestens seit der speziellen Relativitatstheorie vermieden Stattdessen sind alle Geschwindigkeiten Relativgeschwindigkeiten Aus diesem Relativitatsprinzip folgt zusammen mit der Invarianz der Lichtgeschwindigkeit dass Geschwindigkeiten nicht wie im obigen Beispiel stillschweigend angenommen einfach addiert werden durfen Stattdessen gilt das relativistische Additionstheorem fur Geschwindigkeiten Dies macht sich jedoch erst bei sehr hohen Geschwindigkeiten bemerkbar Geschwindigkeit zahlreicher Teilchen Bearbeiten nbsp Temperaturabhangigkeit der Geschwindigkeitsverteilung fur StickstoffBetrachtet man ein System aus vielen Teilchen so ist es meist nicht mehr sinnvoll oder uberhaupt moglich fur jedes einzelne Teilchen eine bestimmte Geschwindigkeit anzugeben Stattdessen arbeitet man mit der Geschwindigkeitsverteilung die angibt wie haufig ein bestimmter Bereich von Geschwindigkeiten in dem Teilchenensemble auftritt In einem idealen Gas gilt beispielsweise die Maxwell Boltzmann Verteilung siehe nebenstehende Abbildung Die meisten Teilchen haben eine Geschwindigkeit in der Nahe der wahrscheinlichsten Geschwindigkeit die durch das Maximum der Maxwell Boltzmann Verteilung angezeigt wird Sehr kleine und sehr grosse Geschwindigkeiten kommen auch vor werden aber nur von ganz wenigen Teilchen angenommen Die Lage des Maximums ist temperaturabhangig Je heisser das Gas ist desto hoher ist die wahrscheinlichste Geschwindigkeit Mehr Teilchen erreichen dann hohe Geschwindigkeiten Dies zeigt dass die Temperatur ein Mass fur die mittlere kinetische Energie der Teilchen ist Doch sind auch bei niedrigen Temperaturen sehr hohe Geschwindigkeiten nicht vollstandig ausgeschlossen Mit der Geschwindigkeitsverteilung lassen sich viele physikalische Transportphanomene erklaren wie z B die Diffusion in Gasen Stromungsgeschwindigkeit eines Fluids BearbeitenSiehe auch Stromungsfeld Die mittlere Stromungsgeschwindigkeit eines Gases oder einer Flussigkeit v A displaystyle v mathrm A nbsp ergibt sich aus der Volumenstromstarke Q d V d t displaystyle Q tfrac mathrm d V mathrm d t nbsp durch den Stromungsquerschnitt A displaystyle A nbsp v A Q A displaystyle v mathrm A frac Q A nbsp Allerdings konnen sich die lokalen Stromungsgeschwindigkeiten sehr stark voneinander unterscheiden Beispielsweise ist die Geschwindigkeit in der Mitte eines idealen Rohres am grossten und fallt durch die Reibung zur Wandung hin bis auf Null ab Man muss daher die Stromung eines Mediums als Vektorfeld auffassen Wenn die Geschwindigkeitsvektoren zeitlich konstant sind spricht man von einer stationaren Stromung Verhalten sich die Geschwindigkeiten im Gegensatz dazu chaotisch so handelt es sich um eine turbulente Stromung Bei der Charakterisierung des Stromungsverhaltens hilft die Reynoldszahl die die Stromungsgeschwindigkeit in Relation zu der Abmessungen des angestromten Korpers und zur Viskositat des Fluids setzt Mathematisch wird das Verhalten der Geschwindigkeiten durch die Navier Stokes Gleichungen modelliert die als Differenzialgleichungen die Geschwindigkeitsvektoren mit inneren und ausseren Kraften in Beziehung setzen Damit haben sie fur die Bewegung eines Fluids eine ahnliche Bedeutung wie die Grundgleichung der Mechanik fur Massenpunkte und starre Korper Geschwindigkeit von Wellen Bearbeiten nbsp Der rote Punkt bewegt sich mit Phasengeschwindigkeit und die grunen Punkte mit Gruppengeschwindigkeit Hauptartikel Schallschnelle Phasengeschwindigkeit und Gruppengeschwindigkeit Die komplexe Bewegung von Wellen macht es notig verschiedene Geschwindigkeitsbegriffe zu verwenden Insbesondere kann mit dem Wort Ausbreitungsgeschwindigkeit verschiedenes gemeint sein Die Auslenkungsgeschwindigkeit mechanischer Wellen wird als Schnelle bezeichnet Das bekannteste Beispiel ist die Schwingungsgeschwindigkeit der Luftteilchen in einer Schallwelle Die Geschwindigkeit mit der sich ein Punkt bestimmter Phase vorwarts bewegt heisst Phasengeschwindigkeit Es gilt v p l T w k displaystyle v mathrm p frac lambda T frac omega k nbsp Hierbei sind l displaystyle lambda nbsp die Wellenlange T displaystyle T nbsp die Periodendauer w displaystyle omega nbsp die Kreisfrequenz und k displaystyle k nbsp die Kreiswellenzahl Die Geschwindigkeit mit der sich die Wellenkamme im Meer fortbewegen ist ein typisches Beispiel fur eine Phasengeschwindigkeit Die Geschwindigkeit mit der sich ein ganzes Wellenpaket bewegt wird Gruppengeschwindigkeit genannt v g w k displaystyle v mathrm g frac partial mathbf omega partial mathbf k nbsp Phasen und Gruppengeschwindigkeit stimmen nur in seltenen Fallen uberein z B Ausbreitung von Licht im Vakuum In der Regel unterscheiden sie sich Ein anschauliches extremes Beispiel ist die Fortbewegung von Schlangen Fasst man die Schlange als eine Welle auf so ist die Geschwindigkeit ihres Vorankommens eine Gruppengeschwindigkeit Die Phasengeschwindigkeit ist beim Schlangeln jedoch Null denn die Stellen an denen sich der Korper der Schlange nach rechts oder links krummt sind durch den Untergrund vorgegeben und bewegen sich nicht uber den Boden In aller Regel ist die Phasengeschwindigkeit einer physikalischen Welle von der Frequenz bzw der Kreiswellenzahl abhangig Diesen Effekt bezeichnet man als Dispersion Er ist unter anderem dafur verantwortlich dass Licht verschiedener Wellenlange von einem Prisma unterschiedlich stark gebrochen wird Relativitatstheorie Bearbeiten Hauptartikel Spezielle Relativitatstheorie Aus den Gesetzen der klassischen Physik folgt fur Geschwindigkeiten unter anderem Die Messwerte fur Langen und Zeiten sind unabhangig vom Bewegungszustand und damit der Geschwindigkeit des Beobachters Insbesondere stimmen alle Beobachter darin uberein ob zwei Ereignisse gleichzeitig stattfinden oder nicht Bei einem Wechsel des Bezugssystems gilt die Galilei Transformation Dies bedeutet dass Geschwindigkeiten von Bewegungen die sich uberlagern vektoriell addiert werden durfen Es gibt keine theoretische Obergrenze fur die Geschwindigkeit von Bewegungen Zwar wird es von den Gesetzen der klassischen Physik nicht verlangt aber es wurde vor Einstein allgemein angenommen dass es fur alle Geschwindigkeiten ein universelles Bezugssystem den Ather gebe Wenn dem so ware musste die Ausbreitungsgeschwindigkeit von elektromagnetischen Wellen vom Bewegungszustand des Empfangers abhangen Letztere Abhangigkeit liess sich mit dem Michelson Morley Experiment nicht nachweisen Einstein postulierte dass das Relativitatsprinzip das bereits aus der klassischen Mechanik bekannt war auch auf alle anderen Phanomene der Physik insbesondere die Ausbreitung des Lichts angewendet werden musse und dass die Lichtgeschwindigkeit unabhangig vom Bewegungszustand des Senders sei Daraus folgerte er dass die oben genannten Aussagen der klassischen Mechanik modifiziert werden mussen 3 Im Detail heisst dies Die Messwerte fur Langen und Zeiten sind abhangig vom Bewegungszustand und damit der Geschwindigkeit des Beobachters siehe Zeitdilatation und Langenkontraktion Auch die Gleichzeitigkeit ist relativ Bei einem Wechsel des Bezugssystems gilt die Lorentz Transformation Dies bedeutet dass Geschwindigkeiten von Bewegungen die sich uberlagern nicht einfach vektoriell addiert werden durfen Bewegungen von Korpern konnen nur mit Geschwindigkeiten erfolgen die geringer als die Lichtgeschwindigkeit sind Auch Informationen konnen nicht schneller als das Licht ubertragen werden Es gibt keinen Ather Die Effekte die sich aus der speziellen Relativitatstheorie ergeben machen sich jedoch erst bei sehr hohen Geschwindigkeiten bemerkbar Der Lorentz Faktor der fur Zeitdilatation und Langenkontraktion massgeblich ist ergibt erst fur Geschwindigkeiten von v gt 4 2 10 7 m s displaystyle v gt 4 2 cdot 10 7 mathrm tfrac m s nbsp eine Abweichung von mehr als einem Prozent Folglich stellt die klassische Mechanik selbst fur die schnellsten bisher gebauten Raumfahrzeuge eine ausserst prazise Naherung dar Siehe auch BearbeitenListe von Grossenordnungen der GeschwindigkeitWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Geschwindigkeit Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Geschwindigkeit Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wikibooks Formelsammlung Klassische Mechanik Lern und Lehrmaterialien Beispiele zur Messung der Geschwindigkeit in Alltagssituationen LEIFI Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten Ueli Niederer Galileo Galilei und die Entwicklung der Physik In Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zurich Band 127 Nr 3 1982 S 205 229 online PDF abgerufen am 6 Marz 2016 Wolfgang Pfeifer Etymologisches Worterbuch des Deutschen dtv 5 Auflage 2000 S 438 Albert Einstein Zur Elektrodynamik bewegter Korper In Annalen der Physik und Chemie 17 1905 S 891 921 als Faksimile PDF 2 0 MB Normdaten Sachbegriff GND 4020574 5 lobid OGND AKS LCCN sh85126486 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschwindigkeit amp oldid 237303792