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Eigenzeit ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Fur weitere Bedeutungen siehe Eigenzeit Begriffsklarung Die Zeitdilatation von lat dilatare dehnen aufschieben ist ein Effekt der durch die Relativitatstheorie beschrieben wird Die Zeitdilatation bewirkt dass alle inneren Prozesse eines physikalischen Systems relativ zu einem ausseren Beobachter langsamer ablaufen Uhren gehen langsamer Zu unterscheiden sind zwei Effekte Zeitdilatation aufgrund relativer Bewegung Zeitdilatation im Gravitationsfeld Die Zeitdilatation aufgrund relativer Bewegung ist ein Effekt der speziellen Relativitatstheorie Einstein 1905 Wenn sich zwei Beobachter relativ zueinander bewegen sieht jeder die Zeit des anderen langsamer ablaufen Dieser Effekt ist umso starker je grosser die Relativgeschwindigkeit ist und wird sehr gross wenn sie sich der Lichtgeschwindigkeit nahert Damit verbunden ist die Relativitat der Gleichzeitigkeit es gibt keine universelle fur alle gleiche Zeit Zeitdilatation und Lorentzkontraktion sind eng verknupfte geometrische Effekte der vierdimensionalen Raumzeit Die gravitative Zeitdilatation ist ein Effekt der allgemeinen Relativitatstheorie Einstein 1915 In einem starkeren Gravitationsfeld verlauft die Zeit langsamer als in einem schwacheren Der Effekt ist klein Auf der Erdoberflache vergeht die Zeit um 7 10 10 langsamer als im fernen naherungsweise gravitationsfreien Weltraum sofern sich die Beobachter nicht relativ zueinander bewegen Anders als bei der Zeitdilatation durch Bewegung ist die gravitative Zeitdilatation nicht gegensatzlich sondern ubereinstimmend So wie der im Gravitationsfeld weiter oben befindliche Beobachter die Zeit des weiter unten befindlichen Beobachters langsamer ablaufen sieht sieht der untere Beobachter die Zeit des oberen Beobachters entsprechend schneller ablaufen Inhaltsverzeichnis 1 Zeitdilatation durch relative Bewegung 1 1 Bei konstanter Geschwindigkeit 1 1 1 Anschaulicher Einblick ohne Formeln 1 1 2 Erlauterung 1 1 3 Veranschaulichung der Grossenordnung 1 1 4 Zeitdilatation und Langenkontraktion 1 1 5 Lichtuhr 1 2 Eigenzeit 1 2 1 Verwendung der Eigenzeit bei zwei Inertialsystemen 1 3 Zeitdilatation durch reine Beschleunigung 1 4 Bewegung mit konstanter Beschleunigung 1 5 Reise zu entfernten Sternen 2 Zeitdilatation durch Gravitation 2 1 Beschleunigung und Gravitation die rotierende Scheibe 2 2 Zeitdilatation im Schwerefeld der Erde 3 Experimentelle Nachweise 3 1 Relativistischer Dopplereffekt 3 2 Lebensdauermessung von Teilchen 3 3 Zeitdilatation durch Gravitation 3 4 Vergleich zwischen Uhren im Flugzeug und am Boden 3 5 Praktische Bedeutung 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseZeitdilatation durch relative Bewegung Bearbeiten nbsp Gedankenexperiment zur Zeitdilitation a Uhren starten b Uhren stoppen source source source source source source source track Video Relativitatstheorie Albert Einsteins und die ZeitdilatationBei konstanter Geschwindigkeit Bearbeiten Anschaulicher Einblick ohne Formeln Bearbeiten Eine der wichtigsten Grundannahmen der Relativitatstheorie ist die Invarianz der Lichtgeschwindigkeit Das bedeutet dass alle Beobachter denselben Wert fur die Geschwindigkeit des Lichts messen egal wie schnell sie sich selbst oder wie schnell sich die Lichtquelle bewegt Man stelle sich einen sehr schnell fahrenden Zug vor Fur die Zuginsassen bewegen sich die Lichtstrahlen von der Deckenbeleuchtung bis zum Fussboden senkrecht nach unten Nennen wir den Startpunkt A und den Zielpunkt B Wenn wir davon ausgehen dass die Wegstrecke von A nach B 3 m betragt dann benotigt das Licht dafur die unvorstellbar kurze Zeit von 0 01 µs Vom ruhenden Bahndamm aus betrachtet stellt sich die Situation etwas anders dar Wahrend das Licht von A nach B lauft fahrt der Zug ein Stuckchen weiter sagen wir 1 m so dass der Weg von A nach B nicht mehr genau senkrecht ist sondern leicht nach vorne geneigt Dadurch ist er auch etwas langer namlich 3 16 m Da wie gesagt fur alle Beobachter derselbe Wert fur die Lichtgeschwindigkeit gilt berechnet der Beobachter am Bahndamm eine etwas langere Zeit fur diesen Vorgang 0 0105 µs Weil im Zug offenbar eine halbe Nanosekunde weniger vergangen ist als auf dem Bahndamm schliesst der ruhende Beobachter dass die Zeit im fahrenden Zug langsamer lauft Die allgemeine Tatsache dass bewegte Uhren aus Sicht eines ruhenden Beobachters langsamer gehen bezeichnet man als Zeitdilatation Erlauterung Bearbeiten Zum Verstandnis der Zeitdilatation ist es erforderlich sich die grundlegenden Messvorschriften und Methoden zur Zeitmessung mit ruhenden und bewegten Uhren zu vergegenwartigen 1 2 Wenn zwei Ereignisse nacheinander am selben Ort in einem Inertialsystem auftreten dann kann durch direktes Ablesen der Zeigerstellungen einer an diesem Ort ruhenden Uhr C die Eigenzeit T 0 displaystyle T 0 nbsp Zeitspanne zwischen erstem und zweitem Ereignis ermittelt werden Die von C angezeigte Eigenzeit ist invariant also in allen Inertialsystemen wird zugestimmt dass C diese Zeitspanne wahrend des Vorgangs anzeigte 3 Wird die Eigenzeit von C mit den Uhren relativ bewegter Inertialsysteme verglichen kann folgendermassen vorgegangen werden Ein Beobachter im Inertialsystem S stellt zwei Uhren A und B auf die mit Lichtsignalen synchronisiert sind Uhr C ruht in S und bewegt sich mit der Geschwindigkeit v von A nach B wobei sie zum Startzeitpunkt mit A und B synchron sein soll Die bewegte Uhr C fur welche die Eigenzeit T 0 displaystyle T 0 nbsp vergangen ist geht bei ihrer Ankunft gegenuber der ruhenden Uhr B fur die T displaystyle T nbsp vergangen ist nach und zwar gemass folgender Formel fur die Zeitdilatation siehe Herleitung 1 T 0 T g displaystyle T 0 T gamma nbsp somit gehen Uhren A und B schneller um nbsp Lorentzfaktor g v displaystyle gamma v nbsp mit v displaystyle v nbsp in Einheiten von c displaystyle c nbsp 2 T T 0 g displaystyle T T 0 gamma nbsp wobei g 1 1 v c 2 displaystyle gamma frac 1 sqrt 1 left frac v c right 2 nbsp der Lorentzfaktor mit der Lichtgeschwindigkeit c displaystyle c nbsp ist Nun besagt das Relativitatsprinzip dass in S die Uhr C als ruhend betrachtet werden kann und folglich die Uhren A und B langsamer gehen mussen als C Auf den ersten Blick widerspricht dies jedoch dem Umstand dass in beiden Inertialsystemen Uhr C beim Zusammentreffen mit B nachgeht was auch aus der Invarianz der Eigenzeiten der Uhren C und B folgt Dies wird allerdings erklarbar wenn die Relativitat der Gleichzeitigkeit berucksichtigt wird Denn obige Messung beruhte auf der Voraussetzung dass die Uhren A und B und somit zum Startzeitpunkt auch C synchron sind was jedoch aufgrund der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit in allen Inertialsystemen nur in S der Fall ist In S schlagt die Synchronisierung von A und B fehl weil die Uhren sich hier in negativer x displaystyle x nbsp Richtung bewegen und B dem Zeitsignal entgegenkommt wahrend A diesem davonlauft B wird also zuerst vom Signal erfasst und beginnt gemass einem durch die Lorentz Transformation zu ermittelnden Wert fruher als A zu laufen Berucksichtigt man dieses Vorgehen von Uhr B aufgrund des verfruhten Starts zieht man also diesen Zeitbetrag von der Gesamtzeit von B ab ergibt sich auch hier dass die bewegte Uhr B fur welche die Eigenzeit T 0 displaystyle T 0 nbsp vergangen ist wahrend des Weges zur ruhenden Uhr C fur welche T displaystyle T nbsp vergangen ist langsamer lauft gemass folgender Formel 3 T 0 T g displaystyle T 0 T gamma nbsp somit geht Uhr C schneller um 4 T T 0 g displaystyle T T 0 gamma nbsp Die Zeitdilatation fallt also wie vom Relativitatsprinzip gefordert in allen Inertialsystemen symmetrisch aus Jeder misst dass die Uhr des jeweils anderen langsamer lauft als seine eigene Diese Forderung ist erfullt obwohl in beiden Inertialsystemen C gegenuber B beim Zusammentreffen nachgeht und die Eigenzeiten von C als auch B invariant sind Veranschaulichung der Grossenordnung Bearbeiten Bei nicht sehr grossen Geschwindigkeiten wirkt sich die Zeitdilatation praktisch gar nicht aus Zur Veranschaulichung stellen wir uns einen fiktiven und vereinfachten Raumflug vom Sonnensystem zum nachsten Stern Proxima Centauri vor Hierbei lassen wir Effekte die sich durch das Beschleunigen oder Abbremsen des Raumfahrzeugs ergeben aus Grunden der Einfachheit unberucksichtigt Die Distanz betragt 4 24 Lichtjahre Je nach Reisegeschwindigkeit ergeben sich folgende Werte Geschwindigkeit in Prozent der Lichtgeschwindigkeit Reisedauer im Ruhesystem in Jahren Reisedauer im Bordsystem in Jahren Verhaltnis Bordsystem Ruhesystem gerundet 0 004 106000 105999 999992 1 1 00000000081 424 423 9 1 1 0000510 42 4 42 2 1 1 00550 8 48 7 34 1 1 1590 4 71 2 05 1 2 2999 4 28 0 60 1 7 0999 99 4 24 0 06 1 70 7Mit Ruhesystem ist hier das Bezugssystem gemeint in dem die Erde und Proxima Centauri ruhen Mit Bordsystem ist das Eigensystem des Raumfahrzeugs gemeint Die in der ersten Zeile verwendete Geschwindigkeit 0 004 der Lichtgeschwindigkeit ist ungefahr diejenige die von dem bisher schnellsten bemannten Raumfahrzeug Apollo Kapsel erreicht wurde Zeitdilatation und Langenkontraktion Bearbeiten Dabei ist ersichtlich dass die Zeitdilatation von T 0 displaystyle T 0 nbsp gegenuber T displaystyle T nbsp gemessen mit ruhenden synchronisierten Uhren T T 0 g displaystyle T T 0 gamma nbsp reziprok ist zur kontrahierten Lange L displaystyle L nbsp bewegter Objekte gemessen durch gleichzeitige Bestimmung der Endpunkte mittels ruhender Massstabe bezuglich ihrer Ruhelange L 0 displaystyle L 0 nbsp L L 0 g displaystyle L L 0 gamma nbsp Das bedeutet dass die von mitbewegten Uhren angezeigte Eigenzeit immer kleiner ist als die von ruhenden Uhren angezeigte Zeitspanne wohingegen die von mitbewegten Massstaben gemessene Eigenlange immer grosser ist als die von ruhenden Massstaben gemessene Lange desselben Objekts 1 Der umgekehrte Fall tritt ein wenn Uhr und Massstab nicht im selben Inertialsystem ruhen Bewegt sich namlich die Uhr innerhalb der Zeitspanne T displaystyle T nbsp entlang eines Massstabs in S gemessen von dort ruhenden Uhren dann ist dessen Ruhelange einfach mit L 0 T v displaystyle L 0 Tv nbsp gegeben wohingegen die dilatierte Uhr eine geringere Eigenzeit gemass T 0 T g displaystyle T 0 T gamma nbsp anzeigt Da ihre Eigenzeit invariant ist wird sie diese Zeitspanne auch im eigenen Ruhesystem anzeigen woraus folgt dass der in S bewegte Stab die Lange L T 0 v T g v displaystyle L T 0 v frac T gamma v nbsp hat Der Stab ist hier also um einen Faktor g displaystyle gamma nbsp kurzer was der Langenkontraktion des bewegten Stabes entspricht 4 5 Lichtuhr Bearbeiten nbsp Lichtuhren links A ruhend rechts B mit 50 der Lichtgeschwindigkeit bewegt Lichtblitz Fur eine einfache Erklarung dieses Faktors kann das Konzept der Lichtuhr herangezogen werden Eine Lichtuhr besteht aus zwei Spiegeln im Abstand d displaystyle d nbsp die einen kurzen Lichtblitz hin und her reflektieren Eine solche Lichtuhr wurde bereits im 19 Jahrhundert in der Theorie der Lichtlaufzeiten beim Michelson Morley Experiment besprochen und als Gedankenexperiment zur Herleitung der Zeitdilatation erstmals 1909 von Gilbert Newton Lewis und Richard C Tolman benutzt 6 Wenn eine Lichtuhr A gegeben ist wird aus Sicht eines mit ihr mitbewegten also relativ zu ihr ruhenden Beobachters ein Blitz fur den einfachen Weg zwischen den Spiegeln die Zeit T 0 d c displaystyle T 0 d c nbsp benotigen An einem der beiden Spiegel wird jedes Auftreffen des Lichtblitzes registriert und dabei jedes Mal die Lichtuhr um eine Zeiteinheit weitergestellt die der Gesamtlaufzeit des Lichtblitzes 2 T 0 displaystyle 2T 0 nbsp entspricht Wird nun eine zweite Lichtuhr B senkrecht zur Verbindungslinie der Spiegel mit der Geschwindigkeit v displaystyle v nbsp bewegt so muss das Licht aus Sicht des A Beobachters zwischen den Spiegeln eine grossere Strecke zurucklegen als bei Uhr A Unter der Annahme der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit geht fur den A Beobachter Uhr B daher langsamer als Uhr A Die Zeit T d c displaystyle T d c nbsp die der Lichtblitz fur den einfachen Weg d displaystyle d nbsp zwischen den Spiegeln benotigt ergibt sich uber den Satz des Pythagoras d 2 d 2 v T 2 displaystyle d 2 d 2 vT 2 nbsp Durch Einsetzen der Ausdrucke fur d displaystyle d nbsp und d displaystyle d nbsp und Auflosen nach T displaystyle T nbsp erhalt man schliesslich T T 0 1 1 v c 2 displaystyle T T 0 frac 1 sqrt 1 left frac v c right 2 nbsp oder mit dem Lorentzfaktor 4 T T 0 g displaystyle T T 0 gamma nbsp und somit 3 T 0 T g displaystyle T 0 T gamma nbsp Hingegen kann ein mit Uhr B mitbewegter Beobachter gemass Relativitatsprinzip ebenfalls von sich behaupten sich in Ruhe zu befinden Das heisst seine bei ihm befindliche Uhr B wird eine einfache Laufzeit von 2 T 0 displaystyle 2T 0 nbsp fur den Lichtblitz anzeigen Hingegen wird der Lichtblitz der aus Sicht des Beobachters bewegten Uhr A fur ihn einen grosseren Weg zurucklegen und benotigt die Zeit 2 T T 0 g displaystyle T T 0 gamma nbsp und somit gilt 1 T 0 T g displaystyle T 0 T gamma nbsp Eigenzeit Bearbeiten nbsp nbsp Symmetrische Minkowski Diagramme wo zwei Uhren mit gleicher Geschwindigkeit in entgegengesetzte Richtungen fliegen wodurch beide Weltlinien die gleiche Skalierung erhalten Oben Eigenzeit und ZeitdilatationUnten Zwillingsparadoxon Das relativistische Linienelement d s displaystyle mathrm d s nbsp ist gegeben durch d s 2 c 2 d t 2 d x 2 d y 2 d z 2 displaystyle mathrm d s 2 c 2 mathrm d t 2 mathrm d x 2 mathrm d y 2 mathrm d z 2 nbsp Als Eigenzeitelement gilt der Quotient dieses relativistischen Linienelements oder Abstands d s displaystyle mathrm d s nbsp und der Lichtgeschwindigkeit c displaystyle c nbsp d t d s c displaystyle mathrm d tau frac mathrm d s c nbsp Durch Einsetzen und Herausheben von d t 2 displaystyle mathrm d t 2 nbsp folgt dann d t d s 2 c 2 d t c c 2 d x d t 2 d y d t 2 d z d t 2 displaystyle mathrm d tau sqrt frac mathrm d s 2 c 2 frac mathrm d t c sqrt c 2 left frac mathrm d x mathrm d t right 2 left frac mathrm d y mathrm d t right 2 left frac mathrm d z mathrm d t right 2 nbsp Einerseits ergibt sich mit dem relativistischen Linienelement d s displaystyle mathrm d s nbsp und dem Eigenzeitelement d t displaystyle mathrm d tau nbsp c d s d t displaystyle c frac mathrm d s mathrm d tau nbsp anderseits ist eine Geschwindigkeit v displaystyle vec v nbsp allgemein als Ableitung des Ortsvektors r x y z displaystyle vec r x y z nbsp nach der Zeit t displaystyle t nbsp definiert v d r d t displaystyle vec v frac mathrm d vec r mathrm d t nbsp Mit dem Quadrat der Geschwindigkeit v 2 d x d t 2 d y d t 2 d z d t 2 displaystyle v 2 left frac mathrm d x mathrm d t right 2 left frac mathrm d y mathrm d t right 2 left frac mathrm d z mathrm d t right 2 nbsp folgt schliesslich fur das Element der Eigenzeit d t d t c 2 v 2 t c 2 d t 1 v 2 t c 2 displaystyle mathrm d tau mathrm d t sqrt frac c 2 v 2 t c 2 mathrm d t sqrt 1 frac v 2 t c 2 nbsp Das Differential d t displaystyle mathrm d tau nbsp ist also immer nur 1 v 2 c 2 displaystyle sqrt 1 v 2 c 2 nbsp Mal so gross wie d t displaystyle mathrm d t nbsp Fur ein mit dem betrachteten Teilchen mitbewegtes System ergibt sich die Identitat beider Differentiale weil in diesem System v 2 t displaystyle v 2 t nbsp identisch Null ist Ahnlich wichtige Identitaten etwa die beruhmte Relation E mc2 aus dem Energie Impuls Vierervektor ergeben sich leicht im mitbewegten System fur andere Invarianten der Lorentztransformationen Die Eigenzeit wird erhalten wenn uber das Eigenzeitelement integriert wird t 0 t 1 v 2 t c 2 d t displaystyle tau int 0 t sqrt 1 frac v 2 t c 2 mathrm d t nbsp Messtechnisch entspricht die Eigenzeit t displaystyle tau nbsp obigem Ausdruck T 0 displaystyle T 0 nbsp Zeichnet eine Uhr C die Dauer zwischen den Ereignissen U und W am jeweiligen Ereignispunkt selbst also entlang der Weltlinie von C auf wird das von C angezeigte Zeitintervall die Eigenzeit zwischen diesen Ereignissen genannt siehe erstes Minkowski Diagramm rechts 2 7 8 Genauso wie das zugrunde liegende Linienelement d s 2 displaystyle mathrm d s 2 nbsp ist auch die Eigenzeit T 0 displaystyle T 0 nbsp eine Invariante denn in allen Inertialsystemen wird ubereinstimmend festgestellt dass Uhr C genau diese Zeitspanne zwischen U und W anzeigt 3 Die invariante Eigenzeit ist die Referenzgrosse wenn die Zeitdilatation auftritt Wie oben bereits erlautert wird die Gangrate der Uhr C aus der Sicht aller anderen bewegten Systeme verlangsamt in Bezug zu den eigenen Uhren gemessen Demzufolge wird Uhr C zwischen den beiden Beobachtungsereignissen U und W eine kurzere Zeitspanne T 0 U W displaystyle T 0 UW nbsp anzeigen wohingegen die synchronisierten S Uhren eine grossere Zeitspanne T U x displaystyle T Ux nbsp anzeigen gemass T T 0 g displaystyle T T 0 gamma nbsp Ruht hingegen eine Uhr B in S und finden auf ihrer Weltlinie zwei Ereignisse U und V statt dann ist die Zeitspanne T 0 U V displaystyle T 0 UV nbsp identisch mit der invarianten Eigenzeit zwischen diesen Ereignissen folglich wird im System S eine grossere Zeitspanne T U x displaystyle T Ux nbsp gemessen T T 0 g displaystyle T T 0 gamma nbsp Die Eigenzeit einer bei zwei Ereignissen vor Ort befindlichen unbeschleunigten Uhr ist also minimal im Vergleich zur synchronisierten Koordinatenzeit zwischen denselben Ereignissen in allen anderen Inertialsystemen 3 Denn sofern keine der Uhren beschleunigt wird gibt es immer nur eine Uhr und somit nur eine gerade Weltlinie welche die Eigenzeit zwischen zwei bestimmten Ereignissen anzeigt Es ist zwar moglich dass ein einzelnes Ereignis U gleichzeitig auf zwei geraden Weltlinien ist und zwar dort wo sich die Weltlinien von C und B schneiden jedoch ist es geometrisch unmoglich dass das zweite Ereignis W auf der Weltlinie von C auch auf der Weltlinie von B ist sowie es auch unmoglich ist dass das zweite Ereignis V auf der Weltlinie von B auch auf der Weltlinie von C ist Wenn jedoch eine der Uhren beschleunigt wird konnen sich die Weltlinien abermals schneiden Hier ergibt es sich dass die gerade Weltlinie der unbeschleunigten Uhr eine grossere Eigenzeit anzeigt als die zusammengesetzt gekrummte Weltlinie der beschleunigten Uhr was die Erklarung des Zwillingsparadoxons darstellt Wahrend also wie oben gezeigt die Eigenzeit zwischen zwei Ereignissen auf der Weltlinie einer unbeschleunigten Uhr minimal ist im Vergleich zu den synchronisierten Koordinatenzeiten in allen anderen Inertialsystemen ist sie maximal im Vergleich zu den Eigenzeiten von beschleunigten Uhren die bei beiden Ereignissen ebenfalls vor Ort waren 3 Verwendung der Eigenzeit bei zwei Inertialsystemen Bearbeiten nbsp Symmetrisches Minkowski Diagramm der Eigenzeiten nbsp Im Inertialsystem S sind A und B synchron Die bewegte Uhr C tickt langsamer und geht bei Ankunft bei B nach Im Minkowski Diagramm A 3 dg B 3 ef C 2 df nbsp Im Inertialsystem S sind A und B aufgrund der Relativitat der Gleichzeitigkeit nicht synchron wobei B gegenuber A vorgeht Obwohl hier die bewegten Uhren A und B langsamer ticken reicht der Zeitvorsprung von B damit auch hier C gegenuber B bei der Zusammenkunft nachgeht Im Minkowski Diagramm A 1 3 dh B 1 7 ej B 3 ef C 2 df Einige Eigenzeiten werden nebenstehend in einem symmetrischen Minkowski Diagramm und weiteren Bildern dargestellt Uhr C ruhend in S trifft bei d auf Uhr A und bei f auf Uhr B beide ruhend in S Die invariante Eigenzeit von C zwischen diesen Ereignissen ist df Die Weltlinie von Uhr A ist die ct Achse die Weltlinie von Uhr B gezogen durch d ist parallel zur ct Achse und die Weltlinie von Uhr C ist die ct Achse Alle zu d gleichzeitigen Ereignisse sind in S auf der x Achse und in S auf der x Achse Die jeweiligen Zeitspannen konnen direkt durch Abzahlen der Markierungen bestimmt werden In S ist die Eigenzeit df von C dilatiert im Vergleich zur langeren Zeit ef dg von Uhren B und A Umgekehrt wird auch in S die invariante Eigenzeit von B dilatiert gemessen Denn Zeit ef ist kurzer in Bezug zur Zeit if weil das Startereignis e von Uhr B schon zur Zeit i gemessen wurde bevor Uhr C uberhaupt zu ticken begonnen hatte Zum Zeitpunkt d hat B die Zeit ej hinter sich und auch hier ergibt sich die Zeitdilatation wenn df in S mit der restlichen Zeit jf in S verglichen wird Aus diesen geometrischen Verhaltnissen wird abermals klar dass die invariante Eigenzeit zwischen zwei bestimmten Ereignissen in diesem Fall d und f auf der Weltlinie einer unbeschleunigten Uhr kurzer ist als die mit synchronisierten Uhren gemessene Zeit zwischen denselben Ereignissen in allen anderen Inertialsystemen 7 3 Wie gezeigt steht dies nicht im Widerspruch zur wechselseitigen Zeitdilatation denn aufgrund der Relativitat der Gleichzeitigkeit werden die Startzeitpunkte der Uhren in anderen Inertialsystemen unterschiedlich gemessen Zeitdilatation durch reine Beschleunigung Bearbeiten Die momentane Zeitdilatation ggf auch Zeitraffereffekt der geradlinigen Beschleunigung resultiert aus der Desynchronisierung der Uhren Bei jeder Veranderung der Relativgeschwindigkeit die hier dargestellt wird und nicht unbedingt von spurbaren Tragheitswirkungen begleitet sein muss verandert sich auch die relative Desynchronisierung der Uhren des beobachteten Systems Aus der subjektiven Sicht des Beobachters sind die Uhren im beobachteten System namlich entsprechend ihrem lokalen Ortsabstand l x 2 x 1 displaystyle l x 2 x 1 nbsp als Folge der Relativitat der Gleichzeitigkeit desynchronisiert t D D l v c 2 displaystyle tau Delta Delta l v c 2 nbsp Dabei ist tD die Gangabweichung die zwischen zwei lokalen Uhren im Eigenabstand l displaystyle l nbsp abgelesen wird In gleicher Weise kann auch die Anderung der Desynchronisierung durch eine veranderte Geschwindigkeit des Beobachters dargestellt werden wobei der momentane Abstand vom Beobachter zu wahlen ist t D x D v c 2 displaystyle tau Delta x Delta v c 2 nbsp Durch welche Ursache sich die Relativgeschwindigkeit des Beobachters verandert ist hierbei unerheblich Der Effekt ist geometrisch bedingt und rein relativistisch Wie aus dem Bell Raumschiffparadoxon abgeleitet werden kann ist die Wirkung bezogen auf die komplette Distanz x allerdings fur die beiden Beteiligten asymmetrisch Dies liefert wiederum die Erklarung fur die Asymmetrie des Zwillingsparadoxons Diese Geschwindigkeitsanderung kann man nun bei kontinuierlicher Betrachtung in eine Beschleunigung umrechnen wobei es sich aber nicht um eine lokale Beschleunigung a F m handelt sondern um die effektive Anderung der Relativgeschwindigkeit aeff dv dt handeln muss t D d t a e f f x c 2 g a x g 3 c 2 displaystyle frac tau Delta mathrm d t frac a mathrm eff x c 2 gamma frac a cdot x gamma 3 c 2 nbsp mit Distanz x Lorentzfaktor g infinitesimalem Zeitintervall dt effektiver Beschleunigung aeff Relativgeschwindigkeit v und Lichtgeschwindigkeit c Der Effekt ist entfernungsabhangig und richtungsabhangig Theoretisch kann der Wert von Dv x Dt bzw aeff x kurzfristig beliebig hoch sein und je nach Vorzeichen a x gt 0 zu einem Zeitraffer maximal bis bei v c Gleichzeitigkeit erreicht wird und a x lt 0 zu einer Zeitlupe maximal Zeitstillstand bei v c wie bei der gewohnten Dilatation fuhren Die Berechnung von aeff soll hier nicht detailliert erklart werden Da hierbei die relativistische Geschwindigkeitsaddition anzuwenden ist und wegen v dv c 0 errechnet sich a e f f v d v 1 v d v c 2 v d t d v g 2 1 v d v c 2 d t a g 2 displaystyle a mathrm eff dfrac dfrac v mathrm d v 1 dfrac v mathrm d v c 2 v mathrm d t dfrac mathrm d v left gamma 2 left 1 dfrac v mathrm d v c 2 right right mathrm d t frac a gamma 2 nbsp Entgegen weit verbreiteter Meinung verursacht die Beschleunigung a v t keine weiteren relativistischen Wirkungen auf die Zeit die mit der Gravitation vergleichbar waren Dies ergibt sich schon daraus dass die Faktoren der Zeitdilatation und der Lorentzkontraktion bei der Gravitation gar nicht von der Beschleunigung sondern ausschliesslich vom Energiepotential abhangen Bewegung mit konstanter Beschleunigung Bearbeiten Hauptartikel Hyperbelbewegung Wird ein Testkorper der Masse M displaystyle M nbsp mit einer konstanten Kraft F displaystyle F nbsp auf relativistische Geschwindigkeiten grosser als ein Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt muss wegen der Zeitdilatation zwischen der Uhr eines ruhenden Beobachters und einer Uhr an Bord des Testkorpers unterschieden werden Besitzt der Testkorper bei t 0 displaystyle t 0 nbsp die Geschwindigkeit v 0 displaystyle v 0 nbsp so ist es zweckmassig die Abkurzung g 0 1 1 v 0 2 c 2 displaystyle gamma 0 frac 1 sqrt 1 v 0 2 c 2 nbsp einzufuhren um die folgenden Rechenergebnisse ubersichtlich aufschreiben zu konnen Wird der Testkorper ab t 0 displaystyle t 0 nbsp mit einer konstanten Kraft F displaystyle F nbsp beschleunigt so gilt v t a t v 0 g 0 1 a t v 0 g 0 2 c 2 displaystyle v t frac at v 0 gamma 0 sqrt 1 dfrac at v 0 gamma 0 2 c 2 nbsp wobei sich die konstante Beschleunigung gemass a F M displaystyle a F M nbsp berechnet 9 Mit Hilfe dieser Formel kann zusatzlich auch die Eigenzeit berechnet werden die eine Uhr im beschleunigten System des Testkorpers anzeigen wurde Dazu muss nur die Momentangeschwindigkeit v t displaystyle v t nbsp in das weiter oben angegebene Integral t 0 t 1 v t 2 c 2 d t displaystyle tau int 0 t sqrt 1 frac v t 2 c 2 mathrm d t nbsp eingesetzt werden Das Ergebnis dieser Integration lautet t c a ln c 2 a t v 0 g 0 2 a t v 0 g 0 c v 0 g 0 displaystyle tau frac c a ln left frac sqrt c 2 at v 0 gamma 0 2 at v 0 gamma 0 c v 0 gamma 0 right nbsp Den zuruckgelegten Weg x t displaystyle x t nbsp im System des ruhenden Beobachters erhalt man durch Integration der Geschwindigkeit v t displaystyle v t nbsp uber die Zeit zu x t c 2 a 1 a t v 0 g 0 2 c 2 g 0 displaystyle x t frac c 2 a left sqrt 1 frac at v 0 gamma 0 2 c 2 gamma 0 right nbsp Wird bei verschwindender Startgeschwindigkeit v 0 0 displaystyle v 0 0 nbsp die Zeit t displaystyle t nbsp noch durch die Eigenzeit t displaystyle tau nbsp ersetzt gilt 7 x c 2 a cosh a t c 1 displaystyle x frac c 2 a left cosh left frac a tau c right 1 right nbsp Reise zu entfernten Sternen Bearbeiten Siehe auch ZwillingsparadoxonEin anderes Beispiel ist die Bewegung eines Raumschiffes das von der Erde startet einen entfernten Planeten ansteuert und wieder zuruckkommt Ein Raumschiff startet von der Erde und fliegt mit der anfanglichen Beschleunigung von g 9 81 m s 2 displaystyle g 9 81 frac mathrm m mathrm s 2 nbsp zu einem 28 Lichtjahre entfernten Stern Die Beschleunigung von 1 g displaystyle 1 g nbsp wurde gewahlt da hierdurch irdische Gravitationsverhaltnisse an Bord eines Raumschiffes simuliert werden konnen Auf halber Strecke andert das Raumschiff das Vorzeichen der Beschleunigung und verzogert ebenso stark Nach einem sechsmonatigen Aufenthalt kehrt das Raumschiff auf gleiche Weise zur Erde zuruck Die vergangenen Zeiten ergeben sich fur den Reisenden zu 13 Jahren 9 Monaten und 16 Tagen Messung mit an Bord befindlicher Uhr Auf der Erde sind bei der Ruckkehr des Raumschiffes dagegen 60 Jahre 3 Monate und 5 Stunden vergangen Wesentlich grossere Unterschiede erhalt man bei einer Reise zur Andromedagalaxie die etwa 2 Millionen Lichtjahre entfernt ist bei gleichen Beschleunigungs und Verzogerungsphasen Fur die Erde vergehen etwa 4 Millionen Jahre wahrend fur den Reisenden nur ungefahr 56 Jahre vergangen sind Das Raumschiff uberschreitet die Lichtgeschwindigkeit nie Je langer es beschleunigt desto naher kommt es zwar an die Lichtgeschwindigkeit heran es wird diese jedoch niemals erreichen Aus Sicht der Erde nimmt die Beschleunigung also trotz gleichbleibender Triebwerksleistung ab Im Raumschiff lauft die Zeit entsprechend der Zeitdilatation langsamer Da im Raumschiff sowohl Beobachter als auch Messinstrumente der Zeitdilatation unterliegen lauft aus ihrer Sicht die Eigenzeit ganz normal jedoch verkurzt sich aufgrund der Lorentzkontraktion der Weg zwischen Erde und Reiseziel Aus Erdsicht bleibe er in diesem Beispiel vereinfachend konstant Wenn man nun im Raumschiff ist und seine Geschwindigkeit relativ zur Erde unter Berucksichtigung der Lorentzkontraktion bestimmt dann kommt man auf dasselbe Resultat wie wenn man von der Erde aus die Geschwindigkeit des Raumschiffes bestimmt In der Praxis ist derzeit allerdings kein Antrieb realisierbar der uber so lange Zeit eine so hohe Beschleunigung erreicht 10 Zeitdilatation durch Gravitation BearbeitenDie gravitative Zeitdilatation beschreibt den relativen Zeitablauf von Systemen die in verschiedenen Entfernungen eines Gravitationszentrums beispielsweise eines Sterns oder Planeten relativ zu diesem ruhen Zu beachten ist dass die gravitative Zeitdilatation nicht etwa durch eine mechanische Einwirkung auf die Uhren entsteht sondern eine Eigenschaft der Raumzeit selbst darstellt Jeder relativ zum Gravitationszentrum ruhende Beobachter misst fur identische jedoch in unterschiedlichen Entfernungen vom Gravitationszentrum ablaufende Vorgange unterschiedliche Ablaufzeiten bezogen auf seine eigene Zeitbasis Ein Effekt der auf der gravitativen Zeitdilatation beruht ist die gravitative Rotverschiebung Die allgemeingultige und von der Metrik abhangige Formel fur die Zeitdilatation zwischen zwei relativ zur Masse stationaren Beobachtern FIDO von denen sich der eine ausserhalb und der andere innerhalb des Gravitationsfelds befindet lautet d t d t g t t displaystyle frac rm d t rm d tau sqrt g tt nbsp In der Schwarzschildmetrik ist g t t 1 1 r s r displaystyle g tt frac 1 1 r rm s r nbsp und g t t 1 g t t displaystyle g tt frac 1 g tt nbsp Um die gesamte Zeitdilatation eines stationaren Beobachters in weiter Entfernung von der Masse relativ zu einem im Gravitationsfeld bewegten Beobachter zu erhalten wird mit dem Lorentzfaktor multipliziert im Bezugssystem des stationaren Beobachters ergibt sich somit dass die Uhr des bewegten um den Faktor d t d t g t t g displaystyle frac rm d t infty rm d tau sqrt g tt gamma nbsp also t t 1 g t t g displaystyle tau t infty frac 1 sqrt g tt gamma nbsp verlangsamt lauft wahrend die Uhr des stationaren Beobachters im System des bewegten um den Faktor d t d t g t t g displaystyle frac rm d t rm d tau infty sqrt g tt gamma nbsp also t t g t t g displaystyle tau infty t frac sqrt g tt gamma nbsp schneller oder langsamer tickt abhangig davon ob die gravitative oder die kinematische Komponente uberwiegt die gravitative Komponente bewirkt dass die Uhr im Gravitationsfeld absolut langsamer tickt wahrend die kinematische Komponente zu einer wechselseitigen also relativen Verlangsamung der jeweils anderen Uhr fuhrt Im freien Fall aus dem Unendlichen v ve heben sich dabei beide Effekte aus Sicht des FFO exakt auf g t t g e displaystyle sqrt g tt gamma e nbsp Beschleunigung und Gravitation die rotierende Scheibe Bearbeiten Diese Problemstellung wird auch als ehrenfestsches Paradoxon bezeichnet Nach dem Aquivalenzprinzip der allgemeinen Relativitatstheorie kann man lokal nicht zwischen einem ruhenden System in einem Gravitationsfeld und einem beschleunigten System unterscheiden Deshalb kann man den Effekt der Gravitationszeitdilatation anhand der Zeitdilatation durch Bewegung erlautern Betrachtet man eine mit konstanter Winkelgeschwindigkeit w displaystyle omega nbsp rotierende Scheibe so bewegt sich ein Punkt im Abstand r displaystyle r nbsp vom Zentrum mit der Geschwindigkeit v r w 1 r w 2 c 2 displaystyle v frac r omega sqrt 1 dfrac r omega 2 c 2 nbsp Dementsprechend wird im Abstand r displaystyle r nbsp vom Mittelpunkt der Scheibe die Eigenzeit t t 1 r w 2 c 2 displaystyle tau frac t sqrt 1 dfrac r omega 2 c 2 nbsp auftreten Fur hinreichend kleine Abstande v 2 c 2 displaystyle v 2 ll c 2 nbsp ist dieser Ausdruck naherungsweise gleich t t 1 r w 2 2 c 2 displaystyle tau t left 1 frac r omega 2 2c 2 right nbsp Ein auf der Scheibe befindliches mitrotierendes Objekt erfahrt nun die Zentrifugalkraft F m w 2 r displaystyle F m omega 2 r nbsp Aufgrund des Aquivalenzprinzips kann man diese Kraft auch als Gravitationskraft deuten zu der ein Gravitationspotential f r w 2 displaystyle varphi r omega 2 nbsp gehort Dies ist aber gerade der Term der bei der Zeitdilatation im Zahler auftritt Somit ergibt sich fur kleine Abstande t t 1 2 f c 2 displaystyle tau t sqrt 1 frac 2 varphi c 2 nbsp Hinweis Das hier angegebene Potential entspricht nicht dem ublichen Zentrifugalpotential da hier eine Anpassung an die lokale Drehgeschwindigkeit der Scheibe vorgenommen wird wahrend beim ublichen Zentrifugalpotential stattdessen Drehimpulserhaltung gilt Zeitdilatation im Schwerefeld der Erde Bearbeiten nbsp Zeitdilatation durch Gravitation und KreisbahngeschwindigkeitIn einem schwachen Gravitationsfeld wie dem der Erde kann die Gravitation und somit die Zeitdilatation naherungsweise durch das newtonsche Gravitationspotential beschrieben werden t t 0 1 2 ϕ c 2 displaystyle tau t 0 sqrt 1 frac 2 phi c 2 nbsp Hierbei ist t 0 displaystyle t 0 nbsp die Zeit bei Potential ϕ 0 displaystyle phi 0 nbsp und ϕ displaystyle phi nbsp das newtonsche Gravitationspotential Multiplikation mit der Masse eines Korpers ergibt dessen potentielle Energie an einem bestimmten Ort Auf der Erde kann solange die Hohe klein ist gegenuber dem Erdradius von ca 6400 Kilometer das Gravitationspotential durch ϕ g h displaystyle phi gh nbsp angenahert werden Pro Meter Hohendifferenz betragt die Zeitdilatation 1 1e 16 In 300 Kilometer Hohe das ist zum Beispiel eine mogliche Hohe in der die Space Shuttles flogen vergehen somit in jeder Erdbodensekunde 1 3 27e 11 s das ist etwa eine Millisekunde pro Jahr mehr Das heisst ein Astronaut der in 300 Kilometer Hohe uber der Erde ruhen wurde wurde in jedem Jahr etwa eine Millisekunde schneller altern als jemand der auf der Erde ruht Fur einen Shuttle Astronauten in einer solchen Hohe war der genaue Wert jedoch ein anderer da das Shuttle sich zusatzlich bewegte es kreiste um die Erde was zu einem zusatzlichen Effekt in der Zeitdilatation fuhrte Wenn man die durch die Hohe verursachte Verringerung der gravitativen Zeitdilatation relativ zur Erdoberflache und die durch die fur diese Hohe erforderliche Kreisbahngeschwindigkeit bedingte Zeitdilatation miteinander vergleicht zeigt sich dass sich bei einem Bahnradius vom 1 5 Fachen des Erdradius also in einer Flughohe von einem halben Erdradius ca 3200 Kilometer die beiden Effekte genau aufheben und daher die Zeit auf einer solchen Kreisbahn genau so schnell vergeht wie auf der Erdoberflache wenn man vereinfachend annimmt dass die Erde selbst nicht rotiert ist es exakt der 1 5 fache Radius berucksichtigt man auch die Erdrotation ist es geringfugig weniger Die gravitative Zeitdilatation fuhrt ebenfalls dazu dass der Kern eines Himmelskorpers junger ist als seine Oberflache Fur die Erde wurde dieser Zeitunterschied zwischen Erdmittelpunkt und Erdoberflache unter Berucksichtigung der Dichteverteilung der Erde 2016 in klassischer Naherung mit 2 49 Jahren angegeben 11 Experimentelle Nachweise BearbeitenSiehe auch Tests der speziellen Relativitatstheorie Relativistischer Dopplereffekt Bearbeiten Hauptartikel Ives Stilwell Experiment Der erste direkte Nachweis der Zeitdilatation durch Messung des relativistischen Dopplereffekts gelang mit dem Ives Stilwell Experiment 1939 weitere Nachweise erfolgten mit den Mossbauer Rotor Experimenten 1960er und modernen Ives Stilwell Varianten auf Basis von Sattigungsspektroskopie wobei letztere die mogliche Abweichung der Zeitdilatation bis auf 8 4 10 8 displaystyle 8 4 cdot 10 8 nbsp reduziert haben Ein indirekter Nachweis sind Variationen des Kennedy Thorndike Experiments bei dem die Zeitdilatation zusammen mit der Langenkontraktion berucksichtigt werden muss Fur Experimente bei denen die Zeitdilatation fur Hin und Ruckweg beobachtet wird siehe Zwillingsparadoxon Lebensdauermessung von Teilchen Bearbeiten Hauptartikel Zeitdilatation bewegter Teilchen Beim Auftreffen der kosmischen Strahlung auf die Molekule der oberen Luftschichten entstehen in 9 bis 12 Kilometer Hohe Myonen Sie sind ein Hauptbestandteil der sekundaren kosmischen Strahlung bewegen sich in Richtung Erdoberflache mit nahezu Lichtgeschwindigkeit weiter und konnen dort nur wegen der relativistischen Zeitdilatation detektiert werden denn ohne diesen relativistischen Effekt wurde ihre mittlere Reichweite nur etwa 600 m betragen Zusatzlich wurden Tests der Zerfallszeiten in Teilchenbeschleunigern mit Pionen Myonen oder Kaonen durchgefuhrt die ebenfalls die Zeitdilatation bestatigten Zeitdilatation durch Gravitation Bearbeiten Siehe auch Messung der gravitativen Rotverschiebung Die gravitative Zeitdilatation wurde 1960 im Pound Rebka Experiment von Robert Pound und Glen Rebka nachgewiesen Ausserdem startete die NASA 1976 eine Scout D Rakete mit einer Atomuhr deren Frequenz mit einer Uhr derselben Bauart auf der Erde verglichen wurde Dies war das bisher praziseste Experiment das erfolgreich die gravitative Rotverschiebung messen konnte 12 Vergleich zwischen Uhren im Flugzeug und am Boden Bearbeiten Hauptartikel Hafele Keating Experiment Eine Uhr in einem hoch fliegenden Flugzeug unterliegt zwei Formen von Zeitdilatation im Vergleich zu einer am Boden stehenden Uhr Zum einen nimmt der Einfluss der Gravitation der Erde mit der Hohe ab Dadurch wird die Uhr im Flugzeug weniger verlangsamt als die Uhr am Boden Zum anderen bewegt sich das Flugzeug relativ zur Uhr am Boden Das bewirkt eine Verlangsamung der Uhr im Flugzeug Die beiden Effekte wirken also in entgegengesetzter Richtung Welcher der beiden Effekte uberwiegt hangt von der Hohendifferenz und der Geschwindigkeit des Flugzeugs ab Der erste Uhrenvergleich zwischen in einem Flugzeug transportierten Uhren und baugleichen am Boden verbleibenden geschah im Rahmen des Hafele Keating Experiments im Jahr 1971 Fur dieses Experiment flogen der Physiker Joseph Hafele und der Astronom Richard Keating mit vier Atomuhren jeweils einmal ostwarts und westwarts in einem Verkehrsflugzeug um die Welt Vor und nach den Flugen wurde der Stand der Uhren mit dem von baugleichen Atomuhren verglichen die im United States Naval Observatory betrieben wurden Die sich dabei ergebenden Verschiebungen bestatigten die Vorhersagen der Relativitatstheorien 13 14 Seitdem wurden wiederholt Messungen in ahnlicher Form mit noch hoherer Genauigkeit durchgefuhrt Praktische Bedeutung Bearbeiten Von praktischer Bedeutung wird die Zeitdilatation bei satellitengestutzten Navigationssystemen wie etwa dem GPS Diese beruhen darauf dass jeder Satellit des Systems ein sehr prazises durch eine Atomuhr ermitteltes Zeitsignal uber Funk aussendet Die GPS Gerate der Nutzer empfangen diese Signale von mehreren Satelliten und ermitteln aus den Laufzeiten der Signale ihre Entfernung zu den verschiedenen Satelliten und daraus ihre exakte Position Da die Satelliten der Zeitdilatation sowohl durch Gravitation als auch durch ihre Bewegung ausgesetzt sind mussen die Navigationssysteme zur Verbesserung der Genauigkeit eine Korrektur dieser Effekte vornehmen 15 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Zeitdilatation Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenLiteratur BearbeitenAlbert Einstein Zur Elektrodynamik bewegter Korper In Annalen der Physik und Chemie 17 1905 S 891 921 als Faksimile PDF 1 9 MB als Volltext bei Wikilivres und kommentiert und erlautert bei Wikibooks Thomas Cremer Interpretationsprobleme der speziellen Relativitatstheorie Eine historisch didaktische Analyse Reihe Physik 2 2 uberarbeitete Auflage Harri Deutsch Thun u a 1990 ISBN 3 8171 1105 3 Zugleich Giessen Universitat Dissertation 1988 Walter Greiner Johann Rafelski Spezielle Relativitatstheorie Theoretische Physik Bd 3A 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Harri Deutsch Thun u a 1989 ISBN 3 8171 1063 4 Harald Fritzsch Eine Formel verandert die Welt Newton Einstein und die Relativitatstheorie Serie Piper 1325 3 Auflage Neuausgabe Piper Munchen u a 1990 ISBN 3 492 11325 7 Roland Pabisch Derivation of the time dilatation effect from fundamental properties of photons Springer Wien u a 1999 ISBN 3 211 83153 3 Einzelnachweise Bearbeiten a b Max Born Die Relativitatstheorie Einsteins 7 Auflage Springer Verlag 2003 ISBN 3 540 00470 X a b Roman Sexl Herbert K Schmidt Raum Zeit Relativitat Vieweg Braunschweig 1979 ISBN 3 528 17236 3 S 31 35 a b c d e Edwin F Taylor John Archibald Wheeler Spacetime Physics Introduction to Special Relativity W H Freeman New York 1992 ISBN 0 7167 2327 1 englisch David Halliday Robert Resnick Jearl Walker Fundamentals of Physics Chapters 33 37 John Wiley amp Son 2010 ISBN 0 470 54794 4 S 1032 f englisch Franz Embacher Lorentzkontraktion Abgerufen am 1 Januar 2013 Gilbert N Lewis Richard C Tolman The Principle of Relativity and Non Newtonian Mechanics In Proceedings of the American Academy of Arts and Sciences Band 44 1909 S 709 726 in der englischsprachigen Wikisource a b c Jurgen Freund Spezielle Relativitatstheorie fur Studienanfanger vdf Hochschulverlag AG 2007 ISBN 3 8252 2884 3 S 12 Eckhard Rebhan Theoretische Physik I Spektrum Heidelberg Berlin 1999 ISBN 3 8274 0246 8 S 782 783 Torsten Fliessbach Mechanik 4 Auflage Elsevier Spektrum Akademischer Verlag 2003 S 322 f ISBN 3 8274 1433 4 Rolf Sauermost u a Lexikon der Naturwissenschaftler Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin Oxford 1996 S 360 Ulrik I Uggerhoj et al The young center of the earth In Eur J Phys 37 035602 2016 Jahrgang arxiv 1604 05507 englisch Clifford Will The Confrontation between General Relativity and Experiment 2006 J Hafele R Keating Around the World Atomic Clocks Predicted Relativistic Time Gains In Science 177 Jahrgang Nr 4044 14 Juli 1972 S 166 168 doi 10 1126 science 177 4044 166 PMID 17779917 bibcode 1972Sci 177 166H sciencemag org abgerufen am 18 September 2006 J Hafele R Keating Around the World Atomic Clocks Observed Relativistic Time Gains In Science 177 Jahrgang Nr 4044 14 Juli 1972 S 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