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Das Kennedy Thorndike Experiment 1932 sollte nachweisen ob die Anderung der Geschwindigkeit des Beobachters in verschiedenen Inertialsystemen einen Einfluss auf die Ausbreitung des Lichtes hat 1 Es ist eine Variante des Michelson Morley Experiments bei der die Seitenarme des benutzten Interferometers unterschiedlich lang sind Das durchgefuhrte Experiment lieferte in Ubereinstimmung mit der Speziellen Relativitatstheorie ein Nullresultat und bestatigte dass neben der Langenkontraktion auch die Zeitdilatation angenommen werden muss Nach diesem indirekten Nachweis erfolgte der erste direkte Nachweis der Zeitdilatation durch das Ives Stilwell Experiment Aus der Kombination der Resultate dieser drei Experimente dem Michelson Morley Experiment zur Messung der Abhangigkeit der Lichtgeschwindigkeit von der Beobachterorientierung dem Kennedy Thorndike Experiment zur Messung der Abhangigkeit der Lichtgeschwindigkeit von der Beobachtergeschwindigkeit und dem Ives Stilwell Experiment zur Messung der Zeitdilatation kann die Lorentz Transformation abgeleitet werden 2 Das Experiment wurde zuerst von Roy J Kennedy und Edward M Thorndike durchgefuhrt Das Kennedy Thorndike Experiment Hg Quecksilberdampflampe P Photoplatte mit Belichtungsschlitz S V Vakuumkammer W Wasserummantelung zur Temperaturstabilisierung N nicolsches Prisma B Strahlteiler im Brewster Winkel M1 M2 SpiegelModerne Kennedy Thorndike Experimente mit denen dieselben Zusammenhange zwischen Beobachtergeschwindigkeit und Lichtgeschwindigkeit bzw zwischen Zeitdilatation und Langenkontraktion untersucht werden werden bis heute mit deutlich grosserer Genauigkeit mittels optischer Resonatoren und Lunar Laser Ranging durchgefuhrt und bestatigen das ursprungliche Resultat vgl Tests der speziellen Relativitatstheorie fur weitere Experimente Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Das Experiment 3 Theorie 3 1 Allgemeine Theorie des Experiments 3 2 Bedeutung fur die Relativitatstheorie 4 Moderne Experimente 4 1 Resonator Experimente 4 2 Lunar Laser Ranging 5 EinzelbelegeGeschichte Bearbeiten Hauptartikel Geschichte der speziellen Relativitatstheorie Das Kennedy Thorndike Experiment ist eine Variante des Michelson Morley Experiments 1887 Mit letzterem sollte die Existenz einer Relativbewegung zwischen Erde und Ather Atherwind festgestellt werden doch das Ergebnis war negativ Um diesen negativen Ausgang zu erklaren wurde von George Francis FitzGerald 1889 und Hendrik Antoon Lorentz 1892 die Existenz einer Langenkontraktion postuliert Diese ursprungliche Kontraktionshypothese wurde von Hendrik Antoon Lorentz aufgrund der Experimente von Rayleigh und Brace 1902 1904 und des Trouton Noble Experiments 1903 durch die Hinzunahme der Zeitdilatation zur Lorentz Transformation erweitert und mundete in der von Albert Einstein 1905 formulierten und bis heute gultigen Speziellen Relativitatstheorie Dies wurde durch das Kennedy Thorndike Experiment mit dem das Verhaltnis zwischen Langenkontraktion und Zeitdilatation bestimmt wird und dem Ives Stilwell Experiment mit dem die Zeitdilatation direkt gemessen wird bestatigt Ausser durch die spezielle Relativitatstheorie kann dieses Experiment auch durch einen vollstandig mitgefuhrten Ather oder die Emissionstheorie erklart werden jedoch sind diese beiden Theorien bereits durch andere Experimente widerlegt worden und mussen nicht mehr berucksichtigt werden Das Experiment BearbeitenUm nachzuweisen ob die Zeitdilatation neben der Langenkontraktion notwendig ist anderten Kennedy und Thorndike 1932 das Michelson Morley Experiment insofern ab indem sie einen Arm des Interferometers sehr viel kurzer als den anderen machten Der Langenunterschied betrug 16 cm eine grossere Differenz schied aus experimentellen Grunden die Koharenz der Lichtquelle musste gesichert bleiben aus Ausserdem drehten Kennedy und Thorndike das Interferometer nicht sondern beobachteten mogliche Veranderungen in den Interferenzmustern aufgrund einer Anderung der Geschwindigkeit der Erde in den jeweiligen Armen des Interferometers da sich die Richtung und der Betrag der Umlaufgeschwindigkeit um die Sonne andert uber einige Monate Gabe es nur die Langenkontraktion verschoben sich auch die Interferenzstreifen und das Ergebnis wurde positiv ausfallen Bei Anderung der Geschwindigkeit im langeren Arm ergabe sich eine relative Verschiebung der Interferenzmuster aufgrund der Langenkontraktion Nur wenn sich die Frequenz im Sinne der Zeitdilatation im selben Verhaltnis anderte ware das Ergebnis negativ das heisst es wurde keine Verschiebung beobachtet Um eine solche Verschiebung uber mehrere Monate feststellen zu konnen wurde das Interferometer extrem stabil gebaut und die Interferenzmuster wurden fur spatere Vergleiche fotografiert Die Tests wurden uber mehrere Monate hinweg ausgefuhrt Als keine signifikante Verschiebung festgestellt werden konnte Obergrenze fur Geschwindigkeitsanderungen von 10 10 km s schlossen die Experimentatoren dass die ursprungliche Kontraktionshypothese alleine nicht ausreicht und somit die Zeitdilatation tatsachlich existiert Theorie BearbeitenAllgemeine Theorie des Experiments Bearbeiten nbsp Die vom Licht zuruckgelegten StreckenWird ein Interferometer mit zwei senkrecht zueinander stehenden Armen der Langen LL und LT benutzt wie beim Michelson Morley Experiment oder dem Kennedy Thorndike Experiment dann ergeben sich folgende Streckendifferenzen wobei DLA ist die ursprungliche Differenz und vA die ursprungliche Geschwindigkeit des Apparats und DLB und vB nach einer Rotation bzw einer Geschwindigkeitsanderung des Apparats aufgrund der Erdrotation oder der Umkreisung der Sonne 3 4 D L A 2 L L 1 v A 2 c 2 2 L T 1 v A 2 c 2 displaystyle Delta L A frac 2L L 1 v A 2 c 2 frac 2L T sqrt 1 v A 2 c 2 nbsp D L B 2 L L 1 v B 2 c 2 2 L T 1 v B 2 c 2 displaystyle Delta L B frac 2L L sqrt 1 v B 2 c 2 frac 2L T 1 v B 2 c 2 nbsp DLA und DLB sind nicht gleich woraus folgt dass die Lichtgeschwindigkeit von der Orientierung des Apparats abhangt Diese Differenz verschwindet allerdings wenn der Apparat eine Langenkontraktion in Bewegungsrichtung erfahrt also D L A 2 L L L T 1 v A 2 c 2 D L B 2 L L L T 1 v B 2 c 2 displaystyle Delta L A frac 2 left L L L T right sqrt 1 v A 2 c 2 qquad Delta L B frac 2 left L L L T right sqrt 1 v B 2 c 2 nbsp Daraus ergibt sich aber dass die Streckendifferenzen nur dann gleich sind wenn die beiden Geschwindigkeiten vA und vB ubereinstimmen Unterschiedliche Geschwindigkeiten wurden namlich zu Unterschieden zwischen DLA und DLB fuhren Das betrifft nicht das Michelson Morley Experiment denn hier ist von vornherein LL LT und somit DLA DLB 0 Deswegen wird mit diesem Test ausschliesslich die Abhangigkeit der Lichtgeschwindigkeit von der Orientierung des Apparats gemessen wofur die Langenkontraktion alleine ausreicht Hingegen beim Kennedy Thorndike Experiment sind die Interferometerarme unterschiedlich lang weswegen mit diesem Test die Abhangigkeit der Lichtgeschwindigkeit von der Geschwindigkeit des Apparats uberpruft werden kann 2 Gemass obiger Formel ergibt sich der Streckenunterschied DLA DLB und folglich die erwartete Streifenverschiebung wobei l die Wellenlange ist mit 3 D N D L A D L B l 2 L L L T l 1 1 v A 2 c 2 1 1 v B 2 c 2 displaystyle Delta N frac Delta L A Delta L B lambda frac 2 left L L L T right lambda left frac 1 sqrt 1 v A 2 c 2 frac 1 sqrt 1 v B 2 c 2 right nbsp oder wenn nur Grossen zweiter Ordnung in v c berucksichtigt werden L L L T l v A 2 v B 2 c 2 displaystyle approx frac L L L T lambda left frac v A 2 v B 2 c 2 right nbsp Um diese Streifenverschiebung zu verhindern muss die Frequenz und damit die Wellenlange l durch einen Faktor modifiziert werden der genau der Zeitdilatation entspricht Das bedeutet sowohl Langenkontraktion als auch Zeitdilatation zusammen konnen die Resultate dieses und ahnlicher Experimente erklaren Bedeutung fur die Relativitatstheorie Bearbeiten Bereits 1905 zeigten Henri Poincare und Albert Einstein dass die Lorentz Transformationen nur dann eine Gruppe bilden wenn Langenkontraktion und Zeitdilatation die exakt relativistischen Werte haben Die Gruppeneigenschaft ist wiederum eine notwendige Forderung des in der Erfahrung immer wieder bestatigten Relativitatsprinzips Nun glaubten Kennedy und Thorndike dass es auch moglich sei die Lorentz Transformation nur aus den Ergebnissen des Michelson Morley Experiments und des Kennedy Thorndike Experiments herzuleiten Das ist streng genommen nicht korrekt da Langenkontraktion und Zeitdilatation in ihrer exakt relativistischen Gestalt zwar ausreichend aber nicht notwendig sind um die Experimente zu erklaren Dies folgt daraus dass die Langenkontraktion in Bewegungsrichtung der Korper nur ein Spezialfall der moglichen Erklarungen fur das Michelson Morley Experiment sind Allgemein muss nur angenommen werden dass die Dimensionen bewegter Korper in longitudinaler und transversaler Richtung zueinander im Verhaltnis des Lorentz Faktors stehen das beinhaltet unendlich viele Kombinationsmoglichkeiten von Langenverkurzungen und dehnungen Das beeinflusst auch die Rolle der Zeitdilatation im Kennedy Thorndike Experiment da deren Wert in der Analyse des Experiments vom Wert der Langenkontraktion abhangt Deswegen ist es notwendig dass ein drittes Experiment berucksichtigt wird das Ives Stilwell Experiment um die Lorentz Transformation exakt abzuleiten 2 Etwas genauer Howard P Robertson und andere 2 5 zeigten auf dass folgendes Schema vgl Robertson Mansouri Sexl Testtheorie zur Analyse der Experimente verwendet werden kann a entspricht Zeitveranderungen b Langenanderungen in Bewegungsrichtung und d Langenanderungen senkrecht zur Bewegungsrichtung Das Michelson Morley Experiment testet die Kombination von b und d und das Kennedy Thorndike Experiment die Kombination von a und b Somit hangt a von b ab das wiederum von d abhangt Da nur die genannten Kombinationen dieser Ausdrucke durch diese beiden Experimente bestimmt werden konnen nicht jedoch ihre individuellen Werte ist es notwendig einen dieser Ausdrucke direkt experimentell zu bestimmen Das wurde mittels des Ives Stilwell Experiments erreicht mit dem a in Ubereinstimmung mit der relativistischen Zeitdilatation gemessen wurde Wird dieser Wert von a mit dem Kennedy Thorndike Nullresultat kombiniert ergibt sich fur b notwendigerweise der Wert der relativistischen Langenkontraktion Wird wiederum dieser Wert von b mit dem Michelson Morley Nullresultat kombiniert ergibt sich dass d gleich Null sein muss Dadurch sind experimentell die exakten Eigenschaften der Lorentz Transformation gegeben wie sie sich auch theoretisch aus den Forderungen der Gruppentheorie ergeben Moderne Experimente BearbeitenSiehe auch Moderne Tests der Lorentzinvarianz Resonator Experimente Bearbeiten Experimente vom Kennedy Thorndike Typ sowie vom Michelson Morley Typ werden bis heute in unterschiedlichen Variationen durchgefuhrt und zwar unter Benutzung von Laser Maser oder optischen Resonatoren Anisotropien im Sinne einer Abhangigkeit von der Geschwindigkeit des Beobachters und somit Tests des Zusammenhangs zwischen Langenkontraktion und Zeitdilatation im Sinne der Robertson Mansouri Sexl Testheorie RMS wurden mit erheblich vergrosserter Prazision ausgeschlossen Zum Vergleich Im Rahmen von RMS erreichte das ursprungliche Experiment eine Genauigkeit von 10 2 5 Autor Jahr Beschreibung MaximaleGeschwindigkeits abhangigkeitHils and Hall 6 1990 Es werden die Frequenzen eines optischen Fabry Perot Resonators mit denen eines Lasers verglichen der zu einer I2 Linie stabilisiert wurde 10 5 displaystyle lesssim 10 5 nbsp Braxmaier et al 7 2002 Die Frequenzen eines kryogenischen optischen Resonators mit einer I2 Linie verglichen wobei zwei Nd YAG Laser benutzt wurden Wolf et al 8 2003 Die Frequenz eines kryogenischen Mikrowellen Oszillators wird mit einem Wasserstoffmaser vergleichen Daten zwischen 2001 und 2002 wurden analysiert 10 7 displaystyle lesssim 10 7 nbsp Wolf et al 9 2004 Siehe Wolf et al 2003 Daten zwischen 2002 und 2003 wurden analysiert Tobar et al 10 2009 Siehe Wolf et al 2003 Daten zwischen 2002 und 2008 wurden analysiert 10 8 displaystyle lesssim 10 8 nbsp Lunar Laser Ranging Bearbeiten Neben diesen terrestrischen Varianten fuhrten Muller und Soffel 1995 11 und Muller et al 1999 12 eine Art Kennedy Thorndike Experiment mit Lunar Laser Ranging also anhand von Entfernungsmessungen Erde Mond durch Eine etwaige Abhangigkeit der Lichtgeschwindigkeit von der Geschwindigkeit des Beobachters relativ zu einem bevorzugten Bezugssystems musste im Laufe des Jahres zu Veranderungen der Laufzeit und somit zu Variationen in der gemessenen Entfernung Erde Mond fuhren Um dies auszugleichen mussen wie in allen anderen Kennedy Thorndike Experimenten sowohl Langenkontraktion als auch Zeitdilatation die exakt relativistischen Werte annehmen Da die Zeitdilatation experimentell bereits sehr genau nachgewiesen wurde hatte ein positives Ergebnis neben einer Abhangigkeit der Lichtgeschwindigkeit vom Beobachter auch eine Veranderlichkeit der Langenkontraktion bedeutet Das Ergebnis war negativ mit einer maximalen Geschwindigkeitsabhangigkeit von 10 5 12 was vergleichbar ist mit den terrestrischen Experimenten von Hils und Hall 1990 Einzelbelege Bearbeiten R J Kennedy E M Thorndike Experimental Establishment of the Relativity of Time In Physical Review 42 Jahrgang Nr 3 1932 S 400 418 doi 10 1103 PhysRev 42 400 bibcode 1932PhRv 42 400K a b c d H P Robertson Postulate versus Observation in the Special Theory of Relativity In Reviews of Modern Physics 21 Jahrgang Nr 3 1949 S 378 382 doi 10 1103 RevModPhys 21 378 a b Albert Shadowitz Special relativity Reprint of 1968 edition Auflage Courier Dover Publications 1988 ISBN 0 486 65743 4 S 161 Robert Resnick Introduction to Special Relativity Wiley 1968 a b R Mansouri R U Sexl A test theory of special relativity III Second order tests In General Relat Gravit 8 Jahrgang Nr 10 1977 S 809 814 doi 10 1007 BF00759585 bibcode 1977GReGr 8 809M Dieter Hils J L Hall Improved Kennedy Thorndike experiment to test special relativity In Phys Rev Lett 64 Jahrgang Nr 15 1990 S 1697 1700 doi 10 1103 PhysRevLett 64 1697 PMID 10041466 bibcode 1990PhRvL 64 1697H C Braxmaier et al Tests of Relativity Using a Cryogenic Optical Resonator In Phys Rev Lett 88 Jahrgang Nr 1 2002 S 010401 doi 10 1103 PhysRevLett 88 010401 PMID 11800924 bibcode 2002PhRvL 88a0401B P Wolf et al Tests of Lorentz Invariance using a Microwave Resonator In Physical Review Letters 90 Jahrgang Nr 6 2003 S 060402 doi 10 1103 PhysRevLett 90 060402 PMID 12633279 arxiv gr qc 0210049 bibcode 2003PhRvL 90f0402W P Wolf et al Whispering Gallery Resonators and Tests of Lorentz Invariance In General Relativity and Gravitation 36 Jahrgang Nr 10 2004 S 2351 2372 doi 10 1023 B GERG 0000046188 87741 51 arxiv gr qc 0401017 bibcode 2004GReGr 36 2351W M E Tobar et al Testing local Lorentz and position invariance and variation of fundamental constants by searching the derivative of the comparison frequency between a cryogenic sapphire oscillator and hydrogen maser In Physical Review D 81 Jahrgang Nr 2 2010 S 022003 doi 10 1103 PhysRevD 81 022003 arxiv 0912 2803 bibcode 2010PhRvD 81b2003T J Muller M H Soffel A Kennedy Thorndike experiment using LLR data In Physics Letters A 198 Jahrgang 1995 S 71 73 doi 10 1016 0375 9601 94 01001 B a b J Muller et al Improved Determination of Relativistic Quantities from LLR In Proceedings of the 11th International Workshop on Laser Ranging Instrumentation 10 Jahrgang 1999 S 216 222 nasa gov PDF Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kennedy Thorndike Experiment amp oldid 237063840