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Der Brewster Winkel nach Sir David Brewster 1781 1868 oder Polarisationswinkel ist eine Grosse der Optik Er gibt den Winkel an bei dem von Licht das auf die Grenzflache zweier dielektrischer Medien einfallt nur die senkrecht zur Einfallsebene polarisierten Anteile bezogen auf die elektrische Feldkomponente reflektiert werden Das reflektierte Licht ist dann linear polarisiert Man spricht von einem Pseudo Brewster Winkel wenn die Reflexion an der Grenzflache zweier Medien erfolgt von denen mindestens eines kein ideales Dielektrikum ist Dann wird das reflektierte Licht nur teilweise polarisiert 1 Inhaltsverzeichnis 1 Phanomenologische Beschreibung 2 Physikalische Grundlagen 3 Brewstersches Gesetz 4 Beispiel Reflexion an Glas 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweisePhanomenologische Beschreibung Bearbeiten nbsp Lage des Brewster Winkels bei der Reflexion von Licht an der Grenzflache zweier idealer Dielektrika k1 k2 0 nbsp Darstellung des Brewster Winkels 8 B displaystyle theta mathrm B nbsp Eine elektromagnetische Welle z B sichtbares Licht welche nicht senkrecht auf eine Grenzflache zwischen zwei Medien auftrifft wird teilweise reflektiert und teilweise in das zweite Medium hinein gebrochen Der reflektierte bzw der gebrochene Anteil ist dabei zumindest teilweise polarisiert Dies lasst sich beispielsweise mithilfe eines Polarisationsfilters beobachten Wenn man bei konstantem Einfallswinkel den Filter um die Ausbreitungsrichtung des reflektierten Lichtes rotiert so lasst sich ein Helligkeitsminimum feststellen wenn die Transmissionsachse des Filters in der Einfallsebene der Welle liegt Die Tiefe dieses Helligkeitsminimums ist abhangig vom gewahlten Einfallswinkel Bei einem bestimmten Einfallswinkel ist die Helligkeit im Minimum null es wird dann also nur noch senkrecht zur Einfallsebene polarisiertes Licht reflektiert Dieser Einfallswinkel wird Brewster Winkel genannt Sein Wert ist abhangig von den Brechungsindizes der Medien zwischen denen der Ubergang stattfindet Er ist also abhangig vom Material der Medien und von der Frequenz der elektromagnetischen Welle Die Beobachtungen werden durch die fresnelschen Formeln beschrieben mit deren Hilfe sich das Reflexionsvermogen in Abhangigkeit vom Einfallswinkel 8 1 displaystyle theta mathrm 1 nbsp und den Brechungsindizes n 1 displaystyle n 1 nbsp n 2 displaystyle n 2 nbsp fur die jeweilige Polarisation des einfallenden Lichts berechnen lasst siehe Abbildung Physikalische Grundlagen BearbeitenEine unpolarisierte Welle lasst sich in zwei zueinander senkrecht linear polarisierte Anteile zerlegen Die Vektoren der elektrischen Feldstarke liegen dabei senkrecht bzw parallel zur Einfallsebene senkrecht bzw parallel linear polarisierter Anteil auch s bzw p Polarisation genannt Der eintreffende Lichtstrahl regt die Elektronen des Materials zum Schwingen an Verschiebungspolarisation Es entsteht dadurch eine Ansammlung von atomaren Dipolen hertzsche Dipole die in Polarisationsrichtung schwingen und dadurch Sekundarwellen ausstrahlen die nur in Richtung des reflektierten und des gebrochenen Strahles konstruktiv interferieren Beim senkrecht polarisierten Anteil liegen Ein und Ausfallsrichtung senkrecht zur Schwingungsrichtung der Dipole und somit in einer Richtung in die ein hertzscher Dipol maximal ausstrahlt Dabei bleibt die Polarisation erhalten Anders verhalt es sich bei der Anregung durch den parallel polarisierten Anteil hier ergibt sich ein vom Einfallswinkel 8 1 displaystyle theta 1 nbsp veranderlicher Winkel a 90 8 1 8 2 displaystyle alpha 90 circ theta 1 theta 2 nbsp zwischen der Schwingungsrichtung der hertzschen Dipole und der Richtung der reflektierten Welle Mit dem Anregungswinkel variiert auch die Strahlungsintensitat I displaystyle I nbsp des Dipols I sin 2 a displaystyle I sim sin 2 alpha nbsp daher werden beide Polarisationsanteile mit unterschiedlicher Intensitat abgestrahlt und das reflektierte Licht ist teilweise polarisiert Im Fall a 0 displaystyle alpha 0 nbsp Richtung der Dipolachse ist identisch mit der Richtung der Reflexion erfolgt fur den parallel polarisierten Anteil keine Abstrahlung der Dipole in Reflexionsrichtung und das reflektierte Licht ist vollstandig senkrecht linear polarisiert Brewstersches Gesetz BearbeitenDer Einfallswinkel 8 B displaystyle theta B nbsp Brewster Winkel unter dem beim Ubergang zwischen zwei beliebigen nicht magnetisierbaren Medien das reflektierte Licht vollstandig senkrecht polarisiert ist lasst sich aus dem snelliusschen Brechungsgesetz und der zuvor beschriebenen Strahlungscharakteristik der Dipole erzwungene Schwingung herleiten Im Folgenden wird angenommen dass der Strahl von der Luft aus auf ein anderes Material trifft Fur Luft kann man in guter Naherung einen Brechungsindex von n 1 1 displaystyle n 1 1 nbsp annehmen Das Material habe den Brechungsindex n 2 displaystyle n 2 nbsp Das snelliussche Brechungsgesetz lautet n 1 sin 8 1 n 2 sin 8 2 displaystyle n 1 sin left theta 1 right n 2 sin left theta 2 right nbsp Fur einen im Brewster Winkel einfallenden Strahl verlauft der gebrochene Strahl senkrecht zum reflektierten Strahl 8 1 8 B displaystyle theta 1 theta mathrm B nbsp 8 2 90 8 B displaystyle theta 2 90 circ theta mathrm B nbsp zusammen mit dem Reflexionsgesetz Einfallswinkel 8 1 displaystyle theta 1 nbsp gleich Reflexionswinkel 8 a displaystyle theta mathrm a nbsp erhalt man durch Einsetzen n 1 sin 8 B n 2 sin 90 8 B n 2 cos 8 B displaystyle n 1 sin left theta mathrm B right n 2 sin left 90 circ theta mathrm B right n 2 cos left theta mathrm B right nbsp und nach Umstellen 8 B arctan n 2 n 1 displaystyle theta mathrm B arctan left frac n 2 n 1 right nbsp brewstersches Gesetz Beispiel Reflexion an Glas Bearbeiten nbsp Schema eines auf dem Brewster Winkel basierenden Polarisators Um den Grad der Polarisation zu erhohen sind mehrere Einzelpolarisatoren hintereinander platziert Anhand des vorhergehenden Abschnittes ist erkennbar dass eine Glasplatte als Polarisator verwendet werden kann indem man sie im Brewster Winkel bestrahlt Mit den oben bezeichneten Winkeln und dem Brechungsgesetz gilt 8 a 90 8 2 180 8 2 90 8 1 displaystyle theta mathrm a 90 circ theta 2 180 circ quad theta 2 90 circ theta 1 nbsp 8 1 8 a displaystyle theta 1 theta mathrm a nbsp Unter der Annahme bei den verwendeten Materialien Luft n 1 1 displaystyle n 1 1 nbsp und gewohnlichem Glas Kalk Natron Glas n 2 1 55 displaystyle n 2 1 55 nbsp beachte kein Quarzglas S i O 2 displaystyle mathrm SiO 2 nbsp dort n 2 1 46 displaystyle n 2 1 46 nbsp und 8 B L u f t S i O 2 displaystyle theta mathrm B mathrm Luft SiO 2 nbsp entsprechend 55 59 displaystyle 55 59 circ nbsp handele es sich um ideale nicht absorbierende Materialien Dielektrika gilt das oben beschriebene brewstersche Gesetz 8 B arctan n 2 n 1 displaystyle theta mathrm B arctan left frac n 2 n 1 right nbsp Fur den Ubergang von Luft in Glas ergibt sich ein Brewster Winkel 8 B L u f t G l a s arctan n 2 n 1 arctan 1 55 1 0 57 17 displaystyle theta mathrm B mathrm Luft Glas arctan left frac n 2 n 1 right arctan left frac 1 55 1 0 right 57 17 circ nbsp Gemass den Fresnel Gleichungen ergeben sich fur den senkrechten bzw parallelen Anteil des einfallenden Lichtes folgende Reflexionsgrade R s displaystyle R s nbsp bzw R p displaystyle R p nbsp R s r s 2 n 1 cos 8 1 n 2 cos 8 2 n 1 cos 8 1 n 2 cos 8 2 2 cos 8 B L u f t G l a s n 2 sin 2 8 B L u f t G l a s cos 8 B L u f t G l a s n 2 sin 2 8 B L u f t G l a s 2 0 169 9 16 99 displaystyle R s r s 2 left frac n 1 cos theta 1 n 2 cos theta 2 n 1 cos theta 1 n 2 cos theta 2 right 2 left frac cos theta B mathrm Luft Glas sqrt tilde n 2 sin 2 theta B mathrm Luft Glas cos theta B mathrm Luft Glas sqrt tilde n 2 sin 2 theta B mathrm Luft Glas right 2 0 1699 16 99 nbsp R p r p 2 n 2 cos 8 1 n 1 cos 8 2 n 2 cos 8 1 n 1 cos 8 2 2 n 2 cos 8 B L u f t G l a s n 2 sin 2 8 B L u f t G l a s n 2 cos 8 B L u f t G l a s n 2 sin 2 8 B L u f t G l a s 2 0 0 0 0 displaystyle R p r p 2 left frac n 2 cos theta 1 n 1 cos theta 2 n 2 cos theta 1 n 1 cos theta 2 right 2 left frac tilde n 2 cos theta B mathrm Luft Glas sqrt tilde n 2 sin 2 theta B mathrm Luft Glas tilde n 2 cos theta B mathrm Luft Glas sqrt tilde n 2 sin 2 theta B mathrm Luft Glas right 2 0 0 0 0 nbsp mit n n 2 n 1 displaystyle tilde n frac n 2 n 1 nbsp und 8 1 8 B L u f t G l a s displaystyle theta 1 theta B mathrm Luft Glas nbsp Das reflektierte Licht ist demnach vollstandig senkrecht zur Einfallsebene linear polarisiert Bei Einstrahlung unpolarisierten Lichts alle Polarisationen gleich stark vertreten lasst sich der Reflexionsgrad uber das arithmetische Mittel der beiden Komponenten bestimmen es gilt R R s R p 2 displaystyle R frac R s R p 2 nbsp Fur den beschriebenen Ubergang von unpolarisiertem Licht werden daher nur 8 5 der eingestrahlten Intensitat im Brewster Winkel reflektiert Literatur BearbeitenF Pedrotti L Pedrotti W Bausch H Schmidt Optik fur Ingenieure Grundlagen 2 Auflage Springer Berlin 2001 ISBN 3 540 67379 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Polarisator Sammlung von BildernEinzelnachweise Bearbeiten Edward D Palik Hrsg Handbook of Optical Constants of Solids Vol 1 Academic Press 1997 ISBN 0 08 052375 7 S 71 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Brewster Winkel amp oldid 230753425